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Dresdner Nachrichten : 23.02.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193602231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19360223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19360223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-02
- Tag1936-02-23
- Monat1936-02
- Jahr1936
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- Dresdner Nachrichten : 23.02.1936
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Sonntag. 23. Februar 1SZS — Dresdner Nachrichten — Nr. 91 Selten vomder unä fagäsiugreuge moäemer l.uktvvatten 2 ^utn. 8ckerl VUlLelälenst Dieser französische Nachtbomber ist bewaffnet mit je einem Doppel-MG im Rumpfbug Englische Jagdzweiflyer. Sie führen zwei starre Maschinengewehre, und auf Rumpfobersrite, sowie einem Boden-MG ein Doppel-MG auf Deckkranz Seitdem die Luftwaffe bet den Militärmächten aufgchört hat, lediglich als Htlfswafse für Heer und Marine zu gelten, und mehr und mehr zur selbständigen Waffe mit eigenen Auf gaben und Zielen geworben ist, macht sich innerhalb der modernen Luftwaffen eine bezeichnende Teilung in drei Zweige bemerkbar. Der erste wird gebildet von den Gruppen der Luftwaffe, die für den selbständigen Angriff vorgesehen sind, und umfaßt die Bombenflugzeuge für den operativen Einsatz: die Geschwader also, die wett in bas Hinterland des Gegners etndringen solle», um seine Rü- stnngSivcrkstätten und lebenswichtigen Anlagen aller Art zu zerstören. Die zweite große Gruppe ist die Berteidi- g u n g. Hier werden die Jagdgeschwader eingereiht, die die gegnerische Angriffsluftwasfe bekämpfen. Die dritte große Gruppe schließlich besteht aus den Lnftstreltkräste», die ein gesetzt werden zur Lösung strategischer und taktischer Aus gaben der Führung. In diese Gruppe gehören auch die Lust streitkräfte, die im Falle eines Krieges zur Zusammenarbeit mit Heer und Flotte bestimmt sind. Geläufig ist im all gemeinen die Unterscheidung in Jagdflugzeuge, Aufklärer und Bomber. Ueberblickt man die Mannigfaltigkeit der bei den Militärmächten in der Praxis heute verwandten Flugzeng arten, so lassen sich freilich eindeutig scharfe Trennunaslinien nicht immer ziehen: Mehrzweckflugzeuge sowie die verschieden sten Zwischcnformen kommen vor, so baß man, wenn man nicht Verwirrung stiften will, gut daran tut, sich an die Grundlinien zu halten und auf Vollständigkeit zu verzichten. Daher sollen im folgenden nur zwei Flugzengarten moderner Luftwaffen behandelt werden: doch gerade dem deut schen Leser wird man dabet manches Neue sagen, da infolge des langjährigen Fehlens einer deutschen Luftwaffe und der ständig fortschreitenden Entwicklung vielfach veraltete An schauungen herrschen. Riesenvögel ziehen ihre Bahn über den Wolke«. Groß bomber sind es, Flugzeuge also, die größtmögliche Lasten über weiteste Strecken befördern. Sie waren im Weltkrieg und lange danach unbeholfene, lang same, wenig wendige Maschinen, die für ihr Handwerk die Nacht vorzogen, in deren schützendem Dunkel mit Angriffen der Jagdflieger weniger zu rechnen war: denn diese kleinen, schnellen HtmmelSstürmer wurden den großen Brüdern äußerst gefährlich. Doch die Zetten sind vorüber, in denen der Großbomber, wenn man es etwas über trieben auSdrttckt, in der Lust ungefähr dasselbe war, wie die Schildkröte aus dem Lande. Mit Höchstgeschwindigkeiten von über 8N0 Kilometer in der Stunde brausen moderne Bomber in großen Höhen über unerhörte Reichweiten dahin. Ihre Wendigkeit ist besonders bei den französischen sogenannten „Kam psmeh rsi Hern" von einer Eleganz, wie man sie ihren Ausmaßen gar nicht zutrauen möchte, und ihre Bewaff nung besteht aus meistens drei Doppelmaschinengewehren. Tiefe sind so über das Flugzeug verteilt, daß nach keiner Riästung hin ein toter Schußwtnkel übrig bleibt. Dazu kommt, daß ja die Bombenflugzeuge nicht einzeln fliegen, sondern in Stasfelformationen, so dicht geschlossen wie möglich, und sich gegenseitig mit Feuer unterstützen. Solche moderne Staffeln sind nicht mehr auf die Nacht angewiesen: sie sind durchaus in der Lage, sich auch gegen eine größere Zahl von Jagdfliegern zu verteidigen, ja, eine Zeitlang war man der Ansicht, ihrer Feuerkraft gegenüber könnte die ganze bisherige Jagdfliegerei zum*alten Eisen geworfen werden, ihre Nolle sei auSgespielt. DaS Lebenselement der Jagdflugzeuge ist der Augrtss, ihr Ausgabeubereich dl« Berteidlguug. Dann kommt ihre Stunde, wenn von der Front die Meldung ein- trifft, baß gegnerische Flugzeuge sich nähern. Um diese rechtzeitig fassen zu können, müssen sie überaus schuell und wendig sein und in kürzester Zeit die nötigen Höhen erreichen. Ueber lange Flugdauer brauchen sie nicht zu verfügen: sie nehmen lieber eine Kanne Benzin weniger und «inen Kasten Munition mehr mi'. So klein und so leicht wir irgend möglich werden die Jagdflugzeuge gehalten: sie sind heute noch in der Regel Ein sitzer. Wie ein Habicht auf seine Beute stoßen sie auf den Gegner, ober sie suchen ihn im Steilflng von unten zu fasten. Zwei bis vier Maschinengewehre sind ihre langen Arme, mit denen sie nach dem Gegner greifen: diese sind starr zur Längsachse des Flugzeugs entweder in den Rumpf oder in die Tragflächen eingebaut, schießen also nur genau nach vorn. Deshalb sielt der Jagdflieger mit Hilfe des Zielfernrohrs oder des KreiSviflrrS immer mit dem ganzen Flngzeng. Bei den Maschinengewehren handelt es sich durchweg um nor male Modelle, bei denen der Rückstoß der Pulvergase das Laben bewirkt, es werben aber auch bereits motorisch betrie bene verwandt, die elektrisch in Tätigkeit gesetzt werden. Nun haben wir oben gesagt, daß der Jagdflieger mit seinen Ma schinengewehren gegen moderne Großbomber nur wenig mehr ausrichten kann. Die Dinge liegen sogar so, daß ihm der Großbomber nur ein verhältnismäßig kleines Ziel btetxt. Ma schinengewehrschüsse in Tragwerk, Rumps oder Leitwerk schaden dem Großbomber nämlich fast gar nicht: wenn er im Laufe der Zett auch immer größer geworden ist, so sind des halb doch seine lebenswichtigen Teile nicht entsprechend mit gewachsen. Diese sind nach wie vor der Flugzeugführer, die Motoren und die Betriebsstossbehälter. Sie bieten insgesamt ein Ziel von etwa drei Quadratmeter Größe bei etwa hundert Quadratmeter Gesamtfläche. Der Jagdflieger mütz daher dicht Herangehen, um Erfolge zu erzielen, und gerät dabet in das Feuer des Bombers, dem er bei aller Tollkühnheit nicht gewachsen ist. So wäre das Ende des Jagdeinsitzers, dieses so stolzen Instruments des persönlichsten Mutes und per sönlichsten Schneids, tatsächlich gekommen gewesen, hätte man ihm nicht z« dem Maschinengewehr ein« neue Waffe gegeben, nämlich die Flugzengkanone. Sie ist eine Selbstlabekanone, wird ebenfalls in die Längs achse des Flugzeugs eingebaut, und die Schießtechutk ist die selbe wie beim Maschinengewehr: sie verfeuert hochempfind liche Sprenggranaten, deren Kaliber 20 Millimeter beträgt, und zwar Söll bis 500 Schuß in der Minute. Zwei wesent liche Vorteile bietet sie dem Jagdflieger: Einmal kann er mit dieser Kanone das Feuer bereits auf 4000 Meter Ent fernung eröffnen: dann aber ist die Wirkung der Spreng granaten auch beim Treffen im Tragwerk, Rumps oder Leit werk so groß, daß der Bomber abgeschossen wird, oder doch derartige Schäden erleidet, daß er, statt seinen Auftrag üurch- zusiihren, sich schleunigst in Sicherheit bringen muß. Er bietet also dem Jagdflieger jetzt ein vielfach größeres Ziel. Das kann er auch dadurch nicht ausgleichen, daß er selbst eine Fluazeugkanon« an Bor- nimmt: denn das kleine, wendkgs Jagdflugzeug, das, wenn es einen Angriff fliegt, dem Klie- gcrschtttzen im Bomber obendrein nur sein schmälstes Profil darbietet, ist ungleich schwerer zu treffen. Des halb spielt der Jagdeinsttzer. nach wie vor in allen Luft waffen eine große Rolle. Polnische und französische Kanonen- Jagdetnsitzer führen neuerdings sogar zwei Kanonen un außerdem noch ein oder zwei Maschinengewehre. Soviel Vorteile so die Jagbeinsitzer -eigen, einen N a ch- teil weisen sie alle auf: Sie habe« Hinte« keine Auge«. Sie können nach rückwärts weder genügend beobachten noch schießen. Deshalb hat man in einigen Ländern, so in Eng land, den Vereinigten Staaten und Italien, neben den Ein sitzern Iagdzweisitzer in größerer Zahl eingeführt. Ihre Aufgabe ist dieselbe: nämlich die Abwehr feindlicher Flug zeuge. Sie besitzen jedoch auch im rückwärtigen Sitz ein Maschinengewehr, das aus einem Drehkranz be festigt ist und von einem Fltegerschützen bedient wirb. Dieser wird aber nur verhältnismäßig selten zum Schub kommen, und durch die vermehrte Belastung des Flugzeugs ist doch der Verlust an wertvollen Eigenschaften so groß, daß bei allen Flugwafsen der Einsitzer seine hohe Bedeutung erhalten hat. Doch gibt «S a«ch Bomber, die Einsitzer find, unter den Sturzbombern nämlich, einer Art des leichten Bombers, die anfangs in Amerika ausprobiert wurde, aber jetzt bei den meisten Luftwaffen sehr beachtet wird. Man seht sie ein gegen kleine Ziele, wie marschierende Kolonnen, Panzerwagen, Kriegsschiffe. Ueberraschcud stoßen sie her nieder, mit dem ganzen Flugzeug visierend, schleudern die Bombe und reiben die Maschine urplötzlich wieder hoch. Durchschlagskraft und Treffsicherheit der Bombe werden da durch bedeutend erhöht. Die Sturzbomber stellen das Binde glied bar zwischen den Jagdflugzeugen und den mannigsal, tigen Arten der Bomber. N. v. Tanzersckuh im MegzMSbau wivä umgefleK Vs» Aapltiin z>» 5« a. V. v. Ivatäsu er-Hartz AIS der französische General Paixhans durch Einführung der Granate ein wirksames Explosivgeschoß geschaffen hatte, dessen Spreng- und Brandwtrkung die Standfestigkeit der alten hölzernen Schiffe erschütterte, wies er gleichzeitig den Weg zur Beseitigung der Gefahr. Er schlug eine Panzerung der SchissSsetten durch eiserne Platten vor. In den Bereinigten Staaten beschäftigte sich im Jahre 1841 der geniale Kon strukteur Stevens sehr eingehend mit der Frage. Zum Stege wurde ihr aber durch den französischen SchisfSbauer Dupuy de Lhme verhalfen, der seit 1845 unermüdlich dafür «intrat, die Vorurteile der alten Schule zu überwinden, die von tech nische» Fortschritten nichts wissen wollte. Erst nach zehn jährigem Kamps erreichte Dupuy de Lome sein Ziel: Im Jahre 1858 gestattete man thui, drei Küstenfahrzeuge mit Pauzerschutz zu bauen. Sie führten die Namen „LSvastatton", „Laue" und „Tonnante". Die Erfolge, die sie während des Krimkrieges bei der Belagerung von Sebastopol erzielten, waren derart durchschlagend, daß sowohl Frankreich als auch England zum Bau gepanzerter Hochseeschiffe schritt: „Gloire* auf der einen, „Warrior" auf der anderen Sette. Seit jene« Tage« habe« Artillerie ««d Panzer «m -en Ruhm gestritten, der Stärkere z« sein. Die Waagschale der Entscheidung neigte sich im Laufe der Jahre mehr und mehr zugunsten der Artillerie. Hatte eS die Panzerhcrstellung immer wieder verstanden, Fortschritte in der Güte des Materials zu erzielen, fo baß Gewichts- ersparntsse eintraten, die dem Einbau dickerwandtger Panzer- platten zugute kamen, so war es schließlich doch zu einer Art Stillstand gekommen. Die Ballistik und der Geschühbau machten hingegen nach wie vor Fortschritte, der Panzer- plattenbau kam in seiner Leistung über die gewonnene Grenze nicht mehr hinaus. Heute hat sich nun der Kampf um die Panzerung der Kriegsschiffe von neuem sehr stark belebt, wenn auch aus anderer Grundlage. Man streitet sich nicht mehr um die Dicke der Panzerplattenwände, sondern «m die verteil««- des Gesamtgewichtes, ball man sitr den Panzerschntz »«snxnde« will. Wa» bat diesen Umschwung, -er die führenden Männer -er Schtsfoaukunft sehr lebhaft beschäftigt, hervorgerufen? Zwei Ursachen sind es, di« in ihrer Wirkung auf dasselbe binaus- laufen. Die Artillerie hat in Anwendung ihrer Schußweiten solche Fortschritte gemacht, baß selbst ihre längsten Rohre nach Art eines Steilfeuergeschützes wirken. Ein S8-Zentimeter- Geschiitz hat beispielsweise bei einer Schußweite von 8ü Kilo meter eine Flughöhe, die das Geschoß glatt über den Mount Everest hinwegsührt. Geschosse, die aus solchen Höhen «in. schlagen, wirken aber nicht mehr als Flachbahngeschosse. Sie treffen nicht die Bordwand, sondern das Deck eine« Schisses und weisen somit verwandte Züge zur Flieger bombe auf. SS reiche» sich also Flugwasf« und Artillerie die Hand, um beim Kriegsschtffbau, was die Anordnung der Panzerung anbetrtsst, eine Revolution herbcizusühren. Der Seiten- vanzer meldet seine Anfprüche nicht mehr an erster Stelle an: die schwierige Frage, wie man das Oberdeck schützen soll, ist gleichwertig daneben getreten. ES ist nun nicht so, als ob die Deckpanzerung etwas völlig Neues sei: im Gegenteil, man wendet sie seit Jahrzehnten an. Heute aber, wo die Gefahr der Decktresfer weit größer als die der Settentresser geworden ist, werden selbstverständlich die Anschauungen über die zweckmäßigste Art der Panzerung eines Schisses einer gründlichen Nachprüfung unterzogen. Man gelangt zu immer sorgfältigeren Unterteilungen der zur Verfügung stehenden Gewichte, prüft Neubauten auf Herz und Nieren, wo eine schwache Stelle sein könne, ««b »erseiuert die gesamte Pa«zeranord«nn- i« «i««r Weis«, a« -le vor dem Kriege kaum gedacht «mrde. Das letzte Ziel, dem man zustrebt, ist das Unsinkbarmachen -er Schiffe. Wieviel hier auf Grund peinlich genauer Durch- konstruktiv» erreicht werden kann, haben die Einheiten der deutschen Hochseeflotte am Tage vorm Skagerrak bewiesen. Während unsere Schiffe eine Fülle von schweren Treffern aushielten, ohne die Gefechtslinie verlassen zu müssen, flogen drei der britischen Großkampfschtffe unter deckenden Salven in die Luft. > , , , , V«ra«tmorUtch: Dr. Ntchart Bremer, DreSde».
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