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Dresdner Nachrichten : 13.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193211135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19321113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19321113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-11
- Tag1932-11-13
- Monat1932-11
- Jahr1932
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- Dresdner Nachrichten : 13.11.1932
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— »Vres-«er -tachrlchteü* — Itr. SSS Seite S Dte Schwestern vom Hohenhaus In Dresden und in der Lößnitz hat der junge Gerhart seinen „GommernachtStraum" erlebt. Als reifer Mann und nun als Siebzigjähriger hat er ihn auch seotchtet, in einem Lustspiel und in einer Novelle. Dichtung und Wahrheit schillern da bunt durcheinander. An einem Herbsttag de» Jahres 1881 feierte sein «Nester Bruder Georg Hauptmann seine Hochzeit mit Abele Tbienemann, Tochter eines Berliner GroßkaufmannS, aus „HobenhauS" bei Zttzschewtg. Der IS Jahre alte Gerhart hatte dazu ein Festspiel „Liebes- geschrieben, in Lessen Versen der Elfensang auS Shakespeares „Sommernachtstraum" wlderhallte. Ob Georg, der iunge Ehemann, Carl, der werdende Bräutigam der Martha Thiene mann, oder sonst jemand der Hoch zeitsgesellschaft er- staunt gewesen sind, in Gerhart einen Dichter zu finden, berichtet uns kein Ohren zeug«. Derschmäch- ttge Jüngling mit dem Lockenhaar war damals das Sorgenkind der Familie,ein schlech ter Schüler in BreSlau, ein miß glückter Landwirt auf Gut Lederose bei Strtegau, jetzt ein Studierender der Köntgl. Kunst- schule in BreSlau, der ein Bildhauer werden wollte. War das schon eine brotloseKunst.waS sollte dann erst die Dichterei er bringen- — Seine Träume aber durste der junge Poet in Hohenhaus frei schweifen lassen.Ein alterBischossihwar dieses Lößnttzhaus pix>«.»ur<>ettuni> gewesen: «in schö- Charlotte Baste (s) al, Rautendelein »er, parkartiger Garten zog sich die Berglehne hinan: da stand auch ein« Nein« Kapelle, tu der ein Glöckchen hing, dessen Klang romantische Stimmung weckte: Wem quillt die voll« Seele über» Daß er das Helle Glöckletn läutet? Denn klingt ihr Ton zu mir herüber. So weiß man, daß eS Glück bedeutet. Ein Brunnen war da, »cher sich Nar und kalt aus einem Löwenmaul ergoß". Alte» Gemäuer, enge Treppen, Kreuz gewölbe, Kamine, — „ein ernster, strenger Geist hatte hier Stein aus Stein getürmt, hatte gezimmert und gewölbt, lichter Geist der Gegenwart batte das AuSgestorvene in Besitz genommen und eS auSgeschmückt, farbig und launisch, reich, licht und modern". So hat der Dichter den alten Herrensitz zehn Jahre später gekennzeichnet. Den lichten Geist der Gegenwart brachte Vater ThienemannS Lebens- freuüe und die Jugendlust seiner fünf Töchter, denen die Mutter früh gestorben war, ins Haus. Herrnhutisch er zogen, waren sie doch voll Heiterkeit und Mäbchenmutwillen. Bis auf Marte freilich, die melancholisch und ernst war. Aber gerade sie tat eS Gerhart an, obwohl und vielleicht weil sie «in paar Jahre älter war als er. Als Vater Thienemann plötzlich starb, siel schwerer Schatten über das lichte HauS. Aber die Brüder Hauptmann blieben dem FünfmädcrlhauS fest verbunden. Gerhart fand «in paar Jahre hindurch hier Asyl für seine Dtchterträume, die damals noch ganz in Eptgonenart nach Rom und Ger- manten schweiften. Dichtete er doch auf Hohenhaus neben Balladen wie „Der Tod des Gracchus" auch ein Schau spiel, „Das Erbe de» Tiberius", das von zwei Theater direktoren prompt abgelehnt wurde und besten Handschrift verschollen ist. Dte Hochzeit in Dresden AVer noch immer war er eigentlich Bildhauer. Bon Hohenhaus au» besuchte er sogar im Juni und Juli 1884 die Dresdner Akademie der bildenden Künste ganz« sechs Wochen lang und zeichnete da fleißig Akt. Er war schon einmal in Italien gewesen und kehrt« nun -um -weiten Male in Rom ein, wo er ein Atelier tnnehatte. Doch er krankte «r bald und lag an Typhus danieder. Marte Thienemann pflegte ihn und nahm ihn mit zurück nach Dresden und Hohenhaus. Im Mat 188S, kurz nach der Hochzeit seine» Bruder» Carl, fand dte Trauung in Dresden statt. Dte neuerbaute JohanntSkirche an der Ptllnitzer Straße war der Trauort. Dte Hochzeit wurde im Belvedere gefeiert. Al» das Paar über die Brühl- sche Terrasse dahin schritt, blickte e» sehnsüchtig nach den Lößnitzbergen, wo sich Hohenhaus, da» Paradies der Brautzeit, barg, da» nun an Fremde verkauft werben sollte. Den Anblick, den sie selber den Vorübergehenden boten, hat Gerhart Hauptmann mit der ihm eigenen Un- erbittlichkett der Beobachtung nicht viel später selbst ge schildert, wenn auch hinter dem Schleier romanhafter Ein- kleibung: Schmächtig, blaß, blond, langmähntg der junge Ehemann imgeborgtenFrack: blaß und kränkltchauchbte junge Frau, ein auffallendes Paar. Ein vorübergehender Garbe, retterleutnant äußerte sich zu seiner Begleitung laut und derb über die vermutlich nur kurze Lebensdauer de» schwäch- lichen Ehemanns. Darüber wäre «» beinah »um Hand- gemengt gekommen! — Welch' sonderbare» HochzeitS- «rlebnt» eine» künftigen Dichter»! — Da« Ehepaar zog bald danach von Dresden fort nach Berlin, wo sich nach «»ruhevollen Jahren endlich die wahre Berufung Haupt- mann» entscheiden sollte. „Die Jungfern vom BtschofSberg" Aber der Sommernachtstraum war noch nicht aus- aetrSumt. Aus den Lößnitzbergen weilte noch immer die Sehnsucht und webte Erinnerung um Hau» und Bark die »unten Schleier. I« Dezember ISA reift« Vertzart Haupt ¬ mann mit Paul Gchlenther von Berlin nach Wt«' um dort die Ausführung der „Einsamen Menschen" «... Burgtheater zu sehen. Bei Kützschenbroda angelangt, sprang der Dichter auf und starrte durch die Fensterscheibe nach den Lößnitzbergen. „Wenn ich mal einen Sommer- nachtStraum schreiben sollte, so kann er nur dort oben spielen!" Und er wies auf dte Höhen. „Denn dort oben liegt HohcnhauSl" Er sah es durch das Dunkel mit dem Auge der Erinnerung, und er sah eS etwa fünfzehn Jahre PIwt vmno Vledr Alfred Meyer sf) al» College Crampton später mit der wiederbelebenben Phantasie des Dichters. Da war das begüterte HauS an der ÄergeSlehne, am „BtschofSberg", mit Garten und Weinberg und Brunnen gemäuer: darin die fröhlichen Jungfern, vielfach um worbene Schwestern, streng erzogen und doch lebenösreudtg, die gefühlvolle, ernste Agathe darunter. Aus der Familie Thienemann wurde die Familie Ruschewey, aus Meißen, der Stadt mit dem Dome, Naumburg an der Saale, mit dem nicht minder berühmten Dome, und aus dem Er lebten und Erdichteten bildete sich das liebenswürdige Lust spiel „Die Jungfern vom BtschofSberg" heraus. Gewiß, eS ward kein SonrmernachtStraum im Märcheütöne Shakespeares, eS wurde eine ernst-heitere Familiengeschichte unter zärtlichen Verwandten: aber am Schlüße leuchtet doch das Zauberland „Bimini" herauf, das überall zu finden ist, wo Jugend und Liebe und Lebenslust brausen. Und dieser iunge Wein, der hier gärt, er ist doch dem Dichter erwachsen in den Bergen seines Brautparadteses, in der Elbaue zwischen Dresden und Meißen. „Dte Hochzett auf Buchenhorst" Und noch einmal, fast fünfzig Jahre später ist Gerbart Hauptmann als Dichter in das Dresdner Jugendparadies zurückgekehrt. In der Erzählung „Die Hochzeit auf -'Buchenhorst" wird der alte herrschaftliche Landsitz mit leinen eigenartigen Bewohnern, wird das Elbtal und die Stabt Dresden, von Erinnerung übergoldet, wunderbar lebendig. Das «alte, unvergeßliche Lößnitz-LandhauS" mit PXot. o«y» 1«IU» Erich ponro al» Schluck der kilometerlangen Mauer, darin der »purpurrote Musik- salon mit den schweren Damastvorhänaen an den Fenstern", der Park mit Brunnen und Ruine — da» ist der Schauplatz nicht nur des Leben» mit der „lieben entzückenden Braut", sondern auch eines anderen LtebeSbündniffeS, das in tragi komischem Ausbleiben des sonderltnghaften Bräutigam» beim Hochzeit-fest aus Buchenyorst endigt. Aber «in Fuß- marsch nach Meißen, ein erlebtes Idyll im Geiste Ludwig Richter», die Schönheit des breiten, bvruftetnfarbt-en Stromes werden im Glanze seligster Jugenblust und rein sten FreunbschaftSglückes geschildert. Auch die eigene Hoch, zeit, die kleine Feier im engsten Kreise auf der Brühlfchen Terrasse, die höchst überraschende erste Anerkennung der Künstlcrschaft des jungen Bildhauers in der Traurede leben in der Erzählung wieder auf. Wir erfahren, daß sich Ger hart Hauptmann vor dem Gipsmodell von RietschclS Luther im Palais des Großen Gartens verlobt hatte, und hören das Bekenntnis: ,Lkch liebe den Großen Garten zu jeder Jahreszeit." Schlittschuhlauf auf dem PalaiStctch ist mit dem Geschick des Freundes verknüpft, und wir wohne» einem. Frühstück der beiden im alte» Italienischen Dörfchen bet. Ueber Oper und Galerie fallen bewundernde Worte. Die Atmosphäre des alten schönen Dresden ist in dem -timmungszauber dieser Ertnnerungsnovclle fcstgchaltcn, .ine späte Huldigung des Dichters an die Stadt seines schönsten Hugcnderlebnisses. Anderthalb Jahrzehnte später baut der nun berühmte Dichter für die Frau und drei Söhne ein Landhaus in Blasewih, nahe dem Elbuser, während in Agnetendorf der „Wiescnstein" heranwächst, der ihm und der zweiten Lebensgefährtin zur neuen Heimat werden soll. Die Bitter nisse der Scheidung von der ersten Frau spielen sich in Dresden ab. Der Sommernachtstraum von Hohenhaus zer stiebt ... Die Dramen tn Dresden M Jahre nach I , 0ko>. Nickle, >r-' Grethe volckmar al» Rose Bernd mit Wahlberg und Jenny Schaffer ging ohne längere Nach wirkung vorüber (1V1V). Das Jahr von Hauptmanns SV. Geburtstag, 1022, bracht« „Und Pippa tanzt", außerdem als Ur aufsührung Haupt manns „Sturm" — das Ideendrama „Jnbtpohbi", das hier den neuen Titel „Das Opfer" erhielt. Des Dichters Sohn, der Maler Ivo Hauptmann, hatte die Bühnenbilder a schaffen. 1923 folge die erste Ansstthrung der „Weber" ii Staatlichen Schauspielhaus, also erst dreißig Jahr der Uraufführung mit ihren politischen Nachspielen. Dresden hat dem Dichter seine Liebe zu ihm, man darf wohl sagen: spät, aber reichlich vergolten. An den Kämpfen um die ersten Dramen des jungen Hauptmann, dte sich in Berlin abspteltcn, konnten seine Schaubühnen nicht teil nehmen. Sie waren noch weniger als die Berliner auf die neuen Forderungen des Naturalismus eingestellt. Aber schon 1804 brachte das XNesidcnztheatcr, damals Dresdens modernes Theater, „HannelcS Himmelfahrt" und drei Jahre später den „Biberpelz", Wagnisse der Realistik, Phantastik und Satire. 1807 öffnete das Hof theater, von Gras Seebach in neue Bahnen gelenkt, seine Pforten der als Märchen ungefährlichen „Versunkenen Glocke", und Charlotte Bastü war das Rautende lein, Paul Wiecke der Glockengießer Heinrich. Im Jahre daraus folgten die „Einsamen Menschen" mit Wieckes nervenfeinem Johannes Vockerath. Nach der Jahr hundertwende drangen einige der schönsten Dramen Haupt manns tn schneller Folge in den Spielplan des Hostheat^rs: 1001 „Michael Kramer" mit Lothar Mehnert, 1003 „Der arme Heinrich", 1M4 „Rose Bernd", 1005 „Elga" jBastü und Mehnert, Wiecke und Serda), IMS „Der Biberpelz", IMS „Fuhrmann Henschel", 1010 „Hannele". In der gleichen Zeit spanne machten Gastspiele LtnsemannS im Residenztheater mit „Bor Sonnenaufgang", des Berliner Lcssing- theaters mit „Pippa", „F r t e d e n S s e ft", „Kal, er Karltz Geisel", „Ratten" bekannt, und die ersten Schausplelkräfte BeriinS- MtrS-ck sK.^ttr Hauptmanns Menschen- und ZustaüdSschtldernngrn. Nach der kammer- sptelhasten Uraufführung von „Gabriel Schillings Flucht" in Lauchstcdt war I9l2 das Hpfsckausptcl das erste große Theater, das dieses Seelenspiel zu gestalten wagte. Die schwerumkämpsten „Weber" spielte zuerst das Albert- theatrr unter Maximus Rens ISIS. Und 1015 wagte sich das Hostheater an „Florian Geyer" mit Theodor Becker in der Titelrolle. Das düstere ,, Frtedensfest" folgte noch 1V1S. Hauptmann wohnte der Vorstellung bei. DaS Alberttheater unter Paul Willi brachte 1918 „Gri- selda", 1S19„Die Jungfern vom BtschofSberg" als ersteDreSdncr Bühne heraus. Es hat sich dann noch an „Pippa" s1920> und die „Winter ballade" (1925, gewagt, während sich da» „Neue Theater" tmSaale berKaufmannschaft 1924 am „Armen Hetnrtch" ver suchte. Da» Staatliche Schauspielhaus hatte 1918 mit „Schluck und Jau" «inen dau- ernbenErfolgdank derDarstellungder Titelrollen durch Ponto und Meyer. „Kaiser Nach einer Pause von vier Jahren nahm das Schauspiel „Die Jungfern vom BtschofSberg" tn seinen Spielplan aus und verschaffte diesem Lößnitz-Lustsptel durch Frische und Lebensfülle bis heute wirkenden Nachklang. Gleich nach der Münchner Uraufführung folgte „Doro thea Angermann^ mit Alfred Meyer und Alte« Verden swechselnd mit Marion Reglers; e» wurde eine Ehrenrettung de» tn München arg verunstalteten Werke». In den „Ratten". „Rose Bernd" und „Grtfelba" erfüllte Grethe Volckmar die weiv« ltchen Hauptgestalten mtt überraschend reichem seeltschen und dramatischen Leben. Und schließlich hat bas letzte Drama Hauptmann» „Bor Sonnenuntergang" mtt Derartt al» Geheimrat Clausen wie tn Berlin, so auch tn Dresden dte ungebrochene, sich selbst getreue Dtchterkrast Hauptmann» bewährt. F«ktr Zimmer«.»«.
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