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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 17.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189205179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18920517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18920517
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-17
- Monat1892-05
- Jahr1892
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— Dresden. Zu dem Falle vr. Töpclmann dürfte Nachstehendes Wissenswerth sein. Der wegen eines schweren Verbrechens im Amte verhaftete Amts richter ist der Gatte einer Nichte des vor einer Reihe von Jahren von Frankenbcrg nach Dresden überge siedelten früheren Cigarrenfabrikanten Eduard Richter, dessen Testament er in betrügerischer Absicht gefälscht hat. Durch Fleiß, unermüdliches Streben und hohe Begabung hat cS N. nicht allein verstanden, sein eigene- Unternehmen in Frankenberg zu hoher Blüthe zu bringen, sondern auch die Stadt seines geschäft lichen Wirkens zu heben. I>r. Töpelmann hat, wie seststeht, das ursprüngliche Testament Richter s aus der Nachlaßabtheilung des Dresdner Amtsgerichts, woselbst er früher beschäftigt war, durch ei» gefälschtes, in welchem er sich, bez. seine nichtsahnende bcklagenS- werthe Frau besonders bedacht haben dürfte, ersetzt. Er baute zweifellos auf einen baldigen schlimmen AuSgang einer früheren Krankheit des erfreulicher weise wieder völlig gesundeten Erblassers, und es mußte ihm nun Alles daran liegen, das gefälschte Testament wieder in seine Hände zu bekommen. Die inzwischen erfolgte Versetzung des ungetreuen Amts richters in eine andere Abkheilung des Amtsgerichts führte zu der Entdeckung des schweren Verbrechens. — Dresden. Die soeben in der Sächs. Landes lotterie auf Nr. 74,33l herausgekommenen 300,000 Mark sind in einzelnen Zehnteln, Zwanzigsteln und Fünfzigsteln sämmtlich nach Dresden in Hände ge kommen, die ihrer geschäftlichen und sonstigen Lebens stellung nach die 2b,000 Mk. bis bOO Mk. herab recht gut brauchen können. Ein Geschäftsmann in der Wilsdruffer Vorstadt hat auch ein Zehntel ge wonnen und schickte vor lauter Freude seiner unbe mittelten Tante ein paar Flaschen Wein, die zwar dankbar angenommen, aber durch ein kleines Gegen präsent sofort erwiedert wurden, da die Tante in der Vereinigung „grüner Unter" auch von der Glücks nummer ein Theilchen gespielt und ca. bOO Mk. ge wonnen hatte. Bei ihrem benachbarten Zahnkünstler ließ sie sich sofort ein Paar Zähne cinsetzen, doch dieser konnte es billiger machen, denn er hatte . . . auch ein Zehntel der 300,000 bereits im Sacke. Biel Glück ist also hier im engen Kreise beisammen und Fortuna hat in Dresden diesmal Vieler Herzen gewonnen. Ein Zehntel von dem gezogenen 2. großen Hauptgewinn der Landeslotterie, der 300,000 Mk., haben zwölf Eisenbahn-Werkstältenarbeiter hier, lauter unbemittelte Leute, zusammengespielt. Ein anderes Zehntel -derselben Nummer soll wieder von verschie denen anderen Eisenbahnexpeditionsbediensteten hier gemeinschaftlich gespielt worden und eben auch in arme Kreise gekommen sein. — Leipzig, 12. Mai. Ein erschütterndes Er- cigniß, welches in die betreffenden Familienkreise un sägliches Wehe getragen, hat sich in diesen Tagen in unserer Stadt abgespielt. Ein junger talentvoller Mann, welcher die Oberprima einer hiesigen höheren Lehranstalt besuchte, hatte sich jüngst bei einer schrift lichen Arbeit dazu verleiten lassen, dieselbe nicht ganz selbstständig herzustellen, sondern zum Thcil abzu schreiben, und war, als man ihn dabei ertappte, zu einer Stunde Carcer verurtheilt worden. Anstatt nun diese verdiente Strafe ruhig und standhaft auf sich zu nehmen, setzte er sich in seinem übertriebenen Ehrgefühl den Vorfall so in den Kopf, daß er nach einer nahen Waldung ging und sich dort mit einem Revolver erschoß. — Vom Landgerichte in Plauen i. V. wurde am 10. ds. MtS. ein im 18. Lebensjahre stehender Fortbildungsschüler aus Haselbrunn bei Plauen wegen Nöthigung und Körperverletzung, verübt in der Schule zu Haselbrunn gegenüber seinem Lehrer Wünsche, zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt und sofort in's Gefängniß abgcführt. Derselbe hatte sich aus der Schule entfernen wollen, um einer ihm vom Lehrer auserlegten Schulstrafe zu entgehen. Um dies zu verhindern, stellte sich der Lehrer zwischen die Thür. Da faßte der Bursche den Lehrer vorn, zwischen Hals und Kragen durchgreifend, an und biß ihn in einen Finger der linken Hand, ihm dadurch eine schmerzhafte Wunde zufügend, so daß sich der Lehrer veranlaßt sah, bei Seite zu treten. — Die Handels- u. Gcwerbekammcr zu Plauen hat sich über die Frage der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe gutachtlich geäußert und nament lich den Verwaltungsbehörden gegenüber sich dahin ausgesprochen, daß u) die kaufmännische Sonntags arbeit nicht vor 7 Uhr Morgens begonnen und nicht über 2 Uhr Nachmittags ausgedehnt, die Festsetzung bez. Einschränkung der SonnlagSarbeit innerhalb dieser Zeitpunkte aber den Ermessen der Ortsbehörden überlassen werde; li) Ausnahmen von dieser allge meinen Arbeitszeit nach H 10b u der Gewerbeordnung für Back- und Fleischwaaren, sowie Blumen unbe dingt, für Obst- und Delikateßwaarcn, wie für HeizungSgeschäfte zulässig, für Cigarren unlässig sei. — Dem Polizeiwachtmeister Kästner in Werdau ist eS betreffs der in der letzten Zeit daselbst vorge- kommencn Brände gelungen, soviel Beweismomente zu ermitteln, daß dadurch dem jüngeren Sohne der kürzlich verhafteten Fischer (Mause-Fischer) in vier Fällen, und zwar handelt es sich um zwei in Werdau und zwei in Langcnhessen, die Brandlegung nachzuweisen ist. Außerdem hatte rc. Fischer für die Osterseicrtage schon wieder zwei neue Brände geplant, nämlich einen Fabrikbrand und einen Brand in einer ver ältesten Straßen der Stadt. Doch ist er daran jedenfalls durch die Aufmerksamkeit der Schutzmann schaft verhindert worden. Außerdem sinv in der Fischer'schen Diebstahlsangelegenheit immer noch neue Einbrüche ermittelt worden. — Netzschkau, 14. Mai. In der Nacht zum Sonnabend wurde '/,12 Uhr die Bewohnerschaft wieder durch Feuerlärm erschreckt. Es brannte das dem Tischlermeister Purfürst gebörige, in der Nähe dcS Marktes gelegene und von 4 Familien bewohnte Haus. DaS Hau« ist vollständig niedergebrannt. Die Entstehungsursache ist bis jetzt unbekannt. — Tannenberg. Ein schrecklicher Anblick bot sich am Freitag früh dar, als die Leichenfrau das den Eheleuten Carl Th. hier am 12. d. M. verstor bene 48 Wochen alte Kind besorgen wollte. In der vergangenen Nacht hatten Ratten das Gesicht dcS Kindes sammt einem Auge fast gänzlich abgefrcssen. — Sonntag, den 12. Juni soll vom bienen- wirthschaftlichen Bezirksverein, der die Orte Schönheide, Kirchberg, Hartenstein, Crimmitschau, Neuvörfel und Niederhaßlau umschließt, im Gasthof zu Niederhaß lau eine gemeinschaftliche Versamm lung abgehalten werden, in welcher durch Vortrage über apistische Erfahrungen rc. Aussprache berbeigc- sührt werden soll. Nach dem praktischen Theil ist ein gemüthlicheS Beisammensein geplant. Alle Bienen väter seien hiermit darauf aufmerksam gemacht. II. Ziehung 3. Klasse 121. Sgl. Zächs. Landes-Lotterie, gezogen am 13. Mai 1892. 300.000 Mark auf Nr. 74331. 3(1,(NM Mark auf Nr. 64033. 15,000 Mark auf Nr. 60014. 5000 Mark auf Nr. 18498 40696. 3000 Mark auf Nr. 246 1687 1655 8722 1201I I36I5 16586 20757 21442 36400 36259 40181 41009 41410 45651 46881 48963 52400 53648 55916 60714 62443 66586 67151 69873 71854 71255 72132 73801 81026 82360 88294 91123 94790 97753 98762. 1000 Mark auf Nr. 1621 2121 3020 4122 5958 6076 8872 8967 12777 15932 19917 20813 20355 25613 26337 27049 29458 32992 33730 33874 34954 36951 37071 38315 40780 40245 41903 41465 49926 49298 51856 51749 51956 53745 552II 56925 56268 56495 57948 57832 60298 62862 67156 67484 68987 69544 73206 74322 74662 75338 75330 75919 75944 85738 85444 87033 90959 91294 91721 91484 93987 93813 96910 99207 99369. 500 Mark auf Nr. 1825 2820 4239 4590 9262 I562I 15571 I70I0 23691 23762 28643 29819 32067 33792 34104 36043 37418 39774 40995 41659 42158 42328 43921 46153 49746 51652 52899 53206 56872 57066 59688 63575 66533 66126 68881 68135 69314 69448 73781 74252 75942 76927 7821I 79569 79276 79347 79913 84862 89310 93744 95379 96728 96940 97821. 300 Mark auf Nr. 462 759 1570 6147 7345 7891 8804 8785 8842 10072 II208 12477 13043 13761 14300 15411 15852 16269 16623 17380 I7I27 I8I29 18634 20635 20303 21118 23864 23170 23106 23505 24464 L49IO 24559 24171 26816 27095 27783 28193 28234 29135 30687 30034 31355 31463 33370 33544 33II5 35950 35963 35614 35784 35152 35874 37815 37662 37303 38318 39122 39778 44007 47727 48539 48135 48841 48625 50157 51237 51208 52306 54417 54222 56225 57197 58679 60798 60080 60547 60903 62220 64510 64966 65366 65862 67212 67880 68197 70207 70445 71521 71465 72655 72155 72983 72806 74028 74896 76241 76758 77500 79713 85898 85973 86739 87262 89874 89796 90077 90351 91400 92346 92135 93343 94845 95707 95485 95875 96211 97442 98883 98305. 12. Ziehung, gezogen am 14. Mai 1892. 40,000 Mark auf Nr. 51542. 30,000 Mark aus Nr. 3279. 15,000 Mark auf Nr. 40058 67636. 5000 Mark auf Nr. 54918. 3000 Mark auf Nr. 2298 3623 9252 9706 10733 II2I6 16097 18589 >9458 20332 21226 27059 28835 28183 29541 29125 30935 33703 35651 36208 39223 40402 41879 43755 46905 52954 54392 57838 58205 60328 61833 65103 68602 69958 72104 72424 78668 86954 94056 94708 95182 98466 98298 99132 99240. 1000 Mark auf Nr. 3349 8731 6002 8461 9336 II949 15057 16538 16390 17350 18791 20554 23142 24074 28833 31256 32355 36304 43124 44435 52634 52257 52142 58399 58797 59167 60799 61669 63791 64209 66122 67015 68998 68358 72332 73651 75864 77I8I 80467 81525 82909 82815 86600 87902 92320 94090 97339 99108, 500 Mark auf Nr. 4939 4928 6023 6713 8880 9173 10365 II183 13136 15234 16333 17822 19398 20186 22945 26782 29775 37074 40749 41148 41132 43038 46089 52336 56123 58569 59720 59029 60442 62140 62178 65115 66747 67516 70631 70544 71597 71170 72866 74366 787II 79643 81824 81805 82439 82836 84061 84397 85720 85486 87714 93364 95328 95049 96339 97862 99172. »00 Mark auf Nr. 532 373 2225 2141 3300 8608 9181 10610 10789 I18I0 II027 II233 14458 14881 14758 I6I5I 18579 18240 19970 19378 23417 23219 24467 24618 24639 27305 29390 29158 30749 31894 32954 32909 33509 34174 347II 34443 36338 38680 38019 39957 41350 417II 41552 41588 42879 43690 43054 43478 45136 45694 46451 47181 49939 49788 49505 53327 53758 54368 54638 58961 59798 59779 59785 61368 62642 62428 62893 65889 65214 67956 67462 69768 70039 70810 71149 72277 75921 76855 77084 77079 80825 80880 81903 82270 82282 85456 87725 87202 88881 88I6I 88327 89629 89206 89581 89202 89241 90675 91554 92118 95322 96277 97513 97751. Ans vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 150 Jahren, am 17. Mai 1742 fand die entscheidende Schlacht bei Chotusitz zwischen Friedrich II., König von Preußen, und dem österreichischen Heere Maria Theresias statt, das eben im Begriff stand, von Böhmen aus in Schlesien einzubrechen. Dieser entscheidende Sieg des jungen PreußenkönigS versetzt« die Kaiserin von Oesterreich in die Nothwcndigkeit, den Frieden zu BreSlau abzuschließen, durch welchen der erste schlesische Krieg beendet wurde. Es war jedoch bekanntlich dieser Krieg erst das Vorspiel zu den bald folgenden hartnäckigen Kämpfen um den Besitz Schlesiens. 18. Mai. Der 18. Mai dieses Jahres ist der 60. Geburtstag eine» Komponisten der Gegenwart, von dem cs eine Zeit lang den Anschein hatte, als ob er berufen sei, die höchsten Stufen der Kunst zu erklimmen. Wennschon Carl Goldmark dieses höchste Ziel nicht zu erreichen vermocht hat, so zeugen seine Kompo sitionen doch von großem Talent. Originalität, Form- und Jnstrumentationsgewandheit. Goldmari schrieb die Opern „Königin von Saba" und „Merlin", sowie Lieder, Kammer musikwerke und Ouvertüren, unter welchen letzteren die zu „Sakuntala" einen großen Erfolg errang, so daß die musika lische Welt auf den Componisten aufmerksam wurde. Der Nesselverehrrr. Humoristische Novellen« von H. Stöckl. (2. Fortsetzung.) „Nesseln pflegen aber in der Nähe sehr unange nehm zu werten." „Nur für den, der sie fürchtet", entgegnete Donner. „Mir macht eS einen Hauptspaß, eine Nessel mit so fester Hand anzugrcifen, daß ihr vor lauter Verwun derung das Brennen vergeht." „Für die Ehe ziehe ich denn doch die alles mit ihrem Duft erfüllenden Veilchen solch' unnützem Nessel kraute entschieden vor." „Unnützes Kraut! Merkwürdig! Hat der Mensch Jahre lang Botanik bei dem alten Thiemann getrieben und weiß nicht einmal, daß die Nesseln zu den nütz lichsten Pflanzen gehören!" „Ich warte auf Deine Belehrung", lachte Ehr- bardt, denn ich muß gestehen, daß mir augenblicklich der Nutzen dieser wichtigen Kulturpflanze nicht ganz gegenwärtig ist." „Hast Du unwissendes Menschenkind nie davon gehört, daß man aus Nesseln ätherische Oele preßt?" „Dürsten aber für meinen Geschmack doch etwas zu scharf sein." „Habe ich gesagt, daß Du sie trinken sollst? Aber weiter, hast Du nie Brennnesselgemüse gegessen?" „Bei meiner armen Seele, nein!" „Aber ich! Gehe nach «achsen, da wirst Du noch anderes Essen lernen. Freilich wird es Dir da bei manchmal gehen wie dem Bauernburschen, der zum ersten Male Meerrettig aß und in seiner Angst schrie: Grüßet Vater und Mutter, ich muß sterben! Im Ganzen aber kannst Du Gott danken, wenn Du nie Schlechteres bekommst al« Suppe, Salat und Gemüse von Brennnesseln." „Nun, das weiß ich, wenn ich die Wahl zwischen Nesselsalat und Nesselgemüse hätte, würde ich Spargel verziehen." „Lästere nicht! Und sorgt die Nessel nicht ebenso liebreich für unfern auswendigen Menschen wie für den inwendigen?" „Lederstrumpf, Du fängst an, mysteriös zu werden." „Merkwürdig! Erkläre mir einmal, was das Wort Nesseltuch bedeuten soll, wenn es nicht das feinste und doch festeste Gewebe bezeichnet, das die so viel verkannte Nessel liefert. Hast Du ganz das Märchen von den sieben Raben vergessen? Sieben Hemden wob Elisa aus Nesseln und warf sie über ihre Schwa nenbrüder." „Richtig!" „AuS Nesseln bereitete sich auch Robinson Flachs und Stricke." „Halt, davon ist mir nicht« bekannt." „Nicht? Nun, wenn er zu dumm dazu war, isl'S sein eigener Schade gewesen. Weiter!" „Nein, halt ein, ich erkläre mich für überwunden, und al« Beweis, daß meine Bekehrung aufrichtig ist, will ich Dir sogar noch einen Nutzen der Nessel nennen: sie ist das beste Futter für junge Gänse!" entgegnete Ehrhardt. „Du sagst das so spottend! Ist Dir ein guter Gänsebraten vielleicht zu prosaisch? Freilich, einem so poetischen Menschen, wie Du bist, sollte seine Frau nichts anderes vorfetzen als gebackene Hollunverblüthen und Pfirsichblättermilch. UebrigenS ist es von Dir als Beilchenverehrer höchst undankbar, die Nesseln zu schmähen." „Wieso?" „Weil Veilchen nirgends häufiger als im Schutze von Nesseln blühen." „So? Dann verspreche ich Dir, in Zukunft mit mehr Achtung von den Nesseln sprechen zu wollen. Jetzt aber, Lederstrumpf, laß un« berathcn, wo wir den Abend zubringen können." „Merkwürdig! Wo anders als auf dem Masken ball im Gürzenich?" * * * WaS für ein buntes lustiges Leben wogte auf und ab in den großen Sälen des Gürzenich! Mas ken von allen Arten, reiche und einfache, elegante und wildverwegene, scherzten, lachten und intriguirten in übermüthigster Laune mit einander. Heute hatte Nie mand Lust, exklusiv zu sein, und selbst die prüdeste alte Jungfer wagte nicht, die Nase zu rümpfen in Gegenwart Prinz Karnevals, der lustig seine Kappe schwang, so daß die Schellen daran lustig erklangen. Mit leichter Hand verwischte er alle StandeSunter- schiede, schob lachend die strengen Gesetze der Gesell- fchaft beiseite, klopfte der alten steifen, strengen Dame „Etikette" so ungenirt auf die Schultern, daß sie, er- fchrocken zusammenknickend, eiligst den Saal verließ, und blickte herausfordernd mit seinen schelmischen Augen umher, bi« endlich auch der ärgste Stockphilister einsah, daß toll und närrisch zu sein, heute Pflicht, Recht und Verdienst eine« jeden Einzelnen sei. Da
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