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Dresdner neueste Nachrichten : 25.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193209256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-09
- Tag1932-09-25
- Monat1932-09
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 25.09.1932
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t>! Selk« 2 Dresdner Neueste Nachisschke« Gouukag, 2S. September 1S32 Vie mandschurlsche Frage verschoben Telegramm unsre« «ach Genf entsandten Vonderkopcrespondenten kl. Genf, 24. September In seiner VormittagSsttzung Veschästtgte sich der Rat an erster Stelle mit -er Aushebung des Mandat- regimeS über den Irak. Die Aufnahme des König- reichs Irak tn den Völkerbund wurde einstimmig ge- nehmigt. Dann gelangte der japanische Antrag zur Debatte, die Aussprache über die mandschurischen Aragen aus sechs Wochen »u verschieben. RatSpräsident De Valero betonte, bah Japan durch die vor dem Eintreffen des Lytton-Berichts vollzogene Anerkennung -er Mandschurei eine bedauerliche Hand- lung begangen habe. Der Bertreter Japan» erklärte, eS werde im Rahmen der kommenden Aussprache der gesamtes chinesisch-japanische Fragestkomplex behandelt werdenr In dlcser Aeußerung glaubt man ein Zurück weichen Japans tn der Mandfchuret-Frage zu er blicke». Der chinesische Bertreter vr. Hen erhob gegen die sechswöchige Verschiebung Einspruch. Doch der Rat entschied anders. Dem japanischen Wunsche ent sprechend wurde beschlossen, den Lytton'Bericht entweder am 1». ober am 21. November zu prüfen. 18,30 Uhr wurde die Sitzung aufgehoben. Unmittelbar nach -er Sitzung wurde bekannt, dah heute nachmittag eine zweite Aussprache zwischen Sir John Simon und Paul-Boncour über die Abrüstungs frage stattsindcn werde. Oie Beschlüsse -es Retchslabinetts 8. Berlin, 24. September. iEig. Drahtberichtj Die KabinettSberatungenüber di« Kontingentierung der Einfuhr und bi» ZtnSsenkung bei den Rentenwerten sind in den Abendstunden abgeschlossen rvorden. Wie di» Regelung im einzelnen ausgefallen, wirb man erst auS -er Rebe erfahren, die -er ReichSernährungS- Minister v. Braun am Montag in München hält. All« Anzeichen spreche» dafür, das, am Ende ein Kom- promth heranegckommen ist, das die der Landwirt, schäft gegebene» Zusage» nur insoweit berücksichtigt, als sie nicht gar zu sehr gegen die von -er Industrie erhobenen Bedenken verstohen. Es scheint, -ah man die Einsuhrkontingente erst dann in Kraft setzen will, wenn mit den in Frage kommenden Staaten vorher «tn Einvernehmen hergestellt ist. An zuständiger Stell« wird lediglich erklärt, dah in allen Fragen „volle Einigung" erzielt worden sei. Ucbcr den Inhalt der Beschlüsse wird indes Stillschweigen bewahrt. An den letzten Beratungen des ReichSkabtnettS hat auch der Reichsbankpräsident Or. Luther teil genommen. Seine Anwesenheit galt wohl in der Hauptsache den ZinSsenkungSfragen. Der Reichskanzler ist nach dem Abschluß der Verhandlungen aus einige Tage nach Ost- preuhen gereist, um vor allem den in dem Re gierungsbezirk Gumbinnen herrschenden Notstand kennenzulernen. Herr v. Papen wird Dienstag früh wieder in Berlin sein. Erivähnt sei noch, daß die landwirtschaft lichen Vertreter der deutsch nationalen Landtagsfraktio», die vor der entscheidenden Etappe -er Kabineitsberatungen Ihre Wünsche dem Reichskanzler vvrgctrage» hatten, gestern dem Reichs- kommissar vr. Bracht einen Besuch abstatt« - tcn, nm mit ihm landwirtschaftliche Fragen zu be- sprechen. Nach -em „L.-A." fanden dies« Darlegungen bei Herrn Bracht volles Verständnis. DaS Kabinett hat sich gestern auch mit der Frage besaht, wie man sich zu der inzwischen eingegangenen Vorladung des Untersuchungsaus. schusses verhalten soll. Man hat sich dabei aus den Standpunkt gestellt, daß die bisherigen Verhandlungen so viele Widersprüche ergeben haben, daß es notwendig erscheint, den tatsächlichen Verlauf der Dinge in aller Oefsentlichkeit festzustelle». Tas heiht also, Kanzler, Innenminister und der Staatssekretär der Reichs- Oer Charlottenburger Prozeß Einer der Schützen aus der Röntgenstraße erkannt VV2. Berlin, 24. September. sEig. Drahtberichtj Im Berliner SondergerichtSprozeh wegen der Schießerei in der Röntgenslrahe kam es am Freitag zu aufsehenerregenden Bekundungen des Ehepaares Engelhardt. Die Ehefrau Engelhardt gab fol- gende Darstellung der Vorgänge: Zwei junge Leute seien, wie sie vom Balkon ihrer Wohnung, die dem nationalsozialistischen Verkehrslokal gegenüberliegt, habe beobachten können, in Streit geraten. Einer der jungen Leute sei ans das Lokal zugelaufen und habe einen Psiff ausgestoßen. Auf den Pfiff seien vier Leute auS dem Lokal herauSgekommeu, die sofort nach der gegenüberliegenden Seite schossen. Dan» seien noch mehr junge Leute herauSgestttrzt, die über die Köpfe der erste» vier hinwcgfcucrten. Einer der Schützen habe sogar zwei Revolver gehabt. Zum Teil hätten die Schützen die nationalsozialistische Stnrmnntsorm getragen. Dah von der Sette des nationalsozialistischen Lokals her geschoßen wurde, ergebe sich daraus, dah eine Kugel in ihre Wohnung gedrungen sei, von -er sie, die Zeugin, beinahe ge troffen worden sei. Nach der Schießerei habe sie einem Schutzpolizisten eine» der Beteiligten bezeichnet, der Beamte habe den Betreffenden aber wieder laufen lassen. Der Vorsitzende legte der Zeugin die Bilder der kommunistischen Angeklagten in der Kleidung vor, die sie am Tage der Schieberei trugen. Die Zeugin erklärte, von diesen Leuten könne sie keinen einzigen wiedererkennen. Rechtsanwalt Litten ersucht nun die Zeugin, sich im GcrichtSsaal umzusehen, ob sie vielleicht einen -er schon vernommenen Zeugen kenne. Unter großer Bewegung ersuchte der Vorsitzende den natio nalsozialistischen Zeugen Dobtlczek, auf -en die Zeugin zuging, die Brille wieder auszusetzen, die er abgenommcn habe. Die Zeugin erklärte mit Bestimmtheit, dieser Mann sei einer der Schützen. Dobilczek erklärte, er sei tn dem Augenblick, als die Schichcret begann, ins Lokal gegangen. Die Zeugin Engelhardt bestritt das erregt und rief: „Sie lügen mir direkt ins Gesicht! Jetzt, nach der Schießerei, habe ich Sie in der Rüntgenstrabe auch nicht mehr in Oie Gorgen -er Städte VV2. Weimar, 24. September. sEig. Drahtberichtj Der Deutsche und der Preußische Städtetag hiel ten am 28. und 24. September i» Weimar erweiterte NorstandSsitznngen ab. Ter Präsident deS Dcntschcii Städtetages, I3r. Mulcrt, sprach bet dieser Ge legenheit vor Vertretern der Presse über die Forde rungen der deutschen Städte. Wie Dr. Mulert ausführte, steht sitr die Städte nach wie vor die schwere Sorge Im Vordergrund, ob sie auch tn den kommenden Krtsenmvnatcn imstande sein werden, die Erwerbslosen zu ernähren. Von 4,33 Mill, unterstützten Arbeitslosen <31. Juli 1032j sielen nicht weniger als 2,42 Millionen als WohlsahrtScrwerbölvsc ausschließlich den Kommunen zur Last. An der Unterstützung der 1,35 Millionen Arbeitslosen tn der Kriscnsürsorge seien die Gemein den zu einem Fünftel beteiligt. Die RcichSregiernng habe die daraus stir die Kommunen entstehenden Lasten im Rechnnngöjahr 1032 vor kurzer Zeit auf 1,83 Milliarden Mark beziffert. Da cö sich bei der Arbeitslosenhilfe ihrer Natur nach um eine Reichs, anfgabe handle, so stellten diese 1,85 Milliarden Mark in Wirklichkeit eine Gemcindehilfe sür das Reich bar. Seit Mitte Juni sei die Zahl der Wohlfahrts- erwerbslosen so stark gestiegen, daß für das Rech ¬ nungsjahr 1032 mit mindestens ISO Mil- ltonen Mark neuer Belastung für die Ge meinden zu rechnen sei. Im Juni habe die ReichS- regterung das kommunale Defizit auf mindestens 850 Millionen geschätzt, so daß der gesamte Fehlbetrag für 1032, nach Einbcrechnung andrer Verschlechterungen, sich auf 500 bis 600 Millionen Mark belaufen werde. In wenigen Monaten würden viele Stadtverwaltun gen vor der ernsten Frage stehen. ob sie die Zahlung der Unterstützungen ober ihre« Anlelhcdienst einstellcn sollen. Dotationen könnten hier nicht mehr helfen, sondern nur grundlegende Reformen. Bis dahin verlangte» die Gemeinden vom Reich, dah es die 130 Millionen Mark, die cs selbst in der Arbeitslosenhilfe gespart habe, sogleich den Gemeinden in vollem Umfang zur Verfügung stelle. Die Pläne und Maßnahmen der RcichSregiernng für Arbeitsbeschaffung wür. den von den Städten begrüßt. Zunächst mühten die langfristig Arbeitslosen eingegltcdert werden. Es sei deshalb nicht zu verstehen, dah bet den von der Reichsanstalt geförderten öffentlichen Arbeiten zu nächst nur 20 v. H. Wohlfahrtserwerbslose eingestellt werden sollen. Unter dielen Umständen gewinnt die alte Forderung der Gemeinden nach Vcretnhett - lichung der Arbeitslosenhilfe erhöhte Be- bcutung. Unternehmertum den Appell, durch positive Ein- stcllung zur Notverordnung und praktische Maß nahmen in den Betrieben mit Hand anzulegen, um das aus Verminderung der Arbeitslosigkeit abgcstellte Programm der Reichsrcgierung zu einem Erfolg zu führen. Urteil lm Brünner Volkssportprozeß Telegramm unsres Korrespondenten et. Prag, 24. September Unter nngehc-nrem Andrang -es Publikums wurd» heute vormittag im Bolkssport-prozeß in Brünn fol. gen des Urteil verkündet: Die Angeklagten sind schuldig, tn Prag und andern Orten sich zu Anschlägen gegen die Republik vereinigt »n haben. Ingenieur Haider und Illing und Metzncr sind anßerdem schuldig, zur Vorbereitung von An schlägen gegen dis Republik mit ausländischen Fak- tvren tn mittelbare oder unmittelbare Verbindung getreten zu sein» Sämtliche Angeklagte werden auf Grund des Gesetzes über Staatsschutz vom Jahre 1081 zu Gefängnis ver- urteilt, und zwar Ingenieur Haider, Illing und Metzner zu je drei Jahren, außerdem nach 8 20 -eS SchntzgesctzcS jeder zu 3000 Kronen Geldstrafe. Ter Angeklagte, To »»Häuser zu zwei Jahren und 2000 Kronen Geldstrafe, Ur. Petermtchel zu 18 Monaten und 1.300 Kronen, der Angeklagte Paliege zu 15 Mo- «raten und 1200 Kronen, der Angeklagte Scknvab zu einem Jahr und 1000 Kronen. Tie Hast wird den Angeklagten eingerechnet. Außerdem wird der Ver. lust -er bürgerlichen Ehrenrechte aus- gesprochen und ebeirso die Ersatzpflicht der Kosten des Strafverfahrens. Dio Verteidiger haben sofort NichtigkeltS- beschwerte und Berufung eingelegt. Nallonalsorlattsteri verlangen Lanbtagsauflösung X Dresden, 24. September Die Nationalsozialisten haben im Landtag den An trag cingcbracht, der Landtag wolle beschließen, sich aus« zulöscn. Die sächsische Industrie zum Wirtschafisprogramm * Dresden, 24. September Ter Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller hat am Freitag zur Notverordnung und dem wirtschaftspolitischen Programm der Reichsrcgie- rung Stellung genommen und nach eingehender Aus sprache einstimmig eine Entschließung gefaßt, in der eS heiht: „Die sächsische Industrie begrüßt eS besonders lebhaft, daß baS Wirtschastsprogramm der RcichS- rcgierung, mit der bisherigen Methode der Ver- tröstnngcn und Versprechungen brechend, den Versuch macht, das Steuer grundsätzlich herumzuwcrsen, nm den Weg zum Wiederaufbau durch die Entfaltung privater Initiative sreizumachen. Sie sicht den Be ginn einer umfassenden, ans Verminderung der Arbeitslosigkeit gerichteten Wirtschaftspolitik dadurch als gegeben, daß das Programm im Gegensatz zur Politik früherer Regierungen unter Ablehnung von EiNgrissen in die Sphäre der Privatwirtsä-aft die Not. wendigkdit einer Lockerung-der zahlreichen Bindungen und Belastungen, die den wirtschaftlichen Niedergang verursacht haben, anerkennt und ernste Schritte zu ihrer Beseitigung einleitet. Wenn auch die Maß nahmen der RcichSregierung in einzelnen Punkten nicht ohne Bedenken zu betrachten, insbesondere vom sächsischen Standpunkt auS die K o n ti n g en t ie - rungSabsichten als besonders gefahr voll abzulehnen sind, so wäre eS doch verhäng nisvoll, wenn vor lauter Bedenken der Wille zum Handeln erlahmte. Die sächsische Industrie lehnt eS deshalb ab, den großzügigen, von Mut und Verantwortungsfreudig, leit zeugenden Plan durch eine negativ» Kritik ent- werten zu lassen. Sie wendet sich insbesondere auch dagegen, daß «in entartet erParlamentariS- muS, der nach seinem Versagen in all den ver gangenen Jahren das moralische Recht aus die Flih- rung unsres politischen und wirtschaftlichen Kurses verwirkt hat, durch Entfesselung der parteipolitischen Leidenschaften den Erfolg des grundsätzlichen Kurs- wechsele- gefährdet." Ter Verband richtet »um Schluß an daS sächsische Nr. 226 kanzlet werden sich als Zeugen -em Aus. lchnhzurBerfügungstellen. Die Regierung betont aber gleichzeitig, daß st« eine Mitarbeit in den Ausschüssen so lange ablehnt, bi» nicht diese und -er ReichStagSprästdent erklärt haben, daß die am 12. Seo. t«mber vorgenommenen Abstimmungen ungültig un recht-widrig seien. Machinationen gegen Sindenbnrg? Der sozialdemokratische Parteivorsitzende Wels hat dieser Tage von einem angeblich«. Plan der Nationalsozialisten gesprochen, Hindenburg seines Amts zu entsetzen. Danach soll Hitler, als er sah, -aß ihm der Weg zur Macht durch Hm-enburgS Nein ver. sperrt worden mar, durch -ieBermittlung des Zentrums die Sozialdemokratie für eine gemeinsame Aktion g«gen den Reichspräsidenten zu gewinnen versucht haben», Der nationalsozialistische Führer hab« sich aus den »weiten Absatz -eS Artikels 48 der Verfassung stützen wollen, -er bestimmt, daß der Reichstag mit Zweidrittelmehrheit -le Absetzung -eS Reichspräsi- deuten beschließen kann und baß dieser Beschluß ihn an -er weiteren Ausübung seines Amts hindert. Dazu hat gestern -er Reichswehrminister erklären kaffen, -aß -er nationalsozialistische Abgeordnete Straßer in dieser Angelegenheit nie bei ihm gewesen sei und daß damit auch alle an diesen ango-lnhen Be- juch geknüpften Schlußsolgernngcn fielen. Der Sozialdemokratische Preifedienst betont aber honte noch einmal, -aß Otto Wels an seiner Be- haupiung sesthalte. Die Erklärung des Reichswehr- Ministers, daß Gregor Straßer ihn niemals ausgesucht habe, wird als „Redensart" abgetan. Es komme nicht daraus an, meint-er Sozialdemokratische Pressedienst, ob Herr Straßer Herrn Schlciä>cr ausgesucht habe »der Herr Schleicher Herrn Straßer. „So sicher Herr Schleicher gegenwärtig Ncichswchnmnister ist", heißt eS dann, ,/o sicher hat auch di« Besprechung mit Straßer stattgefunben." DaS hat ein neues Dementi des NeichsivchrmtnisteriumS hervorgerufen. Ter Reichöwehrminister läßt nunmehr kurz und bündig erklären, daß zwischen ihm und Herrn Straßer eine Besprechung überhaupt nicht stattgefunden habe. Da die Erörterung dieser Angelegenheit i» der Presse weitergeht, nehmen wir davon Notiz. Eine überzeugende, objektive Feststellung erscheint not- wendig. Ihrer Kluft und Ihren Bärenstiefeln gesehen. Als die Nationalsozialisten die Gastwirtschaf an der Ecke der Nöntgenstraße angrissen, waren Sie auch mit da bei!" Der Ehemann Engelhardt bekundete, auch er habe gesehen, daß Dobilczek schoß, und habe das schon bei der Polizei ausgesagt. Er habe von der Polizei verlangt, daß man ihm die Bilder von Nationalsozialisten zeige. Statt dessen habe man ihm die Photographien der Kommunisten vorgclegt. Als er der Polizei einen der Kommunisten als Teil, iichmer an der Schießerei bezeichnet habe, habe er einen Irrtum begangen, denn den Mann, den er wirklich meinte, habe er später vor dem national sozialistischen Verkehrslokal gesehen. Sine"kommunistische Baugenossenschaft 8. Berlin, 24. September. <Eig. Drahtberichtj Im Dezember v. I. geriet die Baugenossenschaft „Die kinderreiche Familie, G. m. b. H.", die im Süd osten Berlins ihren Sitz hat- in Konkurs. Inzwischen ist gegen Vorstand und Aussichtsrat der Gesellschaft ein Verfahren wegen handelsrechtlicher Untre ne, Bilanzverschleierung und KonkurSver- gehens eingelcitet. Es handelt sich um ein kommu nistisches Unternehmen, bei dem sich unter dem Deck mantel der Gemeinnützigkeit' zahlreiche Personen, dar- unter eine Reihe kommunistsscher Funktionäre, an den Spargroschen der Mitglieder bereichert haben. So hat beispielsweise der frühere kommunistische Berliner Stadtverordnete Krautzpaul, der dem AussichtSrat angchört und gleichzeitig im Betriebe angestellt war, die unglaublichsten Spesenberechnungen ausgestellt. Er ließ sich z. B. von dem kommunistischen Stadtrat I)r. Schminke ein Attest ausstellen, daß er er holungsbedürftig sei. Dann trat er eine Reise an, Ue ihn zunächst nach WteSsee in Bayern führte, von da, auf dem kleinen Umweg über Paris, an die Riviera nnb schließlich wieder nach Berlin zurück. Zu dieser Urlauböfahrt mußte die Baugenossenschaft, die groschcn- weise von kinderreichen Arbeiterfamilien Siedlung-- spargeldcr entgegcnntmmt, den erstaunlichen Betrag von 6500 M. zahlen. Ein großer Teil der Genossen- schaftsgelber wurde der Kommunistischen Partei sür Wahlzwccke zngcsührt. Arbeit am „Mister Wu" Don kl. Xarlev DI« Dresdner Staats over bringt am 20. September d'Albert» iiamaelallene. von Leo Blech vollendete Over „M t lt e r W u" ,ur llraut- tüürung. Ten Ter« hat M. Karte» nach einem vlelgelvielten und auch im siilm verarbeite««!, «na- iNchen SenlattonSststck von Vernon und Owen tiir d Albert geschrieben.,Neber lein« Arbeit mit dem «omvonilten äußert sich hier der Libretti«, . . Die Redaktion Wunderhübsch gelegen war das „Schlößchen" in JglS bei Innsbruck, das Engen d'Albert seit 1026 meist im Sommer bewohnte. — Im Sommer 1028 war ich dort mehrtägiger Gast. Der Meister hatte gerade die Vertonung seiner „Witwe von Ephesus" so ziemlich vollendet. Schon flog b'AlbertS Wunsch nach weiterer Arbeit auf. Jugendlich rasch erfaßte er jeden Ge danken. Ich wollte ihm nicht vor einem Jahrs von neuer gemeinsamer Arbeit sprechen, denn so lange mußte ich ihn, für die Partitur der „Witwe von EphesuS" zubilligen. Er aber wollte meinem Besuch wohl nicht ungenützt lassen: Am letzten Abende frug er plötzlich, unvermittelt, ob ich denn nichts Neues, kür ihn hätte? Da erzählte ich ihm kur» das Geschehen, -en Stil, die „veredelte Schnadahüpfelsttmmung" einer kürzlich vollendeten Bauernkomödie. DaS Milieu schon fesselte ihn sehr. Dieser „Goldene Schlüssel" sollte eine tressliche Abwechslung bieten. Nach Mähren zurückgekchrt, schickte ich also gleich das Manuskript. Rasch, wie stets, kam auch diesmal wieder die Besatzung b'AlbertS. Nur mußte diesmal daS VolkSstlick erst zur Oper umgearbeitet werden. Daher Zeitverlust durch Briefwechsel zwischen Tirol nnd Mähren. Da nun drängte sich ein »In- gerufener «in, wie es eben nur Ostasiatcn verstehen: der „Mister W u"! Wer ihn bei -'Albert «Ingeführt, weiß ich nicht. Jedenfalls schickt« er mir eines Tages das Theaterstück mit der Anfrage, ob ich «ine Umarbeitung zum Opern, texte für aussichtsreich hielt«. Ich machte gründliche Bedenken gelten-, di« d'Albert übrigens auch selbst gespürt hat; aber die Faszination des sensationellen Stoffes umgarnte ihn sichtlich von Brief zu Brief mehr. — Mir war «in Grundzug sadistischer Grausam- leit und «ine peinlich« Lage »wischen Muiter und Sohn an -em Stoffe recht unwillkommen. Go tat ich zunächst I «ll«S, um dies« Arbeit einem andern ausziihalsen. Um sonst! Er -rang weiter in mich, mit aller bestrickenden I Liebenswürdigkeit, allem überschwänglichen Lobe, dessen er fähig war. Vorarbeiten begannen. ES hieß zunächst, einen gesprochen vielleicht recht guten zweiten Akt, mit einer Unmenge von Nebenpersonen, musikmöglich zu machen. ES hieß ferner, die Buttersly-Stimmung des ersten Aktes und die Buttcrsly-Parallele sowohl der Situation wie insbesondere der geopferten jungen Liebhaberin nicht nur zu verkleben, sondern so viel wie möglich von innen heraus zu verändern. ES hieß auch den verfehlten ober eigentlich überhaupt nicht vor- handenen Schluß deS Stückes durch einen neuen und guten, dramatisch wie musikalisch befriedigenden zu er sehen. Aber ich wußte: der fällt mir noch ein, denn er ist sa tin Stosse vorhanden, wenn auch erst schon die deutschen Uebersetzer, dann d'Albert mit den eng lischen Urautoren sich, wie er eingestand, wochenlang vergeblich die Köpfe darüber zerbrochen hatten. Und wirklich: als mein V-Zug an dem Felsen von Monako vorbeibrauste, tn dessen Gartenanlagen mir vor Jahren die Uridee der „Heiligen Ente" aus geblitzt war, da kam mir auch wieder die Erleuchtung. Und der mir allein möglich erscheinende Schluß stand fix und fertig vor mir. Nur baS konnte über haupt die widerwärtige vorhergehende Szene tn der Erinnerung des ZuscherS erträglich und dem Dichter schreibbar und erlaubt machen — diese Szene, tn der so lange darum hernmgeredct und gefeilscht wird, daß «ine schöne Mutter vor den Augen des gefesselten, er wachsenen Sohnes von dem Mandarin vergewaltigt werden soll —, wenn nicht der Zufall, wie bei den eng lischen Autoren, sondern die Mutter selbst den befreien, den Gongschlag schlägt, nachdem sie selbst wohlbcwußt auch die befreiende Tat vollstthrt und -en Mandarin gemordet hat. Nur so können sich Mutter und Sohn auch se wieder in die Augen sehen. Für ein Schauer machwerk mag ein Trugschluß genügen; ein Drama aber braucht ein Ende, bas alles löst; was die Griechen eben „TrloS" nakmten; das alle Widerlichkeiten weg spült. Ohne diesen Schluß als Entschuldigung hätte ich trotz aller Kontrakte das ganze Buch nie geschrieben. Nnd vielleicht wäre das besser gewesen. Denn als mich d'Albert in San Remo abholt« und gleich brüh warm die Entdeckung vyrgeseht bekam, war er Feuer und Flamme. „Freilich! Selbstverständlich! Nur so!" rief er immer wieder. „Wie konnte unS baS nur nicht gleich einfallen!" — Wie froh waren nun die folgenden Tage. Akt für Akt, Szene um Szene wurden nun noch genau in Ihrer dramatischen und musikalischen Bedeu tung und StlmmungSentwtcklung burchgesprochen und festgelegt. Und im April erhielt d'Albert ans Mar- feilte das fertige Textbuch, das zu seiner höchsten Zu friedenheit ausfiel; und damit wäre von Rechts wegen stir mich der ganze „Wn" erledigt gewesen. ES kam aber andcrs. Ein Jahr verging daS ich in Marseille, d'Albert teils in Bersin, teils wieder in Jgls verbrachte. Sein« Briefe aus -ein Norden begannen nun viel private Sorgen, Gchetzbheit und Aerger zu verraten; viel künstlerische Enttäuschung «vwd men-schltchs Kränkung. Alls Bitterkeiten ballten sich zu dumpfem Zorne zu- sainmen, wurden bald zu ganz physischem Blnt-ruck, Kollaps, schwerer Krankheit, lind so, al» nach sehr er. holmig-be-ürftigen Rekonvaleszenten sollte ich ihn zum letzten Mals sehen, als ich im Januar 1080, auf der Reise nach Wien, mich diesmal in Bordighera über Tag und Nacht bei ihm aushielt. Zum ersten Male in seinem Leben empfing er mich nicht aus dein Bahnhose. Im Vorzimmer der be scheidenen Wohnung begrüßte mich die treue Haus dame und Pflegerin mit Schweigen erbittendem Finger auf den Lippen. Im Balkonzimmer stand der Flügel. DaS Notizbuch stand auf dein Notenpult. Ich blickte nicht näher hin; er würde mir ja vorspielen, wie stets. Ich hörte die traurige Krankheitsgeschichte; langsame Besserung; aber noch lange notwendige Schonung; ab solutes Konzertverbot, nie wieder; doch komponieren dürfe er unbeschränkt. Endlich kain er; erholt vorn ge nau zugemcssenen Schlafe. Ich sah, daS Aergste war überstanden; starker AMe hatte gesiegt. Aber er spielte nicht vor; keinen Takt; schlug das Notenbuch sogar zu, wie verschämt! Ich frug nicht, nm ihn nicht aufznregen. Er klagte viel und ties, überquellend. Was ich aus den Briesen halb erraten hatte, genauer: Oessentltches und Privates, die ganze Gehehthcit des Freiwildes, die in ihm keuchte, kam nuu zutage. Unendliche» Mitleid war in mir. Ich konnte mir auch keinen Vorwurf abringen, al» er endlich schüchtern gestand, er hätte „einstweilen" Natt des „Goldenen Schlüssels" - den „Mister Wu" tn -er Arbeit; kaum die ersten Takte, schwer nur taste er vorwärts. Ich konnte nur ausrichten, behutsam er- muntern, bald werde eS wieder sprühen, wie sonst. — Ich verstand so gut, daß dieses Werk voll Zorn und grausamer RaHe jetzt gerade ihin näher stehen mußte, al» heitere Losungen leichtbeschwingter Liebschaften. Die Aussprache war Tonikum, sagte die Pflegerin; noch nie, seit dem Kollaps, sei er so gesund und heiter gewesen. Am nächsten Nachmittag mußte ich weiter. I Er begleitete mich schon wieder zur Bahn; ging noch lange mit mir auf und ab; schüttelte noch einmal sein I armes, wunde» Herz aus — und ging erst, Abschied winkend, als der Zug schon fauchend davonsuhr. Unser letzter Abschied! Später kamen bann auch wieder Briese. Ihre Schrift bewies stetige Besserung. d'Albert» Hanbschrist war nämlich stet» ein genaues Barometer körperlichen nnd seelischen Befindens: Immer schwer leserlich, ge- kritzelt, hingefetzt, wurde sie gradweise verworrener, bis zum unentzifferbaren Bexicrproblem, bet sinken dem Gesundheitszustand und seelischer Depression. Jetzt nun wurde sie tn steigender Kurve klarer. Ein Höhe punkt hielt länger an. In dieser Zeit war sie vielleicht klarer als je zuvor. Damals setzte wohl erst so eigent lich die hastige Arbeit am „Mister Wu" ein. Viel Neu- arbeit für mich auch; Störung im eigenen Schassen, stetes Zerreißen eigener Gedankenkreise durch die sür mich längst erledigten dieser Oper. Schon sür den zweiten Akt wurden stürmisch, ungeduldig Ergänzun gen, rhythmische Anpassungen, Ariettcn sür komposi torische Zwecke „postwendend" erbeten. Unwillig-willig tat ich ihm alles zu Willen, nur um dieses Wieder- gewinnen der Arbeitsfreude, diese beste Verjüngung-- kur, ihm nicht zu stören, noch zu vergällen. — Dann wieder kamen Klagen Uber die Mustkwiderspenstigkeit deS zweiten Aktes, vor der ich ihn längst verwarnt hatte; dann recht tiefgehende Zweifel am ganzen Stosse und Ausbau, woraus endloses, nutzloses Brief-hin-und- her. Sollte doch zum Beispiel plötzlich die Hauptperson deS ersten Aktes, Rang Ping, die längst glücklich nm- gebracht war, aus dramaturgischen und Besetzungs gründen — im dritten Akte noch einmal mit einer großen Szene erscheinen. Nach viel Kopfzerbrechen hatte ich auch diese Szene und die zu ihr führenden einschneidenden Acnderungen mir abgerungen. Ver- lorene Mühe —: d'Albert hat stark mit sich gekämpft, auch seinerseits viel schon Fertiges umzubauen; schließ lich siegte die vielleicht ahnungsvolle Ungeduld, die ihn zum raschen Abschluß -er VertonungSskizze zwang — und so blieb denn die alte Fassung. Aber schon tn dieser Zett begann wieder bi« Schrift unklarer, schwerer, bald unentzifferbar zu werden. — DaS war tn den letzten Berliner Wochen, «he er sich entschloß, im Winter, statt nach dem gewohnten, ihm heilsamen Süden, nach dem polarsernen Riga zu reisen! Unwille, verzweifelte Verbissenheit spricht, ja schreit nun bald au» den Hieroglyphen; ein Keuchen, ein slam- wende», slackern-e» letzte» Zucken. Alle» schwankt nun in ihm; selbst der längst festgesetzte AuSklang de» -weiten Aktes; bann sogar -er einst so bejubelte Schluß «r. 22« Aufsehener Wegen Vk 3! Wir hab, Aussatz des l Biologen Pre öjjentlicht. » einer Vortrak durch die Ber Japan nach 1 wo der deut Jahres biolog Die Kriminali ttsährige», seit vi« vetriebsingenienr «ijährtgeu Bertre Dr. Max H., nach Werkspionage zug« de» dritten — wirb j Dann Riga. Dann r dann schreit der FunI ist tot!!" WaS ihn so getö hastiger Arbeit? — D ter Welt? Dies je! Küren, während man nur Schmerz und W in Gongschlägen auSto zorn des Tondichters darin seine Arie vom wisse man und bedenk ter Popanz oben die l Rache schreit, sondern Menden Tis" auch Künstlers gellt. Von Woche zu nächsten AuSb aus der schönen I sselebes. Ungefähr — und seine letzten l taS eine Mal 280» u leben. Kochendes L mücht, bildeten jede und dieser gluthei niederstürzend, beb jur alles Leben in t Berg und Meer. Nun sind es «vie bruch, aber diesmal Zwar raucht nnd d vorigen Jahres, unt Krater erfüllt, ist z geworden, aber der noch nicht erfolgt. 2 sahrdete» Kampong Kriißiahr nach Nix wurden, sind fast zungen erfordern erstickt zn werden, i .Kolosvalmcn, die d> wiitien trotz der schlc« Aber das Leben der Krage, ob nnd wann nud drobt, Ernst ma Als ich im Juni das als Bindegsiet Plnlippinen tMindi «liiert, und als Alembocalasee unte weine»« Lotapparat in besuchen, um des tgdrographisch festzu !räger und einen ttrtsckics, eigentlich weißen bedrohten l ungciähr 20 Mann Augenzeugen und H Zwei Tage erst Abstieg, und es rvar vielen Expeditionen « tischen Kraterseen. Verg, seine dnnkelbi steigen mächtig ans! I» der Anblick, we« Mindanao kommend, Bis zur halben Kulturen verdrängt, und Pandanus, dann artigem, fünf Meter wenn man aus der 2 taucht, klettert man i heideartigen Hochsläck Und nun erschci« gebettet, der See «inen ruhigen und nun in ei grünes Wasser Scknveseldünste entser war der Anblick ein „Mister 8 Wie die Leitung ! die Uraufführung de Wu" von Engen d'Alt ner-lag, dein 20. Se allen ausländis amerikanischen, dazu erfahren, wurde herausgegeben. Die 1 sunkübertragnng deS Wahrscheinlich wird « werden. Es wäre jc wollte man seltsamer» der übergehen und n« de- Kontinents sendet snnkhörer sich dennoch über Warschau, Nom, heranhoten. Warum, tHujorische Ausschaltn " «erel,la«u>g Lchas der «usstcllniia bet Stn I>w «ilt,. Hans übriltov In der Kunst". Mustkaliß -- Mustk I» d«r dli-aa «ttti-mnin von Pen rerum von Motart. -- Ltlü-UrauIIsthrum kistt» „VI» < rneln" abends HS Ubr tn der Vemdaurs mit: Schmalnr - Galeei« «r»»ld. > m «utstellung.
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