308 RADLERIN UND RADLER. Frl. Schüler Frl. Hartje Frl. Müller Frl. Metting Frl. Grothe Frl. Friedrich. Damen-Reigen des Radfahrer-Vereins Stendal 1884. Stendaler Brief. in reizendes Pendant zu den schneidigen Sanger- häuserinnen in No. 8 Ihres geschätzten Blattes sah ich neulich in einem hiesigen Schaufenster. Es war ein von Künstlerhand gemaltes Aquarell, welches sechs schneidige junge Damen, auf dem Stahlross führen. Ganz besonders ist ihm natürlich der R.-V. Stendal 84, dem er fast seit seiner Gründung angehört, ans Herz gewachsen, und dieser Verein, welcher momentan allein 82 Bundesmitglieder zählt, hängt auch an seinem „Vater Dett“ mit rührender Ver ehrung, denn er ist sich wohl bewusst, wie eng sein Wohl und Wehe mit dem seines langjährigen Vorsitzenden (jetzigen Ehren vorsitzenden) zusammenhängt. Herr Dettmer ist nun auch der Lehrmeister der sechs sitzend, in einem Rosengarten darstellte. Die künstlerisch vorzügliche und decente Durchführung des Bildes fand grossen Beifall, und es gelang mir, von dem Erzeuger des Bildes, Herrn Adolf Ludwig, einen Abzug, sowie auch einige Mitteilungen zu dem Bilde zu erhalten. — Aller dings den Rosengarten und vieles andere zeigt dieser Abzug nicht, immerhin aber dürfte er als ein Beweis dienen, dass in der Hauptstadt der Altmark der Radsport auch von den Damen ge bührend gepflegt wird. Stendal ist eine Stadt von etwa 22—23000 Einwohnern, von denen weit über tausend als Radfahrer polizeilich gemeldet sind. Es ist das jedenfalls ein überaus grosser Prozentsatz. Seit dem Jahre 1884, also seit dem Bestehen des D. R. B., existiert hier ein äusserst rühriger Radfahrer-Verein (R.-V. Stendal 84), welchem sich im Laufe der Jahre noch drei weitere Bundes- Vereine („Schwalbe“, „Wanderlust“ und „Herold“) zugesellten. Alle vier Bundes-Vereine verkehren kameradschaft ¬ jungen Damen, und wie er unermüdlich die männlichen Reigen mannschaften des Vereins drillt, so hat er auch diese weibliche „Mannschaft“ einexerziert, dass es eine helle Freude ist, diese sechs Blitzmädel Reigen fahren zu sehen. Auch manch erster Korsopreis der letzten Jahre soll mit auf das Konto der jungen Damen kommen, und so möge es auch in diesem Jahre werden. Dem unermüdlichen Lehrmeister der Stendaler Mannschaften aber, welcher auch als Gauvorstandsmitglied und Leiter des Bezirks „Ost-Altmark-Priegnitz“ des Gaues 18 weit über die Grenzen des Gaues hinaus bekannt ist, möge stets ein warmes Herz für die Radfahrer sache erhalten bleiben. Im übrigen lebt man in Stendal als Rad fahrer einen guten Tag. Hier radelt alles: Offiziere und Mannschaften von den Husaren, die ganzen Beamten der Polizei, ja, sogar Schornsteinfeger und — nahe auch eine Hebamme! Die Strassen sind die Herr Dettmer. bei Stendal — lieh miteinander und befolgen den Moltke’schen Grundsatz: „Getrennt marschieren, vereint schlagen“, d. h. jeder Verein ist mit allen Kräften bestrebt, die Sache des D. R. B. hoch zu halten. Der Bund zählt in Stendal über 200 Anhänger. Als Seele der ganzen Radlerei gilt hier ein Mann, dessen Bildnis ich Ihnen ebenfalls übersenden kann. Herr Dettmer denkbar besten, und von polizeilichen Beschränkungen ist nichts bekannt! Hoffentlich ringen sich die Sicherheits behörden zu der Erkenntnis durch, dass der deutsche Staats bürger, sobald er auf dem Rade sitzt, nicht gemeingefährlicher ist, als zu Fuss, Pferd oder Wagen! M. St. hat die Radlersache zu seiner eigenen gemacht und geht auf in dem Bestreben, dem Bunde immer neue Anhänger zuzu-