anzügen. Denn ließe sich etwa der formvollendete Schnitt und gute Sitz eines Bade trikots empfehlenswerter veranschaulichen als an dem gutgewachsenen Körper einer gesunden Frau, die sich am Strande des Meeres den Freuden des sommerlichen Bade lebens hingibt? Hier kann man von einer wahrhaft aktiven Bildwirkung sprechen, die ihren Eindruck auf den Betrachter nie verfehlt und die darum auch vom rein werblichen Standpunkt aus ihre Aufgabe restlos erfüllt. Menschenkenntnis und modisches Gefühl aber muß der Fotograf mehr noch besitzen, wenn es sich um jene eingangs genannte zweite Gattung von ausgesprochenen Mode aufnahmen handelt, die die Wandlungen und Entwicklungen der Mode begleiten und die den Beschauer über ihre wechselvollen Strömungen und Neuerungen unterrichten wollen. Im Mittelpunkt dieser Bilder steht immer der Mensch und vornehmlich die Frau als Trägerin schöner Stoffe und Kleider, so daß denn auch solche Aufnahmen aus dem engeren Bannkreis einer objektiveren Einstellung ganz in die Sphäre eines subjektiven Empfindens gerückt werden, das dem Fotografen eine größere Bewegungsfreiheit und Verwirklichungsmöglichkeit seiner künstlerischen Absichten gestattet. Trotzdem aber — und die Leiter von Modezeitschriften werden es bestätigen — sind wirklich vollendete Modefotos verhältnismäßig schwer zu beschaffen, weil sich ihrer Herstellung die mannigfachsten Hemmungen entgegenstellen. Setzt man voraus, daß der Fotograf über die notwendigen technischen und räumlichen Einrichtungen verfügt — denn Mode aufnahmen werden zum überwiegenden Teile schon aus beleuchtungstechnischen Gründen in Innenräumen gemacht —, so gilt es vor allem die geeigneten Modelle zu finden, die schöne Kleider mit Eleganz und natürlichem Anstand zu tragen verstehen. Dieses immer sehr heikle Problem kann nur mit künstlerischem Takt und sicherem modischen Verständnis gelöst werden, wenn peinliche Mißgriffe vermieden werden sollen, denn es ist schon ein sehr bedeutsamer Unterschied, ob es sich etwa um ein Nachmittagkleid oder um eine große Abendtoilette handelt, die sehr verschiedene Trägerinnen verlangen, um zur vollen Geltung zu kommen. Daher gilt es denn in jedem Einzelfalle, jenen idealen Frauentyp zu finden, der das zur Aufnahme bestimmte neue Modell in seinen Besonderheiten am vorteilhaftesten zur Anschauung bringt. Trotzdem aber würde auch dann noch ein solches Bild sehr leicht den Eindruck einer nur gut angezogenen Modepuppe erwecken, wenn es der Fotograf nicht zugleich verstände, sein Modell in einer natürlichen und zwanglosen Haltung und in einem entsprechenden Rahmen festzuhalten, um die spezifische modische Linie, die jeweils eine Zeit beherrscht, am sinnfälligsten und geschmackvollsten zum Ausdruck zu bringen. Gute Mode aufnahmen sind daher auch alles andere als etwa leicht und spielerisch hingeworfene Improvisationen, sondern vielmehr die Ergebnisse sehr reiflicher Überlegungen, bei denen die Fragen der richtigen Belichtung eine ebenso wichtige Rolle spielen wie die