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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.10.1931
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19311007015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1931100701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1931100701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1931
- Monat1931-10
- Tag1931-10-07
- Monat1931-10
- Jahr1931
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.10.1931
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Sam England lm Selchen der Sparparole Voll lllliorom llu»«ckoo»r Unrrorvouäont«« England geht «S gewiß noch lange nicht so schlecht wie Deutschland oder Oesterreich. Das Land hat ungeheure Re- serven, di« allerdings nur einem kleinen Bruchteil der Be völkerung zugute kommen. Trotzdem läßt sich schon seit einiger Zeit ein Rückgang des Lebensstandards der Bevölkerung wahrnehmen, der sich seit dem Eintritt der Psunbentwertung noch merklich verschärft hat. England schöpft nicht mehr aus dem Bollen. ES legt sich Beschränkungen auf, eS rechnet und streckt sich nach der Decke. England spart. Die Sparwelle, die tiber bas Land hingeht, hat alle Klaffen ersaht. Ganz oben geht man mit gutem Beispiel voran, ganz unten folgt man notgedrungen. Die Zivilliste des Königs ist um 60 Ovo Pfund jährlich herabgesetzt worden. Die königlichen Prinzen haben sich ebenfalls Abstriche gefallen lassen mitssen. Die Königsfamilie muh daher mit dem. was ihr «och geblieben ist, haushalten. Der alljährliche Ball der königlichen HauSbeamten und Diener ist abgesagt worden. Weitere Sparmaßnahmen sind angekitndigt. Die Söhne des Königs, der Herzog von ork nnd der Herzog von Gloucestcr, haben ihre Fuchs- jagbställe aufgelöst und werden sich in Zukunft mit je einem Reitpferd begnügen. Unter dem Zeichen der Sparparole wird auch die am S-t. Oktober erfolgende Hochzeit der Nichte der Königin, Lad» Ma» Cambridge, mit dem Rittmeister der Gardckaval- leric Abel Smit h stehen. Aldershot bis Windsor beträgt etwa dreißig Kilometer. Man darf Voraussagen, baß der Marsch des Bataillons ein Triumphzug sein wird, denn die Engländer haben Verständ nis für patriotische Gesten. Die Londoner Sonntagszcttungen sind heute sämtlich in vergrößertem Umfang herauögekommen. Grund: eine wesent liche Vermehrung der Buchanzcigcn. Die Verleger haben sestgestellt, daß in diesen Zeiten mehr gelesen wird, denn das Lesen ist ein Verhältnis« mäßig billiges Vergnügen. Besonders populärwissenschaftliche Bücher erfreuen sich einer starken Nachfrage. Auch die Zeitungen selbst melden Aus- lagesteigcrungcn. Denn erstens ist gerade jetzt allerhand los in der Welt, und zweitens haben die Leute, da sie weniger ausgehen und Geld anögeben, mehr Zeit zum Leien. Womit nicht gesagt sein soll, das; nicht auch die Zettungsverleger von Herzen wünschen, das; die Depression bald vorttbergehen nnd besseren Zetten Platz machen möge. Denn wenn die Dinge weiter so gehe» wie in den letzten Monaten, so dürste schließ lich auch das Lesen znm Luxus werden. Am 27. Skteber NmwMn in Lmtand London, 8. Oktober. In der hentigen Unterhaus« fitznng kündigte Premierminister Macdonald die Auf« lösung des Parlaments für morgen an. Er erklärte, daß er eine Audienz beim König gehabt und in deren Ver laus den König um die Ermächtigung zur Auslösung ge» Die Trauung wird nicht, wie bet feudalen Hochzeiten üblich, in St. Margaret s, Westminster, sondern in einer Dorskirche in Sussex stattsinden. Der einer Bankierfamilie angehörende Rittmeister Smith ist zwar ein steinreicher Mann, aber man kann in diesen Zeiten nie wissen, was die Millionen morgen wert sein werden, »nd es gehört überhaupt zum guten Ton, die Sparbewcgung mit zumachen. Lord Lonsdale, eine Säule des Turfs, hat seine Rennpferde versteigern lasten. Er läßt ferner erklären, daß er infolge der zunehmenden Steuerlast in Zukunft nicht mehr in der Lage sein werde, sich de» Luxus philantropischer Pas sionen zu leisten, und daher seine üblichen jährlichen Zuwendungen an Hospitäler «nd andere gemeinnützige Institute eiustellcn müsse. beten habe. Der König habe ihm Vollmacht gegeben, sein Einverständnis mit der Auslösung bekanntznmachen. Er hoffe, diese Maßnahme schon morgen durchführen zu können. Sie hänge davon ab, ob die Ausgabe der Kammer als be endigt angesehen werden könne. Wenn die Auslösung tat sächlich morgen ausgesprochen werben sollte, so werden die Wahle« für den 27. Oktober «msgefchrieben. ScU-N Die Bergung der deutschen Dzeanflieger Rody und Johannsen di« mit ihrem portugiesischen Gefährten da Veiga bekanntlich bet einem Transozeansiug aufs offene Meer niedergehen mußten und nach l 55 stündigem Treiben völlig erschöpft von einem Dampfer ausgenommen wurden WMlge Kntfmnr tm Mißen Saute Lad» Mountbatten, die Gattin deö KapitänlcutnantS LouiS Mouutbatten — vor dem Kriege Prinz Louis Battenberg — verkauft ihr Palais in Park Lane, in dem sic jahrelang eine führende Nolle als Soctetygastgcbcrin ge spielt hat. Sie läßt wissen, daß eS ihr nntcr den heutigen Verhältnissen nicht mehr möglich sei, rund 60 000 Pfund jähr lich für Bälle, Diners und Abenduutcrhaltungen auSzug^ben. Tie berühmten Londoner und ausländischen Orchester, die im Musilsaal ihres Stadthauses konzertierten, die internatio nalen Opcrnkornvhäen, die gegen Niesenhonorare hier vor einem erlesenen Publikum zu singen pflegten, werden in dem prunkvollen PalaiS in Park Lane nicht mehr gehört werden. Lad» Mountbatten geht nach Malta und wird dort eine möb lierte Wohnung beziehen. Oesscntliche Bankette werden abgesagt. Das Lord- mayvrbankett am 0. November soll zwar auch in diesem Jahre wieder abgehalten werden, aber im einfachsten Nahmen «nd unter Verzicht ans den traditionellen Prunk, mit dem eS seit Jahrhunderten in Szene gesetzt wurde. Tie aristokratischen FuchssagdklubS, die zu Beginn der Herbstsaison Jagdbällc und Jagdessc» zu geben pflegten, geben bekannt, daß diese Festlichkeiten den Zeitumständen entsprechend bis aus weiteres aussallcn werden. Das Kricgöministerium teilte offiziell mit: „Das zweite Bataillon des schottischen GardcregimcntS zu Fuß wird von Aldershot nach Windsor verlegt. Offiziere und Mannschaften des Bataillons haben den Wunsch ausgesprochen, von Aldershot nach Windsor zu marschiere«, um die Kosten der Beförderung mit der Bahn zu sparen. Ter Armeerat hat das Anerbieten unter Anerkennung der patriotischen Beweggründe mit Dank angenommen, und der Marsch wird am Dienstag stattsinden. Die Distanz von Soom ISA tir Senatoren im ziuszeug holen Washington» 8. Oktober. Im Weißen Hause wirb, wie schon gemeldet, heute abend um it Uhr Ortszeit eine ausschenerrcgende Konferenz Hoovers mit den sühreuden Mitgliedern beider Parteien beginnen. Da die Zelt drängt, wenn die Regierung noch vor dem Besuch Lavals sich die urinzipielle Zustimmung des Kongreßes zu den Vorschlägen, die Hoover dem französischen Premierminister zu machen gedenkt» verschossen will, so hat man sogar Armceslug zeuge auSgesandt, um die entfernter wohnenden Ab geordneten und Senatoren rechtzeitig aus ihren entlegenen Bezirken zur heutigen Konscrenz ins Weiße HauS zu bringen. Dieser Konferenz sind lange nnd eingehende Be ratungen mit Mellon, Vernarb Baruch, Owen Aoung und anderen Nenyorker Finanzsachverständigen vorauSgegangen. Präsident Hoover erklärte in eiuer Pressekonferenz, der Zweck der Besprechungen im Weißen Hause am Dienstag abend sei die Aufrechterhaltung eines „konstruktiven Progra m m S zur Bekämpfung der W e l t d e p r c s s i o »". Der Präsident fügte hinzn, daß hauptsächlich national amerikanische Probleme de» Gegenstand der Be ratungen bilden würden, anderseits aber auch Fragen inter nationalen Charakters besprochen werden sollten. Hoover lehnt es ausdrücklich ab, Einzelheiten aus dem Programm vekanntzugeben. Besonders weigert er sich, die Meldung zu kommentieren, wonach er angeblich beabsichtige, eine Ver längerung des Schuldenmoratoriums vorz«, schlagen. In Kreisen der Wallstreet glaubt man, daß ein Programm zur Stabilisierung der Märkte und zur Wiederherstellung des Vertrauens in der Welt zustande- kommen wird. ES wird ferner berichtet, das; Amerika zu einer Verlängerung des HoovcrmoratoriumS und einer grundlegenden Revision der internationale« Schuldenfrage bereit sei, falls Europa in der Frage der Abrüstung ein entsprechendes weitgehendes Entgegen kommen zeige. Einer englischen Meldung zufolge soll Amerika die folgenden Bedingungen an eine Verlängerung deS Moratoriums knüpfen. 1. Die Verständigung zwischen Frankreich und Deutsch land soll enger gestaltet werden: 2. Frankreich soll Deutsch land finanziell unterstützen: 3. Deutschland soll die Agitation gegen den Danziger Korridor ausgeben: 4. Deutschland soll die Agitation für das Programm des PanzerschifsbaucS ausgeben: 5. Deutschland soll Sorge tragen, daß die kriege rischen Auszüge von Organisationen wie dem Stahlhelm eingestellt werden: 6. Deutschland soll Beweise erbringen, daß etwaige Kredite nur für produktive Unternehmungen benutzt und nicht sür Rüstungen und össentliche Hilfsmaß nahmen verschwendet werden: 7. eS sollen Schritte ergriffen werden, um zu einem wirklichen AbrttstungSfeiertag zu ge langen: 8. die Ausgaben sür die NiistungsetatS sollen herab gesetzt werden um aus diese Weise das internationale Miß trauen zu verringern. ES ist unnötig, besonders zu betonen, daß die Bevor mundungen, die man uns — nach dieser wenig glaub würdigen Meldung — aufcrlegen möchte, für uns unerträglich seien würden. Sie kommen aus einer ganz falschen Beurteilung der Lage und einer schiefen Einstellung zu den Tatsachen. Wir haben niemals „Agitation" sür die naturgegebenen Rechte unseres Volkes zu treiben brauchen: sie sind leider nur allzusehr, aus inneren und äußeren Ursachen, unterdrückt worden und haben sich nur allzuselten elementar Lust gemacht. Wir haben keinen Grund, uns weiter einschitchtcrn zu lassen: denn worum eS geht, tst nicht unser Nutzen, sondern liegt im Interesse der ganzen Welt. Kunst un- Wissenschaft Gastspiel -er Scklterkeer tm Resi-enztheater „Zwei Bauern im N-Takt" Das Schlierscer Bauerntheater bringt ein zweites Stück aus seinem Vorrat, einen bäurischen Schwank nach einem LimplizissimnSbrtcs von Max Ferner mit dem verheißungsvollen Titel „Zwei Bauern im '! -Tal t", der dem Kino abgelauscht ist. Es sind noch zwei Icbsrische Buben, die alten Knacker Dullinger und Dirn berger, deren Banernhcrzen höchst vergnügt im Dreiviertel takt Hüpfen, wenn sie in München ans dem Oktoberscst ge wesen sind und dort den Mut zu losen Streichen geschöpft haben, die allerdings ziemlich städtischen Charakter tragen. Ter Dullinger nimmt die fesche Fisi, Verkäuferin ihres Zeichens, mit aus sein Kass hinaus, in der Meinung, daß die Bäuerin mit Tochter schon verreist sei. Das ist sic aber nicht, vielmehr gerät der Dullinger in die schlimmsten Schwulitäten, wie er die Fist vor seiner Alte» verbergen soll. Der ans französischen Schwänken sür solche Zwecke ein- gesührte Schrank dient zum Versteck, und der erste Akt lebt nun davon, wie die Fist schließlich doch entdeckt wird. Kurz entschlossen erklärt der Dullinger, daß sie seines „Spezi" Tirnbcrger uneheliche Tochter sei. Das gibt ein Gaudi! Tenn der Dirnbcrger muß gute Miene zum bösen Spiel machen. Er hält sich schadlos, „indem daß" er mit der Fisi ein Schlcmmcrmahl mit Backstetnkäse und Sekt in einer Ctadnvohnnng abhält, die von den beiden Freunden, diesen von der Stadtzinilisatton beleckten Dorslebemänner», als Abstcigeauartier benutzt wird. Was da noch alles passiert, ist unbeschreiblich, denn auch in diese Höhle folgt die Bänrin den beiden verspäteten Don Inans. Schließlich muß der Dirnbcrger, nm dem Zorn seiner Frau zu entgehen, die von der angeblichen unehelichen Tochter Kenntnis erhalten hat, einen AbschicdSbrtes schreiben, worin er erklärt, ins Wasser gehen zu wollen, und so wird denn der Schwindler scheinbar ans dem Torsteich gerettet, um mit Weib und Kind nebst der Sippschaft seines gerissenen Freundes Dul- lingcr ein versöhnliches Wiedersehen zu feiern. Diese verwegene Geschichte aus Stadt und Dorf wird von den Schltcrsecrn mit vollstem Aufgebot ihrer drastischen DarstcllungSwetse gespielt. Die im ganzen harmlose Hand lung ist nur erwünschte Gelegenheit zur Entfaltung der tollsten Schwanklaune. Dte Schltcrseer haben da eine Art. aus jeder Situation da» Aeußerste an Ulk und Spaß hcranSzuholen, die aus genauester Kenntnis der Wirkung aus das breite Publikum, aber auch aus der eigensten Freude am Komödiekpielcn fließt. Sie treiben, wie man sagt, ihr Kalb aus, bis sie es kaum wieder in den Stall hineinbringen können. Dadurch wird freilich der dünne Handlungssaden so in die Länge gezogen, daß er fast zu reiße« droht. Wer kann sich aber auch der Komik entzteheu, die den baumlangen Wastl Witt umwittert, schon wenn er, die lange Nase voran, zur Tür hercinkommt, wenn er seine trockenen Bemerkungen von sich gibt, wobei ihm Witz einsuhr aus Kalau, der „preißischen" Stadt, gar utcht geniert, oder wenn er mit Fifi tafelt und von Jean fran zösisch und englisch angercdct wird, oder endlich wenn er sich von seinem Spezi und dessen mit ins sanberc Spiel verflochtenen alten Vater den im SimplizissimuSsttl an gelegten Abschicdsbrief diktieren läßt. Da wirkt er un widerstehlich durch knappe Handbcwcgungcn und breites Grinsen seines Bauerngesichtes. Ganz so komisch sind die anderen nicht, aber eS gibt diesmal ein Zusammenspiel von sehr bäurischem Temperament nnd eines über allzu auöge- kostcte Breiten hinwcgzichenden Tempo. Laver Terosal nnd sein Fanncrl, jetzt Fran Mittcrmanr, Maria Schwarz nnd Thea Aliprandi, Marie Ehr hardt, die fesche Fisi, und Mirzl Stallcr, Georg Schiller nnd Schor sch Bauer sind so lustig und »lkig, das; dieses zweite Stück viel frischer und lebendiger wirkt als das erste. Da kann man sich mal gesund lachen. Das Trio von Tcrofals Bauerntheater macht wieder Musik dazwischen, ziemlich „seriös" und wenig im Dreivierteltakt, aber in seiner Art virtuos. k. 2. s Dresdner Thcaterspielplan für heute. Opernhaus: „Der Freischütz" l^8s. Schauspielhaus: „Prinz Methusalem" i8s. Albertt Heater: „Die erste Mrs. Selb»" s8). Die Komödie: „Zwei Krawatten" Residenz! Heater: „Zwei Bauern Im Dreivierteltakt" l^O). Centralt Heater: „Im weißen Nößl" lR. t StaaiStijeater. Die Ausgabe neuer Anrechte sür bl« Slnioniekvnzerie dieses Winters erfolgt vom v. dieses Monats ab. Schriftliche Bestellungen werden beritlksichtlgt, soweit der Bestand dies erlaubt. BIS znm 7. Oktober nachmittags 2 Nhr bietet sich fitr die bisherigen Anrcchiinhaber noch Gelegenheit znr Erneuerung ihrer Anrechtkarlen. s Oratorlenabend. Heute Mittwoch (7.s 8 Uhr Im Gewerbe- Hau»: „E kkehard" für Soli, Ehor und Orchester von Hugo Röhr unter Leitung von K. M. Pembanr. AuSIllhrcnde: SInsoniechor, Dresdner Liedertakel, Dresdner Philharmonie. Solisten: Otto Wolf, Charlotte Schrader, Sigrid Weigang-Rothermel, Hilde Tausche, Georg Zottmayr. Karten bei RicS. -s Zwei Sänger. Das heißt, das eine war eigentlich eine Sängerin: Erna Berger, dte tm Opernhaus in der Neueinstudierung von „Barbier von Sevilla" erstmals die Rosine sang. Ihre Doppelbegabung als zierliche Soubrette nnd begabte Koleratursängerin kam ihr dabei sehr zustatten. Im Spiel gab sie drollig, fast allzu drollig das kleine ver liebte Mädel, das -en alte» Vormund prellt: im Gelang ließ sic blitzsauberes Figurcnwerk und anmutige leichte Kantilcnen hören. Freilich hatte alle», sowohl das Gesang liche, wie das Darstellerische, etwas Westentaschenformat. Aber cs fügte sich doch nett und gefällig tm Ensemble et», das außerdem noch in Camilla KalladS Mar-elltne eine neue charakteristische Bussosigur bekommen hatte. — Ein paar Häuser weiter im Volks wohlsaal sang Erik Wildhagen Arien und Lieder. Stets gern gesehener Gast in Oper wie Konzert, überraschte er diesmal mit etwas Neuem, d. h. für ihn Neuem: er sang aus „Tannhäuser" das erste Lied des Wolfram und gab damit eine Stil probe aus dieser eben in sein Repertoire ausgenommene« Partie. Nach der schönen, weichen Linie, die er dem Lied zu gebe» wußte, zu schließen, muß er gesanglich aus der Bühne ein sehr guter Wolfram werden. Außerdem hörte« wir von ihm eine Folge besinnlicher Brahmslicder, die auf sehr geschmackvolles Piano gestimmt, in Ton und Vortrag viel Kultur verrieten. Sein ebenfalls schon bekannter Klavierbegleiter Hellmuth Baentsch erwies sich zwischen -en Liedern mit einem Solostttck als stilknndtger Bach spieler. An Beifall kehlte eS hier so wenig wie in der Oper. Znr Opernausführung wäre übrigens noch zu bemerken, daß die Regie einige allzu possenhafte Momente, wie z. B. das Marionetten-Finale der Woche jetzt gemildert hat. L. 5. t Tonkünstlerverein. Der erste Kammerabend brachte neben klassischer Musik auch zwei zeitgenössische Werke. Wir wurden bekannt gemacht mit einer Flötensonatc und einer Klaviersonate von Günter Raphael, jenem jungen Komponisten, dessen Cello-Konzert einmal im Opernhaus zu hören war. Wie damals, so empfing man auch gestern keine stärkeren Eindrücke. Saubere Arbeit, zurückgchend aus alten imitativen Stil — am tnpischsten im Adagio der kleinen Klavicrsonatc, das wie abgemalt erscheint nach einer zwei stimmigen Invention von Bach —, doch dies alles mit einem Minimum an eigenem Gesicht, ohne Jugend, ohne Frische, ohne Freude, ohne Trauer. Gelegentlich werben einige dissonante Akkorde hineingepscsfcrt: auch das ohne Wirkung. Der Komponist spielte selbst Klavierpart und konnte mit dem Flötisten Blrr sür freundlichen Beifall danken. — Zwei besonders schöne alte Werke hörte man sodann: Hän dels E-Dur-Sonate für zwei Violinen »nd Klavier, in der das Zusammenspiel nicht immer die wünschenswerte Ge nauigkeit hatte, un- Mozarts A-Dur-Ouintett für Klari nette und Streicher. Mit diesen Werken fanden die Herren Theo Bauer, Felix Bauer, Raphael, Schütte ldcr wundervoll die Klarinette blieSs, Beckert und Rhede den lebhaften Beifall der zahlreichen Hörer. s Heilerer Sinakterabend z«m Besten der Altershilfe, Offenbach war diesmal vertreten mit seinem „Urlaub nach dem Zapfenstreich". Auch diese» Bühnenwerk- chen enthält alle für Offenbach» Kunst kennzeichnenden Stil elemente und Vorzüge: liebenswürdige, melodiöse kunst, feine parodistische Züge «nd ironisierende Nach ahmungen der „großen Oper". Daneben freilich auch gewisse Nachteile und Schwächen vieler Ossenbachscher Operette», so zum Beispiel, baß die Rollen oft nur wie schablonenhafte Typen, nicht wie individuelle Gestalten wirken. Ihnen allen — der „Witwe", der „Nichte", den Sergeanten, Korporalen» Gardisten. Feldhüter« und »onst da» Stück bevölkernd«
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