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Dresdner Nachrichten : 15.08.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193708150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19370815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19370815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-08
- Tag1937-08-15
- Monat1937-08
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.08.1937
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Dresdner Olachrichten IS. Äugust ISS? Ren6 Wiry Luft flackerte von Hans Stolzenburg Morgentor blanken Gleise schnurgerade Spur Tod erlebend, da er starb, Ivie Römer zu in der Erfüllung ihrer Lehre vom Männ- Unruh summt mit fieberhaften Bienen, drängt und lockt in Wind und Vogelchor, er so ewige er das Instrument unter Bogen langsam aus den den Gedanken, die Machtstellung zu verlassen, nicht in aufkommen. Er hatte gelernt, standzuhalten auch vor Unabwendbaren, nicht zu weichen, wenn cs ihm auf- von Sonnenfunken hinter Busch und Scheuer Läuft weit ein erstes Blitzen durch die Flur: Dort führt die Straste in das Abenteuer, Der Die Es . Und donnernd rollt auf den beglänzten Schienen, Noch grau von Nacht, ein Zug durchs Morgentor. Rurt Erich Meurer Als Pompeji aus dem bergenden Erbschutt der Jahr tausende gehoben wurde und die Fülle seiner Schönheiten, die ebenso vom Reichtum wie von dem hohen Kunstsinne der römischen Optimisten zeugte, wiederum zutage kam, sand man bei den Grabungen vor den Toren der Stadt auch die ausrcchtstehcndcn Gebeine eines Soldaten. Das Rüstzeug, Helm und Schild und Schiene, hielt mit der Lcderverschnü- rung der Sandalen und des Wamses einem Gerüste gleich den Leichnam, so das, der Druck der Erdmassc den Wachthabenden nicht zu beugen vermochte. Er stand, wie er starb, als man im Schrecken vor der hcrcinbrechenden Katastrophe des glühenden Aschcregens, nur des eigenen Lebens und seiner Habe bedacht, vergessen hatte, ihn abzurusen, und während des über ihn hinstürmcndcn Unheils die Wache, Nom zum Zeichen, bezog. Kohorten -er achten Legion, deren Feldzeichen in Kohorten -er achten Legion, deren Feldzeichen in allen Teilen des Imperiums von den Siegen-en gesetzt worden waren, hatten, nach -en kampfreichen Jahren in Judäa, in Pompeji Ruhestellung bezogen. Die Männer, die als Jüng linge schon unter der Herrschaft des Kaisers Bespasia,, am Rhein gegen die sich erhebenden Bataver gekämpft hatten, in den späteren Jahren an der Donau die Grenze des Welt reiches festigten und dann, unter Titus, am Euphrat die Macht Noms behaupteten, empfanden den Frieden wie einen Mükiggang, obgleich sie auch in -er Zeit der Ruhe nicht aus -er Zucht gelöst wurden. Den Masten -cs Krieges hatten sie sich willig gefügt, keine Gefahre» gescheut im Bewusttsein der Kraft ihres der Welt gebietenden Armes und alle Leiden als Lohn hingenommen. Der Raum Roms weitete sich im Schritt ihres Marsches, sicher in ihrem Stolze schien ihnen ihrer Macht kein Ende gesetzt zu sein, und nichts hätte sie daran hindern können, die Erde ganz sich untertan zn machen. Nun aber schlug sie die Heimkehr nieder. Der männ lichen Kargheit war der üppige Prunk der Optimatenstadt fremd, der Bescheidung das Wohlleben -er Neichen znivider und -em Dienste -ie Mustc verächtlich. Sie harrten anderer Befehle wie dieses einen, die Stadt gegen räubernde Banden zu schützen, Befehle, die sie an Wagnis und Gefahr bände», Die Eltern des Knaben Sebastian BaltnS belasten ein grostcs Hotel in einem Kurort des Gebirges. Der Batcr halte dem kaum Sechsjährige» verboten, die grostcn, hohen, abends immer festlich erleuchteten Hotelräume zu betreten, um seine Kindheit noch, so gut cS ging, vor der Unruhe zu bewahre», wie sic das Leben für einen Hotelbesitzer in einem grosten Kurort durch das ewige Kommen und Gehen seiner Gäste mit sich bringt. Sebastian durfte zu den Zimmer», die seine Elter» und er bewohnten, nur durch einen Hinteren, besonderen Eingang treten und auf einer schmalen, steilen Treppe zu ihnen hinanfstcigen. Und doch drang die Unruhe des Lebens, das sich in -en für ihn verbotenen Räumen abspiclte, ost auch durch die Wände und läufcrbelcgtcu Flurgänge bis in die abgelegenen Hinteren Zimmer, und wenn Sebastian abends in seinem Bett lag, konnte er lange nicht cinschlafen und musste deu Tönen der Musik lauschen, die gedämpft und schön ans einer grosten Ferne sich bis zu ihm heranwicgten und eine geheime, siistc Sehnsucht in seiner kindlichen Seele weckten. Einmal gastierte auch eine Geigerin mit ihrer Kapelle in dem Hotel. Ihr Bild hing brausten grost vor dem Eingang und gab mit ein paar nebenstehenden Worten ihr Dasein kund. Sie spielte gut, aber nicht besser und schlechter als die meisten Geiger und Geigerinnen, die in Eafös und Hotels spielen. ES wurde ja auch nirgends mehr von ihr verlangt, als jene die Gespräche untermalende, leichte, melodiös ge fällige Musik, bekannte, alltägliche Weisen, wie man sie viel leicht gar hier und da einmal leise mitsumme» kann. Sebastian hatte gleich am ersten Tage vorn am Eingang vor dem Bilde gestanden und sich das schmale Antlitz einer stillen, noch nicht alten Frau angesehen. Wenn er jetzt an de» Abenden wach lag, hörte er ihre Geige durch die Wände singen, so schön, wie vorher nie eine Geige gesungen hatte, schien es ihm, und er lag bis in die späte Nacht hinein wach, lauschend, sehnsüchtig, hingegcben, und die Eltern wunderten sich, dast ihr Kind von Tag zu Tag bleicher wurde, weniger ast und oft wie in entrückenden Träumen in den Händen das Spielzeug vergast. Wenn Sebastian zuhörcnd in seinem Bett lag, malte er sich in Gedanken ans, wie wohl die Geigerin in dem festlich erleuchteten Raum inmitten aller Menschen stand, sie alle überragend, spielend die Geige unterm Kinn. Ein langes, mattblaues Kleid mutzte sic anhaben. Das patzte zu ihrem Spiel! Eines Tages hörte Sebastian aus dem Gespräch der Ellern beim Mittagessen, das sic in aller Eile immer zu sammen mit dem Kinde cinnahmen, dast die Geigerin krank wäre. Der Arzt hatte noch nicht endgültig seststcllen können, was für eine Erkrankung cs wäre, aber er hätte mit sehr ernstem Gesicht das Krankenzimmer des Hotels verlassen. Der zweite Geiger hatte an die erste Stelle hcrausrücken müssen, aber für Sebastian war seitdem aller Zauber der Musik ent schwunden. Die Geigerin war krank! Bicllcicht würde sie sterben! Er möchte ihr einmal im Krankenzimmer, in das er sich heimlich schleichen würde, sagen, dast er immer bis spät in die Nacht hinein ihrem Spiel lauschend wachgclcgcn hatte. Bielleicht würde sic sich darüber freuen. Das Krankenzimmer lag im stilleren Teil des Hotels, nicht weit von den Zimmern Sebastians und seiner Eltern. Er mutzte das, und so wartete er einmal eine Stunde ab, in der er niemanden in der Nähe wustte, und trat hastig, ohne anzuklopfcn, in das Zimmer der Kranken. Sie war nicht wenig verwundert, als etn ihr un bekanntes Kind so unerwartet zu ihr hereintrat, aber als Sebastian ans ihre Frage gesagt hatte, wer er war, und dast er ihr abends immer durch die Wände zugehört hatte, mutzte sic lächeln und zog den Knaben zu sich heran. Ihr Gesicht war noch bleicher und schmaler als auf dem Bild. Sebastian sah sich im Zimmer um und erblickte In der Nähe des Bettes auf dem Tisch den schwarzen Geigenkasten. „Die Geige", flüsterte er, zeigte mit dem Finger nach dem Kasten und wandte sich dann wieder mit einem verzückten Lächeln im Antlitz zu der Kranken. „Gib sie mir", sagte die Frau in den Kissen und richtete sich ein wenig auf, so dast sie zum Sitzen kam. Mit behutsamen Händen holte Sebastian die Geige herüber, reichte den verschlossenen Kasten der Geigerin, die ihn öffnete und vorsichtig das Instrument herausnahm. Ihre Finger glitten flüchtig über die Saiten, dast ein feines Klinge» unter ihnen auftönte und im Zimmer verschwelst«. „Es ist das einzige was ich besitze", sagte sie und -achte daran, dast Ihr Vater zwar ein grostcr und berühmter Geigenvirtuose gewesen war, jhr aber nichts als die Geige als Erbe hinterlassen hatte. Jhr Können hatte nie au sein Künstlertum herangcreicht, sie hatte auch von Anfang an nie daran gedacht, es einmal so weit zu bringen. Sie spielte nur, nm sich den Lebensunterhalt zu verdienen, und weil Ihr Vater sie darum gebeten hatte, niemals bas Instrument tn fremde Hände zn verkaufen. „Die Geige ist mir mehr als alles andere ans der Welt! Ich würde sie für viele Schätze nicht hcrgebcn. Sie ist mir unverkäuflich!" Nach diesen Worten hob die Kranke bas Instrument unters Kinn, ergriff den Bogen und spielte eine leise, schwer- Für den Knaben aber war es eine Selbstverständlichkeit» dast man jedes Instrument, das man in die Hand nimmt, auch spielen kann, »nb er wustte noch nicht, dast man das Sp.el erst von seine» Ansängen an lernen must. So wunderte er sich denn, ja, er erschrak sogar, als bei seinem Herum streichen nichts als häftliche, quietschende Töne hcrvordrangc», dast er den Geigenbogen bald ratlos aus der Hand legte. Der schwarze, offene Kasten stand jetzt neben ihm. Auf den Knien hielt er die braune Geige und sah auf sic nieder. Sie wollte nicht mehr tönen, und plötzlich kam ihm der Ge danke, dast der fremde Herr, der die Geige gekauft hatte, ja auch ihren Klang mit gekauft hatte! Als Sebastian von dem Verkauf der Geige gehört hatte, mutzte er daran denken, wie die Geigerin damals zu ihm gesagt hatte: Ich würde sie für viele Schätze nicht hergeben! Sie ist mir unverkäuflich! Und nun war sic doch verkauft worden. Aber in ihm war der Gedanke wach geworden, der Toten bas ihr genommene In strument zurttckzubringen. ES war ihm auch gelungen, es un bemerkt aus dem Zimmer des fremden Herrn zu holen und durch den Hinteren Eingang damit das Freie zu erreichen. Er hatte nur noch einmal den Klang der Geige hören wollen, und deshalb säst er hier und hatte auf ihr herumprobiert. Aber sie hatte keinen Klang mehr, und sicher hatte Sebastian recht, dast' der Fremde ihren Klang mit gekauft hatte. Die sichtbare Geige hatte er für die Tote fortholen können, aber den unsichtbaren Klang nicht, den hatte der Fremde behalten. Die Geige aber ohne ihren Klang war tot wie ihre Spielerin. Lange fast der Knabe mit dem Instrument auf den Knie» vor dem Wald. Erst nm die Zeit der Abenddämmerung trug er den schwarzen, wieder geschlossenen Kasten vor sich ans den Händen ans Umwegen, damit ihn niemand sehe, in die be ginnende Dunkelheit ans den Friedhof zum Grabe der Toten. Er hatte während des Begräbnisses hinter der Friedhofs mauer gestanden. So wnstte er jetzt auch ihr Grab. Er legte deu schwarzen Kasten aus die noch frischen Kränze hinauf und entfernte sich ungesehen wieder, mit -cm Bewusttsein, der Geigerin den letzten Dienst erwiesen und zu ihrem Rechte verhülfen zu haben. — ES gab verschiedene Meinungen darüber, als am nächsten Tage die Nachricht umging, man habe aus dem Grabe der toten Geigerin das verschwundene Instrument wieder gesunden. Abergläubische behaupteten, die Tote habe sich ihre Geige wiedcrgeholt, weil sie nicht wollte, dast sie in fremde Hände verkauft würde. Andere wieder meinten, der Dieb habe in plötzlicher Reue das gestohlene Gut wieder zurück gebracht, habe sich damit aber wohl nicht ins Hotel getraut, sondern die Geige nur heimlich zu dem Grabe der Geigerin getragen, wo sic ja doch gesunden werden mutzte. Niemand aber ha» jemals erfahren, auf welche Weise das Instrument in Wirklichkeit verschwunden war und wieder zum Vorschein kam. Luft flackerte wie über Kraterschlüuden, und gleich einer schwebenden Glut kam das Unwetter näher. In -er Stadt heulten die Hunde, Stimmen und Ruse wurden laut, und die schrillen Schreie der Weiber gellten weithin. Der Ruhe war ein panisches Entsetzen in der Stadt gefolgt, und aus dem Gewirr -er Schreckenslaute drangen nur ruhig die befehlenden Stimmen der HaupUeute. Wiehernde Pferde, die kaum im Zügel zu halten waren, wurden vor Karren gespannt und zogen wie von Draht peitschen getrieben an, knarrend rollten die Näder über das Pflaster und übertönten die aufklatschendcn Sohlen der Laufenden. Weinende Kinder riefen nach ihren Müttern, ver zweifelte Frauen nach ihren Männern, und diese schrieen mit heiseren, sich überschlagenden Stimmen einander zu, dast nur die Flucht alle rettete. Sicher und fest dröhnte der Laufschritt der Kohorten wie ein Widerhall der Ordnung inmitten -cS Tumults, da Befehl und Gehorsam die Zucht auch iu -er Verwirrung hielten. Der junge Römer stand und sah das Ungeheure des ge lösten Elementes. Nicht einen Augenblick hatte ihn die Angst wie vordem befallen, da das Ungewisse nun Gewistheit war, und die Hoffnung, -atz mau ihn als Letzten abrusen würde, dast sic die Todcsnähe spürten, und die ihnen hiesten, die Adler der Legion an den Rand -er Erdscheibe zn setzen. Das Bild Noms war ihnen auf römischem Boden entrückt, und sic sehnte» sich danach, fern des Landes wieder seiner gewahr zu werden. Am Morgen des unheilvollen Tages Im 7N. Jahre nach Lhristi Geburt trat der junge Römer die Wache an. Die Sonne hob sich rot glühend in das Dunkle und zog glcistend ihre Bahn über das Reich. Das weite Feld -er Ebene, das den Blick bis zum Horizont hin nicht begrenzte, barst in der Dürre und nur Unkraut wucherte ans -er wie Gestein harten Erde. In -en Ziergärten der Stadt sorgte das Gesinde dafür, -ast Gewächs und Blüten nicht unter der Hitze litten, und der Wachende hörte -en Gesang der Wasserträgcrinncn, die von -en Zisternen kamen. Es dürstete ihn sehr, aber er widerstand -er Begierde und liest die Mägde vorbeiziehen, ohne um einen Trunk zu bitten. Bewegungslos hielt er sich, wie es ihm ausgegebcn war, die Augen vorwärts gerichtet wider -en blendenden Strahl des Lichtes, und auch, als am Mittag die Sonne ihm zu Häupten stand und der schützende Schatten der Tormauer gewichen war, verriet kein Zug in seinem Gesichte die drückende Oual, und er stand wie ein Ge- bilb aus Stein. Ein tieseS Schweigen verbreitete die Hitze -es Mittags. Kein Laut -rang von der Stadt her, da alles schlief, um in der Kühle des Abends den Tag zn beginnen, und nur, als in -em wuchernden Felde -as Unkraut durch -ie Bewegung eines Kriechenden sich teilte, schnitt der scharfe Zuruf des Römers die Stille und verscheuchte eine Wildkatze. Unheim lich war die Ruhe unter der sengenden Glut, -ast sic, da nicht das leiseste Geräusch sie -urchdrang, im Summen des Ohres fast hörbar wurde. Iu solchem Totcnschweigen lag in den Nächten -as zerstörte Jerusalem, als das Getöse seiner berstenden Häuser und -er nachstürzcnden Trümmer verhallt war, dachte -er Wachende, und im vergleichenden Gedanken befiel ihn ein Schrecken, als ahnte er das kommende Ver hängnis. Ein beklemmendes Gesühl würgte ihn, -unkle Ge sichte nahten und entschwanden, getürmte Fenergarbcn und zerfallende Asche sah er, roch und schmeckte die Brän-e, die in ihm loderten, und er atmete schwer durch den geöffneten, trockenen Mund. Eine Angst zwängte sich in ihn ein, -ie er vorher nie empfunden hatte, denn weder Sterbende noch Tote hatten ihn jemals entsetzt, und nun schauderte er vor -er alltäglichen Stille des Mittags. Wie ein Tier, das mit dem Urgcsühl der stummen Kreatur Gewitter vor ihrem Auszuge empfindet, so spürte er ein hcraunahendcs Verderben. Die drückende Schwüle, die sich nicht entladen wollte, verwirrte ihn mehr noch, und ungeduldig wartete er während der lang sam sich hinschleppenden Zeit auf Ablösung. Am Horizont ballte sich Gewölk, das vom Sturme ge trieben, schnell heraufzog. Der fahlrote Widerschein speien der Berge mischte sich in das schweflige Gelb -er sich vorwärts wälzenden Wolken. Weder Blitz noch Donner begleitete -as seltsame Schauspiel, das -er junge Römer, nun ohne Furcht plötzlich, staunend sah, und worüber eben noch die tiefe Bläue des Himmels sich wölbte, breitete sich nun tiefe Finsternis. Hitzewellen schlugen sich vor, -ie -en Atem verstirben, -i« Ein Römer v-n liest ihm dem , „ . . gegeben ist. zn verharren, und auch, so cs befohlen ist. wider besseres Wissen falsch zu handeln. Die Stimmen entfernten sich, und nizr Schafe, die man zurttckgelassen hatte, blökten ihre Angst aus. Er zweifelte nicht daran, dast die Stadt ge räumt worden war. Aber er hatte zu bleiben. Er hätte nicht glücklich werden können in einem Leben, zu dem ihm -ie Flucht verhalf, denn er hätte wider -as oberste Gesetz seiner »lasse verstosten, -as Behauptung forderte. Er stand wie am Morgen, als er die Wache angetreten hatte, sicher und stolz, ein Bild -eS zum Manne reifenden Jünglings, und er krampfte nicht einmal die Hände zu Fäusten, als heiste Staub schwaden ihm ins Gesicht schlugen und schmerzend brannten. Er ritz die Augen wieder auf, ohne sich die Lider zu reiben, und da sah er noch das sich vollendende Verhängnis, auSgltthende Asche wie Regen über ihn nud die Stadt fallen, und schon stieb die Lohe um ihn, und ein feuriger Wirbel hüllte ihn ein. Er rang nach Luft, aber nur Asche füllte den Mund, kurz stieb er den Atem aus, und gepresst stöhnte er im Schmerze -er verbrennenden Haut. Aber er fühlte, -atz er stand und in -er Machtstellung verharrte, und durchwallt vom Mannbaren empfand -er Jüngling sich zum Manne erhoben, ganz un bewusst seinen sterben hatten, lichen. Der verkaufte Rlang miitigc Melodie, während Sebastian ihr wie einer Zauberin znsah und zuhörte. Unbemerkt wie er gekommen war, ver schwand er auch wieder. — Ein paar Tage später starb die Geigerin. Man stellte fest, dast sic weder Eltern noch Verwandte leben hatte, auch hinter liest sie nur eine ganz geringe Summe Geld. Sollte sie in srcmdcr Erde das Armenbegräbnis bekommen? Da bat ein älterer, wohlhabender Herr, der schon längere Zeit in dem Hotel wohnte imd des öfteren ihr Spiel gehört hatte, man möchte ihm die Geige zeigen. Er war ein grotzer Mnsikkenner und prüfte das Instrument. Er fand, dast es ein sehr seltenes, wertvolles Stück war und bot eine grobe Summe dafür. Er wollte die Geige für seinen Sohn kaufen. Man ries den Bürgermeister des Ortes. Er entschied, und der Fremde kaufte sic. Er stellte den Kasten in seinem Zimmer aus den Tisch. In ein paar Tagen wollte der Sohn kommen, dann würde er ihn mit dem Geschenk überraschen. Ein paar Tage später aber verbreitete sich plötzlich in dem Ort die Nachricht, dem Fremden wäre die Geige gestohlen worden. Die Polizei kam, durchsuchte das ganze Hotel, aber nirgends war eine Spur zu finden, weder von dem ver schwundenen Instrument, noch von dem Dieb. Alles Suchen war ohne Erfolg. Der Bestohlene sagte, er habe -en Geigen kasten immer in seinem Zimmer auf dem Tisch stehen gehabt. Als er nur einmal für kurze Zeit ein Telephongespräch zu führen hatte und davon znrückkehrte, wäre er verschwunden gewesen. Der Portier wieder sagte ans, datz in dieser Zeit niemand aus- und cingegangen wäre, und so mustten es sich selbst die Gäste gefallen lassen, dast in ihren Zimmern ihre Sachen durchsucht wurden. Währenddessen aber säst der Knabe Sebastian ein Stück ab von des Vaters Hotel am Rande eines Hochwaldes vor einer kleinen, Heranwachsenden Fichtenschonung. Auf den Knien hielt er de» schwarzen Geigenkasten. Er öffnete ihn, nahm die Geige heraus, und als seine Finger ihre Saiten berührten, tönte wieder jenes feine Klingen auf, wie damals unter den Händen der kranken Geigerin. Und wie er es damals bei ihr gesehen hatte, hob sein Kinn und begann, mit dem Saiten hernmzustrcichcn. Für den Knaben aber war es
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