02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.10.1937
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1937-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19371014022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1937101402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1937101402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-10
- Tag1937-10-14
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Sv. 4,8.1», 8.34 illlplel .Land de» Lied»-, n der Illa l Der iiderau« der Sderlock Kvime« lühmann, Kanst Knaleck 3«nn grauen jchweigen, der Lieb». Sin. glli» ultt Kuder, WBendow, l«beiuch in Deullchland. 4.30.8.30.8.30 lm gilm-Sonderdiknil, Llüalchluh der vffenliich- Slaalsdesuch. 8,30.8,1» I«l« ,, Siedaerireni Zsinilcher, tst» t Mauch; Ist, g«,I rm - an: sili ookal-et lenden und vermil-li« lü, wlrllchal, a>» lSruaReumaa»! n leil »eranIwaittiiN » an , R , ln >4«, st' Llkvlch » «eicheitt, iib«rsar»0. Pi«,»!.«. l»ßl ir Eelleu. D-nnerstas, 14. Oktober 1937 Abenb Ausvaöe Rk. 484 kll Gegrünöet 18SH Ivqusiaedichr »el Manch »welmailge, SufieNuns Druck u. Verla» l Llapsch L Reichard», Vresben-A. l, Marien« «n,elgenprette o. PrriMste «r.«: Millimeter»»» drei Hau« monatlich «M. ».»o, durch Postbkjug straße ZS/42. Fernruf 25241. voüsckeckkonto loüs Vreden <" mmbrettlN.SRpf. RachUIl« na» Etallelo. NM. ».«» elnlchl. «»,«» Npi. Postgeb. lohne Die« zziatt entk-'ile »II8»» gamillenanjeigen u. Slellengeiuche Milllmeter- P°st,ustk,lung«g-b3 be, l'-b-nm-I wdchenlllch. Am.«kauntmnnnf^7. »-»- « «V- Lttl-'g-b. ,0 R»l. - Nachdruck verland. An»el-Nr. 10 Npi-, bei gleich,eilig. «lmtspauptmannschaft Dresden und de« Schiedramte« beim nur mit Quellenangabe Lre«dner Rachrichlen. verland d. Morgen- u. «bend.vu«gabe lb «pl. Dverversicherungsamt Dresden Unveriangle Schrillstaie werden nicht aulbewahrt Schlagweltercxplottvn ln Velsenkirchen Sieben rote uno -wel LeWverletzte aut Zeche M-ltern Essen, 14. Oktober. Aus der Schachtanlage „Nordstern 1/2" ln Gelsenkirchen - horst ereignete sich in der Nacht zum Donnerstag gegen 24 Uhr eine Schlagwetterexplosion, die sieben Tote und zwei Leichtverletzte sorderte. Die Explosion «folgte ln der 10 Meter langen Ver- vindungSstrecke zwischen zwei 83 Meter hohen Stapeln über der elften Sohle im Südscld. Der eine Stapel ging zum Hochziehen, der andere zum Bunkern der Berge für einen GlaSversatzbetrieb tm Flöz Zollverein 4. Bei der Explosion kamen vier Schlosser, zwei Schachthauer und ctn Elektriker ums Leben. Ein Steiger und ein Haspelstthrer wurden leicht verletzt. Die tödlich Verunglückten hatten den Auftrag, eine Seil scheibe des Bergestapels auSzuwcchscln. Die Befahrung der Oertlichkeit wurde unmittelbar nach der Explosion durch die Bergbehörde, die Zechenverwaltung und den VertrauenS- rat vorgenommen und die Nettungsarbetten unter Einsatz der Grubenwehren „Rhein-Elbe" und „Nordstern* unter Mitwirkung der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen durchgesührt. Die Leichen konnten heute früh geborgen werden. Die Explosion ist nach dem amtlichen Befund mit großer Wahrscheinlichkeit daraus zurückzusührrn, bah -er Elektriker, der als Schlosser aushelfen sollte, vor Aufnahme der Arbeit an der unter Spannung stehenden Beleuchtungs anlage eine vorschriftswidrige und daher verbotene Be tz e l f S b e l e u ch t n n g hatte anschliehcn wollen. Bet diesem Versuch sind die Schlagwetter entzündet worden. Bor elner itallenWen Erklärung an Belgien Die Weltpresse zum -eutsch-belgtschen Notenaustausch vradtwililuog u»««r»r LvrUnvr SodrtlUsltung Berlin, 14. Oktober. Die deutsche UuverketzlichkeitS« uud BetftaudSerklärung gegenüber Belgien wird voraussichtlich in Kürze durch «ine entsprechende Erklärung Italiens ergänzt werde». I« Rom verweist man daraus, bah Italien bereits am 1«. Mär» d. I. in einer Note au die belgische Regierung sich bereit erklärt hat, di« Grenze« Belgiens ohne Gegen« settigkeitsverpslichtuugeu zu garautieren. Mau nimmt nun in römischen politischen Kreise» an, daß diese Erklärung lehr bald bestätigt uud präzisiert werde« wird. Beide Akte, der deutsche und der italienische, werden als frucht der Zusammenarbeit beider Staaten bei der Lösung europäischer Probleme gekennzeichnet und da mit zugleich als wichtiger Akt zur Erhaltung und Be- Währung des europäischen Friedens entsprechend den Mai- seld-Reden des Führers und des Duce. „hieb gegen englisch-französische Entente" Es tst selbstverständlich, daß die internationale Presse sich weiter eingehend mit dem deutsch-belgischen Notenaus- tausch beschäftigt. Von besonderem Interesse tst dabei, daß auch englische Blätter den Erfolg der Politik des Führers anerkennen. So meint beispielsweise der „Daily Expreß* — und diese Ausführungen lassen zugleich erkennen, warum einige französische Blätter so verärgert über Len deutsch- belgischen Notenaustausch sind —, Hitler habe der Bald- winschen Theorie, bah Englands Grenze am Nhetn liege, einen Schlag versetzt und gleichzeitig einen Hieb gegen die neue engltsch-sranzöstsche Entente geführt. Deutschland« Westgrenze verkürzt Die neu« Vereinbarung gewähr« Deutschland beträchtliche Vorteile. Sie verkürze Deutschlands We st grenze und befreie Deutschland von der Bedrohung, die entstanden sein würde, wenn französische oder britische Flugstationen auf belgischem Boden errichtet würden. Bemerkenswert tst, das, sich auch ein« Prager Stimme erhebt, dl« auf die große Bedeutung der deutschen Garantie- erklärung hinwetst. ES ist das Organ der stärksten tschechischen Regierungspartei, der agrarische „Beiikow". Während die an-eren Prager Blätter fast ausnahmslos sich aus die Wider gabe beschränken, schreibt dieses tschechische Blatt u. a.r „Welche Belehrung für die Tschechoslowakei in ihrer schwierigen Stellung im Herzen Europas! Belgien ver lasse sich mehr auf seine eigene Verteidigung als auf di« kollek tiv« Bürgschaft entfernter Völkerbundstaaten. Die belgtschen Staatsmänner hätten den Mut gehabt, sich mit dem ehemaligen Gegner auszusöhnen, ohne dabei die Angriffe unverständiger Menschen zu fürchten, die ihnen Verrat an den Arbeitern des eigenen Volkes vorwcrfen wollten. Dieser Standpunkt werde nicht nm in Belgien vertreten. Die tschechische Agrarpartei habe wiederholt eine Verständigung mit Deutsch land alsdic wichtig sie Au fgabeüertschechtschen Außenpolitik bezeichnet, um so mehr als eine solche Ber- ständtgung kein Hindernis siir die Einhaltung anderweitiger Verpflichtungen des Staates sein könne." Balearenpläne - Spiel mit -em Feuer Vrnktwvläuug an»«r«r Lorllovr 8obrtttl«ltung Berlin, 14. Oktober. Durch die englischen und französischen Blätter geistern noch immer Pläne, die sich aus Minorka beziehen. So heißt es, daß die Franzosen, nachdem die Engländer eine Besetzung Minorkas abgclehnt haben, mit einem neuen Plan hervor treten würden, nämlich die Balearen zu „interna tionalisiere n". Diese Internationalisierung soll natürlich nur für die Dauer des spanischen Konfliktes Geltung haben. Sollte der Plan abgelehnt werden, so müsse als weitere Mög lichkeit eine gemeinsame englisch-französische See- ko n t r o l l e an -er Küste Minorkas ins Auge gefaßt werden. Alle diese Pläne gehen immer noch von der unsinnigen Vor aussetzung aus, daß Italien eine Besetzung Minorkas plant, obwohl bekanntlich von italienischer Seite wiederholt klar und eindeutig erklärt worden ist, daß Italien die territoriale Unversehrtheit Spaniens, also auch -er Balearen, achten werde. Wenn trotzdem immer wieder in den französischen Blättern Minorka-Pläne austauchen, so läßt das den Schluß zu, daß gewisse französische Kreise nur gar zu gern sehen würden, wenn Frankreich aus dieser Insel Fuß fassen könnte. Italic- nische Blätter haben daraufhin keinen Zweifel daran gelassen, daß die Durchführung derartiger französischer Pläne nicht mehr und nicht weniger als einen tnternattonalen Konflikt zur Folge habon müsse. MMM -er Inneren Mongolei von Japan besetzt Der strategisch wichtigste Punkt gegen -ns Sewietvertei-tgungsspstem Tokio, 14. Oktober. Nach mehrtägigen heftige» Kämpfen habe« japanisch« mongolisch« Truppe« die Hauptstadt der tnnermougolischen Sutynan'Provinz, Kmeifni, eingenommen. Die Stadt «weisni liegt an der außerordentlich «ichtige« Sntyuan— Kalgan-Sifenbahn, nur 100 Kilometer vom Endpunkt Paota« am Oberlauf des Gelbe« Flusses «ntserut. «weisui stellt i« wirtschaftlicher und politischer Hinstcht «in Hauptzentrum des chinesische« Einflusses in der Jnueren Mon golei dar. Sein« geographische Vag« wird gekennzeichnet durch dir steil absallenden Schanst-Berg« aus der «inen und di« tausend Meter höher gelegene innermongoltsche Steppe auf der anderen Seite. Es beherrscht die wichtige zum Steppengebiet der innermongoltschen Hochebene führende Paß-Straße, di« nordwärts in eine jahrhundertealt« Karawanenstraß« zur Außenmongolet auSläust. Mit dem letzten japanischen Erfolg wir' die Sttdgrenze der von den Sowjet» beeinflußten Außen- Mongolei auf weite Strecken japanischen militärischen Ein flüssen ausgesetzt, die, wenn auch durch di« Wüst« Gobi be hindert, sich aus das gesamte Fernost-SowjetvertetdigungS- system auswirken dürften. Auf dem weg zum autonomen Staat Di« japanisch-mongolischen Truppen setzten bereit» ihren Marsch in ivestucher Richtung aus den Eisenbahnendpunkt Pao tau fort. Politische Kreise erwarten nunmehr einen starken Aufschwung der Pläne zur Bildung einer autono- men Inneren Mongolei durch Zusammenfassung der Tschachar- und Suiyuan-Provinzen unter dem japanfreund- lichen Fürsten Tewang. Amerikanischer Matrose verletzt Bet ber Beschießung chinesischer Stellungen im Raum von Putung durch japanische Kriegsschiffe auf dem Whanapu sielen Splitter japanischer Geschosse aus das UGA-Flaggschiff „Au gusta* und verwundeten eti»«n Matrosen. Der Ehef der dritten japanischen Flott«, Admiral Hasegawa, sprach sein Bedauern über den Zwischenfall aus. Ran-bemerkungen Internationale GmbH Wer bas Palais des Völkerbundes besichtigen will, be findet am Eingangstor «in Plakat, das ihn auf die Tatsache aufmerksam macht, daß er hier „aus eigene Gefahr* besichtigt. Das Geueralsekretariat lehnt für alle Schäden, auch für diejenige» der Völkerbundöbcamten, die Haftung ab. So besichtigt man also einen Völkerbund mit beschränkter Haf tung, eine Internationale GmbH. Immerhin eine nicht alltägliche Erscheinung. Aber ob es sich rentiert, sie ihrer Eigenart wegen als Panoptikum bestehen zu lassen? Viel leicht werden die Menschen an ihr klüger. Ob sie in ihr klüger werden, muß füglich bezweifelt werden, denn in den vier Jahren, in denen nun das Deutsch« Reich diesem Unter nehmen am 14. Oktober 1V88 -en Rücken gekehrt hat, hat sich an ihm nicht nur nichts gebessert, sondern mit -em Umzug in das neue Palais hat auch -er Völkerbund ein neues, noch gefährlicheres Gesicht angenommen. Denn in diesen vier Jahren hat man die Sowjetunion mit Prunk oingesührt und ihr die Möglichkeit gegeben, sich den außen politischen Mantel der Demokratie umzuhängen. Damit aber hat man — die letzt« Ratstagung -es Völker bundes hat dies deutlich unter Beweis gestellt — gleichzeitig die Liga zu einem Institut degradiert, das nichts anderes darstellt als ein internationales Werbezentrum für den Bolschewismus — natürlich m. b. H. Hinzu kommt noch di« Blamage, der sich das Genfer Forum mährend des Ab es st nie nkrteges auSsetztc, eine Blamage, Li« die völlige Zurückziehung Italiens vom Genfer Parkett nach sich zog. so sind heute zwei Weltmächte Europa» nicht mehr in einem vorwiegend europäisch gedachten Bund vertreten. Immer mehr erweist es sich, daß sich in Genf jene Kräfte ein Stell, dichein geben, di« sich Demokratisch" nennen, die aber gegen bla autoritären Staaten ein hilfloses Intrigenspiel betreiben. Der beste Beweis hierfür ist wohl -ie letzte Genfer Ent schließung zugunstcn Chinas nn- gegen Japan- Eine nahezu sriedensgesährdende Tatsache. Aber wie gesagt, trotz deS Sanktionsartikels hastet ja der Völkerbund nur beschränkt, ist also wohl nicht verantwortlich zu machen für seine Ge« sährlichkeit. lvesährliche Leichen müssen aber beerdigt werden. Nur so schützt sich die Menschheit vor dem Verwesungsgeruch, Statt dessen aber pilgern die Besucher — sogar gegen Ein trittsgeld — durch das neue Palais, lassen sich etnnebeln vom Rauch der Phrasen jener „Führer", die von Pracht und Völkerversöhming kauderwelschen, die aber dazu angestellt sind, nicht hinter die Kulissen des Instituts blicken zu lassen. Deutschland jedenfalls kann sagen, -aß es ihm seit den vier Jahren, in denen es nunmehr der Liga nicht mehr angchürt, besser geht, daß eS wieder stark geworden tst. Und da» gerade wollt« die internationale GmbH vermelden. Aber dafür braucht sie ja auch kein« Haftung zu übernehmen. Hier tert - Leon Blum! Der Genius Goethes hat gerade den französischen Geist immer wieder mächtig angezogcn. ES gibt eine lange Reihe von Goethe-Schriften, die Franzosen zum Verfasser haben. In diese Reihe gehört auch der frühere Ministerpräsident und jetzige „seelische Berater" der Regierung ChautempS, Leon Blum. Der jüdische Führer der französischen Sozialdemo kraten hat bereits im Jahre 1001 ein Buch geschrieben, das zum Titel die literarhistorisch etwas anspruchsvolle Mittet- lung hat: „Neue Gespräche Goethes mit Ecker- man n." In diesem Buch läßt Blum den größten Dichter und Weisen der Deutschen über allerlei Zeitprobleme sprechen. Der Franzose ist nun einmal in seinem Denken konstruktiv, und warum soll sich Herr Leon Blum nicht Gedanken darüber machen, was Goethe tm Jahre 1001 über den Achtstundentag oder über die 2. Internationale gesagt haben würde. Solche posthumen Geisterbeschwörungen haben wir schon öfter erlebt, und man hat zumindest seinen Spaß daran gehabt. Blums „Neue Gespräche" siud soeben in einer Neuauflage erschienen, und da aus dem unbekannten Herrn Blum inzwischen eine führend« europäische Persönlichkeit geworden ist, der Ver fasser sie als eine Vekenntnisschrtft bezeichnet hat, lohnt cs sich schon, das, was hier Goethe in den Mund gelegt wird, einmal näher zu betrachten. Dabei stößt man sehr bald aus Sätze, bei denen dem Goethe-Kenner die Haare zu Berge stehen. Blum nimmt kühnen Mutes den Weimarer Geheimrat als den Propheten des Marxismus in Anspruch. Der imagi näre Goethe — dem Blum die Absicht unterschiebt, einen dritten, „sozialistischen" „Fanst*-Tcil zu schreiben —, erklärt dem imaginären Eckcrmann, daß die Iud e n die eigentlichen Wegbereiter der Menschheit, die geborenen Revolutionäre und die Schöpfer des Sozialismus sind. Blum-Goethe wendet sich entschieden gegen jede volkSmäßtge Bindung, denn sein Vaterland ist die sozialistische Weltrevolutton. — Man hält den Atem an, aber dies und noch mehr tst völlig ernst ge meint und bis aufs I-Tüpfelchen „bewiesen". Mit ber typischen Beweisführung eines Menschen, dessen rassemäßtger AusspaltungStrteb gepaart ist mit ber dialektischen Besessen heit französischer Soztaltheorettker, erklärt uns Leon Blum, daß Goethe so uud nicht anders gedacht haben würde, wenn ihn die Vorsehung anderthalb Jahrhundert später ber Menschheit gesandt hätte. Es hat nicht viel Sinn, näher auf diese Geistcrscheret des französischen MarxistensllhrerS ein« zugehcn. Auch wenn mir tausend Aussprüche Goethes nach weise», die einer solchen Beweisführung geradezu tnS Ge sicht schlagen, wird sich Blum nicht überzeugen lassen. Wir wollen uns damit begnügen, über diese politischen Be- mtthnngen um ctn literarisches Objekt herzlich zu lachen und da» Wort des hier ebenfalls bemühten Eckermann etwa» ab« gewanbelt zu zitteren: Hier irrt — Blum!*
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