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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.11.1936
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1936-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19361123011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1936112301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1936112301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-11
- Tag1936-11-23
- Monat1936-11
- Jahr1936
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.11.1936
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*** Nichte Käthe. (20 Pf.) „Unlängst erschien in den Dresdner Nachrichten eine kleine Episode aus dein Weltkrieg. Ein Leutnant hatte ein behagliches Quartier tnue, um das er oft beneidet wurde. Eines Tages erschien sein Oberst,'nm den Leutnant ans seiner K lause zu entfernen. Dieser erklärte unter anderem, ich bin ein Schonte, gespannt bin ich, welcher Schaute der Nächste sei» wird, der in mein Quartier zieht. Woraus der Oberst sich schleunigst entsernte. Bitte, was ist ein Schaute?" — Das ist gar nicht leicht zu sagens Was er sich unter einem „Schaute" vorstellen soll, das weih der Onkel so ungefähr: einen Menschen, der sich seiner Hilflosigkeit halb und halb bemüht ist. „Ich kann nichts dagegen machen, dass ich hier raus muh", dachte der Leutnant, „aber der nach mir wird eines Tages ebenso hilflos heraus müssen!" Aber welchen sprachlichen Zusammenhang das Wort hat ... da ist'S wüste und leer! Zn vermuten steht allerdings, das, das Wort in dieser Bedeutung ans dem „Jiddischen" in unsere Vnlgär- sprache gekommen ist; im klassischen Schriftdeutsch ist'S jeden- salls nicht belegt, Jin „Jiddischen" bezeichnet eS einen „Narren". Der in den arabischen Nomanen Karl ManS vorkvmmendc „Schul" ist ein böser Nänber. Sein Name stammt aus dem Persischen. Dort bedeutet er „gelb". Der Träger gelber Ge sichtsfarbe gilt als verächtlich. *** Nichte A. M. si Mk.) „1. Ist der Hauswirt be- rechtigt, vom Mieter einen Schlüssel zur WohnnngStür zu sederzcitigem Betreten der Wohnung kür sich zu behalten? 2. Ist der Mieter. sallS er längere Zeit verreist, verpflichtet, den Wohnungsschlüssel fiir die Zeit der Abwesenheit dem Wirt anSznhändigen?" — l. Nein! Die Schlüssel zur Moh- nungStür sollen alle in der Hand des Mieters sein. Ein Necht des Hausbesitzers, die Wohnung jederzeit zn betreten, besteht nicht. 2. Auch bei längerer Abwesenheit besteht siir den Mieter keine Verpflichtung, dem Hauseigentümer den Wohnungs schlüssel zu überlasse» oder auch nur ihm das Betreten der Wohnung zu gestatten. Aber... aber... feder Mieter wird bei längerer Abwesenheit gnttnn, seinen Wohnungsschlüssel dem Hauseigentümer zn hinterlassen oder ihn unter Bekannt gabe an den Hauseigentümer an einer leicht und schnell er reichbaren Stelle niedcrznlegcn; denn cs könnte in der Woh nung (denken wir an Wasserrohrbruch'.i ein Schaden ent stehen, dessen Folgen für Hauseigentümer und Mieter grobe Lasten bedeuten können, wenn cs nicht möglich sein sollte, schnell in die Wohnung hincinzukommen. "* Treue Leserin, (50 Ps i „Vor kurzem laS Ich einen Artikel in der Zeitung, der mich nicht zur Nube kom men lässt, und doch mal einer Erwähnung bedarf. Er war überschrieben: „Muss der Kranke seine eigene Kranken geschichte erfahren?" Nach unserem Begriff: „Ja." Was sagst Du dazu? Wcun ciu Patient zum Arzt geht, dann will er wissen, wie es um Ilm sieht. Er hat ein Necht daraus, das, ihm seine Fragen wahrheitsgetreu beantwortet werden: er null die richtige Diagnose hören, auch die Höhe des Blut druckes usw. Die Untersuchung und die fragen werden be zahlt, man dar? doch sonst im Leben auch niemand belügen. Was hat der Patient davon, wenn die Diagnose in dem Aerztcbnch bebt, und er selbst nichts Näheres erführt. Wir finden, das ist viel aufregender, als wenn man dem Patienten sagt, wie cs um ihn steht, und er sich danach richten kann. Was sagst Du oder andere dazu?" — ES muss unbedingt dem Arzte überlassen bleiben, inwieweit er seinem Patienten in allen Einzelheiten sagen kann und darf, wie er seine Krank heit und ihren möglichen Verlaus beurteilt. Der Arzt versucht mit äusserster Geivissenssostigkeit nicht nur nach seinem Urteil Nber den körperlichen Bekund, sondern anch über die seelische Veranlagung seines Patienten sich klarzninachen, wieweit sein Patient von der restlosen Kenntnis der Art seiner Er krankung Nutzen oder Schaden haben kann. Was besonders den augenblicklich bei den Leidenden geradezu „Mode" ge wordenen „Blutdruck" angcsst. ko sei gesagt, dass schon Men schen mit höchstem Blutdruck 8ü Jahre alt geworden sind... Der Arzt allein kann beurteilen, ob dieser hohe Blutdruck eine Gefahr iss und ob eine Mitteilung iiber seine Höbe nicht beim Kranken mehr Schaden anrichtet, als die Krankheit selbst. *** Neffe LinnS. Du fragtest nach der Herstellung von Tätowierungen. Dabei wurde in der Dir gegebenen Antwort gesagt, dass in Europa, wo also die Tätowierung nicht einen Sippenznsammcnhang anzcigt oder gar eine mit religiösen Vorstellungen verbundene Weihe, wie bei farbigen Völkern südlicher Zonen, merkwürdigerweise viele Gewohn heitsverbrecher Tätowierungen trügen. Damit war natürlich nicht gesagt, dass feder Tätowierte ein Gewohnheitsverbrecher sei. Aber einige Leser des Briefkastens haben das doch ko aufgefasst, und cS srcut den Onkel, dass einer von ihnen einen sehr interessanten Aussatz iiber diesen Brauch cinschtckt. Da raus geht hervor, dass zu Zeiten die Neigung, sich tätowieren zu lassen, sogar in sehr hohe Kreise hinaufrcichte. Es wird darin berichtet, dass in London ein Mann namens Mac- donald, der 1020 starb, den englischen König Eduard VII., den Zarewitsch Nikolaus, den Sultan von Iahore und unzählige Damen und Herren der Gesellschaft tätowiert habe. Dieses englische Vorbild wirkte natürlich in erster Linie auf die deutschen Hafenstädte, und der Verfasser des Aussatzes berichtet davon, dass es heute noch in Hamburg und Bremen fe einen richtigen „Tätowiersalon" gäbe. Nichtig ist, dass das Täto wieren, oder besser, das Sich-tätowieren-lassen, ein Brauch ist, der vorwiegend in gewissen BcrnsSkreilcn seine Freunde hat. Seeleute, Fleischer, Zimmerleute und Maurer lnamentlich so weit sie den früheren eigenartigen Gehilfcnverbänden au- gehörtenf sichern sich okt eine bleibende Erinnerung an diese Zeit durch eine Tätowierung; darum haben die Tätowierten recht, die sich durch die Antwort im Brieskasten beschwert füh len, dass sie mit Gewohnheitsverbrechern in einem Atem ge nannt sind. Ja, der Verfasser des Artikels bezieht sich sogar daraus, dass der angesehene Volkskundler Adolf Spanier in der Tätowierung einen „Ausdruck der Volkskunst" erblicke. Zuweilen sieht man ia auch Tätowierte, die um den Gold finger einen blauen Ning unter der Haut tragen . . . solche „bodenständige" Festuaaelung des VerlobungSringcS war mal in Amerika „grosse Mode" ... ja, aber .,. was geschieht bei einer Scheidung? *** Nesse Erich Landwirt. ES gibt also doch keine Verwendung mehr für die leeren Arznei-Pullchen, die sich bet Dir angesammelt haben, die Du irgendwie noch einem nützlichen Zweck zusühren wolltest. Es wurde Dir gesagt, dass die Aeusscre Mission dafür Verwendung habe. Nun teilt aber die evangelisch-lutherische Mission der Arbeitsgemeinschaft für SchadenvcKhütung, Gau Sachsen, mit, dass sie früher solche gebrauchte Arzneislaschen gesammelt hat und auch gelegentlich Ausrufe dazu erliess. Diese Fläschchen wurden sterilisiert und auf die afrikanischen Missionstelder geschickt. Bei den Ein geborenen wurden sie gern angenommen und sanden Zier wendung. Heute aber sammelt die Aeussere Mission sie nicht mehr und hat auch keine Verwendung mehr dafür. Wie Dir schon gesagt wurde, iss den Apotheken und Trogenhandlungcn die Zurücknahme solcher Arzneillaschen untersagt, und es gibt also keinerlei Verwendung mehr dafür. Askm»! *** Neffe Alfred. Deine Frage nach dem Gedicht mit den Abtellreimen hat gute Freunde ans de» Plan gerufen. Einer schreibt: Der frühere Professor Dr. Friedrich Polle vom Vitzthumschen Gnmnasiui» hat seiner Zeit, wenn Ich mich recht erinnere, ein Liederbuch herausgegcben, „Pan" genannt, in dem außer anderen schnurrigen Reimen auch folgende zu lesen waren: Atel« Fahr l» Konstantin wo ich ost mit den Ianitsch AIS lch einst In einem Har schlug so ein verfluchter Eu Als er mich so grob lnsul der gerad mit umt Nankas Ter Herr Konsul war sehr hu drückte mir ble Hand und trat ließ mich setzen und delek opel ich gewesen bin, aren lag aus elner Pritsch, em hlncingetreten war, nuche mlr den Hut «ntzweu. tlert, ging ich gleich zum Konsul, lern bei dem Frühstück säst, man, und kam gleich auf mich zu, tierte mich mit Koniak, tierle mich mit Schncpsendreck. Ob das schöne Lied noch weiterging und ob die vorstehenden Reime dem ursprünglichen Wortlaut entsprechen, weiß ich nicht mehr. Es ist wohl 50 Jahre her, seit ich das schöne Lied kennenlernte, und ich schreibe es aus dem Gedächtnis nieder. — Na, was sagst Du nun! Nun sehlt bloß noch der Reim aus Lauch städt. *** Zwei alte Akademiker, fl Mk.s „Wir sind zwei alte Juristen, haben natürlich einst (sehr einst!) einmal ein humanistisches Gymnasiuin besucht und freilich gewiß manches Jahr nicht an Einzelheiten dessen gedacht, womit da mals unser Denkvermögen geschult wurde. Nun saßen wir dieser Tage wieder mal beisammen, und, wie das so ist... im Alter werden alte Erlebnisse lebendig, und damit anch Fragen, die damals vielleicht noch „unterbewußt" in nnS anstanchte», oder eben vielleicht nicht aus dem Unterbewusstsein „anstauch- tcn". Wie kommt eS, dass die Wissenschaft von der alten römi schen und griechischen Literatur weiss, dass manche Schrift steller viel mehr Bücher geschrieben haben, als wir kennen, ja, dass einzelne Worte und Stellen aus solchen verloren gegangene» Büchern bekannt sind? Gab cS bei den Alten so etwas wie eine Literaturgeschichte?" — Das gab eS in unserem Sinne nicht. Aber späte buzantinische Grammatiker legten sprachkundliche oder besser wortkundliche Wörterbücher an, zu denen sie die verschiedenartigsten antiken Quellen benützten. Diese hat man in verschiedener Fassung anfgesnndcn und das erste schon in der Ncnaissancczcit heransgcgcbcn. Man nannte ein solches Wörterbuch ein Etnmologicum. ES werden darin grammatikalische, lexikalische und sachliche Notizen gefunden, die auf solche verlorene Schriften und Schriftsteller Hinweisen. *** Nichte Bertha. (75 Pf.) „In einem medizinischen Buch las ich das Wort „sacial". Was bedeutet das?" — Das Wort ist von dem lateinischen Wort kaeio», das Gesicht, her geleitet. Es bedeutet „was sich ans das Gesicht" bezieht . . . nicht die Sehkraft, sondern das Antlitz. Ma» spricht znm Bei spiel von einer „Faeiallähmung", einer Lähmung des Ge sichtsnervs, die zuweilen eine Gesichtshälste unbeweglich macht. *** Müller aus Europa. „Du schriebst: Die Feinheiten des Gesühls für sprachliche Ordnung ist überall im Wachsen! Ich lese manchmal, dass jemand eine „Be- lob-igung" bekam. Könnte man diesen wundervollen sprach lichen Schwung nicht aus ähnliche Ausdrücke ansdehnen? Ich denke dabei an: Belohn-igung, Belehn-igung, Bekehr-igung, Vetrei-igung, Beleb-igung, Bevorzug-igung, Belchr-igung, Besörder-igung, Bemäntel-igung, Bccinslnss-igung, Bc- schreib-igung, Bcleucht-igung, Bewässcr-igung, Bctreu-igung, Belicht-igung, Bemal-igung, Belieser-igung, Bcpslanz-igung, Darbiet-igung, Dicht-igung, Einverleib-igung, Ehr-igung, Er- fahr-igung, Erpress-ignng, Verlob-igung, Vcrhöhn-igung..." — Halt ein, wilder Knabe!!! Dein Flcjss ist so überwältigend, wie Deine sprachliche Treffsicherheit! Muss denn ans „Lob" durchaus ein „ung" dran, weil man doch nicht sagen kann (huch nein!», einer sei „gelobt" worden. Und „Belobung" kann man auch nicht sagen, das klingt so musslich! Also ... der Mann musste eine „Belobigung" bekommen. Tu aber be kommst vom Onkel eine schöne „Begrüssigung", weil Du da für gesorgt hast, das, der Onkel nie wieder das grässliche Wort gedankenlos hinschrclbt, sondern von nun an immer schlicht und einfach „Lob" sagen wird. *** Ohne Namen. (SO Pf.) „Besteht die Möglichkeit, dass eine Kriegerwitwe, die in der nachfolgenden Ehe nicht zehn Jahre verheiratet war, Anspruch auf ihre frühere Wit wenrente hat?" — Nein. Wurde ihre zweite Ehe nach dem Krieg innerhalb von zehn Jahren durch den Tod des zweiten Ehemannes gelöst, so kann sie eine „Witwcnbeihilse" bekom men, die nicht ganz so hoch ist, wie ihre frühere Witwenrente. Wurde aber die zweite Ehe geschieden, so hat sie keinerlei VersorgungSansprnch. *** Neffe im Hause. Du fragtest vor einiger Zelt nach dem Erfinder der Gewinnung des Stickstoffes aus der Lust. Es wurden die Norweger Birkeland und Ende ge nannt. Sie haben eine Vereinigung von Stickstoff und Sauerstoff durch hohe Erhitzung der Luft im Hochspannungs- bogen ausgearbeitet. Dieses „Lustsalpeterversahren" ist jedoch an die Billigkeit elektrischer Energie gebunden, wie sie die grossen norwegischen Wasserfälle beschaffen. Weiter wurde Dir das Kalkstickstosfversahrcn von Adolf Frank und Nicodem Earo genannt. Die Notwendigkeit, stickstoffhaltige Dünge mittel industriell herzustellen, war deshalb notwendig, weil die Einfuhr von ausländischem Salpeter in Deutschland 1Ol3 rund 775 mo Tonnen betrug. Das war mehr als die Hälfte des gesamten deutschen Stickstossbedarfcs und erforderte eine Ausgabe von rund 171 Millionen Mark. Heute versorgt die deutsche Industrie die Landwirtschaft mit Stickstofsdünge- mitteln. Der weitaus grösste Teil dieser Sttckstosfverbinbun- gen wird heute in den Werken der I. G. Farbcntndustrie AG und den Lcunawerkcn nach dem „katalytischen Ammoniak- verfahren von Haber-Bosch" gewonnen. Haber und Nernst, hervorragende chemische Theoretiker, habe» nach jahrelangen Vorarbeiten die Grundlagen dafür geschlissen, und Bosch und seine Mitarbeiter Haven die Möglichkeit der technisch industriellen Herstellung in zähen Bemühungen erdacht. Man tann also, wie bet vielen wirklich grossen „Erfindungen" tech nischer Art, gar nicht von einem „Erfinder" reden; es haben an dieser Leistung ganze Geschlechter von Wissenschaftlern und Werktätigen, nacheinander und zusammen, gewirkt, um da große Ergebnis zu ermöglichen. *** Nichte Hanna. sl2 Pf.) „Nezugnehmenb aus die dem Neffen er gegebene Antwort, frage ich an, ob das Testament unerössnet auf das Gericht gegeben werden muß, oder ob z.B. die Kinder der Gestorbenen erst Einsicht nehmen können." - „Er"össnet wird bas Testament vom Gerichte den Erben. Tu meinst, ob «in im geschlossenen Umschlag vor liegendes Testament „gc"vssu«t werden darf. Das Gesetz sagt darüber nichts, aber es mürbe dem Sinn der gerichtlichen Be handlung de» Testaments widersprechen, wenn man es öffnen wollte. j *** Altardecke. (25 Pf.) „Wie wäscht man eine an» Kunstseidengarn gefertigte Häkelarbeit?" — In lindem Leisen, oder Seisenflockenwasscr. Aus keinen Fall kochen! Nicht rei ben. Gut nachspülen! Znm Trocknen nicht aushängcn, son dern aus ein trockenes, natürlich sauberes Tuch legen! ist»» ^»»» Hkdl- Akönkkny *** Ohne Namen. (24 Pf.) „Trägt man Im Ausland Cut oder Frack zur kirchlichen Trauung? Wie ist es besonders in England, da der Engländer doch nie einen Gesellschaft»- anzug am Tage trägt?" — Deine Frage ist „allgemein" nicht zu beantworten. DaS, wonach Du mit dem unbestimmten Wörtchen „man" fragst, ist ja keineswegs das ganze Volk. Tie obere Gcsellschastslchicht, in der der „gute Ton" nnnmstösslichc Gesetze gibt, behandelt den Trananzug des Bräutigams keineswegs einheitlich. In England wird keiner dieser Schicht anders als in Cut oder in Uniform zum Altar gehen, in allen Ländern spanisch-portugiesischer Zunge gilt der Frack als un erlässlich. Aber „man" ist ja nicht das ganze Volk. Für uns in Deutschland ist der Frack nicht lediglich ein Gesellschaftskleid, sondern ein Festkleid. Dass das „man" auch in anderen Ländern keineswegs einseitige Geltung hat, beivcist schon die Erhaltung und Wiederbelebung köstlicher besonderer Klei dung aus dem Gebiete der Volkstracht gerade bet Hochzeiten. *** Nichte B. in L. (35 Pf.) „Jemand hat hier erzählt, dass eS auch Fcdernstickcrei gibt. Ist das wahr? Wir haben noch nichts Derartiges gesehen." — Nun... wenn Ihr damals schon Interesse dafür gehabt hättet, so hättet Ihr vor etwa zehn Jahren Gelegenheit gehabt, so etwas sogar ans den Strassen der Grossstadt zn sehen. Damals waren für Damen ganz anliegende Kappen Mode, die über und über mit Federn, meist dunklen griinschillernden Hühnerhalsfedern, bestickt waren. Aber das ist so gut wie nichts. Fcderstickereien. über wiegend in leuchtendem Rot gehalten, schnscn mexikanische Tolteken und südamerikanische Jndiancrstämme in ihren alten versunkenen Kulturzeiten ans Tausenden sarbiaer Federn Helme, Mäntel und andere Prunkstücke für ihre Fürsten. Und wenn Du mal nach Moritzburg führst, so könntest Du dort Im Schloss ein ganzes ..Feberzimmer" bewundern; hast Du bas noch nicht gewußt? Nun... aber hin! *** Nichte Alma. (34 Pf.) „Ich weiß. Du hast schon einmal im Bricskaslcn erklärt, warum der Srhvrnstcinseger, der „Schwarze", als Glücksbringer gilt. Aber als wir wieder einmal zn einer srohen Geburtstagsfeier beisammen saßen... lauter trrne Nachrichten-Leserinnen..., da konnte sich keine von uns mehr daran erinnern, welche Deutung Du diesem Glauben gegeben hattest. Würdest Du es wohl noch cinnml sagen?" — Zuerst freut sich der Onkel darüber, dass Du in Deiner Frage nicht das Wort „Aberglauben" gebrauchst. Das, was man so überheblich „Aberglauben" nennt, ist nämlich in sehr vielen Fällen etwas ganz anderes: ein Nest nrallcr Glanbensbindnng unserer germanischen Ahnen! So wohl anch der „Schwarze"! In manchen ländlichen Gegenden Deutschlands hat sich noch bis in unsere Zeit der Brauch er halten, daß am HohneulahrStage, dem 6. Januar, dem lebten der zwölf „geweihten" Nächte, in denen die Sonne gleichsam stillstes;! zwischen ihrem Abstieg und Wiederaufstieg, sie Bin, scheu des DorkeS sich mit Ruh und Asche bestreue» und mit Scher» und Lachen gleichsam Abschied feiern von diesem dunk len Teile des Jahres. Wen diese. Nnßbnrschcn berühr ten, der nahm besonders lebhaft an dieser Freude teil, -o deutet man nach neuen volkskundlichen Einsichten den „Schwarzen", den „Fcucrrüpel", als Glücksboten. . In dieser HelratSskhntnchtSkcke will Onkel Tchnörk« nur die Wünsche seiner Nichten und Nelsen zum Auddcmk bringen. Dagegen kann er c» nicht übernehmen, die hieraus eingehenden Briese an dies» weiterzuleiten. Wer mit dm Heiratslustigen In Vrleswcchlel zu treten wünscht, wirt gebeten, sich de» Anzeigenteil» unsere» Blatte» zn bedienen. Nesse Will <1,VO Mk.j, 80, Kaufmann, sympathische Eriche!- nung, mit gediegener Weltanschauung, natur-, mulik- und Ipori- liebenb, wünscht deutsche» Mädel oder beutschk Frau von angenehmem Aeußeren, warmherzig, mit verträglichem Mesen und etwa» Per- mögen. — Nichte GportSmädel, 28. blond, groß, alleinstehend, Nichte Hellblond, 80, groh, häuslich, naturlicbcnd, Sticht« Dickchen, »4, dunkelblond, lebensbejahend, alleinstehend, Nicht« Zierlich, 84, dunkel, kinderlieb, mii eigenem, kleinem Heim (2 Mkj., suchen «rnstheiter», gebildete Neffen. — Nesse Land- wirt (1 Mk.j, Ski, tüchtiger, fleissiger Bauerssohn, mit 2S000 Ml. und allem anderem Nötigen, lehnt sich nach tüchtiger Vanerntochler mit Vermögen, um grössere» Gut zu pachten oder zu kaufen. VW, heirat ober junge Witwe ohne Anhang angenehm. — 'Nelle Glüct- aus <80 Pf.), 48, Reichsangelteliter, dunkel, grundlolid und un bedingt treu, wünscht liebevoll« Frau. — Nichte Elfriede (I Mk.j, 80, gross, schlank, angenehm und jünger au»s«henb, will- schaftlich, mufikliebenb, vielseitig, mit guter WäscheanSsteuer und einigen Mille, um behagliche» Seim zu gründen, sucht gebildeten LebenSgesährten bi» 48. — Nicht« Landmädel ll,24 Mk.t. 25, gross, schlank, ml» tadelloser Vergangenheit, wirtschaftlich, mit Zinn für alles Schöne, mit schöner Ausstattung, bekommt später Vermögen, und wünscht netten Landwirt oder Beamten. — Nesse Baidu« <l Mk), 80, gross, schlank, temp.-ramenivoll, naiur-, kunst- und lporl- liebend, In Vertrauensstellung, wünscht Mädchen, ebensall« groh, schlank, von guiem Eharakter und sonnigem Wesen. — Nicht« „Hübsches Mädel" lbo Ps.) sucht, ohne eine Lobeshymne aus sich selbst anzusllmmen, anständigen Gatten. Er soll nicht unter 80 lem und beweisen können, bass er den Kamps um» Leben meistert. Eis gute» Heim richtet die Nichte selbst «in. — Nichte Einsam XX lkiO Ps.), 82, sehn» sich nach gemütlichem Helm; sie ist gesund, obn« Anhang, mehr häuslich als vergnügungssüchtig, und möchte slir liebe vollen Gallen sorgen. — Nichte Lustig ibv Pf.), tv, gross, schlank, hübsch, mustk- und naturliebend, wünscht aufrichtigen, gebildeten Nellen, Beamten, Ingenieur oder Angestellten, — Nicht« Christ rose 180 Ps.), möchte «Inen guten Weihnachtsmann.' Eie ist sto, herzensgut, gemütvoll, tüchtig in Küche und Hau», nicht unbemittelt, und wünscht LebenSkameraden, der di« Natur lieb» und liebe Hau»- srau besitzen möchte, am liebsten Beamten. — Nichte Frohsinn ' (40 Ps.), 8k>, möchte gebildetem, naturltebendem Menschen treue Weg- genosst« sein. Sie ist von angenehmem Aeusserem, tüchtige Hansl,au, vielseitig und spielt Klavier. Sie ist nicht unbemittelt und hat etwa» Vermögen zu erwarten. Einem oder auch mehreren Kindern wurde sie gern die Mutter ersetzen. — Sticht« Lebe nssroh löst Pi.;, 20, gross, schlank, dunkelblond, hübsch, mustk- und nalurltcbcnd, wünscht aulrichtigen, gebildeten Beamten, Ingenieur oder Angestell ten. - Nesse Paul-Martin löst Ps ), 27. blond, Kausmann, vielleicht mt« Vermögen bei Einheirat, sucht hübsche Nichte. Er «st Autosahrer, Schwimmer, Musikfreund und hat grosse Reisen unter nommen. — Nichte Lössnttzperle llsti Ps.), blond, schlank, lebe sparsam und wlrtschastlich, geistig rege, natur- und kunslliebcnd, möch» gern an der Seite eines edlen, gebildeten Manne» von 40 bi« 00 ein neue» Glück ausbauen. Sie biete« Einheirat tu kleine» Landhaus in der Lössnitz. Snrechstnnde» »«» vrlefkastr>,«k«l»: Vormittag» (äusser an Sonn- und Feiertagen) täglich von kl di» ^l llbr: nachmittag» nur Montag« und MiltwochS von 8 bc« 0 llbr. — Schriftlich können Anfragen nur beantwortet werden, wenn Rückporto beigesügt ist. » Bei »en >» vrlelkaste» erteilte» A»t>»,r««» «»lttleren wir ((der die de» A»«r»g»» befgestigte« Beträg«. Die»« »liessen nngekstrit dem Gemein- nsttzigenBeeeintnr Untersttissnng »edlirstiger Ferienktnde, Wir würden «» hegrüsse», wenn »ich «il« Siniender, die stch AnSknns« «der Rat an den Brleskafte» wenden, erinnerten, «I« »ehr ei« kleine» v»»«r »tir «in« ,n», Sach« »rwilnichl ist.
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