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Dresdner neueste Nachrichten : 18.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193208182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-08
- Tag1932-08-18
- Monat1932-08
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 18.08.1932
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S«s,e 2 Dresdner Neveste Nochrichtdir Donnerstag, 18. A«-«fttlV2 Mr. ISS Vk WMW M Mlill MA ' Die „Brcksifche Zeitung* veröffentlicht Ausschnitte aus einem sehr interessanten Interview, das G«. neral v. Schleicher einem Vertreter des Kopen- Hagener Blattes „Politiken* gewährt«. Sn diesem Interview erklärte Schleicher unter an-erm: „SS gibt Mafien von intelligenten Menschen, aber den metsten fehlt «s an Willenskraft. Hätten wir nur so viel energisch« Menschen, wie wir seist, reich« und tiefsinnige haben* Der Venera! bezeichnet eS als ein Unglück, Lab so viele Leute heute an schwachen Nerven leiden. „Haben Sie bemerkt*, erklärte er, ,wie viele Menschen von ihren Nerven reden? Immer di« Nerven, auf di« Rücksicht genom. inen werden sollt Diese Nervosität ist nichts andres als Furcht. Wenn die Leute nachts nicht schlafen können, so geschieht eS aus Furcht, vielleicht aus Furcht vor der Verantwortung. Diese Furcht kenne Ich nicht, ebensowenig wie die Schlaflosigkeit. Wannich will und wo ich will, kann ich schlafen ... Ich will Ihnen «in Geständnis machen: Ich bin sehr religiös, nicht so im allgemeinen Ginne — ich geh« nie in die Kirche — aber ich bin religiös, wenn ich dein Schicksal von Angesicht zu Angesicht gegenüber, stehe, wenn ich entscheidend« Beschlüsse fassen soll. Wen» man sich klargemacht hat, dab der Tod jederzeit hervortretcn kann, wovor soll man da bange sein? Den Namen oder di« Gtellung oder bas Vermögen zu verlieren? . . . Kann Ich mein Leben um «ine Elle verlängern? Jederzeit bin ich bereit, mich auf die letzte Reise zu begebe», und grade dieses ständige Gefühl von der Nähe des Todes befähigt mich, Menschen und Verhältnisse ohne Neid und ohne falschen Ehrgeiz zu beurteilen. Unter allen Lebensverhältnissen mutz man das Für und Wider abwägen, aber wenn man einen Besch l u b gefaßt hat, muß man ihn a uch d u r ch f ü h re n, um jeden Preis, koste e», was es wolle, ohne vor einem Hindernis znrückzuweichen.* Der RetchSwehrmtnister sprach sodann von dem Kanzler v. Papen und betonte, daß er mit der größ. ten Höflichkeit und ohne die Stimme zu erheben, „nein* sagen könne. Und er ergänzt dies« Charak- tcrisierung folgendermaßen: „Um ein Führer der Menschen zu sei», muß man nicht eine billige Skepsis, sondern «inen gewissen Zynismus Haven. Das ^st es, was hervorragende Persönlichkeiten auszeichnet. Den ken Sie an Cäsar! Was für ein ungewöhnlicher'und zugleich geschmeidiger Mannl Und Friedrich II., ge- wib ein großer Mann, aber ein Mann, der den Teu- fel im Leibe hatte. Nein, es ist nicht immer die strenge Objektivität, die unerbittliche Handlungs- weise, die den überlegenen Menschen auSzcichnet. E» gehört Leichtigkeit und Geschmeidigkeit dazu, um die ernsten Probleme zu meistern." Sine letzt« Frage stellte der Besucher: „Man sagt, Sie seien die Seele dieses Kabinetts?" „Die Seele? Nein! Vielleicht sein Wille." ver Kurswechsel im Rundfunk L. Berlin, 17. August. (Eig. Drahtbericht) Wie jetzt bekannt wird, ist ntzn auch der Leiter der Drabag, vr. Räuschür, telegraphisch aus seinem Urlaub zurückgerusen worben. DaS läßt vermuten, dab «r aus seiner Gtellung scheiben wirb. Rüuscher gehört bem Zentrum an. Die „Germania" richtet an Scholz bie Mahnung, „den Bogen nicht zu Uber- spannen". Französisches Geschwätz Telegramm unsres Korrespondenten oii. Paris, 17. August Der „Figaro" beschäftigt sich heute wieder mit -er Frage der Wiederkehr des HohenzollernthroneS in Deutschland und veröffentlicht angebliche Aeuberun- gen, die der französische Botichastcr in Berlin, Fran» oois Poncet, kürzlich gemacht haben soll. „Noch vor dem nächsten Frühling wird "ein Hohcnzollcr wieder den Thron seiner Väter besteigen", soll Franyois Pon- cet gesagt und hinzugcfügt haben: „Unter -en gegen wärtigen Umständen wäre ein Hohcnzoller zum min desten «ine Friedensgarantie für zehn Jahre." Der „Figaro" protestiert energisch gegen diese dem franzö- fischen Botschafter in Berlin zngcschricbeuc Auffassung und erklärt, daß Frankreich die Wicderansrichtung d«S Hohenzollernlhrones nicht dulden wer-e. Liiaiiische Ausiegtingskünste , * Berlin, 17. August Der litauische Außenminister vr. ZaunluS und der litauische Gesandte SidztkauskaS, der sein Land bet den Haager Verhandlungen vertreten ha», haben im Staatstheater in Kowno in einer öffentlichen Versammlung.hingehend über das Haager Urteil ge sprochen, das Vic Manische Regierung bekanntlich als großen Erfolg ihrer Memelpoltttk betrachtet. ES lag daher nahe, daß die beiden Redner versuchten, in das Haager Urteil die Erfüllung der gesamten litauischen Wünsche in -er Memelsrage hinelnzuinterpretiercn. Charakicristtsch ist bie Behauptung, der Haager Ge- richtShof habe sich auf den Standpunkt gestellt, baß bie Autonomie dcS McmelgebtcteS nur ein UevergangS- stadium sei, das schließlich einem Aufgehcn dcS Landes in Groß-Litausn Platz machen müsse. DaS sind Ge- dqnkengünge, die zwar osscnknndig von der litauischen Regierung btShxr verfolgt nnd auch von dem litauischen Vertreter im Haag vorgebrncht sind, aber in der Ent scheidung des Haager Gerichtshofes keinerlei Stütze finden. Im Gegenteil hat der Gerichtshof festgestellt, daß die Memclkonvcntton ein internatio naler Vertrag ist, an den Litauen gebunden ist und gegen dessen Nichterfüllung die Signatarmächte jeder zeit vorgchen können. DaS Memelftatut ist, wie die Entscheidung wört lich erklärt, nicht geschassen worden, »m Rechte auf Litauen zu übertragen, sondern um di« Grenon der Autonomie zu um. schreiben, ivelche die Vertragsstaaten der Memelkon. vention zugunsten des Memelgebietes schassen wollten. Von dieser Grundlage aus ergibt sich auch -ie Un- Möglichkeit der in der Kownoer Volksversammlung erhobenen Behauptung, daß der Haager Gerichtshof der litauische» Negiorung bzw. dem Voupern.eur «su uneingeschränktes Kontrollrecht über die memellan» bische Verwaltung zugestehe. Nm jeden Zweifel aus- zuschlieben, hat das Urteil des Haager Gerichtshofes dieses von Litauen veSlangte Kontrollrecht von unbeschränktem Ausmaße ausdrücklich abgelrhnt. ES hat dem Gouverneur gegenüber den Handlungen der memclländtschen Exckitttvbchörbcn ein Kontroll recht nur zu dem Zwecke zugcstanden, um sich zu ver- gewisser», -aß die Maßnahmen dieser Behörden nicht die im Statut geordneten Zuständigkeiten Überschreiten und mit den Grundsätzen -er litauischen Verfassung oder den internationalen Verpflichtungen Litauens nicht in Widerspruch stehen. In, Interesse der deutsch-litauischen Beziehungen, die seit Jahren durch Uebergrtsfe gegen die vertraglich fest gelegte Autonomie des McmclgebieteS getrübt wurden, muß die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die litauische Regierung wenn nicht in ihren öffentlichen Kundgebungen, so doch in ihrem praktischen Handeln aus dem Haager Urteil die Folgerungen zieht, die allein seiner Bedeutung entsprechen: «S ist kein Freibrief für die Litauisierung deS Mrmellandes, sondern im Gegenteil eine Mahnung zur strikten Innehaltung des MemelstatutS. Aeue Schatten über Ottawa Telegramm unsrs^Ko^respandere» , RV. London, 17. August Der Schatten der Sowjets liegt über Ottawa. Kanada besteht nach wie vor darauf, daß England die grfamte Einfuhr au» Rußland abspcrrt, nm Raum für die kanadischen Produkte zu schaffen. Die eng- ltsche Delegation weigert sich ebenso hartnäckig, dar auf einzugeben, ist jedoch bereit, von Fall zu Fall die Frage der unlauteren Konkurrenz sowjetrussischer Produkte zu prüfen und eventuell Lurch Zölle ober Kontingente «inzugreifen. Getreide und Holz stehen im Mittelpunkt dieses überaus scharfen Konflikte». Es sind bisher noch keine Anzeichen vorhanden, daß er betgeleat werden kann. Die Britische Reichö- konferrnz ist infolge der kritische» Lage der englisch kanadischen Verhandlungen zunächst um zwei Tage verlängert worden. Die Schlußsitzung wird danach nicht am Donnerstag, sondern am S -nnabend dieser Woche stattfinben. Auch die andern Dominion» stellen noch immer Forderungen, die England unmöglich erfüllen kann, ohne sich selbst schwer zu schädigen. Namentlich die Forderung, daß England Zölle auf Fleisch erheben und den Reichsländern Präferenzen gewährleiste» »» unerfüllbar, da England sich von -em argentinische» Fleisch «icht absperren kann.. ' L Immerhin «st e« bereit»'LeuM-h geworben, daß bie englische Delegation beg FörMrungen der Dom,, nton» sehr wett «ntgegengekommen «ft. Auch eiu englischer Weizenzoll dürste beschlossene Säche sein, ebenso «in System von «insuhrkontingenten für Fleisch und andre Lebensmittel, ferner BorzugSsäh« von durchschnittlich 15 Prozent für die Dominions i„ einer großen Anzahl von Zollposten. Was England dafür als Gegenleistung bekommt, ist noch recht unübersichtlich. Bezeichnend ist, daß die englischen Liberalen den Verlaut ber Konferenz mit den größten Bedenken verfolgen. In den „NewS and Chrontcle" schreibt «in gewöhnlich gut informierter Volkswirt, die bisherigen Ergebnisse der verband, lungen in Ottawa liefen daraus hinaus, baß England als Gegenleistung für ein paar wertlose Zugeständ- nissc nicht nur kostspielige Konttngentsysleme und Leoenömittelzvlle übernommen, sondern auch für die kommende Weltwirtschastskonserenz jede Handlung», fr-eiheit cingebüßt habe. „Es wäre tausendmal besser gewesen, wenn man bie Konferenz von Ottawaschon vor zehn Tagen in aller Stille begraben hätte, dann wäre zwar nichts abgemacht, aber auch kein positiver Schaden angerichtet worden." MMlWlkMMmMKlWU * Nizza, im August ES hatten sich gegen 150N Vertreter aus öS Län- der» tn Nizza eingesundcn. Die Tagungen dcS Welt- bundes sür Erneuerung der Erziehung — New Educa- tton Fellowshtp —, von 1081 bis 1020 tn zwei-, seither um ihres stetig wachsenden Umfangs willen in drei jährigem Turnus stattsindcnd, haben sich den Nus erworben, -ie vorwärtsdrängenden Erzieher der ! ganzen Welt zu sammeln und sic durch geistigen Aus tausch und konkrete Zusammenarbeit einander nahezu- bringen. Sie stehen allen offen, die zur Mitarbeit bereit sind, und bie auf den Weltkonserenzen ange- i knüpften Beziehungen werben von ber Londoner Hauptstelle, von mehreren Mittelstcllcn für die ein zelnen Sprachkreise — sür den deutschen ist ber Sitz seit kurzem tn Hellerau bei Dresden — und durch eine große Zahl angeschlossener Zeitschriften verschie denster Sprachen gepflegt. Das Hauplbhema der diesjährigen Tagung lautet« „Der soziale Wandel und die Erziehung" und war im wesentlichen aus Anregung -er deutschen Gruppe bei der letzten Wcldkonferenz, 1HLS in Hedsingör in Dänemark, gewählt worden. Gerade darum ivar es doppelt bedauerlich, daß di« Deutschen, denen eine intensive Mitarbeit an -en Fragestellungen zu diesem aktuellen Thema besonders am Herzen lag, aus be- kannten wirtschaftlichen Gründen in viel geringerer Zahl als an den vorhergehenden Tagungen erscheinen konnten. Sie konnten immerhin dem Präsidenten d«S Kongresses, Professor Paul Langevin vom College de France In Parts, in dem preußischen Staats. Minister a. D. Profess o r v. vr. C. H. Becker, einen Vizepräsidenten zur Seite stellen. Auch sonst konnte Dentschlaud eine Reihe wesentlicher Mitarbeiter stellen, unter denen hier nur genannt seien Min.-Rat Professor vr. Mich (Dresden), vr. Marte Baum (Heidelberg), Pofessor Dessauer sFrankfurt a. M.), Professor Schneider sKöln), Professor Pfähler tFrank- furt a. M.), die Hamburger vr. I. Gebhard und O- WommelSdorfs, die sich mit einem eindrucksvollen, voer vevschiedcnen andern Mitarbeitern ulüerstühterr Kursus über die- Gvuii-züa« der -Lutschen Schul- erneuernug ein grobes Verdienst erwarben» und end lich die mit dem Zustandekommen und der Kontinuität -er -rutschen Mitarbeit im Weltbund am engst en ver- knüpften vr. Karl Wilker (Frankfurt a. M.) und vr. Elisabeth Rotten (Hellerau). Dagegen mußt« schmerzlich bedauert werden, daß in letzter Stund« schwere Erkrankusigen die Teilnahm« dreier deutscher Redner ober KnrSleiter verhinderte, von denen Erheb, llcheö zu einer Vertiefung der Fragen -es Haupt, themaö erwartet werden durste. Denn so reich an Anregung, an der Möglichkeit persönlicher Begegnungen und Erweiterungen de» Gesichtskreises die Tagung für jeden einzelnen Teil- nehmer war, der offenen Sinnes und mit der Fähig keit fclbständigen Unterscheidens hinkam, es vermißten doch viele die strengere, planmäßige Konzentration auf «inen Grundgedanken, der die Geister klarer gefesselt, unterschieden und neu geeint hätte, wie dies auf den sr.Heren Tagungen des Weltbundes deutlicher, ver. p.Uchtender in Erscheinung trat. Viel Wertvolles ging ans diesem Mangel an Koordination — verständlich durch die ivachsende Teilnehmerzahl, mit der auch die Verschiedenartigkeit der Einstellungen und Erwar tungen gewachsen ist, und durch -en Wunsch, allen gerecht zu werden — verloren, viel Gleichgültiges wurde wiederholt, viele Möglichkeiten der Bcrknüp. fung erst entdeckt, als st« nicht mehr auSgewertet werden konnten. Die intensivste Arbeit mit der größt- möglichen Aussicht auf objektive Auswertung und fortgesetzte Zusammenarbeit über die Zeit persönlichen Beisammenseins hinaus wurde naturgemäß in den Kommissionen geleistet, -ie, aus Sachverständigen der verschiedenen Länder, ja Kontinente zusammengesetzt, im kleinen Kreise fortgesetzt ratschlagten und ihre vor- läufigen Ergebnisse gegen -en Schluß der Ocssentlich- keit -es Kongresses bekanntgaben: über Lehrerbildung, Internationale Verständigung, Lehrplanreform, Prll- fungswesen, Psychologische Fragen u. a. m. Di» Arbeit dieser Kommissionen soll sortgesührt und aus- gebaut werden. Ort und Thema für diese nächste ' Tagung sin- noch nicht bestimmt: «s war der Wunsch der deutschen Gruppe, daß unter einer Anzahl Ein- ladungcn aus verschiedenen Ländern die nach Wien oder in die Nähe Wiens angenommen und das nicht auSgeschöpft«, noch aus lange Zeit auch für bie Er ziehung zweifellos zentrale Thema deS Sozial- wan-els der heutigen Welt wieder ausgenommen nnd noch klarer gefaßt werden möchte. Es war erfreulich, daß im OrganisationSkomitce die hier hervorgehobenen Unzulänglichkeiten der Arbeit fast stärker empfunden wurden al» im Plenum der Versammlungen, in denen die Befriedigung über die gebotenen Möglichkeiten zu überwiegen schien. Der Elan, -er vor elf Jahren unter schwierigen Be- dingungen den jetzige» Weltbund ins Leben ries und ihm, vielen wirtschaftlichen und andern äußerlich hemmenden Bedingungen zum Trotz, eine erstaunliche i Schwungkraft gegeben hat, war auch jetzt deutlich spürbar, und bars nicht unterschätzt werden in einer Welt, in der Worte, die nicht von starken inner.» Kräften und ber Bereitschaft zur Hingabe getragen werden, ihre Wirkung verloren haben. Aber auch Glaube und Begeisterung allein, so aufrichtig sie sein Möge», werden an der sich immer mehr verhärtenden Wirklichkeit scheitern, wenn sich ihnen nicht die Fähig keit nüchterner, lebensnaher und stetig verticfcuder Arbeit zugefellt. Menn -er Weltbund in seinen künf tigen Tagungen, getragen von beständiger, wechsel» seitigcr Anregung und Selbstkontrolle durch Ver- glkichung, die Gefühlswerte dieser Verbundenheit seiner Mitarbeiter über alles Trennende hinweg mit echt wissenschaftlicher Arbeit zu vereinigen versteht, dann vermag er tn unsrer suchenden Zeit zu cinem schöpferischen Faktor innerhalb der Weltkrise zu werden und kann eine fast einzigartige Aufgabe er füllen. Es wäre schabe, wenn seine Träger in ber Beglückung über die auf diese» Tagungen herrschende Toleranz und die Bereicherung, bie zweifellos auch so ber einzelne Teilnehmer aus ihnen erfahren kann, an dieser tieferen nnd gerade von hier aus an- zugreifenden Ausgabe vorllbergingen. Lllaadetsi Rotten Sprengstosfanschlag aus einen Neubau * CottbuS, 17. August. (Durch Funkspruch) In der letzten Nacht erfolgte in einem Neubau in Groß-Gaglow (Kreis Cottbus) eine heftige Deto nation, die znr Fnlgc hatte, daß der unbewohnte Neu bau vollständig in sich zusammenstürzte. Das HauS gehörte ber Jüdischen LandarbeiterstedlnngS-Gcscll. schäft m. b. H., Groß-Gaglow. wirft ihn in Abgründe tiefster Zerknirschung, nimmt ihn in Gnaden wieder auf. Glücklich ist er, wenn er merkt, daß er bas Rechte tut. Er lernt sich zu bezwingen, sich zu überwinde» gegen die eigene Natur. Unter einer Schicht von unerbittlicher Härte spürt er die Liebe seines Herrn. Geheime Zeichen, Flüsterworte, Angenwinke erfüllen ihn mit dem Stolz be» Verstehen». Einsam bleibt er nach bem Unterricht im Zimmer angebunden. Allein mit sich durchlebt er alles noch einmal, unruhig im Gemüt, sehnsüchtig nach Be freiung, hungrig. Umgang mit bem jungen Hund ist Umgang mit einer Persönlichkeit. Der Mensch muß fühlen, wir seine Gaben sind, ob er weich ist oder hart, wie er begreift, wie man ihn anleitcn muß. Blick und Stimme sind Werkzeuge, und die sührende, siihlenbc. deutende Hand. Er muß verstehen, das Feuer der Passion zu dämmen nnd dock zugleich zu schüre», da mit Leibenschast sich anslan!, immer bereit zum Sin- sah, eine starke, unauSlvschbare Glut. Kaltblütig, besonnen, schnell entschlossen, Herr seiner Leidenschaften muß der Führer sein. Sine» Tage» nehme ich den Kopf be» Hunde» zwischen die Knie. Mit der Rechten greife ich hinter die Fangzähne, öffne ihm den Fang. Gleichzeitig schiebe ich die Link« zwischen bi« Lefzen: rufe „Apport!" Der Hund blickt ganz erstannt. Zaghaft und zart hält er die Hand in seinen Zähnen. So lernt er, Vögel und kleines Mild ausznnehmen, ohne sie zu gnetschen. Wenn er etwa» begriffen hat, lobt man ihn sehr: der Anfang ist Immer am schwersten. Wenn die Kraft des Befehl» ihm bis in bie Knocken eingegangrn ist, nimmt man ihn in» Revier. Oft sieht er Hase» dicht an seiner Nase vorbei jagen. Begierde bnrchzuckt ihn bis in alle Nerven: Jetzt loSzujagen, wie schön'wäre da»! Sin ungeheurer Kampf spielt fick in seiner Seele ab. Leise winselnd blickt er immerfort nach seinem Herrn. Sr zittert, aber rührt sich nicht vom Platz. Eines Tages darf er «inen Hasen Hetzen. Im /Zickzack über Hügel entschwindet er wie em Komet tn unbekannte Fernen. Lächeln» sieht -er Herr ihm nach. Dann nxn-et er sich um: mit weitem Sah überspringt er «inen Graben, -nickt sich tn ti« nächste Ki-fernschorvung un legt sich nte-e-r. Zeit vergebt, ivohl «tue halb» Pfette lang. Da erscheint -er Hund, «tn kleiner Pun-kt, eilig an Appori! Lehrjahre eines HnndeS Bon Nvinrlek »susvr Bet den Mexikanern heißt da» Tier „Nauallt", d. h. „ber verkleidete Mensch". Sein Gesicht ist klug. In der Ruhe ernst. Wenn man ihn ansieht, freundlich. Breit ist sein Kopf, an der gewölbten Schäbelbecke liegt die Knochennaht. Nachdenklich sieht bas aus. Glatt und braun sind seine Lefzen, wie Schokolade. Ttef sollen sie über die Unterlippen: ihre Ränder sind ge zackt. Wenn er bie Zunge hechelnd hängen läßt, scheint er zu lachen. Flach sind seine Schultern, schräggestrllt und muskulös. Gerade sind seine Vorderläuse, stark und trocken. DaS Gelenk ist hart wie Horn. Seine Füße sind kund gewölbt, die Zehen dicht geschlossen, bi« Ballen berbkörntg, die Nägel nach innen gekrümmt. Zwischen den Zehen wachsen weiche Haar«. Deine Brust ist ties, die Rippen seitlich flachgedrückt. Strass hochgezogen ist der Bauch zwischen den Schenkeln. Seine Haut ist locker, das Fell glänzt seidig. Zottig ist bie Brust. Seine Augen sind wie Heller Bernstein, seine Nase ist faucht. In der Jugend labte er frei im HauS und aus dem Hof. Eine» Tage» wird er angeletnt. Fest sitzt -aS Halsband mit dem Würgring. In seinem Nacken sühlt er di« Stacheln der Korallen. Er ist unruhig und ungestüm. Er ahnt sein Schicksal über sich. Unheimlich ist ihm bie Dressicrstuve. Unheimlich ist ihm ber Ernst seines Herrn. Sein« Lederhand schuhe, die bis über die Gelenke reichen, die Leder leine mit bem Karabinerhaken. Vertraut nur ber Geruch be» alten Jagbrock». Die linke Han- in die Hüfte gestemmt, gehe ich jetzt vorwärts mit der Lein,. Der Hund merkt, daß die Korallen stechen. Mit allen Vieren stemmt er sich gegen die Bewegung an. Jetzt stechen ihn die Stacheln schärfer. Er weiß nickt, wie da» kommt, was es bedeuten soll. Angst überwältigt ihn und Schmer», und heulend wirft er sich zu Boden. Freund- lick rede ich ihn an, und er beruhigt sich. Er lernt, baß die Korallen ihn nicht stechen, wenn er bem Herrn nur nachsolgt, dicht an seinem Fuß. Go lernt er gehen. Er lernt gehorchen: Der Pfiff de» Herrn schlägt scharf und gellend tn seine Nervenbahnen wie «In Blitz. Nagelt ihn fest am Boden, reißt ihn zurück. Di, Stimme des Herrn burchglüht ihn mit Feuer, trabend, etwas schief, mit hechelnder Zunge und be schämt. Er kommt zu -em Punkt, wo sein Herr ge wesen ist. Aber da ist er nicht mehr. Der junge Hund ist ganz verwirrt: Wo ist er bloß geblieben? Uoberall äugt er ninHer. Da sieht er wett hinten auf -em Feldweg «inen Menschen: Da ist ja -er Herr, freudtg jagt «r auf ihn zu. — Aber nein, das ist «r nicht. Ter Hund ist sehr enttäuscht. Er kommt zurück. Sein Ausdruck ist besorgt. Er schwärmt umher un sucht und sucht mit den Augen. Dann setzt et sich hin und winselt leise. Schlimm ist'S, so gang ver. lassen auf der Welt zu sein. Man streckt die Nase tn die Lust un- heult. . Er ist so matt von seiner langen Hetze, so ent. nervt von Angst. Wieder fängt er an zu suchen. Ein Hase, von ihm herauSgestoßen, geht dicht vor seiner Nase ab. Aber das kümmert ihn nicht mehr. Er denkt jetzt nur an seins» Herrn. Der Jäger be obachtet ihn lächelnd ans dem Vorhang der Kie- fernzweige. Jetzt ist der Hund wieder an der Stelle angekom- men, wo der Herr zuletzt gestanden hat. Er be- jchnüsselt die Stelle. Mit einmal durchzuckt «» Ihn wie eine Eingebung: die Spur! Seine Rute wippt vor Erregung hin und her. Er überfällt den Graben, er folgt ber Spur mit tiefer Nase, er bohrt sich in die Büsche. Da ist der Herri Und in unendlichem Glück springt er ihn an, schüttelt alle Schauer der Angst aus sich heraus. Ich bin zusriedcn: Der Hund zeigt Nase. Mensch und Hund lernen gegenseitig voneinander. Der Hund heißt Hexe. In seiner harten Schule ist er ernst geworden. Im Wald war er wie ein Stück vom Wald. Ich schlafe mit ihm auf seiner Matte, den Kopf auf seine Rippen aufgelegt. Er weckt mich tn ber Dämmerung mit einem warmen Strich seiner rauhen Zunge über mein Gesicht. Zett, auf die Jagd zu gehen. Nach Sibirien verbannt... Na» Mtldimaen au» Moskau Ilt der yilm- i»aulvül«r und Tbcaürdirtkior WladimtrGai- Karow, der besonders al» ,Partner von Emil Hanning« und Erika Mäsmer In bem ersolgreiiden Zoc-Mamßilm „Tragödie der Liebe" bekannt wurde, wcacn„u» v r ol e 1 a r i l» e n Verhaltens'' na» Sibirien verbannt worden. D. Red. Damgl«, als «S noch keinen Tonfilm gab, als noch nicht nach den Motiven der ^Tragödie der Liebe" der neueste Jannings-Tonfilm „Stürme der Leidenschaft" gedreht war, damals gab es wohl in jedem Städtchen auf -er Welt, und sedenfalls überall, wohin die „T r a- gödie der Liebe" vordrana und gezeigt wurde, Mädchen, die mit heimlicher Liebe zu dem schönen Russen erfüllt waren, der da neben dem brutal-tr-nen JanningS als feuriger, aber ungetreuer Liebhaber gezeigt wurde. Die Zahl der Fäll«, in denen «in Bräutigam all« seine Hoffnungen begraben mußte, weil er so dumm war, mit seiner Angebeteten an vier Abenden zu den vier Teilen (so etwas gab es damals noch: Film«, die vier oder »och mehr Abende füllten!) der „Tragödie -er Liebe" zu gehen, ist bestimmt sehr groß. Wladimir Gaidarow ist «In Russe, «in bildhübscher, junger Russe. Ein Umstand, der nicht wentg bedeutsam für seine Erfolge al» Schau, spieler war. Denn'? etwas romantisch veranlagte Mädchcnberzen konnten unmöglich unbeeindruckt bleiben durch den schlanken jungen Mann mit den schwarzen Augen, di« von -er Schwermut der russischen Eben« erfüllt schienen. Aber auch sein tragisches Schick sal, von dem jetzt di« Moskauer Blätter berichten, ist die Folg« -leies Umstandes, -aß Gaidarow ein Boll, bluirusse ist. Er hat nicht wie sd viele seiner Berns», kollegen nach bem Au»bruch -er kommnnlstifchen Re volution seine Heimat verlassen, um irgendwo In der Fremde sein Gluck zu versuchen. Er blieb, und er ver sucht«, an seinem Platz der Kunst zu dienen. Jahre hindurch leitet« Gaidarow «In Moskauer proletarisches Theaier. Daneben sind sein« Ausslllge in» „bürgerliche^ Europa, sein Auftreten tn einer Reihe deutscher Filme nur Episoden, denen der Sieges- zug be» Tonfilms sowieso ein Ende machte. Man kann e» sich leicht vorsttllen, daß «tn« so ans- geprägte Persönlichkeit wie Gaidarow über kurz oder lang «inmal mit der sowjetkussischen Bürokratie zu- sammengeraten mußt«. Vielleicht fehlte ihm ter Franenkult, mit dem ihn vvkher Deutschland so ver wöhnt hatte? vielleicht auch — unmöglich ist da» la nicht — fehlten ihm di« großen Gagen? Jebenfall» ist X In de Lhlau sagt su», daß i Zchutzpolizi am Stein «densalls i «ul -ie Na Scheiniverf, Sa» nunme kann eine Au» Berste worden. Aus Vo Zeuge znm rurnick, die Hehre! Philipowski Unruhen al Straße ger wenig ausri Turnick ja, Schlägerei« „Reichsbai Später habe tkmühi, sein Leute habe nicht dazu > hannerleutei und niederg weißer Ra Prozeß, erkl bannerleutei hätten: „St, Temonstran ausgerüstet amten den S „Ihr Mord Zinne sagen schiedenen S ganzen wer! die Absicht, Gegen 18 U zusammen, s werden mus Vorsitzende l 3» Im Last den verschied Zuiammenslt Ansammlung Lämßwafse < in einem Fa, Polizribeamt wurde bei i Rens che n- «u» er von wurde durch konnte noch Lckmß -es B au» der Mcu mcnstößen in insgesamt 18 Oie Tie Ern widrigen Abg Mitglieder de ergeben, daß unter Umg, Lchußwafs widrig geltes« buch fälschlich handelt sich n, W bis 700 Pi den Wassensal Ferner n ßand einer Pistolen gcsto Sassen könnt den. 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