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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 15.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-188906152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18890615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18890615
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1889
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Das Wettiner Jubiläum. (16. Juni 1889.) So sind sie denn herangenaht, die schönen Tage einer vaterländischen Jubelfeier. Die Pracht des FrühsommerS bietet den herrlichen Rahmen für eine würdige Feier des Wettiner Jubiläums rind die Frage der eiMitlichen Bedeutung desselben ist bereits durch die jubelnde Zustimmung der sächsischen Volks stämme beantwortet. Seit Monden schon sind hun- dert-tausend fleißiger Hände und Köpfe geschäftig bei den Vorbereitungen für die eigenartige und seltene Jubelfeier. Dieselbe wird sich darstellen als eine großartige Huldigung für das uralte erlauchte deutsche Fürstengeschlecht Wettin und sein derzeitiges allver- ehrteS Oberhaupt, König Albert von Sachsen. Seitdem das deutsche Kaiserreich einig und stark wicdererstanden ist, ward cS mit Recht wieder Sitte in deutschen Gauen, in dankbarer Erinnerung nicht allein der ruhmvollen Tage der neueren Geschichte zu gedenken, sondern auch der Zeiten, welche in der Geschichte des Reiches oder seiner blühenden, starken Fürstengeschlechter eine Rolle gespielt haben und gleichsam als Marksteine gesetzt sind in der historischen Entwicklung. Ganz so, wie das Reich stolz gedenkt der Zeit Armins und sympathisch blickte auf sein Hermannsdenkmal im Teutoburger Walde, ganz so wie es in jüngster Zeit seines zweitausendjährigen Bestehens gedacht und vor dem geistigen Auge die Heldengestalten seiner Sagen und Geschichte vorüber ziehen ließ, ganz so wie die vierhundertjährige Jubel feier der Reformation uns der Manen Luthers und MelanchtonS gedenken ließ: so haben auch in der großen Zeit des neuen Kaiserthums, in der Periode eines Wilhelm I., Kaiser Friedrich und Wilhelm II. einzelne deutsche Volksstämme gerechten Anlaß ge nommen, ihrer geschichtlichen Höhezeiten zu gedenken, und wenn die Völker und Gauen, die das hohen- zollern'schc Sccpter vereint, in dieser Zeit zuweilen das Andenken des großen Kurfürsten von Branden burg, des zweiten Friedrich, der unvergeßlichen Königin Louise und ihres verklärten Sohnes Wil helm des «siegreichen und mit ihnen ganz Deutschland am Vorabend des Wettiner Jubiläums auch des Kaisers Friedrich gedenken, so haben doch auch die Bayern ihr 700jähr. Wittelsbacher Jubelfest begangen, so rüsten die Württemberger sich zur Feier der Denktage an schwäbische Heldenzeiten und feiert be geistert das Sachsenland das Andenken an die Tage der Begründung seiner Dynastie, an das Stamm haus Wettin. In allen solchen Feiern ist der früher leitende Grundgedanke an die Erhöhung der Hausmacht in Bayern, Schwaben und Sachsen ebenso zurückgetreten wie in Hohenzollern. Man kennt bei aller Treue, die das Herz dem engeren Vaterlande weiht, nur einen deutschen Geist, nur deutschen Brudersinn, nur deutsche Herzen und Seelen, die in Roth und Ge fahr zusammenstehen zu Schutz und Trutz. Aber dennoch und zwar noch gemüthstiefer und wärmer erfaßt die Genossen eines Volksstammes, umschließt die Angehörigen eines Gaues, der auch in schwereren Zeiten einig zusammenstand und seine Verbrüderung eher bewirkt hatte, als alle deutschen Brüder, die patriotische Erinnerung an ruhmvolle Zeiten und Thaten, und für alle sächsischen Gauen ist die Er innerung an die Zeiten des Wirkens der Grafen von Wettin gefeit und geweiht. Beim Wettiner Jubiläum fließt in der Erinnerung und Tradition nach 800 Jahren noch nicht Geschichte und Sage zusammen; da bietet sich kein unklar verschwommenes Bild, son dern das klare Bild des einigen starken sächsischen Gaues, der unter Führung von Helden und Recken, seinen segensreiche» Einfluß übt auf den Gang der Geschichte des deutschen Volkes; das Jubiläum ehrt gewissermaßen die historische Einigung sächsischer Stämme zum gemeinsamen Pfade der deutschen Volkskraft und der Kultur, des Strebens für gleiches Recht und Sitte, für Schutz der Bürger u.der Toleranz. Konrad von Wettin, welcher die Mark Meißen be gründete, bietet das leuchtende Vorbild eines alten deutschen gerechten Fürsten und unter Vereinigung mit dem Pleißnerland gewann dieser kräftige sächsische Bolkssinn, der mit der Pflege von Handel und Ge werbe Bildung und Wohlstand schaffen und auS- breiten lehrte, weiten Anhang, bis die Begründung der Universität Leipzig durch Markgraf Friedrich den Streitbaren die Vorarbeit Konrads und seines Sohnes Otto von Meißen krönte. Die Geschichte Sachsens und der sächsischen Her- zogthümer ist schließlich wenig unterschieden von der des übrigen Deutschland, nur blieb Sachsen immer durch kluge und starke Fürsten bis zum 19. Jahr hundert von den größten Schädigungen bewahrt und diplomatisirte thätig in allen größeren deutschen Fragen. DaS vereinigte Königreich Sachsen-Polen spielte sogar eine hervorragend-politische Rolle. In wirthschaftlicher Hinsicht war Sachsen vielfach den übrigen deutschen Staaten voraus und sein Bergbau, seine Industrien waren reich und mustergiltig. Ge rade diese gesunde Entwicklung weist aber schon 800 Jahre, in die Zeiten der ersten Wettiner zurück. Man muß dem Sachsenlande Fleiß, Bildungstrieb, Sparsamkeit, Gewissenhaftigkeit, Muth und Tapfer keit zuerkennen und seine Klugheit und Gemüthlich- keit sind mit strenger Rechtlichkeit verschwistert. Hat das starke Nationalgefühl auch zuerst nur vorsichtig sich dem deutschen Reiche zugewandt, so ist der Sachse dafür auch der begeistertste und eifrigste Patriot des neuen Kaiserreichs geworden. Die sächsischen Fürsten und das sächsische Volk gelten als der felsenfeste Kitt zwischen 'Nord und Süd im Reiche und das Wettiner Jubiläum mahnt an jene erste historische Einigung zwischen den großen deutschen Stämmen, die sich vollzog, als die Hohen staufen, die Stammhäuser der Hohenzollern und der Wettiner, sich zuerst nach Norden wandten, um da selbst ihre Geschlechter, die Wettiner Burggrafen bei Merseburg und die Bayreuther in Brandenburg für alle Zeit mit dem Geschicke der Preußen und Sachsen zu verbinden. In dieser glorreichen Parallele aber ist das Wettiner Jubiläum ein bedeutungsvolles echt deutsches Fest und werth der höchsten Sympathien von Kaiser und Reick, Fürsten und Volk. Historische Erinnerung zum Wettiner Jubiläum. In der freundlichen Saalestadt Wettin erhebt sich auf steilem Fels das gleichnamige Stammschloß eines uralten Grafcngeschlechts, von weichem alle sächsischen Fürstenhäuser abstammen. Das Jubiläum aber, wel ches in diesen Tagen das sächsische Königshaus, sowie das sächsische Volk und mit ihnen im Herzen ganz Deutschland feiert, gilt der vor 800 Jahren angetrek- enen Herrschaft jenes Hauses Wettin über die Mark grafschaft Meißen, in dessen unverändertem Besitz das Fürstenhaus bis heute geblieben ist. Die Wettiner sind dasjenige deutsche Fürstenge schlecht, welches am längsten unter allen über ein und dasselbe Land herrscht; in dieser Beziehung übertreffen sie selbst die Wittelsbacher, deren 70Ojährigcs Jubi läum vor zwei Jahren durch so schreckliche Umstände einen Aufschub erfuhr. Acht Jahrhunderte lang ist jenes Fürstcngeschlecht, welches seit 1806 Vic Königs krone trägt, mit dem Volke des schönen und frucht baren Nordabhangcs des Erzgebirges in Freud und Leid treulich vereint geblieben. Kaiser Heinrich der Finkler oder der Vogelsteller gründete im Jahre 928 die Burg Meißen und damit gleichzeitig die gleichnamige Markgrafschaft. Burg und Grafschaft, anfänglich in wechselndem Besitz ge hörten 1088 dem Markgrafen Egbert II. von Braun schweig. Dieser überwarf sich mit dem Kaiser Hein rich I V. und wurde auf dem Fürstentage zu Quedlin burg der Herrschaft entsetzt; an seiner Stelle wurde dem Markgrafen der sächsischen Ostmark, Heinrich von Eilenburg, auch die Mark Meißen zugesprochen. Dieser aber mußte die Anerkennung des ihm geword enen Rechtes erst mit dem Schwerte erkämpfen ; er brach 1089 in die Markgrafschaft Meißen ein und nahm von ihr Besitz. Heinrich von Eilenburg war der Enkel des Dedo II. (fi 1075), dessen Bruder Thimo der Vater jenes Thimo war, der sich zuerst „von Wettin" nannte (fi 1103) und dessen Sohn Konrad der Große der Stammhcrr des Hauses wurde, das in ununterbrochener Folge von nun ab den Meißnischen Besitz festhielt. Erst neuerdings ist dieser enge Zusammenhang des Hauses Eilenburg mit den Wettinern nachgewiesen und somit sestgestellt worden, daß durch die Belehnung Heinrichs I. die Mark Meißen den, Hause zusiel, dessen einer Zweig sich später Wettin nannte. Die Geschichte des Hauses Wettin ist eine sehr wcchselrciche, doch würde cs den Rahmen dieser Skizze weit überschreiten, wenn hier mehr als die wichtigsten Momente angedeutet werden sollten. Vierhundert Jahre nach der Besitzergreifung Meißens, im Jahre 1485, erfolgte zu Leipzig die Theilung der Wettin- schen Lande zwischen der ernestinischen (älteren) und der albertinischen (jüngeren) Linie. Zu ersterer zählen die Häuser Weimar, Meiningen, Altenburg, Koburg und Gotha, — die zweitgenannte, auf welche später die Kurwürde überging, ist im heutigen sächsischen Königshause vertreten. Die hohe Machtstellung, welche, namentlich unter Friedrich dem Weisen, Sachsen einnahm, und sein Ein fluß auf die Reichsangelegenheiten wurde durch die zwischen den beiden Linien des Hauses Wettin ent standene Gegnerschaft gebrochen. Es kamen trübe Zeiten über das Knrfürstenthum, das schwer unter den inneren Kämpfen zu leiden hatte. Später legte der dreißigjährige Krieg dem Lande große Opfer auf, ohne ihm irgend Vortheile zu bringen. Ja, mit dem Prager Frieden (1635) trat eine sehr ungünstige Wendung in Sachsens politischer Geschichte ein, in sofern es mit demselben auch die Führerschaft der protestantischen Partei einbüßte, zumal gleichzeitig Brandenburg unter dem Großen Kurfürsten Sachsen »lehr und mehr überflügelte. Geschichtlich betrachtet ist dies um so merkwürdiger, als gerade die sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise, Johann der Bestän dige und Friedrich der Großmüthige Schirmer und Vertheidiger der Lehre Luthers waren. Stächst dem dreißigjährigen Kriege gereichte dem Lande die Verbindung mit Pole», zu dessen König der Kur fürst Friedrich August der Starke gewählt worden, zum Unsegcn. Aber den folgenden Wettiner Fürsten gelang es, die Wunden schnell heilen und vergessen zu lassen. Friedrich August III. führte seinem Hause zwar die Königskrone zu, aber das für Sachsen so unheilvolle Jahre 1814 brachte den Verlust von mehr als der Hälfte des Landes an Preußen, dem es noch einmal — 1866 — gcgenüberstand. Im Oktober l 866 trat Sachsen dem 'Norddeutschen Bunde bei und die Thronrede, mit der am 15. November der Landtag eröffnet wurde, betonte den festen Entschluß der Regierung, mit der gleichen Treue, wie zu dem früheren, so auch zu dem jetzt zu bildenden neuen Bunde zu halten. Das sächsische Königshaus hat dies Wort in glänzender Weise einzulösen verstanden; schon vier Jahre später fand der neue Bund seine Bluttaufe auf den fran zösischen Schlachtfeldern. Der jetzige König Albert, damals Kronprinz, und sein Bruder, Prinz Georg, führte» ihre und andere deutscke Truppen oftmals zu Kampf und Sieg und wie vor achthundert Jahren die Wettiner vurch ihre Treue gegen Kaiser Heinrich I V. sich ruhmvoll auszcichneten, so leuchtet heute das Oberhaupt des Hauses Wettin allen Fürsten voran durch seine selbstlose, opferfreudige Hingabe an Kaiser und Reich. Hagesgeschichte. — Berlin, 13. Juni. Die „N. A. Ztg." schreibt in ihrer heutigen Abendausgabe an leitender Stelle: Das ganze deutsche Volk nimmt innigsten Antheil an der Feier, welche in Sachsen die Herzen in freudigste Erregung versetzt. Das erlauchte Haus der Wettiner begeht die 800jährige Wiederkehr des Tages, mit welchem seine Herrschaft über die sächsischen Lande begonnen hat. Der Kaiser erscheint als vornehmster Vertreter des Reiches glück wünschend beim Feste; die deutschen verbündeten Regierungen entsenden eine Deputation des Bundes raths, und auch der Reichstag ist in offizieller Weise durch sein Präsidium bei der erhebenden Kundgebung vertreten. ES kann nicht unsere Aufgabe sein, an dieser Stelle die Aeußerlichkeiten des Festes zu würd igen; uns bewegt vornehmlich der geistige und sitt liche Inhalt desselben: die herrliche Bewährung der monarchischen Idee, die Einheit von Herrscherhaus und Volk in Folge der beide Theile umschließenden Liebe und unentwegten, in guten wie in bösen Tagen bewährten deutschen Treue. Das sächsische Volk wird in dem freudigen Bewußtsein der Antheilnahme aller Deutschen die festlichen Tage begehen, welche heute durch die feierliche Eröffnung eines außerordent lichen Landtags des Königreichs eingeleitet werden. Das deutscke Volk, welches ein so lebhaftes, durch Jahrtausende bewährtes Empfinden für die Zusam mengehörigkeit von Fürst und Volk hak, wird in der Wettinfeier eine neue Gewähr seines nur äußerlich auf die Paragraphen der Verfassung, innerlich auf der Tugend der Treue begründeten einheitlichen polit ischen Lebens erkennen und in diesem Gefühle dem erlauchten Hause der Wettiner und seinem erhabenen derzeitigen Oberhaupte, dem Könige Albert, und dem ganzen sächsischen Lande die innigsten Glückwünsche zurufen. Locale und sächsische Nachrichten. — Johanngeorgenstadt. Am 2. Pfingst- feiertag ertönte in der Mittagsstunde das Alarm signal für ein Schadenfeuer außerhalb des Ortes. Es verbreitete sich auch gar bald die 'Nachricht, daß das dem Oekonomen Traugott Herberger in Oberjugel gehörige, dicht am Waldessaume ge legene Haus- und Scheunengebäude in Flammen stehe. In kurzer Zeil und ohne daß menschliche Hilfe im Stande war, größere Rettungsmaßregeln zu treffen, brannten die Gebäude total nieder. Der Ealamitosc befand sich gerade mit seiner Familie beim Mittags essen, als ihm 'Nachbarn das Unheilvolle verkündigten. Von dem Mobiliar konnte nur wenig gerettet wer den. Die Entstehungsursache ist unbekannt. — Dresden. Der am 19. Juni stattfindende große Huldigungszug wird 63 Festwagen, 840 Berittene, von denen bald die Hälfte costümirt bez. uniformit ist, 38 Musikkorps und über 12,000 Fuß gänger umfassen; der Vorbeimarsch desselben wird anderthalb bis höchstens zwei Stunden in Anspruch nehmen. Spätestens Punkt 9 Uhr müssen die sämmt- lichen Gruppen auf den ihnen genau vom FestzugS- auSschuß angegebenen Aufstellungsplätzen eintreffen, halb 10 Uhr muß der Festzug fix und fertig sein, so daß, wenn das Signal „Achtung" zu dieser Zeit erfolgt, der gesammte Zug abmarsckfertig dasteht. Punkt 10 Uhr wird durch Kanonenschüsse vom Zwingerwall aus der Beginn deö Festzugs bekannt gegeben und zu gleicher Zeit setzt seine Spitze, von der Ecke der Lüt tichau- und Wienerstraße in letztere einbiegend unv rann nach der Pragerstraße abschwenkend, sich in Be wegung. Sobald die Spitze des ZugS die Ecke der König Johannstraße und Moritzstraße erreicht hat, wird dieselbe Halt machen und erst dann in die Mo ritzstraße in der Richtung nach dem Neumarkte zu einschwenken, sobald Se. Majestät mit Seinen hohen Gästen auf der Tribüne Platz genommen und den Beginn des FestzugS genehmigt habe» wird. Durch diese Maßnahme wird auch erreicht, daß auf den Marsch bis zur König Johannstraße etwaige Lücken, die bei der Aufstellung sich ergeben sollten, inzwischen durch Zusammenziehung des ganzen Zuges ausgefüllt
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