heute noch einen der wichtigsten Lauschaer Exportartikel darstellt. Besonders durch das Verspiegeln der Kugeln mit Silbernitratlösung entsteht der schillernde Glanz, der durch Bemalen, besondere Formung oder Überspinnen noch erhöht wird. Das Glasspinncn entstand so auch nur zuänchst als Vcredlungsindustrie zum Christbaumschmuck. Die spinnweb- feinen, lockigen Glashaare, die einst nur dem Schmuck dien ten, sind heute in der Industrie kaum mehr wegzudenken. Die über ein großes Schwungrad vom Glasstab abgespon nenen Fäden dienen jetzt als Filtrier- und Isoliermaterial. Schließlich sind es noch die künstlichen Menschenaugen, die, von dem Lauschaer Ludwig Müller-Uri erfunden, von der Lauschaer Heimindustrie ausgehend, jetzt über die ganze Welt verbreitet sind. So ist bis heute die Heimindustrie in Lauscha die erste Untcrhaltsquelle geblieben; sie hat den Lauschaern Brot, den Käufern Freude am Glanz des Glases gegeben. Oft allerdings hat der Glanz nichts von der Not an der Stätte seiner Her stellung ahnen lassen. Etwa ein Jahrhundert lang wurde im Verlagssystem gearbeitet. Jeder Glasbläser lieferte seine Ware einem Unternehmer. Absatzkrisen, die sich in niedrigeren Löhnen auswirkten, besonders bei dem saisonbedingten Christ baumschmuck, brachten oft großes Elend in die ärmlichen Häuser an den Talhängen. Trotz dieses Elends entstand eine organisierte Arbeiter bewegung recht spät. Die ökonomischen Verhältnisse, die Tatsache, daß fast jede Familie selbständig gewerbetreibend hervortrat, ließen eine proletarische Klassenstruktur erst zu Beginn unseres Jahrhunderts deutlich werden. Und zwar vor allem dann, als sich die Glashüttenindustrie stärker ent wickelte und ein Industricproletariat entstand. Zur gleichen Zeit hatten sich die Verlegerfirmen stark vergrößert, die Ausbeutung hatte zugenommen. Vor der Jahrhundertwende existierten Gewerkschaftsgrup pen der Glas-, Porzellan- und Bauarbeiterverbände, aber erst 14 1902 entstand eine Ortsgruppe der SPD. In den Anfangs-