02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111229028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-12
- Tag1911-12-29
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AUtal«», Ep«dil«ur»» und vnnahmtstell«», Ioan« Poslämtrr» n»d vrt«flkäg«r». St»1«lo«rra»t»pi,t» 10 vt. Abend-Ausgabe. WpMerTWtblaü Handelszeitung. «.l..AnW.s!E Amtsblatt -es Aates und des Volizeiamtcs der Stadt Leipzig. Anzelflku-Pret» slr 2»1«rot« aa» e«u»Ug »»d Um»«d>», »t« llvallt,« P«llli«tte S Pt, dl« Vieklam«» ««U« I Mk. »an ou»o>an» »> vt. Üirklam«» llv Mk. 2»I««at« oaa Vehürdin «m amt» tt-«» T«U di« P«tM«U« SU P, 6«IchSst»a»i«ta«n mit Pla»ooklchrit1«« im P»rl>« «rböhl Sladatt nach Taris ««ttaaegedah, <v«iaint- aaNali« S Mk. o Toulrnv «rki. Post««bühr. T«itb«ilage h»>brk. F«st«N«M« Lutliaa« lonnrn nicht «urück» a«»»a<» w«rd«n. Für da^ ikrlch«tn«n an b«mmmt«n Tan«n and P>an«n wird lein« Ear.nti« Ld«rnomm«n. An»«iii«»-V»nohm«i 2,da«ai»,age 8. d«i ISmtlich«» 6ii>al«n ». allrn Ännonc«»» ElpediUon«» d«» 2n» and >llu»land«». Lr»» an» v«rl„ »»» Mich«, » Ullrft«» Inhad«,: Paal Nürft«». N«datti»n an» ib«ichalt,i>«ll<: 2odannlsgaii« 8. Ha»pt»M>ial« Dresd«»: Eeeitrag« i, 1 (T«i«vha» El). llr. 360. ^reilny, »en cs. verembrr >SII. 105. Zsi»rllSNlt. Die vorliegende Ausgabe umsaßi 8 Seilen. Dss Wichtigste. * Die französische Senatskvmmis- sion für d as deutsch-französische Ab kommen setzte am Donnerstag die Beratung fort. (S. bes. Art.) * Der englische Weber streik nimmt an Ausdehnung zu. (S. Letzte Dep.) * Aus dem belgischen Kongo wird ein großer Negeraufstand gemeldet. (S. Pol. Nachr.) * Bei einem Kinderfest in Chesterfield ver brannten drei Kinder. (S. Letzte Dep.) Sumor im Dshlkampk. Der Wahlkampf ist diesmal nicht nur sehr ernst, sondern auch fast vollständig humorlos ver» laufen. Diese Tatsache hat anscheinend eine Anzahl Herren — wir können aus dem uns vorliegenden Wahlaufruf mit Sicherheit feststellen, daß es minde stens zwei sind — dazu veranlaßt, noch kurz vor dem Wahltag mit einer politischen Neugründung an die Öffentlichkeit zu treten, um dem so arg vermißten Humor zu seinem Rechte zu verhelfen und — um das Vaterland zu retten. Die „Deutsche Nation al-Partei", so nennt sich bescheiden die „noch junge Bewegung", hat herausgefunden, daß die Zukunft Deutschlands nicht etwa von „irgendeinem Ausland", „sondern von der jeder ge- sunden Vernunft und jeder vernünftigen Einsicht baren Politik der heutigen maßgebenden bürger lichen Parteien Deutschlands" aufs äußerste be droht ist. Das muß anders werden, so meint die „Deutsche National-Partei". Schutzzölle: Unsinn! Ausbau von Heer und Flotte: absolut überflüssig! Drei bund: überwundener Standpunkt! An Stelle dieser „jeder vernünftigen Einsicht baren" Einrichtungen will die „Deutsche National-Partei" u. a. uns fol gende setzen: „Vereinigung aller europäischen Mächte: Verstän digung mit Frankreich und England: ein gelegent licher „kalter Wasserstrahl" möchte nebenbei manch mal auch dienlich sein!" — Italien mag so bald als möglich aus dem jetzigen Dreibund entfernt und zum Frieden mit der Türkei gezwungen werden! Was Deutschland heute braucht, ist freie Bahn „zur Jnaugurierung einer wirklichen Reichsfinanz- resorm bzw. R e i ch s w e l t p o l i t i k!" Folgt in Klammern: „Im Notfälle gäbe es in Rußland noch für viele Millionen Deutsche genügend Platz, in Rußland, das seine ungeheueren Naturschätze nie gehoben, dafür seine Bauern verhungern, die Flüsse versanden, Wald und Ackerkrume verschlämmen und verwüsten läßt! Zm Osten liegt Deutschlands Zukunft! Vielleicht verfchenken wir einmal, d. h. wenn die Zeit dafür gekommen sein wird, als Aequivalent für die Zustimmung zu einer eventuellen « antirussischen Politik unseren ganzen afrikani- schen Besitz an Frankreich und England? Außer- > dem müßten wir den Franzosen die russische Staatsschuld garantieren! " Don diesen „Grundsätzen" ausgehend fwir müßen zu unserem Bedauern eingestehen, daß uns trotz längeren eifrigen Nachdenkens die Grundsätze der „Deutschen National-Partei" immer noch nicht ganz klar geworden sind: vielleicht gelingt es dem Leser bester! Di« Red.) fordert die Partei u. a.: Aufhebung der gesamten Einfuhrzölle sowie Ein fuhrbeschränkungen aller Art nach Uebereinkommen mit den Handelsvertragsstaaten gegen vielleicht fol gende innere „Kompensationen": Bewilligung einer Reichsanleihe von zunächst 1 Milliarde Mark zu Darlehen an bewahrte ländliche Großunternehmer zum Aufkauf der Klein betriebe, zu Darlehen an die Eemeindebezirke und an industrielle Produktivgenossenschaften und Konsum vereine in Stadt und Land: die Errichtung eines Reichsackerbauministeriums nebst Hinwirkung auf Verschmelzung von Stadt und Land, Verhinderung von Auswanderung von deut schem Kapital nach dem Ausland: Verstaat lichung der für den Staat arbeitenden Eewehr- und Pulverfabriken, Eeschützgießereien, Schiffs- werften usw., fortlaufende Stärkung des Kriegs fonds und Gatt weiß sonst noch was. Und die „Deutsche National-Partei" will ihre neuen Ideale nicht etwa nur der Mitwelt kund und zu wißen tun, sie hat auch gleich die neuen Männer — oder vielmehr den neuen Mann — bereit, der „nicht bloß den billigen Mut hat, auf die Regierung zu schimpfen, sondern der den Mut hat, auch dem Volke die Wahrheit zu sagen". Darum Ihr Kandidaten im 12. und 13. Reichstagswahlkreife seht Euch vor! Herr August Peenert in Wachau fordert Euch am 12. Januar als Gegenkandidat in die Schranken, und mit ihm auf Grund ihres „Programms" die „Deutsche National-Partei"! -td. Die lsrMchen Suskührungsveltimmungen zur Relchsverlicherunssorünun- werden in einer Verordnung des sächsischen Ministers des Innern über die Einrichtung, den Geschäftsgang und das Verfahren des sächsischen Landesversiche- rungsamies in den sächsischen Regierungsorzanen veröffentlicht. Die wesentlichen Bestimmungen sind folgende: Geschäftsgang. Der Vorstand des Landesversicherungsamtes führt als solcher den Diensttitel Präsident. Er leitet und beauisichtigt den gesamten Dienst. Er ernennt die Beauftragten des Amtes. Der König ernennt den Präsidenten und die übrigen ständigen Mit glieder des Landesversicherungsamtes auf Vorschlag des Ministeriums des Innern. Dasselbe bestimmt, wieviel Stellvertreter für vie als nichtständige Mita lieber des Landesoersicherungsamtes gewähl ten Arbeitgeber und Versicherten zu wählen sind. Das Ministerium des Innern beruft auf Vorschlag des Justizministeriums die richterlichen Bei sitzer für die Dauer ihres Hauptamtes. Es kann sie bei vorübergehendem Bedürfnis auch auf Zeit berufen. Das Landesversicherungsamt bildet einen Spruch senat und einen Beschlußsenat. Der Spruchsenat besteht aus dem Präsidenten, zwei ständigen Mit gliedern, zwei richterlichen Beisitzern, einem Arbeit geber und einem Versicherten. Der Beschlußsenat besteht aus dem Präsidenten (88 1 und 3), zwei ständigen Mitgliedern, einem Arbeitgeber und einem Versicherten. Will ein Senat von der Entscheidung des andern abweichen, so entscheidet der Spruchsenat unter Zuziehung von 2 weiteren ständigen Mit gliedern und einem weiteren richterlichen Beisitzer. Beschlußsachen, für die nichts anderes vorgeschrieben ist, werden von Mitgliedern als Berichterstattern bearbeitet und von dem Präsidenten, seinem Stell vertreter oder einem anderen ständigen Mitglieds endgültig gezeichnet. Verfahren. Die Entscheidung des Landesversicherungsamtes in Spruchfachen ist schriftlich zu beantragen. Der Schriftsatz soll den Anspruch bezeichnen, einen be stimmten Antrag enthalten und, wenn es sich um ein Rechtsmittel handelt, die Gründe für seine Ein legung angeben. Die Rekursschrift ioll auch etwa neu vorzubringende Tatsachen und Beweismittel anführen, die Revisionsschrift die Gesichtspunkte, aus denen sich die Nichtanwendung oder die unrichtige Anwendung des bestehenden Rechtes oder ein Ver stoß wider den klaren Inhalt der Akten oder wesent liche Mängel des Verfahrens ergeben. Der Versicherungsträger, das Versicherungsaint und das Oderversicherungsamt haben dem Landes versicherungsamte die Vorverhandlungen einzu reichen. Sie umfaßen die sämtlichen auf den Anspruch sich beziehenden Schriftstücke einschließlich derjenigen, die sich in Vorakten befinden oder im Laufe des Verfahrens neu entstehen. Das Oberversicherungs amt hat, wenn eine von ihm getroffene Entscheidung angefochten wird, auch eine Abschrift der Entscheidung bei Uebersendung der Akten beizufügen. Die Schriftsätze müssen von den Beteiligten selbst oder ihren gesetzlichen Vertretern oder ihren Bevoll mächtigten unterzeichnet sein. Die Vollmacht muß schriftlich erteilt werden. Ehegatten, Verwandte oder Verschwägerte der aufsteigenden Linie und voll jährige Verwandte oder Verschwägerte der ab steigenden Linie können auch ohne den Nachweis einer Vollmacht zur Vertretung zugelassen werden. Die Beratung und Beschlussfassung Miessen sich unmittelbar an oie mündliche Verhandlung an. Sie sind nicht öffentlich. Ist der Vorsitzende des Beschlußsenats mit dem Berichterstatter darüber einig, daß eine Beschwerde unzulässig oder verspätet eingelegt ist, so tann er sie ohne weiteres verwerfen. Der Antragsteller kann binnen einer Woche nach Zustellung der Ver fügung die Entscheidung de» Beschlußsenat» anrufen: die Verfügung muß darauf hinweifen. Tie Gebühren der Rechtsanwälte im Verfahren vor dem Landesverstcherungsamte. Die Vergütung für die Berufstätigkeit eines Rechtsanwalts beträgt im Verfahren vor dem Landesversicherungsamte fünf bis fünfzig Mark. Werden mehrere Streitfälle zu gemeinsamer Ver handlung und Entscheidung verbunden, jo wird die Vergütung für die Instanz nur einmal gewährt. Für die Teilnahme an Beweisverhandlungen außerhalb des Sitzes des Landesversicherungs amtes tann, wenn die Anwesenheit des Rechtsan walts geboten war, außer der im 8 1 bezeichneten Vergütung eine angemessene Entschädigung zuge billigt werden. Die Kosten für Reisen zur münd lichen Verhandlung oder zu anderen Zwecken sowie sonstige Auslagen werden neben der im 8 1 bezeich neten Vergütung nicht erstattet. Jedoch ist bei der Festsetzung dieser Vergütung innerhalb der dafür ge zogenen Grenzen auch auf Schreibgebühren, Postgeld oder sonstige Auslagen Rücksicht zu nehmen. Diese Verordnung tritt für die Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung am 1. Januar 1912, für die anderen Zweige der Reichsversicherung an den Tagen in Kraft, von denen an für diese die Vor schriften der Reichsversicherungsordnung über das Verfahren in Kraft gesetzt werden. Vas üeullch-kranzöiilche Abkommen in üer franMlchen Senstskommilüon. Wie wir bereits kurz berichteten, setzte die franzö sische Senatstommission für Das deursch-französiiche Abkommen am Donnerstag die Beratung fort, lieber die Sitzung liegt folgender Bericht vor: Paris, 29. Dezember. Nach der Wahl Po in rares nahm die Kom mission die Bemerkungen einiger ihrer Mitglieder be. züglich ungenauer Berichte, die von einigen Zeitungen veröffentlicht worden waren, entgegen, «ie hörte dann Rioot, der möchte, Laß dem Parlament gleichzeitig mit dem französisch-deutichen Vertrag eine Entente mitdem Sultan hinsichtlich Der Ein richtung Les französischen Protektorates vorgclegt werde. Nach einigen Worten des Ministerpräsidenten Laillaux verlas Minister Les Aeußcren de Selves sein Expose und die D o k u in e n te , deren Mitteilung die Kommission gefordert hatte. Die Dokumente be treffen erstens Den M a r i ch a u f F e z. Es geht Daraus hervor, Daß die französische Intervention start- fanD nach genau präzisierten Schritten nicht nur des französischen Konsuls, sondern auch den Konsuln von England. Spanien und Italien, nachdem diese Kon suln sowie Der deutsche Konsul wegen des Ernstes der Lage ihren Landsleuten geraten hatten. Fez so bald als möglich zuverlassen. Der Deutsche Komul hatte nicht eine Intervention seitens Frankreichs ge fordert. war äber bei Der Ankunft Der Mahalla Bre- mont in Fez einer der ersten, der den Kommandanten wegen (einer Geschicklichkeit beglück wünschte. In Erwiderung auf die Anfrage, ob Frankreich sich nicht mit Spanien wegen eines g e - meins amen Marsches ins Einvernehmen ge setzt habe, erklärte Eaillaux, Spanien hätte diesen ge wünscht, aber die französische Regierung habe cs vor gezogen, allein zu handeln. Darauf verbreitete sich de Selves über Die Besprechungen mit Deutschland. Als Cambon eine Unterredung bezüglich Marokkos in Berlin mit Dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg begonnen hatte, verwies ihn dieser an den Staatssekretär Les Aeußeren v. Kiderlen-Wäch- t e r, der damals in Kissinaen war. Kiderlen Wächter war anfangs außerordentlich zurückhaltend und stellte unannehmbare Forderungen, zum Bei spiel die Besetzung von Mogador Durch Deutsch land. Als Eambon diese Forderungen zurückgewiesen hatte, kam von Kiderlen-Wächter schließlich darauf, ihm zu sagen, daß. wenn Frankreich wirklich eine En- tcnte wolle, es nötig sein würde, mit Deutschland von etwas anderem als von Marokko zu spre chen. Er sprach zuerst, wie es scheint, das Wort Kompensation in einem Briefe, den er im Juni an Cruppi richtete. Eambon ließ erkennen, daß er ge mäß den Absichten handele, die ihm Der Minister zu erkennen gegeben hatte. In diesem Augenblick wurde die Sitzung unterbrochen. Es ist daher noch unbekannt, ob Eambon oder Kiderlen-Wächter zuerst vom Kongo gesprochen hat. Indessen bemerkten mehrere Mitglie der der Kommißion, Daß entgegen den Erklärungen, die Caillaux im Laufe Der letzten Kommißionssitzunq machte, in Kißingen von etwas anderem gesprochen wurde, als von wirtschaftlichen Problemen. Es wird versichert, daß Cauppi Darüber Aufklärung geben wird und den ganzen diesbezüglichen Briefwechsel vor legen wird. Während der Pause meinte ein Kom- mistionsmitglied. es bestände der Eindruck, die Kom mißion der Kammer habe sich täuschen lassen. Die Regierung habe immer vorgegeben, die Mitteilung ge- Du; MM kke. Romau von H. EourthS-Mahler. 2l) (Nachdruck verboten.) Eva kam schnell mit einer Rolle Noten zu rück und setzte sich wieder an den Flügel. Wahl los nahm sie das erste Lied. Es war Schu manns: „Die linden Lüfte sind erwacht". Ihr schöner, weicher Mezzosopran war nicht sehr stark, aber von bestrickender Süßigkeit. Er füllte den Raum mit herzbewegendem Wohl klang. Wieder lauschten ihre Zuhörer atemlos, wieder zwang sie alle in ihren Bann. Als sie geendet, wollte jeder sein Lieblingslied von ihr hören. Sogar Frau von Wollersheim vergaß ihren Groll und verlangte ein Lied von Brahms, Herr von Woltersheim bat um den „Wanderer" von Schubert, Jutta bettelte um „Das Veilchen" von Mozart, und Fritz mußte sie „Das Heide röslein" von Schubert singen. Dabei blickte er Jutta mit einem sonderbaren Blick in das glühende Gesichtchen. Alle waren in angeregter Stimmung. Die Herzen gingen auf unter den holden Klängen. Ehrliches Entzücken lag in aller Augen. Und als Eva endlich für heute Schluß machte, sagte Frau von Woltersheim lebhafter, als sonst ihre Art war: „Das war wirklich eine genußreiche Stunde, liebes Kind." „Ach Ev', wie herrlich hast du gespielt und gesungen," meinte Jutta. „Gegen dich ist Silvie nur eine Dilettantin, trotzdem wir bisher glaub ten, sie leiste Hervorragendes." Diesmal beabsichtigte Jutta wirklich nicht, Silvie zu kränken. Sie konstatierte nur einfach eine Tatsache. Trotzdem versetzte ihr Silvie heimlich einen wütenden Rippenstoß, als sie ihr zufällig dabei nahe kam. . „Au!" schrie Jutta laut und sah Silvie empört an. „Sieh dich doch vor; du hast dich gestoßen," sagte Silvie ärgerlich. „Pöh, — an deinen spitzen Ellenbogen," antwortete Jutta ruppig. Sie wurde zur Strafe von ihrer Mutter zu Bett geschickt. . , „Wie ein Baby," maulte sie. „Ja, wie ein sehr unartiges," betonte ihre Mütter. „Jutz, morgen frühstücken wir wieder zusam men mit Eva und Papa, wenn du zeitig genug wach bist," flüsterte ihr Fritz zu. „Natürlich, bis dahin hab ich zehnmal aus geschlafen," antwortete sie leise und gab den Druck seiner Hand kräftig zurück. Dann küßte sie Eva. „Gute Nacht, Ev', es war sehr schön heute abend. Du mußt sehr oft spielen und singen," sagte sie laut; und unterdrückt fügte sie hinzu: „Du kommst doch noch an mein Bett?" Eva nickte bejahend. Woltersheim strich seiner Jüngsten heimlich über den Kopf, als sie ihm „Gute Nacht" sagte. Von ihrer Mutter und Silvie wurde sie in Un gnade entlassen und trottete betrübt und wü tend davon. Eigentlich hätte nach ihrer Ansicht Silvie ins Bett geschickt werden müssen. Aber so war es immer. Silvie provozierte sie; und wenn sie dann bockte, wurde sie bestraft. Es ging nach ihrer Meinung sehr ungerecht zu auf der Welt. * r * O Schneller, als alle erwartet hatten, war Eva in den neuen Verhältnissen hineingewachsen. Ihre natürliche Grazie half ihr bald alles Un geschick besiegen. Aufmerksam beobachtete sie ihre Stiefmutter, Silvie und Jutta und merkte sich, wie sie sich bewegten, wie sie die vielen ihr unbekannten Gegenstände gebrauchten. Und sie ahmte ihren Vorbildern nach. Noch waren keine vier Wochen vergangen, so wußte sie sich schon so zu benehmen, daß sie nicht mehr auf fiel. Das Personal mokierte sich schon nicht mehr über sie; und die Zofe Rosa behandelte sie mit entschiedener Hochachtung, seit sie die junge Dame hatte singen hören. „Die „Neue" ist vornehmer als die andern alle zusammen," sagte sie zu ihrem Intimus, dem Kammerdiener des gnädigen Herrn. So hatte Eva die böseste Zeit hinter sich und gewann langsam einiges Selbstvertrauen. Frei lich, sobald fremde Menschen zugegen waren — es kamen oft Nachbarn zu Besuch — befiel sie nczch immer die alte, herzbeklemmende Scheu. Sie wagte kaum zu sprechen und sich zu bewegen und hielt die Augen gesenkt. So kam es, daß man sie für ein wenig beschränkt hielt. Ihre Angehörigen kannten sie aber nun besser. Ihr Vater, Jutta und Fritz stärkten ihr Selbstvertrauen, wo sie nur konnten. Götz Herrenfelde war inzwischen nur ein mal zu einem kurzen Besuch in Woltersheim gewesen, und da war Eva gerade bei dem Pastor, um diesem einen Besuch zu machen. So hatte er Eva seit jenem ersten Morgen nicht wieder gesehen. Seinem Gedächtnis war daS „greu- liche kleine Monstrum" längst entschwunden. Er hatte andere, schwerere Gedanken in seinem Kopf herum zu wälzen, denn seine Verhältnisse wur den von Tag zu Tag schwieriger. Herr von Woltersheim lebte ein anderes Leben, seit Eva in Woltersheim war. Wie kalt und liebeleer es bisher gewesen, merkte er erst jetzt, da ein weiches, zärtliches Müdchenhcrz ihm Liebe und Innigkeit entgegenbrachte. Durch Eva wurde auch Jutta ihm gegenüber wärmer. Sie schämte sich nicht mehr ihrer Weichheit, die sie früher hinter ihrem burschikosen Wesen zu verbergen suchte und ließ zuweilen ihre wahre Natur durchblicken. Woltersheim führte jetzt mit seinen beiden Töchtern ein Leben, von dem Silvie und seine Frau ausgeschlossen blieben. Wenn Eva ihm ihre Lieder fang, dann saß er mit geschlossenen Augen und träumte von längst vergangenen Zeiten, da er noch jung war und Ideale hatte. Das Herz wurde ihm warm und weit. Und auch an Evas Mutter dachte er mit milderen Gefühlen. Einmal hatte er sie doch geliebt über alles, und kurze Zeit hatte sie ihm ein überschwengliches Glück geschenkt. War es auch bald verflogen, — verjagt durch Not und Sorge, durch des Lebens Bitterkeiten — einmal hatte er es doch besessen. Und die Erinnerung daran wurde nun wieder wachgerufen durch ihr Kind, durch seine holde, liebevolle Tochter. Er nahm jetzt immer mit Eva, Jutta und Fritz das erste Frühstück ein. Das waren köst liche Stunden. Unausgesprochen fühlten sich diese vier Menschen von einem heimlichenZwange befreit, wenn Silvie und ihre Mutter nicht zu gegen waren. In diesen frühen Morgenstun den, wenn die anderen beiden Damen noch schlie fen, ging eS sehr heiter und herzlich zu. Fritz und Jutta standen zwar auch dann auf Kriegs fuß und suchten sich gegenseitig zu necken und zu erziehen; aber Eva und der Vater wußten ganz genau, wie diese Fehden zu bewerten waren. Eva konnte darüber oft so frisch und herzhaft lachen, daß die anderen ihre Freude daran hat ten. Es war ein so warme- goldiges Lachen, wie eS nur aus einer reichen Seele quillt Gitfetz»»« t» der »»»»
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