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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110519029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911051902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911051902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-05
- Tag1911-05-19
- Monat1911-05
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Be^vgS-Prrit str Veto»,, »,» P»r«n» »,rch »»)»r» 2r-o«i ,»b E»»dn«»k« 7»a> tätlich t»» Pau» u»dkoa« W Pt «»natl.. -.7», Ml. otriteNohrt P«« «ni»n> Sill»!«» » An- «t-meftrü«» adard»U ?S Vt. «»»att, tL Ml „«Neliadkt. Dir« »», V»N> tnnerhald Drunqion»» anv d«r de»Uch«n «»Ionien «i«k»»>iodrl <--» Vit„ «onatt. l.S> MI au»>chl P»ild»a»Ua»Id ferner tn Bklgirn, Donkmarl. de» ^onauttooirn. 2iaU«n üinemduia Ni»d»«lond«. N»r- wegen, ^efterreia Ungarn Nn-Iand. Schweden. Lchweu n Evanien An allen übrigen Staaten nvi viretl vurtd »I« (beichültatirll, da» Blatte» «rdaltltch. Da» Ueiptigei Dagedtan «rtchrtn« »wat täglich Sonn. » ^rirrrag» na< «argen». Äbonnemrnr»-<lnnadm» A»ha,ni»g»ll» bei anirren Irogrrn. Ailtolen Soebttrnirn nab Lnnaümeüellen. iow>» Boltämrer» and Lnetlragern. El»»«lv«kta»t»0l»»» -Vt. Abend-Auskabe. WWFtrTagMM LrU-Auschl.!" ess Tel.-Anschl.! »< «sz »»4894 L» (14694 Amtsblatt des Nates und des Nolrzeiamtes der Ltaöt Leipzig. Ln^ktgen-Pref- ttr Inlerar» «»» «»«»»>, »n» Umgebung -»» Ugalttg» P»tt«t»it« »Pt-dl»SirName» gell« I Ml.. »an »«»wart» Al Pt, -l»llamen llll Ml.. Inlerar» »an Ledürdr» «m amt lichen I»tl bt» PeNtierl» S» Pt. S«>chätt»a«te>grn «tt Planoarlchritt», », tn der Nd»ndau»gab» im Pr»»I» ertzadt Sladon nach lant Vellagrgebützr lbelomt» autlag« ü Ml o laulenb ertl. Pollgebühr. Trildrtlag« -ober. Feltenetlr» «uilraae tonnen nrch« «arktl. gezogen werdrn Für va» lkrlcheinen an bestimmten lagen and Plagen wird lein« lbarantl» übernommen llnzeigen » chnna-m« I,da»nr»,att» ch bet «amtlichen Filialen n allen Onnoncen. Lroedlkionen de» 2a» and Pu»land«» Dnrü »nd Verlag »«» «->»»>»-> lag« dlaN». « V»lg- Sndader Vaal tlürtte». Aedatti» »ad »eschilt»lt,ll«: 2odannl»galte 8. Panot-Ftlial« D»e»»«a: Leesrrai,» < l llelev-oa <S2l> Nr. 138 Miwg, arn lS. Mai lSil 105. Jahrgang. Die vorliegende Au -qabe um aßt 6 Seiten. Die Annahme des preutzllchen /euerdeltsttungsgeletzes. Nach dem Verlaufe der Kommissionsberatung schien das Schicksal des dem preußischen Abgeordneten hause vorliegenden Entwurfs über die Einführung der fakultativen Feuerbestattung be siegelt zu sein. Deshalb ist der Ausgang der zweiten Lesung im Plenum ein« um so angenehmere Ueber- raschvng, wenn auch die Mehrheit, mit der der grund legend« Paragraph und sodann das ganze Gesetz an genommen wurde, nicht erheblich ist. Aber man konnte nach der Stimmung, die im Zentrum und dem größten Teile der Konservativen gegen die Zulassung der Feuerbestattung herrschte, nicht mehr verlangen, und man muß zufrieden sein, daß nun auch im größten deutschen Bundesstaat in dieser Frage die Gründe der Vernunft, die im vorliegenden Falle keii csu egs mir dem religiösen Gefühl kollidieren, ge siegt haben. Zwar werden sich im Herrenhaus« voraussichtlich di« Kämpfe wiederholen, denn auch dort ist die Zahl der Gegner der fakultativen Feuer bestattung nicht gering, aber sicher wird zuletzt auch da das Gesetz die erwünschte Verabschiedung finden. Natürlich lassen sich auch Stimmen vernehmen, die über das Ergebnis der gestrigen Abstimmung höchst ungehalten sind. So werden im konservativen „Neichsboren", der einer der lautesten Nufer im Kampfe gegen die Feuerbestattung von jeher gewesen ist, fe lgende mehr als lühne Schlußfolgerungen an das Resultat von gestern geknüpft: „Nun werden wohl die Krematorien wie Pilze aus der Erde aufschießen, und mit der christlichen Sitte auch in bezug auf die Behandlung der Gestorbenen wird es ebenso abwärts gehen, wie mit der Behandlung der Lebenden in der Ehr. Die Volkssittlichkeit beruht größtenteils auf der bestehenden Sitte, in der die christlich-sittlichen An schauungen eine Gestalt gewonnen haben; wird die S-ite zerstört, so schwindet damit in weiten Kreisen auch di« Grundlage der Sittlichkeit. Aber wer fragt heute dcnach. Die judoliberale Presse, die unsere öffentliche Meinung beherrscht, jubelt, sobald wieder eine christliche Sitte fällt." Daß zu dem Erfolg der Freunde der Vorlage gerade freikonscroative und konservative Abgeordnete beigetragen haben, scheint dein „Reichsboten" in seiner Voreingenommenheit völlig entgangen zu sein. In Sachsen ist die Feuerbestattung schon seit einigen Jahren zulässig; von einer erschreckend zunehmenden sittlichen Ver wilderung als einer Folgeerscheinung dieses Nechts ist hierzulande wahrhaftig noch nichts verspürt worden. Dagegen lassen sich eine ganze Reihe von Beispielen dafür anführen, daß sächsische Staats bürger, an deren konservativer Gesinnung lein Zweifel aufkommen konnte, für sich letztwrlliz die Feuerbestattung verfügt hatten, die auch demgemäß vollzogen wilden ist. Es ist wahrhaftig nic.;t zu billigen, wenn den Freunden der Feuerbestattung christti tumsfeindliche Motive untergeschoben werden. D'r Folgerichtigkeit der Darlegungen des national liberalen Abgeordneten v. Hackenberg, der in DI« LxpeÄttionen ckes 1-KMjM lMdISltK8 rurcl cker» IMMer Lllgemkiiieii Lsiluiig deüllüvll sied von jstrt ad I^6ip2IA, »10KiÄNN 18^3886 8, VordsrAsbLuäs parterre links im Lebäulie äes iLASVIaltes. seinem bürgerlichen Berufe Pfarrer ist, und die fakultative Feuerbestattung warm befürwortete, kann sich unseres Erachtens kein Einsichtiger entziehen; besten Ausführungen gipfelten aber darin, daß die Negterungsvcrlage, „die die alte Begräbnrssitte sichert und schützt, aber auch dem einzelnen eine Frei heit gewährt, in anderer Weise über den Leichnam zu bestimmen, eine Freiheit, die nicht streitet gegen die Welt des Glaubens, nicht streitet gegen das Wesen des Christentums". prelle unü Börse. Der Protest, den kürzlich die „Kreuzzeitung" an- gemeldet hatte, als in einer Gerichtsverhandlung der frühere Direktor der Darmstädter Dank, Stadtrat Kämpf, die Aeußerung getan hatte, auch heute nähmen Journalisten noch Honorare von Banken, wenn diese Honorare auch nach dem Bürsengesetz in ein richtiges Verhältnis zu Len Leistungen getreten seien, wird begreiflicherweise von der ganzen anstän, Ligen Presse und ihren Vertretungen ausgenommen. Der Verein Berliner Presse hat nach einem Be richt des Chefredakteurs Vollrath folgende Ent schließung einstimmig angenommen: Im Hinblick auf die kürzlich an EerichtsstcNe angezogene Bestimmung des Vörsenae etzes, wonach finan'politische Arbeiten von Redalteuren für inter- estie te Banken und Bankunternehmungen nur strafbar sind, wenn das Honorar in auffälligem Mißverhältnis zur Leistung steht, sowie im Hin blick auf die aus dieser Anführung gezogenen Schlüsse erklärt der Verein Berliner Presse es grundsätzlich für unvereinbar mit den An standspflichten eines Redakteurs, daß er eine Tätigkeit dieser Art gegen Entgelt in irgendwelcher Form ausübt. In einer zweiten, ebenfalls einstimmig angenom menen Entschließung wurde der Vorstand beauftragt, beim Handelsminister dahin vorstellig zu werden, dag bei der Zusammensetzung der für Diszsiplinar- sachen gegen Handelsredakteure an der Berliner Börse bestehenden Eutachterkommission der Standes- vcrtrctung der Journalisten ein Vorschlagsrecht ein geräumt werde. 43000 ka Geülsnükultjvlerung üurch Gekangrne. Die Kultivierung von Oedland im großen Stile, die in der Thronrede in Aussicht gestellt und in der Presse zur Genüge besprochen worden ist, wird, wie der „Inf." mitgeteilt w'.id, zuerst in der Rhein. Provinz unter ausgiebiger Verwendung der Arbeits kraft von Korrigenden in Angriff genommen werden. Während in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf ausgedehnte Oedlandflächen nicht vor handen sind, enthalten die drei Regierungsbezirke Koblenz, Trier und Aachen etwa 43 000 da Oed ländereien, die sich im Besitz von Privaten und Gemeinden befinden. Von dieser Fläche entfallen etwa 13 600 auf bas Hohe Venn, das Teile der Kreise Montjoie, Malmedy und Schleiden umiaßt. Zunächst wurde vom Promnziallandtage beschloßen, in den beiden zuerst genannten Kreisen 303 i>» Oed landflächen zu erwerben. Man hat den Ankauf und die Melioration für einen Hrktar auf 1400 ./t be rechnet. Die Gesamtauswendungen werden ca. 660 000 betragen, welche Summe vorschußweise von der Landestank entnommen werden soll. Wesent lich ist, daß von vornherein damit gerechnet wird, daß die Arbeitskräfte von der Provinzialarbeits anstalt Brauweiler gestellt werden. Der Provinzial ausschuß wird die Gewinnung von Kulturland und die im Anschluß daran durckstuführende Besiedlung unmittelbar und für eigene Rechnung in die Hand nehmen, wobei die Königliche Staatsregierung um Unterstützung angegangen ist. Der Förderung der Angelegenheit wesentlich zustatten kommt, daß die Arbeitsanstalt Brauweiler Meliorationsarbeiten für Genossenschaften und Private schon seit Jahren ausführt, und die Arbeitgeber sind mit allen Arbeitsleistungen zufrieden gewesen. Unter den jetzt obwaltenden Verhältnissen könnten von den ca. 13000 männlichen Korrigenden 500 bis 600 bei Außenkommandos verwendet werden. Für die Meliorationsarbeiten der Provinz würden hiervon 3M bis 400 Mann verfügbar sein. Bei den in Betracht kommenden klimatischen und Bodenverhältnissen dürften die zu kultivierenden Oedländereien im wesentlichen nur als Vieh weiden dienen können. Die Ansiedlung von Klein bauern soll jedoch ebenfalls im Auge behalten wer den. Ob hierbei das Rentengutsverfahren in An wendung kommen wird, ist noch dahingestellt. Zu nächst beabsichtigt die Provinzialverwaltung, die Be wirt chaftuna in eigener Regie ourchzuführen, sowohl um einen Anhaltspunkt für Kauf- oder Pachtpreis zu gewinnen, als auch zur Entscheidung der Frage, welche Größe für die einzelnen Ansiedlungen gewählt werden muß, um eine Existenzmögkichkeit des An siedlers zu gewährleisten. palMlche Nachrichten. Annahme der reichsländischen Berfassungsvorlage in der Kommission. Berlin, IS. Mai. (Tel.) Die Reichstags kommission für die elsaß-lothringische Ber» fafsnngsreform behandelte heute in zwei Der» lcsungen das Wahlgesetz mit einigen Aenderungen und beschloß, sofort in eine fünfte Lesung des ganzen Berfassungsgesetzes einzutreten. Das Verfassungsgesetz wurde unter Annahme zweier von der Reichspartei beantragter Paragraphen über die Freiheit des religiösen Bekenntnisse» und die Sprache mit IS Stimmen der Reichspartei, des Zentrums, der Nationalliberalen, der Volkspartei und der Sozialdemokraten angenommen. Der Kronprinz bei Ssasanow. Petersburg, 19. Mai. (Tel.) Der Kronprinz gab gestern öei dem kranken Minister des Aeußern Ssasanow seine Kart« und einen Blumen strauß ab. Eeneraloersammlung Deutscher Buchdrucker. Hannover, 19. Mai. (Tel.) Die hier tagend« 7. Generalversammlung des Ver bandes der Deutschen Buchdrucker be schloß, daß di« Gehilfenschaft in einer noch einzu berufenden Versammlung eine Revision des Tarifs beantragen solle, wodurch die materielle Lage der Gehilfen gebessert, die Arbeitszeit verkürzt, die llebcrstunden eingeschränkt und der Arbeitsnach weis zweckmäßiger ausgestaltet werden soll. Im übrigen erklärte sich die Generalversammlung aus drücklich bereit, die der Hebung des Gesamtgewerbes dienend« Tarifgemeinschaft weiter festigen und aus bauen zu helfen und dadurch den Prinzipalen die Möglichkeit zu sichern, den begründeten Anforderungen der Gehilfenschaft gerecht zu werden. Sodann wurde noch eine Resolution angenommen, in der sich die Generalversammlung aufs schärfste gegen Kontrakt bruch und Nichtanerkennung ein«s tarifamtlichen Ur- teils durch die Gehilfenschaft ausspricht. Ein Gerücht. Berlin, 19. Mai. (Tel.) In den Wandel gängen des Reichstags war gestern das Gerücht ver- y Unterm Glüe. Roman von Hans v. Saltzwedel-Weimar. (Nachdruck verboten.) Entschloßen ging sie an ihr Schreibtischchen, öff nete Las betreffende Schubfach und entnahm der Wirtschastskasse dreißig Mark, um sie in ihre Toi- leltetage zu legen. Darauf zog sie aus dem Palet, welches sie vormittags zujammengelrgt hatte, mehrere Rechnungen, deren Gesamtbetrag etwa dreißig Marl ausmachie, und legte sie beiseite. — Den Rest konnte ja Ernst später bezahlen gehen. So recht behaglich war ihr bei diesem Tun denn doch nicht. Wie glücklich und leicht hatte sie sich vor mittags gefühlt! — und jetzt? — Alles kam ihr arau und häßlich vor. Aber warum war er auch so keo- los! Üm die unerquicklichen Gedanken zu bannen, begann sie einen Roman zu lesen. Nach etwa einer halben stund« steckte Heinz den Kopf durch die Tür und rief ihr zu: „Adieu, Schatz! Hast du dich be ruhigt? Bald nach sechs bin ich wieder hier!" Dann schlog er die Tür und ging davon. Nachdenklich lauschte Dera den verhallenden Schritten, und während sie so sinnend lauschte, stieg in dem kleine« trotzigen Herzen langsam ein war mes Empfinden für den auf, der da in schweren Sorgen von ihr ging, um den schweren Kampf für ihrer beider Brot und Lebensstellung weiterzu kämpfen; und nun konnte sie «s gar nicht mehr ver stehen, warum sie eigentlich soeben noch so böse auf ihn gewesen. — Er hatte sie ja dock lieb! Wre ein Sonnenstrahl erhellte die Gewißheit dieses Glückes ihre eben noch so dunkle Stimmung, so daß sie hätte laut aufjubeln mögen: doch gleich darauf fiel auch bereits wieder «in erkältender Schatten auf diese Helle. Das dunkle Empfinden: trotz aller seiner Liebe zu mir bin ich ihm doch nicht das Höchste; noch höher wie selbst ich sein Weib, steht ihm sein Be rus und die Befriedlgung seines Ehrgeizes. Da die ses häßliche Empfinden trotz aller Einwände des kühlen Verstandes nicht weichen wollte, griff sie wie der nach ihrem Buche, dellen Inhalt sie denn auch bald zu fesseln begann. Theklas lautes E.ntreten schreckte sie empor. Das Mädchen meldete, daß es ausgrhen wollte, um Wirtschaftseinkäufe zu besorgen. Nachdem das Nötige besprochen war, meinte Thekla noch zum Schlüße: „Da könnte ich ja wohl auch gleich die Rechnungen bezahlen, dann braucht doch Ernst nicht auch noch zu gehen." Dieser Vorschlag widerstrebte Vera eigentl ch; da sie jedoch einen stichhaltigen Grund gegen ihn nicht anzuführen vermochte, wagte sie nicht recht, zu wider sprechen, und sagte nach kurzem Zögern: „Da haben Sie am Ende recht. Sie können die Rechnungen auch bezahlen." Gleichzeitig erhob sie sich, um dem Mädchen die Rechnungen und das zu ihrer Bezahlung nötige Geld auszuhändigcn. Das tat sie hastig ohne alle weiteren Anweisungen und ohne sich die betreffenden Rechnungen nochmals an- zusehcn, nur um möglichst schnell wieder zu dem fes selnden Buche zu kommen. Die Erzählung wurde immer spannender. Es war natürlich eine Ehefcheiduuqsgeschlchte, deren Verfasse rin Las Recht der Eheleute vertrat, auseinanöergehen zu dürfen, sobald sie sich nicht mehr liebten. Dagegen empörte sich der gesunde Sinn der Leserin: „Dann wäre ich ja vorhin auch Heinz fortaelaufcn: denn da haßte ich ihn beinahe, während ich mich jetzt schon wieder nach ihm sehn«. Die Verfasserin muß jeden falls wohl eine alte Jungfer sein, die nichts von der Ehe versteht." Der Eintritt des Burschen störte sie zum zweiten mal. Er brachte ihr einen Bries, auf dessen Umschlag« sie Hertas Handschrift erkannte. Eigentlich war es ihr unverständlich, weshalb die einstige Freundin immer wieder schrieb, obgleich sie doch aus den Antworten hätte merken können, daß ihr« Briefe hier nicht sehr willkommen waren. Mehrfach war es Vera übrigens schon so vorge- kommen, als seien diese Herzensergüsse gac nicht an ihre, sondern an eine andere Adresse gerichtet, und auch dieses Schreiben wieder machte ihr ganz diesen Eindruck. Alle diese sentimentalen, schwülstigen Redensarten paßten so ganz und gar nicht zu ihrer einfachen Sinnesart. Was sollte sie z. B mit dem hier stehenden Satze ansangen: „Es ist leider das Verhängnis hockst-eben- dcr, begabter Frauen, daß gleichgcartete Männer meistens beschränkten Frauen von einfach kindlichem Gemüt« den Vorzug geben?" Das war ja doch alles Unsinn! Während ne noch so über dem Briefe grübelte, hört« sie Heinz kommen. Sofort eilte sie ihm entgegen; er sollte gleich wißen, daß alles wieder gut zwilchen ihnen wäre. Darüber war jener sehr froh, und er hütete sich daher, auf den Zwist von vor- hin noch einmal zurückzukommen. Sobald er abgelegt batte, reichte Dera ihm Hertas Brief mit den Worten: „Lies nur. was deine schöne Cousine da wieder zu- sammcnschrcibt. — Ich mochte nur wißen, was ich mit dem Zeuge soll", um dann, nachdem er gelesen, fort zufahren „Ist das eigentlich wahr, was sie da schreibt, daß ihr klugen Männer immer möglichst dumme Frauen haben wollt?" Unwillkürlich mußte er über diese haarscharfe For mulierung einer so verwickelten Doktorsrage lacken: „Du stellst die Frage etwas sehr kraß, Kleines. Die läßt sich nicht so einfach mit „ja" oder „nein" beantworten. Insofern hat ja Herta wohl recht, als der Mann — besonders d'r reicher begabte und hoch strebende — allerdings diese seine eigenen, mehr männlichen, Eigenschaften bei der Frau weniger hoch bewertet, wie die mehr weiblichen eines zarten, reinen Gemütes und seelischer Schönheit." „Da haben die Männer auch sehr recht!" lautet« die sehr bestimmte Antwort. „Die klugen Weiber sind immer gräßlich. — Ucbrigens weiß ick auch ganz genau, auf wen Herta ihren Satz vom Verhängnis gemünzt hat: Die begabte, hochstrebende Frau, das ist sie nämlich selber, und der gleich geartete Mann, das bist du; ich aber bin die beschränkte Frau mit einfach kindlichem Gemüt." „Aber ich bitte dich, Liebling, wie kommst du nun wieder auf diese sonderbare Idee?" „Na, weißt Lu, Heinz, so was fühlt man doch heraus! Außerdem weiß ich längst, daß sie dich mir nicht gönnt, und wenn ich so an die Zeit unserer Ver lobung zurückdcnke, dann scheint's mir gerade so, als müße kurz vorher zwischen euch beiden etwas vorge gangen sein. — Gestehe mal, Schatz: war sie nicht in dich verliebt? — Siehst du, 'aeinz, du wirst ror! — Nun Hilst dir nichts: nun mußt du beichten!" Mit diesen Worten zog sie ihn auf einen Polster stuhl und setzte fick auf seine Knie. Heinz war bi ihrer Frage in der Tat etwas verlegen geworden. Einige Augenblicke überlegte er, ob es klua getan wäre, ihr reinen Wein einzwchenken. oder oo er sie dadurch n cht etwa mißtrauisch und eifersüchtig machen würde. Da er aber kein Freund von unklaren Ver hältnissen war. sagte er fick schließlich: „Es ist wohl bester, sie weiß alles, als daß sie ganz was Besonderes vermutet", und jo antwortete er möglichst unbefangen: „Daß sie mich geliebt hätte, bat sie mir nie gezeigt und glaube ich auch nicht. Daß ich sie eine Zeit lang zu lieben glaubte, bevor ich dich kennen gelernt hatte, gestehe ich dir offen zu." „Und weshalb glaubst du, daß sie dich nicht ge liebt hat?" „Sie hat mich immer in einer gewißen Entfernung zu halten verstanden und mir mehrfach recht absicht lich gezeigt, daß andere ihr lieber wären." Vera erhob ein Hohngelächter. „O, ihr klugen Männer, was seid ihr doch für schrecklich naive Kinder! — Natürlich hat sie dich doch dadurch nur um so sicherer kirren wollen! Lehr' Lu mich die Weiber kennen! Daß sie damit so reingesaust ist, das finde ich ja köstlich. — Nun weiß ich auch, warum sie immer an mich solchen Stuß schreibt: Da mit du Len Reichtum ihrer schönen Seele noch nach träglich erkennen und bitter bereuen möchtest, solche Schätze verschmäht zu haben. — Gott sei Dank aber ist meinem großen, klugen Manne seine klein« Frau mit allen ihren Dummheiten zehnmal lieber als die ganze Lurch di« Lappen gegangene Seelenerhabenheit. — Nicht wahr. Schatz, das ist doch so? Oder tut's dir etwa leid, daß du nickk die geistreich« Cousine gefreit hast?" und als er sie darauf einfach beim Kopfe nahm und abküßte, fuhr sie lachend fort: „Na, nun gönne ich ihr auch nichts Böses mehr. Meinetwegen mag sie so glücklich werden wie sie will, wenn sie nur keine Ansprüche an dich macht!" Darauf beschloßen beide, den schönen Abend noch zn einem Spaziergang zu benutzen. Während sich Dera dazu ankleidete, brachte ihr Thekla die be zahlten Rechnungen zurück. Ohne nach den Quittun gen zu sehen, warf sie das Bündel schnrll auf ihren Schreibtisch, um den Mann nicht warten zu lasten. Als dann später beim Abendesten Heinz fragte: „Sage mal, Liebling, Ernst sollte dock heute noch Rechnungen bezahlen gehen, er ist ja aber gar nicht fortaewelcn!" antwortete die kleine Frau prompt: „Tbekka hat's besorgt; die mußte sowieso aus geben." Als Heinz dann aber weiter forschte, ob nun auch wirklich alles bezahlt sei. wurde sie feuerrot, tat so, als ob ne sick verschluckt hätte und hustete krampf haft: dann erst antwortete sie mit Todesverachtung: „Alles, bis auf den letzten Heller." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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