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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111205010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-12
- Tag1911-12-05
- Monat1911-12
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Vlensray, 5. vezemver 19N Letpzjger Tageblatt. ü 2 dem 1 I ftlorreichen Hauptstadt Heinrichs oes Löwen an der I jchnellströmenden Ocker. Wie ein Symbol dessen. » nisterpräsibc-nten Giolitti an di« Zeitung „Budapest: Naplo", in dem er die Nachrichten Wiener Blät ter über den Austritt Italien» aus dem Dreibund als vulgäre Erfindung be zeichnet. laute, der d bewal türkis, lein. A 8t. hier i den L abgr „Reiä xro Burec rat L Sette 2. Nr. 337. los. Iannrany, >Q Im l> dem ! chungc cm de : derer Han! Nürirt Schm fchaf Münck v. Wö Notrm Deut Deutsc merziS Berlir mann? Deutsc scheu Rechts verein kassenr laudw licken eck-Mi Land 'Außer vom P direkte tralgei E was „ auf de Patin, Berga zwischc nächst Schloß deutsch jungte adendl linden umlchr Löwen beglän Barba 2st „Mall, war T als di ' Braun kaiserl dieic l rauhe empor> nutz v mächti deutsch würfel der di, und b golden Heinri Fels i und s kaiserl Leuen Henog im Sr sönlich und ni nach 2 deutsch golden den T> «in mc rochen, Dieser Schuld gewog, Dichte, Werk verglei Echlllc Unrech Dramc Die Borspi führen «isieur das ni seine ! aufwer müssen gen, oder länger» Reden halten werden, scheint noch immer nicht festzustehen. Im Lauf« Les Nach, mittags soll eine weitere Sitzung anberaumt werden, di« schon zu dem Zwecke nötig ist, di» dritt« Lesung de, aus der Kommission al» Antrag kom menden Gesetze» über di« Ausdehnung der Zuständig keit des Reichstag» für Erwerb von kolonialem Bentz vorzunehmen. Die Beratung in der Vormittags- sitzung gilt als zweite Lesung. leutn, sionsl ster. i Ec 1852 Am 1 zwar lährtc er I dann sareni von I hörte, Kom wurd« ihm d trage, Kreuz Neue IsgülürutzbeMmmungen Mr OemsH-Oltslrika. Wie man uns aus Daressalam schreibt, tritt am Januar nächsten Jahr«, für Deutsch-Ostafrika ein ?,agt!chutzg«!<tz in Kraft, das bestimmt ist, die viel« fach oefllrcytct« Ausrottung einzelner Teerarten, wie Elefanten, Büffel, Nashörner usw., zu ver- hindern. Nach dem neuen Gesetz gilt der sogenannte graste Jagdschein, der früher zum unbeschränkten Ab schuss von Elefanten berechtigte, nicht mehr ohne weiteres für das Abschiesten oder Einfangen von Elefanten. Es ist hierzu vielmehr noch ein besonderer Erlaubnisschein erforderlich, der nur Inhabern des grasten Jagdscheines gegen Zahlung einer Gebühr von 150 Rp. für den ersten und <100 Np. für den zweiten Elefanten ausgestellt wird. Mehr als zwei Elefanten dürfen innerhalb eines Jahres überhaupt nicht von einem Iagdberechtigten geschossen werden. Rechnet man die Gebühr für den grasten Jagdschein hinzu, so kostet in Zukunft das Abschiesten zweier Elefanten 1000 Rp. Ilm den Abschuß junger Elefanten zu verhindern, ist bestimmt, dast unverarbeitete Ele- fantenzähn« in einem Gewicht von weniger als 15 Kilogramm der Einziehung unterliegen. Diese Be stimmungen dürsten allerdings als ausreichend er achtet werden, um ein Aussterben der Elefanten in der Kolonie zu verhindern. Das neue Gesetz enthält außerdem eine Bestimmung, nach der der Gouver neur befugt ist, die Jagd auf einzelne Tiere in ge wissen Gebieten aus bestimmte oder unbestimmt« Zeit zu verbieten. Man hat in dem Vorhandensein von Berufsjägern, die ihren Erwerb aus der Jagd ziehen, die größte Gefahr für unseren Mildstand in Deutsch-Ostafrika erblickt. Diese Ge fahr bestand auch in der Tat solange, als ein un beschränkter Abschuß von Elefanten zulässig war. Denn nur dieser machte die berufsmäßige Ausübung der Jagd rentabel. Nachdem aber durch das neue Gesetz hier ein Riegel vorgeschoben ist, dürfte die be rufsmäßig betriebene Jagd als eine lohnende Er werbsquelle nicht mehr anzusehen sein. Die Revolution in Lirins. Rach Ser Okkupation der -tarn Nanking hat der Nebellengeneral Ling feinen Anhängern eine große Ueberraschung bereitet indem er sich jetzt an stelle von Hsu-ko-chuig zum Vizekönig erklärt und «inen Preis von 200 000 -tt auf den Kopf des frühe ren Vizekönige und des Tartarengenerals ausgesetzt hat, di« sich auf einem japanischen Kreuzer befinden sollen. Man befürchtet, dost sich infolge dieses Schrit tes von Ling unter den Rebellen Mißhellig keiten zeigen werden. Die Rebellen bereiten ihren Vormarsch auf Hankau längs der Eisenbahn nach Tientsin vor. Es wird ferner berichtet, dast in Scbang- Hfun eine groß« Anzahl von Kaiserlichen, die noch nach altem System bewaffnet sind, zusammengezogen worden sind, wo sie Verstärkungen von Peking er warten und nach Eintreffen der letzteren den Versuch machen sollen, Nanking wieder einzunehmen. — Die Rebellen haben alle Kaiserlichen die sie in Nan king antrasen, getötet und die Leichen in großem Auizuge durch die Stadt geführt. Die Rebellen sind sehr ungehalten über da» Vorgehen des amerikanischen Vizekonsuls Gilbert, der auf dem Schlachnelde plötzlich die amerikanische Flage« entfaltete, Waffen stillstand erklärte und e^ den Kaiserlichen so ermög licht«, sich nach Lchang-Hsun zurtlckzuziirhei». UnabhSngigkeiisbewequng in der MowgckM. London, <1. Dezember. sEig, Drahtmeld.) Rach einer Pekinger „Times"-Meldung ist man dort in Unruhe wegen der Nachrichten aus der Mongolei. Die mongolischen Fürsten der Ostprovinz, deren Haupt stadt Urga ist, haben sich für unabhängig er klärt. Der chinesische Amban mußte sein Amt ver lassen, und ein mongolischer Amban, der bis dahin nur dem Namen nach diese Würde bekleidete, riß sein Amt an sich. Die Bewegung wird sich ohne Zweifel auch auf die Westprovinz ausdehnen, deren Hauptstadt Uljassutai ist. Dort wünschen die Fürsten nur selbständig und von den Erpressungen und Ueber- griffen der Chinesen befreit zu sein, Li« Unabhängig keit ihres Vaterlandes verlangen si« jedoch nicht. Die Wiederherstellung der chinesischen Gewalt in d«r Mongolei wird äußerst schwierig sein, da jenseits d«r nahen Grenze russisch« 8tr«itkräft« anae- häuft sind, die nur auf Unordnungen warten, um ein- zugreifen. Der ruMlch-perlMr Ranklikt. Morgan Shuster hat sich in einem Interview gegenüber dem Monitum Sir Edward Greys, daß er in der persischen Finanzverwaltung ausschließlich Eng länder angestellt und nicht auch Russen berücksichtigt habe, dahin geäußert, daß er bei der Auswahl der Beamten für die Finanzverwaltung tendenziöse Ab sichten nicht verfolgt, sonoern nur von dem Bestreben geleitet war, solch« Beamten anzustellen, die ihm durch gründliche Kenntnis der persischen Sprache behilflich sein konnten. Wenn er Russen gefunden hätte, die dieser Aufgabe hätten gerecht werdsn können, so hätte er selbstverständlich keinen Augenblick gezögert, sie an zustellen. Wenn er jedoch nur Engländer gefunden habe, die sich für diesen Zweck geeignet hatten, so tönn« ihm dies nicht zum Vorwurf gemacht werden. Aufruf der persischen Geistlichkeit g«g«n die Fremden in Persien. Täbris, 4. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Die muselmanische Geistlichkeit hat in den Moscheen einen dringenden Appell an alle Perser erlassen, gegen die Herrschaft der Fremden vereint mit aller Kraft vorzugehen. Infolge der Auf- merksamkeit Rußlands haben sich jedoch bis jetzt Aus- fälle gegen die Fremden noch nicht ereignet, olnvohl an die Bevölkerung große Mengen von Waffen ver teilt worden sind. Die Erregung in Teheran. Teheran, 4. Dezember. (E>g. Drahtmeldung.) Tie Erregung in Teheran über das rigorose Vor geben Rußlands ist noch ständig im Wachsen begriffen. Gestern fanden vor den verschiedenen Gesandtschafts gebäuden Ansammlungen der Bevölkerung statt. Es wurden wiederholt Schmährufe gegen Rußland laut, einige Demonstranten riefen: „Wir verlangen Gerech tigkeit!" Der türkilch-ilalienillhe ürien. Welcher Dankbarkeit die Italiener gegenwärtig für Freundschaftsbeweis« fähig stnd. bezeug: der Kultus für Jean EakrSr e, den in Tripolis durch einen Dolchstich verwundeten Berichterstatter des „Temvs", dessen Verletzung keinerlei Besorgnis mehr erregt. Nach dem Anschlag gingen ihm dre schmeichelhaftesten Glückwunschtelegramm« von S«: italienijchen Presse sowie von Ministern, Abgeordneten und Offizieren zu. Sein« in Rom wohnende Frau erhielt ein Schreiben im Namen der Königin und «in amtliches Anerbieten zur Benutzung eines Salon wagens unS einer SchiffAkabtn« für die Reise nach Tripoli». Nach den begeisterten Ctraßenkundaebun- gen bür die abmarschierenden Bersaglieri sanden Kundgebungen für Tarrtzr« und Frankreich vor Earröres römischer Wohnung und der franzö sischen Botschaft jtott, woran sich Taus«iide be- teiligten. Sogar französische Priester wurden auf der Straße bejubelt. Dor dem Quirinaljchloß und dem Ministerium des Innern wurden gleichfalls stür misch« Kundgebungen unter Hochruf«» auf Italien, Frankreich, d«n König und Giolitti veranstaltet. Au» Tripolis liegt heube fdltzertde „Agenzia-Stcfank"-MeTdrmy t>vr^ In der Nacht vom 2. zum 8. Dezember ereignete sich nichts Neues. Nach einem Bericht des Drachenballons, nach dessen Angaben di« Beschie. ßung von Tagiura geleitet wurde, war des Feuer sehr wirksam und zerstörte das Dorf vollständig. Eine Erkundung, die am Morgen des 3. Dezember von einem Flieger unternommen wurde, ergab, daß keine merklichen Aenderungen zu der bestehenden Lag« «ingetr«ten sind. — Der ANgemeinzustand d«s Korrespondenten Carräre ist andauernd ausgezeichnet. Arabische Grausamkeiten gegen Italiener. London. 4. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Mehrere Korrespondenten englischer Blätter in Tri poli, haben an das Unterhaus eine Protestnote gerichtet, in der si« darüber Beschwerde führen, daß während der letzten Zelt Araber au italienischen Ge fangenen, Verwundeten und Toten die entsetzlichsten Grausamkeiten verüben. Die Korrespondenten for dern die Regierung auf, diesem Uebelstande abzu helfen. Italienischer Krankentransport in Neapel. Neapel, 4. Dez«mber. (Eig. Drahtmeld.) Gestern kam hier das Hospttalschiff „Mensi" des roken Kreuzes an. das vor Benaha si und Tripolis stationiert war. Das Schiff hatte 122 in dem am 28. November stattgcfundenen Gefecht bet Benghasi Verwundete an Bord. Der Dreibund. Nom, 4. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Di« Zeitungen veröffentlichen ein Telegramm des Mi- ordnung. aber wie schon in der Kommission, bot die Verlag« über di« o st afr t k a n i j ch « n Eisen bahn r n ecnen Anlaß. Di« Verbindung wird durch die Frage belaesteilt: „Erlaubt di« Finanzlage solche Lu»aab«n? Säratzsekretär Dr. Wermuth erössnet« die zweite Lesung der Vorlage mir eiiier Uederstcht über die finanziellen Verhältnisse des Reich». Sie sind vielleicht nicht rosig, aber haben sich günstiger ge stattet. als man bisher angenommen hat. Nicht um eine Partei zu schädigen, so jagt der Schatzs«kretär in einer zweiten Rede, die er zur Erwiderung auf die Rede des Abg. Gothein (Vvt.) hielt, dring« er dies« Tatsack-en vor, aber er al» Verwalter des Schatz, amls könne nicht darauf Rücksicht nehmen, ob eine Partei dadurch in ihrer Taktik gestört würde. Denn nicht er habe irgend jemand veranlaßt, sich in «ine gegnerische Stellung hinelnzuwanövrneren. Nicht eine Wahlrede, die ihm von sozialdemokratischer Seite unterschoben wurde, sondern «ine Verwahrungs rede habe er gehalten. Nach des Schatzsekretärs Darstellung, die er persönlich für das Jahr 1911 nicht al» endgültig bezeichnete, ist 1910 der Ertrag der Finanzresorm hinter der im Bedarrungszustande er warteten Einnahme von 417 Millionen Mark um über 100 Millionen zurückgeblieben, 1S11 aber nur noch um 24,0 Millionen (varläustge Zahl), während bekanntlich der Gesamtanliihebeoarf für 1912 auf 50 Millionen veranschlagt wird. Der Lehar« rungszustand wird erst in ein oder zwei Jahren erwartet. Als um so günstiger ser das Ergebnis für 1911 zu betrachten. Dor einer Triumph stimmung warnte Herr Wermuth ausdrücklich. Man soll nicht wieder in den Fehler leichtsinniger Wirtschaft verfallen. „Mit Dank" wurde die FMrellnno des Schatz sekretär» vom Abg. Srrberger (Ztr.) aufge- noinmen, mit Freude vom Adg. PaojH« sRalll), soweit sie dcntat, daß die Finanzen de» Rrrch» günstig seien. In ein Loblied auf die Finanzrrsorm wollte der nationalliberole Redner freilich nicht «instimmcn. Die Ausnahme in den Parteien weiter links hin war insofern nicht ganz radikal, als Abg. Gothein (Dpt.) in bezug auf die osiafrikanische Vorlage zu den Jasagern gehört und Zietzsch (Soz.) dies Prinzip: "Anleihen nur für werbend« Anlagen" aner kannte. Tiefes Prinzip hat bisher in den einzelnen Landtagen eine Nolle aejpielt. Erst in letzter Zeit hört ma» von ihm im Reiche. Das Reich hätte sich nie von ihm entfernen sollen! In der Frage der kolonialen Bahnen teilt sich di« sozialdemokratische Fraktion nicht durch einen Schnitt innerhalb der Partei, sondern innerhalb der Vorlage: den Aus bau der Ujaurbarabahn will die Fraktion gemäß der Vorlage bewilligen, den der Mittelbahnen »ach dem Tanganjikasee — nicht. Also selbst hier war nicht bloß Radikalis mus zu finden. Von den kolonialen Bahnen wurde in der Folge nicht mehr viel gesprochen. Das Haus ward zur Arena. Hier die Parteien der R«ichssinanzrefo:m, dort die Gegner. Arendt (Np.), Wagne r-Sach- fen (Kons.) neben Erzberger (Ztr.), der mehr fach das Wort nahm, verteidigten die Finanzreform; auf der anderen Seite stellten sich Müller-Mei ningen und Wirmer (Dpt.), sowie Bebel (Soz.). Um V28 Uhr meldete sich Süd«! um (Soz.) zum Wort. Der Präsident hatte recht, wenn er sagte: „Vier Wocl-en könnte man über die Reichsfinanz- resorm roden." Daß die Abgeordneten e» nicht tun, dafür ist gesorgt. Morgen Dienstag soll über Marokko de- raten werden und. wie zu später Stunde verlautete, gedenkt man, die Sitzung bereits für 10 Ilhr vormit tags anzuberaumen. Voraussichtlich wird zunächst Freiherr von Hertling für die Kommission den Bericht erstatten, dann dürfte der Kanzler spre chen. Ob di« Parteien sich mit Erklärungen begnü- Spitzbögen gegliederte Wand als domartige goti sierende Andeutung des mittelalterlichen, kirch lichen Schauplatzes, abschließt. Gott erscheint in der Eingangsszene nicht selbst, sondern nur ein Strahl blendenden Lichtes fällt von dal)er, wo seine Stimme ertönt. Steif und eckig bewegen sich auf der Bühne die Gestalten, wie tue Figuren auf den Holzschnitten der Armenbibel, und Tod und Teufel scheinen lebendig gewordene Gebilde deutscher Kleinmeister zu fern. Die alte Naivi tät wird Absicht, die alte Einfachheit höchstes Raffinement. Man ist durch stilkundigc Bele bung der Vergangenheit gefesselt, aber nicht dauernd tief ergriffen. Nur wenn dumpfes Glockenläuten und strenge Stimmen den Schwel ger an die letzte Stunde mahnen beim Gelage mit elektrischer Taselbeleuchtung, wird das mensch liche Gefühl für Augenblicke in Mitleidenschaft gezogen. Zum Schluss« bleibt der Eindruck einer ltterarhistorischen Kuriosität. Ein ehrliches Ur teil kann bei gebührender Anerkennung deS Ex periments, zu dem der Zirkus ebensowenig eine Notwendigkeit ist wie für den Oedipus und die Orestie, eine tiefere Wirkung nicht zu geben. Aber Reinhardt ist um einen Triumph reicher. Bon oben herab raste der Beifallssturm und riß die Widerstcntdsloseu in den „unteren-oberen" Schichten mitt Wieder der bedenklich laute Bei fall wie immer, wenn Reinhardt in der Ma nege ein Virtuosenkunststück zum besten gibt. Das ist keine neue Schauspielrichtung, das ist nur eine andere Manier. Sic wird verpuffen, und die Kunst wird bleiben. Kunst im Artistischen bot Alexander M 0 issi als Jedermann. Unvergleichlich war sein ver klärter Pilger, zu dem er emporgcwachsen aus dem leichten Lebemann und dem von Todesangst (Gepackten. Eine Wandlung so innerlich durch lebt, wie sie nur wenigen gelingt. Wegeners Mammon, Breiderhosfs schauriger Tod und Biens feldts grotesker Teufel prägten sich ein durch die altmeistcrlich apokalyptische Linie. Auch die anderen episodischen Rollen fügten sich als gute schauspielerische Leistungen in den ar chaistischen Stil des Ganzen. Ob man dem hübschen Versuche Lebensfähig keit nachsagen darf? Ich glaube nicht. Einmal immerhin: voilä an Kea» mirael», km. Der LraulMmeiper Wslleulteln-Tsg. Alles ist gediegen und spricht von Größe in der kurzen Worten des Spielansagers und dem Zwiegespräche GorteS mit dem Tose, der hinzieht aus des Herrn Geheiß über die Welt, um den, der sein Herz auf irdisch Gut geworfen, mit einem Streiche zu treffen. Daß seine Augen breä)«n Und er nit findt die Himmelspforten. Es sei denn, daß Almosen und Mildtätigkeit Befreundet ihm wären und hilfsbereit. Nun ober weicht Hofmannsthal vom Mysterium ab. Er läßt den Tod Gottes Befehl nicht sofort ausführen, sondern lehrt uns erst den reichen Jedermann kennen, wie er Armen wohltut, wie er seine alte Mutter Hafmanusthalscher Erfin dung, die ihren Sohn gern auf andern Wegen und ehrlich verehelicht sähe, mit schönen Vor sätzen tröstet, und wie er mit seiner Buhlschaft, Freunden und Vettern bei nächtlichem Gelage schwelgt. Da mitten in toller Lust hört er dumpseS Glockenläuten und strenge Stimmen ihn rufen. Angstvoll erbebt er: Nun aber sag' um Gott, mein Lieb, Was brennen die Lichter also trüb? Und wer kommt hinter mir heran? Lius Erden schreitet so kein Mann. ES ist der Tod, der als ungebetener Gast ein dringt, um den Schlemmer vor Gottes Nicht stuhl zu holen. Noch gemährt er ihm eine Frist für den Versuch, einen Begleiter zu gewinnen zur letzten Reise. Aber alle Freunde, Vettern, Ge liebte und Reichtum falle,: ab, und nur die missgestaltete, unbekannte Good-dedcs „Werke", um d:e er sich nie gekümmert, hebt sich vom Boden, ihm zu folgen. Almosen und Mildtätig keit sind ihm befreundet und hilfsbereit, und an Werkes und des Glaubens Hand findet der Verklärte die Himmelsvfortc, nachdem der Teufel um seine Seele geprellt worden. Max Reinhardt ist ein HosmannStbal verwandtes Talent. Zwar hieß es einmal in den Blättern des Deutschen Theaters, in dem Reinhardts Geist noch waltet und unS erst kürz lich Nathan den Weisen als Lustspiel beschert hat, das Theater sei teure literarische Anstalt, cS scheint aber doch nicht ohne Literatur oder rich tiger noch Literaturgeschichte zu gehen. Rein hardt ist der Regisseur der Literaturgeschichte, und zwar mit Vorliebe der alten und ältesten. Sophokles und Ack.hYloS zielen nicht mehr in Berlin und ziehen daher in zweiter Garnitur in die Provinz, um die Magdeburger in Stau nen zu versetzen. Da kommt Jedermann gerade recht. Ter Zirkus Schumann wird diesmal zur Mysterienbühne, die auf einem von der Erde zum Himmel aufsteigcnden Stufcnbau eine durch der dunkle, unwillkommene Gast nun zu Claudio sagt: Steh auf! Wirf dies ererbte Graun von dir! Ich bin nicht schauerlich, bin kein Gerippe! AuS deS Dionysos, der Venus Sippe, Ein großer Gott der Seele steht vor dir. »der ob der schlotternde KuoclMmann dem Jeder mann zugrinst: Ich bin der Tod, ich scheu keinen Mann, Tret jeglichen an und verschone keinen. Hier hilft kein Weinen und kein Beten, Vie Reis' mußt alsbald antrcten. das ist beides in verschiedenem Ton und dank verschiedenem Tone gleichermaßen Stil. Dort die im Genüsse ruhende Leichtigkeit der italieni schen Renaissance, hier die aufstrebende Schwere der deutschen. Gemildert ist diese Schwere na türlich durch daS rhythmische Empsinden einer durch Traditionen geschulten Zeit; die Sprach mußte ja auch einem neuen Geschlechte mund- und ohrgerecht werden, v. HosmannStlfal schal tete mit ihr wie ein Architekt, der das Ererbte erworben hat, mit den Formen eines historischen Stils. Im Kunstwerke, wo alles sich zum Gan zen webt, gibt es auch keinen Anachronismus. Der Dialekt deS österreichiscl-en Zeitgenossen ver schmilzt mit der Sprache von Luther, HanS Sachs und Albrecht Dürer, von dem Hosmanns- tyai ein gereimtes Gebet :n seiner Dichtung verwoben hat. In Tanz- und anderen Liedern klingen die Weisen von Minnesängern des 13. Jahrhunderts wieder. Aber HofmannSthai be weist doch mehr a!S ein starkes Kombinations talent. Wenn seine Phantasie auch nicht auS- reicht, um einen eignen Stoff frc: zu bilden, .so ist bei ihn: die Aneignung doch so schöpferisch, daß aus dem Alten ein neuer Geist zu uns spricht. Ein großer Vorzug ist das ja noch nicht; aber einen Vorwurf verdient der Dichter darum auch nicht, dessen Schaffen sich nun ein mal vom Geschaffenen nährt. Hofmannsthal selbst beansprucht ja kein anderes Verdienst als das, eine alte Legende erneuert, in Bescheiden heit abermals ausgezeichnet zu haben. Das wäre an sich schon genug, cS wüchit aber noch über daS einer literarifclien Rettung hinaus durch den eigenen Ton, auf den das Mysterienspiel gestimmt ist. Freilich so stark ist er nicht, daß der frische Hauch zeitlosen Leben?, den HofmannSthai in dem allgemein gültigen Märchen gespürt haben will, auch anderen auS seiner Erneuerung daS Herz berührte. Gewöhnliche Sterbliche müssen sich mit dem Parfüm der Literaturgeschichten dankbar begnügen. ES umsptclt uns archaistisch au* den „Ieüerumnn" lm Zirkus. Erstaufführung deS Mysterienspiels von Hugo von Hofmannsthal in Berlin. Uralt ist die Mar vom Sterben deS reichen Manns. Nicht anders als der Aermsten einer fährt er in die Grube nackt und bloß und von allen verlassen. Freunde und Verwandte, der Treugcsell und die Buhlschaft und auch Mam mon, den er wähnte zu besitzen, wollen nichts wissen von einer Begleuung d«S Scheidenden auf seiner letzten Reise. Sie bleiben hinieden. Und wie er sich allein aus den Weg machen will, findet er doch auch ein (Geleit; seine kümmer lichen guten Taten humpeln auf Krücken heran und folgen ihm mit der Schwester, die sie den Menschen erst jetzt erkennen lehren, dem Glau ben. Werke und Glaub« rufen di« Engel herbei und weisen den Teufel zurück, der die Krallen ausstreckt nach des Toten Seele. AuS alt-israelitt'scher Dichtung zu christlichem Mysterienspiele ausgestaltet, wirv die Mär zur anichaulich eindringltchen Predigt über die Nich tigkeit irdischen Guts und daS Heil von Ewig keitswerten, vie der Mensch erst erkennt, nachdem der Tod den Erdenglanz ausgelöschl hat, der deS Sterblichen Auge geblendet. Eine der ältesten Fassungen dieses Mysteriums, daS wie die gleichzeitigen Totentänze in der bildenden Kunst einer besondcrn Zeilstimmung, „der Angst der Zeit", seine weite Verbreitung verdankte, ist das um 1490 erschienene englische morality play Every-man. Dieses vorshaleipeareschc Spiet „Jedermanns Ladung vor Gericht" ging in alle Kulturjprachen über uitü fand auch eine deutsche Nachdichtung in Meister HanS Sachsens „Comeöi vom sterbend reichen Mensck-en". Hugo von H 0 f m a u u s t h a l, der eine Vorliebe für das Thema des Todes trat, lockte «S, da) alte Spiel zu erneuern oder, wie es selbst sagt, „abermals in Bescheidenheit aufzuzeichnen". Das anonyme englische Gedicht blieb das Vorbild; daS liebe Deutsche bot manche willkommene Einzelheit und die kernige, noch unbeholfen schreitende Spruche. Und wie HvsmannSthal hier an Stelle seiner ro manisch formschönen, kunstvoll geschliffenen Bers- lunst den derben, deutschen Knüttelvers hand habt, verrät von neuem den Svrachkünscler. Im „Jedermann", so nennt der Dichter nach englischem Vorbilde sein erneuertes Spiel vom Sterben des reichen Mannes, verdient der Sprachküiistler nicht weniger Bewunderung als in der Dichtung „Der Tor und der Tod". Ob kMiir mmir > ' 8. pefenssin s.
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