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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1938
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1938-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19381214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1938121401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1938121401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 5-8 in falscher Reihenfolge eingebunden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1938
- Monat1938-12
- Tag1938-12-14
- Monat1938-12
- Jahr1938
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1938
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Mittwoch. 14. Dezember 1938 — Dresdner Nachrichten — Nr. 585 Sette Z IN«««« un- ihre Aufgabe Vom Snsel-eutschtum m Böhmen und Mahren / e « 6»o Brünn, 12. Dezember. Wer vor der Türe siebe» bleiben m»b, wenn säst alle Vollsgenvsse» drinnen in freudig geschmückter Stube die so brennend ersebnle Heimkehr ins Reich beschert ivird, Hal gcwist kein leichte» Los. lind wer dann gelegentlich über die neuen Grenzen schnell hingewvrsene Stzvrte, Ivie etwa da» von einer „restlosen Rückgliederung aller Lndelendenlschen" vernimmt und dabei zn den annäbernd 200 o«m Boll »genossen gehört, die nicht im geschlvssenen denlschen 'Bvltsbvden 'Böhmens nnd Mährens zu -Hanse sind nnd de»balb „dranben" bleiben nmsiten, ivird leicht von einem Anflug schmerzlicher 'Bitterkeit iibersallen iverden. Denn diese in der ELR zurückgebliebenen Deutschen sind ebensowenig „Zugereiste", >vie ibre 2>rüder in Reichenberg nnd Eger nnd baben e» — ivenn schon einmal ein Maststab angelegt iverden soll — in den jüngsten Briscnzeitcn vielleicht soaar noch schwerer gehabt al» jene. Wo sic seit Fahrlinnderlen siedeln, sind auch sic bodenständig, ^ndem sie an»acschlvssen blieben von dem BesreinngSjubel, der ein vaar ziilometer «veiler erklang, baben sie einen beson deren Anspruch daraus, über den groben nnd drängenden Nah- ausgaben nicht v e r gcss c » zn iverden. Mancher von ilmen bat eine Zeitlang gemeint, er zäble nnn znm verlorenen -Hausen. Heute lvissen sie alle, dab sie nicht nur unvergessen sind, sondern das« ibrer >v ichtigc Ansgab c n harren, gerade weil sie „dranben" blieben, und dab sie nun unter allen Umstünden ansharren, „die Stellung ballen" müsse». Diese „Reichsdeutschen" wohnen vorwiegend in den gröberen Städten de» Landes, die, wie man weib, einst säst durchweg deutsch gewesen sind, Genau zu sagen, wieviel cs beule sind, ist schwer. Denn die Ereignisse der letzten beiden Monate baben vcrständlicherweise auch bei ihnen mancherlei folgen gehabt. Sv mnb man sich vorerst noch ans jene Wahlen suchen, die ans der Zeit vor dem groben mitteleuropäischen Umbruch stammen und die von annähernd 200 000 sprechen. Gegenwärtig dürsten cS freilich einige Zelintauicnde weniger sein, die in P , a g, Pils c n, 'B r ü n n, O l m ii tz, 2t n d w c i s nnd Nk ü h r i s ä> O st r a n al» überwiegend st ädtiichc Be- völlernng, — nnd in den Sprachinseln von F g l a u, W i s ch a n und de» BczirlS .tt o n i tz at» in erster Linie bäuerliches Element zn Hanse sind. Aber die Zahl sagt bei weitem nicht alle». Ausschlaggebend ist vielmehr daS kulturelle, aber anä, wirtschaftliche Gewicht, daS ihnen selbst in den Lladten mit überlegener tschechischer Mehrheit inncwvhnt. Leit den letzten Tagen steht nnn für sic insgesamt un verrückbar fest, das« sie unter alten Umständen in ihren an- gesiainmten Llädten und auch ans ihren Bancrnüösen blei ben oder, falls sie vorschnell weggcgangen sind, dorthin ,n rü et zieh en iverden. Lie werden sich dem Zuge ihrer Herzen widersetzen und nicht abwandern. DaS Heimweh inS !>!eich wird ihnen den Wanderstab nicht in die Hand drucken. Lie iverden auch nicht optieren, obwohl sie c» in vielen Fällen formal tun tonnten. Lie werden also tschecho-slowakische Ltaatsangehörige bleiben, den besetzen eine» anderen LtaaleS untertan und in ständigem Zusammenwirken mit einem'Volke, das sie in seiner Mehrheit heute noch habt nnd das lang sam erst wieder lernen mnb, aufrichtig und ehrlich mit ihnen .uiammenznleben. Wie schwer das gegenwärtig noch Hl, wie bedruckend und schmerzlich, erfährt an allen Ecken und Ende», wer jetzt zu ihnen kommt. Auch ist es für ihren Führer, den unermüdlichen Abgeordnete» dl u n d t, nicht immer ganz leicht, allen klarzumachcn, weshalb es so sein mnb, dab etwa die Rcichsgrenze beim .Kilometerstein 18, gerechnet vom Biuuncr Marktplatz aus, verbleibt, nnd in sichtweite von Mährisch-Ostrau, Budwcis, Olmütz verläuft. Warum die deut schen Befreier die Fglaucr Lprachinsel unbesetzt lieben und die vielenorts bereits genähten Haleukrenzsahnen un- geliibt, die schon vorbereiteten Ehrenpforten unerrichtet blieben. 'vielleicht wird der Binnendentschc fragen, welchen Sinn es denn haben könnte, die 100 ooo diesem Schicksal zu über antworten, zumal wir im bleiche jeden einzelnen von ihnen brauchen könnten. 'Warum lassen wir, so geht die Frage um, die Tschechen in ihrem Reslsiaat nicht ganz unter sich-' Warum siedeln wir diese Deutschen nicht nm? Warum holen wir sie nicht ans einer Umgebung heran», die sie — geivib entgegen den Weisungen der Prager Negierung — gelegentlich auch heute noch mit Nadelstichen tralticrt, viele nm ihren Arbeits platz bringt, diesen oder jenen auch einmal körperlich mist- handelt. Fst uns nicht jeder Fngcuicur, jeder Ehemiker, über haupt jede gnalisizierte Arbeitskraft znm Ausbau im bleiche willkommen'? Wozu noch die deutschen Hochschulen in Prag 0a» k-vrr r«rlt Kamos«, «lnyrtlava 14 am MF U» IM vlrmaiclcclonkma! und Brünn? Wozu die deutschen Bauerndörfer mitten in der tschechischen Brandung? Wer so sragt, oder wer gar hingeht und, wie geschehen, deutschen Fabrikanten in Brünn deutsche -slonstruktcure weg engagiert oder einem auf kulturellem Borposten schwer kamp- Hum. Lcttcil-irttULkUl» nst Der italienische Aorporationsnnnister .Lantini nahm am vergangenen Sonntag in Nürnberg auf der Insel Schütt inmitten der Äcvölkerung am Eintopfrssen teil. senden deutschen Theater seinen hochbcfähigtcn Intendanten auszuspanuen trachtet, richtet schwer wieder gut zn machenden Schaden an. Tic Position des böhmisch mährischen Rcst- deulschtums gilt es vielmehr zn stärken, anstatt sic zn schwächen. Feder Men'ch, der hier weggcht, ist ein Berittst an der Substanz, nnd die Ausgabe, die in diesem 'Bereiche zu lösen ist, hat io grobe Wichtiglcit, dab sie leine Beeinträch tigung verträgt. Der jast restlos tschechische böhmisch mährische bianm braucht eine c i n g c s c s s e n c, n n m i t t e l b a r e nnd lebendige Beziehung zum E>esamtdentschtnm und seiner Staatlichkeit. Tenn wie sollen sich die Tschechen und die Tcnt- schen einander wieder nüherkommen, wenn sie erst Aus landsreisen unternehmen müssen, nm sich lennenznlcrncn? 'Wie sollen die Tschechen wieder etwas vom gemcinsa m e n Schicksal der europäischen Mitte erfahren und begreifen, wenn dieser blanm dann nicht mehr gemeinsam ist? TaS Fnscldentschtum in 'Böhmen und Mähren ist die u n- v crzichtbare B rücke zwischen dem bleichsdcutschtum und der ESN neuer Form. Tiefe Mensche» haben mitznhelscn dab die geistige Ansrichtnng der Tschechen nicht wieder den verhängnisvollen Weg einer Fehlentwicklung geht. Turch daS B c st e h e n b l c i b e n und den weiter c nAnSbauder deut s ch e n H o ch i ch n l c n i n P rag und B r ü n n, durch das Ausrcchlerhaltcn eine» deutschen und nationalsozialisti schen Kultur- nnd 'Wirtschaftslebens mitten im Tschechen«»»« werde» entscheidende und z u k » n s t S t r ä ch l i g e K o n t a k t st e l l e n zwischen den beiden Böllern geschossen und da» Gefühl für da» gemeinsame Schicksal ivicdererwcckt und gestärkt. ES wird ein neues tschechisches Geschlecht heran wachsen, daS bei allem nie anzutastcndc» völkischen Selbst- bcwubtscin sich nicht mehr nur in der Antithese zum Deutsch tum nnd zum bleiche fühlt, das vielmehr. Negation und bohrendes Misstrauen überwindet, das Gemeinsame wieder bejaht und Wegbereiter eines völkischen Friedensschlusses für alle Zukunft wird. vr. O. «wßdrutfche BolkstvelbnaSN 1938 Welhnachlsansprache Dr. Goebbels' über alle Sender Berlin, 18. Dezember. Achnlich wie der „Tag der Nationalen Solidarität", ist die deutsche Bolkswcihnacht, die alljährlich Millionen bc- dtirstigcr Binder mit ihren Ellern in allen deutschen Gauen zu groben Wcihnachtsbcschcrungcn nnler dem Tanncnbanm vereint sieht, in besonderem Mabe der sichtbare Ausdruck der Bolksgcmcinschast im Tritten bleich. Auch in diesem Jahr iverden am 28. Tczembcr überall im bleich Weihnachtsfeiern siattsindcn, wobei allein in der Ncichshanptstadt rnnd 120MO Binder ans 10» von der Partei und ihren Gliederungen veranstalteten Feiern beschert iver den. Fm Mittelpunkt ivird die nun schon Tradition ge wordene grystc Feier im Saalbau Friedrichshain üchen, bei der sich Rcichsministcr Tr. Goebbels in einer Weihnachts ansprache an da» Bott wenden nnd dann l,oo Binder besonders verdienter und bedürftiger Berliner Familien beschenken wird. Sämtliche Bcransiallnngen beginnen nm 18 Uhr. Tie Rede von bleichsministcr Tr. Goebbels wird über alle deutschen Sender aus alle Weihuachtssciern im bleich über tragen. Die Feiern finden mit Märchcnspiclcn der Binder und ähnlichen Ausführungen ihren Abschlub. HMSwerk für su-eten-eulsche Eisenbahner Berlin, 18. Dezember. Bon der Not der Sndctendcntschcn unter der tschechischen Herrschaft sind auch die sndetendeulscheu Eisenbahner schwer betroffen worden. Vielfach wurden beim Abzug der Tschechen selbst ihre Wohnungen nnd deren Einrichtung derart be schädigt, das« die Forlsührnng eines Haushaltes nicht mehr möglich war. In dem Streben, hier, wie vorher in der Ostmark, so fortige und durchgreifende Abhilfe zu schasse», hat der Reichs- vcrkchrsminister besondere und reichliche Mittel zur Ber- sügnng gestellt, die zur schnellen Behebung der Notstände diene» sollen. Die Unterstützungen werden auch ans frühere nnn schon seit Fahren arbeitslose bleichsbahnarbeiter. aus bedürftige Pensionäre, Fnvalidcn, Eiscnbahncrwilwen und Waisen ausgedehnt. Bor Freigabe -es Aulobahnkilometers Breslau, 18. Dezember. Wie von der Obersten Bauleitung der blcichsautobahnen Breslau milgeteilt wird, werde» am 15. d. M. gleichzeitig mit der Freigabe des 8000. Kilometers der Ltrasten des Führers auch iu Schlesien drei neue Teilstrecken mit insgesamt 108 Kilometer Ltreckenlängc dem Berlchr sreigegebcn. ES handelt sich um die Teilstrecken Forst- Ost, Forst 'West cin- schlichlich der 'Brücke über die 9,'eiste, Breslau—Brieg nnd Gleiwitz—Hubenland. Tamit beläuft sich die scrtiggestcllte Reichsnulobahnstrecke Bentücn tOb. Schl.> Breslau -Berlin ans insgesamt 201 Kilometer. Auster dem nicht mehr zur Zu- ständiglcit -er OBN 'Breslau gehörenden Llrectenabschnitt von Forst—West bis Berlin fehlen an der Gesamtstrccke Gnlee Rai M. 4 Bald kommt der Augenblick heran, Wo -er geliebte Weihnachtsmann NnS fuhrt an seiner milde» Hand Fns tranmhast schöne Weihnachtsland. Trum gehen alle lieben Binder, lind auch Erwachieuc nicht minder, Mit frvmmgesenktem Angcnschlagc Fetzt durch die grauen Winterlagc. Bei Tisch gibt cs nur gutes Esscu, Tic bösen Worte sind vergessen, Man tuschelt heimlich und man lauscht, Kurzum, man ist wie ausgelanscht. lind alles sragt sich ausnahmslos: Was schenk' ich blost, was schenk' ich bloss?? Tas reinste Glück des Erdcnlebcus, Bringt das Gefühl de» vollen Gebens, Und jeder fühlt sich reich beschert, Wenn -nS Geschenk von Tancrwcrt. Fm „Winkler-Laden" stets erhält Njan bestes Gut für wenig Geld, Tenn jedermann, der schreibt, fährt, näht, Preist „Winklcr-Waren"-O.ualität. Liegt diese unten» Wcihuachtsbaum, Tann ist erfüllt der schönste Traum, Und auf den Schwingen schlichter Lieder Grüstt uns die eigne Bindhcit wieder. / Zum do. Geburtstage am ;s. Dezember Der Arztsohn und Arzt HanS Carossa versah noch vor zehn Fahren in einem nüchternen Münchner Miethanse eine ebenso anstrengende Kasfcnpraris wie tausend namen ¬ lose Bollegc», als er mittendrin 1028 als Erster den neu- geschasscnen Tichtcrprcis der Stadl erhielt. 1088 wurde ihm der Goethe-Preis zucrkaunt. Damals waren seine Bücher erst in den Händen Weniger. Heute ent deckt ihn sich schon das Ausland. Earossa hat sich inzwischen in ei» abgelegenes, ihm vv» früh auf tchnsüchlig- pcrlraiiteS Tonaiidors bei Passau zurück gezogen, wo sich seine jiunrnfrommc Seele beheimatet fühlt. Wenn er aber während der Wintermonate zn Vor lesungen in die Städte geladen wird, sind die grösttcn Säle zi« klein, .fmischcn seinem fünf zigsten und sechzigsten Lebensjahr hat Ea> roisas Werk ohne Zu tun eine ebenso breite wie tiefe 'Wirkung er reicht. Rilke war cs, der Earossa schon 1018 in einem Briese zu» z»I». v>Iä»rci>iv Vreränei t^cärictUea ries, manches in sei ¬ nem Erstling, dem „Doktor Bürger*, habe „einen abwartcn- den Sinn, zu dem man ivicderkommcn wirb, sei cs jetzt, sei es später als ein fast anderer". Wenn jedoch Rilkes BoranSsage recht behalten hat, bah man zu Earossa wirdcrkommen werde, so gewann seine Dich tung vor allem deshalb Widerhall, well es mir jenes „gute, angeborene Leben" ist, das sic schildert. Alles, was Earossa gegeben hat, ist Autobiographie. Allein er geht „den Ver zweigungen des eigenen Lebens" nach, weil er fragt, „welches andere Medium hätte ich gehabt, nm das gemeinsame Schick sal wahrznnchmen?" Earossa spürt die kleinen nnd kleinsten Ereignisse des Alltags auf. Niemals aber gibt cs Gelegent ¬ liches, Beiläufiges, Zufälliges. WaS ihm widerfährt, erlebt er mit tapfer gläubiger Schicksalsbercitschast, durchdringt rS bis ans -en Grund, und die mit schmerzlicher Heiterkeit ge wonnenen Einsichten machen cs gültig. So geschieht daS einzigartige Schauspiel, dast ein Mann durchaus begrenzten üustcrcn ErsahrungskrciscS nnn schon sieben 'Bücher hindurch vorwiegend von sich berichtet, und doch spiegelt sich in diesen schmalen 'Bänden das ganze Leben mit seiner Vielfalt. In nere Fülle ist mehr als die spannendste Fabel. Earossa er reicht Weltdcutnng durch Selbstdentung. Das Wesentlichste aber: sein Wort ist noch voller Magie wie das des heilenden ArzteS. Er beschwört in allem Geschehe» daS Sinnbild nnd Gleichnis, und die Stille in ihm ist es, die uns anrnst. Earossa hat den Goethc-PreiS nicht nur zn Recht emp fangen, weil Goethes „Kern- nnd Sternwarte" bereits seine Fugend „genährt" haben, auch nicht, weil er schon Fahre zuvor sich dem „Orden derer" zngcsellte, „denen alle Länder und Meere der 'Welt nicht genügen würden, wenn das Reich -es Geistes und der Seele nncrobcrt blieben". Earossa hat daS Streben „nach Vereinfachung des Daseins, nach gjühen- dcr Mitte, nach Mast nnd Gesetz, nach klarer nnd gerechter Schau" geteilt. Earossa gehört zu den „besonnen-tätigen Geistern" wie sein Arzt Gton, und doch mahnt er: „Weihe Dich einer Gefahr!" Earossa wnstte schon immer, wie sein Angcrmann, dast wir alle „unaufhörlich aneinander formen", und noch „zerfallend senden wir Strahlen aus", heisst es in einem Gedicht. Diese Gcwistheit hat ihn zu einem Erzieher von Goethes Art gemacht. Alles Erzieherische nun vermittelt Earossa als Künstler. „E ine Kindhci t" und „V c r w a n d l n n g c n einer Fugend" sind ein Stück gestaltetes Werden, wie wir kein zweites besitzen. Auch in „F lihrung und Geleit" hat er einen gewinnenden, weisen, oft tief humoristischen Ton, sich als langsam Wachsenden, Irrenden und nur allmählich Fin denden barzustcllcn. Das „Rumänische Tagebuch" mit dem Motto: „Raube das Licht aus dem Rache» der Schlange" ist in seiner Vereinigung von Milde nnd Stärke das gütigste aller BricgSbüchcr und dabei von edelster Kühnheit. Fn der Erzählung „Der Arzt Gton" verkleidet Carossa sich wie einst In den „Schicksalen Doktor Bürgers", und noch ein drittes Mal nimmt er einen anderen Namen an in den Auszeichnungen AngermannS, denen er den Titel „Ge heimnisse eines reifen Lebens" gab. Auch diese romanhafteren Versuche sind im Grunde Tagebücher. Sie alle greifen untrennbar ineinander, icdcr Teil steht für das Ganze, verbunden nicht zuletzt durch die schlichteste nnd lauterste Prosa, die Henle in dichterischer deutscher Sprache geschrieben wird. Drei -er erzählenden Werke münden in ein Gedicht, und Earost'as Gedichte — jetzt auch, von ihm selbst ausgcwählt, in einem 'Bändchen der Fnielbücherci — werden immer ein Gipfelpunkt seines Schassens bleiben. Man wird nicht müde werden, Verse zu lesen und zn hören wie diese: Nnd wie manche Nacht Bin ich aniacwacht, Vag sv bell der Maud ans Bett und Lchrein! Sali ins Tal binaiis, — Traiiiiiliell stand dein Han», — Tiefer träumend schlief ich wieder ein. Herbert Oüntüer. Dichtungen Dresdner Frauen Fm Literarischen Bund Tcntschcr Frauen laS Friede« rikc Stritt Prosa- nnd Vcrsdichtnngen von Leonore Knpkc, Anda von Lmelding nnd Feannc Bertha Scmmig. Fn zwei Bapitcln ans dem Roman von A. von Lmelding „Der Margnis von 'Brandenburg", in denen die Gestalten Friedrichs II., des Margnis de Ehatclaip nnd der Margnise sowie Voltaires hcrvortrcten. klang den Hörern eine bunt- sarbig gehaltene, oft sehr musische oder geistvolle Sprache ent gegen. Von L. Bnpke und F. B. Lcmmig las Fricderilc Stritt Gedichte, die sämtlich neu waren. Fn den Zeilen der erstere» wird vornehmlich eine bilderreiche Natnrlnrik verkündet, wobei die Beziehungen zwischen Natur und Mensch ost an klingen. Eine Folge „Dalmatinisches Zwischenspiel" lebt von anmutigen, leichten und besinnlichen, schweren Tönen. F. V. Scmmig dagegen hat Gedichte nicht alltäglichen Fnhaltes ge schrieben, darunter Stosse ans dem Zeitgeschehen, die in eigener, gedanken- nnd bcobachlnngSrcichcr Weise verarbeitet sind, wie „Fm Erleben des Rundsniiks", „Fm Tunnel". Von den weiteren Gedichten liest namentlich die Folge von Bild nissen lebendige Vorstellungen wach werden. Viltr Tinclnop. „Ft-elio" in -er Metropolttan Svera Die Metropolitan Opera in Nenuork, die zu Beginn ihrer dieser Tage eröffneten Spielzeit Wagncrö „Walküre* mit HanS Nissen und Glucks „Orpheus nnd Enrndikc" brachte, plan« für die nächste Zeit auch die Ausführung von Beethovens „Fidelio".
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