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Sächsische Volkszeitung : 01.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193109017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1931
- Monat1931-09
- Tag1931-09-01
- Monat1931-09
- Jahr1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.09.1931
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Notizen So wird gelogeni In letzter Zeit häufen sich ganz auffallend in der national sozialistischen Presse, vorab im „Völkischen Beobachter" und im Berliner „Angriff" Mitteilungen, die sich mit autzerordentlicher Heftigkeit gegen dle „Zentrumspfarrer" wenden. Fast täglich stützt man auf solche Notizen, in denen In ganz unbestimmten Ausdrücken und fast immer ohne nähere greifbare Angaben an- geblicl)« Aeuherungen von „Zentrumspfarrern" sestgehaiten wer den, die man dann agitatorisch zu einer geradezu unverantmort- liäM Hetze ausnuht. Schon bisher haben wir «Ine ganze Reihe solcher angeb lichen, aber niemals gefallenen Aeutzerungen unter Darlegung des wirklichen Sachverhalts zurückiveisen können. Nun find wir in der Lage, wiederum gleich zwei Lägen auf einmal zu registrieren. So hat sich im Hauptorgan Adolf Hitlers, den» „Völkischen Beobachter", Nr. 223, S. 3. vom 11. August 1331, eine Meldung aus Köln sl) befunden unter der Ueberschrift: „Zentrumo-„Pfarrer" hetzt zur Gewalt." Es heitzt da u. a.: „Wie furchtbar die Angst vor der Abrechnung dle Hirne der Nutznießer des heutigen Elends verwirrt hat, beweist der Fall eines Zentrumspfarrers vom Eichsfeld, der es wagte, fol gende ungeheuerliche Mordandrohungen gegen die National sozialisten auszustotzen: „Einen Nationalsozialisten bekämpft man nicht mit Worten, sondern die Faust aufs Auge und die Spitzhacke auf den Mund." Und weiter sagte dieser angebliche Vertreter und Künder christlicher Religion: „Hoffentlich sinden sich noch handfeste Männer, die dieses Lumpengesindel von Na tionalsozialisten aus den Toren der Stadt dreschen."... Don der Kanzel, im Gotteshaus während des Gottesdienstes, fallen solche Worte, dle von abgrundtiefem Hatz zeugen, während das Gottes haus eine Stätte sein sollte, In der christliche Nächstenliebe ge- kündet wird. Es mutz schlimm stehen um die Bettgenossen der goitcsleugnerischen Sozialdemokratie, wenn man nur mit der nackten brutalen Aufforderung zum Mord seine Futterkrippe er- halten zu können glaubt." Die „Hildesheimer Volkszeitung" hat an dl« zuständigen Stellen, insbesondere an den hochwiirdigsten Herrn Propst und Stadtpsarrer von Duderstadt. der ja, wenn es sich wirklich um ein« Stadt des Eichsfelds gehandelt hätte, am besten Uber den Vorfall hätte unterrichtet sein müssen, gewandt. Die „Hildes heimer Volkszeitung" erhielt von ihm unter dem 22. August aus Duderstadt dis Mitteilung, dah dort von der beanstandeten Redewendung nichts bekannt ist. In dem Schreiben des Prop stes heitzt es dann iveiter: „Duderstadt ist die einzige Stadt des Untereichsfeldes fDiözese Hildesheim), der einzige Stadtpfarrer bin darum ich. Ich kann die bündige Erklärung abgeben, datz von mir nie in einer Predigt das Wort „Nazi" oder National sozialist gebraucht wurde. — Warum nennen die Leute nicht gleich Ort und Namen!" — Dieser Artikel scheint also auch wie derum nichts anderes als eine blanke Verleumdung zu sein. In dem Berliner Organ der Nationalsozialisten, dem ,,A n - griff", finden sich in Nr. 163 vom 18. August folgende Aus führungen: „Aus dle schwarze Liste gesetzt. Bei einem Einwohner von Landau in der Pfalz erschien eines Tages ein Zeitungsiverber vom dortigen Zentrumsblatt „Der Rheinpfäl zer" und sagte: „Einen schönen Grus; von Herrn Geistlichen Rat Ruthig und Sie möchten bei mir den „Rheinpfülzer" bestellen." Das Unglück wollte es, datz der Angesprochene Pg. war und deshalb den Werber abmies. Da drohte ihm der Zeitungshänd ler: „So, Sie wollen also unsere Zeitung nicht bestellen! Es ist gut, ich werde dem Herrn Rat bestellen, datz er Sie auf die schwarze Liste sl!) setzt." — Wir haben auch daraufhin Erkun digungen angestellt mit dem Ergebnis, datz es einen Geistlichen Rat Ruthig in Landau in der Pfalz überhaupt nicht gibt. So könnte man Tag für Tag Dutzende solcher Meldungen aus den nationalsozialistischen Presseorganen aus ganz Deutsch land zusammensuchen, die samt und sonders nichts anderes als Lügen sind. Haben denn die Nationalsozialisten gar keine ande ren Mittel mehr, um die von ihnen ausgeputschten und mehr und mehr nach „Taten" rufenden Anhänger bei Laune zu halten? Weltkongreß der spanischen Juden. — In Madrid ist der vberrnbbiner von Argentinien und Uruguay, Sa baty, an gekommen, um von der spanischen Regierung die Genehmigung »ur Slbhaltuug eines Weltkongresses zu erbitten, der von den Nachkommen der im 1b. Jahrhundert aus Spanien vertriebenen Juden veranstaltet werden soN. Nach der Erklärung des Ober- wbbiners interessiert sich etwa eine Million Juden für dielen Konareß. Man nimm« an, datz die spanische Regierung das Ge such sympalhilch aufnehmen wird. Die Leipziger Herbstmesse 1931 Der Eröffnungstag Leipzig, 31. August. Die Leipziger Herbstmesse, die am Sonntag ohne irgend welche ossizielle Feier eröffnet wurde, lieh sich, wie das anzu nehmen ivar, außerordentlich ruhig an. In den Messehäusern und auch aus dem Ausstellungsgelände herrschte ziemlich reger Verkehr. Doch von den Ausstellern ist «in nicht unbeträchtlicher Teil diesmal zu Hause geblieben. Mik 6793 Ausstellerfirmen ist ihre Zahl gegenüber der Herbstmesse 1930 um 860 zurück gegangen, entsprechend hat sich auch der von den Ausstellern belegte Raum von 144 090 im Vorjahr ans 123 000 Rechnungs meter «rmätzigt. Die sogenannten alten Messcbranchen weisen die geringsten Lücken aus. An der Spitze marschiert wiederum die Branche der Haus, und Küchengeräte und Metallwaren. Ihr folgt die Spielivarenbranche. die Glas-, Porzellan, und Steingutbxanche und die Textilwarenbranche. Das gescl)ästliä)e Interesse der Kundschaft konzentrierte sich auf absatzsahige, preiswerte Gebrauchsware. Auf der Tertilmcsse waren die Aussteller, die gute und preiswerte Neuheiten gebracht haben, mit den erteilten Aufträgen teilweise recht zufrieden. Auch Stapelware wurde bestellt, was bezeich nend ist für die Tatsache, datz die Lager des Einzelhandels ziem, sich geräumt sein dürsten und datz man sich für dos Weihnachts- geschäst wieder eindecken mutz Noch mehr trisst das für die Möbelmefse zu, wo sich ein ziemlich flottes Geschäft ent wickelt hat, da viele von den S;xirkassen und Banken abge. hoben« Gullzaben in den letzten Wocl;en in Möbelbestellungen angelegt worden sind. Sonst diente der Eröffnungstag der Messe wie stets der Orientierung der Kundschaft. Großes In teresse herrschte in den Hallen der Baumesse und der maschi- nellen Kleiuinduslrie für alle praktischen und preiswerten Neu heiten. Die geschäftliche Situation ist bei der Lage der Dinge so ungeklärt, Latz eln Urteil über die weitere Entwicklung der Herbstmesse noch nicht möglich ist. Den ersten Austokt zur Leipziger Herbstmesse bildete am Sonnabend die Eröffnung der spanischen Ausstellung im Ring, mctzhaus. Diese Eröffnung bekam einen feierlichen Einschlag durch die Anwesenheit des spanischen Geschäftsträgers in Berlin, des Gesandten Luis Dupuy de Lome. Eine Reihe geladener Gäste wurden zunächst im Ausstellungsraum Spaniens durch den Gcneralkommissar der Ausstellung, Konsul Dr. Marrades, den Handelsattache bei der spanischen Botschast in Berlin, be. griitzt. Dr. Marrades wies auf die vieljcihrigen sreundsä>aft. lichen Beziehungen zwischen dem spanischen und dem üeutsä;«n Volke hin und insbesondere auf die Vertiefung der bisherigen Verbundenheit durch die gemeinsame Not, die von einem wie dem anderen Volk« Einschränkungen bis hinein in den täglichen Verbrauch fordere. Ausgestellt hat Spanien im wesentlichen ck-arakteristische Metallarbeiten, Textilien, Weine, Lebensmittel, Südfrüchte und Konserven. Aus Anlaß der Vaumesse veranstaltet der Deutsche Aus schuß für Wirtschaftliches Bauen und der Bund Deutscher Archi- tekten am Dienstag eine Tagung „F e u e r s i che r h c i t und Feuerschutz im modernen Bauwesen". Im Zusammenhang mit dieser Tagung fiihrte die städtische Feuer- ivehr Leipzig auf dem Gelände der Technischen Messe am Turm der Halle „Stahlbau" am Sonntagnachmittag eine große Lösch übung vor. Es wurden zwei vollständige Löschzüge eingesetzt, die mit dem modernsten Löschgerät ausgerüstet sind. Die Vor führungen fanden das größte Interesse eines zahlreichen Publi. Kinns, ebenso die anschließende Vorführung von modernen Haiid- lösä-apparaten, die mit Kohlensäure, Kohlensäureschnee, Tetra, chlorkohlenstoff und Schaum arbeiten. Es wurden Benzintanks, Oeltanks, Versuchsschuppe». Holzstapel und dergleichen in Brand gesteckt. In jedem einzelnen Fall arbeiteten die Löschapparate vorbildlich. l.ris>rig unrl Umgebung Llm die Verluste der Leipziger Stadtbank Leipzig, 31. August. Von einem Leipziger Blatt ivar ge meldet wonden, daß die Verluste der ehemaligen Leipziger Stadt bank, die beim Aufgehen der Bank in die Stadt- und Girobank Leipzig auf 13 Millionen Mark geschätzt würben, inzwischen aus 30 Millionen Mark «ngewachsen seien. Zu dieser Angelegenheit teilt der Rat ». a. folgendes mit: Wie vor etwa Jahresfrist zugesagt, werden die Geschäfte der aufgelösten Stadlbank rechtlich und kaufmännisch nach- gepriist, damit möglichst lreschlcunigt eine umfassende Uebcrsicht geivonnen wird. Diese Prüfungen sind noch in vollem Gange. Daß sie eine erhebliche Zeit erfordern, ist mit Rücksicht aus die Ausdehnung der Geschäfre nicht verwunderlich. Sobald sie voll kommen durckzgesührt sind, wird sowohl die zahlenmäßige Höhe der Verluste als auch die Art ihrer Bereinigung bekanntgegeben werden. Zur unmittelbaren Ablösung der alten Stttdtbank- engagements ist die Stadt nicht verpflichtet. Eine solche wäre bei der augenblicklichen Lage auch nicht zweckmäßig. ) Anmeldung der Schulneulinge in Leipzig. Am 7., 8. und 9. September sind die Ostern 1932 schulpflichtig werdenden Kin der den Schulleitungen zur Anmeldung vorzustellen. Katho lische Kinder gehören in die katholischen Schulen, deren vier in Leipzig bestehen. Weiter Weg und sonstige private Gründe dürfen kaiholische Ellern nicht alhalten, ihre Kinder der katholischen Schule zuzusühren. Alan kann hier mit gutem Rechte von einer Ge w i s se n sp s l i ch t sprechen. —mc— Einbruch in Vie katholische Kirche Apsendorf Leipzig. Wie gemeldet wird, wurde in der katholischen Kirche Zipscndorf (Kreis Zeih) ein Einbruch verübt. Die Diebe versuchten gewaltsam die Kasse des Bücherstondes zu sprengen, was ihnen aber nicht gelang. Auch im anderen Falle wäre nichts erbeutet worden, da die Kasse leer war. Die Kirchen schänder' mutzten unverrichteter Sach« umkehren. Trotzdem erleidet die katholische Kirche beträchtlichen Schaden durch Zer trümmerung zum Teil ivertvoller Fenster, durch die die Ein brecher ihren Weg genommen hallen. — Hoffentlich gelingt es lnild, die Täter sestzustellen. —mc— ^kemniir, Ivoictzsu, PIsuen Zusammenstöße zwischen Polizei und Kommunisten Oelsnitz, 31. August. Der Kampsbund gegen den Faschis mus, Ortsgruppe Oelsnitz, hatte am Sonntag zu einem Kampf- bund-Iugendmerbetag aufgerufen. Die Amtshauptmannschaft Stollberg i. E hatte die Veranstaltung zwar genehmigt, aber mit dem ausdrücklichen Verbot der Beteiligung auswärti ger Kainpfbundmitglieder. An dem Demonstrationszug von der Rathaus-miese durch verschiedene Straßen der Stadt beteiligten sich jedoch auch auswärtige Knmpfbundgruppen aus Luznu, Nödlitz und Gersdvrf. so daß die Polizei zur Auslösung ge zwungen war. Dabei kam es in der Nähe des Rathausplatze' m schweren Zusammenstößen. Die Polizeilwamten wurden vm der Mfachen llebermacht mit n ä g c l b e s ch l a g e n 'N Zaunslatten hart bedrängt, so daß diese schließlich Schußwaffe zog. um einige Schreckschüsse abzugeben D e Demonstranten ergriffen daraufhin die Flucht. Bei dem d d- gemenge wurden mehrere Polizeilieamte nickt unerheblich ver letzt. Das von Ehemnitz kierbcigerufene lleberf""komu- ^c, brauckle jedoch nicht mehr cinzugreifen. Es lx'sckränkte ''ch lediglich auf die Durchsuchung eines Parleiheims und des Spert- lerheims. tz Wohnhaus elngeäschert. Vermutlich infolge Essendes kl- brach in Gei>«r am 28. August in der 10 Stunde abends ilt einem Hause Feuer aus. Das Feuer griff so rasch um lick datz sich die Bewohner nur mit Mühe retten konnten Eine Frau mußte notdürftig bekleidet aus die Straße springen, sonst wäre sie verbrannt. Das Haus wurde bis ans die Grundmauern ein geäschert Zwei Familien wurden obdachlos. l. Einen Erntefestzug veranstaltete die landwirtschaftlich« Jugend am Sonntag in Seiten darf Bei froher Marsch musik zogen festlich geschmückte Erntearbeilergruppen mit den verschiedenen Geräten zu Fuß und ans Wagen durch das ganze Dorf. Auch die wichtigsten Erntemaschinen wurden mitgeführt. Ein Tanzkränzclien beschloß das Erntefest Aalurgeschichle eines Dorfes Zwei Vries« au» dem Saurrland. Von Richard Masieck. 1. Srlok. Lierschausest »nd ander« Seoßkaken. Außer den hohen kirchlichen Festen, die mit Andacht und Würde begangen werden, feiert man hierzulande drei Feste, die ein Unkundiger schwer versteht, da er «in männliches Bier- trinken mit „Saufem' und ein ebenso männliches Esten mit .Fresten" bezeichnen und also mißverstehen würde. Ein Säufer wird hier in den Tälern der lustig polternden Ruhr verachtet. Ich kannte einen solchen Kerl. Er war Tag für Tag betrunken, belaß eine blaurote Nale und leerte die Iauchkümpe. Man ent lohnte ihn mit einer Buddel Monopolschnaps. Di« Verachtung widerfuhr ihm mit Recht Was nun die Fest« aiigeht, kann man nicht von Saufen reden. Manche Frau und Braut nennt das zwar so im Zorn, doch da, ist begreiflich. Die Fest« sind nach einem bewährten ständischen Reglement aufgebaut. Das Schützenfest ist zwar ein Volksfest, doch die „Harens" nehmen nur daran teil, wenn ihnen der löblich« Respekt zugesichert scheint. Anderorts mag es anders sein. Vielleicht aus Grund einer mißverstandenen demokratischen Regung. Der Blattschuß z. B. ist rin« Tat, die gewisse Kenntnisse und Tradition voraussetzt: dir wilde Knal lerei auf den Schühenvogel beginnt man zweckdienlich nach dem Genuß von Bier. Da» Tierschaufrst möchte man «in Fest prlmaa elaasl, nennen. Ebenso zählt die Eignungsprüfung für Kalt« und Warmblut sverbunden mit Flachrennen) zu den Großtaten erster Ordnung, denen der Würde des Festes entsprechend ein« Oktav anaehlinat wird, während der die nicht geringen Geldpreise in guten Alkohol verwandelt werden. Solche ergiebigen Feiern find natürlich ein Aergerni» für Leute denen ein mißgünstiges Geschick vielfach den Humor nahm und den Neid gab. Die hoch würdigen Vastöre besitzen hierzulande Humor. Sie steigen nicht gleich auf di« Kanzel «nd sprechen vom Teufel mit sieben Hör nern; sondern st« sorgen dafür, daß der Seel« kein Unheil wider fährt. Und nach dem Augenschein zu urteilen, ist ihr Wirken von Gott gesegnet. D«nn di« Menschen find glücklich und mit einer gerossten Veranlagung für honorig« Körperfülle versehen. Tierschaufrst« haben die Ligenart im Hochsommer begangen U> w«rd«n, und M>ar an Tagen ml» einer Hitz« von dreißla Dead. welch« Umstand seh« häufig et««« Hlen, gerade preis gekrönten Bullen einem Hitzschlag erliegen läßt. Das ist sehr traurig und schädigt nicht nur den mit Recht stolzen Besitzer solch geehrten Tieres, sondern stört die Harmonie des Festes erheblich, da der Leidtragende meistens in allen möglichen Gra den mit sämtlichen Festteilnehmern verwandt ist. Man müßte auch das «Ine Eigenart dieses Landes nennen. Ich sah, wie ein Bulle von fünfundzwanzig Zentnern aus der Slraßc zu- sammenstiirzte und nicht wieder ousstand Zwei recht bier lustige Knechte führten ihn. Um den Hals trug er einen Kranz aus Eichenlaub, der aber dem Bullen keinerlei Respekt ein flößte, weshalb er die Blätter fraß. Plöülich brach er zusam men; die Leute liefen herbei; einige Sachverständige gossen ihm Wasser über. Doch der Preisgekrönte blieb tot. Dasselbe Unglück geschah dem Besitzer eines Ebers, der fünf Zentner wog und dieses Land mit einer besonders reizenden Sorte Spanferkel beglückte, die für den lächerlichen Preis von sinU Mark zu erstehen waren, was natürlich ihrem edlen Herkommen in keiner Weise entsprach. Der Besitzer war mit Recht über diesen Preis verärgert. Wie Ich hörte, soll er sich nach dem Tod seines Ebers einer rechtsgerichteten Partei '»gewandt haben. Die Hitze war groß, und man glaubte dem „wahren Brand im Leibe" nur mit einer angemessen»» Menge Alkohol be gegnen zu können. Die Menge entsprich! einerseits der Hitze und andererseits der Körperlänge, die hier nickt gering ist. da sie meist dem Gardemaß entspricht, und noch ergänzt wird durch Körperfülle. So geschah folgendes. Ein angesehener Hofbesitzer war plötzlich verschwunden. Man durste annehmcn. daß er nach Haus gegangen sei. Sein ebenso ange'chener Bruder, der sich ehrenamtlich große Verdienste um dieses Land erworben hat, ging auch heim und war erstaunt, den Bruder nicht vorzu rinden. Er sah sich veranlaßt, umzukehren, den Bruder zu suchen. Unterwegs traf er Wilmkcn. Er befragte Ihn, und der teilt« mit, sa — der Tboidor läge „dahinten" aus der Wiese —. es müsse Ihm „wohl nicht gut sein". Dann ging man beruhigt nach Haufe. So handeln Männeri Diese und ähnliche Ereignisse könnte man die vitale Seile des Tierschaufestes nennen, das einer ästhetischen Seite in keiner Weis« entbehrt. Sie offenbart sich in dem unerhörten Kleider aufwand, den die Frauen. Bräute und Töchter der Bauern ent falten. Zwei Farben sind besonders geschätzt. Karmesinrot und Anilingrün, natürlich in Seide, rauschende E«ide mit beachtlichen Verzierungen au« Metallitzen. Man Ist hier nie von der schönen Mode der langen Kleider abgekommen, doch im Hochsommer scheinen sie sehr lästig, was ich daraus schließe, daß ich viele Frauen sah. di« nach Art alter Bilder di« Röcke Hochnahmen mit ««genartiger, fast fremdländisch«» Bewegung. Schuld an diesem Tun hatte der Etraßenstaub, der kräftig wirbelte, trotzdem man am vormittag mit «inem Iauchwagrn gesprengt hatte. Dieser Aufwand an bestechenden Farben und Kleidern hat überdies einen höheren Zweck. Er dient zukünftigen Hochzeiten Sie werden aus einem Tierichausest erfreulicherweise oft beschlossen. Und sicher ersiillt der Alkohol hierbei auch eine seiner wenigen Aufgaben. Deshalb wäre es schade — denken die Pastoren — wenn man -seinem Genuß ganz entraten würde Dao Röntgen-Museum in Lennep. — Wilhelm Röntgen, in dessen Vaterstadt Remscheid-Lennep im vorigen Jahre ein Denkmal errichtet wurde, soll nun auch ein Museum dort er halten. in dem Oelbermannschen Hause, einem der schönsten bergischen Bauten aus der Zeit um >800, das der Stadt gehört. Die Stadtverwaltung hat für das Röntgen-Museum schon ein großes Material zusammengebracht, und Professor Dr. Paul Krause in Münster, der Vorsitzende der Rheinisch-Wcstsälitchen Röntgen-Gesellschaft, unterstützt die weiteren Sammlungen. Ein Ecdächtniszimmcr ist vorgesehen, eine technische Abteilung und eine Röntgcnbibliothck. die entsprechend dem Industrie« bezirk das Schrifttum über Röntgenstrahlen in der Industrie bevorzugt. Aus Anlaß des Goethe-Jahres 1932 hat der MU leiden ochs Rundfunk bei Alfons 'skiguet eine Hörfolge ..Frankfurt a M." i» Auftrag gegeben. Dr. Karl Hagemanu bearbeitet sür La« mitteldeutsche Programm eine Terlsolge „Aus Goethes Spure« im Egerland". Ferner ivivd die Mirag einen eigenen Tag „Wei mar" veranstalte», der das historische und moderne Weimar zur Darstellung bringen soll. In einer Reihe von Textvorlcsnngcn wird iveiter die „Faustidee" von Marlowe bis Lenau und Grabbe dem Verständnis der Gegenwart nähergerückt werden. Staatliches Kupferstichkabinett. Saal der neuen Erwer bungen. Ausgestellt sind ab Sonntag. 30 August, moderne deutsche Zeichnungen, darunter Arbeiten von Graf Kalchreuth, M. Liebermann, L. Corinth, M. Slevogt. K Kost- witz. H. Zillci, K. Hoscr, O. Dix, E. Barlach, A. Gaul, Gg Kolbe, N. Scheibe. Der Sächsische Kunstoerein beabsichtigt in seinen Räumen, die sich als Rahmen gesellschasllicher Veranstaltungen schon be währt haben, während der Tauer der Ausstellung „Das Kunst werk im Raum" musikalische Vorträge zu veranstal ten, die regeln, ßig am Dienstag jeder Woche slattsinden wer den. Tas erste dieser kleinen Kammerkonzerte ist auf Diens tag, den 1. September, nachmittags 4 Uhr angesetzt. Tie Ausstellung ist werktags von 9- 6 und Sonntags von 11-11-2 Uhr geöffnet. Galerie Sandel ^Dresden, Lüllichauslrahe 23) Die Aus stellung des Deutschen Künstler Verbandes „Die Iurysreien", Münct)en, ist täglich geöffnet von 9—6 Uhr.
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