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Radlerin und Radler : 15.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411907697-190211158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411907697-19021115
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- oai:de:slub-dresden:db:id-411907697-19021115
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRadlerin und Radler
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-15
- Monat1902-11
- Jahr1902
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- Radlerin und Radler : 15.11.1902
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Wen Lieb' und Schramme quält, Thut gut, wenn er vom Magen Aus — Herz und Hand sich stählt. Ein „Bratwurstküchle" giebt's hier, Ein „Bratwurstherzle" dann, Und wer drin sitzt und liebt's Bier, Hat eitel Freude dran. Wenn wir kort aber haben Genügend nicht jedoch, Dann gehn wir, uns zu laben, Ins „Bratwurstglöckle" noch. In Küchen, Herzen, Glocken Giebt's, soviel sag' ich Dir, Wenn wir dort sind, Frohlocken Und Bier und Bier und Bier!" 6. Tag: Ruhepause. Sonntag war's. Die Glocken klangen Von Sankt Lorenz und Sankt Sebald, Als ich durch die Stadt gegangen, Die mir als der Reise Ziel galt. Freilich hat!' ich ja beim Wandern Noch ein lieber' Ziel gefunden, Doch ich habe auch am andern Gern genossen srohe Stunden. Wen'ge deutsche Städte weiß ich, Die so herrlich sich entfaltet Als wie Nürnberg. Und ich preis' dich, Alte Stadt, die nie veraltet! Neben deiner Vorzeit großen Kunstgebildcn, Kirchen, Hallen Glühn alljährlich neue Rosen, Aller Welt ein Wohlgefallen. Und in diesen Frühlingstagen Bist von Primeln du umgeben, Deren Düfte windgctragen Sich zu deinen Zinnen heben. Greise gleich, zu deren Füßen Frische Enkelkinder stürmen, Also scheinst du mich zu grüßen Mit den Blumen vor den Thürmen! Während ich die Stadt betrachte, War für mich im Postgebäude Schon ein Mädchen, und sie brachte Mir von dort dip Post für heute. Viel bedruckt' Papier. Daneben Briefe von daheim. Zwei Kanten Aus dem Ausland: Das ist eben Alles, was sich ließ erwarten. Halt! Da hat in Zeitnngsblätter Noch ein Briefchen sich verkrochen. Stempel ,Karlsbad". Alle Wetter! Und die Handschrift wie gestochen! Alles andre laß ich liegen, Um des holden Mädchens Worte Liebednrstig zu durchfliegen: „Papa wird an diesem Orte Baldigst seine Kur beenden. Und weil Elster Sie so priesen, Wollen wir uns dorthin wenden, Um die Nachkur zu genießen. Ihnen aber, der uns brachte Ans den Einfall — viele Grüße!" Ach, wie mich so glücklich machte Durch den kurzen Brief die Süße! Jetzt erst fühlt' ich Festtagswonne Voll mir durch die Seele glühen, Und am Himmel schien die Sonne Glanz und Glut und Glück zu sprühen. (Schluß folgt.) (Vom (Wemkand nach Frankreich und Kpanien. Preisarbeit von Hubert Vierling, eanck. ollem. (Fortsetzung.) Am vierten Tag bin ich um 6 Uhr schon auf den Pedalen. Von Chalon ab hört der Zug nach Westen auf, es wird stramm nach Süden gesteuert, immer der Saöne entlang, zur Rechten stets ein mäßig hohes Gebirge, zur Linken der Fluß und darüber eine bleite Ebene. Es fällt mir heute und noch mehr die folgenden Tage auf, wie wenig Leuten ich begegne. Diese lauge Verkehrs ader längs der Saone und Rhone, die gleich dem Rhein Nord und Süd verbindet, ist im Vergleich zu diesem ziemlich verkehrsarm. Eigentümlich ist die Bau- und Bespannungsart des Lastfuhrwerks, das aus einem langgestreckten Karren besteht, der zwischen zwei sehr hohen Rädern sich schaukelt; die Pferde, oft 3—4 an de. Zahl, sind nicht nebeneinander, sondern voreinander gespanntr Aber man sieht nur wenige und fast gar keine Radfahrer, welche die große Hitze wohl alle von der Landstraße hinweggctrieben hat. Die wenigen Fahrer, die mir begegnet sind, fuhren stumm vorüber; der Franzose hat keinen dem „All Heil!" entsprechenden Gruße höchstens ein „Salut!". Bald bin ich in der Gcburtsstadt Lamartine's, Mäcon, einer Stadt von ca. 2000 Einwohnern, die ich ohne Aufenthalt durchfahre. Kurz vor Lyon führt die Straße ziemlich steil den Berg hinauf — durchaus nicht zu meiner Freude! Endlich bin ich oben, aber reichlich belohnt für meine Mühe: Ein prächtiges Bild entrollt sich meinen Blicken, die prachtvolle Kathedrale „Notredame" zur Rechten auf halber Höhe und tief unten das Häusermeer der Lckadt Lyon, der Metropole Süd-Frankreichs. Leider habe ich heute nur 2 Stunden Zeit, aber auf der Rückreise soll dieser herr lichen Stadt Gerechtigkeit widerfahren. Von Lyon fuhr ich über eine der vielen imposanten Brücken auf das linke Rhoneufer; ursprünglich wollte ich auf dem rechten fahren, ich danke aber meinem Schöpfer und einem freundlichen Franzosen, daß er mich auf das linke Ufer dirigiert hat. Dort drüben in den Ausläufern des Gebirges, aus dem die Loire ent springt und später im Süden der Sevennen muß es viel beschwer licher sein. Hier auf der Ostseite ist das Thal ziemlich breit und die Straße führt selten eben, meist auf und nieder, immer der Rhone entlang, die hier sehr reißend ist. Die Gegend ist reich und dicht bevölkert; Frauen und Mädchen sitzen in Hellen Kleidern vor den Hänsern im Schatten der Bäume und besticken die pracht vollen Seidenstoffe, mit denen später Diejenigen, die sie bezahlen können, prunken. Hinter Vienne führt die Straße etwas weiter von der Rhone ab, immer hügelig, auf und ab, aber gut. Leider ist es furchtbar heiß und ich spüre, wie falsch es wär, in Lyon zwei Stunden herumzulaufen, statt der Ruhe zu Pflegen. Während der Dämmerung Ankunft in St. Vallier (20 bin). Auch hier in diesem kleinen Städtchen wieder gute Aufnahme und Verpflegung. Die Leute sind überhaupt überall freundlich und geben bereitwillig Antwort auf alle Fragen. Da ich kein Gepäck bei mir hatte, 'mußte ich beim Diner und Souper natürlich mit meinen! Radfahranzng und Sweater, über den ich jedoch immer den Rock trug, erscheinen, oft nur mangelhaft vom Chausseestaub gereinigt. Trotzdem bemerkte ich nie, daß ich unangenehm aufficl; wohl sah ich, daß man leise über mich sprach, einmal verstand ich deut lich: „Entweder ein Engländer oder ein Deutscher!" Die Differcnzialdiagnose war nicht übel, zumal ich sehr groß bin und hellblonde Haare habe. * Fünfter Tag. Heute ist Sonntag und wieder lacht ein wolken loser Himmel hernieder, lieber der ganzen Gegend liegt eine ruhige Svnntagsstimmuttg: cS ist noch früh und ein feiner Nebel bedeckt das Thal mit einem duftigen Schleier; ich fahre bald in die Ebene, bald wieder in der Höhe und blicke in das Thal hinab. Mir ist es, als wäre ich zu Hanse am Rhein. Die Szenerie ist auch überraschend ähnlich: da unten rauscht der Strom und aus seinen Nebeln tauchen nach und nach die mit Buschwerk bewachsenen Inseln hervor; auf beiden Ufern erklingen die Glocken, die Leute wandeln im Sonntagsstaat zur Kirche, freundlich reiht sich Dorf an Dorf hüben und drüben, verbunden durch Straße und Eisenbahn. An den rcbcnbepflanzten Bergen, die starr und trotzig den Strom zu vielen Windungen zwingen, liegen Burgen und Ruinen, noch heute beredte Zeugen alter Herr lichkeit und' alter Not. Hier zogen die Römer unter Trajan »nd Nerv einher, nach Lyon, Nimes und Marseille — hier lauerte der gepanzerte Ritter ans den Kaufmann, der mit seinem schwer-
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