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Dresdner neueste Nachrichten : 21.08.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193708211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-08
- Tag1937-08-21
- Monat1937-08
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 21.08.1937
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^VVKI —»- »»»» tle«» Ido-t-kal EL Tpti ZklLnu»«, Von Für rlkltti M MM für rs.-M'Nl v unter ,.vv ^SIV MW In dsksnnt« MU uchtsrn i FMLk.Hi OroS» g»be. St t. ttonübeti-. «IN« pfD'm,«N. Nti- V»5l< >«k. d. V*- SIMMM s»«,»«nnzz ^j »n<i, N«u»B«««e- »V Mchsn, q »roße Mrsvir. . üstBi'.Lllt. Wer req ZM vroße »o N«Mija vrrwrn «LMLZMÜ SW §t«ewttd^un»tn A m DrihlM »«.ree. «enweei. tL-vk- stjsMMl M IlllSI'-VI'l! Por-stt ßn^AM IML'L an viL iATver»m Hf>iiliii>trMl!l Abbruchi eaMla-A vol. Nlleliia «> »k Losiiittlnu i HNIM.NIHLI MLS, «VLK «ett Nr. 198, Sette 28 Dresdner Neueste Nachrichte« Son«ade»d/So»rttag, 21^22. Auggst jyZ7 Vüsvsuskuok > küne keimlicke triebe Dins ksitsrs Loininsrxssottivttto von 6sorx ^V. ki^st !»WMW v> ". «laeur LMsd, L ^-»»LLS c-»ni«>» ,,,, », vll»<i»-tii«ck,i»i, I^or wcnipen ff^oc-an ist rite Osntao/ie ^maronas-^arz/Lacpecki'ttou mit va toben Lrsoi-nisskn in 6«e Heimat rurücbsebebrt. ättt seinen üesieiteen, «iem Oipiom-inciwirt Serri Labte unci eiem rVee/ianticer L>au»e, -tat Otto Sobutr- Lamp/benbet <ien 6ar.v er/orseiit, einen iVeben/kuA ries ^marona«, rien bisher nur eknmat nao/ineisbar ein i^eiAer besuo^t bat. ^on <ten /neitanerstÄmmen rier ^ckparat, Oa-/ana unci Oaz/a/>i drae/ite riie L^periitton rite erste «ei»»ensei»o/t- ticbe Funcke, /toi einem i^orstoA in <iie Stromsotineiien 6er Oureouru, eine» uesttioiien ^'eben/tusses 6es 6or.v, u>»r6e 6ie Lacpeckiti'on von einer /totastroptie betro//en, 6ie boinabc- 6en s/ttcbtioben ^«»sans 6er ?'or»ei»«ns,reise in Lraps sestettt batte. //kervon un6 von 6er ersten Sesesnuns mit einem ^parat beriotrten 6ie /atpencke» ^u/reicknunsen Sebutr-Lamp/benbet«. Oie §ciirk/ttsituno - »ui i Let»1,o t7/er un6 un6urott6rinsiieke i^6/6er «mrabmvnckvn vonmeneobttober Lattur vüt/is unberüitrten 6arv V»»r. «.rkllir ! -«»»—S«-SS-M s/o 2««mee ttStti /LS ^Wesi Üucka» Sl» 1» «uc«r»v 8 Vork»rck»i>Su»on» >' Oresäoo, Qruosor 8tr»L« -1 »a^ ,7 6l>«matt», KroasastraLs 20 22 I^lpriL^ -t*rtta-l.utk»r-IttoL 12 Da gestikulieren schon Unsre Kerls, stromausspähend. Der Fluß ist hier nicht breit, wohl 80 Meter, und von hohen felsigen Steilusern, bis 10 Meter hoch, an deren Rand der Urwald drängt, umschlossen. Er wirkt fast wie rin« Schlucht. 800 Meter nordwärts macht er einen sehr scharfen Knick, und unterhalb der Krüm- mung, die es eben umsahren haben mub, treibt rin kleines Fahrzeug aus dem Wasser dieser malerischen Landschaft. Das Unwahrscheinlichste ist Wahrheit. Da kommt tatsächlich ein Indianer! Unser heißersehntes erstes Ziel! Ich stitrze zu den Eisenkosfern, reihe Film» kamera und Photoapparat heraus, setze, so schnell ich kann, das Teleobfektiv aus, streiche an einem Baum an und mache mich fertig. Jetzt kann man schon die elegante, schlangge- schwungene Form des Jndianeretnbanms erkennen. Ein einzelner Mann mit langem, lanzett förmigem Paddel sitzt am Heck. Die Fülle langen schweren Haares flieht Uber seine Schultern. Er scheint ganz nackt. Ein wundervolles Bild! — Neber das Kanu wölbt sich wie rin niederes Ber- deck eine lange geflochtene Matte. Im Bng vorn steht ein spthköpstger Hund, äugt wie ein Wtlbtier zu uns her. Film in der Kamera «st zu Ende. Schon reicht der Bootsmann mir die andre. I. ^iVo sinä äis Inäianor? Auffindung der Indianer des Farn ist unser erstes Ziel. Nach dem Ergebnis unsres Forschungs- slugeS müssen sie ties in der Wildnis stecken. Bis wenig südlich des Aequators waren die Wälder un bewohnt. Wie wett noch sluhaus, weih niemand. Ich habe mit dem Bootsmann in den letzten Tagen fieber haft gearbeitet, die drei groben Stromschnellenboote mit dem Hauptgepäck startfertig zu machen. Sie sollen morgen vor uns auf die Reife gehen. Ich warte hier im Nachtlager die nachkommende Abteilung Kahle ab und folge mit den Schnellbotteu, mit den Sachs- Auhenbordmotoren, nach. Inzwischen sind zwei unsrer Bootsleute auf Jagd in den Wäldern. Man soll nicht lagen, bah die Dreizehn ein« Unglücks- zahl ist. Ich liebe sie sehr. Der 18. in diesem Ausbruchs monat war sür die Unternehmung von entscheidender Bedeutung. Ich sitze da mit Bootsmann Greiner am Tisch neben dem schnell von Palmenblättern er- bauten Jagdhaus über der Karte, in die der Jary als dünne, etwas ungewisse Linie eingezcichnet ist. In seinem Laus sind weder Siedlungen noch Stromschnellen noch sonst etwas vermerkt. Oestlich wie westlich wethes Gebiet. Unweit des AequatorS ist ein Nebenlauf gestrichelt, 100 Kilometer nördlich noch einer. ES ist sa möglich, dah zwischendurch noch ein Zusluh mündet. Nun lieben viele Waldinbianer e», sich nicht am Hauptsluh, sondern an solchen verschwiegenen Seiten-- armen anzusiedeln. Durch irgendwelche Umstände kann cs sein, bah unsre Abteilung die vorauSsahrende Gepäckabteilung nicht so schnell etnholt. Man ist ja in der Wildnis ständig unvorhergesehenen Ereignissen ausgesetzt. „Sie müssen", sagte ich daher zu unserm Bootsmann, „wenn Sie die Mündung eines Seiten armes passieren, diesen mit dem kleinen Boot einen Tag hoch befahren und nach Jndiancrstedlungen ab suchen. Aus jeden Fall lassen Sie dann an einem ab geschlagenen Baum eine Büchse mit kurzer Nachricht zurück. Finden Sie Menschen, so senden Sie sofort -vä-ckletne Boot mit Meldung und schlagen Lager auf." Aber wir rechnen ja, dah unsre Schnellabteilung die Hauptflotte in spätestens fitns Tagen erreichen wird. Diese Verabredung gilt nun sür alle Fälle. Ich glaube nicht vor drei, vier Wochen an ein Zusammenstößen mit Indianern. Wir wissen ja nicht einmal genau, ob sie überhaupt am Jary sitzen. „loZiokt, voi Inäios« Darüber spreche ich nun gerade mit Greiner. Wir haben einen Zettel vor und ich skizziere, wie er an einem angenommenen Nebensluh die Meldung hinter lassen soll. Da hebt aus einmal hinter uns, wo der Koch am Lagerfeuer in den Töpsen rührt und der Präparator einen Bogel balgt, ein aufgeregtes Durch- einanderreden an. Zwei Kerle lause« an das User. Wir hören die Ruse: „Indios, vet Indios." Ker Mann kommt an den Tisch gestürzt: „Senhor, laves Indio! Da kommt ein Indianers Greiner und ich sehen uns an. — „Sie sollen hier zum Donnerwetter keine dummen Witze machen", schreie ich die Leute an. Da kommt der zweite an gelaufen: „Indios, Senhor!" Er deutet sluhaus: „Indianer kommen." Jetzt springen wir aber doch auf, rennen, was wir können, an das Ufer. Der Fensterplatz ist der aussichtsreichste Posten in dem kleinen Büro. Gerda Lebrecht liebt ihn wie bas bißchen Blau über den Dächern. Sie hält etwas von Fensterplätzen, weil sie ihr erstens -en notwendigen Abstand zum muffigen Büro verschaffrn, und dann fühlt man sich von hier aus mit einem Blick in der Freiheit. Dieser Drang Ist in Gerda besonders stark. Stundenlang kann sie aus das ihrem Fenster gegen überliegende bemoost« Dach starren, das sich mit vielen weißen und gelben Blüte» füllt. All« Augenblick« mub sie ihre Augen danach wendrn. Sie umhegt und um pflegt eS und benetzt rS mit Hosfnung und Plänen — Reiseplänen natürlich. Sie träumt davon mit offenen Augen iiber alle Dächer »er Stadt hinweg. Unter ihren Fingern verstummen die Tasten. Der lang- gezogene, sehnsüchtige Psiss einer Lokomotive schreckt sie aus ihrem Sinnen. Er pocht mächtig an ihr Her, an, denn sie wird krebsrot bgrULex und versucht ihr Gesicht vor Sen Kolleginnen zu verstecken. Aber Mädel- äugen entgeht nichts. „Göttchen, so rot zu werden...", necken die Mädel und stecken die Köpfe zusammen. „Das ivar doch nur die Eisenbahn", entschuldigt sich Gerda zaghaft. „So! Die Eisenbahn!" platzen die Mädelbacken vor Schabernack. Nun weih Gerda gar nicht, was sie dar aus sagen soll. Wenn ste's nur selber mühte, warum sie so rot geworden t st. Der Pfiff! Ja. Aber warum? So tief und bedeutungsvoll hat er geklungen. Auf einmal weth sie, warum sie rot geworben ist: ihr Geheimnis hat ber Psiss auSgeplaudert! Das meinen auch die Mädel im Büro. Nun weih man's: Gerda hat eine heimliche Liebel Gerda aber denkt: in zwei Wochen hab' ich Ferien! Am Sonnabend schlendert st« am Bahnhof vorbei, um sich nach ihrem Ferienzug zu erkundigen. Ein Gewim mel von bunten Kleidern und strahlenden Gesichtern beherrscht den Bahnsteig. Küste, Lachen, wohl auch Tränen und ineinandergeschovene Handle. Herzen pochen im V-Zug-Tempo. Das ergreift auch Gerda. Mit brennendem Gesicht streift st« am Zug entlang bis zur mächtigen Lokomotive, deren eiserner Leib ftbriert von gebändigter Wucht. Mit stiller Scheu betrachtet Gerda das Ungeheuer, das «in« so lockende Stimme in sich birgt. Alle Tage wird sie rot darüber. Sie muh erheitert vor sich htnlachen, was einen MannSkopf mit mit speckiger Mütze auf dem Fvhrerstand alarmiert. Er schiebt sich den Oellump bedeutungsvoll ins Genick und klettert vom Stand herab. Mächtig« Hände hat er. Da er -en Blick des Mädels auf seinen Händen fühlt, birgt er sie etwas verlegen auf den leuchtenden Gelenken der Kolben. Wie er darüber htmvtscht, metnt man, er streichele jemandem über den Kops. Auch diesmal entgeht ihm Gerdas Schmunzeln nicht. „So ein bissel verträgt sie auch. Fräulein!" scherzt «r, wöbet er dem Mädel gerade in die Augen blickt. „Ich hör' sie so gern pfeifen. Die Maschine natür- lich. Bis In mein Büro hör' tch'S...", erleichtert sich Gerda das Herz, ohne rot zu werden. Er freut sich über das Geständnis. „Wenn ich sie hör', mein' Ich immer, ich mühte fortrelsrn. Ach, ich reis' doch fo gern!" Bor lauter Eifer bekommt st« rote Backen. Der Lokomotivführer muh auf den Stand zurück- klettern. Sin und her wechselt sein Bllck zwischen ihrem Gesicht und der roten Mütze. „Zurllcktretenl" dröhnt «S plötzlich aus dem Laut sprecher. Darüber fahren beide zusammen. Dann lachen sie. Seine Hand greift in -aS Hcbelgtwirr. Zischend rühren sich die Kolben. Dampf braust auf. Bald ist Gerda ganz darin eingehüllt. St« lacht und betrachtet interessiert di« wettausholenden Kolben. „Gute Fahrt!" ruft st« dem Lokomotivführer zu. Er rückt an seiner Mütze und lacht. Als di« Maschine aus der Halle rollt, sirrt «in fauchzender Psiff «ber »en Gltzffen auf. Er reißt Gerda» Hände in die Luft. Sie winkt... winkt... Vorn an d<t Maschine flattert «ine speckige Mütze lustig im Winde. Im Bürv klappern die Tasten. Danach kann man nicht singest. Nicht einmal summen wir zum Gedrhhn der Eisenbahnwagen. Trotzdem summt Gerda beim Tippen. Und am Montag noch dazu. Die hat gestern «in Abenteuer gehabtl Aber Gerda achtet nicht darauf. Ihre vhren lieg«» 8okrösr-Low»vs io Xsosofikx« Die Nöptgste de» Thüringer» GustavSchröerge- hören heute.jM den beliebtesten Werken eines gepslegteu Unterhaltungsschrifttum». Da» ist «in ebenso erfreu- liche» Zeichen für die LebrnSrchtheit seiner Bücher wie für da» gesund« Empfind?^ der Leserschaft, die danach gretst. Wieder liegen zwei seiner Roman« in Neuaus lagen vor: „Der Brockhof und seine Frauen" (Verlag Quelle». Meyer, Leipzig. 820 S. 11. bis 1s. Tausend) und „Der Hohlofrnbaurr" (Ber- lag E. Bertel» mann, Gütersloh. 807 S. 22. bi» 81. Tausend). Während der Roman um da» Bauern- geschlecht ber Brocks in ernsten Bildern von ber Ge fährdung des Vätererbr» durch Spielletdenschast und vom sieghaften Kampf des jüngsten Brock erzählt, ist der andre ganz von Heiterkeit erfüllt, eine ergötzliche Geschichte von einem bösen Schwiegervater, der nur eine Schwi»ertocht«r mit äOOO Talern Heiratsgut an nehmen will, das er aber, nachdem er den Sohn und das ihm sehr zusagende „Mariele" lange genug hat zappeln lassen, selbst herbeizaubert. Echtheit in der Schilderung der bäuerlichen Welt zeichnet beide Werke in gleicher Weise au». vr. 8sinr Stephan kodiokssl eins» Lioxs» Zwischen Nordseeküste und Güdseeinseln entwickelt Waldemar AugustinyS Erzählung „Der Ring aus Jade" (Verlag Carl Schünemann, Bremen, 124 S.) ein ergreifendes Schicksal zweier Menschen, die füreinander bestimmt waren, aber nie zusammenkommen konnten. An ihnen erfüllt sich die Fabel eines altchinesischen Ringes, der als Unterpfand ihrer Liebe galt. Besonders wirkungsvoll sind die schroffen Gegensätze ber Landschaft hinter der Nord- serküste und des Gebirgslandes von Deutsch-Neuguinea gegenübergestellt. Interessante Schilderungen vom Leben in den deutschen Kolonien sind, eiwgeflochten. «ns diesem Hintergrund erhält der Verzicht brr Liebenden al» Ausdruck außerordentlicher Charakterstärke und hohen BerantwortungSbewußtseinS ttese Eindring- lichkett. Lurt LrauÜ >v,eok»«.. aus der Lau«r und ihr Blick ftr«tft über da» Wiesen dach. J«ht klettert er auf den Stand... Zurückbleiben! — Hebel gefaßt. Dampf braust auf. Puff! Puff! Puff! Gleich mub er unter der Halle hervor sein... Da flieg! sie heftig zusammen. Der Pfiff! Jauchzend steigt er über den Dächern auf — langgezvgen wie zu einem sirrenden Triller. In einem sehnsuchtsvollen Bogen rollt er aus, zischt noch sanft und versickert bann in der Ferne. Dem Mädel stretcht es beiß über die Backen. Sein Herz schlägt heftiger wie da- Rabwerk der Maschine. Am Sonnabend auf dem Heimweg überlegt sie, ob sie nicht lieber einen andern Zug benutzen solle. Eilig huscht sie durch die BachnhofSsperte, aber »er Fahrplan kümmert sie nicht. Sie bahnt sich spornstreichs einen Weg zur Majchiner- Nein, ganz Herangehen will sie nicht, nur «inen Blick von fern... Hinter einem Pfeiler hervor äugt sie nach dem Führerstand ans. Ein bärtiger Männerkostf tagt Mker dem Stand her- vor. Enttäuscht tritt Gerda ganz nah« an die Maschine heran, bis sie das fiebrige Zucken in ihrem Eisenkürper spürt. Neisesieber, denkt Gerda und tippt sich gegen die eigene Brust. Aber sie hat es wohl allzu hastig mit den Lippen gedacht, denn promt ertönt es hinter ihr: „Reisefieber!" Erschrocken fliegt sie herum. Der Lokomotivführer. Ganz privat. Ganz auf Sonntag und Wochenend der- gerichtet. „Guten Tag, Fräulein. Kreut mich, daß Sie doch gekommen sind. Er lüftet seine Kopfbedeckung. Diesmal ist es keine verölt« Mütze, sondern «in hell grauer weicher Hut. Und «in gradgezogener Scheitel blitzt darunter hervor. Bor Verlegenheit bekommt Gerda rote Ohren. „Haben Sie meinen Pftff gehört?" fragt er sie lachend. Sie nickt. ,HgV Ich. St« verstehe« e». mir den Kopf z« verdrehen." „Hab ich da»? Wie mich da» freut. Bor allem, dah Sie gekommen sind." Sie mustert ihn verwundert. „Darum bin ich -och nicht hier...", widerspricht sie, doch dann muß sie flink beiseite schauen, als sie erklärend tzinzusetzt: „Nach einem Zug hab ich mich erkundigt..." .Wirklich? Nur nach einem Zug?" fragt er mit einem forschenden Lächeln. Nun kann Gerda seine» Blicken nicht mehr au-wetchen. „Nun ja, nach einem Zug..." Ihre Backen leuch, ten verlegen. „Und mein schöner Pfiff gar nicht?" fragt er, wobei er ihre Hände umfaßt. „Ein bißchen auch darum... Weil ich doch so gern« reif«...", gesteht Gerda. Lachend drückt »r ihre Hände. Gerda bekommt Angst, «r möchte mehr -rücken, und löst sich behutsam, «ber noch halte» seine Blicke sie. Da« läßt sich nicht so einfach lösen.. - „Aurücktretenl" gellt «S durch dt« Hall«, Im glei chen Augenblick hebt d«r Lokomotivführer Geroa sanft von ber Srd« auf Und schwingt sie auf da» Trittbrett hinauf. Dann springt er selber nach. „Was tun Ae denn?" schreit Gerda, baß vor Entsetzen, aber schon rollt der Zug au» der Halle. ,HnS Wochenend. Ich hab doch eineu Fretsahr- schein", lacht er. „Mein Gott, meine Wirtin. Und mein Alltag», kleid!" Tausend Sorgen fall«», ihr ein. Doch er ver- wischt sie mit seiner Ruh« und Heiterkeit. „Wohin fahren wir? Wohin?" fragt sie nun schon. „Ins Blaue. Wohin Sie wollen. Wo «S schön ist', sprudelt «! übermütig. Jauchzend braust der Pfiff vor den Fenstern aus. Wie «in Blitz fährt er dem Mädel ins Herz. Zitternd blickt st« zu dem Manne auf und tn seine hell/n, blanken Augen. Al» am Montaamtttag über -en Dächern der Statt jauchze«- «tn Pftff aufstetgt und Ver Million» Ohr«n hinweg Gerda« Herz erreicht, legt sie stum« ihr« vänüe kn de» Schob und genteßt den Augenblick. „Wann gibt » denn Verlobung, Lebrechten?" necke» di« Kolleginnen. . - „Bald!" lacht Getta Mit entflammtem Gesicht. , „Etwa mit der Lokomotive?" witzeln sie weiter. , „vleneicht...", gesteht Gerda leise mit einem vlt< über die Stadt hinweg. „llsrrsobt Fort Latarrli?" Der Indianer ist auf 80 Meter heran ans Lager. Hört auf zu rudern. Wir winken ihm zu, rufen aus Portugiesisch Worte in freundschaftlichem Tonfall. Er winkt mit einer ausholenden Armbewrgung zurück. Bleibt 20 Meter vor uns aus dem Wasser mit seinem Kanu liegen. Der Hund am Bug klässt wie rasend. Mit einigen barten Laute« vttnat ihn der Indianer zur Ruh«, ruft un» tn fremder Sprache Wort« zu. Einer von unfern Mischlingen versteht ein». E» heißt „Katarrh!" Da» ist «ine gesttrchtet« Krank- schon- 'berschtet,^ Wir - Mache»' abwehrend« Gesten. „Cätarrhv into test» — hier herrscht kein Katarrh!" Wir winken, er soll anlegen. Langsam rudert er heran. Das Kanu wird sestgemacht. Er bindet seinen Hund, -er sich wir wild vor Angst und Wut gebärdet, an Uferwurzeln fest, ist mit einigen sebernden Sprüngen auf dem Ufer. Ich habe die Filmkamera am Kops und drehe unablässig. Greiner begrüßt ihn mit Händeschütteln und Umarmungen. Ich unter breche, begrübe ihn auch. Ein prächtiger Waldmenschl Bi» auf Hüftschnur und Schambinde nackt. Gebaut wie ein olympischer Athlet. Nicht groß, doch ebenmäßig, breite Schultern, schmale Hüsten, stolze Haltung, wie ein« braune Bronzestatue, von Künstlerhand model liert. Er strömt den charakteristischen strengen, aber nicht häßlichen Jndtanergeruch aus. Wir leiten ihn zu einem Stuhl. Er blickt noch einmal zu dem Kanu. Dort turnen auf langer, vom Heck rückwärts Ub«r da» Wasser ragender Stange zwei leuchtend bunt« AraraS, drei grüne Papageien, am Fußgelenk gefesselt. DaS typischr, scharfzügtge Jnbianrrgrsicht -rückt offenes Mißtrauen aus. Die Verständigung ist chwtertg. Wir hocken auf Kisten vor ihm, er sitzt, un- Ilückltch unbeholfen, im Ltegestuhl. Die Ruderer tarren ihn mit aufgerissenen Augen an. In ihren Adern kreist das Gemisch von Afrikaner-, Jndianer- und Europäerblut, aber sie sind zivilisierte Christen, seit Jahrhunderten die Landbevölkerung des erschlos senen Amazoniens. Sie sehen heute den ersten rein rassigen wilden Waldindianer ihres LebenS! Mit Gesten, Lachen, einigen portugiesischen Brocken kommen wir uns näher, trinken zunächst einen Becher Kasse«, ich lasse ein Stück Hirschfleisch sür ihn braten, aber die Miene unsres WildniSgastrs ist noch ver schlossen, sein Lachen verlegen. Er ist einer von den Indianern, die vor drei Jahren unten an der Tacho- etra Grande Mester. u»d «exte etytauschtrn gegrn Papageien. Zu diesem Zweck sei er, auch, heute unser- wegs, daher.kann er 'einige portuglestsche Vokabeln, sie reichten aber keineswegs zu klarer Verständigung. (Fortsetzung folgt) sckvvs55tsn Ltuncisn ciss cjsutscksn Von 8cttUsr-f0^k»sittct>iKki. Vvrsct
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