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Dresdner neueste Nachrichten : 17.01.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193401170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19340117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19340117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1934
- Monat1934-01
- Tag1934-01-17
- Monat1934-01
- Jahr1934
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 17.01.1934
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Seit, 2 Dresdner Neueste Nachrichten Mittwach, 17. Januar 1034 Nr. 13 luxemburgische Regierung hat diese Zumutung ver- ständticheriveise abgclelnst. Nun wird "eine Polizei, -te sich znm groften Teil ans deutschen Em i grau» teu zusammensehl, gebildet. — .stolonialtand! * ES gab eine Zeit, in der man in Frankreich wirk lich hoffte. das Saargebict mit seinen reichen Baden schaben für immerzu schlucken, in der man basste, mit Hilfe van Versprechungen und ivirischastlichen Er- leicksternngcn die Saarbevölkernng zn Indern nnd siir immer nach Frankreich herüberznziehen. Aber diese :>Icchnnng scheiterte an der unverbrüchlichen Treue der Saarbevölkernng znm Deutschen Üteich. Vergebens lackte die französische iBergwerlsdirekiivn iine Arbeiter und Angestellte», vergebens drangsalierte sic ihre denkschgcsinnten Untergebenen, zu grau war die .iaht der Vatcrlandslrencn. Man bat französische Schulen eingerichtet, nnd die Bergwerksdiretlvren versuchen die unglaublichsten Druckmittel, nm die Arbeiterkinder daribin zu zwingen. vergeblich! Die Schulen stehen leer, die Saar in deutsch! La ist mau zu einer andern Methade übergegan- gen. Auf den Gruben ivird der schlimmste !)>anb- bau getrieben, den man im Bergbau je erlebt bat. Stehl dvch die Tatsache bevar, daft tt>:!7> die Gruben wieder in deutschen Besih znrücktehren. Sa liegt die .stnnst der Ingenieure nicht darin, unter Berwendnng der modernsten Licherheitsmaftnahmen die stöhle ab- zubaneu, svndern darin, mäglichst viel nahte l,erans- znhvlcn und dabei sv ivenig .Navitat wie mäglich in die Grube cinzubanen; den Abbau der stolile unter unsichersten Verhältnissen sv lange zu ermöglichen, bis UM die Uebergabc crsvlgt. Bar zwei Fahren ereignete sich im Saargebiet auf Grube Manbach ein furchtbares Bnglücl, dem tiber hundert deutsche Bergleute zum Opfer sielen. Derartige Nnglücksfälle lammen leider immer nnd überall vvr, ahne das! in den meisten Fällen die Verwaltung eine Schuld trifft. Aber zweiPnntte E>cS Berichtes der UutcrsuchnngSkvmmlssiau über dieses Unglück gaben dvch zu denken. Einmal: die .Nala stravbo ivar ans die Erplvsian einer alten Benzol- Ivkvmvtive znrückznsühren. Altes, bis zum Vetzien bcausvrnchics Akaterial bildet immer eine Gefahren anclle, nnd es fällte selbstverständliche Pflicht einer Verwaltung sein, derartige Maschinen an gefährdeten Stellen beizeiten ansznwechseln. Der zweite Punkt: die RettnngSarbeitcn mussten eingestellt iverden, weil die Frischwctterführnng der Grube nicht ansreiihte. * Fn diesem Zusammenhang sei ans einige andre Meibvdcn des franzäsischcn 'Bergbaus im Saargebict, der in allen seine» Masmabmcn einen Rückhalt an der Reglcrungskommission findet, hingewiescn. Fü» diesenigcn, denen der Bergbau etwas Fremdes ist, mnft eine kurze Bemerknng cingesiiat werden: Kahlen flöze haben eine gewisse Dicke — Mächtigkeit - nnd eine gewisse Ausdehnung, Die Stäben, die nun,ent sprechend der Höhenlage der Flöze, in diese hinein ¬ getrieben werden, geraten früher ader später In eine Zone, in der sich der Abbau nicht mehr lahnt: sie iverden nillgelegt. Bei jedem gewissenhaften Bergbau .werden diese alten Stvtlen wieder ansgcstlltt. Dvch dies lastet Geld, viel Geld. Sv unterlässt man im französische» Saarbergban diese Maftnahme nnd überlässt sie den Dcntschcn, die die Grnben ja wieder einmal übernehmen iverden. Und die Folgen dieser Unterlassungs sünden ? Fn den alten Stvtlen, die niemand mehr begeht, saust das Grubenholz, die Stempel knicken zu sammen, der Berg rutscht. An vielen Stellen im Saargebiei sindct man Dörfer, unter denen der Baden die Vast der Häuser nicht mehr trägt. Tort stehen Gebäude, deren »liebel kaum nvch über das übrige Bvdcnnivean hervarragen, nm die ringsherum ties ansgcschachtet ivvrden ist, nm einen Zugang zu er halten, deren Mauern tiefe Bisse answeiscn, und die trah allen Bemühungen geräumt iverden müssen. Wenn man Henle die graue Straue van Saar brücken nach Mainz fährt, so trifft man zwischen Saar brücken nnd Neunkirchen ans freier, gerader Strafte plötzlich ein Schild: Aula lu .stilomeier! Der fremde strastfahrer lachl wähl nnd denlt an einen schlechten Scherz. Aber cs steckt ein ernster Sinn hinter diesem .seichen. Die Strafte ist nicht mehr sicher, senlt sich hier, fenkt sich dart, nnd die Bergwerksdirektivn will mit diesem .-'.eichen die rechtliche Hastpslicht ahwälzen. Svll nach daran erinnert werden, daft man an der saarländisch-französischen Grenze ans französischem Baden Schächte gegraben und van darf ans unter Tag Stallen weit in deutsches Gebiet h t n c i n g c t r i e b c n hat nnd die sv gc stähle ne stähle als französische bezeichnet? Das die Regierungs- lvmmission auch diesen Diebstahl durch Bon Zessionen sanktivnicrt Hal? * Aber diese Tatsache ist teilweise bekannt. Aäeniger be kaiint und unendlich gefährlicher ist ein andrer Plan der Fran-osen. Plan hat eingZehen, daft die Aus sichten, das ganze Saargebiet durch eine Abstimmung zu erobern, gleich null sind. Sv mnft man ans das Unmögliche verzichten und versuchen, wenigstens etwas zu retten. Der lvhlenreichste Teil des Laargebietes ist der Waarndt, und dieser grenzt an Frankreich Gleichzeitig ist aber der Vsaarndt auch der am sch-näch sten bevölkerte Teil, da seine .st e bien schäfte überhaupt nach nicht ansgcschlvssen sind. Mit Hilfe der Regie- rnngetvmmissian nnd mit Beriprechnngen will man nun Bevöilcrnngsteile, van denen man hasst, daft inan sie kranzasensrenndlich machen kann, im Waarndtaebict ansiedcln. Es kann sich dabei geivift nur nm eine kleine Zahl van Menschen bandeln, die jedoch, im dünn besiedelten Waarndt znsammengesaftt, dort möglicher weise eine französische Mehrheit ansdringen tonnten. Dann hasst man unter Verdrehung des Saarstatnts den Waarndt vom übrigen Saargebiei ablrcnncn zu können. Es wird gut sein, auch darauf von Anfang an zn achten! Die deutsche Auffassung Bericht unsrer Berliner Redaktion I'. Berlin, IN. Januar Ten Berliner politischen .streifen in die gestrige Genfer Mitteilung über die Bcrhandlnngcn des Bölkerbnndsrates in der Laarsrage und über die Einladung an Deutschland, in dieser Frage in Genf mitzuarbcitcn, durchaus nicht überraschend gekommen. Man kennt ja ans langjähriger Erfahrung die Gepflogenheit des Bölkerbnndsrates, in schwieri gen fragen die Verantwortung möglichst anszntcilen, damit vvin Genfer „Prestige" nicht nvch mehr ver- lvrengcht. Das mochte der Rat nun offenbar auch beim Saarproblcm tun. Er traut sich nicht ganz vor -cr ganzen Wett die Bcrantivvrtnng ans die eigenen Schultern zu nehmen. Es ist aiio nicht gerade be sonders ehrlich gemeint, wenn er sich jetzt mit betont freundlicher Geste an Deutschland wendet, dvch zur Bclmndlnng der Saarfrage in Genk zn erscheinen. Das Ansland, zumal so»»«!» cd in Geist vertreten ist, wird sich immer wieder vvr Angen halten müssen, daft wir in all den vergangenen Jahren ein ganz bestimmtes Ersahrnnqsgnt im Bvtkerbnndspalaft gesammelt haben, anS -cm sich siir uns gcivissc Richtlinien siir unser weiteres Verhalten ergeben. Deshalb wird man wohl annehmcn tannen, daft die zuständigen Stellen -er RcichSrcgicrung, deren Entscheidung bis znr Stnndc nvch nicht varlicgt, keinen besonders nachhal tigen Eindruck von dieser neuartigen Genser Gastlich keit empfangen haben. Wir möchten annchmen, daft die ReichSregicrnng die Gesamlsilnativn nach den Notwendigkeiten beurteilen wird, die sich soivahl ans der klaren Rechtslage im Saargebict wie ans den bisherigen Genfer Erfahrungen Deutschlands er geben, und deshalb kann man sich nicht recht denken, daft die Reichs- rcgicrung der Anssordcrung znr Mitarbeit in Gens Folge leisten wird. llebrigcnS darf man auch die rechtliche Ueberlegnng anstellen, daft wir, da wir grundsätzlich dem Böller bnnd den Rücken gelehrt haben, einen Präzedenzfall schassen tönnten, wenn wir in dieser Einzclsrage nach Genf gingen. Das Berhastcn der Reichsregiernng dürste heute vder in den nächsten Tagen fcsigelegt iverden. Daft eine deutsche Absage an den Rat sich lediglich ans denen T a l t i k in der Saarsragc be ziehen würde, nichts aber mit der engen, ja innigen Anteilnahme Deutschlands am Schickial des Saar landes zn tun hat, ist wohl selbstverständlich. Aber- gerade weil uns die Zukunft dcö SaargebietS am Herzen liegt, glauben wir nicht, daft wir uns an -en jchigen Genfer Beratungen beteiligen können, denn wenn man sich z. B. erinnert, welchen Schwierigkeiten die dcntschcn Anregungen in den verschiedensten Minderheiten fragen im Völkerbünde früher begegnet sind, wenn man sich vvr Augen hält, daft man unsre Anwesenheit in Gens nur zum Bvrwandc benutzte, nm „guten Willen" vvrzntänschen, dann ist das alles andre als eine Ermutigung, jcht znr Erörterung der Saarsragc in Gens zn erscheinen. Ter Völlerbnndsrat mag, sv meinen wir, diese Gelegenheit, die man ihm vor aller Welt geben müsste, bcnnhcn, nm seine Immer wieder Kampf gegen den Volksiod Linste Worte vr. Harlnackes - Hede bei der HcichSgründungöfeier Berti,»er Studenten » Berlin, 10. Fannar Der sächsische Volksbildnngsminister IZi. Harl- nacle hielt gestern abend bei der graften traditio nellen Reichs»»ündnngsseier des Vereins Dentickier Stndenlen die Festansprache. Er sprach zunächst tnrz über die 'Bedeutung des 18. Fannar 1871 nnd lenn- zeiclmete dann das Unheil, in das das gleich durch die Pariamentsherrschast getrieben wurde. Der Marris- mnS habe den Sozialismus des Neides nnd der Miftgnnsl gepredigt, während unser heutiger, natio naler Svzialismv.s ein Sozialismus der Pflicht nnd des Opfers sei. Weiler führte der Redner n. a. ans: Der vergangene Staat hat sich schwer versündigt an der valtiichen Znlnnst. Dem liberalislischen Deuten ivar die Bvlkszntnnsl nicht Veitgedanke, nicht stern und Stern seines Seins und Wvttens. Der Vibera- lismns hätte das Gesetz znr Verhinderung erb- lranten Nachwuchses nicht zustande gebracht, das zielklarer Führerwille im neuen Reiche binnen lnrzem geschaffen hat. Fn einem Pnnlle Hai der Viberatismns sich am allersclnversten versündigt an Ball, Vaterland nnd Zukunft: im Wildwachfenlaffen des BUdnngswesens. Man Hal geglaubt, -er .stnltnr zu dienen, wenn man möglichst viele durch die B i l d n n g s m ü h l e n lausen lieft. An ein Bind wandte man altes, nm ihm über den eigenen Stand der Eltern hinaus zn Helsen. Darum lieft man das zweite, dritte nnd vierte .stind nngcbaren. Fmmcr höher steigerte man ans der Ellcrnseilc das Bemühen nm Bildungen u s- iveise. Mit dem Einiälirigen wollte man den Be werber mit Vvltsschnlbildnng übertrumpfen, mit dem Primazengnis den Einjährigen, mit dem Abitur den Primaberechtigten, mit allen möglichen Diplomen den Abiturienten. So kam cs zn einer lleber- schiilnng verhängnisvollster 'Art, die in doppelter Weise zum Bvlkslvd führte. Man beschränkte sich in falscher 'stiebe, in falscher '.'lugst nm den 'stebensweg ans ein .stind. lind die spärlicher werdenden stinder schickte man immer vollzähliger ans eine Bildnngs- bahn, die vvr verschlossene Bernsspsorlen führte. Die Geburten bahn ging steil nach unten 12 Mil lianen 1000: weniger als 1 Million U>:I2), die Zahl der Studierten nnd Studierenden noch steiler nach aben l'llllli Reifezeugnisse in»»: -istnun: 1!>:i2). Gerade die Träger überdurchschnittlichen und besten Erbgutes müssen samilieiste'L bleiben und sind so znm Anssterben verurteilt. Man glaubte, der .stnltnr zn dienen, aber man hat sie im Fnncrsten gefährdet, denn der Standeöinalerialismus diente in der Wirkung znr Herabziichtuug des Volkes, znm Rückgang dcS besten Erbgutes, während min deres Erbgut hemmungslos ivciterivncliern durste. Was sind wir der Zukunft schuldig? Ein hvchlcistcndcs, begabtes, starkes Volk mit dem Willen, sich in alle Znknnst ans seinem besten Erbgnte zu erneuern! .stvnnen wir nach den bisherigen Tatsachen eine solche Znknnst erwarten? Nur bei einerWa n d» Inng der Geister, lind das ist Sache national» sozialistischer Geieftgebnng nnd mehr nvch Sache nativ- nalsvzialistiicber Erziehung. Wir -anien cs dem Reichsminiüei-inm des Innern, daft es mit kräftigen nnd heilsamen Maftnahmcn im Bildnugsweien den Anfang gemacht hat. Es gibt Henle nichts VebenS- natwendigercS als Aufklärung über die drohende Gesahr des „Bolt ohne Fugend", damit anS der Er- lennlnis der Not der Wille erwachse, die Not zu wenden. Man mnft eS zehnmal, hundertmal lagen, bis es jeder Bottsgcnoüe wein und davon gepackt ivird. Ns an mnft die Frage in die Ohren rnsen, wohin man Ivmmt: Wisst ihr, daft nnserm 'Volke schon ein Viertel -er Geburten fehlt, nm das Volk nur in seinem Bestände zn erhalten? Wisst ihr, daft das biftcben Bolksznnahme nur eine kümmer liche optische Täuschung ist, weil die Alten länger leben? Wisst ihr, daft unsre groften Städte schon lange Monat sür Monat mehr Slerbesälte als Ge burten haben? Wisst ihr, daft in Verbrechersnmilien und bei Schwachsinnigen die Nachwuchszahleu drei» biS fünfmal so hoch sind wie in geistig gerichteten Familien? Wisst ihr, daft geistige Hochleistung unmöglich ist, wenn lein natürliches geistiges Erbgut vorhanden ist, daft ein Volk, in dem ans die Dauer das un geistige Erbgut überwiegt, sein geistiges Gesicht un feine Wettbewerbstrast und Würde nnd Anselten verliert? Wisst ihr, daft in Prozent -er mehr als siins Fahre bestehenden Ehen tinderlos sind? Wisst ihr, daft die japanische Ehe vier st in der bringt nnd die deutsche 1,7? Hier liegen schwere und schwerste Sargen. Wir wallen, daft das Reich seine alte Zlras», seine alle Gröfte Wiedergewinne. ''Iber ein gleich besteht nickst in Dingen, in Einrichtungen. Ein Reich besteht aus lebenden Menschen, voll .straft an storper nnd Geist, eriüllt van dem Willen, nicht das Eigene zu suchen, svndern gleich nnd Bvlk zn dienen. Ein jegliches gleich ist zn Tod und Untergang verdammt, das sich nickst ständig ernencrt ans seinem besten Blnte. Wir aber wollen, daft Dentt'cvland lebe in Ewigkeit. Das liberale Denken hat den Strom des Nachwuchses säst znm Versiegen gebracht. Der nationalsozialistische Staat wird alles tun, den Strom neuen VcbcnS stärker fliesten zu lassen. Und io svll der Tag rück schauenden Stolzes zwar ein Tag ernster Sarge sein, aber auch ein Tag fester Zuversicht dazu, daft der Venter der Völker und Geschicke sein Deutschland nicht sterben lassen ivird. Und so schliesst ich mit dem lteistcn Wunsch: Einig lebe Deutschland in .straft, in Z n ch t u n d E h r r. behauptete Vvnalität und Objektivität unter Beweis zn stellen! Wir werden ihn daran nicht hindern — aber wir können ihm auch nichts von seiner Verant- ivvrtnng abnchmcn. Wie die Verhandlungen in Gens weiterkaufen werden, lässt sich noch nicht sage». Man ivird darüber in aller WBi Rechenschaft verlangen, denn die Saarjiage ist ja alles andre als ein lokales Problem. Vielleicht halt sich der Vöikerbnndsral in manchen Einzelheiten an seine Beschlüsse und Gepslvgcnheilen bei irtiheren Abstimmungen, so in Obcrjchieiicn, Wcstprenft.n niw. Damals bestellte der Genier Bund sogenannte Ab- iiiminnngsivmmissianen, die n. a. auch polnische und deutsche Mitglieder hatten. Es war die Ausgabe dieier stommissivnen, die beleiligten Mächte in ailen Fragen der Durchführung der Abstimmung anzntwren, Be schwcrdc» entgegenznnebmen und zn schlichten. Sollte etwa der Völkerbunds»-»» jetzt in der Saarsrage eine ähnliche Absiimmnngskvmmitsivn einrichten »voü-n.zn der ein Franzvse als Vertreter seiner Regierung Zutritt hätte, dann ist es selbstverständlich, daft, wie in den ersten Abstimmungen nach -em striege, so auch diesmal, Deutschland dasselbe Reibt wte Frankreich eingeränmt iverden müsste. Deutschlands Anspruch sei bei der Behandlung der Saarsragc an dieser Stelle sogleich »»gemeldet. Er hat nichts zu tun n-.it der Frage unsrer Mitgliedschaft im Völkerbünde, denn auch in den ersten Nachkriegsjahren gelegentlich der damaligen Abstimmungen waren wir nickst im Völker bnn-c vertreten. Was Frankreich gegebenenfalls zn- gestanden wird, als der einen AbstimmnngSpartci Im Saargebict, das mnft auch nns gewährt iverden. England im ZWwasser Frankreichs Tclcara ui m n n s r e S .<l v rrcs p v n - cntc n F. Vondon, ltl. Fannar Fn politischen inieressierien .streisen Vvndvns ist die Saaisrage ein besonders stark diskutiertes Pro blem. Fns.-esvndcre har die gestrige 'Anregung des Volke»l-nndsrates, Denl-ckstand zur Teilnahme an der Saardisttmstvn cinznladen, der Disknisian neu» Rainung gegeben. Es ist überraschend zu sehen, wie England mit einem Male völlig in daö F a h r >v a s s e r F r a n krei cb s a b g c s ck> w cnlt ist. Dabei glauben die Engländer nichts andres,-als einen „rein abjcltiven " Slandpnntt einznnehmcn. Sie iveiien immer ivieder daraus hin, daft die Möglichleit einer Teilung des Saargebieies, so indbesvuders auch die Frage, vb g e m einde - oder b e zirl s iv eiso abgesiimmt »'erden soll, dock» bereits seit vierzehn Fahren im 'Vertrag van Versailles stehe nnd darum auch gar nichts Neues sei. Die Ungerechtigkeiten, die in einer politischen Walstgeagraplstc liegen, will man nicht seinen. Da man sich aber völlig klar über die Lck wicrigleiten -er Saarsragc ist. ivird mit besvndc- rem Eiscr einer V c r i a g n n g d c r ?l b st i m m n n g das 'T'övrl geredet. Die'er Ansckmnnng tritt der „EveiFug Standard" lclbait entgegen. Er weist darauf hin, daft man bereits vvr vierzehn Fahren in Ver- sailles die Vösnng des schwierigen Saarprvblcms be wusst hinanegcschabe» habe, nm in 'pätercn Fahren nm so leichter mit dem Problem s.-rtig iverden zu lönnen. Diese Annahme sei charakteristisch für die ganze'Vallerl-nnd. inenialitüt. Fn Wirklichkeit sei das Problem nicht einfacher, svndern sehr viel schwieriger geworden. Hermann Bahr f Meldung unsres Hf? - 5k o r r c s p a n d e n t e n Ak Iinchen, 18. Fannar Hermann Bahr, der seit vielen Fahren in München lebte, ist dort am Montagabend ge storben. Bahr litt, wie vor kurzem gemeldet wurde, seit über einem Fahr an einer schweren Arterienverkalkung, die ihm seit längerer Zeit jede Arbeit unmöglich machte. Fn den legten Wochen hatte sich sein Zustand verschlimmert, und seit drei Tagen war Bahr ohne Bewusstsein. Am Sonntag trat dann auch noch eine Vuugencntziiudung aus, die so rapid wirkte, daft Bahr am Montag )L7 Uhr abends verschied. * Für wohl jeden deutschen Theaterbesucher ver bindet sich mit dem Namen Hermann Bahr die Ertnucrung an einige vergnügte Stunden; Vnstspietc wie „D a S stonzcr t", die ahne tiefere Bedeutung, aber mit Wth und liebenswürdiger Fronte mensch liche Schwächen nnd Eitelkeiten gciftcln, haben sich allen Wandlungen der Zett zum Trap ans der Bühne gehalten. Dagegen ist das ganze übrige Vebcnswcrl des sehr fruchtbaren Autors schon heute in die Vitc- raturgcschichtc entrückt,- einzig die schönen und tiefen „Dialoge vom Tragischen nnd vom Marsnaö" dürsten zum klassischen Bestand der Acsihcttk zählen. Diese schnelle Pcrgäugltchkcit erklärt sich ans der zeitgebundcncn Art Hermann Bahrs, die im Grunde journalistisch war. Obwohl bäuerlicher Abstammung — Bahr war am 18. Fuli 1800 zn V'inz geboren —, wurzelte der geistig bewegliche Ocslcrreichcr literarisch doch ganz in der Groftstadt: im Pariser Essai und im Wiener Fcniilcton. Veranlagung nnd wirtschaftliche Gründe führten den jungen Dollar früh zur Tagcs- schriststcllcrei: er war Thcatcrkritiker an Wiener Zei tungen, gründete und leitete Inltnrvolitischc Zeit- schrillen, tland -en Wiener Werkstätten nnd dem Darm- stndtcr .sttinstlcrkrciS nahe nnd errichtete ans der Hohen Warte zn Wien sein HanS als Wahrzeichen einer neuen Baukunst. Sein kritischer Einsiun erstreckte sich über Wien hinaus: sein Spürsinn siir alles .stommcnde zeigte ihn »IS Vorläufer und Wortführer der geistigen Be wegungen. Eine Vieler Bewegungen, die er in frag würdiger Bcgrifssbildung als „die Moderne" der Anilke cnigcgrnsiclltc, wurde als der literarische Aus druck sozialen ZeitempsindcnS und durch daö dichterische Genie Gerhart HanptmannS wichtig: der Naturalis mus. 1887 erschien Bahrs Drama „Die nenen Men schen", das nicht nur im Titel Hauptmauus „Einsame Menschen" vvrwegnahm. Aber schon vier Fahre später stürzt der Wandtnngsrciche mit seiner .stampsschrist „Tie Uebcrwindnng des Naturalismus" das Fdvl vvin Sockel nnd wendet sich neuen Göllern zn: der Neu romantik, dem Eumbolismns und znieht den» Expres sionismus. Eine Unmenge Dramen historischen, gcsetl- schastlichen nnd zcitkrMschen Eharaltcrs tgcnannt seien „Fvscplstnc", „Ter Star", „Wienerinnen", „Der Franzi", „Ter jtrampnS"> und ganze Romanscricn anS -em Tbeatcr nnd Gescllsihastslcbcn Wiens t„Dic !>Iahl"> begleiten und ergänzen die kritische Tätigkeit Hermann BalirS. Bemühungen, dem tonangebenden Thcaterkritiler Bahr die Vcitnng des Bnrglheaters zn übertragen, scheiterten am Widerstand des Wiener HvfeS,- als Schanspicldirckivr des Münchner Ltaalstheaters ver sagte er. Ein schweres Herz leiden zwang den Fnnszig- jährigen, sein gastliches Wiener Heim anszngcbcn nnd sich nach Salzburg znrnckznstehcn; die Berufung seiner Gattin, der genialen Opernsängerin Anna Mildenbnrg, als Professor der Münchner Mnsilatademie band sei nen Vebensabend an die baiirische Hanpistadl. Unter dem Eindruck der Todesnähc ivar mit dem weltsrvhen und kämpferischen Mann eine letzte seelische Wandlung vvrgcgangcn: er kehrte zum Glauben seiner Ztindhcit zurück nnd lebte als frommer stalholik in -er Zurück gezogenheit der Münchner Mietwohnung, die er nur verlieft, um sich zur Messe zn begeben. Seit Fahr nnd Tag war ihm auch dieser Weg versagt,- zunehmende Taubheit und körperlicher Verfall gingen dem geistigen Verfall voraus. Der 70. Geburtstag iah nur noch -aS Wrack -es rcichbegablcn Mannes, dessen herrlicher Apvstclkops nun sür alle Zeil ans dem Münchner Straftenbtlb ansgcschicdcn ist. I-. ----- Eine Volksopcr. Wie unser Ehemnihcr Mit arbeiter 1)r. LI. berichtet, fand die neue Volksopcr von Ottmar Gcrstncr, „Madame Visclottc" im Ehcmnitzer Ltadttheatcr starken Beifall. Die Musik enthält Volkslied-, Barock-, und Vvllstanzmvtivc mit mancherlei Ncnzcitlichcm vermischt. So entsteht ein Gesamtbild von bnntcr Mannigfaltigkeit, das sehr ge schickt geformt und überall klar und einfach hlnz»- nchmcn ist. Gelegentliche Ansähe zn gröberem Stil verraten, daft der stomponist vielleicht einmal noch I mehr zn sagen haben ivird. Die Ausführung leitete Herbert Eharlicr, und die Hanptparttc ivar bei l Margarethe .Brüh n sehr gut ansaehoben. Meines Kemlleion Mitteilungen der Sächsischen Staatsthcatcr Opern ha ns. Morgen Mittwoch findet das L v n d c r k o n z c r t des B erIi n e r P hit- harmonischen Orchesters unter Vcitnng von Wilhelm F n > t w ä n g l e r statt, .starten sür Orchester- parlett, I. und 2. Rang sind nvch zn lzaben. Eine öffent liche Hanplprvbe findet nicht statt, '.'lnsang !!-8 Uhr. Das Prvgrammbnch zum.stvnzcrt enlhätt biographische Notizen über Di-. Wilhelm Furtwängler und die namentliche Auszeichnung sämtlicher Mitglieder des Berliner Philharnivnijchen Orchesters. sDie an diesem Tag ausfallende A n r e ch t v o r st c l l u n g der Reihe U ivird ans Niittivoch den 2l. Fannar verlegt.) — Donnerstag lAnrecht Ii) „U ndtnc" von Vorhing mit Titlrikh tznm erstenmal Ritter Hugo), Angela .stvl- niak, Elia Wieder, Plaschle, Bünel, Fessnla .stocttrik, Bader, Vange, Ermvld. Tänze mit Hit-e Schlicken, Ncppach, der Tanzgruppe. Musikalische Veitnng: Stricglcr; Fnszcnieruug: Slacgcmann. Anfang '^8 Uhr. — Freitag lsür Frcilaganreckst F vom 12. Fa nnar) „A riadncans 8t a x v s" von Richard Stranft, znm crstciimal in dieser Spielzeit, unter innsilalischcr Veitnng von .stark Böhm. — Scha n sp i e l ha n s : Fn der nächsten Ni v rg c n s e i e r des Schauspiel hauses, iiu Februar, ivird das altslämische Schauspiel „V anzelvt undSanderei n" von Friedrich Mar- lnö Huebner ansgcsülirt. Die mnsitalische Vcitnng -er Madrigale, die das Sliick nmrahme», hat .st. M. Pcnibanr. — DvnncrStag, am Gedenktag -er !)t ctchsgr ii n d n n g, das Wasa Drama „A l l e gegen einen, ei n e r sür alt c" von Friedrich Förster. Spielleitung: Schröder. Beginn 8 Uhr. - Bühnenjubiläum. Am 17. Fannar sind es 2.7 Fahre her, daft Max Fähnig, heute allen Be suchern des A l bc r t t hea t c r s ein guter aller Be langter, tnrzcrhand die Universität, ans -er er Philv- lvgie studieren svllte, verlieft, nm Schauspieler zn iverden. Er feiert dieses Jubiläum in der Miiiwvch- vvrstellnng des SchwankS „stampf mit dem Drachen" als Darsteller dcö Dr. Prvppen. Das ist eine von -en Rollen, tu denen das Publikum Fähntg minier be sonders gern gesehen hat. lind er spielt diese rvbnst- sröhllrhcn Vcntc, diese Vertreter eines leicht banau sischen aber gesunden Menschenverstandes ja auch mit einer Drastik, die nichts zn wünschen übrig lässt, und mit tnpisch sächsischem Humor. Fm übrigen hat sichst Fähntg, der seine Bühncnlansbahn am Veipziger Schauspielhaus Kegann und. seit MO mit kurzen j Unterbrechungen am Albertthcater wirkt, durchaus nicht ans ein Rollenfach sestgelegt. Er spielt Löhne nnd Väter, Salvnrotlen nnd ländliche Tnpen nnd ist besonders im Vvlksstück eine immer irgendwie er götzliche Figur. Eine besondere Popularität hat Fähnig sich bei den Dresdner stindern erworben, denn er inszeniert alljährlich die Weihnachtsmärchen im Atbertthealer und pflegt darin zudem den Spaftmachcr zn spielen. Sv wird cs wohl auch am Mittwoch im Albertthealer an Fnbilänmsgästen nicht fehlen. Mristerkonzcrt mit Vafa Prihoda. Fahrclang staben wir in Dresden den graften Geiger, das grösste Phänomen musikalischer Technik seit Fan .stnbelil, nicht gehört. Auch er hat sich gewandelt. Er ist jcht dem Werk innerlicher verbunden. Das spürt man in der (' Moll Sonate Beethovens OpnS 80 Nr. 2. Da sind eS besonders die beiden Ecksätze, die, im Verein mit dem ausgezeichneten Pianisten Otto A. ist r a e f, in eckst kammcrmnsikalischem Sinne gelingen. Geigerisch brachte freilich das wundervolle Adagio die .strönnng, das mit Fnnigkeii, mit betörendem Wohllaut gegeben wurde. Fn TarliniS bekannter „TcnselS-Triller- Sonalc" kam dann der Virtnosc zn Wort, den man nur in Superlativen preisen tann. Er spielte sic mit der .stndcnz von .streiölcr, die Gelegenheit gibt, alle „Tenselskünstc" an Doppeltrillcrn, glitzernden Pas sagen und leise vibrierende» Flagcolcttönen zu zeigen, Aber Prilwdas Trinmphstüct ist das Dnr-Violin- lonzert von Paganini, zu dem der Franzvse Säuret eine unerhört schwierige, aber siir die „Akrobaten" der Geige auch dankbare Zkadenz geschrieben hat, Prt- lwda spielte sic mit cincr Ucbcrlcgenhcit, in einer so malcllvlcn Reinheit ans seiner mit Drahtsaiten be spannten StradivarinS, daft man gar nicht znm Nach denken kam, wieviel Tausende von Stunden inten sivster Uebnng wohl nötig sind, »m eine svlche Veislnng zn vvllbringcn, ganz abgesehen von dem auch mnsila- lisch geformten Vortrag, der jede Phrase mit starkem Nacherlcbcn erfüllt. Mit Paganini begann dann schllcftlich die lange Reifte der Zugaben. Technische Etüden wechselten mit reinen „Gesangsstücken", die mit einer unerhörten Mvdnlativnssähiglcit des Tones ge boten wurden. Früher überschrieb man öfters ei» Vivlinstück als „Gesangsszene", und man kann das Geigen PrilivdaS wirklich nur mit dem Gesang einer e-len Menschenstimmc vergleichen. Das ist eS, waö seine Zuhörer in magischen 'Bann zielst. Triumph tiber Technik nnd Materie, das ewige Mnsterium beS KlamgeS- Hk»,
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