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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.11.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190911014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19091101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19091101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
- Monat1909-11
- Tag1909-11-01
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»ez«gv»^rrt» u° Jtali«, NmtsvM -es Rates ««- -es NEzeiamtes -er Lta-t Leipzig. MpMerTagMM Handelszeitung. ««wel«»«, ««. —, . AU IHOR tdrioen Staate» mir dtE d«ch dt» d- ««t— «MÄ». D«i r«a«biatt »»»«»< Ach 7 »al »»d »war »orz«»«. SSSM^SrWSL »id UiuiapacMlm^EePoßLmtrr» «d «. «dvk« X»»»« I-fi-t 1» «ed«ttt»» »»d »eschäst»»«»« Johamiitgaß« «. F«r»Ivrc»er: I4S0L t4S«. 14««. A»zeige»»P«tt für Inserat« ««» Letpet, und Umzidun» di« ««spalte»* V«tit>eite 2b finanzielle «n^«a 3V H, R «Samen I a«: »an aulioärt» 3V 4, R«kl»>a«a 1.20 »»« Lulland 20 finanz. Anzeigen 73H, SkrNamen USD nU- Inserate». Behdrden im <u»Uich«uL«tl40^ Beilagegkbüdr S p. Lauirnd exA. Voft- aebühr. SeschLsteanjeige» an bevorplgter Ltelle im Preise erhöht, -tabatl nach Paris Fefterteilt« Austria« können nicht »nrück- aezogen «erden. Mir da« »rschetmm au beftimmten lagen und Plätzen «ird kein« Barantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Autzufiusvlatz 8, bei sämtliche» Filialen u. allen Anaanren- Erpeditwnen de« Ju» und Autlandet. Paupt-Nillal« Lerltu: Lützowstrabe Id. (Telephon VI, Nr. 4208). Haupt-Stliale Lre-teu: Leestrabe 4,1 (Telephon 4S2V. Nr. W. Da, wichtigst«. * An der Universität Leipzig fand gestern der feierliche Rektorwechsel statt. Der zurücktretende Rektor Wirkl. Geh. Rat Dr. Bi »ding gab eine« Ueberblick über daS abgelaufene Univer- sitätSjahr; der neue Rektor Geh. Hofrat Dr. Hölder hielt eine wissenschaftliche Rede. sS. Lpzg. Ang.) * DaS Saisonabschiedsfahren über ein« Stunde auf dem Leipziger Sportplatz, daS am Sonntag zur Entscheidung gelangte, wurde von dem Schweizer Ryser gewonnen. lS. Sport.) * DaS Graf Hugo Henckel-Memorial lPreis 23000 Kronen) gewann am Sonntag m Wien der Graditzer F.-H. „Orient" unter Bullock in einem Felde von zehn Pferden. lS. Sport.) * Die Marokkaner setzten, wie uns aus Melilla telegra phiert wird, ihre Angriffe gegen das Lager von Melilla fort. Mehrere Gruppen von Mauren mußten durch Kanonen zerstreut werden. Fürst Bülow, Reden. Otio Hötzsch, der Posener Akademieprofessor, hat jüngst sein Ma- terialsammlungswerk über die Ministertätigkeit Bülows abgeschlossen und in dieses Tagen im dritten Bande von „Fürst Bülows Reden nebst urkundlichen Beiträgen zu seiner Politik" lBerlag von Georg Reimer, Berlin, drosch. 7 geb. 8^50 ^l) die parlamentarischen Reden und sonstigen Kundgebungen des vierten Reichskanzlers vom Januar 1907 dis zum Tage des Rücktritts veröffentlicht. Mit Recht hat Hötzsch der Versuchung widerstanden, eine Gesamtwürdigung der zwölf Minister- jahre Bülows auch nur andeutungsweise zu unternehmen, da die allzu geringe Zeitdistanz von den Ereignissen, namentlich der letzten Jahre, ein abschließendes Urteil, wie man es von einem Historiker erwarten darf, aus inneren wie aus äußeren Gründen verbietet. Was der Herausgeber sich als Ziel gesetzt hatte, war ausschließlich eine bequem be- nutzbare Zusammenfassung des vielfältigen, zerstreut vorhandenen und deshalb, sjir manchen politisch interessierte^ Staatsbürger schwerer 'n- gänglichen Materials. Die p-.rlam'ntarischen Redet: »es Kanzlers ha.le sich am Ende wohl jeder ernst sich Mühende aus dem Arsenal großer Bibliotheken, die auch die stenographischen Parlamentsbericht« sammeln, berausholen können. Der sorgsame Abdruck der Reden Bülows im Reichstage und in den beiden Häusern des preußischen Landtags durch Hötzsch erspart indes manchem fleißigen Politiker zeitraubendes Nach schlage». Noch wertvoller wird aber nach unserer Meinung die Gabe des Prsener Gelehrten durch die eingehende Berücksichtigung nichtamt licher Kundgebungen des Fürsten, sowie besonderer subjektiver Schil derungen seiner Persönlichkeit, die zur Zeit ihrer Veröffentlichung in folge ihres Inhalts Aufsehen erregten. Hierher rechnen wir vor allen Dingen die im Wortlaut wiedergegebenen Aufsätze des Engländers Whitman, des Franzosen Huret und des Österreichers Münz. Die im „Hamb. Korresp." veröffentlichten, der konservativen Partei so außer ordentlich peinlichen Gründe für den Rücktritt des Kanzlers, die Kund gebungen von Korporationen beim Scheiden des Fürsten aus dem Amte und die Beileidsdepesche an die Witwe Liliencrons schließen den Band, der mit dem wesentlichsten Stück aus der Thronrede zur Eröffnung des Rlockreichstages und mit Bülows erster Ansprache an den neugewählten Reichstag seinen Anfang nimmt. Wer am öffentlichen Leben der letzten beiden Jahre rege teilaenommen hat, dem wird der Inhalt dieses Bandes eine willkommene Rekapitulation bekannter, aber vielleicht doch nicht allzu fest im Gedächtnis haftender Tatsachen bedeuten. Wer den Band in einem Jahrzehnt in die Hand nimmt, dem bietet er eine schätz bare Quellenkunde zur Geschichte des Deutschen Reiches während der Blockära, dem bietet das ganze dreibändige Sammelwerk einen gründ lichen Ueberblick über Bülows Auftreten während der zwölf Jahre seiner Ministerzeit. Darin liegt die dauernde Bedeutung der verdienstlichen Arbeit Hötzschs. Wir geben als Abschluß dieser Buchauszüge eine Stelle daraus wieder, die in den Aufzeichnungen Hurets enthalten ist und gerade jetzt eine gewisse Aktualität besitzt: Bülows Urteil über die Sozialdemokratie. „Seien Sie versichert" — sagte Bülow zu dem Franzosen, der über die Zunahme des Sozialismus gesprochen hatte, im Juli 1907 —, „daß unter den 3 Millionen sozialdemokratischer Wähler nicht 500 000 über- zeugte Sozialisten sind: Schüler der Wahren marxistischen Theorie, Feinde des Eigentums oder auch nur einfach Republikaner. Es sind Un- zufriedene, und in Deutschland, wo der kritische Geist so entwickelt ist, gibt es mehr Leute als anderswo, die der Regierung etwas auswischen wollen; und es sind auch Leute, die sich nicht behaglich fühlen, die der Meinung sind, daß man noch nicht genug für die Arbeiter getan, und die neue Reformen wünschen. Die Führer des Sozialismus sind Theore tiker, und dogmatischer, als irgendein Priester des Mittelalters. Er innern Sie sich an die berühmte Diskussion in Amsterdam, wo JaureS — der von seinem revolutionären Standpunkte aus völlig recht hatte — zu Bebel sagte: „Sie find im Reichstage 80 Mann, und es geht dort zu, als wären Sie überhaupt nicht da, Sie tun nichts, Sie handeln nicht, Sie haben keinen der Ihrigen in der Regierung, Sie sind ohnmächtig, das geringste soziale Gesetz zur Annahme zu bringen!" Bebel antwortete ihm, daß die französischen Sozialisten auch nicht die Macht besäßen, die Einkommensteuer oder die Arbeiterversicherung durchzusetzen. Womit er gleichfalls recht hatte. DaS beweist, daß eS eine sozialistische Gefahr nicht gibt, wenn die Konservativen und die Liberalen eS verstehen, sich zu einer Aktion der sozialen Verteidigung zu vereinen." „Gleichwohl, die Zahl der sozialistischen Wähler nimmt zu. Und ihre Theorie besteht, obwohl sie Theoretiker sind, doch darin, ihre Pro paganda bis zu dem Tage fortzusetzen, wo sie die Majorität im Reichs tage haben werden. Sie denken, an diesem Tage werde der König wohl oder übes sie mit der Regierung betrauen müssen — falls «S dann noch einen König gibt. .»." Herr von Bulow lachte. „Sie sind noch nicht so weit und ich sehe sie überhaupt niemals so weit kommen. Aber halten Sie einmal an Montag 1. November 1909. m. Jahrgang. dieser ungeheuerlichen Hypothese fest und stellen Sie sich die Sozialisten vor: sie wären in höchster Verlegenheit und würden bald inne werden, daß daS Regieren nicht so leicht ist!" Deutsche« Reich. Leipzig, 1. November. * Z» den Stichwahlen. Wie wir bereits im Depeschenteil der Sonn tagsnummer mitteiltem wurde bei der Stichwahl im 42. ländl. Wahlkreis lSchwarzeuberg) am Sonnabend der Geschäftsführer Zimmer lSoz.) mit 7244 Stimmen gegen den bisherigen Vertreter v. Querfurth (Kons.), der 6162 Stimmen erhielt, gewählt. Bei der Hauptwahl hatten der konservative Kandidat v. Querfurth 4782, der freisinnige Kandidat Täschner 1567 und der sozialdemokratische Kandidat Zimmer 5917 Stimmen erhalten. Bei der Stichwahl sind 150 Stimmen mehr als bei der Hauptwahl abgegeben worden. Außerdem ist aber der größte Teil der freisinnigen Wähler für den sozialdemokratischen Kan didaten einaetreten. So begreiflich der Widerwille gegen einen so aus geprägten Agrarkonservativen, wie der Herr v. Querfurth auch ist jdessen Haltung bei Beratung des Wassergesetzes dürfte hierfür aus- schlLggebend gewesen sein), so sehr hätte der Freisinn schon aus wahl taktischen Gründen es vermeiden müssen, für den Sozialdemokraten zu stimmeu. Immerhin ist gerade dieser Wahlausgang ein sehr ernstes Warnungszeichen für die konservative Partei, die sich auf die einseitige Jnteressenpolikrk des Bundes der Landwirte festgelegt hat. * Siu nationaler Gedenktag. Am 1. November 1909 sind fünfzig Jahre seit dem Erlasse einer Kabinettsorder des damaligen Prinz regenten von Preußen verflossen, die ihren Ursprung in einer hochbe deutsamen deutschnationalen Volksbewegung hatte. Unvergessen ist in allen Schichten unserer Bevölkerung, mit welcher opferwilligen Hingabe und mit welchem weitausschauenden Verständnisse Männer wie Frauen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts dafür wirkten, daß Deutschland zur See wehrhaft werde. Schon am 19. Juli 1848 erschien im „Pots damer Wochenblatte" und bald darauf in der „Vossischen Zeitung" ein Aufruf „an Preußens Frauen und Jungfrauen, der zum Spenden von Gaben für die Erbauung eines Kriegsfahrzeuges aufforderte. Geld, Silbergerät und Schmuck gingen reichlich auf diesen Aufruf ein, und bald folgten Oelbilder und Kupferstiche, Porzellan und Handarbeiten, diese auch aus unbemittelten Kreisen, als Gewinne für eine Landes lotterie zu gleichem Zwecke. Das Fahrzeug, ein Schoner, wurde er baut und lief zu Wolgast am 25. August 1855 vom Stapel. Prinz Adalbert taufte es aber nicht auf den erbetenen Namen „Frauengabe", sondern nach der ehrenden Weisung des Königs auf den Namen „Frauen, .ob" Nach Vollendung Schiff-S verblieb noch ein Kapital von 25diese»! Tage ft.kV fünfzig ^vhre v'.rflosftn. Li.:- , und Freud sind seitdem über alle Gaue unseres Vaterlandes gezogen, und das damals ringend und ahnend Erstrebte erscheint uns heute als ein fast selbstverständlicher reicher Besitz. Und doch blicken wir auf das Schaffen derer, die daS Werk begonnen, mit Hochachtung und mit Stolz zurück und freuen uns der vaterländischen Gesinnung, mit der auf diese Weise der Einigung Deutschlands vorgearbeitet wurde. Die wechselnden Geschicke des Vaterlandes blieben nicht ohne Rückwirkungen auf die neu begründete Stiftung. Am 5. August 1861 traten Bürger Elberfelds zu einer Tätigkeit „für eine deutsche Flotte in Preußens Besitz" zusammen. Sie führten später der Stiftung rund 8000 Taler zu; ebenso Bürger Dresdens, die 1861 für deutsche Kanonenboote gesammelt hatten, 1000 Taler. Rudolph von Bennigsen übergab ihr als Vorsitzender der Liqui- dationskommission des Deutschen Nationalvereins die von diesem zu sammengebrachten deutschen Flottengelder im Betrage von 67 000 Talern. Und als dann das neue Deutsche Reich entstanden war, überwies der Kaiser selbst der Stiftung im Jahre 1879 die Summe von 50 000 ^l. Auch der jetzige Kaiser, der der Stiftung lebhaftes Interesse entgegenbringt, hat ihr wiederholt namhafte Beträge zugehen lassen. So ist die „Marine stiftung Frauengabe Berlin—Elberfeld", wie ihr Name seit dem Jahre 1868 lautet, von vielen Seiten in den Stand gesetzt worden, für die An gehörigen der Marine, für die Invaliden und für deren Hinterbliebene eintreten zu können. Sie hat namentlich für die Unteroffiziere und Mannschaften, für die gering bezahlten Beamten und für die Witwen und Waisen gesorgt. Aber wenn im Jahre 1860 ganze 424 Taler an Unterstützungen gezahlt wurden — was ist heute zu leisten? Als die Stiftung 1868 ihren neuen Namen erhielt, hatten alle Schiffe des Nord- deutschen Bundes zusammen 35000 Tonnen; das ist eine Zahl, die heute etwa der von zwei Linienschiffen gleichkommt. Dementsprechend ist auch die Zahl der Unterstützungsbedürftigen gestiegen. Längst schon reichen die Zinsen des Vermögens der Stiftung nicht aus, um ihre großen Auf gaben zu erfüllen. Wie wir hören, ist aus Anlaß des Jubiläums der Stiftung ein Komitee in der Bildung begriffen, das ihr neue Mittel zu führen will. Die Kronprinzessin des Deutschen Reiches hat das Pro- tektorat und Prinz Heinrich von Preußen das Ehrenpräsidium dieser Sammlung übernommen. Hoffentlich fließen im geeinten Deutschen Reiche die Beiträge nicht geringer, als sie das nach Einigung ringende beisteuerte. * Leopold Sounema»« f. Wie wir schon gestern morgen mitteilten, ist am Sonnabendabend in Frankfurt der Begründer der „Frank furter Zeitung" Leopold Sonnemann im eben angetretenen 79. Lebensjahre gestorben. Sonnemann wurde am 29. Oktober 1831 in Höchberg in Unterfranken geboren. Er lernte als Kaufmann und begründete 1856 die „Frankfurter Zeitung", die 1867 in seinen alleinigen Besitz überging. Publizistisch ist er mit einer Reihe von sozialpolitischen Schriften über Altersversorgung, Arbeitslosenversicherung, Wohnungs pflege usw. heroorgetreten. Er war Mitbegründer des volkswirtschaft lichen Kongresses und vertrat in den Legislaturperioden 1871—76 und 1878—84 den 6. Wiesbadener Wahlkreis >Frankfurt a. M.) im Deut schen Reichstage als Mitglied der Deutschen Volkspartei, deren Gründung mit sein Werk ist. Auch als Stadtverordneter in Frank- furt a. M. hatte er großen Einfluß, entfaltete eine umfangreiche Tätig keit und galt als ein besonders unterrichteter Fachmann im Bank- und Börsenwesen. * Unter der Spitzmarke „Uebertreibungen" schreibt die offiziöse „Südd. Reichs-Korr": „Der Kaiser von Rußland hat auf seiner Fahrt nach Italien seinen Weg durch Elsaß-Lotbringen genommen. Der Zug des russischen Herrschers ist mit allen Vorsichtsmaßregeln über die reichs- ländischen Eisenbahnen geführt worden, wovon die Zeitungen mit großer Ausführlichkeit und man möchte fast sagen, mit einem gewissen Be- fremden Notiz nahmen. An und für sich liegt nichts Außergewöhnliches in der Behandlung dieser Durchfahrt, auch bei Reisen des Deutschen Kaisers findet eine besondere Sicherung der Strecke statt. Das alles ist bei den Eisenbahnen schon völlig reglementmäßig festgelcyt, so daß es nur einer generellen Anweisung an die einzelnen Inspektionen bedarf, um die Maßnahmen auszuführen. Mehr ist im Grunde auch bei der Zarenreise nicht geschehen, wenn auch eine verstärkte Aufmerksamkeit durch den Umstand geboten war, daß ein fremder Herrscher, dem noch dazu viele Feinde nachgesagt werden, die deutschen Bahnen benutzte. Wenn das num aber der Anlaß geworden ist, die Mitteilung in die Presse zu bringen, daß dadurch den Reichseisenbahnen und Eliaß-Lothrinaen sehr beträchtliche Kosten — man schrieb von 800000 .E — entstanden sind, so entbehrt das jeder Unterlage. Den ReichSeisenbahnen dürsten Kosten rechnerisch überhaupt nicht entstanden sein. Was für Bewachung und Bereisung der Strecke geschehen ist, wurde vom Personal im regel mäßigen Dienst ausgeübt, ohne daß dafür Extrabezahlung stattfand. Etwas anderes ist es mit der Bewachung der Strecke außerhalb des Bahnkörpers, mit der sich die Bahndirektion überhaupt nicht befaßt, sondern die sie der Zivilverwaltung überläßt. Hier haben es die Kreis direktoren bzw. Polizeipräsidenten, namentlich rm Oberelsaß, wohl für nötig befunden, gewisse Straßen- und Brückenübergänge abpatrouillieren zu lassen, was nicht mit den ihnen gewöhnlich zur Verfügung stehenden Kräften möglich war, weshalb sie aus den benachbarten Kreisen Gen darmen usw. zur Hilfe requirieren mußten. Hierdurch sind allerdings Kosten entstanden, die noch nicht ganz festgestellt sind, da 11 Kreise in Frage kommen, die der Zarenzug durchfuhr. So viel aber läßt sich aus Heu bisher eingegangenen Mitteilungen schon ersehen, daß die Kosten nicht den hundertsten Teil von der angegebenen Summe ausmachen." — Immerhin ist damit noch nicht die Frage beantwortet, w er für die Kosten dieses besonderen Aufwandes aufkommt. * Der deutsch-schweizerische Mehlstreit. Bon unterrichteter Seite wird uns geschrieben: Der deutsch-schweizerische Notenwechsel über den Mehlzollstreit ist nicht eingestellt. Vielmehr liegt der schweizerischen Regierung eine deutsche Note vor, deren Beantwortung zu erwarten steht. * Landwirtschaftliche Landesausstellung iu Kamer». Wie die „Deutsche Kolonialzeitung" erfährt, wird im September nächsten Jahres in Duala eine wirtschaftliche Ausstellung stattfinden. Sie wird sich anschließen an die Eröffnung der Eisenbahn zu den Manenguba-Bergep. * Ein weiterer Schlepper für uuser Schutzgebiet Kamerun. Ein neuer Schlepper ist von der Schiffswerft H. C. Stülken Sohn soeben abgeliefert worben. Das Jahvzeug ist besonders für den Verkehr aus den Flüssen unseres Schutzgebietes gebaut und soll in den Wald- konzessionsgebieton der Kameruner Holzgesellschaft die gefällten Bäume auf Leichtern und Flöhen zur Küste schleppen. Der Schlepper, der den Namen „Manoka" erhielt, wurde mit Dampfer „Kamerun" der Woer- mann-Linie am 25. d. M- durch die Firma Matthias Rhode L Co. ver laden, nachdem dieselbe die Hoüschlagexpedition und ein Leichterfahrzeug der Kameruner Holzgesellschaft bereits mit den vorhergehenden Dampfern nach Duala und Manoka verlud. Ausland. Frankreich. Zwischenfall an der deutschen Grenze. Pariser Blätter melden entrüstet, daß der elsässische Forstgehilfe Raes aus Chavaunes sur I'Etang im Grenzwalde von Romaguy einen Franzosen namens Charles Armaux, den er im Forst angetroffen, unter dem angeblich unbegründeten Vorwand des Wilderns angeschossen hat. Der Verwundete wäre, wie die „Voss. Ztg." berichtet, nicht in einem Krankenhaus, sondern in einem Gefängnis zunächst von Dannkirch, dann vo:i MiHÜMisin untergeoracht worden. Dort habe mau ihn einige Tage ohne ä.zttiche Hilfe gelassen. Schließlich habe man einen Chirurgen zu ihui geschickt, der ihm das verwundete Bein abnehmen sollte. Es war jedoch schon zu spät, und der Arzt traf nur noch eine Leiche an. Der Fall soll angeblich zum Gegenstände einer diplomatischen Be schwerde gemacht werden. (Das beste wird also sein, das Ergebnis dieser „Beschwerde" in Ruhe abzuwarten. D. Red.) Griechenland. l Die besiegte« Revolutionäre. Der Urheber der Meuterei TyPal - dos hat sich, wie aus Athen gemeldet wird, mit vier Offizieren auf einen Abhang des Paresgebirges geflüchtet. Die meuternden Marineoffiziere Jrangulato und Kanaris begaben sich zum Kriegs minister und drückten ihr Erstaunen darüber aus, daß sich Tybaldos noch nicht ergebe« habe, da die Meuterer nach dem Mißerfolg des Auf- standes beschlossen hätten, sich zu ergeben. Bereits vor dem Gefecht soll Thpaldos die Aussichtslosigkeit einer Verteidigung erkannt und zu einem Offizier der Landarmee geäußert haben: „Ich sehe die Er folglosigkeit meines Unternehmens vollständig ein, aber ich kämpfe letzt um meine Ehre!" Nach einem späteren Telegramm sind von den geflüchteten aufständischen Offizieren und Mannschaften die meisten seftgenommen worden. Thpaldos soll tot oder lebendig gefangen werden. Das Protokoll der Verschwörer war von 70 Marineoffizieren unterzeichnet. Am Gefecht nahmen jedoch nur 40 teil- Die in Gefangenschaft geratenen Meuterer wurden in Trupps nach Athen transportiert. Die Offiziere protestieren, Ver- räter zu sein und schieben alle Schuld auf Thpaldos. Athen ist äußer- lich wieder völlig ruhig; jedoch erhalten sich hartnäckig die Ge rüchte von einer großen Erregung im Landheer. — Die Er klärung der gefangenen Offiziere lautet: Athen, 31. Oktober. sTelegramm.) „Wir protestieren gegen unsere Verhaftung, wir sind keine Verräter. Wir haben zuerst den Einflüsterungen Thpaldos widerstanden, aber er drohte, uns nieder schießen zu lassen. Sobald wir entweichen konnten, flohen wir." Abessinien. ; Neue schwere Erkrankung des Kaisers. Wie man uns aus Addis Abeba meldet, wurde Kaiser Menelik am 28. Oktober von einem Schlaganfall getroffen. Sein Gesundheitszustand ist, obwohl sich gestern eine Besserung eingestellt hat, noch immer be- orgniserregend. Bisher hatte Menelik die Folgen ver- chiedener Schlaganfälle, die ihn heimgesucht hatten, überwunden, doch cheint man diesmal mit dem Ableben des klugen und europäerfrcund- ichen Regenten, der mit Berechtigung den Beinamen „der Große" ührte, rechnen zu müssen. Ein baldiges Ende scheint um so mehr be vorzustehen, als — nach einem Telegramm des „B. T." — für alle Fälle der designierte Thronfolger Lidi Jeassu vom Pa- triarchen im Beisein der Minister zum Nachfolger gesalbt und vereidigt wurde. Der Vizekönig Ras Tassama wurde als Vormund und Verweser bestätigt. Feier -es Rektor-wechsel». Leipzig, 1. November. Der Feier des Gcdcnkfestes der Reformation durch unsere Universität in der Paulinerkirche, bei welcher der zweite Univer- sitätsprcdiger Herr Geh. Kirchenrat I). Jhmels die Predigt hielt, folgte vormittags 11 Uhr die Feier desRektorwechscls in der Aula des Augusteums. Der Festraum bot das bei akademischen Feier- lichkeiten altgewohnte Bild: Rektor, Lehrer und Studierende vereinig ten sich mit militärischen Würdenträgern, den Vertretern der Reichs-, Staats- und Stadtbehörden, zu einer hochansehnlichen Versammlung, der die Dekane in ihren Ornaten und die längs der Saalseiten in vollem Wichs erscheinenden Abordnungen der studentischen Korporationen, rund sechzig, mit ihren Fahnen ein besonders festliches Gepräge verliehen. Unter den zur Feier besonders eingeladenen Gästen bemerkten wir unter anderen den Präsidenten des Reichsgerichts, Se. Exzellenz Wirkl. Geb. Rat Dr. von Seckendorfs, Qberreichsanwalt Dr. Zweigert, Kaiser!. Oberpostdirektor Domizlaff, Se. Exzellenz Wirkl. Geh. Rat Kreishauptmann Freiherr von Welck, Ämtshauptman« Kammerherr von N o st i tz - W a I l w i k , Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Bürgermeister Roth u. a. Auf den Galerien hatten die Damen der Professoren und Dozenten Platz genommen. Unter weihevollen Musikklängen hielten Rektor und Lehrkörper
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