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Dresdner neueste Nachrichten : 13.01.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193501131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-01
- Tag1935-01-13
- Monat1935-01
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 13.01.1935
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Sette 12, Nr. 11 Dresdner Neueste Nachrlchietl S»«rta-, IS. Samia» 1SK Männer seken dein l^od Oie rpannenärten Lrlebnitte ^R.^^LR^LKL / in »Nen tünl Lrüteilen „Z9 in der Holle" Von Hani Lertram IV. Gegen Piitlag des dritte« Tages erklettern wir einen Hügel, der Busch lichtet sich, die Sträucher treten zurück. Jetzt iiel,cn wir am Südhang des Hügels, können wohl 2» Kilon:elcr voranssclien — und wir sehen das Meer! Wix schreien, beten, umarmen uns, missen, dab wir nun gerettet sind. Und dann kommt die furchtbare Enttäuschung! Ale die Frendentränen getrocknet sind, .starren >vir wortlos in die Ferne und sehen, das, dieses graue Meer dort vor nns unbeweglich ist, sehen, das, sich die Wellenberge nicht heben und senken, sehen, da» cs nicht Wasser ist—sondern ein unendlicher, toter Busch! Bitten im suitraürciren 8u»ck Wie auö der Vogelschau kann ich das Land'rings herum bis zum Horizont sehen, wohl .1» .Kilometer ist die Fernsicht. Tort vor mir liegt die Hölle. Allee verschwimmt grau in grau. Ter Busch — nir gendwo von einer Lichtung unterbrochen — ver schwindet im Tunst am Horizont, Kann es denn ein derartiges Land ans der Welt geben? Ich habe auf meinen Reisen viele trostlose liegenden gesehen, die Wüste, die persische Hüfte. Wenn man aber die Wüste aus -er Luit gesehen hat, so erkannte man in der Trostlosigkeit der Landmast'cn irgendwelche Zeichen von Leben, selbst wenn cs nur ein strich auf dem Boden war, der sich in der Ferne verlor: es war daim doch ein Zeichen dafür, das, dort einmal eine Kara wane gezogen war, man sah, da» eS hier irgendwann einmal Lebewesen gegeben hatte. Tao Land vor mir aber ist tot, vollkommen ausgeslorbcn. so sicht also der Norden des australische» Fest landes aus. Jetzt wissen wir, das, wir nicht ans einer Insel gelandet sind, sondern das, uns der slnrm beim Nachtiluge 200 Kilometer nach Süden verschlagen hat, das, wir hier ans dem Fcstlande mitten im austra lischen Busch sind. * Ich nehme die Karte zur Hand. Nordwcst- australicn: Kimbcrlwn heisst das Land, hat die Größe Deutschlands. Ich kenne die Richtnng der Küste, wo wir landeten, vergleiche mit der Karle und zeichne ein Kreuz an der stelle, wo nur sind. Auf der Land karte sind Schraffierungen: „Unbekannt", „Eingebo- rencnschntzgcbiel". Nur ein Ltadtnamc steht dort: Wnndham. Ter Ort liegt an einer lies ins Land gehenden Bucht, 120 Meilen, das heisst 2W Kilometer von uns entfernt. Auf der Karle sind cs nur zwei Zentimeter von der Notlandcbucht bis Wnndham. Tort also liegt die Neltnng, -'M Kilometer östlich. 23 Tage haben wir unS in salscher Nichlung nach Weiten durchgekampst. Es ist furchtbar, zu wissen, das, wir unsre letzten Krastrescrveu verbraucht haben, in salscher "Richtung suchend. Jetzt allo wein ich, wohin wir uns zu wenden haben — und fehl ist cS zu spül! Der rurüclc Am nächsten Morgen packe ich den Wassersack ans den Rücken, nehme den Kompast in die Hand. Und wir brechen ans, wollen zurückgelien zum Schwimmer und Wasserbecken, zurück den Weg, den wir in den letzten drei Tagen gekommen sind. Es bleibt nach restlicher Ueberlcgnng seht nur noch folgende lebte Möglichkeit: Wir müssen wieder mit dem Boot entlang der Küste zu segeln versuchen. Richtung Wnndham, wenn wir ein stärkeres Leiten ruder angcsertigt haben. Welche Einzelheiten soll Ich Ihnen von einem solchen Mar sch tage erzählen? Wie können Lie ver stehen. da» man durch diese- Wüste kriechen must, dass man mit gierigen Angen die Bäume nach Früchten abtastet, wo keine Früchte sind, dast man aus den ionnigen stellen der Felsen nach Eidechsen sucht? Tie Tiere sind verschwunden, wenn sie auch nur das leiseste Geräusch hören. Wie können Lie verstehen, dast man eine Lchlangc, die sicherlich giftig war, zn langen versucht, weil uns die Lchlangc hätte Fleisch geben können? Magen und 'Brust schmerzen, immer wieder hat man einen gedeckten Tisch vor Augen, sicht Flciich und Brot. Mechanisch bewegen sich die Beine, die hciste Lust zittert, überall glaubt man Rauch zu sehen, Lpnrcn von Menichen. Wie können Lie ver stehen. dast man voraniorkclt, dast sich die Beine bewegen, dast die Muskeln arbeiten, ivo doch keine Muskeln mehr vorhanden sind? Ich stolpere über Steine und falle hin. KlauS- mann schreit mir zn: „Lei vorsichtig mit dem Kompast! Wir müssen ihn wieder ins Flugzeug cinbaucn, wenn wir wcitcrfliegen wollen." ES ist ein erschütterndes Wort in unsrer verzweifelten Lage und wundervoll für mich, dieses Wort des Glaubens an die Zukunft voin Kameraden zn hören. Tret Tage marschieren wir zurück, dann erreichen wir die Küste, suchen das Boot. Nach dem Kompast hatten wir die Küste in südwestlicher Richtung ver lassen, in nordöstlicher Richtung kommen wir zurück. Ter Busch ist überall gleich, Merkzeichen für den Rückweg gab cs nicht. Jetzt sind wir zwar zur Küste zurückgekommen, wissen aber nicht, ob der Schwimmer im Weiten oder Osten vor uns liegt. Und wieder gehen wir 1'L Tage in salscher Rich tung entlang der Küste nach Westen. Dann stehen wir aus einer Landzunge, sehen, das; wir nns geirrt haben, da» wir nach Osten hätten gehen müssen, dast wir wieder zurück müssen. Nochmals dieses Wort zurück. Wir sind nun schon gewöhnt, vom Schicksal genarrt zu werden. Am Morgen des 27. Tage? kann KlauSmann nicht mehr vorwärts. Ich must den Kameraden znriicklasscn, must allein weiter, um das Boot zu suche». dieser in „nnrrer" vuckt Daun endlich erkenne ich den Weg, sinde das Wasserbecken in der Nähe unsrer Bucht, sinde die Bucht, Boot und Gepäck. Altes ist hier unverändert. Dort sehe ich den kurzen Sandstrand, wo wir nach süns Tagen der furchtbaren Lcesahrt an Land kamen, hier steht der Baum, dessen Blätter unsre erste Mahl zeit gewesen waren, und drüben ist das Boot, ein Teil nnsreS FlngzcngS. Die Lee ist heute unruhig. Der Schwimmer war zwar bei Hochwasser aus den Ltrand gezogen worden, setzt jedoch schwimmt er, da das Wasier anscheinend noch gestiegen ist. Aber die Verankerung ist seit, es kann nichts passieren. Nach kurzem Ausrnhen gehe ich zurück zu Klaus- manu. Die freudige 'Nachricht, die ich ihm bringen kann, treibt mich rascher voran. Von weitem schon höre ich seine Stimme. Stundenlang hat er ver zweifelt nach mir gernsen. Wzr find nur kurze Zeit voneinander getrennt gewesen, doch ist das Wieder sehen, als ob man Jahre svrigcwcscn sei. Die Ka meraden haben bisher zusammen gekämpst, wir werden auch bis zum Ende »usammcnbleibcn. Meter um Meter schleppt sich Klansmann vor wärts. Seine Bcinmuskeln sind tatsächlich voll kommen tot. Als wir zur Bucht zurückkommen, ist der Schwimmer tosgerijsen, aus die Felsen geworfen. Fünf Kammern lectgeichlagen. Die letzten vier Kammern sägen wir mit einer Metallsäge ab nnd sticken sie notdürstig. Es ist nur mehr eine Nußschale. Am Abend haben wir zwei singerlange Eidechsen gefangen, cs war ein Festessen. Dann sanden wir einen Strauch mit kleinen, grünen Beeren. Hart sind diese Beeren, schmecken bitter, aber wir essen sie, denn der Magen schmerzt zn sehr, ist wohl vollkommen znsainmcngcschrumpsl. Wir eisen, kanen stundenlang. Tic Geschmacks sinne sind nnempsindlich, die Znnge dick geschwollen und weist. Es ist vollkommen gleichgültig, ob man Eidechsen, Banmblätter oder diese Beeren verschlingt. Man must den Kaumuskeln Arbeit verschossen, dem Magen etwas anbietcn. Seekakrt mit kiem Zckvimmer Gegen zwei Uhr morgens, am 30. Tage nach der Nvtlandnng, fahren wir los, der Mond gibt genug Licht. Jetzt ist die beste Zeit zum fahren, die See glatt wie ein Spiegel. Wir dürscn dem Boot nicht znviel zumutcn und cnlsernen uns nur wenige Meter von der Küste, fahren vorsichtig nm die Fcls- vorsprüngc hcrnm, von Bucht zu Bucht. Tic Arm- muSkcln scheinen noch stark zn sein. Stoß jür Ltoft. Meter für Meter kommen wir weiter, unendlich langsam, aber eS geht doch voran. Wcun nur kein stärkerer Wind anskvmmt: beim kleinsten Seegang würden wir das Boot verlieren. Wenn nnr keine grüsterc ungeschützte Bucht kommt, wir würden dann wohl kaum iveitcrkünnen. Beim Morgengrauen haben wir vielleicht zwei Kilometer geschasst. Man bars nicht daran denken, da» wir nahezu 2Z0 Kilo meter fahren müssen. Die Brust schmerzt, die Arme wollen ihren Dienst versagen. Eine Stunde nach Lonnenausgang kommt der erste Wind, bald schon wird er stärker, die Lee un ruhiger. Tic ersten Brecher schlagen über uns. Wir müssen schnellstens an Land. Tort hinter der nächsten Landzunge scheint eine geschützte Bucht zu lein. Wir schassens, rudern mit aller Kraft nm die Helsen herum. Eine gewaltige Bucht liegt vor unS, von einer Steilküste umgeben. Kap Bernler heiftt der Fels. Hier am Kap Bernicr erwarten nur das Ende. Das Boot ist aus den Ltrand gezogen, sorgfältig sestgcbnndcn, enthält es doch in einer Kammer unser Wasser. Tas Gepäck, vier Kisten, Magnet. Fcuerzcng und Werkzeugtasche sind unter einem Felsvorsprung verstaut. Lin klutzreust Liegt vorbei Plötzlich höre ich Motorgcräusch. Ist cs ein Traum, ist cs Wirklichkeit? Ja!! Tort, weit im Inland, ein schwarzer Punkt. Er wird gröber, kommt ans uns zu — ein Flugzeug! KlauSmann hat den Motor auch gehört, starrt wild ans diesen winzigen Punkt In der Herne, glaub« sicher, dast das Lchicksal ihn: wieder etwas vvr- gankcln will. Aber cs ist Wahrheit. Tas Flngzeng ko in int näher. Herrgott, ist das ein Leben! Tic Rettung kommt zn uns in den: Augenblick, als wir die Hossnnng voll kommen ausgegcben haben. Ter Pilot mnft nns sehen. Wenn er diesen Kurs nur noch eine Minute bcibchält, wird er in niedriger Höhe iibcr uns hinwegslicgcn, wird er die beiden Gestalten an der menschenleeren Küste erkennen. Unsre Nerven sind zn schwach, diesen Augenblick ruhig zu ertragen. Wir schreien, brüllen, kriechen umher und winken. Eine letzte Lenchtkugcl ist in der Pistole. Jetzt ist die Maschine dicht vor uns. Ich schiebe. Tas rote Licht must gesehen werden. Jetzt wird der Pilot um nns kreisen, wird sicherlich Lebensmittel abwerscn, «inen Brief, sagend, dast er uns Hilfe schicken wird, dab wir nur noch wenige Tage aus die Rettung zu warten brauchen. Jetzt ist das Flugzeug über uns, setzt must cs beidrehen, jetzt und eS fliegt vorüber! KlauSmann torkelt in der Nichtnng, in der das Flugzeug verschwindet, taumelt, schlägt sich blutende Wnnden. Ich stehe starr und kann eö nicht fassen, dast das Leben dort oben vorübersliegt, dab cs uns nicht sehen will. lSortietznng total» lie-erschwemmungen in Kanada X Ottawa, 12. Januar Infolge plötzlichen TauwetterS und schwerer Regensälle sind in mehreren Teilen Kanadas grobe Ucberschwemmungen eingctretcn. Durch die Straßen von Truro in Nenfchottland ergießen sich tosende Wassersluten. Sie führen grob« Eisblöcke mit sich. DI« Flüsse sind teilweise um acht Meter über Len Nor, malstand gestiegen. Mehrere Brücken wurden zerstört. Biele Gehöste in Sherbrooke, Bezirk Ouebeck, sind von der Umwelt abgeschnitten. Weit« Ackergcbiete stehen unter Wasser. Da mit einigen Orten di« B«r» bindnngen völlig unterbrochen sind» liegen noch keine näheren Nachrichten über das Ausmaß der Ueber, schwcmmungen vor. Rückkehr von den Galapago-inseln Dora Kocrvin, die Gefährtin des kürzlich ans einer GalapagoS- insel verstorbenen deutschen LiedlxrS vr. Ritter, hat sich an Bord einer amerikanischen Jacht nach den Vereinigten Ltaaten begeben, um von hier nach Deutschland zurückzukehren. Frost, Gchnee und Wölfe Lttenger Maler in Rumänien X Bukarest, 12. Januar ' Nach starkem schneelosem Frost haben nunmehr in ganz Rumänien starke Schncestürme eingesetzt. Der Straßenverkehr ist in manchen Gegenden voll kommen lahmgelegt. Auch der Eisenbahnverkehr kann nur mit großen Schwierigkeiten ausrecht erhalten werden. Ans verschiedenen Ortschaften wird das Austauchcn starker Wolfsrudel gemeldet. Ei« Dors ««weit von Bistritz wnrde von Wölfe« heimgcsucht. Die Dorfbewohner flüchteten vor den ausgehungerten Tieren in die Häuser. Die Wölfe dranzen in die Stallungen ein und zerrissen einen großen Teil des Viehes. Ein zehnjähriges Mädchen wurde bucl-stäblih aufgefressen. Mehrere Menschen sind dem Frost zum Opfer gefallen. Di« Stürme am Schwarze« Meer wüten «eiter. Ein Dampfer der rumänischen Schiffahrtsgesellschaft konnte erst mit dreitägiger Verspätung, stark havariert, in den Hasen von Konstantza entlausen. Ein ägnptischcr Dampfer mußte an der bulgarischen Küste Anker werfen, nachdem er nach langem Herum irren seinen Brennstoff vollkommen verbraucht hatte. Das Lchwarz« Meer ist an der Küste in der Breite von 000 Meter zngcsroren. Starte Kälte in Italien X Rom, l2. Januar. Ganz Italien ist in de» letzten Tagen von einer starken Kältewelle heim gesucht worden. Nach heftigem Lchneestnrm in Ober italien ist in Bologna das Thermometer aus 10 Grad unter Null gesunken. Mailand verzeichnet 0 Grad unter Null. Aus Mittclitalicn bis weit hinunter nach den Lüden des Landes wird Schneefall gemeldet. Auch Nom und die Eampagnia find heute früh unter einer dünnen Schneedecke. Von größeren Schneefällen wird nach der «driatischen Küste hin berichtet, fast bis hinunter nach Bari. In der Provinz Ancona fiel bis zu 30 Zentimeter Lchnce. WWkr-SlMM M M MWitM Eigene Auskunfteien und Beratungsstellen — 400 Seiten Anklageschrist Berlin, 12. Januar Von der Groben Strafkammer des Landgerichts Berlin ist jetzt das Hanptvcrsahrcn gegen den 10 Jahre alten siebenmal vorbestraften Ernst Wichert und den 81jährigen vorbestraften Walter Arnim H öhne eröffnet worden. Tie 100 Seiten um fassende Anklageschrift legt Höhne Betrug in 31. Wichert in zehn Fällen zur Last. Von den beiden Schwindlern — sic betätigten sich aus allen möglichen Spezial gebieten — hat Wichert schon dreimal den Ossrn- barnngseid geleistet und fast 70 srnchtlosc Pfändungen bei sich vornehmen lasten. Höhne übertrumpft diesen Rekord sogar noch mit rund 100 fruchtlosen Pfän dungen. Der Schrecken des KnrflirstendamMS Dem Prozeß — er dürste Anfang März d. I. znr Durchsührnng gelangen — wird über den Einzelsall hinaus eine grundsätzliche Bedeutung dadurch zu kommen, das; er einen Einblick in das Treiben einer Berliner Hochstaplcrorganisation gewährt, die Mitte vorigen Jahres — nach den Schätzungen der Staats- anivallschast — etwa IW bis 300 Mitglieder zählte. Es >var außerordentlich schwierig, diese Verbrecher organisation, die ihresgleichen sucht, zn zerschlagen, weil ihre Mitglieder sich ans den verschiedensten Ge bieten betätigten, hänsig ihre Wohnungen oder Namen wechselten, manchmal auch Ab- nnd Anmeldungen vornahmen, ohne in Wirklichkeit umznzichcn. Allmählich aber gelang eS durch energisches Zn- packcn der Behörden und durch die Aufklärung der Ocssentlichkcil in der Tagespreise, vor allem jedoch durch die Zentralisation des Berliner Gerichtswesens nnd den damit verbundenen Einblick in die ver brecherischen Zusammenhänge, diesen Schwindlern das Handwerk zn legen. Alle Mitglieder der Bande waren elegant gekleidet nnd traten sicher ans. Lie machten hanptsächlich die LnxnsbarS nnd Easös des Knr- sürstendamms nnd der Eit» unsicher. Notleidende „Kollegen" wurden unterstützt Es hat sich dnrch karteimäßige Erfassung -er ein. zelncn Untergruppen nnd durch Spezialisierung der Sachbearbeiter ergeben, daß diese Verbrccherorgani- sation sogar über eigene A n s k u n s t e i e n, 8 r z t- lichc und juristische Beratungsstellen vcrsügte, Entlastungszeugen „aujtrieb" nnd durch „juristische" Spitzfindigkeiten das Zugreisen der Be hörden erschwerte. Tic Betrüger gaben sich unter einander als „Referenz" au nnd entfalteten eine crstannlich umfangreiche Tätigkeit auf dem Gebiet des Kredit, und PrvvisionSbctruges, der Sloßsirmcn- gründung, des Kautionsschwindels und des Ab- zahlnngsbetrngcs in Stossen, Fahrrädern, Autos, Briefmarken und allen möglichen andern Waren. Unter AnSnntzlmg jeder Konkunktnr wnrden Privat- lcntc ebenso betrogen wie Firmen, Behörden oder der Staat. Tie Bente wurde meist geteilt, ja, cs wurden sogar in Not befindliche „Kollegen" unterstützt. Eine Warnung sür die Ocssentlichkeit Von den beiden dieser Organisation angchören- dcn Gaunern, die jetzt vor Gericht gestellt werden, stammt Wichert ans einer angesehenen Familie. Seine Vcrbrechcrlansbahn begann 1922 mit der Ver schiebung von HccreSgnt an staatenlose Juden. Höhne hatte sich sriihcr als Bankbeamter betätigt. Die ein zelnen Betrügereien, die den beiden vorgcworsen werden, sind übrigcntz strafrechtlich nur seit dem Jahre 1929 zu erfassen. Tie - grundsätzliche Bedeutung dieses Prozesses liegt darin, daß durch die Anprangerung des Trei bens solcher Hochstaplcrgruppen die Ocssentlichkeit gewarnt wird. Die Ganncr können ja nur dann mit Erfolg blusscn, wenn ihre Opier leichtgläubig sind und blindes Vertrauen an den Tag legen. Durch die Aufdeckung der Betrügereien wird aber hossentlich in jedem Staatsbürger das gesunde Mißtrauen gc- weckt werden, das diesen Verbrechern bester das Handwerk legt, als eine noch so gut arbeitende Straf» versolgungsbehördc. Hai Hauptmann den Lösegeldbrief geschrieben? Oer Lindbergh-Prozeß in Alemington SonLerkaveldienst der Dresdner Neuesten Nachrichten Flemington, 12. Januar. fDurch UnitcdWreßs Kurz vor Eröffnung des achten BerhanblungStages des Mordprozcsscs gegen Hauptmann schwirrten wilde Gerüchte umher. Verschiedene Leute behaupteten, dab Hauptmann versucht habe, aus seiner Hastzelle zu entfliehen, und einen Selbstmordversuch aus» gesiihrt habe. Alle derartigen Gerüchte — sie dürsten im Zusammen hang mit einer gestern durchgeflihrten strengen Durch suchung der Prozeßzuhörer entstanden sein — stellten sich als unrichtig heraus. Der Angeklagte wurde auch gestern wieder von Beamten in den Saal geführt, die seine Arme mit festem Griff hielten. Auf dem Tisch unterhalb der Richtcrbank lagen 990 Geldnöten im Werte von 11000 Dollar — ein Teil des von vr. Eonden im Auftrag des Obersten Ltndbergh über reichten Lösegeldcs. Zunächst wurde als weiterer Zeuge ein ÄundeSbeamter namens Frank Wilson aufacrusen. Er hatte seinerzeit Lindbergh dabei ge holfen, ein Verzeichnis der Banknoten anzufertigrn, die dem Kindesentführer bann später anSgehänoigt werden sollten. Ter Zeuge sagte aus, dab er di« erst« Rote aus dem Lösegeld fünf Tag« nach Ueberreichung des SO 000 Dollar enthaltenden Geldbündels an den Kindesentführer im Verkehr gesehen habe. Wilson erklärte ferner, daß schätzungsweise 81 000 Dol lar von dem Lösegeld bisher nicht wiederausgesnnben Der Angeklagte Bruno Richard Haupt»««« mit seinem Verteidiger E. I. Reilly slintts worden seien. Sodann erklärte er unter großer Span» nung der Prozeßteilnehmer, daß «in gewisser Faulk, n « r 2980 Dollar von den Lösegeldnoten im Besitz g«a EVIU8 - 08KL0LN - E308U?LLKVLLttU)88 - SIKäSLL * Xe8Sei^0»M MUtSSL
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