Suche löschen...
Dresdner neueste Nachrichten : 17.10.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193410170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19341017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19341017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1934
- Monat1934-10
- Tag1934-10-17
- Monat1934-10
- Jahr1934
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 17.10.1934
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Alexander, der Vereinige«- Beirachtüngen und Eindrücke in der Hauptstadt Jugoslawiens Von unserm Sonderkorrespondenten LvalU Vvckmemo ' Belgrad, 14. Oktober Welcher Wandel! Belgrad und Jugoslawien vor zwei Wochen und heute! Bor zwei Wochen kam der König Alexander von Sofia zurück, wo er in engem Einvernehmen mit dem Zaren der Bulgaren seiner Politik einer Einigung der Lüdslawcn einen weiteren Erfolg hinzugefügt hatte. Damals atmete Belgrad Erwartung, die zufriedene Stimmung der Menschen teilte sich der Stadt nnd ganz Jugoslawien mit. Un ia Sofia, der Hauptstadt Bulgarien,», herrschte richtige Festesfreude. Man sah, wie hier zwei verwandle Boller, deren Staaten sich in der Vergangenheit immer wieder fast mit VcrnichtungSwillcn bekämpft halten, unter kluger politischer Führung zu einer nüchternen Verständigung gelangten. Tic Welt rundum horchte auf, und hier und da sann man auf Mittel der Diplomatie und der hohen Politik, eine natürliche Entwicklung zu durchkreuze», die das Lüdslawcntum der Balkanhalbinsel zu einem ausschlaggebenden Machtsaktor in Europa machen würde. Jugoslawien und Bulgarien haben nichts weiter im Sinne, als dem wachsenden Volksgcdankeu freie Entwicklung zu geben, der da meint, der Himmel und die Natur fänden ihr Wohlgefallen, wenn die Südslawen des Balkans nnter sich die Streitaxt be graben, sich aus ihr gemeinsames Volkstum besinnen und fremden Trangsalicrungcn eine gemeinsame, selbstbewußte Abwehr entgegensetzen. Aber ich habe in den zwischen Sofia und Marseille liegenden zwei Wochen weiter im Lüden nnd im Südostcn ans griechischem und aus türkischem Munde Acnßcrnngcn -es Unwillens gehört, als ob eine südslawische Eini gung. die in Loiia so gut vorwärlsgetragen wurde, eine Bedrohung Griechenlands und der europäischen Türkei bedeuten müßte. Und vor allem auch Italien und Frankreich schaute» mit besorgten Mienen ans die Lösung der jungen Balkanvölkcr aus fremder Vor mundschaft. * König Alexander von Jugoslawien hat seinen Besuch in Sofia nur zehn Tage überlebt. Er war ein zu kluger Herrscher, als da» er mit dem neuen selb ständigen Schwung der Politik seines Landes, die in Wirklichkeit seine eigene nnd ganz persönliche Politik war, die srenndschastlichen Fäden hätte zerreißen lauen wollen, die Jugoslawien mit Frankreich verbanden. Auf französischem Boden habe» ihn die mörderischen Schüsse niedergesireckt. Gerade das hat in ganz Jugoslawien lähmend und schließlich auch erbitternd gewirkt, und man kann heute in der jugoslawischen Hauptstadt recht bittere Worte über das Versagen der französischen Sicherheitspolizei hören. Selbst im Belgrader Parlament wurde der Rus laut: „Nieder mit der französischen Polizei!" Aber -ic Negierung bemüht sich klugerweise, Ausbrüche solcher Stimmungen, sei cs gegen Frankreich oder sei cs auch gegen Italien, zu verhindern. Tic Gefährlichkeiten der kroatischen Gä r u n- gcn galten schon seit einiger Zeit sür die innenpoli tische Entwicklung Jugoslawiens sür überwunden. Es gab noch eine kroatische Bewegung, die sich nach wie vor gegen eine rein großscrbische Politik Belgrads wandte, die zu wollen der ermordete König aber viel zu klug nud viel zu sehr König von Iugoslawic n nnd nicht König von Serbien war. Aber diese" kroatischen Stimmungen waren jeder separatistischen und jeder eigenen außenpolitischen crnsthastcn Nei gung entkleidet, nnd auch in Kroatien gewann wie in ganz Jugoslawien der vom König Alexander io ge schickt vertretene Gedanke eines einigen Jugoslawien an Naum nnd an Erkenntnis. Tie kroatischen Akti visten, die wenigen wirren Köpke, die noch immer mit Bomben und Ncvolution eine kroatische Separation betreiben wollten und dabei ans Italien und stärker noch ans Habsburg schielten, waren ins Ausland gegangen. And dieser kroatischen Emi gration heraus scheint jetzt auch das Attentat von Marseille vorbereitet nnd bis in alle Einzelheiten organisiert worden zu sein. Wie weit die Beziehungen zu den mazedonischen Revolutionäre» dabei mitgespiclt haben, ist noch nicht klar. Tas steht jedenfalls scst: Mit den Schüssen in Marseille sollte der jugo slawische Gedanke nm seiner sclbst willen getroffen werden, und König Alexander muhte fallen als der starke und autoritäre Träger dieses Gedankens. Tic Schüsse von Marseille werden in Kroatien ebenso empört und ebenso einmütig vom ganzen Volke verabscheut und verurteilt wie im übrigen Jugoslawien. Tic Einheit nnd Geschlossenheit Jugoslawiens wird nicht gehört werden, und wenn die Attentäter wirklich Entwicklungen in dieser Richtung mit ihrem vcrabschcuungSivürüigcn Verbrechen er« zielen wollten, so lebten sie in einer vollkommenen Verkennung der politischen Tatsachen. Für Jugoslawien bedeutet der plötzliche Tod seines Königs eine» Verlust, der in den nächsten Jahre» bei -er Minderjährigkeit des Königs Peter II. schwer wcttgcmacht werden kann. Und wenn, was anzu nehmen ist, der Ncgcntschaftsrat und eine möglicher weise nach der Beisetzung des Königs Alexander um zubildende neue Negierung die Außenpolitik des toten Königs auch sortsctzcn werben, so muß man doch damit rechnen, das; jetzt zunächst einmal die außenpolitischen Fragen von innenpolitischen Entwicklungen zurückgc- drängt werden können und da» manches,was vomKönig Alexander cingelcitet wurde, in seiner Turchsührung gewisse Aufschübe findet, da» vielleicht auch vieles von dem, was in Sofia geplant, besprochen und beschlossen worden ist, noch auf eine andre Zeit warten mu». Prinz Paul, der Führer des Regentschaitsratcs gilt allerdings als eine Harke und politisch ernst zu nehmende Persönlichkeit, und durch seine Bestellung ih auch allen Erörterungen, als ob mit dem Attentat von Marseille die Thnastie gefährdet werden könnte, der Boden entzogen. * Welcher Wandel! Belgrad und Jugoslawien vor zwei Wochen und heute! Eine Stadt und ein Land in der snnkclndcn Lommcrsonne, frohen Herzens nnd stolzer Zuversicht. Und eine Stadt nnd ein Land im Schmerz. Belgrad hängt voller schwarzer Fahnen. Tic Schansenhcr der Geschälte sind schwarz ansge- schlagen nnd zeigen das nmslorte Bild des ermordeten Königs zwischen brennenden Kerzen. Tic Oskizierc tragen den Tranerslor nm den Arm. Alle zwanzig bis dreißig Schritte steht aus -en Hauptstraßen Bel grads ein Posten, vor dem Konak mit der Flagge ans halbmast steht die Gardckavallcric Posten, und die neu» breite Treppe aus Holz vom Garten des Königs- schloises in den ersten Stock, die die Tausende und aber Tansrnde Stufe um Linse empor zum aufgebahrtcn König führen und in einer zweiten Anlage wieder hcrnntertragcn soll, geht unter sleisjigen Händen der Vollendung entgegen. Ein Truck liegt auf dem ganzen Lande. Er ändert sich auch in der strengen Kontrolle aller Reisenden, die peinlich und gründlich, aber doch freund lich und korrekt dnrchgcsührl wird. In der Trauer des Landes und des Volkes liegt Haltung. Gegen Mittag am Sonnabend wich die niedergeschlagene Atmosphäre einer merklich irischeren Stimmung. Ein Zeichen des gesunden Sinnes dieses jungen Naturvolkes. Ter junge K önigPctc r war innerhalb der Mauern der Hauptstadt cingctrosscn. "Noch ein Kind zwar, von der Schulbank in England fort ani den Thron gehoben. Aber der Jugoslawe wein mit dieser Stunde, da Peter II. in Belgrad cingctrosscn. das; er nun wieder einen König in der Mitte seines Volkes hat. Ticics Volk wird sich auch durch diese schwere Zeit finden, und cs wird auch in der Zukunft seinen Weg gehen. „Schützt Jugoslawien! Erhaltet Jugoslawien!" Tic letzten Worte eines ermordeten Königs an sein Volk. Tas Parlament hat ihm in einer Trancrsitznng den Namen „A l c xa n d e r, d e r V c r e i n i g c r" gegeben, io wie sein Großvater Peter, der Befreier wurde. Vielleicht heisst sein Sohn dereinst, wenn er das Werk des Vaters im gleichen Geiste sortsührt. „P c t c r, d c r E i n i g c r", der ans den von Alexander zusammengesügten ver schiedenen Teilen des Jngollawentums ein einiges Volk macht. Vielleicht wecken die Schüsse von Mar seille erst recht den Sclbstwillcn des jugoslawischen Volkes. lßmery Frankreichs neuer Zustlzminlster Telegramm unsres Korrespondenten II. Paris, 1«. Oktober Tic französische Negierung ist gestern abend zu einem Kabincttsrat zniammengetreten, um einen Nachfolger sür den Jnstizminislcr Chäron a»s- zuwählcn. Tic Wahl siel aus den Senator Lc-mcrn, einen der stärksten Vertreter eines ziemlich masstosen Ehauvinismus. Lc'-mcrn war einst Untcrstaaissckretär im Kriegskabinctt Elcmcnccau. Er rechnet sich zur radikalsozialen Scnatsgrnvpe, spielte aber seit Jahren die Rolle eines Außenseiters. Er hat insbesondere die Politik Briands ständig anis heftigste bekämpft und hat sich in den letzten Monaten als außcnpoliti- scher Leitartikler der nationalistischen „Libcrtö" immer in den gehässigsten Ausdrücken über Deutschland ge- äusjert. Der vierte Attentäter Verhaftung des Flüchtlings von Fontainebleau So «Verdien st -er Dresdner Neuesten Nachrichten ^7 Paris, IS. Oktober. «Durch United Preß) In der Nähe von Fontainebleau wurde gestern von sranzösischen Sicherheitsbeamten der langgesuchte Malny «früher nannte man ihn Ehalny) verhaftet. Malny soll einer der vier Terroristen sein, die an der Vorbereitung des Attentats aus König Alexander be teiligt gewesen sind. Vor vier Tagen war cs ihm be kanntlich gelungen, der Verhaftung zu entgehen. Seitdem hat er sich in den Wäldern von Fontaine bleau herumgctriebcn. Er war am Ende seiner Kräfte, da er in der ganzen Zeit keine Nahrung zu sich nehmen konnte. Malnn wurde iu der "Nähe eines kleinen EasöS verhaftet, nachdem er durch sein Benehmen den Ver dacht des Wirtes erregt hatte. Er hatte eine Tasse Kafsee getrunken nnd legte, als er zahlen wollte, 2,59 Franken aus den Ladentisch. Obwohl die Taue Kasscc nur 70 Eentimes kostete, verliest er, ohne sich herausgcben zu lassen, schnell das Lokal. Dem Wirt kam das Benehmen des Mannes ver» dächtig vor. Ta der Gast anscheinend mit der französischen Wäh rung nicht vertraut war, vermutete er, das; er es mit dem gleiche» Manne zu Inn habe, den die Polizei seit Tagen in der Nähe von Fontainebleau suchte. Ter Wirt benachrichtigte sofort die Polizcistation in Fon tainebleau, die unverzüglich mehrere Beamte schickte. Ihnen gelang cs auch bald, den Verdächtigen zu sielten, der sich ohne Widerstand verhallen liest. Nach langem Kreuzverhör hat der Verhaftete gestanden, an der Vorbereitung des Attentats beteiligt gewesen zn sein. Er gab auch zu, ein Freund des mazedo nischen Verschwörers Georgieis zn sein und sich mit diesem während des Anschlages in Marseille ausge halten zu haben. Ans die Frage, welches nun sein wahrer Name sei, erwiderte der Verhaftete: „Ich heiste G a n o s." Er soll sich aber auch „M i v K > a l z" genannt haben. Tic Polizei vermutet, das; er in Wirklichkeit der den Belgrader Polizeibehörden be kannte Terrorist Snlvc st er Siln y ist. Oer ioie König in Belgrad X Belgrad, 16. Oktober Ter Zng mit den sterblichen Ueberrcstcn König Alexanders lies in der Nacht znm Tienstag nm 23,3» Uhr in die Bahnhofshalle ein, wo die königliche Familie, der Regcnlschasisrcst die Regierung, der Patriarch und sämtliche Gcnciale ihn erwarteten. Ter Wagen mit dem Large war durch drei meiste Kreuze gekennzeichnet. Tic Minister hoben den Sarg aus den Bahnsteig und trugen ihn in den Hos- warteiaal, wo ihn die Generale übernahmen. Alles spielte sich in lautloser Stille ab. Tic Generale trugen den Sarg zu dem vor dem Bahnhof stehenden Leichenauto. Als sie den freien Platz vor dem Sta tionsgebäude betraten, siel das dort harrende Volk ans die Knie. Ter Leichenzng zählte hundert Auto mobile. Ganz Belgrad halte sich ans den Ltraszen versammelt. Tic Häuser waren mit schwarzen: Fahnen dicht verhangen. Tic Lirastenlaternen waren mit Tranerslor umwunden. Im sahlcn Lichte konnte man den hellbraunen Sarg des Königs er kennen. Ans dem Sargdeckel lagen der Admiralshut nnd der Tcgcn, die Alexander bei der Ucbcrsahrt ge tragen hatte. Ter Leichenwagen snhr znm alten Siadtschlost, wo der König ansgebahrl wurde. Nach zwei Tagen wird der lote König in der von seinem Vater gestifteten Kirche von Tvpola zur letzten Ruh« bcigci'ctzt werden. In Agram waren in 15 Stunden rund 2kllillklst Mcnichcn am Large vvlbcigczvgen. Ans der ganze« Strecke von Split bis Agram hatte sich die Be völkerung mit Fackeln nnd Kerzen ans den kleine» Stationen versammelt, nnnnterbrvchen betend un religiöse Lieder singend. Tasselbc Bild bot sich auch ans der Strecke nach Belgrad. Pufferstaat im Kernen Osten? Ein japanischer Vorschlag zur Lösung der ossasiatischen Frage X Tschangtschun, 16. Oktober Mehrere japanische Blätter bringen Auszüge aus einem Artikel eines japanischen Nachrichtenbüros über die politische Vage im Fernen Osten. In -em Artikel wird erklärt, das; die politische Vage im Fernen Osten Sowjetruhland, Japan, Ehina und Manschukuo ver- pslichte, besonders daraus zu achten, das; der Frieden unter keinen Umständen gestört werde. Japan sei be sonders besorgt und damit beschäftigt, ein Mittel zu sinden, um einen militärischen Zusammenstoß im Fernen Osten zu vermeiden und schlage vor, einen Pnsscrstaat zwischen Manschukuo nnd der Sowjetunion zn schassen. Dieser Pusser- staat solle aus einem Gebiet bestehen, in dem sich keine militärischen Formationen irgendwelcher Nationalität anshalten dürsten. Dieser neue Pusserstaat solle die Möglichkeit geben, Grenzstreitigkeitcn nnd andre Zwischenfälle zu vermeiden. Japan würde eine direkte Stütze dieses Pusser st aates sein und daraus achten, das; keine Macht durch ein mili tärisches Vorgehen das Interesse des Pnsscrstaatcs verletze. Moskau gegen den plan X Moskau, 16. Oktober. «Durch Funkspruch) Tic sowjctrusnschc Preise veröffentlicht am Diens tag eine Mitteilung, aus der hcrvorgcht, dast die Sowjctrcgiernng unter keinen Umstünden -en japa nischen Vorschlag zur Bildung eines Pulsersiaalcs zwischen Manschutuo und der Sowjetunion an nehmen werde. Zweite und Dritte Internationale X Moskau, 16. Lliobcr Nach einer amtlichen Mitteilung begannen gestern in P a r i s -ic Verhandlungen zwilchen der Z w eile n nndTri11cn Inlernaliv n a l e über die Schas- snng einer Einheiissrvni. Tas Präsidium des Voil- zugsansichuves der Ingendinie r nali o nalc hat alle marxistische» Jngcndorgattjsalionen Europas ans- gciordert, auch mii ihr nach den; Beispiel der Kom intern und der Zweiten Internationale Verhandlun gen zur Schaffung einer „Einheitsfront zur Bekämp fung des Bürgertums" einznleiten. VerllnerSportpalastlnSchweizerSönden X Berlin, Ni. Oktober. lTnrch Funkspritchl Vor dem Amtsgericht Berlin-Schöneberg fand am Dienstag die Zwangsversteigerung des Berliner Sportpalastes stall, der als Schauplatz der große« politischen Vcrlammlnngen und Sportveranstaltungen, ivie des Sechstagerennens, bekannt ist. Ter Zuschlag wurde s ü r 2 Mil 1 ivnc n M ark der H a npt- gläubigcrin, der Eidgenössischen Vcr- siche r n ngs -A. - G. in Zürich, erteilt. Wie wir an zuständiger Stelle ersahren, bestehl die Absicht, das Unternehmen unter schweizerischer Leitung weilcrzusührcn nnd zn einer würdigen Versamm- Inngs- nnd Sportstätte zu machen, die nach sauberen sinanzicllcn Grundsätzen verwaltet wird. Ter Vor besitzer, der Ostjude Schapiro, hatte als Grosvpckulanl ans dem Berliner Grnnbstücksmarkt den Sportpalast im Jahre 192» in einer Zwangsversteigerung er worben. Er verband aber -en Betrieb gleich mit -er Ausnahme hoher Kredite bei ausländischen Bank- sirmcn nnd kam sehr bald mit den Steuerzahlungen in Rückstand. Um die rückständige Steuer hercinznbe- kommen, betrieb die Sladt Berlin schließlich die Zwangsversteigerung. Wie der „Miizi" nach Dre-den kam Zur Festauffiihrnng am 20, Oktober in der Staatsopcr. Am 19. November 1846 machte Richard Wagner in Parts den letzten Federstrich an der Partitur seiner Oper .Micnzi", am gleichen Tage, an dem in der llurvttv miwiealo der erste Abschnitt seiner "Novelle „Eine Pilgerfahrt zu Beethoven" erschien. Bald daraus ging das. recht umfängliche Paket nach Dresde n ab, an das Bureau des Kgl. Hosthcatcrs, gleichzeitig eine Eingabe an König Friedrich Anglist von Sachsen mit der Bitte, die Widmung des Werkes annehmen zn wollen. Dann folgte rin Schreiben an den General direktor v. Lüttichau, in dem Wagner daraus hin weist, daß es sich um das Werk eines Sachsen han dele, „der sich redlich bemühe, seine besten nnd gercis- tcstcn künstlerischen Kräfte seinem Vaterland zn widmen". Aber noch anderthalb Jahre dauerte cs, bis das Werk angenommen wurde. Wagner «eilte das Los so vieler junger, unbekannter Komponisten, das; ihre Werke ungeprüft ans den Schreibtischen hernmlicgen müssen. Wagner schrieb sich die Finger wund, seine Briefe wurden znm Teil überhaupt nicht beantwortet. „Sie schweigen", schreibt er einmal an Ferdinand Heine, «Herr Fischer schweigt — und fast fürchte ich, alles würde schweigen, wenn ich nicht Berichte in die Abendzeitung «„Dresdner Abendzeitung") und sran- zösischc Komödien besorgte." Ferdinand Heine allerdings erwies sich bald als der treueste Freund und Vorkämpfer unsres Meisters. Ter frühere Schauspieler und nachherige Regisseur und Kostümier der Staatsopcr, sowie Chor- direktor Wilhelm Fischer mit ihren Familien waren es, die den am 12. April 1812 in Dresden ans Paris «ingetrosscuen Richard Wagner mit seiner Fran aus das freundlichste ausnahmcn. „Wie ost sprachen wir, Minna und ich", schreibt er fünfzehn Jahre später, „von nnsern guten Alten, dem Fischer und Heine, und namentlich versetzen wir uns da immer in die ersten Zetten unsrer Ankunft in Dresden, wo wir plötzlich die guten, besten Freun-ds sanden. Das ist auch das Erquickendste, waS Ich von den Erinnerungen aus der »Rtenzi'-Probenzett habe." ES ist nun eine besonders glückliche Fügung, das; Vr. Ernst Hansstacngl, der Auslandprcsicchcs -er NSDAP., der in der Fcstansslihrung des „Ricnzi" öi* ivrrtrit«« der AuSlandpresse begrübe« wird, mütterlicherseits der leibliche Urenkel Ferdi nand Heines ist. Leinen Beziehungen znm Opcrn- hanscrbaucr Gottfried Semper, zn der genialen Sängerin Schroeder-Tevricnt, zum Tenor Tichatschek, -cm ersten Darsteller des „Ricnzi", war es. nicht zu letzt zu danke», das; die A»»ahmc des Werkes gegen zähesten Widerstand durchgescht werden konnte. Am 2». Juni 1841 schon war Wagner die Annahme Les „Ricnzi" bestätigt worden in einem Bries Lütti- ctmtts, in dem cs hieß: „Nachdem nunmehr sonvhl das Textbuch Ihrer anher gesandten Oper .Ricnzi', als die Partitur derselben sorgfältig geprüft worden, ist cs mir angenehm, Ihnen die Zusicherung der Annahme dieser Ihrer Oper zu geben, nnd wird dieselbe, sobald tunlich, hoffentlich im Lause des nächsten Winters, ans dem König!. Hostheatcr zur Darstellung kommen." Es wurde allerdings August 1842, bis mit den Proben begonnen wurde. Wagner ivar begeistert. „Ich kann sagen", so schreibt er an «inen Freund, „dast ich mit hoher Freude dieser Ausführung cntgcgeniVhe, denn sie wird ausgezeichnet sein. Länger »nd Kapelle studie ren mit säst mehr als Liebe: von allen Seiten erhalte ich die erhebendsten Zurufe, und alles erwartet sich einen außerordentlichen Erfolg . . . Liehst Tn, so steht es, bester Freund: nun mag Mittwoch, den lOtcn, das Kapitol zusammcnbrcchcn: mögv somit auch mein Un glücksstern erbleichen!" Bei dem genannten Termin blieb cS nicht. Noch einmal wurde die Ausführung verschoben. Am Ton- ncretag, dem 20. Oktober 1842, sand dann die glanz volle und erfolgreiche ttranfsühruug statt, deren Gc- dcn'kcn die Festaufsührung am Sonnabcn-gewidmet ist. Earl-Lange-Ausstellung in Chemnitz Tic Chemnitzer Knust Hütte zeigt eine umfassende Ausstellung von Werken Carl Langes anläßlich seines 59. Geburtstages. In Dresden geboren und Schüler von Dresdner Meistern an der Kunstakademie «Kuehl, Zwinhschcr) in den Jahren iE bis 1912, zeigt er. deutliche Kennzeichen seiner Lehrer in der lebhaften Farbigkeit nnd dem frohen Impressionismus seiner ersten Bilder, besonders den Elsässerinnen. Lange ist stets ei» tiefer Bewunderer -er N atnr gewesen. Er hat sic belauscht tu seiner engeren nnd weiteren Heimat, in Flachland und Gebirge. Tic Alpen stellten Ihm dank bare Ausgaben, die Höhen des Erzgebirge, die Gestade -er Norbseeküste, Les Aermelkanals, Dir Ltratzen der deutschen wie der sranzösischen Stadt, von Chemnitz, München und Paris: große nnd kleine Themen, -ie er alle mit unbestechlichem Pinsel, mit dem heimlichen Zauber der Lichtwirkungen von Himmel und Erde ans die Leinwand bannte, aber unbeirrt seinen Weg gehend durch die Wirrnisse der Zeiten -er Entwurzelung und Experimente. Auch die K ompvsition l»chcrrscht er meisterlich. Tas beweist sein bislang größter Auftrag, die dreimal drei Wan-gemälde im Rathaus zu Peuig, die Kriegsausbruch, Zusammenbruch nud Wiederaufbau barstest«», die letzten beiden mit einem geradezu seherischen Ausblick ins gegenwärtige Deutschland, lange vor der nationalen Erhebung. Tic Ausstellung zeigt einige große Kartons gerade von diesen beiden Teilen. Tazu kommt noch eine stattliche Reil)« von Bildnissen, die ebenso wie die Land- jchastcn verinnerlichte Schau des Wesentlichen sind. Der sächsische Staat hat iu jüngster Zeit vier Bilder von Carl Lange erworben,- davon hat der Rcichsstatthaltcr Mutsch manu eins als Geschenk erhalten, den „Chemnitzer Lchloßieich". Tie soeben er öffnete Schau findet bereits starke Beachtung und dürste die Schätzung des Meisters wesentlich vertiefen. vr. ZI. Kleines Feuilleton - Hilde Clairsried als Musette. Pucciniö Mei sterwerk ans dem Leben der Pariser „Boheme" wurde neu iu den Sptclplan ausgenommen, zur Freude des Publikums, aber auch zur Genugtuung des Musikers, der an dieser seinen, mit tausend reiz vollen Einzclziigen ausgcstattcten Partitur sich immer wieder ergötzen kann. Neu im Bild der Ausführung des Dresdner Opernhauses ivar die Musette von Hilde Clairsried, der für diese Rolle zwar die notwendige „Brüchigkeit" fehlt, die aber doch in Spiel nnd Gesang davon zu überzeugen weiß, -aß sic den Männern gefährlich ist. Vor allem bringt sic -en herzlichen Unterton, der trotz allem Ucbermnt, trotz aller Koketterie diese Musette anSzeichnct, zur Gel tung, wie die Künstlerin überhaupt immer mehr nach dem Lyrischen tendiert. Eine Erneuerung In manchen andern Details würde der Ausführung sehr zugute kommen. I-. — Alfred Rosenberg bei Frau Dr. Ii o. Förster- Nietzsche. Wie aus Berlin gemeldet wird, stattete aus Anlaß -es 96. Geburtslage» von Friedrich ! Nietzsche -er Beauftragte des Führers für die gc- samt« geistige und weltanschauliche .Erzie.hmsg -er t NSDAP., Alfred Rosenberg, der Schwester -es Philosophen, Frau I)r. Ii. o. Förster-Nictzschc. in Weimar einen Besuch ab. Im Auftrage des Reichs leiters Rosenberg legte die Gauleitnug Halle-Mersc- burg am Grab« Friedrich Nietzsches einen Kranz nieder mit -er Ansschrist „Dem großen Kämpfer". — Deutscher Kunstersolg in Polen. Als erste deutsche Sängerin nach dem deutsch-polnischen Vcr- ständigungsabkvmmen hat Rosalind v. Schi rach in Warschau ein Gastspiel gegeben, da» sich zu einer Huldigung sür die deutsche Kunst gestaltete. Tic Künstlerin saug über alle polnischen Sender mit starkem Erfolge Arien und Lieder von Professor Max v. Schillings, Wagner und Weber. Ter deutsche Gesandte wohnte der Sendung persönlich bei. Rosa lind v. Lchirach wurde aus Grund ihres Erfolges ein geladen, im Lause dieser Spielzeit an -er Warschauer Oper ein mehrmaliges Gastspiel zu absolvieren, ferner sind Konzerte mit den Warschauer Philharmonikern sowie mit dem Polnischen Rundfunk in Warschau uud Krakau i« Aussicht genommen. --- Der Berliner Verleger S. Fischer 's". Am Montag ist der Begründer und Leiter des Verlags L. Fischer in Berlin gestorben. Er ist bekanntgcwordeu als Verleger Gerhart Hauptmanns, Hermann StchrS, Hermann Hesse», Ibsen», Shaws und Björnsonö. ----- Arbeitsring Niederdeutsches Kultnrschassc». Wie au» Berlin gemeldet wird, ist der NS. Kultur gemeinde ein „A rbcitsring Niederdeutsche» Knlturschafse n" augegliedert worden, in dem die Bestrebungen dcS volkskulturcllcn Schassens, die iu Niederdcutschland besonders intensiv sind, znsamnrcu. gefaßt und wcitcrgeführt werden. Für den Ausbau diese» Rings ist von dem NctchsamtSleitcr -er "NS. Kulturgcmcindc, vr. Stang, der Gauobmann sür Schleswig-Holstein, Gaukulturwart Knolle «Kiel), beauftragt worden, der ihn in Gemeinschaft mit den andern Ganoblcutcn durchführen wird. — Spiclplanänderung im Alberttheater. Tie für Montag angesetzte Erstausführung von „Grüß' mir da» Vor le noch einmal" wird wegen der au diesem Tage stattsindcnden Wiederholung -es Frauen turnens ohne Geräte «Allgemeiner Turnverein Dres den) verlegt. - Rtchard-rtranh-steler In «»penbag«». Nie die Nor- dlläic MeseNschaÜ erfährt. findet >nn 20. Oktober in -er „Melclllchatt von 191»" 1» Kopenhagen rlnr Richard- L t r a n s; - st e t c r statt, anl der »er stellvertretende Vor- iivcndc der Reichsmusikkamincr de» Bernssllaiides der Tritt- schcn Komponisten. Hngo Rasch, einen Vortrag über Richard.Straub halten wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder