den Wechsel der Geschmacksrichtung zu erkennen, die verlässigste Illustration einer Kulturgeschichte, vergangener Jahrtausende zu überblicken vermag. Fragen wir nun, wie es mit diesen jetzt so stattlich und lehrreich gefüllten Sälen vor 10 Jahren, zur Zeit der Begründung des Röm.-german. Museums, bestellt war, so erblicken wir dieselben in einem Zustande traurigster Verwüstung und Verkommenheit, in welchem sie nach ihrer Benutzung zu Kasern- und Lazarethräumen unter französischer Herrschaft nur noch zu Waarenniederlagen verwendet werden konnten. Die kahlen Wände dieser Säle ohne Fenster und Fussböden geben die beste Andeutung des ganzen Umfangs der Arbeiten und Schwierigkeiten, welche ein Unternehmen bieten musste, zu dessen Ausführung geradezu alle Vorbedingungen von uns zu beschaffen waren: sowohl die mit dem nöthigen Geräthe ausgestatteten Arbeitsräume, als die geschickten und verlässigen Arbeiter selbst, die Verbin dungen mit auswärtigen Museen, wie für alles dieses die erforderlichen Geldmittel. Nur die Ueberzeugung, dass die Wichtigkeit des wissenschaftlichen Zweckes und unsere eigne opfer willige Hingebung das Gelingen verbürgen müsse, konnte uns den Muth geben, die Lösung dieser Auf gabe zu versuchen und selbst bei den härtesten Prüfungen unserer Ausdauer, unter der Ungewissheit und den steigenden Anstrengungen der ersten Jahre, in Thätigkeit zu beharren. Eine nähere Schilderung der überwundenen Schwierigkeiten können wir um so mehr übergehen, als dieselben keinem, der Durchfüh rung eines wissenschaftlichen Gedankens gewidmeten Streben erspart werden, welches den Bereich per sönlicher Leistung überschreitet und, gleich dem unsrigen, ausreichende Mittel zur Betheiligung ver schiedenartiger Arbeitskräfte als unerlässlich bedingt. Mit einem Vorschüsse des hiesigen Alterthumsvereins von 150 fl. und einer bald gewährten Unter stützung unseres durchlauchtigsten Landesherrn, anfänglich von 700 fl., später in dem dauernden Betrage von 500 fl., konnten wir unsere Thätigkeit beginnen, welche in ihrem dritten Jahre durch eine gnädige Bewilligung Sr. Majestät des Königs von Sachsen in dem seither auch weiter gewährten Betrage von 260 fl. Erleichterung und Ermuthigung fand, bis mit dem Eintritte des fünften Jahres durch die von Ihren Majestäten den Kaiser von Oesterreich und den König von Preussen ertheilte und seither stets er neuerte allergnädigste Unterstützung von 367 und 350 fl. wir mit hoher Freude eine wesentliche Vermeh rung unserer Mittel begrüssen konnten, welche nun auch durch die Theilnahme unserer verehrlichen Mit bürger mit einem jährlichen Beitrage von 300 fl. in ein günstigeres Verhältniss zu dem Umfange unserer Aufgabe gelangten. Diese kurze Uebersicht der Entwicklung unserer jetzigen Httlfsquellen wird wohl am besten das an fänglich langsame Fortschreiten unserer Sammlung, sowie die verhältnissmässig geringe Ausgiebigkeit nicht nur der Einzelgaben hochverehrter Unterstützer des Museums (im Betrage von 284 fl.), sondern selbst des Ertrags grösserer Bestellungen von Abformungen Seitens auswärtiger Museen (im Gesammt- betrage von 3629 fl.) erklären, den grossen Kosten gegenüber, welche die ersten baulichen Einrichtungen, ihre unbedingt nöthige Ausstattung und die Aufstellung der Sammlung selbst erforderten, welche bis jetzt noch nicht vollständig gedeckt und im Vereine mit den laufenden Ausgaben für die Her- und Rücksendung der Masse von Alterthümern, für 3 Arbeiter (Former und Goloristen), den Kosten des Materials und der Heizung, ein namhaftes unausgeglichenes Deficit veranlassen mussten. Dieses unvermeidliche Ergebniss vermag uns um so weniger zu beunruhigen, als wir in den Leistungen der Anstalt, welche sich von einem durchschnittlichen Jahresbetrage von 155 Nummern der Abformungen während der ersten Hälfte des Decenniums, auf eine ebensolche von 444 Nummern der zweiten Hälfte er-