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Dresdner neueste Nachrichten : 12.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193208126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-08
- Tag1932-08-12
- Monat1932-08
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 12.08.1932
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Sette 2 M»: 1« stand völliger Erschöpfung befand — nicht in vollem Maße gerecht werde». Aber dennoch hat diese Verfassung Grundgedanke« und Möglichkeiten, bi« in die Zukunst weisen. AuS ihnen inüsien wir dqS beuiiche Hans neu bereiten. Diese Aufgabe steht fest umrissen vor uns. Gestalter dieser Zukunft zu sein, rufen wir heute alle auf, die Deutschland und sein Volk mehr lieben als Partei, dvktrine», alle, die das Unantastbare, grundgewachsene landsinannschastliche Völkerleben der Lander gekrönt sehen wollen von der Wohlfahrt, Kraft und Stärke des ewigen Reiches. Dan diese Erneuerung In briider» kichem Geist« geschehe, das sordcrt schon das Grund- gcsctz von 1010, — „Das deutsche Vvlk — einig in seinen Stämmen". DaN es nicht nur in seinen Stäm men. sondern auch in seinen politischen Gruppierungen den Weg zur Einheit finden möge, das ist unser Wunsch und unsre Hoffnung am heutigen Tage und so bitte ich Sie, Herr Reichspräsident und Sie, meine Damen und Herren, mit mir cinzustimmen In dcnRns: „Das im Deutschen Reich geeinte deutfche Volk eS lebe hoch!" Mit dem gemeinsamen Gesang der ersten und dritten Strophe des Deutschlandliedes endete die übrigens auch vom Rundfunk übertragene Feier im Plenar- sihuiigsjaale. Vor -em Reichstag Als der Reichspräsident hieraus dis Wandelhalle durchschritt, die gleichfalls mit den Reichs« und Landes, färben geschmückt war, wunden wiederholt stürmisch ausgenommen« Hochrufe auf ihn ausgebracht. Ver. ringelt erlvntx» auch „Freiheito"-Rufe. Der Reichs präsident verlies; das Rcichetagsgcdände durch das Abgcordnetenportal II, wo sich eine sehr zahlreiche Menschenmenge cingcsnndcn hatte, die wiederholt Hochruft- ans den Reichspräsidenten ausdrachte. Der Platz der Republik war vo« dichtcu Mcnschenmajscn nimännrt, die den Klängen der Kapelle des Wachl- regimcnis Manschten. Kurz bevor Reichspräsident von Hindeudung nm das Reichstagsgcbände hcruinschrci- tend den Platz betrat, stellte sich die Ehrcnkoinpagnte zur Parade auf. Sobald man -en Reichspräsidenten, dem die Generalität folgte, erblicken konnte, spielt« die Kompagnie den Präscnlicnmarsch und Reichspräsident v. Hindenburg schritt die Front der Ehrenkompanie ab. Dann bestieg der Reichspräsident lein wartendes Auto »nd verlies; den Platz unter den stürmischen Hochrufen der Menge, in die sich auch „FreiheftS'ftRusc mischten. Auch beim Abmarsch der Ehrenkompanie brachten «tzeSdner Menest« Nachrichken immer wieder Gruppen von ReirhSbannerleuten Hoch rufe auf „Deutschland, die soziale Republik" aus, bis die Polizei allmählich die Menge vom Platz der Repu. blik hinwegdrängte. Auch einig« Festnahmen waren bei dieser RäumuNgSaltion notwendig. Verfaffungsfeler -er Berliner Schutzpolizei im Lustgarten * Berlin, 11. August. jDurch Funkspruch) Im Lustgarten wurde henke vormittag X10 Uhr die Verfassuiigeseier der gesäurten Berliner Schutz- Polizei abgehalten. Ter Lustgarten, das Schloß und die Schloßterrasse waren mit Girlanden und zahllosen Fahnen in den Reichs, und preußischen Farben ge schmückt. Gegenüber der Terrasse halten die. vier Gruppen der Berliner Schutzpolizei und drei Bereit schaften der berittenen Polizei, insgesamt ebiva 10 MO Mann, geführt von Komnvaivdour Oberst Polen und dem Polizeiobcrst Gentz, im großen Viereck Auf« stellnng genommen. Unter den Ehrengästen bemerkte man neben dem Polizeipräsidenten I)r. Melcher den stellvertretenden Reichskommissar für Preußen, Ober, bürgcvmeister Or. Bacht. Die Feier wurde eingeleitet mit der „Eamont"--Ouvertüre von Beethoven. Polizeipräsident vr Melcher hielt die Festansprache, in der er u. a. sagt«: „Die Berliner Schutzpolizei blickt aus schwere Monate zurück. Ein« Millioneirstadt wie Berlin, die Hauptstadt ein«S verarmten, hart ringen den Reiches, wird von den Erschütterungen, die die furchtbare Wirtschaftskrise hervvrrnft, ganz besonders getroffen. Tic Berliner Polizei hat inmitten aller Erregung, aller Verwirrung ihren Mann gestanden. Sie hat insbesondere in dein letzten, schweren Wahl kampf Ordnung gehalten und dieWahrneh in u n g der staatsbürgerlichen Rechte ohne An sehen der Person und Pa rtei gesichert. Sie wird sich auch weiterhin in die Partcipolitik nicht hineinzivhen lassen, sondern stets beherzigen, daß über dem Gegeneinander der Parteien ein Größe res steht, das «ns alle eint und bindet: der Staat, daS Baterlanb! In dieser Gesinnung begehen wir auch den Tag der Verfassung. In diesem Geiste des Pflicht- und Ver. antwortnngsgcsühls, der kein« Partetgebundenhcit kennt, wollen wir weiter unfern Dienst tun in den schweren Monaten, die nnS noch bevorstehcn." Nach dem Deutschlandlied erfolgt« ein Vorbeimarsch der gesamten Schutzpolizeiformationen. Sie Entscheidung im Mmelstreit Das Urteil des Haager Schiedshofs - Litauen in wesentlichen Punkten im Unrecht X Haag, 11. August. sTurch Fuukfpruch) Fn einer öffentlichen Sitzung verkündete heut« vormittag der Ständige Internationale Gerichtshof seine Entscheidung im Memclstrcit, der bekanntlich am 11. April dieses Jahres aus Grund des Artikels 17 der Pariser Juli-Konvention beim Haager Gerichts hof von den Regierungen England, Frankreich, Ftalien und Japan gegen die Negierung Litauens anhängig gemacht wurde und in dem Mitte Funi und Mitte Fuli ausführliche Verhandlungen im Haager Friedens palast stattsanden. Die Entscheidung ist mit 10:6 Stimmen ge fällt worden. Die Minderheit wird von dem deutfchen Richter Professor Schücking sowie von de Bustament« sKuba), Altamira sSpanien), van Eysingha sHolland) und Anzilotti sFtalien) gebildet. Fn seiner Entscheidung bejaht der Gerichtshof die ihm zur Beantwortung vorgclegte erste Frage, ob der Gouverneur des McmclgebictcS das Siecht zur Entlassung des Präsidenten des Direktoriums besitzt, aber mit der ausdrücklichen Einschränkung, baß die Absetzung nur als Maßnahme zum Schutze der Staatsintcresfcn und in Ermangelung andrer Mittel in solchen Fällen zulässig ist, in denen eine schwere Beeinträchtigung der litauischen Souveränität alS vorliegend anzusehcn sei. Hieraus ist gleichzeitig auch die zweite Frage, ob dieses Recht eventuell nur unter bestimmten Be dingungen auSgeübt werden kann, beantwortet. Verneint wird dagegen die dritte Frage, ob ein« Entlastung beS Präsidenten bcS Direktoriums auch das Ende der Amtsdaucr der Mitglieder des Direk toriums nach sich zieht. Die vierte Frage, ob sür den Fall, daß das Recht zur Entlastung des Präsidenten dem Gouverneur nur unter bestimmten Bedingungen zustehe, die Entlastung des ehemaligen Präsidenten Böttcher unter solchen Bedingungen erfolgt sei, wird aber wieder bejaht. Die fünfte Frage, ob die Einsetzung dcS von SlmaitiS präsidierten Direktoriums unter den Um ständen, unter denen sie ersolgte, rechtsgültig gewesen ist, wird vom Gerichtshof ebcnsallS bejaht. Die besonders wichtige sechste und letzte Frage, ob die am LS. März ItiSS erfolgte Auflösung des Memclcr Landtages zu Recht erfolgt ist, wird vom Gerichtshof aber wieder entschieden verneint. Ter GerichtShos hat scrner dem neuen litauischen Kompctenzeinwand bezüglich der beiden letzten Punkte nochmals zurückgcwiescn. Oie Llhr von Lier Von ^tlolk v. Natrsolcl Wir hatten die flandrische Küste bereist. Die Vergangenheit der weiten flandrischen Ebene hatte unö in Gent, Brügge und Antwerpen aus den sich im Blan des Himmels verlierenden gotischen Kathedralen angcschant. Es war ein Svmmerlag ohnegleichen, als wir von Antwerpen mit der Bahn nach Lier fuhren, einem kleinen Städtchen in der Nähe der großen Hafenstadt »nd bekannt als Heimatort des großen vlacmiscln!» Dichters Felix Timmer mans. Die Sonne sandte ihre heißen Strahlen vom blancn Himmel, dnrch den vom nahen Meer her weiße Wolken flogen. Tie Wiesen standen noch vor ihrem ersten Schnitt. Die weißen Rinder nnd die braunen Pferde versanken im knietiefen Gras, und wenn sie sich ans die Erde lagerten, wurden sie von den hohen Gräsern so hoch bedeckt, das; nur ihr Rücken aus dem üppigen Grün hcranöragtc. Tie Wälder funkelten von diesem Grün. Tas Sonnenlicht brach sich in den glitzernden Flüssen, an denen die Angler unter blauen Sonnenschirmen saßen, und in der Lust hing es wie ein silbernes Leuchten. Dio ganze Erde funkelte, und ab und zu wurde am Horizont eine, Stadt mit gotischen Türmen sichtbar. Als wir in Lier ankamcn, empfing uns der Dichter Felix Timmermans am Zug. Sei» Gesicht lachte. Fch schaute aus dies breite Gesicht mit dem Wald von Haaren darüber, der großen Nase, den klugen, ver- schmitzten Augen, dein breiten Kinn und dem großen Mund, in dem die kurze Pscise hing. Ich will nichts von dem erzählen, ivaS er uns an Sehenswürdigkeiten an diesem Tag zeigte, nichts von seinem Haus im Schutz der großen Kathedrale, nichts von dieser Kathedrale, au der die steinernen gotische» Postamente von ihren Heiligen verlassen worben sind, als der Bildersturm des Mittelalters über sie hinweg fegte, nichts von demLcben diescSDtchters, der tief ver wurzelt in seinem Volk in dem kleinen Städtchen Lier lebt, nichts von dem Bcginenhof, den Usern der kleinen Nethe, ihren Wiesen «nd lichten Gehölzen. Nur von einer Merkwürdigkeit möchte ich berichten, die mich wie zufällig hinter das lautlose Geschehen unsrer Erde nnd in die geheimnisvolle Mechanik und . das ewige Fließen beS Weltraums blicken ließ. Von dieser Uhr von Lier möchte ich berichten, in deren un- heimliches Räderwerk der Fleiß und die Kunst eines Llerer Uhrmachers dies Weltall sichtbar ringe- sangen hat; Ans der ehemaligen Ummallung der Stadt er hebt sich ein alter Turm, und dieser Turm birgt daS geheimnisvolle Gehäuse der Uhr, das die Liercr als bas achte Weltwunder bezeichnen. Außen am Turm erblicken wir die sogenannte Jubelglocke, die zur Feier dcS hundertjährigen Bestehens bcS König reichs Belgien errichtet wurde. Wir wollen nur eine» kurze« Augenblick bei ihr verweilen, denn sie ist nur ein kleiner Teil der zauberhaften Darstellung im Innern des TurmS. Bier Figuren sind an dieser Außenseite des Turms angebracht, ein Kind, ein Jüngling, ein Mann und ein Greis. Kind, Jüngling und Mann sind porlraithafte Darstellungen von Licrer Bürgern, die Figur des Greises ist dem Roman Felix Timmermans entnommen, der den Titel „Die Delphine" trägt, «nd so begegnen wir hier dem uns aus der Lektüre des Buches ver- trauten liebenswürdigen Herrn Ptrruhn. Gerade schlägt es eine volle Stunde. Die Viertelstunden schlagen Kind, Jüngling und Mann, aber Herr PIrruhn schlägt die vollen, und in einem Fenster er scheinen auf den zwölften Glockenschlag die Jahres zahlen 1880—1030, das belgische Wappen und die drei belgischen Könige Leopold I„ Leopold II. und Albert I., gefolgt von dem Wappen der Stadt Lier und den Bürgermeistern, die über Lier seit der Un abhängigkeit Belgiens regierte». Verwundert schauen wir diesen feierlichen Umzug an, und wir be ginnen nach dem geheimnisvollen Mechanismus -u sragen, der uns dies künstliche Leben vorzaubert. Wir steigen eine Treppe im Innern des Turmes hinaus, und nns«r Blick fällt sofort aus äußerst merk würdige Gebilde, die an den vier Wänden des Turmes angebracht sind. Wir sehen Zifferblätter, auf denen Zeiger stehen, wohl «In paar Dutzend dieser runden Zisserblätter nimmt unser Auge wahr, goldene Kugeln schweben gleißend vor d«r Wand, bunte Lanb- schasten sind auf einig« der Zisserblätter gemalt, auf ellipsenartigen Bahnen sind kleinere Kugeln au» Gold eingesetzt, ein Himmel ist da, aus dem Monde stehen, und als Ich den Blick zur Decke des Turme» richte, sehe ich da» Firmament mit dem Fixstirnhimmel schweben, und mir tst, al» sei ich in die Stube eines mittelalterlichen Alchimisten und Sterndeuter» versetzt. Langsam beginne Ich an dem Niesenzifferblait der Uhr, das aus vielen einzelnen Zifferblättern besteht, zu lesen. Aus dreizehn dieser runden Scheiben tst die Stunbeneinteilung der ganzen Erde dargestellt. Ueber allen Uhren thront die Uhr von Greenwich, denn sie beherrscht unser» ganzen Kontinent, und auch da» Freitag, >2. August 1SS2 Ser Kampf »m die politische Führung 8. Berlin, 11. August. sEigener Drahtbericht) Eine Entscheidung Uber die Umbildung des Reichs- kabinetts ist noch nicht gefallen und wird ivahrschein- lich frühestens am Freitag fallen. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage: soll die Führung des neuen Kabinetts bei Hitler oder bei Papen bzw. Schleicher liegen? Tic gestern nachmittag verbreiteten Nachrichten, nach denen eine Einigung mit Hitler be- reits so gut wie perfekt sein sollte, waren nur sensationelle Ausbauschuug der längst bekannte« überall umlaufenden Gerüchte und entsprachen in keiner Weise den Tatsachen. Denn erst mehrere Stunden nach dem Bekanntwcrden dieser Nachrichten trat das Kabinett zu seiner entscheidenden Sitzung zusammen, bei der die Verhandlungstaktik bei den bevorstehenden Besprechungen sestgelcgt wurde. Ter Reichskauzlcr hat am Abend noch den deutsch, nationalen Parteiführer Hugenberg empfangen. Dieser Bestich hat aber nnter den augenblicklichen Um ständen nur formale Bedeutung, da die Dcutschnatio- nalen zur Bildung einer parlamentarischen Mehrheit sür das künftige Kabinett nicht gebraucht werden. Es kommt allein aus Nationalsozialisten und Zentrum an. Der Kanzler wird heut« zunächst Vertreter des Zen- trum» empfangen. Daran schließt sich wahrscheinlich Freitag «ine Unterredung mit Hitler, der noch nicht in Berlin ist. ES ist möglich, daß der Reichspräsident entgegen seinen ursprünglichen Plänen nun doch noch die Führer der Nationalsozialisten und des Zentrums zu einer Unterredung empfängt. DaS Ziel des Reichspräsidenten ist nach wie vor ein Uber den Parteien stehendes Präsidial kabinett, in dem die Nationalsozialisten ent sprechend der Große ihrer Partei vertreten sein sollen. Die Nationalsozialisten haben ursprünglich „die ganze Macht für Hitler" verlangt, sie haben sich aber, wie wir schon gestern berichteten, scheinbar bereit erklärt, sich auch mit einem „Kabinett der Persönlich- leiten", wie sich die „Nationalsozialistische Korre spondenz" ausdrückt, zusricdeu zu geben, falls die Führung eines solchen Kabinetts in den Händen Hit. lcrö liege. Diese Auffassung hatte gestern abend auch nochmals das Berliner Organ der Nationalsozialisten, „Ter Angriff", entwickelt, und dabei erneut im Sinne seiner früheren Erklärungen betont, die Parole der Nationalsozialisten laute: „Führung im Kabinett oder Karnpf." Im Zentrum steht man einer maßgeblichen Be teiligung b«r Nationalsozialisten an der Regierung nicht ablehnend gegenüber, da man wünscht, baß die Verantwortung der National, sozialistcn für die künftigen politischen Entscheidungen möglichst eindeutig sestgelcgt werden sollen. Ta auch Herr v. Papen nicht an dem Kanzleramt klebt und eventuell auch ein andres Amt unter einer Kanzler- schast Hitlers annehmen mürbe, kursierten gestern schon die ersten Ministerllsten in jenen politisch betriebsamen Kreisen rings um die politisch entscheidenden Stellen. Von dort sanden sie auch ihren Eingang in die Presse. Im wesentlichen bestätigen sie nur da», was bereit» gestern an dieser Stelle vorauSgesagt wurde: die Nationalsozialisten verlangen mindesten» das Kanzleramt für Hitler, das ReichSInnenmintsterium mit -em preußischen Innen- Ministerium sür Straßer und das RcichSverkehrS- Ministerium sür Göring. Papen soll Vizekanzler und ReichSanßenmintster werden. Die übrigen Minister sollen im Amte bleiben. Herr v. Gayl würbe bann als Oberpräsident nach Ostpreußen gehen. Doch sind die» alles nur Kombinationen, die sich verwirklichen können, aber nicht zu verwirklichen brauchen. Tie Entscheidung liegt absolut beim Reichspräsidenten und Hindenburg hat sich — daS muß sehr stark unterstrichen werden — bisher in keiner Weise gebunden. Im Gegenteil: seine Bedenken sind in manchen Stücken weit stärker al» die mancher Partei führer, beispielsweise im Zentrum. Der Reichs präsident hat am gestrigen Mittwoch nach dem Vortrag beS Kanzlers auch noch den ReichSanßen- Minister v. Neurath und den Neichswchrminister v. Schleicher empfangen. Sein Ziel ist eS, nach wie vor in erster Linie einen Rückfall in den alten Parteistaat zu verhüten und die gerade Linie der Prästdialregierung, die von ihm mit so viel Energie vorgeschlagrn wurde, auch weiterhin, wenn auch unter nationalsozialistischer Be teiligung «nd Mitverantwortung fortzusctzcn. Tie „D. A. Z." spricht sich offen gegen ein Kabiuett Hiller auS, weil es als „eine Kampsregierung gegen große Teile beS Volkes" aufgesaßt werden müßte. Sie hält eS sür durchaus denkbar, daß der Reichspräsident am Freitag dem nationalsozialistischen Parteiführer vor. schlägt, seine Partei möge, um den Charakter uud die Arbeiten des Präsidialkabinetts nicht zu gefährden lund ein Kabinett Hltlex könne nicht mehr als überparteiliche Präsidialregierung aufgesaßt werden), auf die Forde- rung -er Kanzlerschaft verzichten und sich neben den sonstigen in Frage stehenden Ressort» mit dem Bfte- kanzlcrpostcn begnügen, für den zugleich mit dem do preußischen Ministerpräsidenten Gregor Straßer i» Frage komme. Sehr bedenklich würde sich die Situation znspißcn, wenn Hitler auf dem Verlangen der Kanzlerschaft be steht, der Reichspräsident aber diese Forderung ab lehnen sollte, falls er die von den Nationalsozialisten gebotenen Garantien nicht sür genügend hält. Tann wäre ja nur noch die Möglichkeit gegeben, daß daz Rctchskabtnett in seiner jetzigen Gestalt vor den Reichs- tag tritt und sich stürzen läßt. Die Folge würde zwangsläufig eine neue Auslösung des Parlaments sein. Die „Deutsche Zeitung" behauptet, baß die süddeutschen Zentrumöregierungcn gegen eine Personalunion Reich- Preußen in der Hand Hitler» und SIraßcrS sehr scharf Stellung genommen haben und daß der heutige Besuch dcS württcmbergischcn Staatspräsidenten bei Papen damit im engen Zusammenhang gestanden hätte. Man sieht: die Lage ist im Augenblick von einer Slärnng noch weit entfernt und auf jeden Fall weit komplizierter, als die vor. eiligen Nachrichten vom gestrigen Nachmittag ver- muten lassen. Von allen zuständigen Stellen wird betont, daß, wenn Hitler mit der Regierungsbildung betraut würde, unter allen Umständen vorher vo» ihm bestimmte Garantien verlangt würden, nämlich: Sicherungen dagegen, daß die Nationalsozialisten die ihnen anvertranten Machtmittel nicht dazu benutzen, eine einseitige Partetherrschatt zu errichten, die -en Absichten und Plänen dcS Reichspräsidenten v. Hinden burg zuwiderlausen würde. Ferner soll, wie schon gestern kurz berichtet wurde, unter allen Umständen auch der leiseste Anschein vermieden werden, als handle die NetchSregierung unter dem Druck der SA. * Zentrums-Initiative in Preußen * Berlin, 11. August. sDurch Funkspruchj Wie wir erfahren, hat die ZentrumSsraktion dcS Preußischen Landtages nunmehr die Initiative zur Konstituierung einer preußischen Regierung gegeben. Die Fraktion hat eine Einladung an die N rtional- sozialisten «nd die Dentschnationalen ergehen lassen, am Sonnabend den 18. August vormittags zur Aus sprache über die Wahl eines Ministerpräsidenten und die damit zusammenhängende Hilbuns einer Regie rung zusammenzukommen. Sine Erklärung Hitlers * München, 11. August. <Durch Funkspruch) Im „Völkischen Beobachter" veröffentlicht Adolf Hitler folgende Erklärung: „Durch die Presse gehen zur Zeit wieder romanhastc Schilderungen über die Zersplitterung innerhalb der Führung der National- sozialistischen Partei und die Opposition, die von ein- zelnen Führern, I)r. Goebbels, Gregor Straßer nßv., gegen mich getrieben werden soll. Die Nachrichten sind zu dumm, als daß mau sie zu dementieren brauchte. Ich will hier nur bekanntgeben, baß Ich mich nicht in Berlin in einem neuen „Hanptguartier" in der Bade», scheu Straße aushalte, sondern mich seit Beendigung des Wahlkampfes zusammen mit Or. Goebbels und den andern Führern der Bewegung in den bayrischen Bergen befinde." Land Belgien regiert sie seit dem Jahre 1882 und so auch das Städtchen Lier, in dem wir uns zur Stunde befinden. Beim Anschaucn der vielen Uhren fällt mir ein, -aß die Greenwicher Zeit, nach der mir uns ge wöhnlich richten, gar nicht die Zeit dieses Ortes sein kann, in dem mir uns jetzt anshalten, denn über Lier ist die Sonne bereits htnwcggczogen, aber die Be- wohner des europäischen Kontinents haben sich auf diese Uhr und diese Zeitangabe von Greenwich ge einigt. weSbalb sie auch über all den andern Uhren an der Wand dort angebracht ist, und alle Europäer tun so, als ob eS nur diese Zeit gäbe. Blicke ich jetzt nicht mit Hilfe dieser Zifferblätter hinter die Kulisse einer Konvention? Denn diese Uhren vor uns zeigen mir die wirkliche Zeit, die von der Sonne bestimmt wirb, wenn sie gerade über dem Scheitel der verschiedenen Städte steht. Ich beginne die wirklichen Zeiten von den Uhren abzulescn: In Greenwich ist «S jetzt v,00 Uhr nach- mittags, in Amsterdam 6,26 Uhr, über Dänemark, Siidslawien und Italien Ist es 6,07 Uhr, über Ruß. land, Finnland, Rumänien, Ostasrika ist es 7,08 Uhr, über den Philippinen aber liegt schon dunkle Nacht, dort ist es 1,86 Uhr nacht», über Island tst es 4,07 Uhr nachmittags, in New Vork ist es 12,10 Uhr mittags und in San Franzisko 8,17 Uhr morgen». * Was ist Zeit, frage ich mich, Zeit, dieser unfaß- bare, unbegreifliche Begrisf, deren Stnnden in unserm Leben widerhallen, die uns oft Jahre hindurch an frohe und fruchtbare Ereignisse unser» Leben» er- innert, ist e» nichts als Bewegung, nicht» als da» ewige Fließen dieser Erde im Fließen und in der Be- wegung des Weltall»? In einem einzigen Moment versuche ich, mir diese verschiedenen Zelten in» Be wußtsein zu heben. Während ich hier stehe und mein Blick durch da» Fenster auf das von der warmen Nachmittagssonne beschienene Städtchen Lier fällt, legen sich in Indien die Menschen gerade zu Bett, und zu derselben Stunde Haven di« Leute in San Fran. -tSko soeben thr Morgenfrühstück eingenommen und begeben sich an ihre Arbeit. Ich fühle, wie ich da» Kreisen der Erde zu spüren beginne. Einen Herz, schlag lang steht mein Herz in diesem Gefühl still, aber mein Gehirn geht dagegen an, es beginnt in mir un- heimlich wie das Räderwerk der Uhr zu rechnen und findet, ich weiß nicht wie, folgende Ueberlegung: Wenn ich also «In Kabeltelegramm in Kobe in Javan um 8 Uhr morgen» am 1. Januar 1882 aufgebe, wirb es Von neuem wirb meine Aufmerksamkeit durch andre Scheiben angezogen. In der Mitte steht ein kleiner goldener Punkt. Da» ist die Sonne. Um sie herum ziehen kleiner« und größere Scheiben und Scheibchen au» Gold «Ine mit dem Stift vorgezeichnet« Bahn. Da» sind die Planeten. Sie sind in richtiger Entfernung von der Sonne angebracht und In richtiger Größe, da» heißt, daß diese Darstellung Im Berhälini» von 1 :687 800 000 auSgeführt ist. Am nächsten ter in Antwerpen schon einen Tag früher, am 81. Tt. zcmber 1081 um 28 Uhr, ausgenommen. Langsam gehe ich die Wände des Turmes ab, gehe an der Dezimaluhr vorbei, welche die Zeil ans die Zahl Zehn stellte. Ihre Herrschast hat nicht lange gedauert. Vom Konvent am 6. Oktober 1708 an- genommen, wurde sie am 1. Januar 1806 wieder ab geschasst. Jetzt aber stehe ich vor zehn blauen Schei ben. Aus jeder von ihnen stehen oben und unten zwei große Schisse und rechts und ltnkS zwei kleine. Ans dem blauen Meer der Zisserblätter stehe» die Stunden verzeichnet, und ein Zeiger zeigt die Stunde an, die gerade jetzt in den verschiedenen Hafenstädten schsägt, und je nachdem der Zeiger sich von dem grostcn zum kleinen Schiss ober wieder vom kleinen zum großen bcivegt, sehe ich, ob an diesen Orten jetzt die Flut des Meeres steigt oder fällt. In Lissabon steigt das Wasser nenn Stunden breinnddreißtg Minuten früher als in Ostende. So wiederholt sich in ähnlicher Weise das Zauberspiel von vorhin, nur noch, das; dar- gestellte Monde durch ihre Stellung zur Erde daS Heben und Fallen des Wassers bezeichnen, und wir scheu die Flut und die Ebbe von Lissabon, Antwerpen, Santander, Brest, Dover, Ostende, Hoek van Holland, Hamburg, Stockholm, Reykjavik und Saigun in Indo china. Merkwürdiges Rätsel des Weltalls! Wahren alle Städte einen zweimaligen Wechsel von Ebbe und Flut an einem Tagesablauf anzetgen, steigt nnd ISllt das Wasser tu Saigun nur ein einziges Mal. Aber, so frage Ich mich, da da» Zifferblatt der Mr von Lier mir diese Tatsache enthüllt, wenn Ebbe und Flut nach der Ansicht der Menschen von bet Anziehungskraft der Erde nnd des Mondes bedingt sind, weshalb unter liegen nicht alle Meere dieser Erde diesem Gesetz, nnd weshalb bilden die Fluten von Saigun diese einzige Ausnahme? Sollte diese Uhr mich ans einen Fehler menschlicher Berechnung aufmerksam machen, und liegt hier ein Rätsel verborgen, daS die Natur un» bi» aus -en heutigen Tag zu verschleiern imstande war? L Si mit. i «ndct erge Levill Jnnei tibera -enter ander, stratio die St bei ein wobei strantc gcbäud mitgltr Demo» eindrai -estigei erst na, Ku Gouvcr an der lasse uv sandten Weg n Weiter hat. Die -aß vr. 2 großhändl Kaufmann treter eine der in Pr fertigen li Besitz des Ostrauer ! ösfentlichte Wien verb dieser Kop Diese Ang, genommen, dauernden vorgehaltcv daß er de Kanzlei BorgchenS der Bunde« schast schädli empört gen Unheimli sechs Sekuni Schlagwerks, Fnncrn des das ganze <i dewegltchkeit Plejaden, S herrscht, bew, kicher Lautlo Drehung, da kann. Et» j ihm tm Web Bewegung zu fam und um länge bestehet des Planeten der Wand nc ans demselben Tas unhetmlt ter Sphären braust mich b, einen Augenb verlasse den Schrift de« u> Draußen meinen Augei Hühner, die i haben, laufen Sonne steht um sie heru zeit von 22r Jupiter, Sa «ine einzige jahre bcnöti Nur no, stcllungen d, Darstellung Sonncnaufg die großen 2 schnuppenper über unser» sest, daß alle um sich selb! un- nur der um lich selbst findet. Als Spiel -cs A Siernenhiiuu Die i sich mit vertrag i Bon Kre Kohle ini ter Bri werden sc Minister Provision sollte an Heinl u dienstes, > Brief vor -em ehe kanzlei, II sein, der i an di«
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