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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.05.1937
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1937-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19370513024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1937051302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1937051302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-05
- Tag1937-05-13
- Monat1937-05
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7lr. 222 «rite 2 vom Westen, wo Englands eigene Sicherheit berührt werde. AnöerseitS aber sei England entschlossen, die ihm au» dem VölkcrbundSvakt entstehenden Verpflichtungen zu erfüllen, und auS diesem Grunde mühte es sich auch für Verwicklungen interessieren, die in irgendeinem Raum de» Kontinents ent stehen konnten. Die Engländer sollen also osscnsichtlich bei ihrer Völkerbundsliebe gepackt werden. Man ersieht deutlich aus dem Artikel de» „Temps", bah Krankreich gar zu gern die Engländer für seine Donauraumpläne «inspannrn möchte. Zur Sufammenaröeit mtt Belgrad veralt Mattan», 18. Mai. Der Mailänder „Sorriere della Sera" veröffentlicht eine Unterredung mit dem ungarischen Außenminister von Kanya. Bon Konya erklärte u. a., der Besuch de» italienischen Herrscherpaares in Budapest sei eine erneut feierliche Kundgebung für die engen freundschaftlichen Beziehungen, die beide Staaten miteinander verbinden. Während -es Besuche» werde man Gelegenheit nehmen, mit dem italienischen Außenminister Graf Eiano die gegen wärtigen Kragen zu erörtern. Ter italienisch-ungarische streundschastspakt, der nunmehr zehn Jahre bestehe, habe sür — Dresdner Nachrichten — beide Staaten wertvolle Ergebnisse gebracht und seine Keuer- probe während der Ereignisse in Aethtopien bestanden. Tie -Krrundschast Ungarn» und Italien» im Rahmen der römischen Protokolle habe sich wirksam erwiesen. Tie Krage, ob da» italienisch jugoslawische Abkommen unter Umständen «ine Vorstufe zu einer ungarisch, jugoslawischen Abmachung sein könne, beantwortete der ungarische Außenminister in bejahendem Sinne. Ungarn sei im Rahmen der bestehenden Vereinbarungen zu wirt schaftlicher und gegebenenfalls auch politischer Zusammen arbeit mit den anderen Staaten bereit; allerdings müsse vor her di« Atmosphäre noch gebessert werden. Zu dem kürzlichen Besuch de» R e i ch S a u st e n m l ni st e r S v o n N e u r a t h in Rom erklärte Kanua, da» Wesent- .lichstc au» der amtlichen Verlautbarung sei die Tatsache, daft Italien und Teutschland ihre Politik im Geilte aufrichtigslcn Friedens und im gemeinsamen Wunsch »ach Zusammenarbeit mit anderen Mächten wrilerzusühren beabsichtige». Ta Un gar» mit Italien durch den bekannten Pakt* verbunden sei »nd auch mit Teutschland in einer durch die Praxi» be wiesenen Kreundschast lebe, habe e» alle Berechtigung zu der Hoffnung, daß von der sreundschastlichen Mitarbeit der beide» Grobmächte nützliche Auswirkungen aus eine gerechte Rege- lung im Donauraum auSgehen würden. Das SM -er Woche ln Lille Llgonmolckung ckor „vroickoor dlavüriolUon" Pari», 13. Mai. Tie Tatsache, daft ein Kranker eine» französischen Hospital» an de> starren Durchführung der 40-Ltundenwoche durch die Krankenwärter verstorben ist, ist bereits kurz gemeldet wor den. Tie Umstände des Vorfalles verdienen eine ins einzelne gehende Schilderung. Ter Vorfall spielte sich Im Heiligen-Erlüser-KrankenhauS in Lille ab. Um 12,80 Uhr wurde an -em Kranken namens Dieval eine Lungenoperaiion vorgenommcn. Um 12,4- Uhr stellte der behandelnde Arzi einen Schwächeansall fest und bestellte zwei Krankenwärter mit einer Tragbahre, die Dieval in sein Zimmer zurück ins Bett bringen sollten. Zehn Minuten später erschien bei -em Arzt ein an-«rer Kranker mit der Mitteilung,-ab di« Krankenwärter sich weigerten, -en Patienten abzuholen. Ter behandeln-e Arzt ging daraus selbst in da» Zimmer, wo die Krankenwärter saben und bat sie, ihm -och wenigsten» bei »er Umbettung -e» Kranken zu Helsen. Bier Krankenwärter sahen im Zimmer. Drei von ihnen sag ten, sie hätten dienstfrei, und miesen aus -en vierten, -er Dienst habe. Tiefer machte aber geltend, -ab sein Dienst erst in fünf Minuten, nämlich um 18 Uhr beginne. Ter behan delnde Arzt nahm daraus selbst eine Tragbahre, um mit Hille -e» Kranken, -er -i« Meldung erstattet hatte, Dieval abzu- befördern. Dieval, der von der Weigerung -er Kranken wärter Kenntnis erhalten hatte, hatte sich inzwischen aber er hoben, um selbst in seinen Krankensaal zurückzugehen. TaS rächte sich bitter, denn um 14,13 Uhr st a r b Dieval an Herz schlag. Die Leichenöffnung ergab, dab bei -er Operation keinerlei Kehler begangen worden ist. Es wird bekannt, -ab zwei -er Krankenwärter, -le hart näckig den Dienst verweigerten, gerade wegen der Einsührnng -er 4"-Stun-enwoche neu ringe st ellt worden waren. Ter eine dieser neuen Mitarbeiter muhte inzwischen wegen Trunk- suchr entlassen werden, und -er andere hat sich seine» un menschlichen Verhalten» wegen inzwischen so geschämt, daft er selbst kündigte. Tatsache ist, daft bei der Ticnsteinteilnng zwecks Einhaltung der 40-Slundenwoch« zwischen 12 und 13 Uhr eine Stunde eingeschaltet war, in der keine Kranken wärter verfügbar waren. Tiefe Dienstvorschrift machen jetzt die Gewerkschaften geltend, um da» Verhalten -er Kranken wärter zu rechtfertigen. Der Minister für V o l k» w o h l f a h r t hat einen seiner unmittelbaren Miiarbciler nach Lille entsandt, nm Er mittlnngen anzustellen. Man darf gespannt sein, zu welcher schiedsrichterlichen Entscheidung der Abgesandte des Ministers sür Volksgesundheit kommen wird in einem Lande wie Krankreich, da» die Humanitären — also Mcnschlichkeitsideale — in der Literatur und ans -er Rednertribüne immer wieder besonders herauszustellen weift. Die Pariser Haarschneiöee streiken Pari», 13. Mai. Tie P a r i s e r H a a r s ch n e id e r m e i st e r haben in der Nacht zum Donnerstag einen Vergleichsvorfchlag im Arbeits konflikt abgelehnt. In einer anderen zur gleichen Zeit abgc- haltenen Versammlung beschlossen 2000 Haarschnciderange- stcllte auf Grund dieser Haltung der Arbeitgeber für Don» nerStag -en Streik in allen Haarschneideskuben in der Umgegend von Pari». Tie Haarschncidermeistcr erklär ten aus den Streikbeschluft der Angestellten hin, sic würden vom Tonncrötag ab mit dem arbeitswilligen Teil des Per sonals. das mehr als die Hälfte ihrer Belegschaft ansmache, die Haarschneidestilbon von frühmorgens bi» spätabends und ohne Unterbrechung über Mittag ossenhaltrn. Ter Streik ist nicht allgemein befolgt worden. In zahl reichen Haarschneiöestuben arbeiten di« Angestellten weiter. Tie Tamensalons sind sogar vollzählig besetzt. Streik in trr tlSA StalMtustrie Pittsburg, 13. Mal. Nachdem die Lewis-Gewerkschaft die Organisie rung der Stahlarbeiter in Angriff genommen hat, ist ihr nunmehr der erste „Erfolg" beschicken. Mittwoclmacht haben 27 003 in Stahlwerken Beschäftigte begonnen zu streiken. Ein Versuch de» Bundeüarbeitsministerium», den Streik zu ver hüten, scheijerte.. . . Vlomvees bet Baldwin und Sven London, 13. Mal. ReichSkrlegSminister und Generalseldmarschall ».Blom berg stattete am TonnerStagvormittag dem Premierminister Baldwin sowie Auhenminister Eden einen Besuch ab. Dr. GoevvelS ehrt Michael Bohnen Berlin, 13. Mak. In der gestrigen Ausführung der „Verkauften Braut" von Smetana im Deutschen Opernhaus überreichte während der groften Pause Staatssekretär Kunk -em Kam mersänger Michael Bohnen ein in Silber gerahmte» Bil de» Reich-ministerS Dr. Goebbels mit einer besonder herzlichen Widmung zum 50. Geburtstag des berühmten Sän ger». Dr. Goebbels spricht Michael Bohnen seinen Tank sür oellen grob« Verdienst« um die deutsche Opernkunst aus. Bomben gegen Denkmal Georgs II. in Dublin London, 13. Mai. Das Reiterstandbild König Georgs H. in Dublin wnrde in de« Morgenstunden des Donnerstags durch eine Bombe vollkommen zerstört. Bon den Tätern fehlt bisher jede Spur. Im November 1S28 war schon einmal ei« Anschlag aus das Standbild verübt worden. Neuer polnischer Zerstörer Warschau, 13. Mak. Nach Berichten der polnischen Presse trisst in den aller nächsten Tage» in Gdingen ein neues polnische» Kriegsschiff, der Torpedobootzerstörer „G r o m", ein. Ter Zerstörer, der zu den schnellsten und grössten seiner Klasse gehören soll, wurde aus der englischen Werst von I. Samuel White and Cy in EoweS gebaut. vonnersklg, 1L. Mal 1SL7 Ordensbruder in BreSlau vor Gericht Breslau, 18. Ma«. Tie Kette der Sittlichkeit-Prozesse gegen Ovdensange- hörige und Geistliche ist durch «Inen bemerkenswerten Kall in BreSlau verlängert worden. Dieser Kall hat insofern ein besonder» abscheuliche» Ostrsicht, al» der angeklagte Hans- geistliche in einer katholischen Stlstung keine Hemmungen verspürte, seine unzüchtigen Handlungen mtt dem Zeichen -es Kreuzes zu begleiten — eine Handlungsweise, die der Vorsitzende als Blasphemie sonderglelchen bezeichnete. Der Angeklagte gab vor, während der ganzen Zett sei ihm -ie Verwerflichkeit seiner Verbrechen nicht zum Bewußtsein ge- kommen. In seiner Anklagerede kennzeichnet« der Staat», anwalt mit scharfen Worten die Rabulistik de» Angeklagten, -er sich damit herausreben wolle, seine gemeinen Taten nur begangen zu haben, „um den Jugendlichen zu helstn". Tas Urteil lautete gegen Bernardt wegen Verbrechen nach 8 17t, Absatz 1, aus Jahre Zuchthaus unter Anrechnung -er llntersuchungShast sowie auf zwei Jahre Ehrenrechts- Verlust. In der Begründung wird unterstrichen, daft der An- geklagte in jedem Kalle der verführende Teil gewesen sei. Um die Jugend vor derartigen Angriffen zu schützen, müßten solche Verbrechen ganz besonder» scharf geahndet werde». Außerdem standen am Mittwoch vor der Breslauer Groften Strafkammer noch drei weiter« Verfahren gegen Kloster, und Ordensbrüder wegen sittlicher Verfehlungen an. Ju -em einem Kalle ivurdon zwei frühere Angehörige -cs Ordens der „Barmherzigen Brüder" wegen Ver brechens gemäß 88 173 und 175 zu 81L bziv. 5 Jahren Zuckst- Haus verurteilt. Tie beiden Angeklagten haben sich insgesamt nicht weniger als 120 Verbrechen zuschulden kommen lassen. Bemerkenswert war -ie in der UrteilSbegrlindmra hervor gehobene Tatsache, daft die Orden-oberen um die Verbrechen gewußt haben. Ter Provinzial habe auch -en Versuch ge- macht, -ie Angeklagten zu entfernen, jedoch ist dies an de», merkwürdigen Verhalten de» Patcrsgencral in Rom ge scheitert. Tas Gericht habe aus diesem Grunde mildernde Umstände gelten lassen. In den beiden anderen Verfahren lauteten die Urteile auf ein Jahr sechs Monate Gefängnis und sechs Monat« und zwei Wochen Gefängnis Verführte Zöglinge vom Vorsteher bedroht Koblenz, 13. Mai. Tie Große Strafkammer Koblenz verhandelte am Mitt, woch wieder gegen zwei verkommene Ordensbrüder, die „Barmherzigen Brüder" Hieronymus und EutropiuS. Der Angeklagte Ludwig Gerhart, genannt „Bruder Hieronn- muS", ist bereits von -er Essener Strafkammer wegen schwerer sittlicher Versehlungcn zu einem Jahr drei Monaten Zucht- Han» verurteilt worden. Jetzt sanden ander« Verbrechen ihre Sühne. Bruder Hieronymus hatte sich in Fulda in seiner Zelle in der übelsten und gemeinsten Weise an zwei körper behinderten Zöglingen vergangen. Als sich -ie Zöglinge an den Vorsteher des Klosters wandten und ihm von dem ver brecherischen Treiben des Bruder» Mitteilung machten, drohte dieser aufsicht-führende Vorsteher, statt sofort Abhilfe zu schassen, den Zöglingen mit der Erziehungsanstalt, beschimpfte sie auf die gemeinste Weise, und lieft sie abführen. Er ver langte volle Verschwiegenheit von ihnen, und erst al» -ie Opfer mit der Polizei -rohten, wurde Bruder Hieronymus versetzt. Ter Angeklagte, der geständig war, wurde zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren und zu drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Ter zweite Kall, der die Koblenzer Strafkammer am Mittwoch beschäftigte, betraf -en Bruder EutropiuS, den das Klosterlebcn zu einem körperlich und seelisch gebrochenen Mann gemacht hat. 1328 war er auf Drängen seiner Eltern als Siebzehnjähriger in da» Kloster etngetreten. Im Franz. SalcS-HauS in Karlsruhe verführte ihn der 60jäyrig« Bru der Marimilian. Selbst der „Bruüervorsteher" Eonrad ver- ging sich an ihm. Als der Ordensvorsteher zur Verantwor tung gezogen werden sollte, ist er über -ie Grenze geflüchtet. Bruder EutropiuS verlieft damals, angeekelt, bei Nacht und Nebel das Kloster. Ta «r es nicht fertigbrachte, sich den Eltern völlig anzuvertrauen, überredeten ihn -iese, wieder in da» Kloster zurückzukehren. Er kam in das Kloster Pröbsting bei Torsten. Da er von der Seuche aber bereit» ergrissen war, verging er sich hier an mehreren Zöglingen un- Brüdern. Zur Verantwortung gezogen, gab er seine Ber- feftlungrn zu und wurde zu einer Gefängnis st rase von einem Jahre verurteilt. Wieder Bomben auf offene Gt-dte Salamanka, 13. Mak. Ter nationale Heeresbericht vom Mittwoch meldet, baß bolschewistische Flieger die ossene Stabt CacereS sowie di« osscnen Ortschasten Villaluenga und MiaiadaS in der Pro- vinz Eaccres bombardierten. Mehrere Personen, darunter auch Frauen und Kinder, wurden getütet bzw. verwundet. Donnerstag, KM Mk Saupt- un» 1 Heute mittag lünsttgen Staudo Li« werde« sür di waltung stehende jtraße und, falls Plast abgehaltcn. auch Rirmmelplai Marktes nicht v Tie letzten u stehenden Jahrust -er eine Sonders Tie Wirtschaft»»» sich sogleich nm « Hcercsverwaltu», wickelte sich von Treiben mit Kan -em Al annple Eigentum lst, kvn Jahrmarkt im Si private jahrmarkt Krühjahr ist nun morsen, so daft c sügnng steht. Wiederum nn werbe sür die vo anderen Platz Uw hang mit der Bi Märkte cinznsühi meister Zörner und der Direktor -en an sie ergang Airtschastöm -aß die im Frttl Märkte wieder Diese Entschei genannten Straß« typischen Tre»dm Markt ab. Daß siadt sür die Hebi erzielt ist, kann i nähme der drei l siimmungcn der dniig, vor allem schein nicht mehr tag» und bauern jahrömarkt begin nimmt seinen A 27. Juni ldiesc» LerbstmarkteS ist scstgesctzt. Bon Dli Ten bunten den sich Emil Eu bunden werden Schettler» un gesprochen von L lingsblüten, den erlebte, hatte ft Heim" al» crj Leider hatten die ginn recht viele irvtzdem burchhiel Es ist nicht inöglil man kann sagen, merischcr Gesänge sachlich gesung und Frühlingstr, den edel entfalt' Ptartha RohS durch den sehr nu an ne Thomae schönster Vcrschn kavalier"-Tuett, „Frühlingszeit^ Schelle »berg bäumen" durch Wir hörten wieder Verdis „Macbeth" Neueinstudierung im Dresdner Opernhaus am z r. Mai Verdis Oper „Macbeth" haben wir in Dresden als Erst ausführung vor neun Jahren gehört, und zwar zu einem der Ausnahme des Werke» wenig günstigen Zeit punkt. Da» war. als jüdischer Intellektualismus mit aller Gewalt eine „Verdi-Renaissance" durchdrücken wollte, nicht etwa au» Verehrung für Verbi, sondern au- Haß gegen Wagner. Um da» deutsche Volk seinem größten, ureigensten Musikdramatiker zu entfremden, wurde von Rassesremden, die im Grunde genommen keinen der beiden schöpferischen Genies vterstandrn, der italienische Meister gegen den deut schen au-gespielt. Diese» durchsichtig« Manöver mußte na- türlich damals alle, denen deutsch« Art und Kunst etwa» aalt, gegen die plötzlich entdeckten Herrlichkeiten von Berdi-AuS- grabungen mißtrauisch machen. Man merkte die Absicht und man ward verstimmt. Heute hat sich da- geändert. Heute dürfen keine dunklen Mächte mehr da» beutfche Kunstempfinden untergraben. Wenn wir darum heute eine wenig bekannte älter« Berdtoper in Erneuerung erleben, dann geschieht da» in dem Bewußt- sein, daß eben einfach vergessenen schöpferischen Werten einer sremden Musik- und Theaterkultur nachgespürt werben soll, ohne jede Nebenabsicht. Und damit ist ber Weg ossen zu einem ebenfalls von allen Nebrngefühlen oder seelischen Unter strömungen freien, geruhigen Genießen und Betrachten de» auSlänbtschen Kunstwerkes rein al» solchem. Verdi hat den „Macbeth" 1847 komponiert, einige Jahr«, bevor mtt „Rigoletto" die Reih« seiner internattonalen Sr- folg»w«rke begann. 186S hat er bi« Oper dann für Pari» neubearbettet. Diese neue Fällung liegt unserer Neueinstudie rung zugrunde. Nur Kleinigkeiten sind geändert. Die bloß au» Rücksicht auf den Pariser Geschmack «ingesührt« Ballett musik bleibt weg, basür ist der Tob Macbeth» in der älteren musikalischen Fällung, bi« dem tödlich aetrosfenen Königs mörder «inen Schlußgrsang gönnt, betoehalten. Aber im wesentlichen sehen und hören wir die Over so, wie Verdi 1865 sie gegeben wissen wollte. Der italienische Meister halte damal» schon „Maskenball" und „Macht dr» Schicksal-" ge- schassen und besand sich aus dem Wege zu „Don Larlot" und „Aida". Trotzdem dars man vom „Macbeth" noch nicht dra matischen „Othello".Stil erwarten. Dtr naive ältere italienische Opernwets« herrscht noch vielfach vor, vor allem in der von Piave geschossenen textlichen Grundlage. Stofflich sind alle Hauptszenen ans Shakespeare über nommen: die Hcxcnszenc mit der Prophczeinng, die Er mordung des Königs und BanquoS, die Bankettszene mit BanquoS Geist, die zweite Hexcnszene, die HeereSsammlung am Walde von Birnam, die Nächtwandlerszene der Lady und endlich der kriegerische Schluß. Aber, wie da» in alten Opern so üblich mar: aus psychologilche Begründung ist verzichtet, die Geschehnisse sollen in theatralischer Anreihung einfach als solche wirken. Tabet hat aber die deutsche Fassung, in der wir da» Werk hören, immerhin noch den Vorzug sprachlicher Anklänge an da» große dramatische Vorbild, insofern ber Tertüberseher Georg Göhler sich sehr würdig und klug an den Wortlaut bekannter deutscher Shakespearefassungen anschließt. Sonst aber muß natürlich — mit Mozart zu reden — „die Poesie gehorsame Tochter der Musik sein", einer Musik, die eigentümlich zwischen „mittlerem" und „letztem" Verdi noch schwankt. Sorgfältige Behandlung de» Rezitativ», Fein heiten der Instrumentation und der Harmonik verraten, daß 1865 die Musik Wagner» Verdi schon zu einem Erlebnis ge worden war. Anderseits herrscht aber noch recht unbeküm mert der Polka-, Mazurka- und Marschrhyihmu» aus ber musikalischen Umwelt de» „Trovatore". So ist etwa in ber Arte der Lady der Effekt der Stretta Manrico» glatt vor- weagenommen ober wiederholt. Laß im übrigen die alte naive bonizettihafte Melodtensreude nicht so ungehemmt sich auSlebt, liegt hinwiederum am Stoss, der zu dunklen Klang farben, Tonseufzern und Mollstimmmmen drängt. Di«, auch in germanischem Sinne „romantische" Prägung, bi« die Musik dadurch gewinnt, sprach — das fühlt« man — diesmal beson der» an. Der grüßte Wurf dieser Art ist die Nachtwandler- szen« der Lady mtt einer de» „Rigoletto" würdigen F-Moll- Melodie und mtt btlbkrästigen, «heatralifch-musikalischen Akzenten. Vorher hält sich aus ähnlicher Höhe die Tnetiszruc zwischen Macbeih und der Lad» nach dem KünigSmorb. Auch die Austritt« ber Heren und das Bankett mit einer unheil überschatteten Polonäsen- und Triiikiledsröhltchket» al» Um rahmung der sputhastrn Vision von Banguoa Geis' gehören in diese Reihe, ebenso wie die unheilschwangere, ahnungsvoll, Stimmung, die über der Szene des den Mördern in di« Arme laufenden Vanquo liegt. Die vaterländischen Klänge, die teils klagend teils triumphierend in den Schlußabschnitt der Oper hereinklingcn, rühren heute auch wieder an vcr- wandte Saiten, obwohl sic nun ganz noch Geist von 1847 sind: opernhaftcS Spiegelbild des damaligen Kampfes um Italien» Befreiung und Einigung. Sic bringen einen frische» Zug, eine ucue Note in das gegen Ende naturgemäß absinkende Leben von Handlung und Musik. All diese Dinge sind der Beovachtmm unsere» in Kunst, dingen reichlich erfahrenen Dresdner Opernpubltkum» am gestrigen Abend gewiß nicht eutaangen. Trotzdem war zweisello» die Neueinstudierung diese» alten Verdi in erster Linie ein AufsührungSerfolg. ES ist ja doch schon meisten» so, daß man solche Werke überhaupt nur dann her- vorsucht, wenn mau sie besonder» gut besetzen kann. Die Oper heißt „Macbeth". Sie könnte aber auch „Lady Macbeth" heißen, denn beide Gestalten sind tragend, beide müllen künst lerisch ganz erstrangig gegeben werben, wenn die Oper Er folg haben soll. Die» zu letsten, fiel in unserer Neueinstudie rung MathieuAhlerSmeyer und Marta Fuchs zu. Ahler » meyer hat den Macbeth in Hamburg schon sehr erfolgreich gesungen, und diese Wirkung sollt« sich nun hier wiederholen. Er bringt viel für die Parti« mit: di« kraftvolle heldische Bühncnerscheinuna, die geistig« Einstellung, die dar stellerische Gewandtheit, die italienische Stngweise. Man könnte sich natürlich rein stimmlich noch einen wuchtigeren Macbeth vorstellen, einen mehr urwüchsig „shakespearebaften". Aber die Oper ist nun mal nicht von Shakespeare, sondern von Verdi. Und gerade diese» romanisch Schmiegsame im Stimmklang — auch mit müheloser Beherrschung der hohen Lagem wie sie vom italienischen Bariton gesordert wirb — h a t Ahlervmener. Mit größtem musikalischem Geschmack und überlegener GestaltungSkunst, da» Brutale dr» Charakter» nie übertreibend, stihrt er seinen Helden durch» Spiel und zum künstlerischen Erfolg. Fast noch schwerer al» Macbeth ist di, Lady zu tzesetzsn. In Berlin wird die Parti« fetzt von der Onegin gesungen, bei un« non Marta K u ch». Die große Waguerlrggöbin, verleugnet sich auch im Verbtstil nicht, lind so steht bei ihr vor allem die dramatische Gestaltung — natürlich ganz au» musikalischem Empsiuden heran» — im Vordergrund. Ein wahrhaft königliche» Weib und ein Dämon zugleich ist dies. Lady. Ein unve> die mit JenfeitSi von Schritt und ' gesanglich ist cö e die Partie für di olle»: — die hoh« tive Bcweglichkei kommt alle- stilr Gewaltige. Nich Abend» der al» ersten Arie ber L Neben diesen kn der Besetz»«, wußte NtlSson Prochtstgur Wer tung, warm bese schönen heldische» Schluß der Oper Karbe, würdig sc die Führung -ei burga Bogel dcr Lady spirlie, Büsscl, Alt Käthe Lippe! Werk. Eine gro K a r l M a r i a 's bereitet hatte. E schmackvoll bcheri dcr schottischeu K Icislungen de» A Daß auch so> Kultur hatte, das Auch er kehrte c droben aus der it Musik, nicht zulc Charakter, hervo kapclle den beste «nb auch durch Zeitmaße war k Wirkung grbanu ,,Maebejh''.Fall« »legi. Dazu kam m tzanz den starken
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