Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111018020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-18
- Monat1911-10
- Jahr1911
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Be^uqS PrelS für Leipzig und tioiorle durch unser« Troger und Soediieure 2mal täglich in» r'au» gedrachl «I PI. monatl.. L.7u Pik. vierteliohrl. Bei uniern AUtolen u. An- nichmesleüen odg.dolt 7S Ps. monalL, LA Mk. oierieljährl. Lurch di« P,ft: innerhalb Deuiichlond, und der deutschen Kolonien vierteliädrl. ».Vtt Mk., monatl. 1.2» Nlk. ausjchl. PoltdelikUaeld Ferner in Belgikn, Dänemark, den Donauitaaten. Italien. Luxemburg, Niederlande. Nor wegen, c^eilerreich»Ungarn. Nutzland, Schweden, Schweiz u Spanien. 2n allen übrigen Slaalen nur direkt durch die Celchäitskell« des Blatte» erhälilich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn- u. Feiertags nur morgens. Abonnements-Annahme Iohannisgais« 8, bei unieren Tragern. Filialen. Spediteuren und Annahmejiellen, lowie Poliamtern und Briestragern. Etnzeloerkaussprei» 1l> Pf. Abend-Ausgabe. Mip.ngcr Tag Mail Handelszeitung. Arnlsvtalt des Nates und des Notizeiarntes der Ltadt Leipzig. (14 692 lNachtanschliitz) Tel.-Änschl. l 14 693 l 14694 s 14 692 lNachtanschlutz) Ttl.-Anschl.j 14 693 l 14 694 Arneigen-PrkiS für Inserat« au, Leip,,, und Umgebung die llpal»ig«P«rit,etle lüPf..dieNeklame» zeil« i Mk. von auswart» Itt Ps^ Reklamen 1L0 Mk. Inierat« von Behörden im amt lichen T«il bi« Betttzeile SO Pf Eelchästsanzeigen mit Platzoorlchristen im Preii« erhöht. Rabatt nach Tarif. Leilagegedubr Gesamt auflage L Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. Trrlbeilag« b^her. Festerteilt« Auftrage tonnen nicht zurück gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: 2»han,i»galse 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expebitionen des In- und Auslandes. Druck und Verlag uou Fischer L Kürst«, Inhaber: Paul Kürst«,. Redaktion und Geschästsstell«: Iohonnisgass« 8. Haupt - Filiale Dresd«»: Eeeltratze 4. i (Telephon 4621). Nr. 28S Mittwoch, oen l§. vkmber lSll. 105. Ishrgsng. Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 2V Leiten, die Abendausgabe 8 Leiten, zusammen 2?»» Ltitcn. Drr StrrchrlsksMk in Ssnlrsu. Das Eingreifen des Landungskorps mehrerer deutscher Kriegsschiffe in den Straßenkampf in Hankau legt die Vermutung nahe, dass Leben und Eigentum der Fremden in ernster Gefahr waren. Wir haben von vornherein den Versicherungen, für die fremden Staatsangehörigen sei bei den chinesischen Unruhen nichts zu befürchten, skeptisch gegenüber gestanden, da bei allen bisher im Reiche der Mitte vorgekommenen Revolten der Pöbel die Oberhand erhielt uno seinen Hag an den Fremden ausließ. Es war daher nur zu billigen, daß die deutsche Re gierung, gleich den anderen ausländischen Staaten, Kriegsschiffe an die bedrohten Plätze sandte, um bei dem Versagen der chinesischen Truppen und Polizei Selbsthilfe zu üben. Es steht zu hoffen, daß unsere deutschen Landsleute unversehrt aus dem Kampfe hcrvorgcgangcn sind, und das; auch unsere Marine soldaten keine Verluste erlitten haben. Die Lage im Reiche der Mitte scheint sehr ernst zu sein, der Geist der Empörung ergreift immer weitere Kreise. Am lebhaftesten interessiert man sich für den Gang der Ereignisse wohl in Japan, wo man es vielleicht nicht ungern sähe, einen Grund zum Einschreiten zu erhalten Daß Japan noch weit gehende Ziele verfolgt, die auch das große chinesische Reich betreffen, ist ja kein Geheimnis. Man darf sich durch die anscheinende Indifferenz der maßgeben den Kreise in Tokio nicht täuschen lassen. Ob die auf China gerichteten japanischen Pläne mit den Interessen Europas zu vereinigen sein werden, steht dahin; wir möchten es bezweifeln. Nach übereinstimmenden Meldungen liegt der Handel in den vom Aufstande heimgcsuchten Teilen Chinas stark danieder. Das ist ja auch ganz erklärlich, denn niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Zu der provisorischen republikanischen Regierung der Revolutionäre hat niemand Ver trauen, und die Pekinger Regierung ist zunächst macht los. Auch der deutsche Handel wird natürlich in un günstigster Weise beeinflußt, was sich bei unseren am Export beteiligten Erwerbszweigen empfindlich bemerkbar machen wird. In politischen chinesischen Kreisen Pekings hat der Wiederaufstieg Yuanchikais zum mächtig sten Manne Chinas einen außerordentlich tiefen Ein druck gemacht. Man hofft allgemein, daß es Puan- chikais machtvoller Persönlichkeit gelingen wird, die von ihm geplante Dersöhnungsaktion dur^zuführen. Wie es heißt, will Puanchikai bereits bei 'L eginn des nächsten Jahres ein Neichsparlament einberufen, das die Verfassung proklamieren, und nicht wie das bis herige Parlament rein beratende, sondern be schließende Funktionen haben soll. Wahrscheinlich wird Puanchikai vorläufig rein diktatorische Gewalt erhalten, um später an Stelle des Prinzen Ching Jkuang an die Spitze des verantwortlichen Kabinetts zu treten. Ssuanchikais Verhandlungen mit den Rebellen. Peking. 18. Oktober. (Eig. Drabtmeldung.) Juanchikai ist durch seinen Freund Susetschang. den Vizepräsidenten des neuen Kabinetts, veranlaßt worden, feinen Widerstand au'zugeben, und hat auf eine nochmalige dringende Bitte des Prinzregen'en sich bereiterklärt, an die Spitz« der kaiserlichen Trup pen zu treten. Puanchikai hat zur Bedingung ge macht, daß er vollständig freie Hand hat, um das Reich so zu beruhigen, wie er cs für notwen dig hält. Er hat oorgcschlagen, mit den Revolu tionären auf Grund weitgehender konstitutioneller Reformen zu verhandeln und allen Revolu tionären Amnestie zu gewähren. Lturz und Selbstmord des Verkchrsministers. Peking, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Dec Verkehrsmini st er Sheng-Hsüan-Huai, der der Urheber der Verstaatlichung und Nationali sierung der chinesischen Eisenbahnen ist und dessen Energie die Durchführung der Vier-Mächte-Anleihe in Höhe von 250 Millionen zu danken ist, wurde durch ein Dekret des Prinzregenten seines Postens enthoben. Zu seinem Nachfolger ist Puanchl- kais ergebenster Anhänger und seine rechte Hand bei allen Reformen, Tang-Schaoyi, ernannt worden. Peking, 18. Oktober. (Meldung der „Preß-Zen trale".) Der Verkehrsminister Sheng-Hsüan- Huai, der durch ein Dekret Les Prinzrcgentcn sei nes Amtes enthoben worden ist, hat Selbstmord verübt. Die Politik Sheng-Hsüan-Huais hat außerordent lich viel zum Ausbruch der Revolution beigetragen. Sheng war ein Anhänger Der äußersten Zentralisa tion und hat die Gefühle der einzelnen Provinzen dadurch schwer verletzt, daß er in der radikalsten Weise Die Verstaatlichung der Bahnen betrieb. Trotz dem hat er außerordentlich viel für die Hebung des Verkehrswesens in China getan. Auke in Hankau. Hankau, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die R u he in den Fremdenniederlassunqen ist dank dem tatkräftigen Eingreifen der deutschen Lan dungstruppen, die von den Kriegsschiffen „Leipzig", „Tiger" und „Vaterland" an Land gingen, wieder her g e st e l l t. Sowohl die Rebellen als auch die kaiserlichen Truppen ergreifen die strengsten Maß regeln gegen den Pöbel, und die Freiwilligen abteilungen der Fremdenniederlassungen sorgen dafür, daß die vom Pöbel entfachten Brände schnell gelöscht werden. Man erwartet das Eintreffen der „Gneisen au" stündlich. Der Kommandant der „Eneisenau", Kapitän zur See v. Ußlar, dürfte alsdann das Kommando über das internationale Geschwader, das vor Hankau liegt, als rang ältester Flottenoffizier übernehmen. Es ist außerordentlich günstig, daß der Jangtsekiang in diesem Jahre große Wassermengen mit sich führt, da Der isllche Sunvertmsrklchein. 13) Roman von Arthur Zapp. (Nachdruck verhören.) Frau Irmgard richtete die hastige Frage an ihren Gatten: „Hat sie auch zugegeben, dag sie ihm die Banknoten geschenkt hat?" „Allerdings. Das bat sie angegeben, und wenn nicht die Aussagen des Artisten vorlägen, der sich ja selbst als Mitschuldiger des Malers bezeichnet bat, könnte man ja wohl daran glauben. Man könnte cs so auffassen, als sei sie Les Verhältnisses mit dem jungen Mann überdrüssig geworden und habe sich mit dem Gelde gewissermaßen von ihm los kaufen wollen. Jedenfalls" — der Sprechende machte eine unwirsche Bewegung, und Widerwillen und Ab scheu tönte aus seiner Stimme — „'s ist eine heikle, zweideutige Eeshichte, und ich muß allen Ernstes von dir verlangen, daß du dich von diesem mindestens sehr leichtfertigen Fraulein zurückziehst." Frau Irmgard «löhnte, und Furcht und Schrecken malten sich in ihren schmerzdurchwühlten Zügen. „Du bist so streng und hart", klagte sie. „In sittlichen Dingen, ja" bestätigte er ent schieden. „da kenne ich kein Paktieren und kein Der- tuschen. Ich verlange von einem wohlerzogenen jungen Mädchen absolute Reinheit und von einer Frau unbedingte eheliche Treue. Die modernen so genannten freien Anschauungen gelten nicht für m ch. Und ich denke, meine liebe Irmgard" — er beugte sich zu seiner Frau herab, die bleich, zitternd im Sessel ruhte und seinen liebevoll, gütig auf ihr ruhenden Blick nicht zu ertragen vermochte — „ich denke, du stehst ganz auf meinem Standpunkt. We nigstens habe ich bisher nie an dir bemerkt, daß du Immoralitäten verteidigt hast." „Aber sie ist doch meine nächste Verwandte!" wandte die junge Frau mit schluchzender Stimme ein. „Gerade als nächste Verwandte mußt du ihren großen sittlichen Verstoß um so bitterer und schmerz licher empfinden. Jedenfalls wünsche ich nicht, daß du sie besuchst oder auch nur ihre Besuche annimmst. Hörst du. Irmgard?" „Ich kann sie doch nicht von der Schwelle weisen." „Meinetwegen kannst du ihr von dem Mädchen sagen lassen, du seist nicht wohl und könntest sie nicht empfangen. Sie wird dann schon verstehen." Frau Irmgard erhob ihr Gesicht, ihre Lippen bewegten sich, ihre Brust rang stürmisch. „Ich kann nicht, ich kann nicht," stieß sie in ver zweifelter Entschlossenheit hervor. Die Mienen des alten Herrn verfinsterten sich und aus seinen Blicken sprach unerbittliche Strenge. „Du wirst mir nicht vorwersen können," sagte er, „daß ich es an Güte und Nachgiebigkeit gegen dich habe fehlen lassen. Aber es givt gewisse Dinge, in denen ich nickt mit mir rechten lasse. Du wirst dich meinem Eeoot unbedingt fügen." Er legte einen besonderen Nachdruck auf seine letzten Worte und verließ gleich darauf das Zimmer, offenbar um jeder weiteren Diskussion über die An gelegenheit, die für ihn erledigt war, aus dem Wege zu achen. . Frau Irmgard fühlte eine Hand auf ihrer Schulter. Richard Werder stand neben ihr: seine Augen leuchteten ihr in begeisterter Zustimmung entgegen. „Auch ich glaube an sie," sagte er lebhaft, „auch ich bin überzeugt, daß Jngeborg nichts Häßliches tun kann." Da sah die überraschte Frau bestürzt zu dem jungen Mann auf. Ihre Lippen bewegten sich wieder und es schien etwas in ihr heraufzudrängen. Doch plötzlich sank sie in ihren Sessel zurück, schlug ihre Hände vor dem Gesicht zusammen und brach in ein konvulsivisches Schluchzen aus Zehntes Kapitel. An einem der nächsten Tage erlebte Landgerichts rat Werder eine große lleberraschung. Es war in der zehnten Vormittagsstunde, als ein Kriminal kommissar das Bureau des Untersuchungsrichters be trat, um eine Meldung zu machen. Er hatte am Tage zuvor in grauer Morgendämmerung zwei Ver haftungen vorgcnommen, und zwar hatte er die Posamcntierarbeiterin Minna Schönfeld, die Braut des verhafteten Artisten, und einen jungen Mann Anfang dreißig, der über seine Persön lichkeit falsche Angaben gemacht hatte, fest genommen. Seit ungefähr acht Tagen sei die Schönfeld in Gesellschaft Les fremden Mannes beobachtet worden. Die beiden hätten ein lustiges Leben geführt, dessen Kosten der fremde Mann be stritten haben mußte, denn die Schönfeld hatte keine Arbeit und keinerlei Verdienst gehabt. Auffallend sonst die großen Kriegsschiffe gar nicht bis Hankau gelangen können. Hankau, 18. Oktober. (Reuter-Bureau.) Das Gemetzel unter den Mandschus ist anscheinend be endet. Die Befehlshaber der Aufstän dischen erließen eine Proklamation, in der sie ihren Anhängern empfehlen, alle diejenigen, die sich der neuen Negierung unterwerfen, zu schonen. Ein Mann, der gegen die Ordnung verstieß, wurde bis auf das Gebier einer britischen Gesellschaft ver folgt und innerhalb der Grenzen dieses Gebietes ge tötet. Jetzt wurde der Befehl erlassen, daß niemand das Recht habe, die Gebiete fremder Gesellschaften zu betreten. Die Nachricht, daß Admiral Sah mit Truppen aus dem Norden eingctroffen ist, entspricht den Tatsacken. Die Aufständischen sind weiter damit be schäftigt, große Truppenmengen anzuwerben und um fangreiche Vorbereitungen für den bevorstehenden Fcrdzug zu treffen. Hier herrscht augenblicklich Ruhe, jedoch hat sich der Dienerschaft der Europäer eine Panik bemächtigt. Tausende verlassen die Stadt. H- Ole üeutlchen kriegslrhikke in Ostalien. Vor Hankau liegen jetzt fünf deutsche Kriegs schiffe. Es sind dies die beiden kleinen Kreuzer „Leipzig" und „Nürnberg" mit je 285 Mann Besatzung. Sie führen beide außer vier Maschinen gewehren je eine Anzahl leichterer Geschütze von 3,7 und 10,5 Zentimeter Kaliber, die nötigenfalls an Land zur Verwendung kommen könnten. Weiter liegt dort das Kanonenboot „T i g e r" mit 125 Mann Besatzung. Es führt zwei 10,5-Zentimeter-Eeschütze und sechs 3,7-Zcntimeter-Maschinengeschütze. Be sonders für den Dienst auf dem Flusse geeignet sind die beiden ebenfalls noch vor Hankau liegenden Flußianoncnboote „Vaterland" und „Otter". Sie haben je 45 Mann Besatzung und führen je ein 8,8-Zentimeter- und ein 5,5-Zentimeter-Geschütz. Es stehen also jetzt schon in Hankau 8 0 0 Ak a n n deutsche Truppen mit reichlicher Artillerie zur Verfügung. Zu dieser ansehnlichen Streitmacht gesellt sich dann wahrscheinlich noch im Laufe des heutigen Tages der Panzerkreuzer „Gneisenau" mit dem Torpedoboot „8. 00" als Begleitschiff. Die „Gneisenau" hat 7 0 5 Ak a n n an Bord und ver fügt außer über die schwere Schiffs artillerie noch über hinreichend viele Landungs geschütze. Das Torpedoboot „8. 00" hat eine Be satzung von 55 Mann. Hiermit ist aber die Zahl der in Ostasien zur Verfügung stehenden Kriegsschiffe bei weitem nicht erschöpft, denn es sind in ostasiatischen Gewässern zurzeit noch der große Panzerkreuzer „Scharn horst", ein Schwcsterschiff der nach Hantau unter wegs befindlichen „Gneisenau", der kleine Kreuzer „Emden", die vier Kanonenboote „Iltis", Jaguar", Luchs" und „Tsingtau", und schließlich das Torpedoboot „T a k u", das während des Boxeraufstandes den Chinesen abgenommen wurde. Diese sieben Kriegsschiffe liegen gegenwärtig vor Tsingtau. Ueber Tripolis liegen wieder ungünstige Meldungen aus italieni schen Quellen vor, die von den Türken natürlich nichis Gutes berichten, aber auch keine Fortschritte der italienischen Aktionen verzeichnen: Nom, 18. Oktober. lEig. Drahtmeld.) Munir Pascha hat, wie die „Tribuna" aus Tripolis meldet, den Oberbefehl an Oberst Nimskiat-Bei abgetreten. Das türkische Lager, das sich bis vorgestern in Suni Ben Adra befand, wurde nach Ageria, wenige Stunden von Tripolis, verlegt. Ahmcd-Vci hält mit der Kavallerie noch immer Earian besetzt. Die Türken bemühen sich vergeblich, die einheimische Bevölkerung aufzuwiegeln, die im Gegenteil an mehreren Orten die Türken angriff. Rom, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) „Cor- ricra d'Jtalia" meldet, General Caneva habe auf das Gesuch des Bürgermeisters von Tripolis, Hassuna Pascha, einer K a m e l k a r a w a n c, die vorgestern wegen Konterbande ungehalten worden war, e r - laubt, Tripolis zu verlassen. Die Be gleiter der Karawane wurden entwaffnet; nur die zur persönlichen Verteidigung nötigen Waffen wur den ihnen gelassen. Diese Entscheidung Canevas machkö auf die Eingeborenen einen günstigen Ein druck. — Das „Giornale d'Jtalia" berichtet: Man er wartete während der gestrigen Nacht einen neuen Angriff seitens der Türken. In der Tat stießen auch die Kundschafter auf einige türkische Patrouillen. Loch wurden in der Nacht nur einige Schüsse in der Richtung des Bumeliana-Brunncns abge geben. Bei den Vorposten werden fortgesetzt Ver haftungen arabischer Träger vorgenommen, die Waf fen durchzuschmuggeln versuchen. Türkische Of' fi ziere, die sich zum größten Teil im Elend befinden, sollen ihre Pferde zum Verkauf in die Stadt geschickt haben. Verschärfung der Lage. In einem Berliner Telegramm erklärt die „Köln. Zeitung": Die Nachrichten aus Konstantinopel weisen auf eine Verschärfung der Lage hin. Die tür kischen Staatsmänner waren bis vor wenigen Tagen geneigt, zu sofortigen Unterhandlungen mit Italien, zunächst wegen der Einstellung der Feindseligkeiten, dann aber wegen der Feststellung der endgültigen Friedensbcdingungen, die Hand zu bieten. Sie waren dazu bereit, obwohl sic beim Volke, bei der Presse und beim Parlamente mit ernstem Wider stande gegen diese Politik rechnen mußten. Seitdem aber die italienisckfen Preßsiimmen bekannt ge worden sind, wonach die italienische Regierung vor der Anknüpfung von Verhandlungen die Anerken nung der bedingungslosen Annexion von Tripolis und der Kyrenaika durch die türkische Regierung fordern will, ist ein Umschlag ein getreten. Die Mitglieder des Kabinetts Said dürften voraus sichtlich der Kammer die Fortsetzung des Krieges vorschlagen, und würden hierfür wohl eine sehr starke Mehrheit finden. Es hat daher zurzeit nicht den Anschein, als ob der dringende Wunsch Europas nach bal diger Wiederherstellung des Friedens Erfüllung finden sollte. sei es gewesen, daß die beiden immer erst am späten Abend ausgegangen seien. Der Fremde mußte wohl Grund haben', sich bei Tageslicht nicht auf der Straße zu bewegen. Auch mußte er wohl reichliche Mittel besitzen, denn die beiden hätten sich nichts abgehen lassen und fleißig gute Restaurants besucht. Auch in der Wohnung der Minna Schönfeld seien Delika tessen und eine Anzahl Weinflaschen vorgefunden worden, als dem Pärchen endlich von Kriminal beamten ein Besuch in aller Frühe des gestrigen Tages abgestattet wurde. In dem Hause war der Fremde, wie festgcstcllt sei, nicht angemcldet gewesen und der Hausbesitzer habe von seiner Anwesenheit bei der Schönfeld, die eine Stube und Küche gemietet habe, nichts gewußt. Eine Legitimation habe der Fremde nicht besessen und über seine Persönlichkeit falsche Angaben gemacht. Er sei, so hatte er bei seiner Verhaftung angegeben, ein Verwandter der Schönfeld, ein Ziseleur namens Adolf Neumann aus Frankfurt a. M., wo er in der Lakenheimerstraße Nr. 28 gewohnt haben wollte. Eine telegraphische Anfrage bei der Polizei in Frankfurt habe ergeben, daß dort ein Mann dieses Namens nie gewohnt habe. Offenbar habe man es mit einem Menschen zu tun, der allen Grund habe, seine Identität zu verheimlichen und der sich die bei ihm vorgefundenen Mittel — er hatte bei seiner Verhaftung noch über zweihundert Mark besessen — offenbar auf ver brecherische Weise beschafft habe. Um zunächst die Persönlichkeit des verdächtigen Menschen festzustcllen, ließ der Untersuchungsrichter den Freund der Schönfeld vorführen. Als die beiden Männer einander gcgenüberaesteUt wurden, wollte es dem Untersuchungsrichter scheinen, als ob zwischen den beiden ein rascher Blick gewechselt wurde, aber es konnte auch sein, daß diese Wahrnehmung auf einer Sinnestäuschung beruhte. Jedenfalls taten die beiden jungen Männer durchaus fremd und erklärten, einander nicht zu kennen. „Nun, Lerche," redete der Kriminalkommissar den Artist an. „machen Sie mal keine Flausen. Daß Sic den Menschen da kennen, habe ich Ihnen ja so fort angesehen. Ueberhaupt, Sie werden doch wissen, wer mit Ihrer Braut auf so gutem Fuße steht." „Auf so gutem Fuße?" wiederholte der Artist und warf einen fragenden Blick, in dem sich deutlich glimmende Eifersucht verriet, auf sein« Geliebte. „Nun ja," erwiderte der Kriminalkommissar, den Untcrsuchungsgcfangenen scharf beobachtend, in spöttischem, aufreizendem Ton, „sie waren doch beide d'.e Unzertrennlichen. Also lügen Sie nur nicht lange! Der da ist Ihr Freund und er hat es sicher für seine Pflicht gehalten, Ihr vereinsamtes Liebchen über Ihren Verlust zu trösten." Man sah, wie dem Artist der Aerger zu Kopf stieg, aber er hielt sich noch zurück und sah nur lauernd zu dem Unbekannten hinüber, der ihm ver stohlen zublinzelte. „Das ist nicht wahr!" sagte er grimmig zu dem Polizeibeamten. „Sie wollen mich in die Falle locken. Dazu suchen Sie sich mal einen andern Lummen aus!" Der Untersuchungsrichter nahm das Wort und erklärte ernst: „Es ist festgestellt, daß der Mensch da mit der Minna Schönselo zusammengelebt Hal." Und wie zur Bekräftigung dieser Erklärung fing jetzt die Posamentierarbeiterin plötzlich zu weinen an. „Ich hatte doch nichts zu leben," gestand si« schluchzend. „Und er sagte doch, daß du sein bester Freund bist und daß du ihm gesagt hast: wenn du mal alle*) wirst, soll er sich meiner annehmen." Ein unartikulierter Laut kam aus der keuchenden Brust des baumstarken Artisten. Und ehe es sich die Umstehenden versahen, war er mit einem mäch tigen Satz bei dem Unbekannten und hatte ihn an der Kehle gepackt. „Du Schuft!" knirschte er, ,,du Schuft!" Der durch den jähen Angriff Ueberrumpelte sank wehrlos zu Boden und es bedurfte der gemeinsamen Anstrengungen des Kriminalkommissars und zweier Unterbeamten, um den Wütenden von seinem Opfer zurückzureißen und zu bändigen. Als er den Zornes- anfall einigermaßen überwunden hatte, legte er ein volles Geständnis ab. Ja, der Mensch sei sein Freund und Spießgeselle. Nun wollte er die ganze Wahrheit sagen. Dem Schuft wollte er es eintränken. Der Mensch heiße nicht Neumann, sondern Niemann und sei sein«» Zeichens Kupferstecher. Er sei es auch gewesen, der die falschen Hundertmarkscheine angefertiat habe, die er — der Artist — von ihm auf dem Tempelhofer Feld in Empfang genommen, um sie unter die Leute zu bringen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) *) In der Brrbrechersprache soviel wir: verhaftet werbe».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite