Das Rennen Paris—Berlin. Originalbericht für „Radlerin und Radler“. Wohl noch niemals ist ein gigantischeres sportliches Unternehmen in Scene gegangen als das Automobilrennen Paris—Berlin. Ein immenses Aufgebot an Organisation, Ma schinen, Menschen und Geld war vorhanden, und ist es wohl kaum möglich, dies alles noch zu überbieten. Ob gerade dieses Rennen einen sportlichen oder nur materiellen Wert gehabt hat, darüber wird man noch lange streiten. Eines steht fest, und dies betonte auch der Handels minister in seiner Rede beim Festbankette in Berlin, dass das Rennen hauptsächlich dazu beigetragen hat, die Automobil industrie zu heben und zu fördern. Und das ist für uns die Hauptsache, denn blüht die Industrie, so blüht auch der Sport. Ueber die Einzelheiten dieses bisher einzig dastehenden Rennens haben wir bereits in voriger Nummer ausführlich be richtet. Fournier, der Sieger der Rennklasse und somit der Sieger des Rennens überhaupt, lenkt natürlich das Hauptinteresse auf sich. *_Wir bringen hier sein wohlgetroffenes Portrait. Fournier der Sieger im Automobilrennen Paris—Berlin. Fournier war noch im Jahre 1896 Rad-Rennfahrer und trainierte in Graz unter Leitung Gayer’s. Im Juni desselben Jahres startete er im österreichischen Derby in Wien mit Huet, Büchner, Reininger etc. Fournier vermochte zwar aus dem grossen Rennen keinen Preis davonzutragen, aber er spielte doch eine besondere Rolle in der Konkurrenz. Im zweiten Derbylauf, der über 10 000 m führte, schuf er einen neuen österreichischen Rekord über 500 m, die er in 34 3 / 5 Sekunden zurücklegte. Fournier fiel damals besonders im dritten Lauf auf, als er förmlich tollkühn durch eine schmale Lücke mit schärfstem Antritt den Gegnern davonzugehen versuchte. Er placierte sich in diesem Lauf als Dritter. Der Sieg, den er jetzt beim Automobilrennen errungen hat, ist auch in materieller Hinsicht nicht unbeträchtlich, man spricht von 80 000 Frcs. Ergebnis, wobei man wohl den Rennwagen, den ihm der Fabrikant Mors zum Geschenk machte, mit einrechnete. Charakteristisch für die Aufnahme, die Fournier hier gefunden, ist folgende kleine Szene, welche sich am Ziele, d. h. im Restaurationsgarten der Rennbahn Westend, abspielte. Als Fournier sich gewaschen hatte und die Gratulationen ihr Ende erreichten, nahm er, umgeben von seinen Freunden, im Garten Platz, um sich auch innerlich zu restaurieren. Nach einer kleinen Weile kam ein Herr auf ihn zu und machte ihm die Mitteilung, dass jene hübsche Dame, welche in unmittel barer Nähe von ihm, d. h. an einem ihm gegenüber liegenden Tische sass, die Aeusserung that: „sie würde Fournier, den Sieger, am liebsten küssen.“ Rasch entschlossen sprang Fournier auf, ging auf das be treffende Fräulein zu und gab ihr einen Kuss. — Tableau. Das Fräulein war die Tochter eines in Automobilkreisen sehr bekannten Herrn. Eine Aufgabe, die mit grösster Sorgfalt durchgeführt werden musste und daher lange Zeit in Anspruch nahm, war das Ausrechnen der reinen Fahrzeit der Automobilfemfahrt. In allen neutralisierten Orten war eine bestimmte Fahrzeit vor geschrieben, die genau eingehalten werden musste und ins gesamt 8 Stunden betrug. Die reine Fahrzeit war folgende: Rennwagen. 1. Fournier, Mors 16 St. 05 Min. 2. Girardot, Panhard .... 17 07 3. R. de Knyff, Panhard . . . 17 11 y 4. Brasier, Mors 17 n 42 5. H. Farman, Panhard . . . 18 r 21 6. Charron, „ ... 18 y> 51 7. Axt, „ ... 18 58 y 8. Jarrot, „ ... 19 *> 34 y 9. Chauchard, „ ... 19 y 36 10. Gilles Hourgiere, Mors . . . 19 y» 38 11. E. Heath, Panhard .... 19 n 43 12. Voigt, „ .... 20 r 39 y 13. Leys, „ .... 21 r 28 y 14. Werner, Mercedes .... 22 y 01 15. Van der Heyden, Panhard 22 r 07 16. Clement, Panhard .... 22 y 21 17. Lemaitre, Mercedes .... 23 y 20 18. Rolls, Mors 24 y 01 19. Madame du Gast, Panhard 26 r 36 20. Brillie, Soc. Nanc. Alkohol 29 n 20 21. J. de Cranchez, Pieper . . . 29 33 22. de Turchheim, de Dietrich 39 y 41 Leichte Wagen. 1. Giraud, Panhard 19 St. 51 Min. 2. Teste, „ 22 y 34 3. Berteaux, „ 22 y 35 4. Sincholle, Darracq .... 22 46 5. Edmond, „ 23 r> 32 6. Kraeutler. Peugeot .... 25 06 7. Rolland, Gobron 25 y 12 8. J. Gondoin, Panhard . . . 25 y 46 9. Mercy, Gladiator 25 y 49 10. Dernier, Gobron 27 y 4(> 11. Haban, Nesselsdorf .... 31 y 07 12. Collins, Sirene 33 y 38 13. Rigolly, Gobron-Brillie . . . 35 y 58 y 14. Peschard, Pieper 37 y 59 15. Turgan, Turgan-Foy . . . . 38 T> 49 y