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Dresdner neueste Nachrichten : 20.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193405206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19340520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19340520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 9: vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-20
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 20.05.1934
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MM"" I» irnsprecher IStW 'la*. «M, WMSI» lA kaukan. «ikSomm«r E / Von »ans vottizo Der Abend brannte feierlich »« Tal, Die Birken waren lauter Glanz und Gnade. Ich trat in ihren golddurchsptelten Saal Und wanderte Noch nie betret««« Pfade. Die Griiser sprachen, vnd dte Wipfel klangen, E» war rin wunderbare» Ouellentönen. Und als dann ring» die Nachtigallen sangen, Da ward e» heilig wie im Land des Schönen. Mein Ahnen wuchs und mit ihm mein Vertrauen, ES war, «IS ob ein Himmel mich umwedre. , Ich stand in Demut, mit gesenkten Brauen, Und stammelte di« innigsten Gebete. Oie Augen des Schäfers Don IVnltlewnr äuzusUo^ 5^eh vor die Tür, Hel«', sagte der Bauer. ^Senn der Schäfer vorbeikommt, paßt du aus, russt du mich. Ich will ihn sprechen.' Der Junge fuhr In die Holzpantoffeln und klap. perte über den Hof. Bor der Scheuer aber schüttelt« er die Schuhe wieder ab, schlich in die Tür und holte au» dem Versteck hinter der Häckselkiste sein BlaS» rohr hervor — der Vater liebt« e» nicht, daß die Jun zen den Vögeln nachstellten. Dann ging er, sein vlaSrohr in der Hand, die Taschen prall voll Erbsen, aus die Straße. Uever den ausgefahrenen, narbigen Wagengleisen schaukelten die Schatten -er «irkenwipsel, in den Wipfeln schwirrte «» von flatternden Flügel«, au» allen Zweigen piepst«, sang und flötete e». Hete emp- send wohl, wie hübsch die Stimm»« w«w«-und wie gut sie in den frühen Tag patzten, aber «r war jung und desatz die Grausamkeit der Jugend. Er steckte «ine Erbse »wischen die Lippen und hob da» VlaSrohr. AVer da hörte er da» Schnarren und Klopfen der «ändernden Schafe. Wie grau« Wogen drängten die schmutzigen Wollracken über die Straße, eine Wolke von Dung und Gra» und Heide wehte vor ihnen her. Die Gestalt des Schäfer» kam näher, wie ein alter -ahn schaukelte sie über den wogenden Gchafrücken. Krumm, da» ledersarbene Gesicht gegen den Himmel -ereckt, mit dem Stab vor sich -ertastend, schritt der Echäfer vor seiner Herd«. Hei« lieb da» VlaSrohr sinken und schob die Erbse hinter die Backenzähne. Dann winkt« er mit -en rissig und borkig von Lehm, bunt von Flicken, und die Tasche erst, die Tasche, die der Schäfer trug, sah eher nach Moos oder Schilf oder grauem Gestein denn nach Leder aus. Jeder wußte, der Schäfer trug nicht» andres am Leibe, als was mitleidige Hände ihm schenkten. Heie paßte ans, waS sich nun ereignete, mit den scharfen Sinnen der Bauernjungen beobachtete er die Männer. „Dn, Gorch", sagte der Vater, „sag mir waS für Len Magen. Da zwickt es drinnen und beißt, möcht meinen, eS muß der Krebs sein, mit Zangen kneift es Hier drinnen im Magen." Der Schäfer schaute über Leu Bauern hin, seine Augen hatten die leere Bläue von Pfützen, in denen sich der Himmel spiegelte. Er klemmt« leinen Stock »wische« die Knie und streckte die Hände vor. MU beiden Händen strich er einige Male über -U «ted- gewölbte Weste de» Bauern. ,Hein Krebs', mahlte er mit seinen zahnlosen Kiefern. „Meine Hände fühlen keinen Krebs. Hast Kolik, Bauer." Mit zitternder Hand klappte der Hirt seine Tasche auf. «Hier Aloe, hier Wermut. Tu e» zusammen, «in» und drei. Aloe einmal, Wermut drei- mal. Eins zu drei. Wir- dir helfen, Bauer." Da holte der Bauer au» der rückwärtigen Hosen tasche einen Briefumschlag, der knisterte von Tabak. Der Schäfer griff nach dem Paket, indem er seine gelbe Hand wie eine Bogelklau« hob und dann nach unten schlng. Die Falten seine» verbrannten Gesicht» legten Arme«. Der Schäfer aber ging jwetter und wandt« die Augen nicht, die so blau war«« wie der Himmel, und erst al» Heie ^>e" und.Du Schäfer" rief, blieb er stehen. Sogleich verstümmle -aj Rascheln der vie le» Hufe, die Hunde hetzte« mit hängender Zuug« um di« Tier« herum und drängten si» »u «ine« Haufen zusammen. Ehe Heie seinen Austrag a«»Ä)ht«n konnte, kam ter Vater schon. Mit leuchtenden Hembärineln, sauberem Zeug und gestickten Pantoffel« kam ter Vater heran und wirkt« sehr<prätzitg, wie «r dem Nchäfrr gegenWerstand. DeunÄoppe und Hose« de» ßWsrrä t» »tt «E» sich in ein Lächeln, al» er den Briefumschlag in seine Rocktasche versenkte. Jeder wutzte, -er Schäfer lebt« nur von den Dingen, die man ihm schenkt«. Er kauft« sich weder Tahak noch Brot — alle-, wa» er an Lohn empfing, bekam Oma Jette, die am DorfauSgang wohnte, uiid Sina, de» Schäfer» Enkelin, «mfzog. Baier und Sohn standen noch, bi» die Herde von der Straße weg auf die Heide bog. Hei« beobachtete, wie der Schäfer mit stnem Stock gegen die Steine klopfte, die au» dem braunen Htidebuckel schimmerten, «einen Steiß, d« am Weg« lag. tt«ß» ä«r Schäfer außer acht. ' Frühling Elsenbeinplasiik von Permoser (Im velid de» Grünen Gewölbe») ,Za", sagt« -er Bauer, ,-dann will ich da» Zeug, mal mischen. Hast du behalten, wa» «» ist?" Heie nickte und sprach die Namen richtig au». Der Bauer betrachtete die kleinen, au» Zeitung»- papier gedrehten Tüten. „Al" war auf die «ine ge- kritzelt, „Wer" auf die andre. „Paß mal auf, wie war die Mischung? Ein» zu drei, meine ich, aber wa» war ein» und wa» war drei?" Da» war nun da» einzige, wa» Heie nicht behalten hatte. Sie rieten hin und her, Vater und Sohn, aber sie verbiesterten sich endlich ganz. Der eine meinte dreimal Wermut und der andre dreimal Aloe. „Dann lauf schnell hinternach", befahl der Vater. Hete klapperte los. Sein Blasrohr, das er hinten am Rücken versteckt gehalten hatte, schwenkte er jetzt jagd lustig in der Hand. Er stieg den Hügel hinan und sah die Schafe wke Wolken um die Kuppe kreisen. Und oben im Schatten der Wacholder saß der Schäfer und strickte. Er strickte immer und schaute dabei nicht auf die Nadeln, er könnt« r» im Schlaf. Er strickte lange graue Wollstrümpf« und verkaufte st« an die Bauern. Und er kaufte mit unter feine schwarze Wolle und strickte daraus klein« Söckchen, die waren für Gina, die Enkelin. Heie jachterte zuerst mit den Hunden, währendde» streckte der. Schäfer seinen Kopf vor. Seine Hände bewegten gleichmäßig die Nadeln. Darauf ließ Heie die Hunde in Ruhe, sie verliefen sich, und nach einer Weile starrte der Schäfer wieder in den Himmel. Leise kam Heie näher. Er schlüpfte zuletzt aus de» Holz pantoffeln und schlich auf nackten Füßen. Der Schäfer ließ nicht nach, mit den Nadeln zu klappern und'gerade- aß» in die Weite zu starren. Hete stellte sich so, daß die Augen des Schäfer» ihn treffen mußten, aber e» war, al» ginge der Blick durch ihn hindurch. Der Schäfer rührte sich nicht. Da begann Heie zu zittern wie vor einer Jagdbeute, die feiner Hand überantwortet war, ohne darum zu wissen. Er wußte jetzt, daß seine Beobachtungen stimmten, er hob da» Blasrohr und richtete es gerade in die blauen, wasserhellen Augen. Die Nadeln klapperten ohne Ausenthalt weiter. Heie sah, -ab die Augen nicht leer waren, nein, ein Feuer brannte in ihnen, er fühlte diese» Feuer, so wie er einmal in einer Nacht di« Kraft der Sterne tief in seiner Brust gespürt hatte. Er fühlte sich ganz und gar schlecht, al» rr.sein Rohr auf diese Augen richtet«. Aber er konnte seine grausame Lust nicht ganz bezwingen, nicht weit«», al» daß er fein Rohr ein wenig höher auf die faltenreiche Stirn richtete. Aber selbst vor der alten gezetchneten Stirn verließ ihn der Mut, so zielte er nur gegen den grün «erschossenen Hut, der auf de» Schäfer» Kopf satz, er »ielt« und schob sogleich. Da aber brach «» über Heie herein. Wie «ine Wand stand der Schäfer plötzlich vor ihm, seine gelben Hände streckten sich gegen den Himmel und schlugen wie Fänge elpe» Raubvogels herab. Heie fühlte sich um- klammert und mitgerissen, er schloß die Augen und gab sich auf. Zwei, drei Schritt« «acht« der Schäs«k, daun s,tzi« er sich und drückte den Jungen wie ein« Puppe auf di« Knie. „Vater schickt mich ...", stammelte Hete. ,Aa, ja, «in» zu drei, einmal Moe und breipral Wermut", mahlte der Schäfer mit seinen gewaltigen Kinnbacken, und sein eisgrauer Bart wippte dabet auf und ab. „Glaubst du vielleicht, der Schäfer kann nicht- mehr sehen? Hier", sagte er, machte einen Arm sret nnd klappte die Tasche auf, „dieses ist -er Birkenpilz, hab' ich heut morgen gepflückt, die» ist der Röhrling und dies der Bovist. Stimmt es vielleicht nicht? Ja, ja, der Schäfer steht alles, er steht besser al» die Jungen, hier -rinnen im Kopf hat er sein Auge." Der Schäfer stierte eine Weile vor sich hin. »Und die» ist Baldrian, der macht Ruhe, und die» Bilsen kraut, da» macht Wildheit und Fieber und Betäubung, und dies Schierling, der macht den Tob. Alles hat der Schäfer in der Hand und kennt die Kraft von jedem Kraut, und du glaubst du kannst ihm nachsagen, daß er blind ist?" „Vater hat mich geschickt.. „Ja, ja, ein» zu drei, einmal Aloe und dreimal Wermut. Merk dir's genau, ich könnt' es dir auf den Hintern schreiben, aber ich tu'S nicht. Ich könnte dir jetzt noch mehr tun, ich könnt' dir den Stechapfel und den Schierling in den Mund drücken. Aber der Schäfer tut'» nicht. Sag mir, wozu hast du das Blasrohr?" ,Zch, ich", ächzte Heie und hob ben Kopf und sah di« Augen, die strahlten jetzt wie die ewige Sonne. Da wandte er den Kopf, er schämte sich wie nie. „Du kannst auf die Vögel schießen und sie töten, aber waS hast du davon? Du kannst auch auf mich schießen und du kannst auch mich töten. Weißt du, wie du mich töten kannst? Du kannst den Leuten sagen, der Schäfer ist blind. Wenn ich zehnmal sage, daß ich alle» innen sehe, die Schafe und die Wege und die Kräuier, so werden sie mir nicht glauben und werden mir ihre Schafe nicht mehr geben, nnd der Schäfer kann seinen Lohn nicht mehr verdienen. Und wenn der Schäfer keinen Lohn mehr kriegt, kann er kein Geld für die kleine Gina abliefcrn, damit sie Essen und Kleider bekommt. Dann ist der Schäfer nutzlos und kann sich hinlege» und sterben. Und was hast du davon?" Der Schäfer neigte sich jetzt über ben Jungen «uS strich ihm einmal über das Haar. „Geh lo» jetzt, sack deinem Baier: einmal Aloe und dreimal Wermut." Dann sank er zurück, soviel gesprochen hatte er lang« nicht, seit vielen Jahren nicht. Heie schoß davon». ,Kerglß deine Holzschuhe nicht", rief der Schäfer ihm nach. Heie hgtte sie vergessen, er ging zurück un dankte -em Schäfer mit einem Blick. Aber der konnte ja nicht sehen. Heie ging nach Hause. „Einmal Aloe, dreimal Wermut", murmelte er vor sich hin. Kurz vor dem Hof schmiß er sein Blasrohr über die Heck«. Die Augen de» Hirten aber blieben um ihn, und nicht nur für diese« Tag.
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