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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140227022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-27
- Monat1914-02
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Leipziger Caaedtatr. Leite 2. ne. 106. rweuo-nusssvr. zeichn««. Datz ste nicht immer recht zu den Grund Auffassungen des Konservativismus passen, das ist wohl gerade die Folge der Ueberlegung, deren sich der Verfasser befleißigt. So kommt er in der letzten Uebersicht der äußeren Politik auf die Bestrebungen der Verfassungsfeinde in Rußland zu sprechen, auf die Nachfolger des Reaktionärs Kat- tow, die die Rückkehr zum „alten Kurs", also zum reinen Zarismus verlangen. Da die „Kreuzztg." aus den Parlamentarismus im allgemeinen bekanntlich schlecht zu sprechen ist und für di« russische Duma schon gar nichts übrig har, sollt« man annehmen, ihr Mit arbeiter werde den Verfassungsgegnern einiges Ver ständnis entgegenbringen. Aber nein! Er erkennt klar die Gefahr, die eine abermalige Reaktion in Rußland heraufbeschwören müßte; er schreibt: „Nur scheinen diese Nachfolger Katkows ver gessen zu Haden, daß die Reaktion, für die er und Pobedonoszow 1881 den Ausschlag gaben, die Qell« der russischen Revolution ge worden ift, und daß es allerdiitgs Ereignisse gibt, die nicht rückgängig gemacht werden können. Wir würden es für den Weg zu einer Kata- strophe ansehen, wenn der neue Kurs in Ruß land in der Tat die Rückkehr zum „alten Kurse" im Katkowschen Sinne bedeuten sollte. Die Furcht vor der Rückkehr zu „diesem Kurse" trägt wesent lich dazu bei, die Unsicherheit der auswärtigen Lage ausrechtzuerhalten." Sehr richtig und vernünftig! Aber wie wäre es denn, wenn die „Kieuzztg." ein« ruhige Viertel stunde tenutzen würde, um ihre „russischen Gedanken" in deutsche zu übertragen? Sie hat gewiß recht: eine Reaktion in Rußland führt geradeswegs in di« Revolution hinein. Aber mögen die russischen Ver- hältnisse so verschieden von den unseren sein wie nur möglich: das was die konservative Partei im Verein mit dem Bunde der Landwirte heute bei uns be treibt, das Hindrängen zur Reichstagsauflüsung und zu Ausnahmegesetzen, überhaupt zur „Umkehr" — ist das keine reaktionäre Politik und ist sie nicht auch der „Weg zur Katastrophe"? Oder sind unsere Reaktionäre so harmlos, daß sie glauben, bei uns werde sich eine „Katastrophe" im Handumdrehen er ledigen lassen? Wünschen wir, daß die Ding« anders gehen als diese Herren hoffen und uns wie ihnen die praktische Probe aus die Weisheit ihrer Pläne er spart bleibt. Der Kosten wogen! Vie Nachwirkungen -es Mpslowitzer Mä-chenhän-ler-prozeffes. Zum Lubelski-Prozeß wird der „Schles. Dolksztg." vom Regierungspräsidenten zu Oppeln v. Schwerin folgendes mitgeteilt: 1. daß gegen den früheren Polizeikommissar auf Probe Selle in Myslowitz, gegen den ein Diszi plinarverfahren nach seiner Entlassung nicht zulässig ist, bei der Königlichen Staatsanwaltschaft das ge richtliche Strafverfahren beantragt ist; 2. daß die Königliche Staatsanwaltschaft ersucht worden ist, ihr bereits im Lubelski-Prozeß angekün digtes strafgerichtliches Verfahren gegen den Agenten Mat Weichmann in Myslowitz tunlichst zu beschleunigen, um die Unterlagen für die Prüfung der Frage einer Konzessionsentzie hung baldigst zu gewinnen; 3. daß der Königliche Erenzkommissar, Polizeirat Mädler, gegen sich und die beiden ihm beigegebenen Beamten wegen der im Lubelski-Prozeß gegen ihn erhobenen Beschuldigun gen das Disziplinarverfahren selbst be antragt hat; 1. daß der Königliche Erenzkommissar, Polizeirat Mädler, außerdem noch infolge der Beschuldigung falscher Berichterstattung durch den Herrn Vorsitzen den der Strafkammer bei der Königlichen Staats anwaltschaft Selb st anzeige wegen angeb licher Begünstigung erstattet hat; 5. daß der Polizeiverwalter, Bürgermeister Dr. Heuser in Myslowitz, gegen sich selbst und sämtlicher Polizeibeamten der Stadt wegen der im Lubelski - Prozeß erhobenen Beschul digungen das Disziplinarverfahren be antragt hat, welches bereits im Gange ist und dessen bisheriges Ergebnis sich dahin übersehen läßt, daß die durch die Presse verbreiteten Vorwürfe eines organisierten Bestechungssystems und einer Flut von Korruption maßlos übertrieben sind und greifbarer Unterlagen entbehren; 6. daß diejenigen P o l i z c i b e a m t c n, gegen wclcl?e der Verdacht der Befangenheit erhoben wor den ist, schon seit längerem von der Kontrolle des Auswanderergeschäfts abgelöst worden sind; 7. daß zu den Beschuldigungen verschiedenster Polizeiorgane durch den Herrn Vorsitzenden der Strafkammer bei der Urteilsverkiindigung im Lubelski-Prozeß nach Vorlage des Urteils seiner zeit von Aufsicht» wegen Stellung ge nommen werden wird. Alan darf gespannt sein, was dabei herauskommt. Daß nicht nur mancl^erlei Kleinigkeiten, sondern sehr viel in Myslowitz nicht gerade in bester Ordnung gewesen ist, läßt ja diese Veröffentlichung des Re gierungspräsidenten zur Genüge erkennen. Deritiche» Reich. * Besuch des deutschen Kaiserpaares in Athen. Die offiziöse „Estia' in Athen bezeichnet es als sicher, daß Kaiser Wilhelm und die Kaiserin im April d. I. in Athen den Besuch der griechischen Königsfamilie in Berlin erwidern werden. * Deutschland und Albanien. Nachdem Oesterre ch- Ungarn einen Gesandten für Albanien ernannt hat. liegt die Frage nahe, wie Deutschland seine Ver tretung im längsten La l k a n st a a t e gestal ten wird. Die Entscheidung hierüber eilt in ofern nicht, als Deutschland durch seinen Triester Kon sul in der internationalen Kontrollkommi fion sür Albanien vertreten ist. Im übrigen wird die An gelegenheit an zuständiger Stelle noch nicht für spruch reif gehalten. * Zur Förderung des Kleinwohnungsbaues. In d«r Begründung zu dem Entwurf über Bürgschaften des Reichs zur Förderung des Baues von Klein wohnungen für Reichs- und Militärbedienstete wird darauf hingewiesen. daß die Uebernahme von Bürg schaft.'» durch das Reich im Interesse der Verbesse rung der Wohnungsverhältnisse der minderbemittel ten Reichs- und Militärbedionsteten dringend er wünscht sei. Ein Vorgehen des Reichs auf diesem Gebiete dürfte nicht nur insofern bedeutungsvoll sein, als dadurch unmittelbar die Wohnungsoerhältnisse der Mitglieder der aus Reichsmitteln unterstützten Baugenossenschaften verbessert werden können, son dern auch insofern, als anzunehmen ist, daß dem Bei spiel des Reichs die Bundesstaaten wie die Ge meindeverbände folgen werden, di« nut einigen Aus nahmen bisher der Uobernahme von Bürgschaft«« abwartend gegenübcrgestanden haben. Für den Reichsfiskus wird jetzt die Möglichkeit gegeben, durch Einsetzen seines Kredits der gemeinnützigen Bau tätigkeit weitere Mittel zuzusühren. Den Bau genossenschaften bietet die Bürgschaftsübernahme die Möglichkeit einer Erweiterung ihrer Bautätigkeit, da sie sich d«u über die Grenze der Mündelsicherhit hinaus erforderlichen Teil der Mittel unter den Be- dingu.rgen erststelliger Hypotheken zu beschaffen ver mögen. Vor allem aber gibt die Garantieleistung des Reichs einer Reihe von Geldgebern die Möglich keit, in weitem Umfang auf Erbbaurecht« Kapitalien mündelsicher darzuleihen. Ob der Fiskus als Bürge für zweitstellige Hypotheken Verluste erleiden könnte, läßt sich zurzeit noch nicht übersehen, mit Verlusten von großer Tragweite dürfte jedoch nicht zu rechnen sein. * Die 27. Kommission des Reichstages zur Bor beratung der Novelle zum Militär st rafgesetz- buch hat sich konstituiert und zum Vorsitzenden den Abg. Dove sFortschr. Npt.s, zum Stellvertreter den Abg. Bcllstcin (Ztr.) gewählt. * Die ersten statistischen Zahlen über die Zahl der Krankenkassen und die Zahl ihrer Mitglieder nach der Neuorganisation der Krankenver sicherung werden jetzt bekanntgegeben. Nach dieser Statistik betrügt zurzeit die Zahl der allgemeinen Ortskrankenkassen 2163 mit 9 753 731 Versicherten, die Zahl der besonderen Ortskrankenkassen 337 mit 719 319 Versicherten, die Zahl der Landkrankenkassen 595 mit 2 660 96,5 Versicherten, die Zahl der Bc- iriebskrankenkassen .5537 mit 3176 020 Versicherten, die Zahl der Innungskrankenkassen 892 mit 381169 Versicherten. Im Durchschnitt entfallen im Deutschen Reiche auf jede Ortskrankenkasse 3752 Mitglieder, aus jede Landkrankenkasse 1171 Mitglieder, auf jede Betriebskrankenkasse 628 Mitglieder, auf jede Jn- nungskrankenkasie 131 Mitglieder. * Zur Förderung der inneren Kolonisation be antragt die uationalliberale Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses die Annahme von Gesetzentwürfen betreffend Förderung der inneren Kolonisation durch provinzielle Ansicdelungsgesell- schaften und betreffend Ansiedelung von Landarbeitern und Schaffung von Almenden in den Provinzen Ost preußen, Pommern, Brandenburg, Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein und Hannover. Fenier legt sie einen Entwurf vor betreffend Schaffung von klein- und mittclbnuerlichen Betrieben. Jeder der drei Gesetzentwürfe stellt der Staatsregierung einen Fonds von 100 Millionen Mark zur Verfügung zur Ge währung von Staatsdarlehen für ländliche Betriebe, die von provinziellen Ansiedlungsgesellschasten zum Zwecke der inneren Kolonisation errichtet werden, zu Darlehen zum Erwerbe und zur Errichtung von Landarbeiterstellen in Landkreisen der genannten Provinzen und zu Darlehen zum Erwerbe und zur Einrichtung von klein- und mittclbäuerlichen Be trieben in Landkreisen der Monarchie. Die Staats darlehen sollen bis neun Zehntel des Stellenwertes lretragen. Unter Stellenwert ist der gemeine Wert des Grundstücks und der Gebäude zu verstehen. Die Darlehen sollen mit folgend-» Maßnahmen gewährt werden: 1. die Errichtung der Stelle erfolgt nach den Grundsätzen der Rentcngutsgesetze; 2. das Darlehen wird nach ordnungsmäßiger Einrichtung der Stelle ausgezahlt, auf Antrag können Vorschüsse gewährt werden; 3. das Darlehen wird auf die Stelle ein getragen und mit 3 Prozent, bei einem Stellenwert über 10 000 .tl mit 3*/? Prozent verzinst. Nach Ablauf von 3 Jahren ist jährlich 1 Prozent der Staats darlehen abzutragen. Die provinziellen Ansiedlungs gesellschaften sollen für jede ordnungsmäßig einge richtete Stelle eine Beihilfe von 1000 -K erhalten. Ist die Ansiedlung von Landarbeitern oder die Schaffung von bäuerlichen Betrieben durch Kreis gesellschaften oder andere Ansicdelungsunternehmun- gen nicht in ausreichendem Maß« g«sichert, so hat der Kreis bi« Fürsorge für die Ansiedlung von Land arbeitern und die Vermittlung der Staatsdarlehen zu übernehmen. * Für die Jesuiten. Wie wir aus allerbester Quell« erfahren, ist vom bayrischen Episko pat eine neue gemeinsame Kundgebung an den Bundesrat beschlossen worden in Sachen der Aushebung des Iesuitengesetzes. * In die Fremdenlegion verschleppt? In Mainz wurde am Donnerstag eine Flaschenpost angetrieben. Die Flasche enthielt einen Zettel mit folgender Aufschrift: Wir sind in die Fremdenlegion verschleppt. Befreit uns schnell. Straßburg, 1. Dezember 1813. W. Pochheimer. Adam Rantzqow, Ludwig Gepke, Karl Partenburg. Es ist festgestellt, daß der unterzeichnete Ludwig Gepke seit Ende November vermißt wird. Die Staatsanwaltschaft betreibt die Untersuchung der Angelegenheit. * Di« Arbeitslosen in München. Seit End« Ja nuar ist die Zahl der Arbeitslosen in München um weitere 1800 gestiegen. Der Zuzug umfaßt haupt sächlich Arbeitsuchende aus den ländlichen Gebieten Bayerns und der Oberpfalz. Bis 25. Februar waren in den Listen der Arbeitsämter 11500 Arbeitsuchende vorgemerkt. Ausland. Frankreich. * Di« Haltung des französischen Kabinetts. Aus Paris wird gemeldet: Der frühere Minister präsident Bart Hou hat bei einem Bankett der Alliance Dsmocratique «ine Rede gehalten, in der er die Haltung des Kabinetts Doumergue-Caillaux insbesondere in der Frage der dreijährigen Dienstzeit einer scharfen Kritik unterzog. Er erklärte, daß die ans Ruder ge langten Führer der Radikalen die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung des Dreijahrsge- setz es betont hätten. Die Kandidaten der radi kalen Partei allerdings schienen die Absicht zu haben, entsprechend dem Programm des Kongresses von Pau vor ihrer Wählerschaft für die allmählich« Rückkehr zur zweijährigen Dienstzeit einzutreten. Frankreich werde sich von dieser Doppelzüngigkeit, welche geradezu seine Existenz bedrohe, nicht hinter gehen lassen. Die Sozialisten hätten darauf ver zichtet, diese Frage in der Kammer aufzuwerfen, um der Regierung keine Verlegenheiten zu bereiten. Es werde Sache der Republikaner der Alliance Dömo- cratique und des Verbandes der Linken sein, im Par lament oder vor dem Lande eine offene Aus einandersetzung darüber herbeizuführen. * Zum Streik der französischen Schiffsingenieure. Der S t r e i k der S ch i f f s i n g e n i e u r e in Mar seille ist noch nicht beigelegt. Tatsache ist, daß die Ingenieure das Schiedsgericht d«s Marinesekretariats in Paris abgelehnt haben, was in Pariser offiziellen Kreisen große Mißstimmung hervorgerufen hat. Die nächste Folge dieser Unnachgiebigkeit der Ingenieure wird sein, daß di« Schiffsingenieur« durch staatl che Angestellte er'etzt werden, damit der Handelsverkehr keine Unterbrechung erleidet. Der Unterstaats sekretär der Handelsmarine Ajam beschloß, der Ge sellschaft der Messageries Maritimes OLcr- ^reltsg, 27. Februar 1914. maschtnistenmaat« der Kriegsflotte zur Verfügung zu stellen. Man glaubt, hierdurch ein baldiges Ende des Ausstandes erzwingen zu können, um so mehr, als die eingeschriebenen See leute bereit seien, den Dienst unter dem Befehl der Obermaschinistenmaate der Kriegsflotte zu versehen. Die Messageries Maritimes hat bisher im ganzen sieben Postdampfer außer Dienst gestellt. Englan-. * Ein Unionist gewählt. Aus London, 27. Februar, wird gedrahtet: Bei der Ersatzwahl im Wahlkreise Leith wurde Currie (Unionist) mit 5159 Stimmen gewählt. Smith (liberal) erhielt 5113 und Bell (Arbeiterpartei) 3316 Stimmen. Der Wahlkreis war bisher durch den Liberalen Munro Ferguson vertreten, der zum Eeneralgouverneur von Australien ernannt wor ¬ den ist. * Eine Rede Lichnowskys. Ein Telegramm meldet aus London, 27. Februar: Fürst Lich- nowsky erklärte gestern abend bei einem von der Handelskammer gegebenen Diner, er freue sich über das Anwachsen des Handels verkehrs zwischen England und Deutschland. Deutschland sei der beste europäische Kunde Englands. Rußland. * Bewässerung der Karabagh«Steppe. Aus Petersburg wird gemeldet: Der Minister- rat hat beschlossen, der Reichsduma einen Ge setzentwurf betreffend die Bewässerung der Karabagh-Steppe in Transkau kasien zu unterbreiten, wofür 10539967 Rubel angefordert werden. Die Arbeiten sollen bis 1918 abgeschlossen sein. Geplant ist die Bewässerung von 87 600 Dessjatinen, wovon 30 000 für Baumwollpflan zungen in Frage kommen. Gnechenlan-. * Die Aufstandsbewegung im Epirus. Nach einer Meldung der „Agence d'Athenes" hat sich der Organisator der epirotischen Aufstands- bewegung, Zographos, von Athen nach Argyrocastro begeben, das zum Sitze der Re gierung des autonomen Epirus erwählt ist. Die griechische Regierung, die entschlossen ist, die Aus breitung der Bewegung zu verhindern, forderte die drei Metropoliten und die Mitgliedern der auto nomen Regierung auf, sich nach Janina zu begeben. Diese weigerten sich jedoch, dem Wunsche der grie chischen Regierung zu folgen. Mexiko. * Der Fall Benton. Aus Washington meldet der Telegraph: Präsident Wilson erklärte bezüglich des Falles Benton, es sei keine Rede davon, Truppen zu entsenden, um sich in den Besitz der Leiche Bentons zu setzen. Die ameri kanische Regierung erhalte nach und nach über den Vorfall Meldungen aus erster Hand und hoffe, in einigen Tagen in den Besitz aller Einzelheiten ge langt zu sein. Der Präsident sagte ferner, er habe positive Mitteilungen, daß Tarranza nicht beab sichtige, eine unabhängige Regierung im nördlichen Mexiko zu errichten. Carranza habe geäußert, daß er gar nicht daran denke. Was Huerta betreffe, so habe er Nachrichten erhalten, daß dieser von außer gewöhnlichen Mitteln Gebrauch mache, um sich Geld mittel zu verschaffen. Er lege jetzt allgemein den Mexikanern in willkürlicher Weise Kontributionen auf, was die Entrüstung der Betroffenen Hervorrufe. Der Präsident bemerkte weiter, er könne keine Parallele zwischen den jetzigen Verhältnissen in Mexiko und denen in China zur Zeit der Boxer unruhen finden. Seiner Meinung nach könne keine bewaffnete Macht auf Grund irgendwelcher völker rechtlichen Bestimmungen in Mexiko gelandet werden, ohne einen Krieg hervorzurufen, es sei denn, die Landung geschehe mit Einwilligung der mexika nischen Regierung. * Ermordung eines Franzosen in Mexiko. Ein Telegramm meldet aus Paris, 27. Februar: Die aus Mexiko eingelaufenen Telegramme bestätigen die Ermordung eines französischen Unter tanen durch die Zapatisten. Der Ermordete soll Simon oder Simson heißen. Nähere Einzelheiten sind noch unbekannt. In allen Kreisen macht sich hier eine starke Erregung bemerkbar. Die Ermordung des Franzosen in Mcriko wird wahrscheinlich auch den Gegenstand einer Interpellation in der Kammer bil den, in der die Regierung ersucht werden wird, Auf schluß darüber zu geben, welche Maßnahmen sie gegen über dieser neuen Mordtat zu ergreifen gedenkt. 8vkadvrr«lldav8 8pe/insit!tt: — IVrwpr. 11189. Xrrss Vas neue VIüÄr. 24s Roman von Erik Li«. Autorisierte llebersetzung von Mathilde Mann. (Nachdruck verbi»:« > „Sag mir doch," begann er auf einmal — „könntest du dich nicht an den Gedanken ge wöhnen, ein wenig anzuschreiben — das an zuschreiben, was du ausgibst, und das, was für den Haushalt verbraucht wird. Der Ucber- ficht halber meine ich." Stefanie sah auf — erstaunt. „Wir brauchen so viel mehr, als wir dürfen, will ich dir sagen," fuhr Gustav fort. „Ich habe gerade heute einen Abschluß gemacht. Und wir müssen versuchen, uns ein wenig cin- zuschränkcu." „Du sagst das, als sollte cs ein Vorwurf gegen mich sein, Gustav?" „Keineswegs, mein Schatz," antwortete er. „Die Sache ist nur die, daß wir überhaupt über unsere Mittel leben. Auf einem etwas zu großen Fuß. Es muß ja doch ein gewisses Ver hältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben be stehen." „Und ich sollte anfangen aufzuschrciben, meinst du —?" Stefanie drehte sich ganz auf dem Stuhl herum. „Nein, Gustav, das konntest du von der verlangen, mit der du früher verheiratet warst. Aber eine Hausfrau von der Art bin ich nicht und werde ich auch nicht. DaS ist mir nicht gegeben." „Ich verbiete es dir, herabsetzend über Ernestine zu reden!" rief Gustav heftig aus. Stefanie erhob sich und sah ihm fest in die Augen. „Gute Nacht, Gustav!" sagte sie ruhig und ging inS Schlafzimmer. Sie befaß eine eigene Art und Weise, ihn zu entwaffnen, sobald er es versuchte, ernsthaft mit ihr zu reden. Deswegen gelang es ihm niemals, sich wirk lich mit ihr auszusprechen. Immer entglitt sic ihm und entschlüpfte. — — Es war gleichsam kein Boden zu neuem Wachstum in ihr. Sic war und blieb dieselbe verlockende und bezaubernde Schönheit, wie sie es in der ersten Zeit gewesen Ivar, als er sie sah. Im übrigen aber keine Veränderung oder Entwicklung. Wenn er nach Hause kam, erfüllt von einem Geschäft, das er gemacht hatte, oder von einem Prozeß, von dem er glaubte, daß er sie interessieren könne und er sie bei Tisch davon unterhielt, konnte sie ihn mit einer Frage entwaffnen, die verriet, daß ihre Gedanken auf ganz anderen und fremden Wegen wanderten. Und er, der gerade ein so starkes Bedürfnis empfand, seine Interessen mit jemand zu teilen — er fühlte cs, als sitze er da und rede eine taube Wand au! Da war kein Echo, kein Wider klang — — Er schlenderte im Zimmer aus und nieder. Und wieder und wieder — wie schon so viele Nächte — scharten sich seine Gedanken uni die Kinder, um Harald und Erla. In ihnen fühlte er, daß er wuchs, in ihnen und in ihrem Leben sproßten seine tiefsten Gefühle in ewigen Wurzeln! Das Gewissen brach sich mehr und mehr Bahn in ihm. Wie hatte er sein Leben doch eingerichtet — hatte er sich seiner Verantwortung nicht ent zogen wie ein Schuljunge? Vergeudet, vergeudet — unwiederbringlich verloren! Das neue Glück, an das er geglaubt hatte und das noch in strahlenden Farben über ihm schimmerte, war auf Sand gebaut, aus lauter Sand Gustav blieb in der offenen Verandatür. stehen. Die ersten Morgcnwolken erschienen schon am Horizont — rot, violett und brandgelb. Sie schossen auf wie Feuerlvhe, spannten sich zu sammen, entfalteten sich und rollten davon in großen, wechselnden Landschaften — — „Stefanie, Stefanie!" schluchzte er fast. „Nur um einen Trunk Wasser für den Durst meiner Seele bitte ich dich —" 15. Gustav erhob sich vom Frühstückstisch uud ging in sein Zimmer, um seine Mappe zu holen, als Stefanie in ihrem neuen Straßcnkleid er schien. „Ach, bist du schon auf!" ries Gustav aus, der darau gewöhnt war, daß sie noch lag, wenn er aufs Bureau ging. „Es war so schönes Wetter — hast du je so eine Sonne gesehen, Gustav?" „Uud dein neues Kleid —!" sagte Gustav bewundernd. „Ja, ist es nicht hübsch? Wirklich über alles Erwarten, finde ich — dafür, daß es hier im Lande genäht ist. Es fiel mir ein, daß ich dich vielleicht begleiten und dir behilflich sein könnte, die Kleinigkeit sür Erla zu kaufen. Du sprachst ja davon, daß du ihr auch etwas schen ken wolltest. Die kleinen Mädchen haben ihren eigenen Geschmack, du." „Du traust mir wohl nicht viet zu nach der Richtung hin?" lachte Gustav. „Ach ja, ihr Männer. — Ich bin überzeugt, du würdest irgendein Notenheft oder ein Por temonnaie oder so was nach der Richtung hin kaufen. Aber die wollen Butz haben, will ich dir nur sagen. Das ist das einzige, woraus sich solche Backfische etwas machen." „Ich hatte gedacht, ihr ganz einfach zehn Kronen zu schenken," sagte Gustav. „Ader wenn du wirklich mit mir gehen willst —. Das soll test du jeden Tag tun, Stefanie. Dir wurde so ein kleiner Morgenspaziergang gut tun." ,La, das meinst du wohl —" Stefanie warf den Kopf in den Nacken, indem sie hinausging. „So, jetzt bin ich fertig." Es war dies der Tag vor Haralds Kon firmation, und Gustav hatte in dieser Veran lassung die Kinder zu sich aufs Bureau, einge laden. Als sic die Treppe hinabgingen, griff er in die Tasche, um sich zu vergewissern, daß er das Etui nut der schönen goldenen Uhr mit genommen hatte — — „Nein, wir nehmen nicht die Elektrische," schlug Gustav vor, als sie schräg über die Straße nach der Haltestelle gehen wollte. „Es ist so schön, spazieren zu gehen, und ich habe nur so selten Begleitung." „Ja, das mußt du auch recht anerkennen, Gustav. Es ist eine Ueberwindung für mich, so früh aufzustehen." „Die Uhr ist auch erst halb elf" — lächelte Gustav. „Ist es nicht eigentlich eine traurige Art uud Weise, Haralds Konfirmation zu feiern —" sagte Stefanie, indem sie zur Stadt gingen. „Es wäre doch eigentlich nur natürlich gewesen, wenn du deshalb mit ihnen zusammen in ihrem Heim wärst. Ich würde das nur natürlich fin den bei einer solchen Feier." „Ernestine hat mir ein für allemal ver boten, sic zu besuchen, weißt du — und das muß ich respektieren. Darin liegt etwas Reines und Klares, was ich verstehe." „Mir tun nur die Kinder leid," wandte Stefanie ein. „Wenn Krieg ist, geht .es immer über die Unschuldigen her, leider," erwiderte Gustav. „Das ist ja das Entsetzliche dabei." Stefanie blieb an einer Straßenecke stehen. „Nun biege ich hier in diese Straße ein, um etwas für Erla zu kaufen. Dann komme ich bannt zu dir. Ich möchte so gerne deine Kinder sehen. Ich habe ja nur so selten Ge legenheit dazu, und ich möchte ihnen ungern ganz fremd sein. Nicht wahr, du hast nichts dagegen, Gustav?" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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