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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110114017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-01
- Tag1911-01-14
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Be-uq-.PreiS chr »»» 0«»«, »m-ch «Hm, Träg«« und bpidtr««« L««l tOZlich m« yau« gebracht: AO ch «»«>., L.7G^ss nuntteljthrl vrt unler» AUial« ». La. naymestellen adgehelu 7» ch »aaaL. L»ü v erteltLdä. Durch dt« P»U; trwerhalb Demtchlandl and der deatlch«, SelMiiea «erreljtvrl. ».<» ««aL. IL. au-Ichl. Peftdeftellaeld. ferner m velgiea, Dtn«mark, den Doaaustaat«, Italiea. Luremdurg, «tederlaade, «ov» w«ae», Oeflerreilf llng«a, «atzlaaL Schweden, Schwel, u. Spante», g, all«, übrigen Staaten nnr dereü durch di« «chchSttSIwü« da» vlaltrs «httUich. Da» Leipziger Da-edian erlcheuu 2 »al täglich. Sonn. a. Feirriag« eur »«gen«, »daan« eol-»imadm«r Logullu»platz b» unteren Trägern, Filialen, Spediteur», und Lnnahmeltellen. lowl« PoltänUer» und Briefträgern. »tt»,,l»»rra»,<vr«t« da, ««««» autgab« lv bar Lbend >u««ade ä ch. Nabaklto» and Weschäft.kelle: Zobanniigasl« «. Aernchrrcherr 14«,ch läütkj. lä»S Morgen-Ausgabe. EMrTagMM Handelszeitung. Nmtsvlatt -es Aales un- des Nolizeiaintes Ser Stadt Leipzig. Anzelqen-Preis Or grüerat» au» üovvg und Umgebung di« Sgeipaltrn« SV wi» breit« LeM,r0« L> ch, die 74 MM breit« litella Ul«r«il» l p»n autwtrr» uv ikevamru t.Lll Jnlerat« »en Behörden >» «milichen Le- bi« 74 mm breit» Petirzeil» 4>t ch, Oetchaiisanieiqen MN Biagoorichriite» and Ut der Lb«ndau«gade ,n> ijreiie erhöht, btadai: nach Laril. Beiiageqebüür s p. Tauten» exll. Postgebühr. iZesterieUt« vuiträg« können nicht ,urLlt- gerogen werden. ,ZLr »al itricheine» an bestimotten Lagen un» Plätzen wir» kein« Haranti« übernommen. Sntztigen-Lunahmei Luguitusplatz 8, bei lämtlichrn gilialen u. allen Lnnon«» Ütxpedttroaen ne» In» und Ausland«». ch«npt LUiale Berlitt: Carl Daack«» pcr»oqr Baur. Hofbuch» handlang Lutzowstran« >a Hlel vdoo VI. «r 4»B). Haupt-Iiltale Lrrsbeu: Seeitr -tze 4, l (Leleptzon 4621). Nr. 14. Sonnsben-, üen 14. Isnusc lsil. 105. Zshrgany. Dss Wichtigste. * Der Reichstag setzte am Freitag die zweite Lesung der „Kleinen Strafgcfetznovclle" fort. (S. Reichstagsber.) * Der württembergische Landtag wurde am Freitag in Stuttgart durch den württem- bergischcn König mit einer Thronrede eröffnet. (S. d. des. Art.) * Zn der Debatte über die auswärtige Politik in der französischen Deputierteakammer trat Iaurtzs für eine loyale Annäherung Frankreichs an Deutschland ein. (S. Ausl.) * Der Eisendahnerausstand in Portugal dauert an, da die Ausständigen mit den Angeboten der Eisenbahngesellschaften nicht zufrieden sind. (S. Ausl.) * Bei Trebbin wurden bei einem Eisen- bahnunfall ein Bahnbeamter uid eine Frau getötet. (S. Tageschr.) Sättlers Rechtfertigung. Seitdem der frühere Generalsekretär des Konservativen Landesvereins, Herr Kunze, zu Nutz und Frommen der preußischen Konser vativen von der Vildfläche Sachsens verschwunden war, schien es eine Zeit lang, als ob die Leitung der genannten Organisation vor politischen Un geschicklichkeiten bewahrt bleiben sollte. Aber dieser Schein hat sich als recht trüge risch erwiesen. Das entschlossene Eintreten des Sächsischen Lehrervereins für eine fort schrittliche Ausgestaltung des Volksschulgesetzes und besonders für eine zeitgemäße Formung des Religionsunterrichts hat in den Kreisen der Orthodoxie und des Konservatismus ge waltige Beängstigung verursacht. Verschiedene krampfhafte Bemühungen, diese Beklem mungsmomente zu bannen, haben bisher nicht den erwarteten Erfolg gezeitigt. Da ist man denn in den letzten Tagen auf ein neues Kampfmittel verfallen; doch auch dieses erweist sich als völlig untauglich und dient nur dazu, die Hilflosigkeit der Konserva tiven in hellste Beleuchtung zu rücken. Mit geschäftigem Eifer war in die Presse, und zwar zuerst in das sächsische Lieblingsorgan des Bundes der Landwirte, die Nachricht lanciert worden, der Vorsitzende des Sächsischen Lehrer- vereins.Oberlehrer S ät t le r, habe sich vor kurzem in Unterredung mit einer vorgesetzten Stelle „zum bibel- und bekenntnismäßigen christlichen Religionsunterricht" bekannt und dafür auch eine schriftliche Bestätigung gegeben. Diese auf fällige Meldung war natürlich geeignet, das größte Aufsehen zu erregen, und hätte im Falle ihrer Unerschütterlichkeit ein völliges Ab weichen Sättlers von den Grundlagen der ZwickauerThesen bedeutet. Der Angegriffne erwiderte zunächst scharf und kurz, und darauf hin schränkten die Angreifer ihre kühne Be hauptung bereits dahin ein, daß die Aeußerungen Sättlers vor der maßgebenden Stelle — damit konnte nach Lage der Dinge nur der Kultusmini ster gemeint fein — wenigstens „dem Sinne nach" in der angegebenen Weise zu verstehen gewesen seien. Eine erneute Darlegung Sättlers schnitt den Gegnern der Reform des Religions unterrichts aber auch diesen Ausweg ab. Es wurde darin festgestellt, daß die Sättler zuge schriebenen Ansichten in Wirklichkeit Ausfüh rungen des Kultusministers zur Religions frage gewesen seien, die von Sättler schriftlich niedergelegt und vom Kultusminister nach einigen kleinen Korrekturen anerkannt worden seien. Unzweideutig geht daraus hervor, daß die von konservativer Seite eingeleitete Aktion gegen Sättler darauf angelegt war, zwischen dem Sächsischen Lehrerverein und seinem Führer eine ernste Entfremdung zu erzeugen und Ver wirrung in die Reihen der Freunde der Reform des Religionsunterrichts zu bringen. Sattlers rasche Aufklärung hat dieses feine Plänchen vereitelt, aber ihm kommt nun auch noch unerwartete Hilfe vom Kultusministerium selbst. In den beiden sächsischen Regierungsblättern veröffentlicht das Kultusministerium die amtliche Niederschrift über den Empfang des Ausschusses des Sächsischen Lehrervereins im Kultusministerium am 14. September v. I. Danach hat der Kultusminister die Erteilung konfessionellen Religionsunterrichts „auf dem Grunde der heiligen Schrift und dem damit übereinstimmenden Bekenntnis unter Vermei dung jedes toten und starren Dogmatismus, aber auch kraftloser Verschwommenheit in einer fürs Leben wirksamen Weise" gefordert und sich dafür ausgesprochen, daß die wahrhaft gesicherten Ergebnisse der Wissenschaft in der Schule nicht übergangen werden dürfen. Sättler hat dazu bemerkt, „daß auch die Lehrerschaft an dem Religionsunterricht auf Grund der Evangelien festhalte und an den Grundpfeilern der christ lichen Religion in keiner Weise rütteln wolle". Das sind unseres Erachtens Bemerkungen, die sich durchaus mit dem Geiste und Wortlaut der Zwickauer Thesen vereinigen lassen, die aber in aller Wege nicht bedeuten, daß ein „bibel- und bekenntnismäßiger Religionsunter richt" erteilt werden soll. Eine gekünstelte Interpretation könnte mög licherweise den Versuch wagen, die Aeußerung Sättlers gegen die Zwickauer Thesen auszuspielen, wer aber ohne Voreingenommenheit den von Sättler anerkannten Wortlaut dieser Stelle des amtlichen Berichts prüft, wer weiter Ort und Umstände bedenkt, die diese verbindliche Er klärung Sättlers veranlaßt haben, der wird uns beipflichtcn in der Ansicht, daß Sättler bei der Unterredung sich von dem Bestreben leiten ließ, unnötige Schroffheiten zu vermeiden, damit in gemeinsamer Ar beit das der Jugend Ersprießliche trotz aller Widerstände doch noch zu gesetzlicher Fixierung gelange. Hätte Sättler seinen Worten eine ausgeprägt aggressive Form ge geben, so würde er der von ihm vertretenen Sache den denkbar schlechtesten Dienst geleistet, sich selbst aber als untauglich für die Geschäfte eines Unterhändlers erwiesen haben. Eben die von ihm gewählte Einkleidung seiner Einwendungen machte es dem Kultusminister in diesem Stadium der Vorverhandlungen möglich, der Hoffnung auf eine Verstän digung Ausdruck zu geben. Hätte Dr. Beck den Eindruck gewonnen, daß der Vorsitzende des Sächsischen Lehrervereins sich zu seinen, des Ministers, Anschauungen über die künftige Ge staltung des Religionsunterrichts bekannt hätte, also tatsächlich von dem Zwickauer Thesen abgefallen wäre, dann wäre die ministerielle Bemerkung durchaus unverständlich, Jedenfalls können die Schulreformfreunde der Regierung nur Anerkennung zollen, daß sie weiterer Eeschichtsklitterung und Legenden bildung von konservativer Seite durch die rasche Veröffentlichung der amtlichen Nieder schrift vorgebeugt hat. Für Sättler aber ist dies Dokument der Regierung die beste Waffe bei einer Fortsetzung der Angriffe aus kon servativ-orthodoxem Lager. Industrie uuü kanlervstive Psrtei in Suchten. Aus Leipzig schreibt man der „Natl. Korr."'» „Die konservative Partei im Königreich Sachsen fühlt das Bedürfnis, sich bei den In dustriellen in empfehlende Erinnerung zu bringen. Aus diesem Grunde hat ihr geistiger Führer, der Geheime Hofrat Opitz in Treuen, vor kurzem auf der Generalversammlung des Konserva tiven Landesvereins eine Rede über das Verhältnis der konservativen Partei zur Industrie gehalten. Dabei hat er in den bei ihm bekannten Gedanken gängen den Beweis zu führen versucht, daß der Liberalismus die Autorität untergrabe, daß durch die Sprengung des Kartells in Sachsen der Sieg der Sozialdemokratie herbeigeführt worden wäre, und hat für diese Entwicklung insbesondere den Verband Sächsischer Industrieller verantwortlich gemacht, in dessen Leitung sich viele hervorragende Persönlich keiten befinden, die der nationalliberalen Partei an gehören, und der sich jederzeit die Freiheit seine» Urteils auch gegenüber der früher in Sachsen all mächtigen konservativen Partei gewahrt hat. Dieser Vorstoß der Konservativen hat nun aller dings eine ungeahnte Wirkung gehabt. Der Ge samtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller bat sich mit den Angriffen de» Herrn Opitz befaßt und hat dessen ganze Darstellung als das gekennzeichnet, was sie ist, nämlich als eine unwahrhaftige Verdrehung der Tatsachen. Ins besondere hat der Verband den Vorwurf zurück gewiesen, als wenn er jemals eine Zerfleischung der bürgerlichen Parteien in Sachsen herbeigeführt hätte, andererseits aber auch betont, daß er sich das Recht wahren würde, an der sächsischen Gesetzgebung und auch an der Reichsgesetzgebung diejenige Kritik zu üben, die er für berechtigt hält, wenn agrarischen Sonderwünschen nachgegeben wird. Inbezug auf das konservative Liebeswerben um die Industrie weist der Verband auf die kürzlich erfolgte Aeußerung des Herrn von Heydebrand und der Lasa hin, wonach die konservative Partei gar keinen besonderen Wert darauf lege, die Industrie in ihren Reihen zu haben, da sie der Industrie diejenige Freiheit der Bewegung nicht geben könne, die diese verlangen muß. Die Konservativen sind über diese einhellige Zurückweisung ihrer Schmeicheleien und Drohungen einigermaßen konsterniert, und Herr Opitz tritt nun auch einen beinahe kläglichen Rückzug an, indem er erklärt, er habe ja den Verband gar nicht angreisen wollen, habe im Gegenteil allen Industriellen den Beitritt empfohlen, und indem er weiterhin seine Angriffe als gegen den Linksliberalismus gerichtet hinstellt. Wir wissen nicht, ob der Verband Sächsischer Industrieller es der Mühe für wert halten wird, Herrn Opitz auf diesen Artikel noch einmal zu ant worten. Der Verband Sächsischer Industrieller stellt heute so unumstritten die Eesamtvertretung der sächsischen Industrie dar, und seine Mitglieder stehen in einer derartigen Geschlossenheit hinter seiner Führung, daß daran die Nadelstiche des Herrn Ovitz nicht das geringste ändern werden. Vor kurzem hat erst in einer Versammlung der Ortsgruppe Plauen des Verbandes Sächsischer Industrieller der Syndikus des Verbandes, Neichstagsabg. Dr. Stresemann, mit feinem Sarkasmus die Angriffe des Herrn Opitz zurückgewiesen und hat damit den stürmischen Bei lall der vogtländischen Industriellen gesunden. Wie man in den Kreisen der vogtländischen Industrie Herrn Opitz selbst einschätzt, geht daraus hervor, daß er nach 24jähriger Abgeordnetentätigkeit als Vertreter des Wahlkreises Mylau-Netzschkau bei den vorletzten Wahlen aus dem Kreise herausgewählt und durch einen nationalliberalcn Industriellen ersetzt worden ist, der sich der besonderen Unterstützung des Ver bandes Sächsischer Industrieller erfreut. Man wird daher auch unter diesem Gesichtspunkt das Lamento des Herrn Ovitz richtig ei-zuschätzen haben. Die konservative Partei fühlt sich aber auch sonst bemüssigt, ihre Situation gegenüber der Industrie in möglichst gutem Lichte erscheinen zu lassen und richtet aus diesem Anlaß Angriffe gegen die national liberale Partei, als ob diese im besonderen eine Beamtenpartei geworden sei und nicht genügend Männer des praktischen Lebens aus Industrie und Gewerbe aufstelle. Zu dieser Behauptung werden sechs Fälle angeführt, in denen konserva tive Industrielle durch nationalliberale Beamte im Landtag ersetzt oder aus der Stichwahl gedrängt worden seien. Es wäre der national liberalen Partei ein leichtes, auch dieser Darstellung der konservativen Partei mit einer Gegenüberstellung entgegenzutreten, aus der hervorginge, daß in drei fach größerer Zahl gerade die nationalliberale Partei Industriellen den Weg zum sächsischen Land tag freigemacht hat. Anstatt ermüdende Einzelver gleiche anzustellen, sei das Gesamtrejultat festgestellt, darin bestehend, daß sich nach den letzten Landtags wahlen in der nationalliberalen Fraktion der Zweiten Sächsischen Ständekammer unter 27 Abgeordneten 18 Fabrikanten und Kauf leute, in der konservativen Fraktion bei gleicher Anzahl Mitglieder daaegen 2Fabrikbesitzer und Kaufleute befinden. Diese kleine Gegenüber stellung zeigt wohl am besten, wo die sächsische In dustrie ihre Vertretung sucht und — findet." Zur /rage üer Fernlprechgebülrrenorünung nahm die Landeskonferenz der 36 sächsischen Hansabund-Ortsgruppen in ihrer letzten Sitzung nachstehende Resolution an: „Der jetzt vorliegende Kommissionsentwurf der Fernsprechgebührenordnung zeigt wiederum, daß ein der gewerblichen Entwickelung fremd und unfreundlich gegenüberstehender Geist in der deutschen Gesetzgebung zur Herrschaft gelangt. Die Beschlüsse der Reichstagskommijsion Haven zwar den Regierungsentwurf abgeändert, jedoch ist der Grund gedanke des Gesetzes, eine unverhältnismäßig starke Heranziehung von Industrie, Handel und Gewerbe zu den Kosten des Fernsprechwesens, der gleiche ge blieben. Der Ferniprecher als wichtigstes Werk eug des täglichen Gebrauches und modernen Verkehrs darf nicht vorwiegend ein Gegenstand fiska lischer Interessen werden. Dahin geht jedoch das Bestreben, denn die Fernsprechgebührenordnung dient offensichtlich der Schaffung neuer Finanzmittel zu Lasten der gewerblichen Kreise und besonders wiederum des Mittelstandes. Hiergegen muß energisch und nachdrücklichst Protest erhoben werden. Die heutigen Sätze dürfen unter keinen Umständen wesent lich erhöht, vielmehr muß im allgemeinen auf eine Verbilligung der Fernsprechgebühren hinaewirkt werden. Bor allem muß die Pauschalgebühr bei behalten werden, event. unter Festsetzung eines Höchst sattes der Gespräche. Ferner muß, unter Aufrecht erhaltung der — niedriger, als es im Entwurf ge schehen ist, »u bemessenden — Grundgebühr, die Bauschalgebühr, die der Teilnehmer an Stelle der Gesprächsgebühr wählen kann, herabgesetzt werden, wobei eine Staffelung nach Zahl der Gespräche ge rechtfertigt erscheint. Daß im übrigen eine Ver billigung der Sätze möglich ist, zeigt das Beispiel der meisten auherdeutschen Länder, insbesondere auch der nordischen (Schweden und Norwegen), deren Fern sprechgebühren weit hinter den deutschen Zurück bleiben. Um die dortigen Einrichtungen kennen zu lernen, wird vorgeschlagen, eine Kommission au» Beamten, Technikern und Industriellen von Reich» wegen zu ernennen, deren Erfahrungen in Zukunft dem deutschen Fernsprechverkehr zugrunde gelegt werden sollen. Nur eine Verbilligung derFern- svrechHebühren wird nach kaufmännischen Erfahrungen eine Steigerung derEinnahmen aus dem Fern sprechverkehr mit sich bringen." Lanüwtrtlchsltsyelelllchalt kontra Sorchlet. Der Präsident des bayerischen Landwirtschafts rates. Dr. v. Soden-Frauenhofen, veröffentlicht eine lange Erklärung über den Austritt des Pro fessors v. Soxhlet. Für^ die Allgemeinheit von Interesse ist daraus die Stelle, die sich über die finanzielle Abhängigteit der Deutschen Landwirt- schaftsgesellschaft voinKalisyndikat ausspricht. Herr v. Soden meint, Soxhlets Darstellung werde „von sachverständiger Seite" als irreführend bezeich net und zwar „neuerlich". Wer die sachverständige Seite ist, und wie sie früher Uber den Fall gedacht hat, erfährt man nicht. Die anonyme „sachverstän dige Seite" soll über den neuen Vertrag mit dem Katisyndikat folgende Ansicht haben: „Dieser Vertrag habe lediglich den früher bestehenden Zustand bestätigt. Die von Herrn v. Soxhlet beanstandete Veränderung des auf den Propagandafonds bezüglichen Passus sei nur von belangloser formeller Bedeutung. Früher — 1902 — hieß es: „Die Körperschaften verpflichten sich, für Ver breitung der Kenntnis der zweckmäßigen An wendung aller Kalisalze in der Landwirtschaft unablässig Sorge zu tragen und alle diesem Zweck förderlichen Mittel zu pflegen." Statt dessen lautet es im neuen Vertrag vom Februar 1910: „Die Körperschaften verpflichten sich, für die Steigerung des Absatzes der Kaliialze in der deutschen Landwirtschaft durch Versuchs-, literarische und Vortragstätigkeit unablässig Sorge zu tragen und alle diesem Zweck förderlichen Mittel zu pflegen." Die Abänderung des Wortlautes sei sohin nur rein formeller Natur." Diese außerordentlich kühne Interpretation kann nur mit Kopsschütteln ausgenommen werden. Das „B. T." bemerkt treffend dazu: „Nehmen wir, um ein deutliches Beispiel zu haben, also einmal an, der Aerzteverein schlösse mit den Höchster Farb werken einen Vertrag, worin er sich, gegen Provi sion und „Propagandagelder" verpflichtete, für die „Steigerung des Absatzes" von Ehrlich-Hata 606 „unablässig Sorge zu tragen": so würden Freiherr v. Soden, der bayrische Landwirtschaftsrat, der Bund der Landwirte und so weiter das durchaus in der Ordnung finden? Oder haben die agrarischen Körperschaften ihre eigene Moral? Worum sic dann nicht zu beneiden wären. Agrarische Statistik! Der Bund der Landwirte hat sich kürzlich in einem Flugblatt bemüht, den Wert der Industrie für die deutsche Volkswirtschaft durch eine Berechnung herab zusetzen, in welcher er zu dem Ergebnis kam, daß der Iahreswert der landwirtschaftlichen Pro duktion in Deutschland auf 11891 Millionen Mark zu beziffern sei, der der industriellen Produktion dagegen nur aus 9963 Millionen Mark. Zu diesen Ziffern, deren Unhaltbarkeit in der Presse übrigens bereits festgestellt worden ist, schreibt der Handels vertragsverein in der eben erschienenen ersten Januar nummer seines Vereinsorgans: „Wir möchten die erwähnten Ziffern noch unter einem anderen Gesichtspunkte betrachten: Der Gc samtbetrag der deutschen Ausfuhr belief sich im Jahre der letzten Produktionsstatistik (1907) aus 6845 Millionen Mark, der der Einfuhr aus 8744 Millionen Mark (in den letzten beiden Jahren um ein geringes weniger). Wenn also die vom Bund der Landwirte behaupteten Ziffern für den Gesamtwert der deutschen landwirtschaftlichen und industriellen Produktion auch nur annähernd zutreffend wären, dann machte derGesamtwertdes deutschenAußen- handels mit ca. 15 500 Millionen Mark jährlich rund zwei Drittel der gesamten deutschen Produktion aus: anders ausgedrückt, die deutsche Produktion wäre mit einem vollen Drittel ihres Er gebnisses auf den Absatz im Auslande, der deutsche Konsum mit einem vollen Drittel seinesBedarfs auf denÄmport aus demAuslande angewiesen. Nun behauptet aber gerade der Bund der Landwirte doch immer, daß der Import und Export im Verhältnis zu der Bedeutung der einheimischen Produktion bzw. des inneren Marktes eine untergeordnete Rolle spiele, eine gusolitg og^lixe»dlo sei, daß die deutsche Land wirtschaft bei hinreichender staatlicher Unterstützung sehr wohl den Gesamtbedarf decken könnte und daß, wenn es nur der Landwirtschaft gut ginge, der heimische Markt im großen und ganzen die geiamte heimische Produktion aufnehmen könnte. Wie reimt sich das mit obigen Ziffern zusammen? Uns scheint, der Bund der Landwirte wird seiner statistischen Ab teilung doch mehr Vorsicht und Genauigkeit empfehlen müssen. Rache lür Labiau-Wehlau 7 Aus parlamentarischen Kreisen gehen dem „B. T" die folgenden höchst interessanten Mitteilungen zu, für die wir diesem Blatte die volle Verantwortung überlassen: „Am 18. April 1887 trat der neugewählte Bürger meister Wagner in Tapiau. der jetzt in Labiau- Wehlau als liberaler Kandidat gesiegt hat, sein Amt an, und es wurde ihm von diesem Tage ab die Ver waltung des dort belegenen Kreisarmenhauses über tragen, und zwar gegen freie Wohnung im Gebäude und eine Iayresvergütung von 150 .« Seit der Zeit hat er die behagliche Wohnung, mit der ein angenehmer Garten verbunden ist, innegehabt, seine Kinder sind darin geboren, sein ganzes Leben hat sich dort ab gespielt. Am 10. d. M. nun hat der Kreisausschuß in Wehlau unter dem Vorsitz des Landrats Weber beschlossen, dem Bürgermeister Wagner die Verwaltung des Kreisarmenhauses abzu- nehmen und ihn aufzusordern, die Ge schäfte am 1. Februar dieses Jahres seinem Nach folger, dessen Name ihm noch mirpeteilt werden wird, zu übergeben. Die Wohnung im Vereinsarmen hause ist ihm zum (.Oktober dieses Jahres gekündigt worden. Als Grund wird angegeben, daß Wagner
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