So kam es, daß die Freiberger einen großen Teil ihres Reich tums ausgeben mußten, um die Stadt zu befestigen. Was wir heute noch erhalten sehen, sind nur geringe Überreste, im 15. Jahrhundert umgab ein dreifacher Mauerring die Stadt. Ganz innen verlief die hohe Stadtmauer, bewehrt mit einem Wehrgang, 39 Mauertürmen und fünf Stadttoren. Vor ihr lag der Zwinger, den eine zweite Stadtmauer ab schloß; er trug 18 Außenwerke. Dann folgten der Wall graben und die dritte, sehr niedrige Mauer. Ganz außen lagen früher zehn Festungsteiche, die die Stadt von diesen Seiten her fast uneinnehmbar machten. Heute sind nur noch die drei Kreuzteiche und der Schlüsselteich übriggeblieben. Unterwegs sehen wir die Gebäude der 1889 gegründeten Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie und der Deutschen Gerberschule. Es sind die stolzen Nachfahren der kleinen Gerberhäuschen Am Mühlgraben. Die Frei berger Lederindustrie hat ihre Entstehung übrigens auch zum guten Teil dem Bergbau zu verdanken, der viel Schürzen, Arschleder, Seile und Kübel aus Leder ge brauchte. Wir wenden uns wieder der Stadtmauer zu. Ein kleiner Weg, der auf dem ehemaligen Zwinger verläuft, führt an ihr entlang. Am letzten Teil der Mauer können wir noch einen deutlich abgesetzten Unterbau aus rohgefügten Granitblöcken erkennen. So hoch ist wahrscheinlich die älteste Stadtmauer gewesen, die nur die Freiberger Altstadt umgeben hat. Der Donatsturm, mit dem die Stadtmauer endet, entstammt dagegen der allerjüngsten Bauperiode, in der bereits mit Feuergeschützen gerechnet werden mußte. Er hat 14,3 Meter Durchmesser, 37 Meter Höhe und 5 Meter Mauerdicke. Seine obersten vier Geschosse sind mit Schießlutken und Kanonenständen versehen — für die Dohlen, die ihn krächzend umfliegen, wie geschaffen. Das Stadttor am Donatsturm ist erst 1922 als Ziertor wieder erbaut worden, es entspricht in keiner Weise dem alten Donatstor.