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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111020028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911102002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911102002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-20
- Monat1911-10
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Nr. 29l. los. Jührgang. Lrtpztger Tageblatt. Mttag, 20. Oktober l9ll. von jenjeit» der Alpen ein anderer Wind herüber Da» müsse auch die unentwegten Anhänger der Alli anz stutzig machen. Slam, 20. Oktober. (E. D.) Auch die gestrigen Abendblätter beschäftigen sich mit großem Eifer mit der Frage des Dreibundes. Das „Gtornale d'Italia" stellt Prcßstimmen aus Frankreich neben Prcßstimmen aus Deutschland und Oesterreich zusammen und zieht Vergleiche, die dann zuungunsten Deutschlands ausfallen. Noch schärfer als dieses nationalistische Organ geht das klerikale Blatt, der „Lorriere d'Italia", mit dem Dreibund ins Zeug. Der Mailänder „Corriere della Sera" meint, von den Wiener Blättern hätten es die meisten darauf abgesehen, Italien alles Bös artige anzudichten, den Türken aber nur Gutes nach zusagen. Ueber die Konsequenzen eines solchen Ver haltens dürfe man sich dann in Wien nicht wundern. Die Boykottierung italienischer Waren. Saloniki, 20. Oktober. «Meldung des Wiener k. k. Tel. Korr.-Bureaus.) Die hiesige antiitalie nische Boykottkommission steht mit allen Bov- kottkommijsionen des Landes in Verbindung. Aue Barkenjührer, Auslader, Fuhrleute und Schcffsarbei- ter leisten der Aufforderung der Kommission Folge. Es wurde bestimmt, daß italienische Waren auch nicht durch Schiffe unter anderen Flaggen eingeführt werben dürfen. Schiffe, die gegen diese Massregel verstoßen, verfallen selbst der Boykottierung. Alle Kauilcute italienischer Natio nalität unterliegen der Sperre. Die Bevölkerung wirb auf die betreffenden Geschäfte aufmertsam ge macht. Die Nieüerlase üer chineülchen Rebellen. Wie wir bereits im Depeschentcil der heutigen Älorgennummcr mitteilten, sind die chinesischen Ne belten von Len kaiserlichen Truppen völlig ge schlagen worden. Das Heer der Rebellen, das angeblich auf den Abfall der Nordarmee gehofft hatte, ist zersplittert; teils hat es sich ergeben, teils ist es geflüchtet. Im einzelnen liegen noch folgende Drahtmeldungen vor: Peking, 20. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die Revolutionäre hatten damit gerechnet, daß die Nordarmee nichts gegen sie ausrichten würde, da sie Lurch Desertionen zu stark geschwächt werden würde. Als daher Admiral Sah mit seinen Truppen gegen Hankau anrückte, forderten sie ihn auf, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen, was er jedoch energisch ablehnte. Sie hatten auch ge- iwfst, Last die Revolution in Peking, Schanghai und Nanking in vollem Gange sei und das; die Regierung ihre Truppen dazu verwenden würde, die Ruhe in Liesen Orten wieüerherzustellen. Plötzlich sahen sie sich jedoch einer Macht von 40 000 Kaiserlichen gegen- iibergostellt, denen sie durchaus nicht gewachsen waren. Peking, 20. Oktober. lEig. Drahtmeld.) Kurz nacAem die ersten Züge der Nordarmee auf dem Bahnhof von Hankau, der ausserhalb Ler Stadt liegt, eingetroffen waren, begann der Kampf. Die Re bell an, die nun von zwciSeiten — den Trup pen Les General Sahs und den Truppen der Nord armee — angegriffen wurden, kämpften mit Todesverachtung. Immerhin hatte sich ihre Zahl erheblich vermindert, da zahllose Re bellen den aussichtslosen Kampf nichr wagen wollten und eine Gefangenschaft dem sicheren Tod vorzogen. Als die Schlacht begann, war das Rebellenheer auf 10 000 Mann zusammengcschrumpft. Peking, 20. Oktober. lEig. Drahtmeld.) Die 10 000 Mann der kaiserlichen Truppen, die sich zur Entscheidungsschlacht gegen die Rebellen gesammelt hatten, bestanden aus 20 000 Mann Pet- ichilitruvpen, 10 000 Soldaten aus Schändung und 10 000 Mann, die aus der Mandschurei nach Hankau befördert worden waren. Die Revolutionäre verfügten nur über 5000 reguläre Soldaten und 20 000 Irreguläre, die bewaffnet worden waren. Außerdem fehlte es ihnen an geeigneten Truppe nführern, da das revolutionäre Komitee aus Misstrauen die Leitung der Truppen nicht aus der Hand geben wollte. Admiral Sah wollte den Führer der Revolutionäre, den General Lihuenhung, retten, und Hankau ohne Blut vergießen einnehmen. Er legte daher dem Führer der Rebellen nahe, sich mit seinen Truppen zu er geben. Er gab ihm zu verstehen, Laß man unter sol chen Umständen annehmen würde, er sei irregeleitet worden, und daß man gegen ihn nachsichtig verfahren würde. Es ist zurzeit noch unbekannt, welchen Erfolg diese Verhandlungen hatten! Jedenfalls er gaben sich zahlreiche Revolutionäre angesichts der ihnen gegenüberstehenden llebermacht. Das revolutionäre Komitee ließ die treugebliebenen Truppen sich auf dem freien Felde in der Nähe von Hankau versammeln. Admiral Sah unternahm aber erst seinen Angriff gegen sie. als auf dem Bahnhof von Hankau die ersten kaiserlichen Truppen der Nordarmee eintrafen. politische Nachrichten. Optimismus in Frankreich wegen der Kongo verhandlungen. Paris, 20. Oktober. lE. D.) Gegenüber gewissen pessimistischen Stimmen über den Stand der Kongo- verhandlungen erklärt der „Matin", der in dieser Angelegenheit sichtlich die Ansicht der französischen Re gierung ausdrückt: Wir sind in der Lage, zu versichern, daß die Verhandlungen einen sehr befriedigenden Verlauf nehmen. Vernunft und Interesse ver langen, daß der Vertrag zustande komme, und wir nähern uns mehr und mehr einem endgültigen Abschluß. Wenn die französische Negierung auch die deutsche Regierung bitten wird, ihre Vorschläge in einem annehmbaren Sinne zu ändern, so haben wir doch die Gewißheit, daß der Vertrag zustande Sur Suchzeit im österreichischen ksilertiaule. Ein für die habsburgische Dynastie wichtiges Er eignis ist die an diesem Sonnabend stattfindende Vermählung des künftigen Erben der öster reichischen Kaiser- und der ungarischen Königskrone, des Erzherzogs Karl Franz Joses, mit der Prin zessin Zita von Parma. Seit dem unter so tragt« schen Umständen erfolgten Ableben des Kronprin en Rudolf ist der Erzherzog Franz Ferdinand der nächste Thronbcrcchtigte. Da er jedoch in nicht ebenbürtiger Ehe vermählt »st, so haben seine Nachkommen keine Anwartschaft auf den Thron, und dieser wird der einst einmal auf die Erben des verstorbenen Bruders Franz Ferdinands, des Erzherzogs Otto, übergehen, dessen ältester Sohn Erzherzog Karl Franz Josef ist. Der junge Erzherzog war bis zu «einer Verlobung, die im Juni d. I. alle Welt überraschte, in der größeren Oeffentlichteit wenig hervorgetreten. er lebte lediglich seinen Studien und militärischen Pflichten. 2m Alter von 24 Jahren stehend, hat er eine sorgfältige wissenschaftliche Ausbildung genossen, auf die besonders seine Mutter Maria Josefa, eine Schwester des Königs von Sachsen, eingewirkt hat. Die erste größere repräsentative Vertretung des österreichischen Hofes führte der Erzherzog in diesem Sommer bei den Krönungsfeierlichkeiten in London aus, und es ist ganz erklärlich, daß er seit seiner Verlobung mehr in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt ist. Alles, was von ihm verlautet, läßt die besten Erwartungen gerechtfertigt erscheinen, und es ist selbstverständlich, daß er in umfassendster Weise auf seinen künftigen Herrscherberuf vor bereitet wird. Wie der Erzherzog, so war auch seine Braut bisher in der Oeffentlichkeit wenig bekannt. Die künftige Erzherzogin zählt erst eben neunzehn Jahre, zwischen ihr und ihrem Auserwählten reichen die Sympathien bis weit in die Jugendjahre zurück. Aus dem Schloß Hatzendorf soll das junge Paar zunächst Wohnung nehmen. Man wollte wissen, daß es späterhin in der Hofburg zu Pest ständig residieren und damit einem längst gehegten Wunsche der Ungarn, in ihrer Hauptstadt ein Mitglied des Kaiserhauses residieren zu sehen, erfüllen würde. Aber definitive Beschlüsse sind hierüber wohl noch nicht gefaßt, wenn auch die Realisierung eines solchen Planes von großer politischer Bedeutung für die Doppelmonarchie wäre. Mit hoher Befriedigung wird namentlich Kaiser Franz Josef die Vollziehung dieses fürstlichen Bun des begrüßen, der geeignet ist, die Dynastie seines Hauses werter zu sichern. Die Freude ist dem greisen Herrscher, der schon so unendlich Schweres erduldet, an fernem Lebensabend wohl zu gönnen. Daß Deutschland an dieser Freude des Bundesgenossen unseres Kaisers herzlich teilnimmt, braucht bei der Verehrung, die Kaiser Franz Josef bei uns genießt, gar nicht besonders betont zu werden. kommt, und die Hoffnung, daß dies in ziemlich kurzer Frist der Fall sein wird. Ende des Weltkongresse» der Hotelbesitzer. Berlin, 19. Oktober. lE. D.) Der Weltkongreß der Hotelbesitzer wurde abends mit einem Fest mahl von Uber tausend Gedecken im Restaurant des Zoologischen Gartens glänzend abgeschlossen. Die Trinksprüche eröffnete Ler Ehrenpräsident des Kongreßes, Staatsmmister Sydow, mit einer be geistert aufgenommenen Rede auf den Kaiier, der vorbildlich das festgewurzelte Heimatsgefühl mit sympathischem Verständnis für das Ausland und seine Schönheiten verbinde, und auf die Oberhäupter der andern Staaten. Unter stürmischer Zustimmung verlas darauf der Präsident des Kongreßes, Otto Hoyer-Köln, ein Huldigungs telegramm an den Kaiser, um im Anschluß daran mit herzlichen Dankesworten der Förderung zu ge denken, die der Kongreß seitens der Staatsbehörden, sowie Botschafter. Gesandten und anderen Ehrenmit glieder erfuhr. Auf den Trinkspruch, den Landsee- Jnnsbruck auf das gastliche Berlin ausbrachte, er widerte Bürgermeister Reicke in glänzender Rede. U. a. sprachen noch unter jubelndem Beifall Hauser-Luzern, Sendig-Dresden, Virgitti-Marseille und Campione- Neapel. Eine bedeutungsvolle Kirchenvorstandswahl. Dortmund, 20. Ottober. lE. D) Bei den gestrigen Rcpräsentantenwahlcnzu der Rainoldiaemeinde erhielten die kirchlich-liberale Partei, Anhänger des Pfarrers Traub, 2575, die Positiven 789 und die evangelische Vereinigung 470 Stimmen. Boykott deutscher Waren in Indien. London, 20. Okt. lE. D.) Aus Kalkutta wird gemeldet, Laß die Führer der mohammedanisch-indi schen Bewegung in Delhi eine Konferenz adgehalten haben, auf Ler beschlossen wurde, alle Waren deutschen oder italienischen Ursprungs zu boykottieren. Der Boykott soll deswegen auf die deutschen Waren ausgedehnt werden, weil Deutsch land in seiner Haltung in der Tripolisfrage sich als den Beschützer Italiens gegen die Interessen des Islams gezeigt habe. Was wir hier vorausgesagt hatten, beginnt sich also bereits zu erfüllen. Die österreichisch« Ministerkrifi». —ck. Wie», 20. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Durch die gestern begonnenen und heute fortgesetzten Ver handlungen des Ministerpräsidenten mit den Tschechenführern zwecks Bildung einer Mehrheit für die dringendsten Regierungs vorlagen und Lurch den Eintritt der Tschechen in das Kabinett ist die parlamentarische Krisis in ein entscheidendes Stadium getreten. Ein Teil der Deutschnationalen ist durch diese Verhand lungen sehr verstimmt und hält die Bildung eines Koalitions Ministeriums vor Ler Herbei führung Les böhmischen Ausgleichs für unangebracht. Der Streik in der böhmischen Textilindustrie. L. 6. Prag, 19. Oktober. (E. D.) Der Streik in der böhmischen Textilindustrie nimmt immer größere Ausdehnung an. Aus Wildenschwert treffen Nachrichten ein, daß auch in den dortigen Textilfabriken die Arbeit eingestellt wurde. Vor« läufig herrscht noch vollständige Ruhe, doch befürchtet man, daß es zu Exzessen seitens der Streitenden kommen werde. Es wurden deshalb starke Gen- darmerieaufgcdote nach, dxqi Wilde nickwexier .Ju- dustriebezirk entsandl." Ein französischer „Admiralisfimus". Paris, 20. Oktober. (E. D.) Wie die Zeitung „Le Journal" wissen will, besteht die Absicht, bereits in Friedenszeiten einen Großadmiral oder Admiralissimus der französischen Flotte zu er nennen, dem die Aufgabe des Oberkommandos im Kriegsfälle zujallen würde. Das Blatt nennt als mögliche Kandidaten für diesen Posten die Ad mirale Jaurüguiberry, de Joncquieres und Aubert. Verschwörung gegen den Präsidenten Madero. I'. 6. New Pork, 21. Oktober. (E. D.) Wie aus Mexiko gemeldet wird, hat General Reyes eine neue Rebellion gegen seinen Gegner, den Präsi denten Madero, vorbereitet. Er hat sich mitEstrada Cavrera, dem Präsidenten der Republik Guate mala, verbündet, um Madero zu stürzen. Die mexikanische Regierung hat sofort Truppen nach der Grenze entsandt, die dem drohenden Einfall wirksam entgegentrcten soll. Nus Leipzig unü Llmgegenü. Leipzig, 20. Oktober. Wetterbericht der König!. Sächs. Landevwetterwarte zu Dresden. 'Voraussage für den 21. Oktober. südwestwind, Bewölkungszunahme, kühl, trocken. Pöhlberg: Schwacher, rasch verschwindender Tau, glänzender Sonnenaufgang, Himmelsfärbung orange. Fichtelberg: Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern, starker, langanhallender Tau, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Bom Reichsgericht. Dem Kanzleisckretär Richter, Ler zum 1. November in den Ruhestand tritt, ist Ler Charakter als Kanzleirat verliehen worden. * Eßgeschirre als Jnsektionsverbreiter. In Ler gegenwärtigen Zeit gibt es viele Menschen, die an Katarrhen Neiden, die meistenteils, wenn sie einmal von einem Familienmitglied erworben sind, im Kreise der Hausgenossen oie Runde machen. Man glaubt, das; man von dem Erkrankten angesteckt sei. Demgegenüber weist Professor Dr. A. Ritsch! in Freiburg i. B. (München. „Medizin. Wochenschrift"! darauf hin, daß viel zu wenig auf die Ansteckungs gefahr Lurch Eßgeschirrc geachtet wird. Mit Liesen kommen die infektiösen Mundabsonderungen des Kranken in die innigste Berührung und heften sich daran, um dann auch auf die benutzten Teller über tragen zu werden. Vom Kranken gelangt das Ge schirr gewöhnlich direkt in die Küche, wo es vom Dienstpersonal in einem für Liese Zwecke dienenden Gefäß gemeinsam mit dem Eßneschirr der Gesunden gespült wird. In der Spülflüssigkeit verbreiten sich die Infektionserreger und kommen so auf sämtliches im Hause befürdliches Geschirr. Der Prozeß der Reinigung wird vielfach vom Küchenpersonal flüchtig vorgenommen, das Geschirr an einem gemeinsamen Tuche abgetrocknet und von neuem bei der nächsten Mahlzeit benutzt. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die an Len Gabeln, Messern, Tellern und Gläsern verbreiteten Infektionserreger in die Mundhöhle auch Ler gesunden Familienmitglieder gelangen und die Erkrankung bei ihnen bald aus- oricht. Das beste Mittel dagegen ist, daß das Eß geschirr, auch das Trinkglas, kurz alle Utensilien, die mit dem Mund« eines kranken Familienmitgliedes in Berührung geraten, vor dem Aufwaschen in kochendem Wasser sterilisiert werden. * Albert Brockhaus Mitglied der Ersten Kammer. Der König hat den Lerlagsbuchhändler Albert Brockhaus hier zum Mitglied der Ersten Kammer üer Ständeversammlung ernannt. — Albert Block haus ist der Sohn des Seniorchefs der Firma F. A Blockhaus, Dr. Eduard Brockhaus, und wurde am 2. September 1855 in Leipzig geboren. Nach seinen Studien erlernte er den buch händlerischen Beruf und trat am 1. Januar 1881 als Teilhaber in die Firma Brockhaus ein. Neben seiner geschäftlichen Tätigkeit widmete er sich auch Len kommunalen Angelegenheiten. Besonders hat er sich um die Gründung und Leitung der Leipziger Ortskrankenkasse verdient gemacht, auch nahm er im Auftrage der sächsischen Regierung an den Beratungen zur Revision des Krankenversicherunasgesetzcs im Reichsamt des Innern teil. Dem Leipziger Stadtver ordnetenkollegium gehörte er von 1887 bis 1889, der Handelskammer von 1890 bis Ende 1910 an. Seine verdienstvolle Tätigkeit auf all den genannten Ee- .. bieten erfreute sich stets wohlberLchtigter Würdigung und Anerkennung. * Bei der Berufswahl der Mädchen kann der Rat geber, den der Leipziger Lehrerinnenverein heraus gegeben hat, gute Dienste tun. Er gibt Auskunft über alle Berufe von der Fabrikarbeit bis zum Studium, soweit in Leipzig Gelegenheit zur Aus bildung vorhanden ist. Jetzt eben wurde noch ein Vogen eingefügt, der eine Neubearbeitung Ler Ab schnitte „Lehrberuf" unL „Studium" bringt im An- Ichluß an die gesetzlichen Bestimmungen vom Juli 1910. Die Hefte dürfen in den Schulen verkauft werden. Im übrigen ist der Ratgeber für jedermann in jeder Buchhandlung für 15 Pf. zu haben. cr. Zur Bewegung im graphischen Gewerbe. Die Lithographen, Steindrucke! und verwandten Berufe nahmen in einer am Dienstag im Volkshause ab gehaltenen Versammlung den Bericht über den gegenwärtigen Stand der Bewegung entgegen. Wie der Referent, F. Pfeiffer, ausmhrte, befinden sich gegenwärtig in Lerpzig in 67 Betrieben 1065 Ge hilfen im Ausstand. Außerdem sind in vergangener Woche noch in drei Betrieben 30 Gehilfen aus gesperrt worden. Zu den neuen Bedingungen Szenen von üer chinesischen Revolution. Aufregende Einzelheiten von dem Aufruhr in Hankau und den umliegenden Städten sind dem Korrespondenten des „Daily Chronicle" von Flücht lingen erzählt worden, die von den oberen Teilen der Jangtse nach Schanghai kamen. Beständig treffen Dampfer, die mit Europäern angefüllt sind, aus dem vom Aufruhr ergriffenen Gebiet ein. Folgende dramatische Geschichte berichtete ein Mann aus Wuschang. In der Nacht vom 9. Oktober war von dem Vizekönig eine Liste von Revolutio nären entdeckt worden, die zu »einer großen Ueber- raichung die Namen einer bedeutenden Anzahl von Offizieren und Soldaten des chinesischen Heeres ent hielt. Sogleich telegraphierte Seine Exzellenz Jui Scheng nach Peking an die Regierung, bat um Verstärkungen, und befahl zugleich einem Mandschu- bataillon,dre Verdächtigen gefangenzunehmen, worauf denn mehrere der Verhafteten enthauptet wurden. Daraufhin meuterten zwei Regimenter Jnfanterie^wei Bataillone Artillerie, die Kavallerie und ein Regi ment Genietruppen und zwangen durch Drohungen ihre Offiziere, an ihrer Spitze zu bleiben. Die Meuterer stießen an dem Tungschuntor mit den Mandschutruppen zusammen; es entjvann sich ein heißes Gefecht, bet dem die Mandschus hundert Leute verloren, bevor sie sich zur Flucht wandten. Die durch die Stadt ziehenden Ausrührer töteten mehrere Mitglieder der Polizei; die anderen konnten sich nur dadurch retten, daß sie ihre Uniformen ab- warien und sich dann unter der Menge verbargen. Nachdem ffie die Lager mit Waffen und Munition geplündert hatten, drangen die Aufständischen zu dem Palast des Vizekönigs vor, wo sie von dem Ueberrest der Garnison mit Feuer empfangen wurden. Run entstand ein heißes Ringen um das Tor des Pamen, des vizeköniglichen Palastes. Die Ver- leidiger hielten sich wacker, bis schließlich das Tor durch eine Bombe gesprengt wurde; dann ward Feuer an den Pamen gelegt und er der Wut der Flammen überlasten. Der Vizekönig und sein militärischer Ratgeber entflohen in Verkleidung. Ihre Familien wurden von den Rebellen geschont, ja sogar unter bciondcren Schutz gestellt und nachher an Bord eines chinesischen Kreuzers gesandt, der auf dem Fluß gegenüber der Stadt lag. Bevor sie an den Pamen Feuer legten, warnten die Aufständischen alle Bewohner der Nachbarschaft und rieten ihnen, ihre Habseligkeiten aus den Häusern zu schaffen. Nachdem die Leute ihr Leben und ihr bewegliches Gut gerettet halten, ward dem Feuer nicht Einhalt getan, so daß 50 Häuser von deu Flammen vernichtet wurden. Auch in dem Schatzhaus stießen die Rebellen auf energischen Widerstand. Die Wächter hielten sich tapfer, und erst als der Sturm nicht mehr aufzu halten war und das Eindringen der Rebellen jeden Augenblick bevorstand, entfloh der Schatzmeister in Vcrtleidung. Der Versuch, auch den Schatz^u retten, mißglückte jedoch. Als die Banden Las Schayhaus gestürmt hatten, schickten sie sich an, zu plündern, aber dem taten die führenden Rebellen Einhalt; nichts durfte von dem Schatz entfernt werden, eine Wache wurde davorgcstellt, und er wurde dann mit dem Hause zusammen vernichtet. Oie vorbilüung ües Siuüemen. Zn der Münchner Universität fand die zweite Ta gung der Gesellschaft für Hochschulpädagogik statt, die von Professor Dr. Franz v. Liszt mit einer Ansprache eröffnet wurde; er führte aus, daß die Frage der Hochschulpädagogik eine eminent nationale Bedeutung habe, und für den Wettbewerb der Völker in der Zu kunft von einschneidender Wichtigkeit sei. Den ersten Gegenstand üer Verhandlungen bildete das Thema: „Die geistige Vorbildung der Studie- renLen und der Hochschulunterricht." Referent Gc- lzeimrat Professor Dr. Bernheim führte aus, daß es mit d«r Ausüruckssahigkeit der heutigen Studieren den sehr schlimm bestellt sei. Die geistige Vorbildung der Studierenden sei dringen- einer Reform be dürftig. Redner fühlte eine Menge von Beispielen dafür an, welch groger Mangel an Sprachvermögen bei den Studierenden vorhanden ist. Dieser M>ß stand sei nicht etwa auf Flüchtigkeit zurückzuführen, sondern sei der Ausfluß eines falschen Schulsystems. Man habe nicht nur in Deutschland auf diesem Ge biete sehr schlimme Erfahrungen gemacht, sondern auch im Auslande, z. B. an der Sorbonne in Paris und auch in England. Es handelt sich also hier um eine allgemeine Kalamität. Die Schule crtülle jeden falls die ihr zugeteilte Aufgabe nicht. Es liege das an der traditionellen Praxis in cer Schule. Lr wolle keinen Vorwuri gegen die Lehrer erheben, son dern seine Anklage richte sich gegen das herrschende System. In Ler Diskussion wurden die Erfahrungen des Referenten durch eine Reihe von eklatanten Bei spielen ergänzt, die die Notwendigkeit der Hochschul pädagogik beweisen. Schließlich wurde einstimmig eine Resolution angenommen, in der es heißt, daß heut« eine logisch« Anarchie herrsche und daß wir Las, was wir au sprachlicher Logik brauchen, heut« in der Regel vermissen müssen. Die Schuld daran trage das traditionelle System der ganzen Schulpraxis. Im Zusammenhang mit dieser Frage beschäftigte sich die Versammlung mit der Frage, ob die Gesellschaft für Hochschulpädagogik innerhalb ihres Wirkungskreises kompetent ist zu Ratschlägen einer Reform der Reifeprüfung. Die Versammlung bejahte nach eingehender Debatte diese Frage. Teerung üer Lsnültrshen unü Vegetation. Rian hat bekanntlich allerlei Versuche gemacht, um auf Landstraßen und vieldefahrenen Wegen die lästige Staubentwicklung zu verhindern oder doch einzuschrünten, und bei dem immer mehr zunehmen den Automobilverkehr ist die Lösung dieser Frage für manche Straßenzüge von außerordentlicher Be deutung für die Gesundheit der Anwohner. Die ver schiedenen Verfahren, die man versuchsweise ange- wendet har, bestanden der Hauptsache nach darin, daß man die nichtgepflasterte Straßendecke mit Löfungcn tränkte, die meist aus Teerjubstanzen be standen. Die Versuche sind noch überall in den An fängen, und eine völlige Unterdrückung des Staubes ist wohl noch nirgend gelungen. Es zeigte sich zudem des öftern, baß die von geteerten Straßen aufge- wirbeltcn Staubteilc nicht ohne Einfluß auf die Pflanzen sind, sowohl auf die Bäume, die die Land straßen begleiten, als auch auf die Ecwäch'e in den anliegenden Gärten. Um diese Frage nach der Schädlichkeit dieses Staubes zu unterjuchen hat Gatin, Präparator an der Pariser Sorbonne, mit eingesammelten Staub massen von geteerten Straßen Versuche angestellt; es handelte sich in erster Linie um die Feststellung, ob der Rückgang der Bäume und Sträucher im Bois de Boulogne tatsächlich mit der Teerung der breiten schönen Fahrstraßen dort im Zusammenhang stehe. Wie in der letzten Sitzung der Pariser Akademie der Wissenschaften mitgeteilt wurde, haben die in der PSpiniöre von Longchamp angestellten Versuche Gatins ergeben, daß tatsächlich die Nußbäume, Ulmen, Sykomoren, die Sträucher der roten Johannisbeere und andere Gewächse bald Schaden erleiden, wenn der Staub geteerter Straßen sich auf ihnen ablagert; die Blätter erhielten dadurch Flecken und sahen schließlich aus wie verbrannt. Auch der Flieder (S.vrivK-t) und die Rose leiden sehr; die künst- lich bestäubten Zweige verkrüppelten genau io wie die an den Büschen in der Nähe geteerter Straßen. Die Schäden treten zudem besonders an stark be sonnten Zweigen auf, wohl weil infolge der Wärme sich aus den Teersudstanzen giftige Gase und Flüssig kelten entwickeln. Jedenfalls wird Lei künftigen Versuchen mit der Straßenteerung auch diese Seite der Frage die nötige Berücksichtigung finden müßen, denn die Besitzer der an solchen Straßen gelegenen Villenaärten und Parks werden mit Recht die Straßendaubebörden für Schädigungen, die ihre Besitzungen durch die Gudroni- sierung der Wege erleiden, haftbar machen. Lie biegsame Linie. Wir lesen in der „Köln. Ztg.": Die neue Winter mode verschmäht alles Steife, Gerade, alles, was die natürlichen Formen des Körpers einengt. Sie kommt den Reformschwärmern insoweit entgegen, als sie die Hygiene mehr berücksichtigt, und so hat sie eine neue Art von Korsetts geschaffen. Man geht dabei von dem Gedanken aus, daß die natürliche Linie des Körpers berücksichtigt werden müsse, und umgibt deshalb die Gestalt, die man freilich soviel wie möglich normal schlank zu sehen wünscht, mit einem Korsett aus netzartigem Seidengeweoe, das nur vier bis acht Stangen aufweist. Auch diese können, wenn es sich um sehr schlanke Gestalten handelt, durch cinaestepvte Bandverstärkungen ersetzt werben. Der Körper erhält durch die aus« dehnnngsfähigen. aber sehr prall anschließenden, natürlich nach Maß gearbeiteten Korsetts dieser Art genug Halt, um eine schlechte Haltung nicht zuzulasten, er wird biegsam und ist gar nicht ein geengt, nur daran verhindert, sich nach einer uner- wünichtcn Richtung hin auszudehnen. Die Korsett» gehen sehr tief herab und endigen gewöhnlich in einer Art von spitzenumsäumten Beinkleidern, so daß auch ein Herausquellen der Hüften unmöglich gemacht wird. Daß sie aus feinstem Seidentrikot in Wei^
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