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Dresdner Nachrichten : 01.07.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-194107011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19410701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19410701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1941
- Monat1941-07
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- Dresdner Nachrichten : 01.07.1941
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»» »L» M— - doch gab,,, gere^ btese Ereignisse vor 75 Jahren den Start- schuf, zum nc/> Europa, üben das deute unsere Heere im Kampfe gegep^tußland ein letztes und entscheidendes Wort zu sprechen h»ei>. Schon in seinen drei Schlesischen Kriegen, die io dein 'egenstande nach einen Kampf um Erbanspruch darsteiitcn, -atte Friedrich die Kraftprobe geivagt und ge- wonnen. ^>on damals schaltete sich auch — zum ersten Male in der nceren Geschichte — im Abschnitt einer Episode da» Zarenrei, ein. Noch aber wirkte der Vertrag von Münster und Os^briick, noch war das Reich, trotz vorübergehender Eiuigu,» nm 1813, ohnmächtig, noch knüpfte Frankreich die watpolitischen Jaden, soweit England sie nicht zu zer- rcibrnvoble. D, kau, 1866, dessen Vorspiel iu EchleSivig-Holsteln als ähnAer -lnktakt anznschen ist, wie die deutschen Kämpfe voqivM tu Polen. Das sind also jetzt genau 78 Jahre der setklßu«« gespannten Junitagcn, da die Frage endgültig ge. lot wurde, ivo das deutsche Krastzentrnm der Znknnst Ilgen werde. Berlin marschierte gegen Wien, yreußen gegen Oesterreich und viele deutsche Mittel, tagten. Der 3. Inti bereits brachte die überwältigende Ent scheidung: Königgrätz bedeutete das Ende des Wiener Macht- ansprnchs. lind wenn auch 30 Jahre noch darüber vergingen, bis die letzten Kvnseanenzen daraus gezogen werden konn ten — von nun an war die Mitte Europas endgültig ver lagert. Und das mußte auch Frankreich 1870/71 zugeben, wo in einer Entscheidung von weltpolitischer Bedeutung der Führungsanivrnch von den Staaten Europas aus das B i S- m areksche Reich übertragen wurde. Seitdem war Frank. — Dresdner Nachrichten'— seiner Tch»arh«n-Meer-Flptt« seiner Meinung nach «fertig' ist, so wirb die Tonart, tn der hente die Variationen der russischen Politik gehalten sind, vielleicht einer freieren Platz machen." Rußland war damals schon bas Niesenreich. Es hatte VewcgnngSsrciheit wie kein anderer Staat der Erd« anher England. Und dennoch glaubte eS, immer noch mehr an Nechten anmelden zu sollen. BtS an die Dardanellen ging der Wunsch, bis tief in den europäischen Tttdvstrauin wurden die Ansprüche der Panslawisten vorangetrieben. Und so sind es denn ja auch 1911 snicht als Ursache, wohl aber als Anlaß des Weltkrieges! jene Schüsse von Sarajevo gewesen, die für Rußland da» erwünschte Signal gaben. So gesehen erkennt man die Znsa m men h änge. Ma» weiß die Bedeutung jener weltpolitischen Tage leit 78 Jahren anders zu werten und zn gruppieren, als sle sich bei isolier ter Betrachtung dartun. Der militärische Zusammenbruch Oesterreichs am 3. Juli 18,lg wirkte bis in die Tage vor dem Beginn des Weltkrieges nach. Rußland schützte den Krast- saktvr „Wien" seitdem, und die» leider mit Stecht, mittelmäßig ein. Es glaubte, über die Trümmer des DonanreichcS bis ans Mittelmeer vorstvßen zn können. Und mir der Widerstand der deutschen Armeen, ihre durch zähe Tapferkeit erzwungenen Siege verhinderten den Petersburger Traum. Was die Zaren nicht erreichten, meinten die bolsche wistischen Diktatoren als Erbanspruch übernehmen zn können. Zwar zunächst nicht unter der Flagge einer nationalistischen Allslawenidee, sondern nntcr der verführenden Formel vom internationalen Reiche der Arbeiter und Soldaten. Aber Dienstag, 1. 2uN 1941 dahinter verbarg sich unterbewußt ober willentlich zunächst, aber seit den letzten Jahren bestimmt planvoll bex alt« Rus nach einer Weltherrschaft des Nussentumö. Ihm waren bereit» die baltischen Staaten, Teile Finnlands und de- ehe maligen Polen, Bessarabien und die Bukowina verfallen. Ihm sollten die Dardanellen geöffnet werden. Und diesem ostischen Blntrausch war zumindest das mittler« Europa als Opfer bestimmt. Was sich im osmanischen Raume, was sich im österreichischen vor dretviertel Jahrhunderten anbahnte, waS sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickelte, da» sollte heute nun, nachdem der Anschlag im Weltkriege schließlich doch mißglückt war, sich endgültig vollziehen. Aber auch diesmal wieder hat sich, wie «inst Petersburg nun Moskau, über seine Machtposition getäuscht. Schon die ersten großen Erfolgsmeldungen aus dem Ftthrerbaupt- guartier, denen sich inzwischen bereit» neue ungegliedert habe», zeigen, wo das wirkliche Machtzentrum Europas liegt. Nicht nur das der Kultur und der auf ihr bauenden Organisation, sondern auch das der militärischen Kräfte, die ja nicht allein der Zahl und der rohen Gewalt untertan sind. Als wir, auch in diesen Kamps gezwungen, abermals zum Marsch gegen den Osten angctrete» sind, wußten wir, daß der Sieg selbstverständlich sein würde. Heute können selbst jene, die fern unserer Grenzen angesichts einer ziffern mäßigen Koalition von größtem Ausmaß, Bedeuten hatten, nicht mehr zweifeln, wie der AuSgang dieses Ringens ist. Die weltpolitischen Tage, durch die wir nun wieder gehen, haben ihr Siegel bereit» aus den AuSgang gedrückt. IL. l?. reich in der Stellung eines altangesehenen reichen Hauses, das seine Bedeutung noch zu wahren suchte, hinter einer guten Schanseite den inneren Zerfall zu decken wußte. Blieb ans dem Kontinent als ganz große Macht nur noch Rußland. Jahrhundertelang als Staat gewissermaßen nur dem geographischen Begriff nach an Europa ge bunden. Im Norden lange von Schweden in Schach ge halten, das bis znm heutigen Tage seinen kulturellen Einfluß noch in Finnland ansrechtzuerhalten wußte, im Süden noch im 19. Jahrhundert ständig in Abwehr gegen die Türket. In mancherlei Kriegen mit diesem Reich, in die sich auch Frankreich und England einzuschalten wußten, bemüht, seinen Rana in Europa anznmelden. Aber mit dem Kontinent doch erst so recht eigentlich in Kontakt, seitdem die polnische Macht vor eineinhalb Jahrhundert endgültig zerfiel. Nun erst war daS Tor geöffnet. Von jetzt an konnte da» durch den Westen zivilisierte Land den Glauben gewinnen, daß eS in Europa mitznreden habe. Berührungen mit den Heeren Friedrichs des Großen, Einschaltung in den Krieg gegen Napoleon waren der Beginn. Aber noch immer fand der zaristische Osten meist weder den Mut noch die Form, Weltpolitik zu machen. Er verschanzte sich hinter Verträge und Bindungen, nm so getarnt, auf den Augenblick zu warten, der seinem Drang nach dem Westen Möglichkeiten erschloß. Man weiß, wie Bismarck in sorgfältiger Hütung des europäischen Gleichgewicht» das Rnsscnrcich in seine nm- spannenden Kombinationen einzuschaltcn verstand. Aber geglaubt bat er auch in den Tagen, da er selbst das Steuer noch unbestritten führte, durchaus nicht immer an den ehr lichen Willen der Zaren und ihrer politischen Statthalter. Seit dem Berliner Vertrag, in -cm Mittel- und Westeuropa noch einmal mit den Waffen der Diplomatie die russischen Ansprüche überwunden hatte, wetterleuchtete eS im Osten. Bismarck bat schon damals das vorauSschancndc Wort ge sprochen: „Wenn Rußland mit der Konstruktion seines Gewehrs, der Art seines Pulvers und der Stärke Erfolglose britische Vichy, 30. Juni. Dem französischen Heeresbericht vom Sonntag zufolge blieben die britischen Anstrengun gen, den französischen Widerstand zu brechen, erfolglos. Die britische Flotte hat die französischen Steilungen an der Küste bombardiert. In der gebirgigen Gegend des Süd- Libanon räumten die Franzosen einige vorgeschobene Posten unter Deckung ihrer Artillerie, die dem Angreifer beträcht liche Verluste zusiigte. In der Gegend von Mcrdiayoum ist keine Veränderung der Lage eingetretcn. In Süd-Syrien haben die Briten Fühlung mit den französischen Truppen in -er Gegend von Nebek ausgenommen, während die gegne rischen Abteilungen, die nordwestlich von Damaskus in die französikchcn Stellungen cindrangen, mit großen Verlusten znriickgcworfcn wurden. Obwohl die Garnison von Palmyra schwer von der britischen Luftwaffe in der Frühe des 28. Juni bombardiert worden war, hat sie ihren zähen Widerstand fort gesetzt und lvkalc Gegenangriffe dnrchgesührt. Die ersten schwebtscken Freiwillisen für Finnland vraktmelciiing vnasror ksrilnsr Svkrtktlsltunkk Berlin, 30. Juni. Wie die schwedische Presse meldet, sind nun die ersten schwedischen Freiwilligen nach Finnland gereist. Ungefähr 60 Mitglieder deö schwedischen Freiwilligenkorps von 1939 seien schon an die Front marschiert Die Welt bewundert i Vralitmslcknv» vvaarsr Berlin, 80. Juni. Die gesamte Weltpresse steht auch heute vollkommen im Zeichen der gewaltigen deutschen Siege im Osten. In den Kommentaren kommt übereinstimmend die Bewunderung für die geniale Führung und für die Tapfer- keit und Einsatzbereitschaft de» deutschen Soldaten znm Aus druck. Die gesamte europäische Presse stellt dazu in einer Einheitlichkeit, wie sie in -er Geschichte noch nicht dagewesen ist, fest, daß der deutsche Vorstoß wirklich tn der letzten Minute erfolgte und daß Europa durch diesen deutschen Gcgenschlag vor der bolschewistischen Gefahr be wahrt blieb. So bietet auch die Prelle das Bild eines ein heitlichen, geschlossenen Europa», einer anttbolschewlsttschen Front, die von Finnland bis herunter zur Türkei reicht. Mar nicht zufrieden mit unseren Siegesmeldungen sind die Sowjet». Sic erklären, c» wäre ihnen direkt peinlich, solche Lügenmeldnngen widerlegen zn müllen. Das hindert sie nicht, im nächsten Satz ihren Rückzug mit den Worten ein- zugcstchcn, die Deutschen Hütten im Raum von Wilna und Dünabnrg die au» Vialnstok, Kowno und Wilna znrückgchen- -cn iowjetrnssischen Truppen angegriffen. Offenbar nm diesen Rückzug zu entschuldigen, erklären sie in einer anderen Mel dung, die Deutschen gingen nur vor, wenn sie Wodka zu trinken bekämen. Der SchnapS sei Hitler» bester Verbünde ter. Daraus kann man nur mit dem alte» deutsche» Sprich wort antworten, daß man nicht von sich ans andere schließen soll. Im übrigen aber scheint es jeder Verlierer für seine Pflicht zu halten, eine besonder» schöne Ausrede zn erfinden. So wurden die Engländer auf Kreta bc^zuntli-ch-uur ge schlagen, weil die deutschen Fallschirmjägeknieißc PilleiOekz- nahmcn, die sic unwiderstehlich machten^ Für die Sowjet^ Snoriffe auf SylM an der Seite ihrer finnischen Wasfenkam?Tnd«iK.-UZlaoläiN 200 schwedische FreiwUligc, die sich in diesen Tagen bei der! finnischen Gesandtschaft in Stockholm angcmcldct haben, werden, wie man annimmt, in dieser Woche noch abreisen können. Man erwarte auch im Augenblick noch die Stellung nahme der schwedischen Negierung zu der Frage, wie weit schwedische Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften im wehrpflichtigen Alter das Land verlassen dürfen. Flut von Mel-unven tn Norwegen Oslo, 39. Juni. Eine wahre Flut von Meldungen Frei williger znm Kampf gegen den Bolschewismus erreichte die ser Tage die deutschen und norwegischen Amtsstclleu, stellt da» Osloer „Dagbladet" zur Bildung einer norwegischen Legion fest. Obwohl Norwegen ein besetztes Gebiet sei, habe der Führer die Hoffnung vieler Norweger verwirklicht nnd ihnen die Teilnahme an dem Kampf gegen die Sowjet» ermöglicht. Padercwski gestorben. Der polnische Klaviervtrtuose Ignaz Padercwski ist in Ncnyork gestorben. Er hatte sich nach der Schaffung des Versailler Polen» im Jahre >919 auch als Politiker versucht und wurde Ministerpräsident und Außenminister. Lein Deutschenhaß feierte damals wahre Orgien. e »eutfchv Wehrmacht orltvor Sodrtktlaltvar russcn waren dlr Pillen eine zu schwierige Angelegenheit, sie halfen sich deshalb mit dem ihnen so vertrauten SchnapS. Aber auch die Engländer sind mit unsere» Erfolgs meldungen nicht recht einverstanden. Während -Ic ganze Welt die gewaltigen deutschen Siege bewundert, erklärt die „Times", die deutschen Nachrichten seien gar nicht besonder» eindrucksvoll gewesen. Auch di^ Zahl der Gefangenen sei keineswegs besonders groß. Da» wird von den englandhvri- gen ULA-Vlättcrn getreulich nachgcplappert. Immerhin fühlt sich da» englische Blatt doch bemüßigt, nach dieser Kritik an dem ersten Sammelbcricht ans dem FÜHrcrhauptgnartier die englische Ocsfcntlichkcit ans noch eindrucksvollere und umfassendere deutsche Erfolge während der nächsten Tage v o r z u b e r e i t e n. Zunächst ist man offenbar mit dem bolschewistischen Bundesgenossen noch leidlich zufrieden. Man feiert Verbrüde rung in jeder nur möglichen Form. So berichtet ein amerika nische» Nachrichtenbüro au» London, daß in den vornehmen Londoner Var» in der letzten Woche der Berkaus von Wodka nm hundert Prozent gestiegen sei. Da» Lied von den Wolga- schisscrn werde von den Varkapcllcn jetzt al» Fox gespielt. Auch rote Krawatten seien wieder durchaus zulässig. Zugleich bemüht sich der „Daily Mirror", den Sowjets zu versichern, England sei keineswegs eine Nation, die nur ans alten BantierS nnd Kaufleuten bestehe, die da» Proletariat unter drückten. Um die Begeisterung für den Bolschewismus in England noch zu heben, berichtet der Londoner Rundfunk, daß am Lvnntag in der Kathedrale in Moskau sowie in allen anderen 23 Kirchen der sowjctrussischen Hauptstadt Gottes dienste für den Lieg der s o w j c t r n s s i s ch e n «Truppen abgchaltcn worden seien. Ter Andrang sei so stzoß gewesen, daß Tausende vor den Kirchen gestanden hätten. Da» erzählt man von einem Lande, tn dem die Gottlosigkeit /rganisicrt ist nnd in dem die unerfreulichsten Dinge ge- Ichahc», nm die Religion ein für allemal anSzurotten. Im übrigen zeigt der heutige OKW Bericht den Eng ländern, daß auch der Einsatz starker deutscher Kräfte im Osten für sie keine Erleichterung bedeutet. Sic trösten sich jetzt da mit, daß Ne wenigstens einen neuen Minister für die. Pro- duktion haben, nachdem Lord Beavcrbrvvk diesen Posten über nahm. Ans ihn, der angeblich so Großes für die Flugzeug produktion leistete, setzt nun England seine Hoffnungen. Er soll alle die Mißstände abstcllen, über die so ost geklagt wird. Auch dieser Personenwechsel wird den Engländern nicht» nützen. VrlMcke Srkun-ungsflüve über Spanten Madrid, 30. Juni Seit einiger Zeit wurden in Algeciras englische Flugzeuge, von Gibraltar kommend, beobachtet, die über spanichem Hoheitsgebiet offensichtlich Er- kundungSslüge aussühricn. Al» bei einem erneuten briti schen Erknndungsflug das Flugzeug von der spanischen Flak unter Feuer genommen und anscheinend beschädigt zur Rück kehr gezwungen wurde, eröffnete plötzlich die englische Flak in Gibraltar das Feuer nnd beschoß die spanischen Flak stellungen. Die spanischen Batterien erwiderten das Feuer. Die spanische Regierung hat wegen der Vorfälle schärfsten Protest erhoben. „Das lebenslännliche Nind" Lustspielaufführung im Theater des Volkes Ich glaube, man hat sich lange nicht so gut unterhalte» in einer Lnstsvielaussiihrung de» Theaters de» Volkes wie in der ersten Vorstellung von Robert Neuners ebenso spaß- wie ernsthaftem Stück „DaS lebenslängliche Kind". Immer wieder bezwang die ulkige Situation, in die sich Geheimrat Schlüter durch eine verrückte Laune bringt, den Ernst, der hinter diesem Einfall steht, und riß zu lautem Beifall hin. Denn wenn ein millionenschwerer Mann durchaus einmal den armen Mann spielen will, um zu er- leben, wie er da behandelt wird, so steckt dahinter ein bitterer Spott über die Macht des Geldes, dem sich die Menschen nur zu leicht beugen. Das könnte eine Tragikomödie der sozialen Mißstände geben, die unerfreulich wäre. Wenn aber au» dem gewagten Erpcrimcnt ein lustige» Spiel mit Verkennungen, Verwechslungen nnd Mißverständnissen gemacht wird, so gibt das einen heiteren Theaterabend von erfrischender Unter haltsamkeit, und daS hat Robert Nenner zustande gebracht. Es ist nicht nnr der Soaß an der schlechten Behandlung, die der ärmlich gekleidete Geheimrat in dem Sporthotel er fährt. eS ist vor allem auch da» Vergnügen daran, daß der Geheimrat auch noch von einem jungen Mann, der fälschlich für den verkleideten Millionär gehalten wird, beständig ver kannt wird, was uns so amüsant erscheint. Und nun wird der Geldmann sogar noch der Schwiegervater des Jüngling», der bi» zum Schluß nicht durchschaut, wie die Dinge liegen, wa» wir längst erkannt haben. So genießen wir wieder ein mal die Wonne, klüger zn sein als die ans der Bühne, und da» ist der Humor davon. Neuner hat das mit spitzigem Witz, belustigenden Ncbensignren. durchschlagenden Akt schlüssen zu einem UnterhaltungSstück ansgcbant, da» ohne in seine eigenen Tiefen zn dringen, elegant über die leichte Decke der Oberfläche bahingleitet. Kleider machen Leute, und: eS ist manchmal auch Gold, waS nicht glänzt —, derlei nützliche Lehre könnte man au» dem Lnstspielchen lesen, wenn cs nicht viel ergötzlicher wäre, seiner Situationskomik, seinen guten Witzen und seiner geschickten Aufmachung zu folgen und sich an dem flotten Spiel der Darsteller zu erfreuen. Für Willy von Sendlich» ist der Geheimrat Schilt- ter so recht eine Noll«, seine Fähigkeit zu aristokratischer Bor- nehmheit und zu volksmäßiger Einfachheit gleichzeitig zu ent- falten. Er ha» für so wa» den spielenden Humor nnd den gut gespielten Ernst. Zudem bricht die Herzlichkeit im Verkehrs ton mit seinem Gegenspieler so natürlich durch, daß man auch seine schnelle Bereitschaft, dem junge» Manne seine Tochter. anszuhändigen, glaubhaft findet. ES steckt etwas vom lebens länglichen Kinde in diesem Manne, der über große Konzerne gebietet und gern einmal ans seiner Haut schlüpfen wollte. Daneben konnte sich Hans Jochen Kilburger als Dr. Scheinpflng sehr gut halten, weil er eine fröhliche Unbefan genheit und natürliche Glüctsbercitschast zur Schau trug. Tas gab einen frischen Zusammcnklang. AIS Diener des Geheim rates, der den noblen Mann spielen muß, fand sich Hannes Többclin mit parodistisch anschweltendem Protzcntnm in die ungewöhnliche Lage. Recht lieblich, reichlich verschämt ge riet Geheimrats Töchterlein der spiclgewandtc» Altrud Frese, und Tora Max hatte nicht nur den häufigen Vorwurf ihrer Dummheit als Hausdame zu tragen, sondern auch noch einen kleinen Schwips fröhlich durchznführen. Das Parkhotel, dem H a n S K ä m m e r l i n g eine üppige Halle und einen Garten in schwerer Schncepracht verschafft hat, der schon als malerisches Wintcrbilb Beisall fand, stellte in Mar: Jähnig einen formsicheren, zuletzt moralisch geknickten Hotcldircktor, in Rudolf Fleck einen immer gähnenden Hotelportter und tn den Damen Raede, Nauck und PotthauS sowie den Herren Schippcl, Langer, Ar ent» eine elegante Gesellschaft bei. Tora Grauer wirkte erotisch als dreist flirtende Dame. Willi nnd Wil- dersinn amüsierten in kleinen Rollen. Da» von Intendant Mar: Eckhardt so wirkungsvoll ausgemachte und aufge zogene Spiel ergab einen vollen Abenderfolg. vn. l-'ellx Limmorinann. Deutsch flSmtfcke Kulluetaoe ln K-ln Im Rahmen der Deutsch-Flämischen Kulturtage brachte die Kölner Oper, die schon seit langem rege Kultnr- bezichungen zur flämischen Over in Antwerpen pflegt, zwei zeitgenössische flämische Opern zur bentschcn llr- aussührung. August de BoeckS Oper „WtnternachtS- träum" gibt im Gewände eines Märchens, tn dem Prin zessin Sonnenstrahl vom Prinzen Morgenrot an» der Haft des Frostkönigs nnd der Here Nebelkräh befreit wird, eine Art FrühltngSseierspiel, bellen natnrmythischcr Charakter freilich durch eine spätromantisch-farbiae, illustrative Musik schillernd verbräm» wird. Fast im veristischen Sinn „lebens wahr" ist dagegen bi« einfache Begebenheit au- dem harten Dasein der Fischer, dl« Paul Gilson» knaps angelegte Oper „Geevolk" mit einer ost scharf und hrrv-llnear ge prägten, ost aber auch in ihrem kraftvollen Drängen noch nicht ganz auSgeklärlen musildramattschen AuSdruckSsprachc schildert. Interessant, daß In beiden Werken die Wagner- Tradition, im ersteren mehr ihr romantisch-illusionäres, im letzteren mehr ihr dramatisch-realistisches Element, spürbar wcitcrivirkt. Ausgezeichnet in der musikalischen Wiedergabe tLcitung: Günter Wandt wie in der Inszenierung lNegie: Erich Bormann; Bilder: Alf Btörnt die Leistung der Kölner Oper, die außerdem eine festliche „Meistersinger" Ausführung unter der Leiinng des Antwcrpncr OpcrndirettorS Hendrik Diels beistcnerte. Im Kölner Schauspielhaus war die „Koninkliske Nederlandsche Lchvuwburg" zn Gast, dir mit Aus führungen von Goethe» „Mitschuldigen" nnd Kleists „Zer- brochcnem Krug" <der hier im breiten melodiösen Vlaamsch gleichsam in seiner „Ursprache" dahcrkamt Proben ihres un gemein lebendigen, von Joris Diels disziplin- und ver antwortungsvoll geführten TheatcrspiclS bot. Auch von der bildenden Knust Flanderns, namentlich von der gehaltvollen flämischen LanbschaftSmalerei, empfing man mit der im Kölnischen Kunstvcrein veranstalteten, gegen über der vorigen Berliner Ausstellung strenger und charakter voller gesichteten AnSstclluug „Flämische Kunst der Gegenwart" eine anziehende unmittelbare Vorstellung. Die tiefen volklichcn, kulturellen nnd wirtschaftlichen Bindun gen zwischen dem flämischen nnd kölnischen Raum, deren Sichtbar- und Fruchtbarmachung die Kölner Kulturtage dien ten, wurden durch eine große AnSstcllnng im Haus der Rheinischen Heimat „Köln und der Nordwcstcn" lebhaft vcr- ansckaulicht; auch wurden sie in einer von Kölner nnd Genter Professoren bestrittenen Vorlesungsreihe an der Kölner Universität vor einem großen Forum deutscher und flämischer Studenten von den verschiedensten Themenstellungen aus belichtet. vr. VVoikgaug Stoineeko. -i- Zwei Konzerte von I. VH. Bach entdeck«. JohS. Wojcie chowski, Mitglied der Dresdner Philharmonie, hat in den Archiven der Staatsbibliothek Berlin zwei Fagott-Konzerte sin B-Dur und Es-Duri von Johann Christian Bach aus gefunden nnd der Oeffcntlichkeit zugänglich gemacht. Es handelt sich um wertvolle Werke, die größtes Interest« er wecken bürsten. Tie Veröffentlichung de» ES-Dur-Konzcrtes erfolgt demnächst. Seine Aussührung tn einer Dresdner Zwtngerserenade ist geplant. s Theater de- valked. Letzte dlnrechi»vorst«llung dieser Spiel- zelt am Mittwoch, dem 2. Ju!i, u» Uhr, „Liloia", Operette von Nico Tostal. s tzochschnlnachrichte«. Ter Dozent an der Nniverlltiu Rostock, Dr. Harrt Meter, wurde znm Protest»! der Romanischen Philo logie an der Universität Leipzig ernannt.
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