Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.08.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190908023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
- Monat1909-08
- Tag1909-08-02
- Monat1909-08
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Montag, 2. August töON.Leipziger Tageblatt. Nr. SIS. Ist». Jahrg. Feuilleton. Wo Linder sind, da ist eia goldenes Zettaller. „Neuen Freien Presse", des schon damals angesehensten und einflußreich- sten Wiener Blattes: all' das mochte dem alternden „Schulmeister" wohl tun, aber da Wien ihm, der sich ohne Schauspielererziehung, ohne Jn- lzenierung, ohne Theater bei allerlei anderer Beschäftigung doch als ein Mann ohne Arbeit dünkte, eine neue Bühnenstätte vorläufig nicht bieten konnte, war er in Wien — überflüssig. Man weiß, daß er bald darauf erwog, die Leitung der Berliner Hosbühne zu übernehmen, daß er davon abstand, weil er neben dem Berliner Intendanten Hülsen kaum die ihm unerläßliche Bewegungsfreiheit erlangt hätte. So nahm er 1869 den Ruf nach Leipzig an und — bereute ihn bald. Seine Art paßte nicht mehr nach Norddeutscbland, es gab Konflikte und die Sehnsucht nach Wien wird wieder wach. Da der Schriftsteller und Chefredakteur Dr. Max Friedländer, ein Wiener Freund, die Möglichkeiten einer Rückkehr erwägt, geht er sofort auf diese Möglichkeiten voll Ausführlich keit ein. Und in der scharfen Knappheit trotz aller Details, im klaren Uebersehen der ganzen Situation, in all der Raschheit der Projekte, im schroffen Ton des ungeschminkten Ausdruckes spiegelt dieser eine Brief Heinrich Laubes Art vielleicht gründlicher und besser, als alle andern. Zugleich verrät er, daß Laube, den die Donaustadt als Direktor des Burgtheaters gesehen hatte und dann in verschiedenen Intervallen am „Stadttkeater" sah, in einiger Ferne einmal auch an die Leitung einer dritten Wiener Bühne gedacht hatte, an das „Carl-Theater". „Leipzig, 5-/12. 69. Hch danke schön für Ihren wohlwollenden Brief, lieber Freund. Die Sache ist aber doch viel schwerer, als sie aussieht. Ich könnte nur nach Wien zurück, wenn ich dort eine fest gegründete, ehrenvolle Auf gabe übernehmen könnte. Und dafür ist — außer dem sichtlichen Rück gänge des Burgcheaters — nichts verändert seit meinem Weggange. Da mals schon hätte ich ein Theater übernommen, wenn ein passendes zu haben gewesen wäre. Und vorhanden ist auch jetzt keins. M i t Ascher das Carltheatsr — geht nicht. Der Ruf dieses Theaters ist viel niedriger als in Ihrem Blatte erscheint, u. eine Vermischung der Genres Ascher u. Laube würde mein Auftreten total lähmen. Sie sagen: Ascher tritt es auch ganz ab. Das ist allerdings neu» u. wäre näher in's Auge zu fassen. Zweierlei stünde da nur noch in Komm -en Frauen zart entgegen. Von Wolf Elberberg. Genau wie in unseren Tagen ein Aufsehen erregendes literarisches Erzeugnis eine Flut gleichartiger, meist aber nicht gleichwertiger Geistes produkte hervorruft, genau so hatten auch die berühmten Tischreden Luthers und das Ehezuchtbüchlein Fischart« Folgeerscheinungen, die uns heute seltsam anmuten, uns aber vielleicht das wahrheitsgetreueste Bild vom gesellschaftlichen Leben Deutschlands am AuSgang des Zeitalters des Humanismus zu geben vermögen: die Komplrmentierbücher. Ihre Zahl ist Legion, und selbst ernsthafte Gelehrte beschäftigten sich mtt der Abfassung, wie die Namen Lyfander, Kallistus Hoffmann, Alber- tinus, Peter Lotichius zeigen. Zweck und Inhalt der Komplimentierbücker sind Regeln über eine Zucht und Sitte, der Umgang mit Menschen. In der drastischen, mtt höchst komisch wirkenden Beispielen durchsetzten Art A«r Earrber SpLitzeit. sZum 25. Todestage des Dichters.s Die zwei Jahrzehnte, die Heinrich Laube, den „kleinen Korporal" der Bühne, als Herrn am Wiener Burgtheater zeigen, sein erstes Wiener Domizil von 1849 bis 1867, überliefert an Korrespondenzen recht reich liche Fülle. Sie wird erklärlich, da eigentlich drei Brieffchrei-ber in einer Person diese Briefe in die Welt schickte: ost der Freund an den Freund, oft in wichtiger Angelegenheit der Dichter und nicht seltener natürlich der Regisseur, der Schauspieler gebieter, der Theatermann. Und häufig schreiben auch alle drei zu gleicher Zeit, die freilich rasch zur Einheit werden: durch Stil und Wesen, durch diese immer gletchbleibende Grundart trotz vielerlei Schattierung. Man wird in den Briefen eines nüchternen Praktikers, eines erfahrenen Redners blättern. Auch er setzt sich gern für Ideale seiner Kunst ein. Man wird Stellen voll witziger Wendung, voll Liebenswürdigkeit oder feiner, sarkastischer Ironie nachlesen. Die derbe Grobheit, der Korporation wird manchem andern Passus nicht fehlen. Laubes Grobheit freilich ärgert kaum: sie ist gutmütig, stets Ehrlichkeit, sie will nützen. Sie scheint die Form erst zu ändern, da der Abstieg des abgedankten Hoftheaterdirektors beginnt, da der Macht haber von einst trotz mancher neuer Theaterversuche der melancholischen Einsamkeit zustrebt, die man leise mitbedauert: sie wird verbissener, diese Grobheit, der Humor wird Grimm. . . . Unter den Freunden, mit denen Laube ein Briefwechsel langer Jahre verband, hat Carl Sontag, der Dresdener Hofschausvieler, der die Triumphe seiner gefeierten Schwester Henriette nicht erstritt, viel- batte ihn, i ^age. Erstens: was nstrd "aus den sttzigen Contrakten des Carltheaters? 0^1 DireiuoNdiessel einmal ein EnahlieA I ^)?ü^rlen 4>ie an miäi überael^Ln AgZ Märe ^elal^nna neuen 2)ire?» 11850/51) unter seine Künstler gezählt. Dann war er nach Schwerin, > Mutzten o.e an micy uoergeycn.^ Basware ^ewirungver neuen ^irei- nach Dresden gegangen, aber die Luft des norddeutschen Theaters mochte ihm nicht behagen: Antwortschreiben Laubes an den Künstler be zeugen, daß sich Sontag nach dem Haus am Michaelerplatz zu Wien bald wieder zurücksehnte. Ueber neue Estgagementvorschläge, über die Wahl der Gastrollen für Carl Sontag, dem der Freund gern behilflich sein wollte, gingen dann die Briefe in kurzen Abständen hinüber und herüber, — zwei davon genügen, um Laube, den als Direktor, zugleich die Grenzen seiner Macht in Wien und Laube als Menschen deutlich zu machen. „Karlsbad, den 12. Juli 1858. Die drei Gastrollen im August scheinen nicht unmöglich, lieber Freund, wenn daran eine brauchbare Zukunft hängt. Das heißt: wenn Sie bei eventuellem Gefallen im voraus zu einem zwei- bis drei jährigen Engagement billig verpflichtet sind. Ueberlegen Sie also, ob und wie Sie eine solche Verpflichtung im voraus eingehen können und mögen. Will sagen: unter was für Zahlen. Ich bleibe noch acht Tage hier; den 20. denke ich ,u einem Rendez vous mit meiner Frau wieder im Hotel de Saxe sDresdens zu sein. Ihre Antwort kann also mündlich werden, wenn Sie um diese Zeit in Dresden sind. Gott erhalte Sie und Ihre Frau, sowie Ihre lackierten Stiefel! Ihr ergebener Laube." Und mit Carl Sontags Gastspielplänen in Wien scheint es ganz gut zu gehen. Wenigstens scheint es Carl Sontag so. Aber das Tem perament des Künstlers verleitet ibn, die Rechnung ohne den Wirt zu schließen. Vorerwägungen nimmt er für Abmachung. Und ist empört, daß die Dinge doch schließlich anders kommen. Dann liest ihm Laube bei Gelegenheit energisch den Text . . . Zu einem -weiten Engagement Carl Sontags an der Burg ist's auch nicht mehr gekommen. Er wirkt in Dresden, später am Hof- thcater Hannovers, — die Wiener Enttäuschung tut der Freundschaft mit Laube keinen Abbruch. Laube legt die Direktion des Burgtheaters nieder und die Briefe gehen weiter. Jetzt spricht der Dichter von seinem Schaffen, und nur Randglossen mahnen, daß die Vergangenheit, das Triumphieren FriÄwich Halms über Laube, nicht vergessen werden kann. „Wien, 18. Febr. 68. „Böse Zungen", lieber Freund, werden diese Woche im Druck fertig. Nächste Woche werden Sie ein Exemplar haben, u. dann können Sie selbst erwägen, ob u. was für Sie darin paßt. Wollen «Sie im Carltheater gastieren? Ascher will allerdings das Stück haben, aber sein Personal reicht nicht aus dafür. Sie müßten ihm eine bürgerliche tragische Mutter mitbringen u. sonst noch was. Wenn Sie's gelesen haben, sagen Sie mrr wohl, was Sie davon halten, auch in Bezug auf Sie selbst. Bestens grüßend tion vielleicht bis zur Erdrückung. Der größte Teil des Possen- u. Operettenpersonals könnte nicht verwendet werden. Zweitens: Kann ich ein Paar Hauptleute des jetzigen Burgtheaters haben, namentlich Sonnenthal'? Das wäre unerläßlich, um den Ein druck des Besseren zu erwecken u. gleich beim Anfänge — worauf so viel ankommt — eindrucksvoll zu bethätigen. Also das Carltheater selbständig ohne Erbschaft des Personals und mit dem Besitze Sonnenthals, das wäre allerdings genügende Vorbe dingung einer Rückkehr. Noch mehr Chancen böle Folgendes: Das Hofoperntheater muß und wird bald im Defizit ersaufen u. man wird und muß an Verpach tung denken. Das könnte und sollte, da das Burgtheater so wieder geht, mit dem ganzen Hoftheater geschehen, also auch mit dem Burgtheater. Der König von Schweden hat bereits die Initiative ergriffen: er hat sein Hoftheater verpachtet, u. ist nur noch erster Abonnent. Dies durchzusetzen ist aber die Presse nicht geeignet. Tritt sie da mit auf, so thut man's aus Eigensinn nicht so bald. Leuten wie von Hoff mann — Sie wissen vielleicht noch bessere — muß das klar gemacht werden: Sie bringen's richtig an die richtige Schmiede. Dann würden die bestgelegenen Häuser frei, welche auch das Vor urteil der Tradition für sich haben: das Burgtheater selbst und das Kärnthnerthor-Theater. Letzteres vortrefflich, wenn man das enge Haus des Burgtheaters ganz cassiren möchte. Aber auch das enge Burg theater in Pacht zu nehmen u. comfortabler einzurichten, wäre des Schweißes der Edlen Werth, u. würde eine schöne, selbst dankbare Auf gabe sein. Der Kaiser für keine politische Aeußerung in den Stücken mehr verantwortlich, der ganze Wust von Administration beseitigt — das bedeutete was! Endlich der Bau eines neuen Hauses. Viel leichter äls man glaubt, wenn man die albernen Marotten des prächtigen Hauses aufgiebt. „Le Ghmnase" in Paris steckt in einem Privathause! Monumentale Theaterbauten sind Unsinn. Jedes Theater brennt ab. Aus Ziegel steinen und Ersen oder Holz für ein Paar malhunderttausend Gulden in einem halben Jahre ein Haus erbauen oder einrichten — das ist die richtige Aufgabe. Dazu braucht man kaum Banquiers, u. macht eine gute Zinsanlage. Der Pacht wächst dann nicht über 20000 Gulden, und ber ist neben gutem Gewinn erschwingbar. Nur auf die Lage kommt Alles ätz." Das Dietrichsteinsche Haus z. Ä., Ende der Wällfrschgasse neben dem früheren Kolowrat, oder der Platz selbst neben der Oekelt- schen Häusergruppe am Schottenthore sder Platz des abgebrannten Quai- Theaters wird zu theuer sein) oder Ausgang der Wipplingerstraße im alten Arsenalgebäude lnur einen Theist — kurz, das ließe sich finden, wenn geschickt gesucht wird. So viel weiß ich jetzt, seit ich wieder länger im Norden: Wien ist der Ort, welcher das gute Schauspiel am Besten u. Längsten haben kann, u. wir sind recht kläglich, daß wir das nicht zu bewerkstelligen wissen, da Wir doch wissen (und es ist so), daß die Hoftheater über lebt sind. Wenn Sie aus alledem einen Reim zu machen wissen, lieber Freund, so theilen Sie mir ihn mit. Meine Frau, wie sehr sie Wien liebt, ist nur durch einen sehr guten Reim zur Rückkehr zu bewegen. Ihre Schwägerin ist wohl; die Feuilletons (erst vier!) kommen bald. Ihre Frau u. Sie herzlich grüßend geht "übrigens hervor, daß Laube auch spater, als er nach dem Änter- I Laube" mezzo seiner Leipziger Direktionsführung die Leitung des „Wiener I ' Stadttheaters" übernahm oft daran dachte, Sontag nach Oesterreich I Theater hat dann Laube bald darauf den hinüberzuholen. Diesmal gibt vielleicht Laubes neues Drama „Böse ! Unterschied zwischen Norden und Süden in künstlerischen Dingen, den Zungen" glückliche Gelegenheit, sich den Wienern zu zeigen. Mit schneller I ^r sein Brief nur fluchtig streift, elndringlicher hervorgeholt. Der Wärme wird die Idee aufgegriffen, und Laube selbst findet Sontags I -Ahtere Süden war seinem Leben Notwendigst geworden: das Jahr Vnicktbläae nickt Übel »I 1870 schon findet ihn wieder an der Donau. Aber an dem Plan, das ^orichtage mcyi uoer. , I „Carltheater" zu übernehmen, wurde nicht mehr gedacht. 1871 zieht er als Herr in das neue „Wiener Stadttheater" ein, an dessen Gründung der befreundete Max Friedländer den wichtigsten und vornehmsten An teil hatte; auch diesmal ohne das alte Glück. Und ein Dezennium später, äls er den Ausklang von Ringen und Leben endlich als stillerer Privat mann erharrte, mochte er sich überdies an ein eigenes, in seiner Kürze fast brutales Wort erinnern, das er dem Freunde noch aus Leipzig ohne ahnungsvolle Beziehung auf das kommende Schicksal geschrieben hatte. „Jedes Theater brennt ab. . ." Er hat es 1882 noch erlebt, daß just das Haus, das das Schaffen und die Hoffnungen seines Alters gesehen batte, just dies für ihn erbaute Wiener Stadttheater in unabwendbarer Katastrophe gänzlich niederbrannte. Wien, d. 29. Febr. 68. Ich freue mich sehr, lieber Freund, daß Ihnen die „Bösen Zungen" gefallen haben. Ihre Idee mit Irl. Ulrich fCaroline) u. Ihnen (Fer dinand) klingt ganz verführerisch (die Weißbach ist wohl zu kalt), und ich lasse Ihnen alle Zeit, sie reif zu machen. Dem Carltheater geb' ich das Stück bei den jetzigen Besehungskrästen gewiß nicht. Der Druck ist nur Manuscript. Sie sagen mir also wohl Weiteres, wenn es Weiteres giebt. Ihr Laube." Aber es gibt nichts „Weiteres". Wenigstens nichts, soweit es ein Auftreten Sontags in der Wiener Erstaufführung der „Bösen Zungen" beträfe. Sontag hat wiederum mißverstanden, wiederum Pläne nach eigenem Wunsch gebaut, auch die Entrüstung, die Verstimmung gegen Laube ist wieder da. Laubas Abwehr ist klar, sachlich und ohne Gereizt heit bestimmt. * „Wien, 22. März 68. Ihr zorniger Aerger. lieber Freund, hat mich schmerzlich über- rascht. Für mich war zwischen uns nur von weitaussehenden Eventuali. taeten die Rede; Ascyer hat nie mit mrr unterhandelt, u. als mir Stampfer Plötzlich emen Contrakt schickte, ging ich nur darauf ein, weil er die Geislinger hat, von der ich weiß, daß sie die Rolle der Caroline spielen kann. Sie hatten mir selbst gesagt, daß Sie eigentlich Ferdinand sticht in Ihr Fach gehörig betrachteten, und ihn nur, weil er doch nicht „schwär merisch" und in dieser Constellation neben Frln. Ulrich spielen wollten. „ ... „ . , Wie hätte ich jetzt, wo von Frln. Ulrich nicht die Rede und von Engage- I oer drastischen, mtt höchst komisch wirkenden Beispielen durchsetzten Art ments im pmitiven Jache die Absicht vorlog, an Sie als Ferdinmrd I ihrer Zeit lehren sie, wie man sich „in allen Lebenslagen" zu bewegen denken sollen?! I hab«, und der breiteste Raum ist nächst der „kurzen Tischzucht für die Ich bin sehr unschuldig an Ihrem Unmuthe, u. habe mit dem I ungehobelten GrobianuSknechte der Unterhaltung, der Konversation ge- hi^sigen Aerger genug auf dem Hasse ... (da Rath Fischer, Praefident I widmet. Diese „Kunst" wird in den Komplimentrerbuchern eingehend u. Meno nicht zusritLen sind. Paßte einer von denen für Sie, wem I behandelt, vollends die Unterhaltung mit Damen, der Prüfstein -es wäre cs lieber als mir! Aber es sind ja auch keine Gastrollen). I Höflings. . „ Schnaufen Sie aus, und entschuldigen Sie unter allen Umständen . Zu keiner Zeit ist der Tatsche Eide geworden, das Weib zu Preisen, Ihren I denn „das Weib ist das Edelste auf der Welt und «st von Gott zuletzt als acvlaaten I das vornehmste Komplementum im Paradies erschaffen, da doch Adam Lauh. « I außerhalb desselben, wie das Vieh auf dem Feld, aus Erde gemacht, das Ni" I Weib aber aus der Rippe des Wanne» sehr schön gebildet worden." A Ä" ! Für die Unterhaltung mit Damen sind die ihrer Zeit begehrtesten Wick^. r-*' Lehrbücher: „LhsanderS Goldfaden", „Kavisten Hoffmann, Buch der wah. I ren ehelichen Liebe". „Albertini weiblicher Lustgarten" und „H. D. Joh. I P^ri Lotich« von Vollkommenheit des löblichen Frauenzimmers". Die angenommen, um es gleich danach, freu ich dem gutgehaßten Autor, der I xxstx Regel für den Umgang mit Dam«n, die wir in ihnen finden, zeigt ein« ,^rgtheaternllfführung scharf kritisiert batte, nut beleidigender Zu- I un», daß auch unsere Altvordern den bei den Frauen weit ausgebildeteren schrlst AurucksMcken-u lonnnl mchr durch j^ran^uug I Sinn für aeschmackvolke und hübsche Garderobe bereits voll zu würdigen des in Wien sovopülaren Laube als durch den Wert des Dramas selbst I wußten und sich durch Zugeständnisse an die werbliche Eitelkeit in ein wurde der Abend für den Dichter em beispielloser Triumph. I besseres Lickt zu rücken versuchten. HL- Houben zrttert ans den Kritiken von damals den Bericht Karl I Als passendste Unterhaltungsthemata schlagen oie SöflichkeitSautoren o. Thalers: „Der TheaterdichterLavbe hat Bessere- und Schöneres ge- I vor, mit Damen von Kleidern und Moden und Mägdeangelegenheiten zu dichtet, als diese- nrueste Schauspiel; der Theaterdirektor ist gestern I reden, ferner von „den Käs-, Butter-, Woll- und Viehmärkten, von Zeug- aefeint worden wie nie und hatte auf diese Huldigung, zumal gegenüber I Wirkern und guten Leinwebern". Dazu empfiehlt fick, „wenn inan ihnen der Entwicklung der Burgtheaterfrage, auch einen unbestreitbaren An- I von allerhand Lustspiel, Tanz und Liebe redet" und ihnen Schmeichel- spruch. .." Die große Popularität, sein Erfolg, die Parteinahme der i hafte» sagt über ihre Toilette, „wenn ihnen alles so wohl stehe". Mr . Laube. Ich habe leider Sonntag auf die Adresse geschrieben statt Sontag, was Sie einem bestürzten Pensionirten verzeihen mögen. Wann gehen Sie denn nach Carlsbad?" Noch immer zieht es Carl Sontag nach Wien. Aus Briefen Laubes " - - - - .... , „ „ .jener Stadttheaters" übernahm, oft daran dachte, Sontag nach Oesterreich Die alten Komvlimentierbücher geben unS auch treffliche Schilde- rungen der Tanzgebräuche. Sie enthalten mustergültige Anweisungen, wie man sich zu jener Zeit als höflicher und gebildeter junger Mann beim Tanzen zu benehmen hatte: „Wenn die Jungfrauen nun nach der Reihe Herumsitzen, so wird eine nach der anderen von denen Junggesellen auf- gefordert." Und zwar so, daß diese sie „mit einer höflichen kurzen An- spräche um den Tanz begrüßen". Wir erfahren aus den Komplimentier büchern, wie etwa diese Ansprache lautete, -sie beginnt mit einer Ent schuldigung wegen der Kühnheit, „daß man es wage, so eine vornehme, zarte Dame aufzufordern,'welche so hohe zierliche Qualitäten hätte, daß man bei weitem nicht würdig wäre, mit derselben zu konversieren, viel weniger zu tanzen. Doch weil bei hohen Gaben auch die Gabe der Demut und Bescheidenheit bei solchen Jungfern wäre, so hoffe man, sie würde seine Wenigkeit nicht verachten." (Gewährt die Dame den Tanz, so „bedankt man sich der hohen Ehre wegen und erbeut sich, solche mit schul diger Dankbarkeit zu erwidern; bittet auch, daß die Jungfrau es seiner wenigen Geschicklichkeit zugute halten wolle, wenn man in einem und dem andern verstoßen und ihr nicht nach Gebühr aufwarten würde. Man hätte das gute Vertrauen zu ihrer Höflichkeit und unvergleichlichen Tugend, mit welcher sie gleich als die Sterne des Himmels unter dem Frauenzimmer herfürleuchtete, und sckmtzte sich sehr glückselig, daß man mit einer solchen Leutseligen zu tanzen käme, die um so viel mehr ver zeihen und die Mängel mit ihrer höflichen Bescheidenheit ersehen würde." Das Paar begibt sich in die Reihe der Tanzenden. Man darf nicht die ganze Hand fassen, „als wie die Bauernmägde", oder Hand und Finger sehr drücken, sondern muß sie „auf das manierlichste bei einem Finger ein wenig berühren und ohne einiges Reißen, Fortschleppen oder Nach ziehen von sich selber gehen lassen. Man muß sie nicht zu fest halten, sonst möchten sie schreien wie jene, die ihren Tänzer einen Druckerflegel hieß, als er ihre Finger so hart auf die körn- und hornhämerischen Fäuste ein klemmte, daß der rote Saft danach ging." Der Tanz beginnt. „Wer den Vorreigen haben will, der muß mehr auf die Vortrefflichkeit und den Stand seiner Jungfrauen, mit der er tanzet, als auf seine Person sehen." Der Tänzer muß die Dame im Tanz etwa um einen halben Schritt vorgehen lassen, damit es nicht das Ansehen habe, als müsse die Dame als Dienerin folgen. Er muß be sonders wohl zusehen, daß er ihr im Tanzen nicht den Rücken zukehre, „sondern er mit seinem Gesicht allzeit bisweilen halb, bisweilen ganz, sonderlich im Herumdrehen, entgegenkomme. Hierhin wird sehr oft und so gröblich gefehlet, daß auch auf solche Weise die Herren in den Kleidern der Jungfrauen hängen bleiben, selbige ganz zerreißen oder gar wohl verursachen, daß sie hinter den Tänzern zu Boden niederfallen". Wo es fein zugeht, ist „Kapriolen zu schneiden und sehr gebräuchlich, dazu öfters gefährlich". Nach Beendigung des Tanzes folgen neue Komplimente. Man be dankt sich für die ..Tanzwillfahrung"; entschuldigt seine geringe Geschick lichkeit und Unhöflichkeit gegen die Tänzerin oder äußert seine Freude darüber, daß sie sich beide „dergestalt ergötzet und ihre Ehrenfreude er- tanzet". Da ist denn auch der passende Moment, einen „Diskurs vom Ursprung und Nutzen des Tanzes" anzuknüpfen. So bringt man die Dame „all zeit mit ihrem Belieben und Beurlauben" entweder an ihre vorige Stelle oder trägt einem andern auf, mit ihr zu tanzen. Der Tänzer gebraucht da etwa solche Wendung: „Da die tugendreiche Dame ihn ihres Tanzes ge würdigt hätte, so zweifle er nicht, die werde dem Herrn Soundso, als meinem Jntimo und Bruder, mit gleicher Ehraffektion begegnen." Ist der Ball zu Ende und geht es zum Aufbruch, so erfordert es die Galanterie und gilt als sonderlicher Ehrendienst, daß der „Höfling" eine Jungfrau, „die ihm beliebet", nach Hause begleitet. „Denn es begibt sich oftmals, daß das Frauenzimmer, so es bei nächtlicher Zeit allein auf der Straße gehet, von ungeschliffenen Schlingeln und Trunkenbolden ange fallen wird." An der Haustür verabschiedet sich der Kavalier nicht etwa, sondern führet — so verlangt cs die Sitte — die Dame, „wann es bei großen und vornehmen Leuten ist", in ihr Prunkzimmer. Dort ent schuldigt man sich zuerst gegen die Eltern, im Fall sie zugegen sind, oder die Jungfrau, wenn einen die Eltern, wie es in Frankreich, England und Brabant gebräuchlich ist, mit ihr allein lassen, damit man mehr Frei heit habe, miteinander zu reden, und bittet, es wohlwollend arrfzunehmen, daß man sich erkühnt habe, die tugendfromme Jungfrau nach Hause zu be gleiten. Endlich kommt man, „damit die Jungfrau nicht allzulang vom Schlaf abgehalten werde", zur „Abschiedsrede". Die muß „mit sonder baren Lieblichkeiten und Bewegungen ausgeschmückt und auSgespicket werden. Man befiehlt sie der göttlichen Obacht, und fick in ihre hohe Gunstbewogenheit und Zuneigung, bedankt sich der geleisteten leut- und liebseligen Gesellschaft, des bezeigten Willens und Wohltuns mit Gegen erbietung aller Erwiderung und Ehrendienste" und geht schließlich von H^^öere Oeiten — andere Sitten.' Die Grundidee: „Aömm den Frauen zart entgegen" hat die Jahrhunderte siegreich überdauert, ist gültig geblieben, trotz aller „Frauenemanzipation". * * Ein kostbarer Handschristenschatz. Aus Brüssel wirsi berichtet: Alle Vorbereitungen zur Ueberführung der riesigen Handschriftensamm- lung, di« der vor einigen Jahren verstorbene Graf Spoelboerch de Loven- toul «der französischen Nation vermacht hat, sind jetzt getroffen; in den nächsten Tagen wird «in Extrazug nach Paris gehen, der nicht weniger als 252 000 Pfund kostbarer Dichtermanuskripte nach Frankreich zurück bringen wird. Der verstorbene Graf war ein leidenschaftlicher Be wunderer der französischen Literatur, unb-hat einen großen Teil seines Vermögens zum Ankauf von Originalmanuskripten französischer Dichter aus allen Zeiten angelegt. Die riesige Sammlung wird im Schlosse von Chantilly Aufstellung finden. * Die Nordpolexpedition der „Amerika". Aus London wird be richtet: Walther Wellmann hat sich vor dem Aufbruch zu seiner Nord- pvlexpedition mit einem englischen Speziakkorrespondeten unterhalten. Der Bericht enthält folgende bemerkenswerte Einzelheiten: Die Ankunft in Tromsö wird am 22. Juni erfolgen. Dort wird sich Wellman mit seinen Gefährten an Bord der „Ärtic" begeben, eines dreimastigcn Schoners von 450 Tonnen, und ungefähr am 1. Juli im Hauptquartier auf der Däneninsel bei Spitzbergen eintreffen. Die ersten Wochen wer den mit Forträmnen des Schnees und mit Reparaturen des Ballon hauses und der anderen Baulichkeiten vergehen. Cs folgt die Instand setzung des Ballons selbst und die Herstellung des zu bonötigendcn Gases, was sechs Tage und Nächte in Anspruch nehmen wird. Ter Ballon hat jetzt eine zweite Maschine von 80 Pserdekräften mit einem zweiten Paar von Doppelschrauben erhalten, um im Falle der Beschä digung einer der beiden Maschinen doch weiter fahren zu können; die Geschwindigkeit mit einer Maschine ist immer noch etwa 18 Meilen per Stunde. Steuerruder und Maschinerie sind verstärkt worden. Der Ballon ist 185 Fuß lang und 52 Fuß breit. Das Fassungsvermögen beträgt 260 000 Kubikfuß, das Tragvermögen 19 500 Pfund. Die „Amerika" besitzt eine 110 Fuß lange Stahlgondel, welche Maschinen und Instrumente, Lebensmittel für vier Mann und zehn Schlitten hunde für 80 Tage, ferner ein kleines Boot, Schlitten und 8000 Pfund Gasolin trägt. Der Petroleumtank wird 1200 Gallonen Petroleum fassen. Nm mit dem mächtigen Ballon fortzukommen, ist die „Amerika" an einem Hilfswaggvn befestigt, der auf Schienen läuft. Am Ende des Gleises angelangt, wird die „Amerika" aufsteigen und den Hilfswaggon mit emporyeben: in der Höhe von 200 Fuß etwa läßt man dann diesen in die See fallen. Die Fahrt wird mit größter Beschleunigung nach dem Pol gehen, der etwa 700 Meilen entfernt ist. Wenn er erreicht werden sollte, wird man über ihn hinweggehen und je nach der Wind richtung in Alaska, Grönland, Spitzbergen oder Sibirien zu landen suchen. Der Ballon kann acht bis zwölf Tage in der Luft bleiben und es können mit ihm etwa 2000 Meilen zurückgelegt werden. Wenn die Maschinen aufhören zu arbeiten, muß niedergestiegen werden, und die Expedition verwandelt sich dann in eine gewöhnliche Schlittenpartie. * Der Gelbfieber - Bazillus entdecktk Wie uns geschrieben wird, ist Dr. Harold Seydelin, ein Däne von Geburt und Direktor der chemisch-analy tischen Abteilung des O'Horan Hospitals in Merida, Yucatan, Mexiko, in diesen Tagen nach Europa abqereist, um dort Kulturen von Gelbfieberkeimeu zu unter suchen; er glaubt den Träger dieser so verheerend wirkenden Krankheit gefunden zu haben. * Hochschulnachrichten. Der Ordinarius für Nationalökonomie Dr. Hein rich Warntig in Halle wird im Herbst auf 3 Jahre nach Japan geben, um an der Universität Tokio Vorlesungen zu halten. — Dr. Schreiber in Bonn bat sich an der juristischen Fakultät habilitiert. — Für das Fach der Ohrenheilkunde hat sich in Berlin Dr. O. Wagner als Privatdozent au der Universität niedergelassen. — Frau Dr. phll. Gräfin A. F. von Marschall in Wien promovierte zum Doktor der Medizin. ES ist dies der erste Fall, daß eine Dame an einer europäischen Universität den doppelten Doktorgrad erworben hat * Kleine Chronik. Zu Max Mordens 60. Geburtstagsfeier gingen dem Philosophen und Schriftsteller aus aller Welt zahllose Sympathie kundgebungen zu. Hunderte Telegramme von bedeutenden Literaten und Gelehrten, Zeitungen, Zeitschriften, literarischen Vereinigungen fso der Konkordia, Wien) und vielen Zionistenvereinen liefe'- ei» Unter den vielen Besuchern, die persönlich ihre Glückwünsche überbrachten, befanden sich auch mehrere Deputationen, so erschien das gesamte Komitee der Association Syndicale de la Presse etrangöre S Paris, die ihrem Mit glied in kunstvoller Mappe eine Adresse überreichte.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder