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Dresdner Nachrichten : 08.03.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193603080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19360308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19360308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-03
- Tag1936-03-08
- Monat1936-03
- Jahr1936
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.03.1936
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GonMao, S. Mir» ISS» 8v. llabetzauj. Nr. 1U Druck «.Verlag«Ltepsch L Reichard», Dresden-A. I, Marien« straße Z8/42. Fernruf 25241. Postscheckkonto IS6S Dresden Vie» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Vresden und de» Schledsamte» beim Oberversicherungsamt Dresden , km» frei Hau» monatlich «M. «.»o, durch «oslde»u, «M. ,.»0 »lnlchlledllch » «P>. Postgebühr lohn« Pofl,ust«llung«gebühr) del Petenmal MtchenIIlcham verland. Slntel- nummer ld «vl^ auberdald Lachsen» »0 v»s. «» ->m brell> ll,b «ps. Rachlille nach Ll-llel ». Famllienanjelgen u. Elellengeluche MUUmeler- ,ell« « »tpl- 0ll..«ebüdr »0 «d>. — Nachdruck nur mit Quellenangabe, Lre-bner Nachrlchlen. Unverlangte SchNfl-ücke werden nicht «ulbewahrt Osr Küttrer «zrrtcttr vor cksni Kstckiatas Entschelbender Friebensruf an die Wett Der Loearnovertrag ist durch Frankreich zerstört - Aufhebung der entmilitartsierten Sone Ein neuer Westpakt wir» vorgefchlagen - Wiebereintritt in »en Völkerbund möglich Reichstagsauflösung und Volksabstimmung Berlin, 7. März. Der Reichstag trat am Sonnabendmittag 1L Uhr zn« sammen, um als einzigen Punkt »er Tagesordnung eine Erklärung der Reichsregierung entgegenznuehmen, die der Führer und Reichskanzler tu einer «mfasseUdon Rede abgab. Der Führer machte folgend« Ausführungen: Manner -es Deutschen Reichstags! Der Präsident des Deutschen Reichstages Parteigenosse Göring hat in meinem Auftrage diese heutige Sitzung ciilberufen, um Ihnen die Gelegenheit zu geben, eine Er klärung der Reichsrcgierung entgegenzunehmen zu den Fra gen, die nicht nur von Ihnen, sondern vom ganzen deutschen Botte als entscheidend angesehen werden. Als in den grauen Novembertagen 1018 der Vorhang Uber das blutige Trauer- spiel des groben Krieges Herabgelaffen wurde, atmeten Mil lionen von Menschen in der ganzen Welt auf. Gleich einem FriihlingSahnen ging über die Böller die Hoffnung, daß damit nicht nur eine der tranrigsten Verwirrungen der Menschheitsgeschichte ihren Abschluß gefunden, sondern daß eine fehlerhafte und deshalb unheilvolle Zett ihre geschicht liche Wende erfahren hatte. Durch alles Kriegsgeschrei, durch wilde Drohungen, An klagen. Beriviinschungen und Verurteilungen hindurch hatten die Auffassungen des amerikanischen Präsidenten Wilson die Ohren der Menschheit erreicht, in denen von einer neuen Zeit und einer besseren Welt die Rede war. In zusammen 14 Punkten wurde den Völkern ein Antrieb gegeben für eine solch« neue Völker, und damit Menschheitsordnung. Was immer auch an diesen Punkten auszustellen war oder aus- gestellt wurde, sie hatten ohne Zweifel eines für sich: Die Erkenntnis, daß eine mechanische Wiederherftellnng früherer Znftäude, Einrichtungen «nd Anssassunge« in kurzer Zeit auch wieder z« Lhnltche« Folge« würde führe« müssen. Und darin lag SaS Verzaubernde dieser Thesen, daß sie mit unbestreitbarer Großartigkeit versuchten, dem Zusammenleben der Völker neckb Gesetze zu geben und es mit einem neuen Geist zu ersltllen, aus dein heraus dann sene Institution wachsen und gedeihen konnte, die als Bund aller Nationen berufen sein sollte, die Völker nicht nur äußerlich zusammen, »»schließen, sondern vor allem innerlich einander näherz». bringen in gcgenseitigsr Rücksichtnahme und in gegenseitigem Verstehen. «ein Volk ist der Zauberkraft dieferPhan» tasie mehr verfalle« als das dentfche. SS hatte die Ehre, gegen «ine Welt kämpsen zu müssen, uud daS Un glück, i« diesem Kampfe z« miterliegen. ES war aber als Unterlegener belastet mit dem Flnch der Verantwortung siir «i« Ringen, das dieses Volk weder geahnt «och gewünscht hatte. Das deutsche Volk glaubte a« dies« These« mit der Kraft eines an sich ««d der Welt Verzweifelnden. Es be- ganu damit seinen Weg in seine leidoollfte Zeit. Wir alle find viele Jahre hindurch Opser dieses phantastische« Glau bens uud damit Objekte der eutsetzlicheu Folge» gewesen. Demokratien von den Völkern ausgeacben'werden, um neue Staatsgcdanken an ihre Stelle zu setzen. Parallel damit werden wirtschaftliche Maxime, die früher geradezu als Grundlage des menschlichen GemeinschastölcbenS gegolten haben, überwunden und abgelöst von konträren Auffassungen. Dazwischen senken sich die Schrecken der A r b e i t s l o s i g - kett und damit des Hungers und des Elends über die Völker und schlagen Millionen von Menschen in ihren Bann. Die erstaunte Menschheit aber sieht, baß der Kriegs» gott seine Rüstungen nicht abgelegt hat, sondern im Gegenteil schwerer gepanzert den« je über die Erde schreitet. Wenn früher Armeen van Hunderttousenden für die Ziele einer imperialistischen Dynastie, Kabinetts- oder Natio. nalitätenpolttik eintraten, bann sind eS heute Millionen« . armeen, die für neue geistige Vorstellungen, für Welt- revylution, Bolschewismus oder sogar ,,Nic-wieber-Kricg"- Jdole zum Kriege rüsten und die Völker dafür in Bewegung setzen. Mein« Abgeordneten! Wenn ich Ihnen und dem deut schen Volk diese Tatsache vor Augen führe, geschieht eS weniger, nm ihr Verständnis zu erwecken für die Größe der Zeit, in der wir lebe», als vielmehr für die Unzu länglichkeit der geistigen und sachlichen Arbeit jener, die sich einst als berufen aufspielten, der Welt eine neue Epoche friedlicher Revolution und gesegneter Wohlfahrt zu schenken. U«d «och etwas möchte ich in dieser Stunde seststelle«. An dieser Entwicklung sind nicht wir schuld, den« «S lag nicht in unserer Krast oder i« ««sere« Bersallles wurde die Drachensaat neuer Kampfe Vermöge«, «ach dem furchtbare« Zusammenbruch «nd i« der Zeit der Demütig«»- u«d «ehrlose« Miß» Handlung der Welt Idee« z« gebe« oder gar Gesetze des Lebens vorznschreide«. Das taten die mächtige« Es ist nicht der Zweck dieser Ausführungen, der furcht- baren Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, die unser Volk in steigendem Maße ergriffen hatte. Ich will nicht von der Verzweiflung reden und von dem Schmerz und dem Jammer, den diese Jahre für das deutsche Volk und für uns in sich bargen. Wir waren in eine« Krieg gerissen «orde«, an dessen Ausbruch wir ge»a« so schuldlos oder schuldhast waren, wie die anderen Völker auch. Wir aber sind gerade als die am meiste» Opsernden auch am leich» teste» dem Glauben a» eine besser« Zeit verfallen. Allein, nicht nur wir, die Unterlegenen, haben die Ver wandlung des phantasievollen Bildes einer neuen Zelt und Menschheitsentwicklung in «ine jammervolle Realität erlebt, sondern auch die Sieger. Seit die Staatsmänner der damaligen Zeit sich in Versailles einfanden, um eine neue Weltvrdnung zu beschließen, sind 17 Jahre vergangen. Zeit genug, um ein Urteil über die allgemeine Tendenz einer Entwicklung fällen zu können. ES ist nicht nötig, daß wir hier aus den Quellen literarischer oder publizistischer Tätig keit kritische Stimmen über diese Zeit zusammeusuchen und aneinanderreihen, um so zu einer abschließenden Feststellung zn gelangen, nein: eS genügt, den BHk in die heutige Welt zu lenken, in ihr tatsächliches Erleben, in ihre Hoffnungen und in ihre Enttäuschungen, in ihre Krisen und in ihre Kämpfe, um die eindeutige Antwort zu erhalten auf die Frage der richtigen Bewertung dieser Entwicklung. von geistigen, politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen heimgesucht wurde, wie sie im allgemeinen nur in Jahrtausen- den auftreten, um Völkern und Kontinenten ihren besonderen Sinn und Charakter zu geben. Man bedenke: Seit dieser Zeit ist die Spannung zwischen -en Völkern größer geworden, als sie je zuvor war. Die bolschewistische Revolutto« brückt einem der größ- len Reiche der Erbe nicht nur äußerlich eine» Stempel aus, souder« letzt eS inuerlich i« «i«e» «»überbrück bare» weltauschauliche» ««» reli-iöse« Gegensatz z« de» «mlie-eude« Völker» «ud Staaten. Nicht nur allgemein menschliche, wirtschaftliche oder politische Aüsfassungen brechen zusammen uud begraben ihr« bisherigen Vertreter, Parteien, Organisationen nnd Staaten unter sich — nein, eine Welt übersinnlicher Vorstellungen wird ein gerissen, ein Gott wird entthront, Religionen und Kirchen auSgerottet, daS Jenseits verödet nnd ein gualvolleS Dies- seits als daS einzig Seiende proklamiert. Kaiser und Könige stürzen und entwurzeln sich allmählich sogar in der Erinne- rung genau so wie umgekehrt wieder parlamentarische Re-t«re«de» dieser Erde. Deutschland aber ge hörte mehr als 15 Jahr« z« de« Regierte«. Ich erwähne dies weiter, weil ich dem deutschen Volke und vielleicht darüber hinaus auch anderen Menschen das Auge öffnen möchte für die Erkenntnis, daß die Befolgung sehler- Hafter, weil unrichtiger Grundsätze auch zu fehlerhaften, falsche» Ergebnissen führen muß. Daß wir selbst als Leidtragende dieser Entwicklung schwer betroffen wurden, hängt, wie schon betont, zum Teil mit unserem tiefen Sturz zusammen. Allein, daß die ganze Welt in dieser Zeit andauernder Spannungen und fortdauernder Krisen fiel, ist zurückzuführen auf die geringe Vernunft und Einsicht, mit der die Probleme der Völker im einzelnen und untereinander gesehen und behandelt werden. Diese E»1wickl««g aber «ahm ihren AnSgaug vo« jenem ««selige« «ertrag, der einst als ein Werk menschlicher Kurzsichtigkeit «ud unvernünftiger Leidenschaften in der Ge schichte als Musterbeispiel gelten wird, wie man Kriege nicht beende« dars, «en« man nicht «e«e Wirrnisse über die Völker z« bringe« beabsichtigt. BeWn-nlSW Staatsmänner -er Gegenseite Statt der wärmeichen Empfindungen einer allmählichen Entspannung menschlicher Gegensätze erleben wir die sorgen- volle Unruhe, die sich nicht zu vermindern, sondern leider zu steigern scheint. Argwohn und Haß, Neid und Habsucht, Mißtrauen und Verdächtigung sind die fühl- und sichtbaren Empfindungen, die die Völker beherrschen. Jener Fried«, der einst al» Schlußstein gelegt werde« sollte über der vermauerte« Gruft deS Krieges, wurde zur Drach««saat «««er Kümos e. Wohl« wir seitdem blicke», erlebe« wir das A«sslacker« innerer «nd äußerer Unruhe«. Kei« Jahr vergeht, in dem nicht seitdem irgendwo ans dieser Erde statt dem Läu te« der Ariede»Sglvck«n da» Getös« der Wasse» ver nehmbar ist. Wer will sich wundern, baß au» einer solche» tragischen Ent täuschung heraus auch im Innern der Völker da» Vertrauen zur Richtigkeit einer Weltordnung erschüttert wird, bi« in so katastrophaler Weise zu versagen scheint? Die b-lschrwtfttfche Gefahr Neue Vorstellungen versuchen, sich der Menschen zu be mächtigen und sie zu gewinnen, um Ne sosort al» Kämpfer siir neue Eroberungen auszuschicken. Die Weltgeschichte wird ein- mal feststeNen, daß seit der großen KrirgSbeendionng die Erde Aus dem Geist dieses Vertrage» kam bei seiner engen Der- bindung mit der Konstituierung der Gemeinschaft der Natio nen die Vorbelastung des Völkerbundes und da- mit auch dessen Entwertung. Seitdem besteht die Dis krepanz zwischen der durch den FricdenSvertrag eingetetl- ten Welt in Besiegte, b. h. Rechtlose, und Sieger, d. h. allein Berechtigte, «nd den allein denkbaren Grundsätzen des Völkerbunds als einer Gemeinschaft freier nnd gleicher Nationen. Aus der geistigen Atmosphäre dieses Vertrags her aus kam auch die kurzsichtige Behandlung zahlreicher poli tischer und ökonomischer Fragen der Welt. Völker grenzen wurden gezogen nicht nach den klaren Notwendig keiten des Lebens und der Berücksichtigung gegebener Tradi- tionc», sondern beherrscht von dem Gedanke» der Rachsucht und der Vergeltung, und damit wieder begleitet von den Gefühlen -er Angst und der Befürchtungen gegenüber der sich darqu» möglicherweise ergebenden Revanchen. ES gab «inen Augenblick, da hätten «S die Staatsmänner in der Hand ge- habt, durch einen einzigen Appell an di« Vernunft und auch an da» Herz der Soldaten der kämpfenden Mtllionenarmee der Völker ein« brüderliche Verständigung ein- zuleiten, die der Welt vielleicht aus Jahrhuuderte für das Zu sammenleben der Nationen und Staaten unendliche Erleich terungen geschenkt haben würde. E» geschah nur daS Gegenteil. Das Schlimmste aber ist, daß der Grift deS Hasses diese» Vertrages überging i« die allgemeine Mentalität der «Ülker, baß er die öffentliche Meinung zu infizieren und damit zu be herrschen ansing und daß nun a»S diesem Geist des Hasses her- aus die Unvernunft zu triumphieren begann, die die natürlichsten Probleme des Völkerlebens, ja selbst die eigensten Interessen verkannte und mit tief verblendete» Leidenschaften zerstörte. Daß die Welt heute von sehr viel Unheil hetmgesucht wird, ist weder zu übersehen, noch zu bestreite». DaS schlimmste aber ist, daß aus diesem Geist heraus nicht nur die Ursache» dieses Unglücks nicht gesehen werde» solle», sondern daß man sich geradezu an diesem Un glück weidet und in der öffentlichen Diskussion mit mehr ober weniger großer Schadenfreude feststellt, wie bedroht ober gefährdet die Leben-Möglichkeiten des einen oder de- anderen Volkes sind. Daß Re W«lt »«« veispiel kein verstäub«»« -usbringe« will für bi« Ursache« über di« Schwere der VebenSbehaup» i««g deS deutsche« Volkes, ist bedauerlich. Geradezu er schütternd aber ist «S, jede« tag in so «ud so viele« Presse organe« lese« zu kö««e«, mit welcher Befriedig««- mau die Sorge« wahruimmt, die daS Lebe« ««sereS Volkes zwaugs- läufig begleite«. Soweit eS sich um belanglos« Literaten han delt, mag die- »och ««gehe«. Böse aber ist «S, wen» auch
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