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Dresdner Nachrichten : 29.10.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-194210298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19421029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19421029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1942
- Monat1942-10
- Tag1942-10-29
- Monat1942-10
- Jahr1942
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- Dresdner Nachrichten : 29.10.1942
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Donnerstag. 29. Oktober 1942 — vrerdytzt Nachrichten — Nr, 299 Sette 2 Ansnsssfortschritte lm WestkoukosuS m- am Tmk I Im 7?.5 . 7. ' Neuschnee gröbere Kampfhandlungen. ! Unsere Gebirgsjäger halten die besetzten Pässe und stehen in ununterbrochener Gefechts- beriihrung mit kleinen feindlichen Abteilungen. Verbände der Luftwaffe griffen mit guter Wirkung in diese Kämpfe ein. Südlich der Stadt wies Infanterie in schweren Kämpfen wiederholt Entlastungsangriffe der Sowjet» ab. Auf Bahnstrecken und im Kaspischen Meer erlitt der Feind durch die deutschen Luftangriffe hohe Verluste. Elf Transport- »tiae wurden vernichtet, drei Handelsschiffe mit zusammen MM BNT versenkt. Ein Tanker, ein HaudelSschiss und zwei Bewacher wurden in Brand geworfen bzw. beschädigt. An der Donsront warfen rumänische Truppen, von ihre» eigenen Kampsflugzeugen gut unter stützt. den Feind in die Donntederung zurück. Die schweren, aber erfolgreichen Abwehr» kämpfe in der El»Alametn»Stellung dauern an. Insbesondere im nördlichen Ab schnitt führten die beiderseitigen Angriffe und Gegenangriffe zu erbittertem Ringen der An- fantcrte- und Panzerverbände, wobei eine be sonders stark umkämpfte wichtige Höhe zuletzt in eigener Hand blieb. Der Feind verlor dabet abermals 68Panzerkam pfwagen. An heftigen Luftkämpfen brachten deutsche und italienische Aagdflieger 21brittscheFlug- zeuge zum Absturz, eines wurde von der Flakartillerie abgeschossen. Bet Einflügen über der westfranzöstschen Küste wurden gestern drei britische Flugzeuge in Luftkämpfen abgeschossen. Am Abend des 27. Oktober flogen einige leichte Bomber unter Ausnutzung des stark diesigen Wetters in norddeutsches Küstengebiet ein und verursachten einige Verluste unter der Bevölkerung. Am übrigen entstanden nur geringe Gebäude» und Sachschäden. . Der Sender London gab in oer vergangenen Nacht bekannt, daß die Deutschen durch Ver» mtttlung beS Roten Kreuzes den Vorschlag für einen viertägigen Waffenstillstand in Stalin grad gemacht hätten, die Verhandlungen seien jedoch gescheitert. DaS Oberkommando der Wehrmacht erklärt dazu, daß diese Behauptung eine der üblichen Lügen der britischen Regie rung ist, mit der sie den unaufhaltsamen Zu» sammenbruch der Verteidigung von Stalingrad zu verschleiern sucht. fsatte RSmpfe an der kl-Momeln-Zront Rom, 2«. Oktober. Der italienische Wehr» machtvericht vom Mittwoch hat folgenden Wort laut: Angriffe und Gegenangriffe der beider seitigen Panzer- und Jnfanterieverbände folg» ten besonders im Norbabschnitt der ägypti sch e n H r o n t aufeinander. Eine wichtige, mit besonderer Erbitterung umkämpfte Stellung blieb nach hartem Kampf in unserer Hand. Der Feind verlor am 27. Oktober 68 Panzer, die zerstört oder erbeutet wurden. An heftigen Luftkämpsen wurden über dem Schlachtfeld el britische Flugzeuge von italienischen, zehn von deutschen Jägern abgeschossen. Ein weiteres FluazeugwurdevomFeuer derJlakbatterien ge- trossen und stürzte ab. Fünf unserer Flugzeuge sind von den Kampfhandlungen nicht zurück gekehrt. ' Schweres Unwetter über Senua ^u-konck«<ii«nit ck«e lVacd»'cdt«n Rom, 28. Oktober. Ein schwerer Gewitter sturm mit wolkenbruchartigem Regen hat we nige Tage nach dem britischen Luftangriff Genua hetmgesucht. Der Regen löste in den Vororten mehrere Erdrutsche aus. Schritt für Schütt im ftstungsarttgen Gelände vorwärts Berlin. 28. Oktober. Die schweren vor etwa I Im Zentralkaukasus verhindert tiefer 14 Tagen begonnenen Kämpfe südostwärts Noworossijsk haben nach den beim OKW! vorliegenden Meldungen am 27. Oktober zum erwarteten E r f o l g geführt. Der schmale nach Südosten geöffnete Meereseinschnitt, an dessen Ende Noworossijsk liegt, wird beherrscht durch Höhen, in denen sich die Bolschewisten hinter Panzergräben, Minenselbern und Bunkerstel lungen zäh verteidigten. Der ganze Gebirgs zug mit seinem Steilabfall zum Meer und der schmale Uferstreifen mit seinen Straßen und Fabriken gehörte zu dem südöstlichen Festungs gürtel von Noworossijsk und war deshalb schwer befestigt. Die an der Küste vordrin genden deutschen Truppen kämpften sich schritt weise gegen die in Beton Häusern ver schanzten Bolschewisten und an die Höhen heran. Gleichzeitig setzten unsere Jäger von Norden her ihre Angriffe sort, bis die Verbindung der deutschen Kampfgruppe herge stellt war. Damit fiel nach Abwehr einiger Gegenstöße derganzedasStadtgelände undseinesüdöstltchenAuSgängebe- herrschende Höhrnzug in unsere Hand. Bet der AngrifsSgrnppe Tuapse versuch- ten die Bolschewisten durch starke Gegen angriffe mit Reserven und neu herangeführ ten Kräften die Vorstöße unserer Truppen aufzuhalten. Trotzdem setzten sich unsere Jäger weiter erfolgreich durch. Die jetzigen Kämpf« gehen um Bergketten, deren Täler in Richtung aus Tuapse immer breiter werden. Unsere Stoßtruppen erkämpften sich einig« Bergsättel und schwenkten dann flankierend ein. Durch dies« Bewegungen bildeten sich Ringe nm ein zelne Bergmasstve. Der erste dieser Kessel wurde jetzt in zweitägigen harten Kämpfen nach Abwehr starker SursbrnchS- und Ent- setzungSangriffe auSgeräumt. Hierbei stürmten unsere Jäger 166 bolschewistische Kampf anlagen, vernichteten die eingeschlossenen feindlichen Kräfte und zerstörten zahlreiche Waffen beS Feindes. Daneben hat sich ein zweiter Kessel gebildet, der zur Zeit durch Angriffe von allen Seiten weiter ver engt wird. A«S dem Führerhauptquartier, 28. Oktober. DaS Oberkommando der Wehrmacht gibt be kannt: Südostwärts Noworossijsk Haven deutsche Truppen nach taaelangen schweren Kämpfen einen beherrschenden Hvhenzug ge nommen. Im Kampfgebiet östlich Tuapse wurde eine durch zahlreiche Kampfanlagen ver stärkte und hartnäckig verteidigte Bergstellung erstürmt und alle Gegenangriffe des Feindes blutig abgewiesen. Im gleichen Kampfraum be- kämpfte die Luftwaffe die Stellungen de» Feindes sowie Stadt- und Hafengebiet von Tuapse. Ein Handelsschiff von 6006 BRT wurde durch Bombentreffer beschädigt. Westlich beS Terek schritt der eigene Angriff auch gestern gut vorwärts und führte zur Einschließung feindlicher Kräfte. In Stalingrad stieß der deutsche An griff östlich der Brotfabrik bis zur Wolga durch und brachte damit ein größeres vom Feinde stark besetztes Häusergebtet zu Fall. Neuer lapanlscher 0derdefel>lshoder fürvorneo /tuikanckictisnir ck«r lVacdricdtsk» Tokio, 28. Oktober. General Masataka Aomawakt wurde zum Oberbefehlshaber der in Borneo stationierten japanischen Trup pen ernannt. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, baß der bisherige Oberbefehlshaber in Borneo, Generalleutnant Maeda, am S. September einem Flugzeugunglück in der Nähe von Sarawak zum Opfer fiel. Die japanischen Streitkräfte auf Guadal- canar fetzen ihre erfolgreichen Operationen nach der siegreichen Beendigung der „See- fchlacht im Südpazifik" fort. ES gelang ihnen am 27. Oktober nach starker Artillerie vorbereitung die amerikanischen Stellungen am Sttdrand des Flugplatzes „Henderson Field" zu durchbrechen. Di« Amerikaner er litten bet diese» Kämpfen besonders schwere Verluste. In Luftkämpfen über Guadal- canar und den umliegenden Seegebteten wur den 21 amerikanische Flugzeuge abgeschossen, vier wettere amerikanische Flugzeuge vom Tuv „Fliegende Festung" wurden am Boden zerstört. „keldenjolen" der vritenflieger /kuAkanckickten«« ck«e Ve««kn«e lVacdricdt«» Mailand, 28. Oktober. Bet dem englischen Luftangriff auf Mailand wurden nach Mel dungen von „Popolo b'Jtalia" drei Kranken häuser, mehrere Kirchen, fünf Schulen sowie auch verschiedene Universitätsinstitute und der grobe Friedhof von Bomben getroffen. Bet der letzten Bombardierung von Genua trafen die englischen Flieger nicht weniger als 18 Kirchen sowie den Bischofssitz. Am schwersten getroffen wurde die Kirche Ganta Annunctata, die zum größten Teil zerstört wurde. körben», da» Land zu elektrifizieren, neue Werk« für die Kunstgummi- und die Kunst seidenerzeugung aus heimischen Faserstoffen aufzubauen, die Wersttnbustrie und auch -je Maschtnenindnftrte weiter zu entwickeln. Auf dieser staatlich gelenkten Ordnung beS indu striellen Komplexes bei Wahrung be» Privat eigentums und der privaten Initiative beruht zu einem wesentlichen Teil der gesamtwlrtschaft- nch« Aufschwung Italiens. Auch über diesem Sektor aber steht die Forde- runa des Faschismus, baß die gesamte Wirt schaft der staatlichen Lenkung untertan sei und allein dem hoben Ziel zu dienen hat, dem Volk und der Größe des faschistischen Italiens zu dienen. vr. k. Ci. auf, die KriegSernährungSwtrtschaft mit der Rationierung und kontrollierten Preisen ein- »»«führen und darüber hinaus für den groben Verbündeten im Norde«« alle die Liefe rungen an Südfrüchten und Gemüsen, an Wein und Konserven, an tiefgekühlte» Früchten und Zitronen durchzusühren, die im gegen seitigen deutsch-italienischen Austausch über -en Brenner laufen. Dem Ziel, die nationale Arbeit zur höchsten Ergiebigkeit zu steigern und mit oer Zahl und Qualität ihrer Erzeugnisse vom Ausland unabhängig zu machen, dient nicht zuletzt auch, das Eingreifen des faschistischen Staate» in die italienische Wirtschaft. Auch hier ist der Staat darauf auSgegaugen, die Plattform zu schaffen, die notwendig war, um «ine von AuSlandöbinbungen unabhängige Politik zu betreiben. Di« vom Faschismus proklamierte oberste LenkungSge»valt des Staates hat hier darauf abgezielt, die industriellen Kräfte nach einem vorgestcckten Plan möglichst rasch zu kräftigen. Deshalb hat derStaat mit seiner OrbnungS- und Führ «tngSge walt stets bet wichtigen Ent scheidungen vor den 22 Korporationen rangiert, die als Vertreter der Unternehmer einerseits und der Angestellten- und Arbeiter- schast anderseits zu Mitarbeitern im Wirt- schastSbereich bestellt worden sind. DaS interministerielle Auta r k i e k om i t e e, da» die groben wirtschaftspolitischen Entschei dungen fällt, ist unter dem Vorsitz Mussolinis der BefehlSturm geworden, von wo aus der Industriell« Aufbau Italiens nicht zuletzt auch unter dem Gesichtspunkt der Kriegswirtschaft durchgeführt werden konnte. Eine grobe Äus- fangorgantsatton, die „lotituto »icostiu- riono lnckustrials" illll), war bereits im Jahre 1V88 begründet worden, um auf der «inen Seit« das Netz zu zerstören, das bisher die Großbanken mit dem Geldkapital um die Industrie gesponnen hatten, und um auf der anderen Gelte alle di« Unternehmungen aufz». sangen, die aus dem Besitz der drei Großbanken in reinen Prtvatbesitz oder auch in Gtaatsbesttz übergeleitet werbe» sollten. Mit um so arößrre« Nachdruck konnte Mussolini am 28. März 1288 al» sei» Ziel ver künden, die Großindustrie für den Staat dienstbar zu machen. Am Kamps um diese» Ziel hat di« IUI mit ihren Holding-Gesell- Aasten in ihrer Eigenschaft al« staatlich« Jndustrteftnanzirruna- und Kontrollgesellschast eine große Rolle gespielt. Mit Hilfe ihrer Be- teiligungSantetle hat der italienische Staat die Möglichkeit erhalten, die Großindustrie nach kriegSwirtschastlichen Gesichtspunkten auSzu- baueu, die einheimische Eisenerzeugung zu Ideodor Zritsch wäre nun Neunzig Im Jahre 1862, lange vor Errichtung de» BtSmarckschen Reiche», am 28. Oktober geboren, gestorben aber am 8. September 1888, also schon im Zeitalter des Stege» Adolf Hit- er», dem auch er ein Wegbereiter war, ist t» iesen Zahlen nicht et» Si««btlb beschlossen? Neunzig Jahre wäre er nun alt. Und wa» würde er staunen über die weitgehende Er- ttllung seiner Wünsche, Hoffnungen und Prophezeiungen, er, Theodor Fritsch au» Wiesena bet Delitzsch:, Bauernsohn, Hochschüler, Mühlenbauer. Dann aber Vorkämpfer ür die Ueberwindung de» Au-en- nmS in Deutschland und in der Welt. Scho«» lange stand er als leidenschaft licher Vegberttter in der antisemttischrn Be wegung, arbeitete vor allem mit der Feber a» der Durchsetzung seiner Ziele. Dann aber grün dete er — 1662 — den „Hammer" und damit ein Organ, das im Vordergrund der Bekämp fung des Judentum» diente, aber auch alle völkischen Fragen seiner Tage anschnitt. WaS wollte Fritschs Er hat es einmal so formu liert: .... „Die heutige Macht des Judentums dünkt vielen unüberwindlich. Kaiser, König« und Päpste beugen sich vor ihr. Es mag ver meßen erscheinen, wenn ein einfacher bürger licher Mann gegen diese gewaltigste Weltmacht ich aufzulehnen wagt. Dennoch hege ich die stille Gewißheit, baß diese gigantische Macht n absehbarer Zeit »usammenhrechrn wird — an ihrer inner»« Unwahrheit und an thren Verbrechen ..." Aber das war eS nicht allein für ihn, nicht nur Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern der barte Kampf gegen alles jüdische Wesen und sollte es sich selbst al» Religion tarnen: AuS Mangel an Tapferkeit geht der Hebräer sei nen Zielen nicht offen und ehrlich nach, son dern verkappt sich hinter Trug und feige List. Seine Kunst und Stärke ist die Heuchelet... Auf Grund verbrechertscher Lehren und Ge- hetmsatzungen sind die Hebräer zu einer mtl- ltonenköpftgen Betrügergenostenschaft organi siert,' und so mußte eS ihnen ein leichte» sein, die Gesellschaft der Ehrlichen zu überlisten und auSzuplünbern. Wir reden hier also nicht von einer ReligtonSgemetnbe, sondern von einer verbrecherischen Verschwörung, einem Raste- bund, der durch Blut und heimliche Schwüre Unverbrüchlichkeit verkettet ist und die Reli gion nur al» Deckmantel benutzt. Heute, in den Tagen Adolf Hitler», hat anch daS Programm, von Theodor Fritsch sich er füllt. Sin Größerer und Stärkerer hat au»- geführt, wa» der Helfer im großen Streit er- sehnte. Aber immer noch arbeiten wir mit den Werkzeugen, die Theodor Fritsch un» reichte. Go dient uns noch heute sein „Hand buch der Judenfrage" als Nachschlagewerk. Neues in kürze Glückwünsche des Führers znm türkische« Rationaltag. Der Führer hat dem Präsidenten der türktsiben Republik anläßlich des türkischen NationaltageS drahtlich seine Glückwünsche übermittelt. Dr. Ley ReichSwohnnngSkommistar. Zur Herbeiführung einer einheitlichen Leitung des gesamten Wohnungsbaues hat der Führer be stimmt, daß alle Zuständigkeiten aus dem. Ge biet des Wohnungs- und GtedlungSwesenS auf ReichSkommiffar Dr. Ley übergehen. Er führt die Bezeichnung „ReichSwohnungS- kommissar". Neuer japanischer Botschafter für Rom. Shinrokuro Hibaka, der derzeitige Gesandte in Nanking, wurde zum neuen Botschafter i« Rom ernannt. Jetzt auch «och die Rilpserdpettsche. Um gegen die Aufständischen in Indien noch ener gischer vorgehen zu können, ist die britische Polizei in Neudelht mit einer besonderen Art von Nilpferbpeitsche ausgerüstet worben. > > —> ««»« v-«»ilch,II«I-U-, »nd Dr V» >.i> S «-»«t««- Dre-den Druck und «"lau: L N«1ch«rtzi, Dresdtn « 1. «nrlrnftraz« «/«. «ul «I^P°ML«ck,on„ NuekürricN vidotea. («Z. voroutuun«) vielleicht würbe er sich ein paar Monate tat- sächlich um sie grämen und seinen Schmer zärtlich pflegen, der ihm ein neues Werk schen ken könnte. Dichter brauchten ja bi« genialen Uebersteigerungen ihrer Gefühle: sie waren in Liebe, Glück, Haß und Trauer doch immer die Schauspieler ihrer selbstgeschaffencn Träume. Gi« dichteten nicht nur Dinge und Menschen, sie dichteten auch sich selbst. Da» war der große Zauber ihrer Persönlichkeit, der allen denen teuer zu stehen kommen konnte, die diesen ungewollten Uebertreibungen glaubten oder verfielen. ES war längst Nachmittag geworden, als der Fernsprecher in Annettes Zimmer schrill kautet«. Regine hastete an den Apparat. Kommistar Lüttjen meldete sich und bat die beiden Damen um ihren sofortigen Besuch. Bet ihrem Eintreten in da» Dtenstztmmer erhob sich «in großer, schlanker Herr. ES war Mauritius, der auch hier seine gewandte» Manieren keinen Augenblick vergaß. Annett« versuchte, nach kurzem Gruß über ihn fortzusehen. Regine ging al-bald auf Lüttjen zu. „Nun?" fragte sie ohne Atem. „Misten Sie mehr, Herr Kommistar?" — „Leider nein, Fräulein Brant", antwortete Lüttjen bedrückt. „Ich habe Herrn Mauritius hiertzerbringen lassen, ehe er das Flugzeug nach Rotterdam besteigen konnte. Aber e, scheint tatsächlich nicht» zu wissen." „Da» glaube ich nicht!" rief Regine tempera- mentvoll. „In seinem Hotel hat Hepr Mauritius «ine Reise nach Part» angegebenl Weshalb »te Tarnung?" ,Hch kann Ihr« Aufregung verstehen, Fräu lein", erwiderte Mauritius nicht ohne Ver bindlichkeit, „bitte St« aber, Ihren Verdacht fallen zu lasten. Ich betonte schon einmal an dieser Stell«, daß ich «» vorzieh«, metne An- Gelegenheiten so zu arrangieren, -aß ich nie ¬ mals mit der Polizei «ine» Lande» in Konflikt gerate. Allerdings wollte ich vor Fräulein Leuffen meine Spur verwischen und habe des halb unter der Vorspiegelung einer Abreise daS Hotel gewechselt. DaS ist alleSI" Kommistar Lüttjen mischte sich ein: „Herr Mauritius kann über jede Stunde ein genaue» Alibi Nachweisen. Sein Paß ist in Ordnung. Seine Handlungsweise mag zwar menschlich verwerflich erscheinen, gerichtlich ober polizei lich aber ist st« nicht strafbar. Ich habe keine Möglichkeit, ihn noch lange hier festzuhalten." „Ich bin mindestens ebenso traurig wie Sie, meine Gnädigstes versicherte Mauritius. »Herr Doktor Grothe ist mir sehr zur Unzeit entwischt. Vielleicht wäre e» mir gestern früh, al» ich ibn persönlich aussuchte, doch noch gelungen, ihn zur Annahme de» Angebot» be» Herr» van der Straaten zu überreden,' jetzt fürcht« ich fast, daß da noch «in dritter un- noch skrupel loserer Spieler — vielleicht eine Konkurrenz der Leufsen-AG — am Werke gewesen ist. Wie Ich von seiner Wirtin hörte, soll er tag» -«vor eine sehr lange und aufgeregt« Unterredung gehabt haben. Haben Sie sich schon mit -ttsem letzten ominösen Besuch befaßt?" Kommistar Lüttjen sah sein« Protokollbogen nach, „Frau Paetzold hat auSaesagt, «» sei «in Herr au» München bet ihm gewest». An scheinend aber ein Bekanntet von Ahnen, Fräulein Brant?" Er sah fragend auf Reaine^-le überrascht aussprang. Sie sah Professor Reinhardt» Ge sicht vor sich, al» er ihr in Grinzing gegenüber- gestanden und so eindringlich nach Hendrik ge fragt hatte. Anscheinen- war er dann -och -ei ihm gewesen? Eine unsichere Hoffnung regte sich in ihr. ,Jch glaube -lese« Herrn au» München zu kennen", sagte Ne rasch. „Natür lich hat da» mit dem verschwinden meine» Verlobten nicht» zu tun: möglich aber, -aß er mir einen Anhaltspunkt geben kau«. Btrlletcht hat Doktor Grothe mit ihm von irgendeinem Vorhaben gesprochen. Ma» müßt« ihn wenig- sten» fragen. Darf ich den Dtenstapparat be- nutzen, Herr Kommistar?" Lüttjen, der die innere Erregtheit be» Mädchen» spürt« und ihr gern Velsen wollt«, so rasch e» die Hilfsmittel erlaubten, meldete ein Blitzgespräch nach München an." Regine zittert« heftig. Der Hörer schlug leicht in ihrer Hand hin und her, obwohl sie sich vor den fremden Augen krampfhaft zur Ruhe zwingen wollte. Als sie die tiefe und sehr warme Stimme Reinhardts am anderen Ende der Leituna ver nahm, wurde sie ruhiger; diese Stimme hatte schon manche bewußte und unbewußte Angst in ihr gebändigt. Sie erläuterte rasch und klar, in welch furchtbarer Gorge sie schwebte, un setzte hinzu, daß der Professor die Kürze ver zeihen möge, da sie den Apparat der Berliner Krimtnalinspektion benutz«. Sie habe erfahren, daß er der letzte Besucher Hendriks gewesen sei. Ob er wisse, wa» Hendrik für die nächsten Tage geplant habe? Die Marter der Angst klang au» jedem ihrer Worte, au» jeder Gilbe ... Reinhardt trium- phtert«: Er hatte also doch recht behalten! Der Schnitt in das Lebendige war die Rettung ge wesen! .Zawohl, Regln«", e» klang beinahe strahlend über -te lange Entfernung, „jetzt kann ich Sie erlösen! Doktor Grothe ver schwand nämlich auf meinen Rat so spurlos — verschwand, um Sie au» Ihrem gefährlichen Traum aufzuwecken. Offenbar ist da» gelunaeck," .Herr Professor! —" Ein solcher Jubel brach au» der Frau, daß bi« drei Zuhörer den Kopf wandten. .Herr Professor — sagen Sie schnell: Wo ist er?^ „Sie werden e» nicht leicht haben, zu ihm zu kommen, Regine! Er macht tatsächlich seinen letzte» Probeflug über dem Meer und wohnt bei «einem alten Freunt, -em Fische, Peter Cornel», auf der Hallig Hooge. Ueber Husum müsse« Sie fahren! Ich glaube sehr, baß er Si, »taucht. Ueber Hu—sum! Haben Sie ver- standen? Dann ist «» gut! Segeln Sie mit Glück. Regine!" lW damit war die Verbindung gelöst. „Also —", sagte Kommissar Lüttjen und macht« -esriebtgt einen Vermerk in den Pro- tokollen, „dann hätten wir ibn ja gefunden!" „Also —", sagte auch Maurittu» und lächelte noch einmal Annett« zu, ,,wa» habe ich gesagt? ES ist mein Glück ober mein Unglück, daß ich immer überschätzt werde!" Die Sonne zog sich noch die blauen Schleier -er Herbstfrühe vor da» lächelnde Gesicht; der Morgen war kühl und wundervoll. Eine tiese Stille lag über dem Grünewald. Nur da» leise Schnauben der beiden Pferde und ein ver einzelter Bogelruf gaben den Laut de» Lebendigen. Die beiden Frauen sprachen nicht. Juliane empfand e» al» tiefste» Glück, durch diesen einfachen heimatlichen Wald reiten zu können, der da» Gold der Laubblätter mit prunkendem Stolz gegen da» Gchwarzgrün der Kiefern hob. Erst, al» sie eben in NtkolSkoe vor einem Glase heißer Milch faßen, fing Annette zu sprechen an. „Du bist so in Gedanken, Mutter?" Sie stretchelte liebevoll die schöne, schlanke, ringlose Hand. ,Hch habe Vater alle» gesagt. Er hat nicht» dagegen, daß wir täglich zu sammen sind." , „Aber er hat auch nicht» dafür. Da» ist schlimm! Wer nicht für mich ist, ist gegen mich." — „Verlangst du nicht etwa» viel?" „Möglich", entgegnete Juliane nicht ohne Leidenschaft, ^llle Menschen, die lieben, ver langen viel! Aber e» ist besser, zu verzichten, al» sich zu bescheiden." „Männer können sehr schwer vergessen, wenn man ihnen Kränkende» antut", sagte Annette leise und altklug und sah auf da» blaue Wasser der Havel. Ihre Gedanken gingen zurück zu jenem Abend, an dem ihr die Sterne hier so nah erschienen waren, al» müßten sie wie die Gterntaler de» Märchen» ihr unmittelbar in den Schoß fallen. An diesem Abend hatte sie ihr eigentliches Glück wohl für immer verscherzt. E» drängte sie, mit ihrer Mutter von Enno zu sprechen; aber sie konnte eine zage Scheu nicht ganz überwinden. Juliane beantwortete ihre letzte Frager „Gewiß. Männer verzeihen schwer — obwohl sie selbst oft Verzeihung «ollen und brauchen. Sie vergessen manchmal sehr rasch, daß sie dem Irrtum ost noch schneller anhrtmsallen al» wir Frauen. Und Irrtum ist da» schlimmste Uebel, da» «» gibt: e» ist schlimmer al» Schuld. Ein einziger Fehler bringt die ganz« Rechnung be» Leben» unentwirHar durcheinander, un» da» versagen einer Minute entscheidet oft übe« Jahrzehnte." tFortsetzung folgt)
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