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Dresdner neueste Nachrichten : 05.01.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193501052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-01
- Tag1935-01-05
- Monat1935-01
- Jahr1935
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- Dresdner neueste Nachrichten : 05.01.1935
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Dresdner «KeneKe Mnebpfötzt«« Sonnabend, 8. Januar 1VSS Nr. 4 einstmals das römische Weltreich sei» Leben nm mehrere Jahrhunderte verlängern konnte, weil es immer wieder Deutsche gegen Deulsche kämpfen lieb, und das, auch das moderne Frankreich zn seiner jetzigen Machtstellung emporstieg, weil seit den Tagen Michellens sich immer wieder Deulsche sanden, die siir die französische Politik gegen, ihr Bolk austraten. Ter Führer hat mit seiger gestrigen Kundgebung dieser Campagne ein donnerndes Halt rutgcgengcruscn und klargemacht, das, jeder Gedanke einer Spekulation ans das Erbübel der Dcntschen, unsre Uneinigkeit, diesmal vergeblich ist. Der Höhepunkt seiner Rede waren sicher folgende Worte: „Sie sollen nicht denke», daß sie einen von nnS allein vor sich haben, sondern sie müssen alle wissen, in der Verteidigung der deutschesHhre und in der Verteidigung des Fried«»- und da» Lebens« Interessen »er Ratio» haben st« die ganz« deutlch« Ration, den ganzen henttgr« Vtaat als «ine »erschworene Gemeinschaft stch gegen über.- Diele verschworene Gcmelnschast aller Deutschen wird sich auch im neuen Jahr um den Führer scharen, in jenem grenzenlosen vertrauen, da» er siir das deutsche Bolk hegt und das deutsche Bolk siir ihn, und in jenem starken Geist, den der Führer nnü gestern wünschte und den wir brauchen, um un» gegen alle Stürme der Wellpolitik zu behaupten. DL. Sek. Adresse an -en Führer „Eiserne Nerven un- gegenseitige Treue" X Berlin, 4. Januar Nachdem der Führer seine Ansprache vor der ver- sammltcn deutschen Führerschaft beendet hatte, erteilte Rndolf Heb das Wort noch einmal dem Ministerpräsidenten Göring, der in seiner gleich zeitigen Eigenschaft als hoher nationalsozialistischer Führer, General der Reichswehr und Mitglied des Rcichskabinetts eine Adresse im Name» der Anwesen» den verlas und aussührtr: -- Mein Führers Noch erschüttert von den gewaltigen Worten, die Sie eben zn uns gesprochen haben, darf ich Ihnen in dieser Adresse verfiltern, das, wir alte bis ans» letzte und bis in» tiefste, ergrissen sind, dass wir bereit sind, als g e i ch l v s s c n e s Ganzes, als Kameraden aus Leben und Tod Ahnen zu folgen. In diesem Geilt und in dielen, Sinne hat die hier vcilammelte deutsche Führerschaft Ihnen folgende Adresse zn übergeben: „Die hier versammelten Mitglieder der ReichS- rcgierung und der Ncichsleituug der Nationalsozia listischen Deutschen Arbeiterpartei, die Reichsstatt- halter und die Vertreter der Ländcrregierungen, die Chefs und Offiziere der Wehrmacht, die Befehlshaber und Offiziere der LaudcSpolizri, die Gauleiter der Partei, die Führer der LA, SS., des NLKK., »es Arbeitsdienstes, des Fcldjägcrkorps und der Hitler jugend danken Ihnen für Ihre eindrucksvollen und hinrcihendcn Worte. Das Vertrauen, das Sie nnS ausgesprochen haben, erfüllt uns mit tiefem Stolz. Eine ebenso un verantwortliche wie durchsichtige Hetze im Ausland hofft angesichts der bevorstehenden Abstimmung an der Saar, die unsre deutschen Brüder ins Heimatland zu, rückführcn wird, vergeblich, durch erfundene, sinnlose Lügen und Gerüchte im AuSlandc wie in der Heimat Unruhe und Mißtrauen zu stiften, um die Heimat ¬ treuen Saarländer in ihrer festen Haltung schwankend zu machen. Mit Abscheu und Empörung wenden wir uns gegen diele von interessierter Leit« stammenden Machenschaften. Die durch Ihr Vertrauen berufenen Inhaber höchster Reichs-, Staats« und Parteiämter sowie Generale und Ossiziere der Wehrmacht und LandeSpolfzei, der altbewährten Führer Geir SA.« und SS -Einheiten sowie alle andern anwesenden, an hervorragender Stelle im öffentliche« Leben stehenden Männer erklären, alles daranznsetzen, nm dnrch Standhaftigkeit, Aufklärung «nd Durchgreisen diesen Verleumdungen ein rasches und gründliches Ende zu bereiten. Der Versuch, uns dnrch diese raffinierte systematische Preßekampagne mürbe zu machen, soll und wird an unfern eiserne« Nerven und unsrer gegenseitigen Treue und Bcrschworenheit scheitern. In blindem Gehorsam werden wir alle auch in diesem Jahre Ihnen als unfern, Führer solgen, erfüllt von dem unerschütterlichen Vertrauen, dast all Ihr Fühlen nnd Denken, Ihre rastlose Arbeit nur dem Blühen und Gedeihen deS deutschen Volkes gewidmet ist, eines Volkes, daS nichts andres will, als in friedlicher Gleichberechtigung mit allen andern Völkern zn leben unter Vertretung seiner Ehre und seiner Freiheit.- - Sie alle aber fordere Ich aus, dieses Gelöbnis zu bekräftigen mit dem Ruse: Unserm heiß geliebte» Führer ein dreifache» Sieg Heil! Wie «in geschlossener Block erhoben sich spontan die Anwesenden nnd stimmten voll jubelnder Be geisterung in da» Sieg Heil ein. Dann schloß der Stellvertreter des Führer», Rndolf Heß, die Kund gebung der deutschen Führerschaft. »V , ,11.- , I . Lu-el um -en Führer Jestvorsiettung in -er Staatsoper X Berlin, 4. Januar Tie große Kundgebung der deutschen Führer- schast prägte am Tonuerslagnachmitlag und -abend ganz Berlin ihren Stempel ans. Man iah eine Fülle von Uniformen, mau sah säst alle bekannten Kampier de» »enen Dentschland und alle die Männer, die dieses neue Dentschland mit gebaut haben. Man bemerkte vielfach gerade diejenigen in herzlicher Frcnndschast beisammen, die von der Anslandprrsse in den letzten Tagen zu Feinden und Gegnern ge stempelt worden sind. Durch die ganze Wilhelmstraße und die Straße Unter den Linden biö znr Staatsoper stand vom frühen Nachmittag an ein Ehrenspalier der SS. sür den Führer, dahinter in dichten Reihen die Berliner Bevölkerung. Vor der Ttaatsoper stand eine Ehrenformation der Berliner SA. mit der Fahne Horst Weisel». AlS dann der Führer, begleitet von Nubols Heß, dnrch die Straßen fuhr, da kannte wie Immer, wenn die Bevölkerung den Führer sieht, der Jubel keine Grenzen. Und genau so gestaltete sich in der Dämmerung de» Abends dir Rückfahrt >deS Führers zur Reichskanzlei. Am Abend fuhr der Führer noch einmal durch dieses dichie Spalier zu der großen Fe st Vorstellung in der Sta also per, au der wiederum, wir an der Kundgebung am Nachmittag, die gesamte deutsche Führerschaft teilnahm. Wieder sah man die ReichS- minister »nd Staatssekretäre, die Neichsteiter und Gauleiter der NSDAP., die hohen SA -, SS.- und NSKK.-Fiihrcr, die Führer des Arbeitsdienstes und der Hitlerjugend, die Ossiziere der Wehrmacht und der LandcSpolizei, die ReichSstatthalter nnd die Läudermiuister ans ganz Deutschland. Ueber den Anwesenden lag noch die tiefe Ergriffenheit, die die Kundgebung und die Rede de» Ftihrers am Nach mittag ausgelöst hatten. Wie ein Block standen die vielen hundert Anwesende», als der Führer den ersten Rang betrat. Als Festvorstellung wurde unter der Stabführung von Generalmusikdirektor Kleiber „Tannhäuser" in einer ansgezeichneten Besetzung gegeben. Max Lorenz als Tannhänser, Marie Müller als Elisabeth, Heinrich SchluSnuS als Wolfram v. Elchenbach, Hiller als Landgraf und Gertrud Rtiuger al» Venus und die andern Mitwirkenden boten ein« hervorragende Leistung. Der Völkerbund soll eingreifen Vie Forderung A-ekflrriens Sondervtenll der Dresdner Neuesten Nachricht«» Gens, 4. Januar. fDurch United Preßj Di« abesstnische Regierung hat in einem Tele gramm nach Genf unter Hinweis aus italienische, Truppenzusammenziehungrn aus abesfinischem Gebiet bas Eingreifen des völkerbnndeS ge fordert. Di« abesstnische Regierung brrust stch dabei aus den Artikel 1t der Böllerbundssatzung, worin jedem Mitgliedftaat das Recht gegeben wird, den Völkerbund auf Handlungen, die den Frieden bedrohen, hinzuweisrn «nd sein Einschreiten zu sordern. Kurze Zeit nach dem Eingang des abessi nischen Telegramms hat der Generalsekretär des Völkerbundes, Avenol, sämtliche Mitglieder des BölkerbundsrateS telegraphisch von dem Inhalt d«S abessinischen Appells verständigt. Man hält eS daher sür möglich, daß die Angelegenheit im Verlause der am 11. Januar beginnenden Ratstagung zur Sprache kommen wirb. , In dem abessinischen Appell an den Völkerbund wird erklärt, am L8. Dezember vormittag- fei ein ita, ltrnischer Angriff ans die abesstnische Garnison in Gherlognbi unternommen worden. Zwei abessi nisch« Soldaten seien dabei getötet uu» zwei »erwuudet worden. Außerdem besäuden stch italteuische Flug zeuge sortgesetzt über Gherlognbi, «nd nah« der Stadt seien auch italienische Tanks ausgestellt. Roch vor Eingang de- abessinischen Telegramms waren von italienischer Leite die Meldungen über ein Vordringen italienischer Trnppen ans abessinischem Gebiete erlassen worden. Es wurde dabei erklärt, daß SrkundigungSslüge notwendig seien wegen der Kon zentrierung abesfinischer Truppen. Wie Reuter aus Gens berichtet, sürchtet man in Bölkerbundskreisen, daß der Schritt Abessiniens die Verhandlungen zwischen Laval »nd Mussolini erheblich erschweren werbe. Belgrads politische Ziele NegierungSerllSrung Zrfiitfchs X Belgrad» 4. Januar Die neue Regierung Icstitsch-Zivkowitsch stellte sich am DonncrStagnachmittag der Sknpschtina vor. Ministerpräsident und Außenminister Icslilsch verlas die Regierungserklärung, in der es heißt: Der Schutz S ii d s l a w i e n s, nnd zwar sowohl der Ein heit des südslawischen Volkes als auch der Unversehrt heit des Staates, mnß das höchste Gesetz sür jeden sein. Südslawien mnß di« Außenpolitik deS Königs Alexander sortsetzen. Entschlossen, eine Politik deS Friedens und der Ver ständigung zu verfolgen, wird die Regierung immer bestrebt sein, besonders mit den Nachbarstaaten Be ziehungen zu unterhalte«, die am besten den Inter essen -eS allgemeinen Friedens dienen. Anderseits muß aber die Regierung anch von den Nachbarn un erbittlich dasselbe Maß von Aufrichtigkeit und Loyalität verlangen. Terroristische Aktionen «nd Verschwörungen dürfen keinesfalls ein Mittel der zwischenstaatlichen Politik sein. Südslawien konnte mit Hilfe seiner Ver bündeten nnd Freunde, die unerschütterlich hinter ihm standen, und dnrch leine mit Beweisen belegte Be schwerde ein Urteil erwirken, das klar und be stimmt lautete. Seine wirkungsvolle und bereit willige Anwendung wird die Vorbedingung für den Frieden nnd sür die Aufrechterhaltung guter Be ziehungen zwischen den Völkern schassen. DaS Marseiller Verbreche» muß vollständig geklärt wer ben. Im Zusammenhang mit den fcstgcstellten Ver antwortlichkeiten müssen Sanktionen erfolgen. Die Negierung wird in dieser Hinsicht alles Notwen dige veranlassen. In der Innenpolitik wird die Regierung die Richtlinien befolgen, die von König Alexander ausgestellt und in der Verfassung vom Jahre 1N31 sestgelrgt worden sind. Die Verfassung bietet alle Möglichkeiten zur Entfaltung des natio nalen nnd sozialen Lebens. Eine der ersten Ausgaben der Regierung wird auch die Nenorganisieruug der staatlichen Verwaltung sein, die dezentralisiert wer den soll. Eine Aussprache über die Regierungserklärung, die wiederholt von Beifall unterbrochen wurde, sand nicht statt. Eine organisatorische Leistung X Berlin, 4. Januar Die NSK. meldet: Die in ihrer Geschlossenheit so unerhört eindrucksvolle Kundgebung des deutschen FührerkorpS verdient auch ißr g a n i s a t o r i s ch e r Hinsicht ganz besondere VcachtuHk, wenn mau die Vorgeschichte dieses bcddlitsamcn nationalen Alles kennt. Am Neujahrstage trafen in der Reichskanzlei Nachrichten über eine neue Lügenkampagne im Ans. lande aus Anlaß der bevorstehenden Saarabstimmung ein. Als Gegenmaßnahme wurde die sofortige Zu- sainmenbcrusnng der gesamten Führerschast von Par tei, Staat und Wehrmacht zn dieser Kundgebung be- schlossen. Innerhalb von 24 Stunden konnte dieser Entschluß in die Tat um gesetzt werden. Nach 24 Stunden war aus allen Teilen Deutschlands das gesamte FührerkorpS des Reiches in Berlin versammelt und jede Maßnahme, die zur Durchführung eines so wichtigen Aktes not. wendig ist, getroffen. Eine Leistung, die ihresgleichen sucht! Die Organisation dieser einzigartigen Kund gebung hat funktioniert wie das Räderwerk einer Maschine. Bis ins einzelne war für alles Vorsorge getroffen. Der Hausherr der preußischen Ttaatsoper, Ministerpräsident Göring, hatte in seiner Eigenschaft als Rcichslnstsahrlminister sogar Luftschutzmag- nahmen veranlaßt und Lustsperrc über Berlin ver- hängt. Die ausgezeichnete Durchführung dieser Ftthrerknndgebung war so nicht zuletzt auch eine orga- »Notorische Leistung, aus die mir stolz sein können. Ins Englische übersetzt Telegramm unsres Korrespondenten ^.London, 4. Januar Tas Buch deS RcichSpropagandaministerS vr. Goebbels „Vom Kaiserbcks zur Reichs kanzlei- ist jetzt anch ins Englische übersetzt morden und erfährt in der heutigen Morgcnpresse besonder» aufmerksame Beachtung. In der „Daily M a i l" beginnt der bekannte Rcisekorrcspondcnt des Blattes, Ward Price, die Vefprechung mit den Worten: „Wenn künftige Historiker die gemaltige Revolution in Deutschland, die sich vor unfern Augen abgespielt hat, studieren, dann werden sie von der Gestalt vr. Goebbels besonders gefesselt sein." In der kleinen Grnppe von Männer», die heute Deutschland regiere, sei seine Funktion wie auch seine Pcrfönlichkeit nicht nur notwendig, sondern auch völlig einzigartig. In dem sehr ausführlichen Bericht der liberalen „N ewS Chrvniclc" heißt es mit direkter Bezugnahme auf vr. Goebbels: „Niemals ist die Welt reicher an Männern gewesen, die immer und zur rechten Zeit daS Richtige getan haben." Tioch S Tage bi- zur Saarabfltmnmng! Neues auf deutschen Bühnen Von unfern Korrespondenten „Unstern über Rußland- Braunschweig, Ende Dezember Hanns Gobsch, der mit dem psnchologischcu Historienstück „DaS letzte Jahr-, das die letzte Phase der Elp: Napoleons und der Kaiserin Josephine be- handelt, nnd mit dem Vvlksstück „Die Kreuznacht des Berthold Lenz" Ersolg hatte, weift sich auch mit seiner dramatisierten Geschichtsreportage „Unstern über Rußland" ass sicherer Beherrscher des Theater- apparatS nnd handwerklich solider Könner ans. DaS mit Tragödie allerdings zu anspruchsvoll bezeichnete Stück, die russische Geschichte vom Jahre 1A>8 bis zum Jahre 1017 in konzentrierter Form aufrolienb, hat das langsame Zerbröckeln der Dynastie der Romanofss zum Gegenstand. Bei der ersten Lektüre des um sangreichen PcrsonenvrrzeichnisteS glaubt man, Rasputin, diese seltsame Mischung von Mystik, Dä. monie und Lharlatanerie, sei der „Unstern-, der über Rußland malte. Nach den ersten Bildern aber schon wird klar, baß mit „Unstern" zanz allgemein da» Schicksal gemeint ist, daS Verhängnis, da» sich unrnt. rinnbar über Rußland enllädt. DaS Stück, wirk same» und spannungsreiches Gebranchslheater im guten Sinne, verfährt mit den historischen Tatsachen nicht ohne Willkür, immerhin aber reicht Gobsch» Können au», solche Eigenmächtigkeiten glaubwürdig zu verdichten. — Die Uraufführung am Lande-theater Braunschweig, von Julius Cserwinka sorgfältig inszeniert und von dem Bühnenbildner der Dresdner StaatStheater, Adolph Mahnke, hervorragend aus gestattet, wurde ein starker Ersolg für den anwesen, den Autor. v. He. „Kamps um Mntterschast- KarlSruhe» Ende Dezember Herbert Becker heißt der Antor diese» Dra- maS, in dessen Mittelpunkt nicht mehr und nicht weniger als da» Problem dtp „kinderlosen Ehe" steht. Die Lösung, bi« der Vrrsasser dafür findet, kann frei, sich nie und nimMrr befriedtßen, und bas keineswegs nur aus Gründen der chkistlsiZen Moral. Wenn di« tnnge Fran Sibylle nach tVriährlger Ehr zu der ttrberzcngung kommt, daß ihre Ehe durch Schuld ihre» Mannes kinderlos bleiben wird und sich au» Sehnsucht nach einem Kinde einem andern Manne an den Hal» wirst, so muß nicht nur der Verirrter „bürgerlicher Moral" erstaunt den Kops schütteln. — Grundsätzlich ist außerdem zu lagen, daß sich ein so heikles Thema nicht sür die DtSkujston auf der Bühne eignet, es lei denn, ein wirklich seinem Thema ge- ivachsener Dramatiker entschlösse stch, die Tragik einer kinderlosen Ehe in einer Bühnendichtung von hohem sittlichen und gedanklichen Gehalt aufzuzeigen — woran eS allerdings unserm Verfasser in jeder Hin sicht noch zn fehlen scheint. Der Erfolg der Urans, führnng galt somit in erster Linie der güten Dar. ftellnng unter Ulrich v. d. TrenckS Regie. Der Antor konnte sich im Kreise der Künstler dasür be danken. vr. 8. Sin« Holberg-Uraufsührun« Kreselb, Ende Dezember Das Krefelder Theater, da» sich früher schon nm eine Wiederbelebung der Holbera-Komvdie bemühte, brachte tn Verbindung-mit dem 250. Geburtstag deS großen dänischen Nationaldichters dessen Posse „Der geschäftige Herr Vtelzeschrey- zu einer lebendigen, dem Typentheater de» Shakrspeare-Zei«. alters entsprechenden Uraussührung. Um sie machte sich im befonderen der Kölner Theaterwissenschastler Professor Carl Ni essen verdient, indem eZ die an regende Morgenfeier mit einer warmherzigen und tiefgründigen Würdigung des Dichters und seine» Einflüsse» auf die Theaterentwicklung In Deutschland einleitete und seine intime Kenntnis deS Holbergschen «omödienwerke» mit einer eigenen zweiaktigen B«. arbeitung diese» lustigen Stückes belegte. Es gibt einen mit leichter Satire gezeichneten schrulligen „Helden", eine Fülle von Verkleidungen und Ver. Wechslungen und schließlich ein zueinandrrfinbenbe» Liebespaar, um daran die „Moralität- de» da. maligen ZettauSdruck» darzustellen. DaS Werk sand dank einer durch den Spielleiter Herbert Junker» sehr hübsch inszenierten Ausführung eine sehr frennd. liche Ausnahme. k«k. , „Der »«»kleidet« Thesen»" Frankfurt a. M, Ende Dezember Mit der Uraufführung diese« griechischen Lust- spiel» hatte da» Frankfurter Schaufpirloay» sich an ein Experiment gewagt, -esse» litrrarischk Absichten bedeutend waren, -aS aber als Theaterabend kläglich versagte. Friedrich Georg Jünger, der Dichter, ein Bruder des berühmten politischen Schriftstellers, ist als ein Nachstihlcr griechischer Metrik, als Schöpfer sprachschöncr Stanzen und Sonette mit Recht gefeiert. Sein« Liebe zum Griechentum, ein in wahrstem Sinne deutsches Erbteil, hat ihn bestimmt, schillernde Verse und weisheitSschwere Gedanken in die anspruchsvolle Form eines antikischcn Lustspiels zn binden. So subtil die literarischen Einzelheiten deS Werkes sind, so undramalisch ist eS im ganzen. Die kleine Fabel enthält nicht die bescheidenste drama tische Substanz, der hohe Sinn des Spiels wird in umständlicher Verstiegenheit mehr verhüllt al» dar- getan, und die Lustigkeit der Bacchanalien, der heitere Ausgang der großmütigen Lösung vermögen nicht darüber wcgzutäuschen, daß sie ihre Wirkung der Erinnerung an Shakespeares Komödien verdanken. Der Leerlauf dieses Versuchs ist ganz besonders z» beklagen, weil das Schauspielhaus alle äußeren Mistel -er Bühne aus» freigebigste in den Dienst des spröde» Unterfangens stellte. S i c v e r t s'Bühnen- bilder gaukelten ein sattes, sarbcngetränktes Attika vor, Richard Salzman nS Regie sorgte für Schwung und Tempo, die Darsteller, der Chor, di« Tänzer, die Rüpel bemühten sich, der schwerfälligen Handlung Leben einzuhauchen. Es war ein großer Abend der Bühne, aber eine Niederlage des Drama tiker», dessen wirkliche Kräfte ins Gebiet bildhafter Lyrik drängen. »8.8t. - Paul Hartmann kommt nach Berlin. Wie in Wien amtlich mitgeteilt wirb, hat die Verwaltung des BurgtheaterS den Vertrag mit dem Burgschauspieler Paul Hartmann in beiderseitigem Einverständnis ge- löst. Hatimann, der, wie erinnerlich, vor einiger Zeit vom Ministerpräsidenten Göring zum StaatSschau- spiel« ernannt worden ist, geht nach Berlin. - LtaatSschaufpieler Han» Leibelt. Wie unser Berliner Schriftlettung meldet, bot Ministerpräsident Göring den Schauspieler des StaatStheater» HanS Leibelt zum StaatSschanspieler ernannt. HanS Leibelt kam vor einigen Jahrey au» München, wo er dem Ensemble der Kammerspiele angehöxtt. In Berlin hat tr zuletzt in Rehberg» „Großem Kurfürsten- und IN Shaw» „Pygmalion", hier al» Dolittl« und Regisseur, besondere Erfolge erzielt. - Vr. «tetnacher an Geheimrat Gurlitt. An Geheimrat vr. Corneliu» Gurlitt lDreS-den) bat, wie unsre Bevliuer Schriftlettung meldet, der Bunde»- lotter deS VolkSHundeS für daS Deutschtum im AuS- iande, vr. Steinacher, ein Glückwunsch!« legramm zum 85. Geburtstage gesandt. Professor vr. Gurlttc ist das älteste Ehrenmitglied deS BDA. und stecht seit 188s tn der Volksdeutschen Arbeit. --- DaS Britische Museum kaust die Lammlung Enmorsopoulo». Unser Londoner ^.-Korrespondent meldet: Das Londoner Britische Museum hat sür den Preis von 2 Millionen Mark die berühmte China sammlung «»gekauft, die der Londoner Bankier Enmorfopoulos in dreißigjähriger Sammeltätigkeit vornehmlich in Ostasien selbst zusammeugebracht Hai. Wirtschaftliche Gründe haben den Sammler ge zwungen, feine Sammlung, die ein Mehrfache» der Ankaufssumme wert tst, zu verkaufen. DaS Britische Museum hat — von dem Ankauf deS berühmten Ocnivx ainaitivun Im vergangenen Jahre abgesehen — bisher noch nie eine solch gewaltige Summe sür An- kausszwccke ausgegebcn. Die Sammlung besteht aus 105» stück, und zwar vornehmlich ans Porzellan, Jade nnd Bronze. Der Wert der Sammlung liegt darin, daß jedes Stück weniger »ach kulturhistorischen »iS rein künstlerischen Gesichtspunkten auSgewählt worden Ut. Die wertvollsten Arbeiten der Sammlung sind Bronzestücke aus der Chou-Periode si20ü bi», S50 v. Chr.j. DaS Britische,Museum besitzt au» dieser Zett nur «In einziges Stück. - Aufsehenerregende prählftorische Funde. Eine Expedition von Archäologen au» Cambridge Hal, wie unser F.-Korrespondent ans London meldet, zusam men mit einigen französischen Gelehrte» am Berge Karmel In Palästina Ausgrabungen vorgenommen, bei denen Menlchenlkelette, di« wesentlich älter sind als der Neandertaler Mensch, gesnnden wurden. Merkwürdigerweise zeigen die Skelette mehr Be- ztehungen und Verbindungen zu den heutigen Men schen als die bisher festgestclllen und anfgefundenen prähistorischen Skelette, und die englischen Archäo logen glauben, daß dnrch diesen Fund unser bis heriges Wissen vom prähistorischen Menschen einer völligen Revlsfop unterzogen werden muß. Die bis herige» Funde lassen den Schluß zu, daß e» damals wahrscheinlich mehr Verschiedenheiten der menschlichen Typen gegeben hat, al» man bisher annahm. Mensch licht Gegenstände wie auch prähislortich« veil«, deren Alter man aus 1N0M0 Jahre schätzt, deuten eine be« trächtltch höher« Kulturstufe al» die bisher von -er Wissenschaft aufgrfiiubtne und sestgeftelli« an. Die ausgrfundeneii .mcsserartigen Werkzeuge sollen in einem hohen Grade vollendet und interessant sein.
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