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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.09.1936
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1936-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19360917017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1936091701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1936091701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-09
- Tag1936-09-17
- Monat1936-09
- Jahr1936
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.09.1936
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Theodor Körners letzte Tage im Elternhaus Geschichtliche Erzählung aus dem Befreiungskrieg 1813 / von rn. sesch, Sa» Schandau Lin Heid, der die deutsche Jugend stet« begeistert hat und ihr ein Vorbild von Einsatz und Opferbereitschaft ist. ist Theodor Körner. Al» Dichter erwarb sich der Sänger von „Lühow» wilder, verwegener Jagd" unvergänglichen Ruhm durch den todverachlenden Geist seiner Lieder in „Leier und Schwert". Me er die Feder führte, so handelte er auch als Soldat, al« welcher er ein guter Kamerad und. bald vom kriegosrelwilligen zum Offizier be- fördert, eln mitreißender Führer war. Erst 22 Jahre alt. fand er bei Gadebusch den Helden tod. In einer Zeis, die sich wieder aus dle Helden der deutschen Geschichte besinnt, gehört er für Sachsen und besonder» für Dresden mit in dle vorderste Reihe, war er doch ein Sohn unserer Helmat. Auf dem Georgplah steht fein in Erz gegossenes, von hähnel modellierte» Denkmal. In seinem Vaterhaus, jetzt Körnermuseum, herrschte eln reger Sinn für Wissen schaft und Kunst, und es war ein Mittelpunkt des Dresdner geistigen Lebens seiner Zeit. Auch das Andenken des Vaters. Christian Gottfried Körner, des Freundes Schillers, in dessen Lebensgang er entfcheidend eingriff, verdient wachgehalten zu werden. Mit jugendlicher Begeisterung nahm der Vater an der Bewegung von 1S1Z teil und gab seinem Sohne die Einwilligung zum Eintritt in dle Reihen der Lühower Jäger. Unsere heute beginnende Artikelserie Ist eng mit der sächsischen Heimat verflochten und dürfte daher für unsere Leser besonder» anziehend sein. Am frühen Morgen des 6. April 1818 herrschte in dem an der Ecke der Moritzstraße und der neuen Landhausgasse in Dresden gelegenen Wohnhaus des Appellationsgerichtsrats Dr. Ehristiau Gottfried Körner ein reges Treiben. Die Hausglocke schellte, Türen flogen ans und zu, eilige Boten kamen und gingen. Erregt schritt der Hausherr in seinem zu ebener Erde gelegenen Arbeitszimmer auf und ab. Er batte soeben als letzte Meldung eine Nachricht von der „Ge heimen Kauzellcy" erhalten, wonach das preussische Freikorps des Majors von Ltttzow auf dem Marsch von Bautzen nach Dresden sei und in wenigen Tagen in der Residenz ein- tresfen werde. Eine Borhut habe bereits die Elbbrücke über schritten und erwarte auf dem Altmarkt die „Landes kommission", um mit ihr wegen Unterkunft und Verpflegung -er Truppen zu verhandeln. Hmmer wieder überflog Körner -en Inhalt des Schrei bens. Dann trat er an das Fenster, schob die weihen Gar dinen zurück und blickte, in Gedanken versunken, zu den grauen Wolken empor, die ein heftiger Wind über die Stadt trieb. Vie l.ühov,ep Iiommen! Nnn war es gewiß, bah er seinen Sohn Wiedersehen würde. Lange Zeit war Theodor dein Elternhaus fern geblieben. Im vergangenen Jahr hatten ihn die Eltern in Wien besucht urrü die von ihm mit der feurigen Glut seines jungen Herzens geliebte Braut, die anmutige Hosschauspiele- rin Toni Adamberger, kennengelernt, die ihn zu jrohem Schassen begeisterte. Damals hatte er sich so selig ge suhlt, dah er fast übermütig jubelte: „Ich fordere den auf, dcr glücklicher als ich zu sein sich rühmen kann." Dann war es wie ein Sturm über den noch nicht zweiuudzwanzigjähri- gen Jüngling gekommen. Hals über Kopf hatte er sein „warmes Nest" in Wien verlassen, um sich der Freiheits- bewegung in Preußen anzufchlioßen. „Du wirst mich Deiner würdig finden", schrieb er dem Vater, und der hatte ihm geantwortet: „Du hast Dich nicht in mir geirrt, mein Sohn. Folge der Stimme Deines Herzend." Tie alte Kreuzturmuhr schlug die siebente Morgenstunde. Körner lieb sich seinen grauen Zylinder und den blauen Rock mit den silbernen Knöpfen bringen nnd beschlob, nach dem Altmarkt zu gehen. Er wollte sich zunächst Gewihhett ver schossen, ob Theodor bereits mit dem Vortrupp eingerttckt war. Dann erst, nach Erlangung sicherer Nachricht, gedachte er die Seinen auf baS Wiedersehen vorzubereiten. Die seit Monaten vor Sehnsucht nach ihrem Kind kränkelnde Mutter bedurfte dieser Vorsicht. Unterdessen sah Emma, die Tochter des Hauses, in ihrem im Oberstock nach der Lanbhausgasse gelegenen Stüb chen vor der Staffelet und malte an einem Bildnis ihrer Mutter. So vertieft war sie in ihre Arbeit, dah sie nicht hörte, wie Tante Doru heretntrat und sich hinter sie stellte. „Du bist fleißig, mein Kind", lobte die Meisterin der Mal kunst ihre Nichte. «Der Batet wird sich freuen, wenn du ihn zu seinem Geburtstag mit dem Bilde überraschst." Sic trat zurück und prüfte die Wirkung der Farben. „Gib den Wan gen mehr Rot, sie sehen gar zu bläh und vergrämt aus." Emma legte Pinsel und Palette aus den neben ihr stehen- den Tisch. „Ob Meister Graff damit zufrieden sein wird, Tante?" „Ich denke doch. Er sprach sich kürzlich recht anerkennend über dein Talent aus." Die Nichte errötete vor Stolz und sah die Schwester ihrer Mutter mit dankbaren Blicken an. „DaS du geweckt hast und das mir die schlimme Zeit über winden Hilst", sagte sie leise. „Ernste Arbeit ist dcr beste Sorgenbrecher", entgegnete Dora und strich zärtlich über den dunklen Lockenkopf ihres Lieblings. „Weiht du auch, wen ich nach dem Bild der Mutter malen werde?" „Nun?" „Meinen Bruder Theodor als Lühower." „Du klammerst dich immer noch an die Hoffnung, ihn bald wiederzuschen." „Mit grober Sehnsucht erwarte ich ihn. Bater sagte mir gestern, die Liitzower seien auf dem Marsch von Schlesien her." „Auch ich hörte die Botschaft vom Maler Kersting, der sich ihnen an- schliehcn will. Seit der General Blücher mit seinen Preußen in dcr Neustadt liegt, ist der Weg nach Dresden frei. Auch die gesprengte Elbbrücke ist wieder notdürftig ge flickt. Das schändliche Werk der Franzosen war unsinnig und zwecklos." Emma rückte die Staffelei zur Seite und öffnete das Fenster, um der erguickcndcu Frühlingsluft Einlah zu ge währen. Sie war ein anmutiges, sittsames Mädchen, etwa drei Jahre älter als ihr Bruder Theodor, schlank und zier lich gewachsen, mit den seinen GesichtSzügen ihres BaterS und den seelenvollen dunklen Augen der Mutter. Von ihrer künstlerisch veranlagten Tante Dorothea, deren Geist und Witz schon Goethe und Mozart bewundert hatten, war sie in dcr Malkunst unterrichtet und später dem Dresdner Akademie professor Anton Grass als Schülerin zngestthrt worben. Seit 1785 weilte Dora in der Körnerschen Familie. Sie hatte die beiden Kinder ihrer Schwester mit erzogen und hing an ihnen, als ob sic ihre eigenen wären. Die Tür öffnete sich, und Minna, die Mutter, stand mit einem Straub duftender Veilchen auf -er Schwelle. Auf ihren vergrämten Wangen lag ein zartes Rot, bas auf innere Erregung schlichen lieb. Der grünseidene Umhang war von den Schultern geglitten, und bas Spitzenhäubchen auf dem in geringelten Locken herabfallenden dunklen Haar hatte sich verschoben. „Ihr Stubenhocker!" sagte sie mit ihrem ge winnenden Lächeln, „seht hier, die ersten Veilchen. Zu Fllben der Brunnennymphe habe ich sie gefunden. Diesmal muhte ich sie mir selbst pflücken. Wie beglückt war unser Theodor, wenn er sie mir als die ersten Frühlingsboten bringen konnte! — Kommt mit hinaus in den lachenden Lenz! Seit langem fühle ich mich nicht mehr so froh wie heute." Emma und Dora eilten guf die Mutter zu und geleiteten sie zu dem im Erdgeschoh gelegenen Wohnzimmer. Die Tante entnahm dem Glasschrank ein zierliches Gefäh aus wethem Porzellan, füllte es mit Wasser und stellte die Veilchen hin ein. „Ihnen gebührt die Ehrenvase unseres Hauses, der Kelch von Schillers Lotte. Net ihrem lebten Besuch vor zwölf Jahren hat sie ihn uns verehrt. Weihen wir die Frühlings- kinder ihrem und Schillers Gedenken!" — Sie sah aus die goldrandige Stutzuhr mit den Perlmuttereinlagen auf dem Kaminvorsprung. „Schon so spät! Ich will für Theo» Braut noch eine von den Meißner Marcolinitassen kaufen, die lh» so gut gefallen haben. Begleitest du mich, Emma?" Sie legte den Arm um die Schultern ihrer Nichte und verlteb mit einem fröhlichen Gruhwort an die Schwester das Zimmer. Minna ging hinüber in das Arbeitsgemach ihres Mannes und stellte die Base auf den breiten Diplomaten-Schreibtisch, der mit Akten und Büchern bedeckt war. Verträumt und in sich gekehrt blieb sie davor stehen. Sie gedachte der sonnigen Zeit, als Schiller in den Jahren 1785 bis 1787 bet ihnen zu Gaste weilte und draußen im neinumrsnlilen i.orcktzvihei' Zommerlisurcken an seinem „Don EarloS" schrieb. Damals beschwerte noch keine Sorge ihr Herz. Wie freute sich der Freund ihres jungen ehelichen Glücks! Unvergeßliche Stunden verlebten sie mit ihm in engem Kreis. Als dann vier Jahre später Theodor geboren wurde und Lotte Schiller seine Patin wurde, schrieb der Dichter den Eltern: „Ich freue mich Eurer Freude und bin unter Euch, sie mit Euch zu teilen." Minna sank auf eine» Stuhl und stützte den Kops in die Hand. Am 5. Mat vor acht Jahren war er für immer von ihnen gegangen. Vier Jahre vorher hatte er sie noch einmal mit seiner Gattin in Dresden besucht und die erstaunlich rasche geistige und körperliche Entwicklung des Patenkindes selbst gesehen. — War sein hochsltegender Geist auf Theodor übergegangcn? Hatte man ihren Sohn nicht schon als den „zweiten" Schiller gefeiert? Der unselige Krieg! Wie viele Hoffnungen waren seit seinem Ausbruch schon vernichtet worden! Wohl dem Freund, daß er ihn nicht miterlebcn mutzte. Die Mutter strich sich über die Augen. Sie hatte sich vorqenommen, heute nicht zu weinen und allem Trübsal zu trotzen. Da hörte sie eilige Schritte auf dem Flur. Ihr Gatte Gottfried trat mit geröteter Stirn in das Zimmer. „Minna! Eine freudige Botschaft! Der tapfere Bork hat die Franzosen unter dem Vizeköntg von Italien geschlagen. Nur mit Mühe konnten sich die Reste der feindlichen Armee in die Festung Magdeburg flüchten." Minna erhob sich. Ein Zittern über flog ihre zarte Gestalt. Sie barg den Kopf an der Brust des Gatten und flüsterte: „Ich habe eS gefühlt, daß ich heute noch ein Glück erleben würde. Ein Frtthlingsahnen durchzuckte mein Herz. War es ein Wahn, war es eine Hoffnung — ich wutzte es nicht." „Halte die Hoffnung fest. Liebste. Hoffnung ist Morgenrot. Sie verscheucht trübe Gedanken." Körner zog seine Frau au sich. Begeisterung strahlte ihm aus den Auge». Fast jubelnd rief er: „Der Tag der Ver geltung naht. Aus dem Norden bricht das Licht hervor. Die Befreiung beginnt. Endlich — nach Jahren unseliger Schmach — endlich! Wollte Gott, daß ihr Erfolg beschicken sei." Minna führte ihn an den Schreibtisch. „Steh, Gottfried, die ersten Veilchen! Ich habe sie sttr dich gepflückt. Glücksboten sollen sie sein wie damals, als Mozart sein herziges Lied vom einsamen Veilchen auf unserem Spinett spielte." „Der Un vergessene! Ich weiß es noch wie heute. Es war auch an einem Apriltag vor fünfundzwanzig Jahren." „Erinnerst du dich noch.rwie ich unserem Jungen da» Stechen voxsazrg.und er mich immer wieder bat: Mutter, noch einmal! Wenn ich es beendet hatte, suchte er sich die Töne auf seiner Leier zu sammen und sang mit süßer Stimme: Ein Veilchen auf der Wiese stand, Gebückt in sich und unbekannt. Es war ein herztgS Veilchen." Leise trällerte die Mutter das Lied vor sich hin. Ihre Stimme klang immer noch so rein und wohllautend wie in früheren Jahren, als sie ihre Gäste damit entzückte. Ueber Körners Züge huschte ein versonnenes Lächeln. „Ich sehe noch Theos Augen leuchten, wenn er dich singen hörte. Seine Liebe zur Musik verdankt er dir." „Gottfried! Tag und Nacht würde ich ihm das Liedchen vorsingen, wenn ich ihn wieder bei mir hätte." Der Vater brückte ihr bewegt die Hand. „Vtelletcht sehen wir ihn bald wieder. Ich vermute, daß ihn sein Marsch von Breslau her über Dresden führen wird." Minna griff an ihr Herz. Wie ein Leuchten kam eS über sie. „Er kommt! Verlaß dich darauf, er kommt. Der Gedanke an ein Wiedersehen sprengt mir die Brust vor Freude." (Fortsetzung folgt) / Zum 150. Geburtstag Iustinu« Lerner«, 18. September Keine der Burgen zwischen Heilbronn und Heidelberg ist so berühmt und durch die Sage so bekannt, wie die von Weinsberg. Die schöne Mär von den treuen Weibern von Weinsberg, die ihr« Männer auf dem Rücken davontrugen, kennt jedes Kind. Unterhalb dieser ragenden Feste liegt ein einfaches, schlichtes Häuschen, das heute zu einem Museum ge worden ist. Wer Weinsberg besucht, stattet auch ihm einen Be such ab, und wenn sich sangeSkundige Menschen unter den Scharen der Fremden befinden, dann treten sie vor diesem Haus zusammen und singen ein wohlbekanntes Lied: „Wohl auf noch getrunken den funkelüben WeiNl" * Ter Dichter dieses frohen und Zuversicht atmenden, von deutscher Hetmatltebe erfüllten Liedes ist IusttnuS Ker ner, -er in diesem HauS in Weinsberg am 21. Februar 1862 im Alter von 76 Jahren sein Leben beschloß. Er war der echte Schwabe und stammte zudem aus einer Zett, in der bas Schwabenland dem deutschen Schrifttum eine Fülle von echten und volkstümlichen Dichtern schenkte. Bor 150 Jahren, am 18. September 1786, wurde JusttnuS Kerner in Ludwigsburg bei Stuttgart geboren. Er studierte in Tübingen Medizin und schloß dort innige Freundschaft mit Uhland, Gustav Schwab und einem Kreis junger Leute, die später als schwä- bische Dichterschule zu großem literarischem Ansehen gelang ten. Ihr Abgott war Eickendorfs und die Heidelberger Romantik. Aus btesam Kult ist auch die zeitlebens auf Volks tümlichkeit, Legende und Uebersinnlichkeit eingestellte Dichtung Kerners entstanden. Selbstverständlich waren sie alle Schild träger ihres größten Landsmannes, Schiller. * Nach Beendigung seiner medizinischen und naturwissen schaftlichen Studien begab sich Kerner 18W auf Reifen. Längere Zeit lebt« er in Hamburg, Berlin und Wien. Während dieser Zeit schrieb er an seine Freunde viele Briefe, die später die Grundlage sttr da» 1811 in Heidelberg erschienene Buch „Nciseschatten von dem Schattenspiel«! Lucks" bildeten. Im Gesamtschassen Kerners steht eS, obwohl es sein erstes Werk war, an erster Stelle, denn die stärksten Seiten seiner dichterischen Begabung treten auch hier schon hervor, einfache aver innige Lieder, dramatische Szenen und ein tiefer, wenn auch zuweilen phantastischer Humor. 1812 kam er al» Badearzt nach Wildbad. Er schrieb dort „Das Wildbad im Königreich Württemberg", da» «ine ««genartige Mischung von Dichtung und Medizin barstellt. Mit uhland und Schwab gab er den „Poetischen Almanach" und, den „Deutschen Dichterwald" heraus, in denen sich die schönsten Blüten der schwäbischen Dichterschule befinden. 1818 kam er als Oberamtsarzt nach Weinsberg, wo er bis zu seinem Tobe 44 Jahre als Dichter und Arzt lebte. * Durch seine Beschäftigung mit Studien über den tierischen Magnetismus kam er immer stärker in eine mystische medt- »inische Schriftstellerei hinein. In seinem zweibändigen Werk „Die Seherin von Prevorst" hat er die somnambulen und visionären Erlebnisse einer Kaufmannsfrau Friederike Hauff« aus dem Dorfe Prevorst behandelt, die mehrere Jahre lang bet ihm wohnte. Das rein Medizinische an diesem Kall ist auch heute noch beachtenswert, in der Behandlung des Theoretischen geriet er jedoch auf Schwierigkeiten. Immerhin gelangte er schließlich zu dem Schluß, baß die Getsterwelt in die irdische htnetnraae. In wetteren Schriften behandelte er die Geschichte von Besesienen und Erscheinungen aus dem Nachtgebiet der Natur. In späterer Zett kam er zu der Ein sicht, baß er mit seinen Theorien zu wett gegangen sei. Er schrieb sich seine Bedenken in einem mrrkwür-tgen Drama „Der Bärenhäuter im Galzbade" vom Herzen, in dem er sich in einer Art von Grlbstverspottung über mancherlei Geisterunfug lustig machte. Das Beste und Bleibende schuf Kerner in feinen Liedern und Gedichten, von denen drei Sammlungen herauskamen. Die Schilderung gemüthaster Art ähnelt der HaufsS, von dem er auch die äußere Form übernommen hat, ohne dessen Sorgfalt de» öfteren zu erreichen. Dennoch be- zeugt die große Beliebtheit des Liede» „Wohlauf noch ge- trunken" die Richtigkeit und Echtheit dieser lyrischen Form. Bon seinen sonstigen Gedichten sind ,,Der reichste Fürst", „Der Wanderer in -er Sägemühle" und „Der Geiger von Gmünd" ebenfalls allgemein bekannt. , Trotz kleiner Fehlschläge hat Iustinu» Kerner ein glück- licheS Leben gehabt. Mit seiner Gattin Friederike Ehmann, das „Ricke le" seiner Dichtungen, führte er eine überaus harmonische Ehe, wie uns aus den Mitteilungen seine» SomeS Theobald besonder» bekannt geworben ist. Der Be griff der Freundschaft ging «hm über alle», besonder» mit Wtlhe/m Hauff, der übrigen» mit einer Schwester seiner Mutter verheiratet war, fühlte er sich auf» engste verbunden. Er war ein echter Schwabe voll Humor und Gemüt. Bi» in sein hohe» Alter hinein hat «» ihm stet» Freude gemacht, an richtigen Stretchen teilhunehmen oder sie gar selber au». zuhecken. Noch heute erzählt man in Weinsberg eine köstliche Frotzelet seiner Mitbürger. Er hatte in seinem Garten eine Kugelakazie gepflanzt, die bis dahin in Weinsberg noch nicht eingesührt worden war. Die Bewunderer LeS Baumes ver wies er auf die Schönheit der kommenden Blüte. Als die Zett gekommen war, besteckte er in einer Nacht den ganzen Baum mit Feuerltlien und behauptete allen Ernstes, daß dies die richtige Äkaztenblüte sei. In einem in seinem Garten er bauten Turm, den er seinen Getsterturm nannte, waren AeolSharfen angebracht, von denen er versicherte, daß sie die Stimmen der Geister wicüergäben. Daß er schließlich ein Meister der Maultrommel war, dieses typisch schwäbischen BolkSmustkinstrumenteS, paßt durchaus in das Bild diese» eigenartigen liebenswerten Mannes. Gegen Ende der vierziger Jahre nahm das Augenlicht immer mehr ab. 1851 erblindete er gänzlich. König Ludwig l. von Bayern hatte ihm schon vor einigen Jahren ein kleine» JahreSgehalt ausgesetzt, auch König Wilhelm von Württem berg unterstützte ihn. Die ärztliche Praxis übernahm sein Sohn Theobald. Heiter und ruhig klang Kerners Leben aus. Ueber seine Erblindung hat er sich niemals beklagt. Ein Dichter und Philosoph — so steht heute JustinuS Kerner vor un». Sein Lieb „Wohlauf noch getrunken" wird das Gedächt nis an ihn wachhalten, solange eS von Deutschen gesungen werden wirb. v. k'. s Dresdner Theaterspielpla» für Henle. Opernhaus: „Fidelio" s8). Schauspielhaus: „Peer Gynt" (7M. KomöbtenhauS: „Ein großer Mann" (8,15). Central- theater: „Tropen-Expreß" (8,15). s Aichard-Wagner-veres« Gran»«, vet dem Richard-Wagner- Fest am S0. September wirken mit: Orchester Dresdner Künstler, Leonore Schramm, Dresden »Sopra»), Hellmut Paul, Dresden lvartton), Shor- und Münuergesangveretn Graupa. Leitg.» Kasttor Max Leuchte, Graupa. Dresdner KSnftler ««»wärt». Fritz Schwattk«, Orga nist an der Dresdner Frauenkirche, ist elnaeladen worden, in Dan zig an der dortigen varbaraktrche und Marienkirche Orgelkonzerte zu geben. s Verzeichnis d«, Rnndlnnkschristtn«». von der «Ibliographie «Deutsche» Siundfunkschristtum", die von der ReichSrnndsunkkammer heraulgeaeben und von der Deutschen Bücherei in Leipzig bearbeite» wird, erschein« setzt al» Beilage »e» Amtsblattes der Retchlrund- sunktammer „Archiv für Funkrecht" da» Verzeichnis dr» deutschen Schrifttum» über den Siundsunk wahrend der Monate Juli und August IliSS. G» sind alle Abhandlungen, Aussätze nnd sonstigen vertissentttchungen au» dem Gebt«» de» Rundsiinkschassen» berück- flchiig«. Die vibttographle ist nur zusammen mit dem «mtd-latt «Archiv für gunkrecht' zu »«ziehen.
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