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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191109247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110924
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-09
- Tag1911-09-24
- Monat1911-09
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BezuqS-PreiS NN L«tp»l« und Vorort« durch uns«« Tria«r und Evedtteur« Lmal ti glich tu» Hau» ««bracht: SV PI. monatig r.7v Mk. vt«ri«ljLbrl. B«i anlrrn Filialen u. An. nuhi»«W»«n abaeholt: 7S Pf. »»iE. «.»««. »,«rt«liährl. »orch »,« v«It: i»n«rholb Deutschland» und d«r brutsch«» »olonien vierteljährl. S.SV Mt., monatl. Z.rv Bit. au»Ichl. Poltbeltellaeld Ferner »n Belgien, Dänemark, den Donaullaarrn. Italien. Luremdura. Ikiederlande. Nor» »egen, Lefterreich»Ungarn, Rutztand, Schweden. Schwei» u Span,«». In alle» »bria«n Staaten u», drrelt durch di« ch«schLst»ktell« de» Blatt«» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint rmal tiglich, Sonn« ». F«t«rtag» nur moigeu». Bbounemento-Annahm« Ioha,»i»,ass«», t«i u»s«r«n Trägern, Filialen. Spediteure» und Annahmestellen, sowi« Postämtern und Briefträgern. MiMer TaMaü » . -u s li asr lR«.cht«»schl»t) s1^6»2 ««.chtanschtu») Ttl.-Anschl. ^14 693 Vkitvelszettung* rtt.-Änschl.^4K3 Ämlsvkatt des Rates und des Rotizeiamtes der Atadt Leipzig. Anreigen-Prei- fvr Inserat« au, Lelpjig und Umgeb»»« di« lspaltig« Petit,eil« LPs-die Neklam«. ,«il« 1 Mk.' von aurwärt» 30 Pf., »ellame« I^V Mk.' Inserat« von Behörden im amt« ltchen Teil di« Petit,eil« SO Pf Eeschäft»an,ttg«n mit Platzvorschrift«» im Preis« erhöht Rabatt nach Tarif. Beilagegcbühr E»sm»t- anflage 5 Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. Teilbetlag« höher. Festerteilte Aufträge können ni-bt »urliU» ge»-gen werden. Für da» Erschein«» a» bestimmten Tagen und Plasten wird kein« Garantie übernommen. An;eigrn < Annahme: I»h»,m»g«ss« ü, bei sämtlichen Filialen u. allen Ann«ne«u- Expeditionen de. In- und Auelande» »ruä uu» Verl«, »«» Fisch«, ch Inhaber: Puul Kürst«». Nedaktio» »ad Seschist»st«ll«: 2ohanni»gasse 8. Haupt - Filiul« Dre»d«»: Seeära»« ch l (Telephon «SAI. Nr. 2SS. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 32 weiten. Dss Wichtigste. * Die Frachtermäßigungen auf den s ä ch- fischen Staat»bahnen treten ab Dien», tag, den 28. September, in Kraft. (S. den ersten Leitart. in der Handelsztg.) * Zn Dresden erfolgte am Sonnabend die Gründung des Reichsdeutschen Mittel standsverbandes. sS. Dischs R.s . * Der französische Ministerrat hat die vom Botschafter Cambon übermittelten Verein barungen über Marokko bis auf einige redaktio nelle Aenderungen bestätigt. (S. d. bes. Art.) * Der französische Ministerrat stimmte der vom Minister des Aeußern vorbereiteten Ant wort auf die deutsche Note zu. sS. Leiste Depeschen.) * Direktor Broussau von der Pariser Troßen Oper wurde bei einem Automobilunfall in der Nähe von Bayonne schwer verletzt. (S. Tageschr.) Nur keine Kritik'. Das Auswärtige Amt ist wieder in größter Sorge darum, alles, was es uns im Marokko handel geleistet, durch die deutsche Presse als „Erfolg" verkünden zu lassen. Nur keine Kritik an unserer Diplomatie! „Die Front nach außen!" — so werden wir belehrt und bekommen es tagtäglich zu hören, daß die öffentliche Mei, nung Deutschlands geschlossen hinter der Regie rung stehen und ihre Taten mit Lob über häufen müsse, damit die ausländischen Diplo maten einen entsprechenden Respekt vor den unseren bekommen. Man verschone uns doch endlich mit den alten Lehren, die auf ganz andere Verhältnisse passen, nur nicht auf die unsrigen in dieser traurigen Gegenwart! Ja, wenn eine starke Regierung zielbewußt und energisch alles tut zur Wahrung deutscher Interessen und ent schlossen ist, auch vor den äußersten Mitteln nicht zurückschrecken, dann kann sie verlangen, daß das Volk geschlossen hinter ihr steht; und vaterländische Pflicht ist es, ihr zu folgen. Aber dieser Fall liegt ja gar nicht vor; die Regierung selbst nimmt ja gar nicht die Front nach außen! Ihr begegnet das Mal heur, die Anerkennung Bebels zu finden. Das national empfindende deutsche Volk bis weit hinein in die Reihen sogar sozialdemokratischer Wähler aber will sie ganz, ganz wo anders sehen. Es ist ja nicht wahr, daß die Regierung die Gefolgschaft des Volkes mit der Front nach außen verlangt! Sie verlangt vielmehr, auf fluchtartigem Rückzüge begriffen, daß ihr das Volk voranlaufe und ihr Platz mache, so weit zurückzuweichen, wie Paris und London es nur irgend zu fordern für gut befinden. Es ist ein herber, ein sehr herber Borwurf; aber wir können ihn nicht mildern. Vergegenwärtigen wir uns doch ganz einfach die nackten Tat sachen : Rechenschaft heischend für fortgesetzten Ver tragsbruch ist das Deutsche Reich, indem es den „Panther" nach Agadir entsandte, als Fordern der an Frankreich herangetreten. London run zelte mit der Stirn; und Paris, durch London ermutigt, drehte einfach den Spieß um. Zur selbigen Stunde hat Deutschland sich gefügt. Wir sehen ja die Tatsache klar vor Augen: Heute ist Frankreich der Fordernde! Frankreich hat verlangt, daß wir ihm das volle Protektorat über Marokko einräumen. Wir werden mit allen möglichen papiernen Klauseln ohne sicheren Wert diese französische For derung glatt erfüllen; wir werden der Welt die Erfüllung dieser französischen Forderung laut und vernehmlich verkünden, uns damit den diplomatischen Respekt in der ganzen Welt und die unter Umständen so wertvolle, in viel jährigem Mühen erworbene Sympathie des gesamt en Islam gründlich st verscherzen; und erst nachdem diese öffentliche Feststellung des deutschen Rückzuges erfolgt ist, wird Frank, reich die Gewogenheit haben, über die Brocken mit Deutschland zu reden, die es ihm am Kongo geben will. Dann kann man sich noch monate lang über die Einzelheiten der „Kompensationen" streiten, und noch monatelang kann der Welt immer wieder vor Augen gehalten werden, wie Deutschland al» der Blamierte dasteht. los. Istzrgsng Sonnisg, üen 24. September 1911 Und da soll unsere öffentliche Meinung in Ruhe verharren?! Soll dem Gebote des Aus wärtigen Amtes folgen, nur ja keine Kritik zu üben, damit der Kredit unserer Staatsmänner im Auslande nicht geschwächt wird?! Ach, was für ein verkehrter Standpunkt! Nicht die Kom mentare der deutschen Presse schwächen den Kredit der deutschen Staatsmänner — die Taten der deutschen Staatsmänner selbst sind es, die ihnen den Kredit des Auslandes nehmen. Mag unsere Presse sie gleichwohl in den Himmel heben, mag sie sich bereit finden, jede diplomatische Schlappe in einen „Erfolg" umzudcuten, das Ausland achtet nicht auf diese Kommentare, es weiß aus ihren Taten ganz genau, was es von den Männern zu halten hat, mit denen es verhandelt! Was für einen Sinn sollte es unter diesen Umständen haben, wenn die Haltung der deut schen Presse den Eindruck erweckte, das deutsche Volk sei zu dumm, um zu merken, was ihm hier angetan wird? Es sei zu faul, sich unter solchen Umständen zu rühren, und zu feige, um energischen Widerstand gegen diese, unseren Atem beklemmenden Treibereien von Paris und London zu fordern und sich mit Gut und Blut zur Verfügung zu stellen?! Nein und dreimal nein: wir werden uns das Recht der Kritik nicht nehmen lasten; wir werden laut und vernehmlich auf die bessere Wahrung der deutschen Rechte dringen und uns der Regierung auf ihrem fortgesetzten Rückzüge in den Weg stellen. Und wir werden nicht er müden in dem Verlangen, daß die bevorstehen den Oktoberdebatten im Reichstage klar zu er kennen geben, daß unser Volk geschlossen hinter einer Regierung steht, die mit starker Hand seine Interessen wahrt, aber entschlossen den Staatsmännern entgegentritt, die sich dazu hergeben, aus dem sein Recht fordernden Deutschen Reiche, das so viele Milliarden für die Sicherung seiner Weltstellung opfert, ein Frankreichs kühne und unberechtigte Forderungen willfährig erfüllen des, vor jeder Drohung zurückweichendes, die Achtung der Welt verlierendes Staatsgebilde dritter Güte, einen Spielball fremder Launen zu machen! Aus Paris wird der „Franks. Ztg." unterm 23. September gemeldet: Ueber den heute unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik abaehaltenen Minrsterrat wird uns soeben die am Schluß der Beratung ausgcgebene offizielle Note telephoniert. Der Ministerrat hat die von dem französischen Bot schafter übermittelten Vereinbarungen be stätigt, jedoch auf Antrag des Ministers des Aus wärtigen beschloßen, die Aenderung einiger weniger Worte rn dem von Kiderlen-Wächter vorgeschlagenen Texte zu empfehlen Der vom Ministerrat definitiv redigierte Wortlaut ist Sonn abend nachmittag 3 Uhr dem deutschen Botschafter von Schoen übermittelt worden. Aus Paris wird weiter gemeldet, die nächste Folge des Ministerrats wird sein, daß Frankreich und Deutschland gemeinsame Schritte bei den anderen Algecirasmächten tun, um deren Anschluß an die zwischen Deutschland und Frank reich getroffenen Vereinbarungen zu erlangen. Das gilt besonders von den künftigen Bestimmungen über Konsularwesen und Schutzbefohlene. Das deutsch-französische Afrikaabkommen wird, wie das gleiche Blatt versichert, unter allen Umständen den gesetzgebenden Körper schaften des Reicks vorgelegt werden, gleichviel, ob sein Inhalt nach Artikel 11 der Reichsverfastung zu seinem Abschluß der Zustimmung des Bundesrats und zu seiner Gültigkeit der Genehmigung des Reichs tags bedarf oder nicht. Stsstschristenwm aüer Volksküche. Pfarrer Traub, der auch in Leipzig wohlbe kannte Dortmunder Geistliche, der neben Professor Baumgarten-Kiel vor dem Spruchkollegium Iatho verteidigt hat, tritt soeben mit einem rücksichtslos offenen „protestantischen Bekenntnis" auf den Plan. Zn der Gewißheit, daß er seit langem beobachtet wirb, daß ihm in absehbarer Zeit auch das Schicksal Zakhos blüht, hat er sich entschlossen, sich selbst und seine Anschauungen über die Religion zu schildern und damit sich selbst anzuz« rgen, immerhin möglichen Denunziationen also zuvorzukonnnen. Er liefert ein Glaubensbekenntnis, das mit dem der Landeskirche allerdings in schroffem Widerspruche steht und sein Verbleiben in ihr ausgeschlossen er scheinen läßt, das aber von vielen der ernsten Gott- fucher, die an der Lehre der Orthodoxie kein Genügen mehr finden können, als Ausdruck ihrer religiösen Empfindungen gern und freudig hingenonnnen wird. Mit einer eingrgartigen Ehrlichkeit beginnt Traub: „ . . . Also: Was glaube ick? Dor mir liegt das so genannte Apostolische Glauben»bek«nt- nis. Ich lehne dieses Bekenntnis der katholischen Reichskirche als mein Glaubens bekenntnis vollständig ab. Zch höre das Wort von Dreieinigkeit. Zch benutz« es nie. M,rn hält mir di« sogenannten Heilstatsachen lZungfrauengeburt, AuferftehunL Hinrmelfahttj ent gegen. Zch kenne «e»r gasch ich gliche Tat fachen, zu deren geduldiger Erforschung uns der Geist des Verstandes gegeben ist und in welchem wir das Walten eines allumfassenden Geistes ahnen. Heilstatsachen, wie sie sich die Theologie zurechtge legt hat, sind mir fremd. Man erinnert mich an die Sakramente. Ich feiere keine Sakramente, son dern freu« mich an Feierstunden seelischer Stille bei Taufe und Abendmahl, Trauungen und Konfir mation ..." „ . . . Warum soll das Ideal der Ideale, der ge samte Sinn des Weltalls, dadurch geehrt werden, daß ich ihn „persönlich" denke, was ich gar nicht kann? Ich nenne ihn „Gott", nicht weil er ein Ein ziger wäre, sondern darum, weil alle anderen Namen die Fülle in keinem Eesamteindruck so eigen artig zusammenzufasten vermögen. Was aber von einem „persönlichen Gott" gewöhnlich gelehrt wird, hat. sobald es die Grenzen des symbolischen Bildes überschreitet, mein Denken nie befrie digt. Es hat die Widersprüche stets nur verwirrt und vermehrt. Die Theologie hat mir bei dem Denken über Gott stets schlechteren Dienst geleistet, als Philosophie und Geschichte, Naturwissenschaft und Technik, in welchen ich Wunder und Kraft des Gottesgedankens weit folgerichtiger und klarer geaffenbart fand. . ." Ich würde grrn Jesus einen „Sohn Gottes" nennen, weil er nach meiner Meinung dem Sinn von Welt und Geschichte so nahe gekommen ist, wie ein Kind den Vater verstehen kann; aber ich werde es ja nicht tun. Zn Predigt und Unterricht habe ich mich stets ängstlich gehütet, jenes an sich golden« Wort zu brauchen. Denn die Kirche bietet es uns dar in dem Kleid einer mythologisch e n Dich tung, mit welcher die christliche Lehre die Gestalt Jesu selbst erdrückt hat. . . ." Diesem „Bekenntnis" des im Sinne der Landes kirche bekenntnislosen, aber durchaus nicht etwa religionslosen Mannes, das ihn unbedingt vor das Spruchkollegium und aus seinem Amte bringen muß, folgen in der Schrift noch drei weitere Kapitel, in denen Traub wider die Theologen, vom Spruch kollegium und seiner Kirche, und vom Ketzer Iatho spricht, und für seinen Mandanten von einst Zeugnis ablegt. Auch in diesen Kapiteln kommt er xn Schlüffen und Ansichten, die seine schroffe Stellung gegen die Staatskirche so scharf präzisieren, daß eben sein Verbleiben als Geistlicher in dieser Kirche nicht mehr möglich ist. Traub will mit seinem Buche aber nicht etwa den Kampf um seine fieiion; die Sache gilt ihm. Er weist die Unhallbarkeit de; gegen wärtigen Zustandes nach und w'll dadurch die offiziellen Stellen zwingen, der notwendigen Lösung des staatskirchlichen Problems endlich näher zu» treten. In seiner „Hilfe" stellt Friedrich Naumann seinem Freunde Traub als Vorkämpfer zu diesem Ziele das beste Zeugnis aus: „Wenn einmal — so sagt Naumann — dieser Kampf nötig ist, dann ist Traub am ersten in der Lage, ihn aus- zuhalten, denn ihm kann keiner nachsagen, daß er ein verneinender Geist ist. Er ist der Gläubige, wie er heute möglich ist. Wenn sie sich an Len heran machen, dann ist es ganz klar, daß die evangelische Kirche zur Herrschaft einer Richtung gemacht werden soll. Mag also die Kirchenbehörde sich die Sache überlegen! Dreimal überlegen! Traub hat das Seinige getan. Sein Bekenntnis liegt vor, Denun ziationen sind nicht nötig, Predigten brauchen nicht stenographiert zu werden. Wer ihm sein Recht streitig machen will, der soll zuareifen. soll sich aber auch nicht wundern, wenn dieser Griff noch ganz anders wirkt als die Verhandlung gegen Iatho, denn dieser ist ein hervorragender, feiner und herzgewinnender Einspänner, in Traub aber marschiert eine theologische Generation! Auf seinem Wege liegen vielerlei Steine, aber — Gott braucht solche Leute!" Italien und Tripolis Die Vorbereitungen für die militärische Ex pedition Italiens nach Tripolis werden, nach den übereinstimmenden Berichten der römischen Blätter, mit großem Eifer fortgesetzt. „Gazetta del Popolo" meldet: Die Mobilisierung, die von der Re gierung angeordnet wurde, geht äußerst schnell vor sich. Der Kreuzer „Franzesco Ferruccio" ist von Tarent mit unbestimmtem Ziel abgefahren. Die Kreuzer „Minerva", „Puglia" und „Marco Polo" haben den Befehl erhalten, unter Dampf zu gehen. Ein Börsenblatt versichert, Laß sechs Paketboote be reits abgefahren seien. „Gazzettg del Popolo" er hält ferner aus Messina die Nachricht, daß die dort liegenden Torpedoboote zahlreiche Munition an Bord genommen haben, unL daß in Syrakus mehrere Züge mit Lebensmitteln angekommen seien. Aus Ankona sind nach dem Süden der Kreuzer „Lom- bardia", fünf Unterseeboote und drei Torpedoboote abgegangen Der General Eanera, der das Kom mando der Expedition übernehmen soll, ist in Ankona angekommen und batte eine Unterredunq mit meh reren Generalen. Nach dem „Mattino" soll die erste Truppenexpedition am 26. d. M. stattfinden. El» italienischer Minister über die Iripolissrage. Ein Minister hat dem „Giornale" über die Vor- bcreitungen Italiens zur Tripolisexpedition folgende interessante Mitteilungen gemacht: Es handelt sich nicht um eine Expedition. Da aber die augenblicklich« Situation äußerst gespannt ist und die Erregung in der italienischen Bevölkerung anhält, hat die Regierung es voraezogen, ihre Vorbereitungen zu treffen, um für jede Eventualität bereit zu sein. Die Maßnahmen der Regierung seien nur Vorsichtsmaßregeln, die nicht als kriegerische Aktion ausgelegt werden dürften. Italien werde sich, da» sei klar, so ruhig wie möglich verhalten. Es fei nicht leicht, in so einer wichtigen Frage eine Ent scheidung zu treffen, ohne vorher alle Konse quenzen reiflich überlegt zu haben. Di« türkisch« Presse über die Tripoli»srage. Die Heftigkeit, mit der die türkische Dresse j die antiiialientsche Kampagne führt, verstärkt sich von I Tag zu Tag, da die Nachrichten über dis Vorbereitun gen Italiens für die Tripolisexpedition immer be- drohlicher lauten. Der „Tanin' erklärt, daß, solange die Türkei aus die eingeborene Bevölkerung Tripolis' rechnen kann, man Italiens Vorgehen Widerstand bis aufs Messer entgegensetzen werde. Das Blatt fordert die Regierung auf. durch tatkräftiges Einschreiten den Handel Italiens in Tripolis labm zu legen, warnt aber zugleich die tripolitanische Bevölkerung vor Ausschreitungen, da mit Italien keinen Vorwand für ein bewaffnetes Eindringen in Tripolis habe. Selbst wenn die euro- päischen Mächte nicht zu ihren Gunsten intervenie ren würden, könne die türkische Regierung einem Konflikt mit Ruhe entgegensehen. Rücktritt des türkischen Botschafters in Rom. Der Rücktritt des türkischen Botschafters Huffein Kiazim Bei in Rom dürfte, einem römischen Blatt zufolge, nunmehr bckanntgcgcben werden. Der Rück tritt wird als die Folge der Ungeschicklichkeit Kiazim Beis hingestellt, der seine Regierung in ernem unglaublichen Optimismus erhielt und sich als wenig klar sehend erwies. Die Neuigkeit wirkte in Rom überraschend, da man nur wußte, daß der Botschafter sich zurückziehen wolle, weil es ihm in Rom nicht gefiel. Die türkische Botschaft hat übrigens noch keine Bestätigung der Nachricht, doch beweist dies nicht, daß sie falsch ist, denn Kiazim Bei befindet sich bereits seit mehreren Monaten auf Urlaub in Konstantinopel. Fettungsübungen. Im Anschluß an die in der letzten Woche L«i Thorn aögehaltene fünftägige Jestungsiübung, an der alle Waffen beteiligt waren und sämtliche mo- Lernen Mittel des Nachrichten- und Verkehrswesens zur Verwendung gekommen sind, schreibt uns ein höherer deutscher Ingenieuroffizier: Die Bedeutung der Fe st ungen ist in der heutigen Kriegführung gewachsen. Sie dienen nicht mehr wie früher lediglich der Sicherung eines Ortsbesitzes, sondern sollen als Manöoerier- plätze dis Operationen der Feldarmee unterstützen. Wenn auch der Kamps um Festungen auf den gleichen allgemeinen Grundsätzen beruht wie der Feldkrieg, so weist er doch wieder sehr erhebliche Unterschied« gegen ihn auf, hervorgerufen durch die verschiedenen Mittel, die dabei zur Anwendung kommen. Truppe und Führer muffen im Frieden in der Führung Les Festungskrieges geübt sein, damit sie im Ernstfälle den an sie hsrantretenden Aufgaben gerecht werden können. Dazu reichen theoretische Uebungen allein nicht hin, es müssen auch praktische Erprobungen der Möglichkeiten des Ernstfalles vorgenommen werden. Diese Fesbungsübungen sind feit einer Reihe von Jahren in immer größerem Umfange bei uns abge halten worden. Aehnliche Uebungen finden auch bei an der e n Armeen statt. So ist soeben in derSchweiz ein mehrtägiges Festungsmanöver im Gotthardgebiet in der Umgebung von Airolo, beendet worden. Die Südpartei bestand aus In fanterie, Maschinengewehrkompanien und Fuß artillerie und hatte die Aufgabe, sich Airolos zu be. mächtigen. Die Nordpartei hatte die Stellung bei Airolo gu verteidigen, die Lurch das Panzerfort del Bosco und die Batterie Motto Bastola gestützt wird. Die in der Front bei Tage oorgehenden Ab teilungen wurden von dem Werken so erfolgreich be schaffen, daß sie zunächst keine Fortschritte machen konnten. Auch die gegen die Flanken der Stellung angesetzten Umgehungskolonnen kamen nicht vorwärts. Erst unter dem Schutze der Nacht konnten sie ihre Aufgabe erfüllen. Wie lange der Widerstand d«r Werke und Batterien des Verteidigers in Wirklich keit gedauert, und ob der Angriff überhaupt zum Ziele geführt hätte, läßt sich auch nicht annähernd beurteilen. Hier spielt die Waffenwirkung unL die Widerstandsfähigkeit der permanenten Bauten ein« entscheidende Rolle, die sich nicht einschätzen läßt. In Oesterreich haben Festungsmanöver Ende August und Anfang September bei Krems statt gefunden, an denen allerdings nur technische Trup pen beteiligt waren. Es wurde dort in einer mehr- tägigen, fortlaufenden Uebung, die durchaus kriegs gemäß angelegt war, der Nahangriff und der Sturm gegen ein permanentes Werk Lurchgeführt. Die in der vordersten Reihe befindlichen Truppen blieben acht Stunden im Dienst, wobei das Dortreiben der Annäherungswege. Anlage der Jnfanteriestellungen und ihre technische Ausgestaltung geübt wurden; hierauf wurden sie abgelösi und traten in di« zweit« Linie zurück. Die ruhenden Abteilungen wurden wie im Ernstfälle in allen Vorbereitungen für den Sturm geschult. Bei den Uebungen während der Nacht wurden interessante Versuche mit der Beleuchtung des Vorfeldes angestellt. Die Thorner Festungskrieg-Uebung erhebt sich, sowohl was die Zahl der ver wendeten Truppen, wie die kriegsmäßige Anlage und Durchführung der Uebung anbelangt, weit über den Rahmen der Schweizer und österreichischen Ver suche. Es sollte hierbei nicht nur der Dienst der tech nischen Truppen, sondern das Ineinander greifen aller Waffen, di« Verwendung de» gesamten großen technischen Hilfsapparates utzd der schwierige und komplizierte Befehlsmechamismu» geübt werden. Dazu ist es notwendig gewesen, auch alle die Befehlsstellen wirklich aufzlfftellen und -u besetzen, die beim Angriff und der Verteidigung einer großen modernen Gürtelfestung in Betracht kommen. Diesen Aufgaben dürfte die Uebung an der Weichsel gerecht geworden sein, so daß die durch sie entstandenen erheblichen Kosten im Interesse der Ausbildung und Krregs'üchtigteft des Heerrr du ch- aus gerechtfertigt erscheinen.
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