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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111002019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911100201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911100201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-02
- Monat1911-10
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Bezug-Prei- ftk L«ip,ia und Lior»»« durch nnf«« Iraner und Evedtteur« Hinal tSaltch in» yau» gebracht « VI. »anatU, L7Ö Mk. vierteliäkrl. Bet »n>er» giliaien u. An nahmestellen abaehoit 7» Pt. «onatl, r^S Mk. vierteijährs. Durch di« V»lt: innerhalb Deutichland» und der deutschen Kolonien vierteliohrl. d.i» MI„ «onatl. I.rv vl«. au»ichl. Postdestellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauftaate», Italien, i.'urembura. Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn. Ruhland, Schweden, Schweiz u. Spanten. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die ibeschästrftell« de» Blatte» erhältlich. La» Leipziger Tageblatt erscheint 2 mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Bdonnementr-Annahme: 2ohanai»gals» 8, bei unleren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern uud Briesträgern. Einzelverkauf»pr«t» 10 P). Morgen-Ausgabe. MpMcr T ag M alt «ei.-Ä°sch>^»°»- ^Nan-elszettung. rei.-Ä»schi.tt-M» Ämtsvkatt des Rates und des Nokizeiamtes Ser Stadt Leipzig. 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Das Bombardement der italienischen Kriegs schiffe auf Tripolis scheint nach den bisher vorliegen den Meldungen nur von kurzer Dauer gewesen zu sein: denn von Erfolgen der Italiener ist bis zur Stunde noch nichts bekannt. Öffenbar soll Tripolis erst nach Entfernung der letzten Europäer, für deren Wegbeförderung Italien Sorge trägt, nachdrücklich beschossen werden. Die Türken werden zum Teil in Tripolis ausharren und die Stadt zu verteidigen suchen: zum Teil sind sie aber auch ins Hinterland beordert, um dort später mit den Arabern gemein sam den Guerillakrieg gegen etwa gelandete italie nische Truppen zu beginnen. Im einzelnen liegen folgende Drahtmeldungen vor: Paris, 1. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Zu der Meldung über das vom italienischen Geschwader gegen die Forts von Tripolis gerichtete Bom bardement läßt sich die „Agence Havas" berichten, da» das Feuer gleich nach dem Beginn wie der aufgehört hat. Die türkischen Truppen seien dabei, sich in das Innere des Landes zurück zuziehen. Wolffs Telegraphenbureau bemerkt hierzu, daß über diese Meldung weder von italienischer, noch von türkischer Seite eine Bestätigung vorliegt. Wien, 1. Oktober. lEig. Drahtmeld.) Die hiesige türkische Botschaft erklärt ihrem Korrespon denten die Meldung einer widerstandslosen Preis gabe von Tripolis für vollkommen aus der Luft gegriffen. Die Türkei werde sich gegen jeden Ein griff bisaussBlutverteidigen. Eine andere Haltung sei für das türkische Volk ganz unmöglich. Konstantinopel, 1. Oktober. (Eig. Draht meldung.) Zn militärischen Kreisen der Hauptstadt wird versichert, daß ein Teil der Besatzung von Tripolis üen Befehl erhalten hat, bis zum letzten Man« zu kämpfen. Der grohe re Teil der Truppen aber dürfte rechtzeitig die Wälle von Tripolis verlassen haben. Diese sollen dann den Kern bilden für den alsbald aufzu nehmenden Guerillakrieg, zu dem die Araber bereit sind. Di« gesamte türkische Reiterei dürfte die Stadt schon seit gestern geräumt haben. Mailand, 1. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Am Sonnabendmittag 1 Uhr wurde in Tripolis die italienische Flagge auf dem Konsulats- gebände gesenkt und die deutsche Fahne ge- hitzt, die mit den Rufen „Evviva la Germania" be grüßt wurde. Die Torpedoboote dampften ab. Auf offenem Meere aber, etwa 10 Seemeilen vom Hafen entfernt, wurden Schiffe der 2. Division des zweiten Geschwaders gesichtet. Rom, 1. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Wie die „Agenzia Stefan!" meldet, ist das im Auslande ver breitete Gerücht von der Strandung des Panzer kreuzers „Tiber" falsch. Rom, 1. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die Re gierung hat zwei Dampfer unter Begleitung von Kriegsschiffen nach Tripolis geschickt, um die Europäer jeder Nationalität, die sich noch dort befinden und die Stadt zu verlassen wün schen, an Bord zu nehmen. In Prevesa machen die Maßnahmen der Italiener weitere Fort- schritte. Unter dem Schutz eines Geschwaders sind italienische Truppen außerhalb der Schußweite der Geschütze von Prevesa gelandet und werden vermut lich gegen die Stadt vorrllcken, während gleichzeitig die Schiffe das Bombardement eröffnen. Drahtlich wird darüber berichtet: Konstantinopel, 1. Oktober. (Meldung des Wiener Korr.-Bur.) Es wird behauptet, daß der Pforte eine Meldung zugegangen sei, nach der die Italiener gestern nachmittag um 3 Uhr unter der Deckung von drei Kreuzern und vier Torpedo booten die Landung bei Prevesa außerhalb der Schußweite der Kanonen der Festung begonnen hätten. Neris italienische Erfolge. Im Adriatischen Meer scheint die italienische Flotte darauf auszugehen, jedes türkische Kriegsschiff, dessen sie habhaft werden kann, kampfunfähig zu machen. Diese Maßnahme ist offenbar darauf zurllckzuführen, daß türkische Kriegsschiffe italienische Handelsschiffe in der Adria zu kapern suchen. Bisher ist aber kein Erfolg der Türken in dieser Beziehung bekanntqewor- den. Dagegen haben bei der Insel Senkas, die süd lich vom Golf von Arta liegt, und weiter im Norden bei Durasso Gefechte stattgefunden, die für die tür kischen Kriegsschiffe unglücklich ausgeaangen sein sollen. Die italienische Negierung legt Wert darauf, festzustellsn, Laß diese Operationen lediglich den Zweck haben, die der Handelschiffahrt gefahrbringenden tür kischen Kriegsschiffe zu beseitigen, daß aber keines falls an eine Erweiterung des Konfliktgebietes ge dacht wird. Drahtlich liegen dazu folgende Mel dungen vor: Bari, 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) Wie ver sichert wird, kreuzen mehrere türkische Torpedoboote auf dem Adriatischen Meere und bedrohen die Dampfer, die die Adria zu durchqueren über an der Küste von Dal matien, Montenegro und Epirus entlang zu fahren suchen. Die Handelsschiffahrt stockt. Bari, 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) Eine apulische Schiffahrtsgesellschaft hat die Regierung gebeten, ihr einige Schiffe zur Begleitung beizugeben, da sie Kenntnis davon erhalten habe, daß türkische Torpedoboote Jagd auf italienische Handelsschiffe machen. Konstantinopel, 1. Oktober. (Meldung der „Agence Havas".) Amtlich wird bekannt gegeben, daß italienische Kriegsschiffe heute vormittag zwei türkische Torpedo boote in der Bai von Durazzo angegriffen haben. Mailand, 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) Nach hier in später Abendstunde eintresfenden Nachrichten ist ei« italienisches Geschwader an der Küste von Lenkas, einer der jonischen Inseln, die am Eingang des Golfs von Arta liegt, mit einer türkischen K a n o n e n b o o t f l o tt i ll e zu sammengestoßen. Drei türkische Schisse sollen in den Grund gebohrt worden sein. Einzel heiten fehlen. Rom, 1. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die „Tri buna" weist darauf hin, daß Depeschen aus einigen europäischen Hauptstädten dem Argwohn Ausdruck geben, daß Vie Operationen der italie nischen Flotte in der Nähe des Golfs von Arta und möglicherweise Operationen an der Küste desAegäischenMeeres das Ziel verfolgten, das Gebiet des Konfliktes zwischen Italien und der Türkei zu erweitern. Die „Tribuna" er klärt demgegenüber: Wir können diesen Meldungen das kategorischste Dementis entgegensetzen. Die italienische Flotte läßt sich nur von einem Ziel leiten. Las Meer von türkischen Schiffen zu befreien, nm es sicher zu machen. Es handelt sich um ein kriegerisches Dorgehen ohne jeden politischen Hintergedanken. Das Blatt fordert zum Schluß die Zeitungen aller Länder auf, nicht die Note zu ver gessen. die der italienische Minister des Arußeren an die Balkanstaaten gesandt hat, in der er den Konflikt und seine Grenzen deutlich umschrieben hat. Von türkischer Seite tritt man den Meldungen über Mißerfolge der türkischen Kriegsschiffe mit Energie entgegen. Wie weit dies berechtigt ist, kann im Augenblicke nicht entschieden werden. Folgende Draihtmeldung liegt vor: Koustantinoptl, 1. Oktober (Eig. Drahtmeld.) Die hier verbreiteten und ins Ausland telegra phierten Nachrichten über Kämpf« der tür- kischen und italienischen Flotte werden kategorisch dementiert. Den letzten der türkischen Presse erteilten Informationen gufoilge befindet sich die türkische Flotte in Sicher heit und soll heute nachmittag in den Darda nellen «intreffen. Das Preßbureau teilt mit, daß Las Marine-Ministerium der hiesigen Presse verboten habe, andere als amtliche Meldungen über die Flotte zu veröffentlichen. Der Chefredakteur eines türkischen Blattes, der eine Extraausgabe mit der falschen Meldung veranstaltete, daß die türkische Flotte mehrere italienische Kriegsschiffe vernichtet habe, wird kriegsgerichtlich verfolgt. Löschung der Leuchtfeuer. Wie die Türkei, so läßt auch Italien alle ihm ge hörigen Leuchtseuer an den Küsten löschen. Italien geht sogar so weit, auch an der Küste seiner Kolonie Erythräa am Roten Meere die Lichter löschen zu lassen: Korfu» 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) Dem Reuterbureau wird gemeldet, daß die Eiufahrtin denHafeu während der Dauer der Dunkelheit verboten ist. Korfu, 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) Dem Reuterbureau wird aus Brindisi gemeldet, daß die Einfahrt i» den Hasen während der Nacht verboten ist. Die Leuchtfeuer am Kap Gallo und die der Insel La Petagne werde« bis auf wei teres nicht a »gezündet. Port Said, 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) Nach einer Reuter-Meldung hat Italien dea Mächten mitgeteilt, daß es im Rote« Meere alle seine Lichter loschen werde. Die Italiener auf dem Ausmar'ch. Paris, 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) Die Mar seiller Zeitung „Le Petit" erfährt brieflich von ihrem Korrespondenten in Rom: Dis Einziehung der Reserven vollzieht sich ordnungsmäßig, llcberall herrscht große Begeisterung. Außer Mes sina wurde Salerno zum Konzentrationspunkt der für Tripolis bestimmten Mannschaften bestimmt. Rom, 1. Oktober. (Eig. Drahtm.) In allen italienischen Städten, besonders in Mai land, Neapel, Venedig, Palermo und Tarent, sind die für die Tripolis-Expedition bestimmten Truppen auch weiterhin Gegenstand begeisterter Kundgebungen. Der Dampfer und die Jacht, die von dem italienischen Torpedoboots zerstörer derTürkeiin den Gewässern von Prevesa abgenommen wurden, sind in Tarent ange kommen. Mailand, 1. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die Einschiffung der italienische« Expedi tion struppeu wird jetzt beginnen. Da die Expcditionsflotte stündlich 1V Seemeilen zuriicklegt und die Entfernung von den italienischen Seehäfen nach Tripolis üvü—6vü Seemeilen beträgt, so wird die Ueberfahrt ca. 2)4 Tage in Anspruch neh men. Die Kompanie ist auf 3Ü0 Mann gebracht wor den. Die Soldaten sind unterrichtet worden, die Ge bräuche und die Religion der Eingeborenen zu achte«. Türkischer Ministerrat. Konstantinopel, 1. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) In der Nacht fand unter Zuziehung des Generalstabs ein Minister rat statt, in dessen Verlauf ein Eommuniquü veröffentlicht wurde, wonach die Pforte die türkischen Botschafter instruiert hat, bei Len Großmächten Schritte zur Währung der Rechte der Türken zu unternehmen. Die Be völkerung wird aufgefordert, Ruhe zu bewahren. Ter Ministerrat beschloß, die Deputierten einzuladen, zur Parlamentseröffnung baldigst einzutreffen. Das Marineministerium kündigt an, daß kein« tür kischen Schiffe aus de« Dardanellen auslaufen dürfen. Tripolitsnilche Schicksale. In den drei Vierteljahrhunderten, die Tripo lis unter türkischer Herrschaft steht, hat dieses Land, von den Wellen der Weltgeschichte kaum berührt, ein stilles und nur gelegentlich beachtetes Dasein geführt. Um so merkwürdiger wirkt der Kontrast, wenn man den Blick auf die Vergan genheit der Cyrenaika richtet, wenn matt"die lange Reihe mächtiger Kulturvölker an sich vorüber ziehen läßt, die im Wandel der Jahrtausende um den Besitz des Landes gerungen haben, nach dem Italien jetzt die Hand ausstreckt. Die Ureinwohner, die Lvbier, der dlbstam- mung nach Araber, denen das Land in der ältesten Zeit, von der man weiß, gehörte, wuß ten die Phönizier, die Handelsniederlassungen gründeten, sich zu unterjochen, und die Phönizier mußten den Karthagern Geldzahlungen leisten nnd Mannschaften stellen. Mit dem Ende der Punischen Kriege gingen iLvoch diese Kolonial- städte, wie Dagobert Schoenfeld in einem kurzen Mrisse der tripolitanischen Geschichte angibt, in den Besitz der Römer über, und noch heute zeugen die Reste römischer Bauwerke, z. B. in Leptio Magna, von den Tagen der Römer, denen diese „Regio Tripolitana" als eine Provinz gehörte, die das ganze heutige Tripolitanien bis FczzLn umfaßte, das Plinius mit dem Namen Phazania bezeichnet. Die Völkerwanderung brachte neue Herren in das Land, Die Vandalen drangen bis in diese Gegend vor, und erst ein Jahrhundert später eroberte Belisar sie für Justinian zurück. Den bedeutendsten Wandel in der Geschichte des vielumstrittenen Landes brachte das Vor dringen des neuen Glaubens. Vom Jahre 647 an überfluteten die Massen der mohammedani schen Eroberer auch das Gebiet der Syrien und Amrckb ^kmcral Sidi Okbah ibn Rafi el syirhi unterwarf Tripolitanien und die ganze Nord küste Afrikas. Die Eroberer waren ein ver wandtes Volk, und so stieß die Aufnahme der neuen Herrschaft wie der neuen Religion auf keinen großen Widerstand. Acht Jahrhunderte stand dann Tripolis unter der Herrschaft von Mohammedanern, und die Khalifen von Bagdad waren die Herren des entfernten Tripolis. Im 16. Jahrhundert, als Spanien auf der Hohe seiner Macht stand, endete die mohammedanische Herrschaft in Tripolis, und das Land wurde von den Christen unterworfen. Das spanische Schloß in der Hauptstadt Tripolis erinnert daran, daß die spanischen Eroberer hier einen festen Platz hatten. Von den Spaniern kam Tripolis unter die Herrschaft anderer Christen, denn Karl V. überließ im Jahre 1530 die Besitzung den Johannitern, die damals aus Rhodos durch die Türken verdrängt waren, aber die Malteser blieben nicht lange im Besitze des Landes. Die Türken, die sich bereits in Algier und Tunis fest gesetzt Hatten, eroberten im Jahre 1551 unter Dragut die Burg, die Malteser mußten Tripolis räumen und waren auf Malta beschränkt. Von dieser Zeit an entwickelte sich Tripolis unter der Herrschaft eines lürktschen Bels, ebenso wie die angrenzenden Länder, zu einem richtigen Seeräuberstaat, von dem aus ein volles Jahr hundert Hindurch Raubzüge in das östliche Mit telmcer unternommen wurden. Alle mittelmeer fahrenden Völker sü ch eten die schnelle m Ga'eercn aus Tripolis. Die Engländer waren die ersten, die, nachdem gütliche Einigungsversuche milden Seeräubern nicht zum Erfolge geführt hatten, mit Gewalt gegen Tripolis vorgingen. Im Jahre 1663 zerstörte John Narboroügh einen Teil der Hauptstadt und im Jahre 1681 gerieten dieTri- politaner in einen heftigen Kamps mit Frankreich. Die französische Flotte griff die Korsaren im Hafen von Skio an, und vier Jahre darauf wurde die Stadt Tripolis selbst bombardiert und der Ber musste sich dazu verstehen, mit einer Niesen summe Geldes den Frieden zu erkaufen. Eine Revolution erfuhr Tripolis im folgen den Jahrhundert: der Araberscheik Ahmed Bei ließ gelegentlich eines Festes die gesamte tür kische Garnison, 400 Mann, ermorden und er klärte sich selbst zum unabhängigen Herrn von Tripolis. Er, ist der Begründer der Dvnastie der Karamanlis, die von nun an 121 Jahre hindurch allmächtige Herrscher von Tripolis waren. Selbst die erneute Zerstörung der Stadt Tripolis durch die Franzosen im Jahre 1728 konnte die Macht der Karamanlis nicht brechen. Die Dynastie kämpfte mir den verschiedensten Völkern, und auch zu Bruderkämpfen kam es im Lande, aber trotzdem blieb es dabei, daß der Staat Tripolis alle Völker, die sich in die Nähe seiner Küste wagten, mit Gewalt tributpflichtig machte. Dieses Mal waren es die Amerikaner, denen das gewaltsame Treiben von Tripolis zerst zu bunt wurde. Kurz entschlossen rüsteten sie eine Strafexpedition gegen den Seeräubcrstaat aus, und im Jahre 1804 kam es zu dein be rühmten Angriffe des Kapitäns Dccatur auf Tri polis. Auch von der Landseite her wurden die Tripolitaner angegriffen, denn der amerikanische Konsul in Tunis, General Eaton, drang, nachdem sich Pie Amerikaner mit Sidi Achmed, dem Bru der des Paschas von Aegypten, verbunden hatten, mit einem Marinekorps tief ins Innere und er stürmte am 25. April 1805 von der Landseite her den Seehafen Derna, während die Flotte gleichzeitig von der Seeseite angriff. Am 4. Juni 1805 unterzeichnete der Pascha Jussufs von Tripolis einen Vertrag mit den Amerikanern, wodurch der amerikanische Tribut aufhörte. 1861 schlossen die Engländer mit Tri polis einen Vertrag über die Slbschaffung des Seeraubes und der Christensklaverei und 1830 erzwangen die Franzosen die gleichen Zugeständ nisse von Tripolis. Nach Abdankung Jussuff Paschas brach das Ende des unabhängigen Staa tes Tripolis schnell herein: es entbrannte ein Erbschaftsstreit. Die Tripolitaner riefen die Pforte zur Wiederherstellung geordneter Zustände herbei, und so nahm der Staat, in dem bisher Gewaltsamkeiten an der Tagesordnung gewesen waren, ein ziemlich zahmes Ende, denn im Jahre 1835 zog der erste Wali, den die Türkei als Ver walter von Tripolis einsetzte, in sein neues Land ein, ohne auf irgendwelchen Widerstand zu stoßen. , 6. ?. Msgüedurger Sunltlckau ISN. Im Gegensatz zu den üblichen Kunstausstellun gen, deren Charakter bestimmt wird durch Zahl und Art der Besäsickung von feiten der Künstler, ist es in den letzten Jahren mehr und mehr üblich ge worden, große Ausstellungen auf ein bestimmtes Thema abzustimmen. Besonders waren ps retro spektive Ausstellungen, die so zustandekamen. Aucb die glänzend verlaufene Ausstellung französischer nennst, die Leipzig im vergangenen Jahre ge sehen hat, gehört hierher. Eine umfassende Ausstellung deutscher .Kunst der Gegenwart ist das Thema, auf das die „M a g d e- burger Kunstschau 1911" abgestimmt ist. Ihre Vollständigkeit war nickst abhängig von der Betei ligung dieses oder jenes Künstlers, dieser oder jener Gruppe, sic läßt vielmehr jede Richtung zu Worte kommen. Die Ausstellung soll dem Besucher sozusagen einen vollständigen Üeberblick über die dcmtsche Kunst der Gegenwart gewähren, auf daß er die einzelnen Kunstrichtungen miteinander ver- gleick^cn und abschätzen kann. Ten äußeren Anlaß zu dieser Ausstellung bot di« Einweihung eines neue» Ausstellungsgebäudss. Die Räume im Kaiser-Friedrich-Museum, die bis her zu Ausstellungszwecken zur Verfügung standen, mußten bei der fortschreitenden Ausdehnung der Ge mäldesammlung für diese mit herange^ogen wer den und die Stadt sah sich gezwungen, den Aus stellungen ein neues Heim zu geben So entstand neben der Kunstaewerbcschulc ein modernes, eiusackfeS und doch schmuckes Ausstellungsgebäude. Nach der feierlichen Uebergabe des Hauses an seine Bestimmung fand «in Rundgana durch die Aus stellung unter Führung von Hofrat Broderseu (Weimar) statt. Die führenden deutschen Künstler aller Richtung sind mit meist guten und charakte ristischen Werken vertreten, so doy der Zweck der Aus stellung als erreicht gelten kann. Von Leipziger Künstler« sind vertreten Prof. Horst-Schulftemit einer Landschaft „Abend am See", die in der Komposition und auch far big als gut gelungen bezeichnet werden kann, zu den besten Werken des Künstlers gehört sie freilich nicht. Prof. Molitor hat mit seiner Büste de» Geheimrats Sievers eine der besten Plastiken der ganzen Ausstellung aeliefert. LS zeugt von dem hohen Küuae» tuH Künstlers Laß er diese- Ge-
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