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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.05.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320527013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932052701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932052701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Enth. Beilage: Der D.N.-Kraftfahrer (Nr. 21, Seite 9-10)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-05
- Tag1932-05-27
- Monat1932-05
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.05.1932
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Nr. L4S Seite« — »V««ö«er Nochekhk«»- -rett«. 27. Ma, ISN Oerttiches un- SSchstfcheS Blüten fallen ... Verschwunden ist das Meer der Blüte«, «ar aoch Ms« kNngt sein Lieb durch bad Land. Schon zeige» die Obst bäume die ersten schüchternen Ansätze zur frucht, and an den Sträuchern lugen grüne Trauben und Beere« «eu- gterig in» hellgoldene Sonnenlicht. llrewig dieser blhylhmus des Geborenwerdens, am zu sterben. Hast tiber Nacht, herauSgelockt vom warmen Winde, steckte die Kastanie als eine der letzten Bäume ihre Lichter auf. Und nun faste» auch diese Blüten ... Märchengleich ist das Bild, das sich am Weiße ritz» Ufer, nach dein Cottaer NatbanS zu, dem Auge bietet. Aus viele Hunderte von Metern ist der Fußsteig beiderseits des Flusses mit Millionen roter Blüten bedeckt, die a«S den dicken Blätterkroneu der hoben Kastanien unaufhörlich herabrieseln und leise einen Teppich weben von unvergleich lich zarter und warmer Schönheit. Da liegt die Seele des BaumeS . . . Erweckt von glühendem Sonnenstrahl gibt st« ihm im Vergehen all das viele Gold znrück, das sie ins Leben rief. Die Strasie leuchtet weithin, zauberhaft, wie purpurne», mildes Abendrot, das einen neuen besseren Tag ankünbet, den Tag der Netfe . ., k—r. Sie Seutfchnatienale» svrtern ein MittelitmMämtzaM Abg. Siegert und die übrigen Mitglieder der deutsch nationalen LandtagSfraktivn haben folgenden Antrag ein gebracht: . , , Tie NelchSregiernng nnd die sächsische Regierung haben wiederholt ans die volkswirtschaftliche un- staatspolitische Bedeutung des deutschen Mittelstandes htngewtesen. Leider sind dieser zum Ausdruck gebrachten Ueberzeugung gesetz geberische Taten nicht gefolgt. An der 63. Sitzung des deut schen Reichstages am 1l. Mat 1932 hat der Reichskanzler er neut die Forderung des deutschen Mittelstandes betont. Wir beantragen daher, der Landtag wolle beschltekien, die säch sische Regierung wolle bet der NeichSregierung dahin vor stellig werden, alsbald zu Artikel 164 der ReichSversastung ein A u S f ü h r u n g S g e s e tz zum Schutz des Mittel standes in Landwirtschaft, Handel und Ge werbe zu erlassen. Sollte die Reichsregierung dem Er suchen der sächsischen Regierung nicht alsbald nachkommen, so wird die letztere beauftragt, im Reichs rat «ine ent sprechende Gesetzesvorlage einzubringen. Sin »weiter Antrag derselben Partei lautet: Wir beantragen, der Landtag wolle beschlieben, die Regierung zu beauftragen. Im Landtag einen Gesetzentwurf vorzulegen, in welchem der Absatz 1 des 812 de» Gewerb e- steuergesetzeS vom 3N. Juli 1026 IGesehblatt Seite 178> folgende Fällung erhält: „Wird das Geiverbe von einer oder mehreren natürlichen Personen betrieben und beträgt -er Ertrag nicht mehr als 12 000 NM., so wird von ihm «in Be trag von 1500 RM. abgezogen. Die» gilt nicht für die in 8 2 Absatz 2 bezeichneten Gewerbebetriebe." Gegen Sonderbtiaftiine »er Beamtenschaft Der Landesbund Sachsen des Deutschen BeamtenbundeS wendet sich in einer Entschließung mit allem Nachdruck gegen die Pläne der NeichSregierung, ent gegen allen vom Reichskanzler und NeichSfinanzminister bis vor kurzem abgegebenen bestimmten Erklärungen, neue Einnabmeauellen wiederum durch eine Gonderbelastung -er Beamten zu schassen. Er erbebt schärfsten Einspruch gegen jede Sonderbehandlung der Beamten und fordert nach wie vor, das, alle Staatsbürger ohne Unterschied im Verhältnis ihrer Mittel zu den öffentlichen Lasten beitragen, wie es in der NeichSverfassung vor gesehen ist. Für Senkung »er zernsvlllbSrimtgrWr Von der W i r t sch a ft Sp ar t e t ist folgender Antrag dem Landtage zugegangen: Die hohen Grundgebühren für Fernsprechapparate zwtn- gen bet der jetzigen schweren Wirtschaftslage zahlreiche Hern- sprechteilnehmcr zur Aufgabe ihrer Anschlüsse. Tie Reich»- Wir dellen anldauen! Vte erste Semmerscharr -es Deutsche« -vvtene-Mirseums „Familie u«b Ha«»", da» sind di« beiden ve- griffe, di« in -er ersten Sommerschau de» Hygiene- Museum», die am heutigen Freitag eröffnet wird, zusammenklingen. Noch klarer wird der Gedanke, wenn man die Inschrift an einer Bildtafel wiederatbt, dl« folgendermaßen heißt: „Wenn in wirtschaftlichen Notzeiten die Welt draußen mit ihren Anregungen und Vergnügun gen nur schwer zugänglich ist, kann das Heim Ersatz sür viele» bieten..." Aber welche» Heim? Diese Frage be handelt wiederum die Sommerschau, die, wie vberbürger- meister Dr.-Jng. e. h. Blüher in seinen BegrUßungS- werten beim BestchtigungSrundgang auSfsthrte, nicht nur ««»stellen, sondern vor allem auch be raten will, wie bet allen Ansorberungen, die die Hygiene stellt, Einrichtung und Haushalt praktisch teil» durch Neu heiten, teil» durch Schaffen von Neuem aus Altem und sparsam gestaltet werden kann. So stellt sich die Schau be wußt in die heutige Notzeit. Wenn in da» theoretisch wissenschaftliche MuseumSbild Srzeugntsse von Handwerk und Industrie, durch die Wissenschaft beseelt, gestellt wurden, so wirkt der Gesamtcindruck recht harmonisch. Auf der einen Seite bringt die Schau den Beweis, in welch hohem Maße sich die Museumsräume auch für AuS- stellungSzwecke eignen, aus der anderen Seite ist das wissenschaftlich« Material sinnfälligst erläutert. Die Schau beginnt in der Repräsentations halle mit der Wohnungseinrichtung. Alte und neue Zimmereinrichtungen sind gegenttbergestellt, hier Biedermeier, Empire und überladener Marquardtstil, auf der anderen Sette zweckmäßig« Möbel in harmonischen Linien, gedämpfte Farben, schlichte Beleuchtungskörper und eine Ueberstcht über Farben bet Inneneinrichtungen, die zu einander stimmen. Im anschließenden Raum sind e» die gleichen Beispiele der Küche. Zweckmäßige und unzweckmäßige Ausstellung der Küchenmöbel macht auf bas Thema „KrästeersparniS der HauSsrau" aufmerksam. Recht wirkungsvoll wird gezeigt, wie man sich Kistenmöbel Herstellen, oder durch Bastelarbeit und Farbe au» verschnörkelt Ueberholtem Glatte» «nd Farben freudige» gestalten kann. Daß natürlich «ine Ueberstcht über Hygiene bet Nahrungsmitteln nicht fehlt, baß gezeigt wird, welche Krankheitsherde sie fein können, ist selbstverständlich. Töpfe, Porzellane, Herbe, Hilfs- Maschinen jeder Art zeigen immer wieder den Gegen- satz vom Praktischen und Unpraktischen, vom Neuzeitlichen und Ueberholten, und der Gipfelpunkt ist eine elektrische Küche, die auch Demonstrationszwecken dienen wird. Die anderen Räume behandeln vor allem auch Hygiene im Hause, wie Schädlingsbekämpfung, Fußbodenpflege, Konservierung von Obst und Gemüsen in der Industrie und im Haushalt. Zahlen- und Bildtafeln sprechen hier manchmal «ine recht wirksame Sprache. Von der Hygiene der Wohnung ist'» nur ein Schritt zur Körper- pflege im Hause mit Wasch- und Babeetnrichtungen von der einfachsten bi» zur vollkommensten Art. Die Gruppe „Hygienische Kleidung" ist eine Modenschau für sich, die besonder» deutlich die Fortschritte der Hygiene in Gegenüberstellungen von Landsknechts- und Neifrvcktrachten bi» zum heutigen knappen Anzug ober Kleid schildert. Natürlich ist hier auch die HauSschneiderci betont. In der Waschküche steht der Begriff .^kräfteerspar- nis" wiederum obenan. HtlfSgeräte und Waschmittel ent sprechen den «««testen Forderunge« ans hygienische« «ad arbeit»- technischem Gebiete. Nach einer alkoholfreien Bar, die wie der Er frischungsraum des Museum» vom Stadtbund Dresd ner yrauenveretne betrieben wird, gelangt man schließlich in eine reich beschickte Bücherstube mit ge sundheit-pflegerischer Literatur. Daß man beim Gang von einem Raum zum anderen die schon vorhandenen MuseumSräume der Gruppen „Frau und Kind" und „Ernährung" durchschreiten muß, ist nicht nur löbliche Absicht, sondern zweckvolles Beginnen gewesen, um den Gesamteindruck der Gommerschau, die zahlreiche Ver- anstaltungen, wie Schnell- und Kochkurse, Filmvorführun gen und schon am 1. Juni ein große» Kinderfest um- schließen wird, zu eindringlichster Wirkung abzurunden. post bat e» bisher abgelehnt, eine Senkung der Grund- gebühren vorzunehmen. Die Wirtschaftslage und der auf allen Gebieten der Privatwirtschaft erfolgte Preisrückgang zwingt aber zu solchen Maßnahmen. Wir beantragen daher: Der Landtag wolle beschließen: die Negierung zu ersuchen, bet den hierfür in Frage kommenden Stellen für eine er hebliche Senkung der Grundgebühr der Fern- sprechanschlüsse etnzutreten. — Sinsuhrstener aus ««ichSbeutsche Bücher in der Tschechoslowakei. Nach Meldungen aus Prag soll beabsich tigt sein, mit 1. Juni d. I. eine Einfuhr st euer von 3?L vom Fakturenbetrag der einaefttbrten Bücher zu erheben. Diese Steuer wurde sich, da fast alle Buch händler Importeure und Verkäufer lind, ans 6°/« erhöhen und eine wesentliche Verteuerung der Bücher zur Folge haben. Da ein großer Teil der in die Tschechoslowakei gelangenden Bücher aus Deutschland stammt, ist klar, daß durch diese Maßnahme, wenn sie verwirklicht wird, in erster Linie der reichSdeutsche Buchverlag Schaden er leiden dürfte. — Im MSnnerbund der Martiu«Luther«Gemeinde sprach Pfarrer Ihle über Albert Schweltzer. An Hand der etgenen Werke Schweitzers entwarf der Redner ein Bild von diesem noch in der Vollkraft seiner Jahre stehenden, bereits weltberühmten Manne. Schon in seiner Kindheit bewies er Willenskraft, als er sich aus einem schlechten Schüler in etncn hervorragend guten wandelte. Nach be standener Reifeprüfung studierte er Theologie und wirkte als Professor an der Universität und als Vikar an der Nikolaiktrche in Straßburg. Daneben war er einer der größten Meister im Orgelsptel geworden. Besonders Bach ist erst durch ihn voll verstanden und gewürdigt ivorden. Die Kunde von den entsetzlichen Krankhelten im Kongogcbiet, ließ den Entschluß reifen, Negerarzt zu werden. Als SOjähriger Professor fing er an Medizin zu studieren. Ob wohl seine Orgelkonzerte Weltruf erlangten, obwohl ihm von Universitäten und anderen Stellen die glänzendsten Anerbietungen gemacht wurden, folgte er, sobald er die erforderliche medizinische Ausbildung besaß, seiner inneren Stimme, ging mit seiner jungen Frau nach Afrika und gründete unter den größten Schwierigkeiten an einem Nebenfluß beS Kongos im unwegsamen Urwald eine ärzt liche Station für die Eingeborenen. Schon nach einem Fahre machte der Weltkrieg seinem Wirken dort ein Ende. Als er 1918, krank und niedergedrückt, al» Austausch gefangener an Deutschland auSgcliefert wurde, war es der schwedische Erzbischof Goederblom, der ihn zu sich ries und ihm Lebensmut und Selbstvertrauen wiederaab. Sobald er durch Konzerte, Vorträge und den Ertrag seiner Bücher — er schrieb in dieser Zeit die in der ganzen wissenschaft lichen Welt aufsehenerregenden Werke „Zwischen Wasser und Urwald" und „Die Mystik de» Apostel Paulus" —, die nötigen Mittel erworben hatte, fuhr er wieder an den Kongo. Seine Station baute er neu auf und erweiterte sie dann erheblich, besonders als infolge einer Hungersnot große Epidemien auSbrachen. Krankheit zwang ihn nach wenigen Jahren, für längere Zett nach Europa zurüclzu- kchren, wo er mit Auszeichnungen überhäuft wurde. Während seines wetteren Aufenthalte» in Afrika bildete er sich dann so viel Ersatz- und Hilfspersonal heran, daß er 1932 bet seiner dritten Rückkehr nach Europa die Station beruhigt verlaßen konnte. — Zum Schluß zeigte der Redner noch eine Reihe trefflicher Lichtbilder. kalke« kag ist seit 1-S0 31<>/o billiger, üuherrlem la le6em Paket einSukckein. Betonung ihrer oftmals herben Struktur zu Gehör ge bracht. Stier erwies sich als trefflicher Klavterpartner und Alleinspieler: und das außerordentlich gepflegte, musikalisch sichere Violin- und Cellospiel von Hofmann-Sttrl und Johannes Smith gewährleistete ansehnlichen Kunstgenuß, der sichtlich seinen Eindruck aus die Hörer nicht verfehlte. Der Chor der Kantoretgesellschaft sang mit schönem, gepflegtem Legato, im Verein mit gesunder Vor tragsweise, Handnsche Chorwerke ernsten und heiteren Charakters, wie das „Danklied zu Gott", den „Greis" und die „Harmonie in der Che", der Jugendchor überdies Handnsche Kanons. Verbindende Worte sprach zwischen durch Kantor Stier, geschickt charakteristische Brtefstellen nnd Episoden aus HandnS Leben einslechtend. Alle» in allem also ein recht gehaltreicher, nur etwas lang aus gedehnter Haydnabend, der reichen Zuspruch gesunden hatte. v. l,. s 4. Ausstellung der Deutschen Buchgemeiuschnst »»« Mitglie- ter» der Dresdner gunstarnossealchajt. „Der Szentker al» Maler": Zetchnunaen, Pastelle, Aquarelle von Adolph Mahnke. Der Ausbau der „Wartburgwaldbühne". Der Plan zur Errichtung einer Wartburgwaldbühne in Eisenach nimmt jetzt greifbare Gestalt an. ES ist zu diesem Zweck ein Verein „Wartburgwaldbühne" gegründet worben, besten Mitglieder mit ihren Beiträgen die Bausteine sür die Bühne liefern sollen. Neben dem Verein ist eine „Stiftung" Wart burgwaldbühne errichtet worden, zu der Gönner bereit» nam hafte Beiträge gezeichnet haben. ES ist dadurch schon mög lich geworden, das für die Waldbühne in Aussicht genommene Gelände neben dem Hainstein so instand zu setzen, daß Anf- sührnngen stattfinden können. Von sogenannten „Fest spielen" in Eisenach wird vorerst abgesehen. Die künstlerische Leitung der Bühne hat der Erbprinz von Reuß über nommen. Tie feierliche Grundsteinlegung, zu der der Erb- prtnz von Reuß die Festansprache halten wird, findet am 24. Juni statt. Ten baulichen Entwurf hat der Eisenacher Architekt Fischcr-Barnicol geschaffen. Intendant Fran» Peschel ist um die künstlerische Ausgestaltung der Bühne be müht. s* Europa» modernste» Theater — da» Ratio««!« theater in Athen. Der Baron Rothschild auS Part», der Eigentümer des Theaters Ptgalle, da» bi» heute al» da» technisch vollendetste Theater ganz Europa» bezeichnet wurde, besichtigte kürzlich in Athen da» neue National theater und erklärte hierbei ganz offen, daß letztere» seine Musterbühne technisch weit überflügele und in seiner heu tigen Form da» modernst eingerichtete Theater ganz Europas sei. DaS Bühnenhaus besitzt unter der eigentlichen Bühne noch Raum sür den Ausbau zweier voller Szenen, ebenfalls rechts und links der Hauptbühne. Zu der Dreh bühne gesellt sich hier noch die Einrichtung der elektrischen Aufzugsbühne: bei Szenenwechsel erfolgt aus dem Wege über vier elektrische Aufzüge innerhalb weniger Sekunden da» Heraufbrtngen und Verankern einer aene» Bühn«, während die frühere Szene mit Aufbauten «nd Personal bi» zwei Stock tief versenkt wirb. Für veleuchtungszwecke wurden volle 19 Millionen Drachmen — das sind mehr als 600 900 Reichsmark — verausgabt, eine gigantische Summe für griechische Verhältnisse. Dabet bewegen sich, wie Dr. Meißel im Rahmen eines Aufsätze» in der „Deutschen Bühne" berichtet, die Eintrittspreise in ganz niedrigen Grenzen und betragen auf den besten Sitzen 80 Drachmen — das sind 1,60 Reichsmark — und aus den billigsten Sitzplätzen 10 Drach- men, also etwas mehr als OM Reichsmark. Zweimal wöchent lich aber finden glcichprogrammige Vorstellungen in der gleichen Rollenbesetzung statt, tu denen die Preise sogar noch um öO Prozent gekürzt sind, um so den allerbreitesten Vevölke- rungsschichten den Theaterbesuch möglich zu machen. „Lln blbchen Optimismus, o meine Herren!" Wo da» vorkommt? In der „Bohdme". Allerdings heißt e» dort „Ein bißchen Religion", aber da Not beten lernt, dürfte es un» augenblicklich an Religion nicht fehlen: an Optimismus fehlt es uns aber sehr. Da tut es denn wohl, wenn man in der breitesten Oesfentltchkeit, die e» heute gibt, nämlich im Rundfunk, ein mal so eine kleine Optimtstenpredtgt hört, wie sie gestern die Mi rag verbreitete in Form de» Vorträge» „Muß e» schlechter werben?" von Karl Naasch. ES war da» eine einfache wtrtschastSgeschichtltche Betrachtung. Aber man hat sie mit aufrichtiger Freude gehört. Sie ging davon au», baß sich heute alle» in düsteren Prophezeiungen überbiete. TS geht un» schlecht. Ohne Zweifel. Aber so schlecht, wie e» un» noch gehen wird — ja, dagegen ist da» Schlecht von heute noch gar nicht». Also sprach zwar nicht Zarathustra, aber also spricht heute jeder mann. Wer Arbeit hat, ist sehr pessimistisch. Wer aber keine Arbeit mehr hat, der ist einfach lästerlich pessimistisch, und wer gar noch keine Arbeit hat, der überbietet diesen Pefst- mi»mu» um ein Erkleckliche». Da» will sagen, daß die arbeitslose Jugend von heute sozusagen den Gipfel von Schwarzseherei barstellt. Also sprach Kurt Mansch. DaS ist zweifellos richtig. Der Vortragende erklärt e» daran», daß der jugendliche Arbeitslose von heute da» Wirt schaftsleben überhaupt nur in Form der Wirtschaftskrise kennt «nd darum gar keinen Begriff hat von einer mög- liche» Besserung der Verhältnis«, de« ftch der ältere Arbeitslos« au» früheren Zetten doch noch in die Erinne rung herttbergerettet hat. Immerhin sagen sich alle, eine solche Wirtschaftskrise, wie wir sie gegenwärtig durchleben, war noch nicht da. Allo ist auch gar keine Gewähr, ja nicht einmal die leiseste Wahr scheinlichkeit gegeben, daß sie sich je überwinden laste. Einen Trost gibt e», so sagte unser Vortragender weiter, e» geht nicht nur un», e» geht allen schlecht. Sogar den weltbeherrschenden Amerikanern. Und nun wurde eine Kundgebung beS amerikanischen Arbeitskommissars verlesen, die an Pessimismus alle» übertraf, wa» man sich nur ben- benken konnte: Ucberspitzung der Produktion: Nebertrei- bung der maschinellen Technik: dadurch hervorgernfeneS Neberangebot an Waren: Unterangebot an ArbettSmöglich- kett: Arbeiterentlastungen; Konkurs! Mit grimmigem Lächeln wirb sich jeder Hörer gedacht haben: Diese» Bild von heute kennen wirl Von heute? I bewahre! Dieser Bericht -es ameri- konischen ArbeitSkormuistar» stammt au» dem Jahre 1886. Triumphierend verkündet e» di« Stimm« -e» Vortragen den, und da e» noch kein allgemeine» Fernsehen gibt, mußte man sich die verblüfften langen Gesichter der pessimistischen Nuirdfunkhörer dazu denken. Go? Damals ist da» auch schon so gewesen? Un- doch ist e» nachher eigentlich sehr viel bester geworden . . . hm, hm . .. Aber die Beweis- sllhrung geht weiter. ES wirb ein Bericht de» weiland großen Nationalökonomen Nodbertu» verlesen auß -en Jahren 1887 und 1888. Uber die Katastrophe der englischen Setdentndustrie. -er ohne weiteres einer Zeitung von heute entnommen sein könnt«. Und die Gesichter -er zuhörenden Pessimisten werden länger un- länger. Also: vernichtende Wirtschaftskrisen hat es schon früher gegeben. Un- e» ist -och nicht schlechter und schlechter da nach geworden, sondern wieder gut un- immer besser. Mit hin, um -aö aus heute anzuwenden . .. Wobei man sich ruhig klarmachen kann, daß natürlich trotzdem heute ganz besondere Schwierigkeiten im Spiel sind: die Reparationen vor allem, dann der Handelskrieg, auch die allgemeine Uebervölkerung. Aber trotzdem: Muß es schlechter werben? Wer nach diesem prächtigen Vortrag den Lautsprecher abgestellt hat, wird doch auch bet gröberem Hang zu selbstquälerischem Pessimismus etiva» nachdenklich geworden sein. Sollte er »ur Ablenkung aber noch weiter angestellt ge losten haben, so wird er ein paar hübsche Gedanken vom Deittschen Bwltothekartag gehört haben über die Kultur notwendigkeit de» Buches. Nachher kam «in Hörspiel „GtrlS gesuchtI" Da habe ich nun allerdings nach einiger Zett ab- geschaltet. Un- habe mir statt besten die schmalzigste Platte des Bajazzo-Prolog» auf» Grammophon gelegt, die ich be sitze „O. glaubt mir. wie eu-hench schlägt voll Lust und Lei» auch in de» Gau-Haukler» Brust ein Herz!" Aber wo wird «» denn nicht? Sin bißchen Optimismus, o, mein« Herren! k S.
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