Dresdner neueste Nachrichten : 28.02.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
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- Parlamentsperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1940
- Monat1940-02
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- Dresdner neueste Nachrichten : 28.02.1940
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48. Jahrgang Mittwoch, 28. Februar 1940 Ar. 50 * Dresdner Neueste Nachrichten Del freier Zustellung tn« Hau« einschl.Trä-estohn m<naff. 2.—RM. ,» , ltlniekgenprels«! Smnbprek«! LkelspaNlg« mm.Zeff« lm klnielgenlell 11 Tipf., 2.-RM. (einschließlich TI,» Tips. Postgebühren) hierzu 3S Tips. Sestellgeld. OHH4» HHckHSH ^OH»HHHßUß*4«p Stellengesuch« und privat« Fomilienan,eigen S Tips., die ISmm drei«, mm-Zeil« im ^men»il.1.-RM.Kreu,banhse-tnlN,:2nlanh7rTi,f.,«u«Iand1.-TiM.w»ch,nil. »UGVV HHGGV TT-'-5Z?>GG»4GG^ß Lertteil I.WTWt. Nachlaß nach Malstaffel I »der Mengengaffel y. »riesgebühe ainielprei«! außerhalb B'oß.Orrsden« „ R,s. In Sroß-Vresden ll> Rps. sür Zifferanzeigen K> Tips. auslchl. pari». Zur Zeil Ist Slnzeigenareialiste 7Ir. 4 gültig. 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Tas Labour-Blatt behauptet, eS gäbe zwischen Te n t s ch l a n d, S o w j e t r n tz l a n d und Italien keinen Unterschied, diese drei Nationen stellten eine Ge- fahr snr den Frieden dar, und wenn die Westmächte Iienlc gegen eine dieser Autokratien kämpften, müsse ihr wahres FriedenSzicl darin bestehen, sie alle drei zu erschüttern. Dies sei eine nene kriegerische Knnd- gebling des sogenannten „Pazifismus" einer britischen Porten schreibt, Givrnale d'Jtalia" Nicht zufrieden mit einem Krieg, der bereits schwer und voller Unbekannten sei. bemühe sie sich, eine Ausbreitung des euro päischen Konflikts herbeizusiihren und erdreiste sich, Italien den Krieg anzudrohen. Diese Kundgebun gen erschienen um so interessanter, als sie trotz der Strenge der englischen Zensur frei erscheinen dürsten. Man könne ihnen mit wenigen, aber klaren Worten entgegnen: „Die italienische Nation nimmt davon Kenntnis, das, es bei den grotzcu imperialen Demokratien Männerund greise gib«, die aus ihren Untergang sinnen. Italien regt sich nicht aus, sondern zieht daraus die entsprcchcn- tcn Schlutzsolgcrnngen. Wenn man Italien, Deutsch, land und Rntzland ungeachtet der grundsählichcn Unter schiede aus die gleiche Anklagebank setzen und die drei Rationen und ihre verschiedenen Regime wirklich in einen Tops werfen will, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Angegriffenen sich dann aus eine derartige Beleidigung hin zu ihrer Verteidigung zn» sammenfindcn. Man must also dem .Daily Herold' und seinen zahl reichen Freunden klar zu verstehen geben, das, Drohun gen dieser Art zwangsläufig nur zu einer natürlichen Reaktion führen müssen, zur Verstärkung be reits bestehcnder, gemeinsamer Abwehr- ma tz nah m e n, ohne Rücksicht auf den Unterschied der iluögangSstcllungcn." Englands Llnruhefiistung in Nahost X Moskau! 28. Februar DaS Organ des Sowjet - KriegSkommissariatS, Firasni Flöt", nimmt In einem Souderartikcl wieder nicht in ehrlichem Kampf besiegen kann. Seine einzige Hoffnung ist, alle Nationen aus seine Seite zu ziehen, damit es sich dann, wenn einmal die Explosion einlritt, aus den Wrackrcslcn Europas über Wasser halten kann oder alle Nationen mit ihm zu grunde gehen. Hier »ins, Norwegen entschlossen sein. ES must erklären, das, es nicht als Nettnngö- ring slir das sinkende Albion dienen will, lieber 2vi) Jahre hat England Europa in einem Fieber zustand gehalten. DaS kann nur anshörcn, wenn Eng land zum Mücke Europas und seines eigenen Volkes anshört, Einflus, ans die europäische Politik zu haben." Unter der Ueberschrlst „Begriff Gentleman" veröffentlicht „Nationen" eine Zuschrift, in der eö heisst, die Engländer seien den Männern des Nordens lange Zeit als die Personifikation dieses Wortes erschienen. Fetzt aber hat England sich schuldig gemacht, den Glau ben der Knltnrstaaten an den Willen und die Fähig keit Englands zu erschüttern, den Gcntlcmanbegrifs durchzuführen. Der englische Löwe streckte seine Tatze in einen norwegischen Fjord hinein, ohne sich auch nur unter dem Schein einer Berechtigung hierzu verbergen zu können. DaS Vertrauen in dem englischen Gentle- man sei ernstlich erschüttert worden. Oeuische Flieger längere Zeit über Paris Verstärkte Erkundungstätigkeit der Luftwaffe — Feindlicher Spähtrupp a-gewiesen XBerlin, 28. Februar DaS Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: In Gegend Perl dicht ostwärts der Mosel wurde heute nacht der Angriss eines stärkeren, mit Artillerie» Unterstützung vorgehenden feindlichen Stotz» truppö erfolgreich abgewicscn. Die deutsche Lustwasse unternahm in der Nacht vo n 28. zum 27. Februar ausgedehnte Vorstiis, c in den französischen Luftraum, wobei auch Paris von mehreren Flugzeugen längere Zeit itberslogen wurde. Die am 27. Februar über der Nordsee nnd den britischen Inseln und in beschränktem Umsang gegen Frankreich durchgclllhrte Erkundnng der Luft waffe stietz an verschiedenen Stellen auf starke scindliche Abwehr. Zwei deutsche Flugzeuge sind vom Flug gegen England nicht znriickgrkehrt. Ein englisches Aufklärungsflugzeug vom Muster Bristol-Älcnhctm wurde abgeschossen. Briienflugzeug bet Amsterdam X Amsterdam, 28. Februar Fn der Nacht zum Mittwoch verletzte« englische Flieger erneut die holländische Neutralität. Vou der Lustabwehr, die bei Amsterdam stationiert ist, wurden sie dabei unter Feuer genommen. Eine Meldung dcS amtlichen Niederländischen Tclc- graphcnbüros berichtet darüber, das, in der letzten Nacht wiederum die Lustabwchrartillerie um Amsterdam daö Fcner aus ein unbekanntes ausländisches Flugzeug crössnete. Eine nicht krepierte Flakgranate traf ein vierstöckiges WohnhanS, durchschlug sämt liche Stockwerke und richtete grosten Sachschaden an. Die Hausbewohner, mehrere Familien, entgingen wie durch ein Wunder der Gefahr und wurden nicht verletzt. Britischer 6000-Tonner vernichtet X Amsterdam, 28. Februar Reuter zufolge ist der englische Dampscr „Elan Morrison" (593K BRT.) in der Nordsee aus eine Mine gelansen. Das Schiss trieb noch, als die Besatzung in die Boote ging. Ein Mitglied der Besatzung wurde getötet. DaS holländische Motorküstcnschisf „Ida" (2N8 BRT.) ist an der Westküste Englands gesunken. Nach Meldungen ans Kopenhagen gilt der dänische Dampser „M aryland" <4895 BRT.) als vermisst. Im Verlause des Jahres 4939 haben die norwegischen KriegSversikucrungSanstalten die Summe von 3 8 M i l- lionen Kronen für gesunkene Schisse anS- gezahlt. Das bedeutet eine monatliche Belastung von rnnd 10 Millionen Kronen. Churchill kann nicht länger leugnen Taschenspielertricks an -er Themse 8t A m st c r d a m, 28. Februar Ehurchill hat, wohl weil eö nicht mehr anders ging, zwei schon einige Zeit zurückliegende deutsche See» kriegscrsolgc, nämlich die schwere Beschädigung der Schlachtschiffe „Barham" und „Nelson" durch Minen- bzw. Torpedotrefser in einer Unterhausrcde cingestan» den. In einer weiteren Anwandlung von Schwäche hat er zngcgebcn, datz die „Grand Fleet" seit der Ver nichtung der „Royal Oak" durch Kapitänlcutnant Prien die Bucht von Scapa nicht mehr benutzt. Der beim Ein geständnis seiner Mitzcrsolgc etwas kleinlante Ehurchill «erstieg sich dann jedoch zu neuen plumpen Drohungen gegen die Neutralen, weil er ja hier eine wirksame Gegenwehr nicht zu fürchten braucht. Die Torpedierung eines britischen Schlachtschiffes der Onecn-Elizabcth-Klassc westlich Schottlands durch ein deutsches U-Boot war am 29. Dezember 1939 von deutscher Seite bekanntgegeben worden. Von der briti schen Admiralität wurde die schwere Beschädigung des Schlachtschiffes bisher verschwiegen. Erst gestern hat dann Ehurchill vor dem Unterhaus zugegeben, datz das Schlachtschiff „Barham" torpediert worden sei. Tie „Barham" gehört zu den Schiffen der Queen-Elizabeth- Klasse, ist 31 IM Tonnen grotz, hat eine Friedens besatzung von 1189 Man» und ist u. a. mit acht 38,1- Zeiitimelcr-, zwölf 15,2-Zentimeter-Geschntzen und acht 10,2-Zenlimeter-FlakgcschUtzen ausgerüstet. Die „Bar ham" befindet sich beute noch in Reparatur. Die schwere Beschädigung des 33 959-Tonncn-SchlachtschisfeS „Nel- s o n", des Flaggschiffes der britischen Hcimatslotte, war ja bereits von der deutschen Presse gemeldet worden. Ehurchill gab an, datz das Ricscnschiss bereits im Sep tember auf eine M i n e gelaufen sei. ES befinde sich seitdem in einem englischen Hasen, um wiederbergestellt zu werden. Ehurchill musste in seiner Rede ferner zugcben, datz die englische K o n t c r b a n d c k o n t r o l l c „g rotzeLiicke n" enthalte, ein Eingeständnis, das ans dem Munde des notorisch wahrheitSseindlichcn eng lischen MarineministcrS immerhin wert ist, verzeichnet zu werden. Natürlich servierte Churchill auch wieder die englisch-französischen Machenschaften im Nahen Lite» unter die Lupe. Tie britischen Agenten wollen, schreibt das Blatt, den nahöstlichen Ländern einrcdcn, datz ihnen eine „furchtbare Gefahr" vom Norden her drobe. Alle möglichen L iig e n n a ch r i ch t e n wurden m diesem Zweck verbreitet, wonach die Sowjetunion die Eroberung -eS Irak und Asghanistanö vorbereitc, monach sowjetische Truppen angeblich bereits in die Türkei eingedrungen seien nsw. General Wcygand habe indes In Syrien eine Armee gebildet. Mit englischem Geld würden zur Zeit in den '.'ändern des Nahen OstenS strategische Bahn linien gebaut: in Aegypten werde unter dem Kom mando -eS Generals Wavell eine Kriegsmacht konzen triert. Im Hintergrund stehe dann der britische Plan, dc» Krieg aus die Länder des Nahen OstenS auSzudch- ncn und im Orient wie aus dem Balkan «in c n n e n e n Kr i e g S h e r d zu schassen. „Kein Rettungsring für Albion" X OSlo, 28. Februar Tie nationale Wochenschrift „Frist Folk" schreibt zum brutalen englischen Ueberfall im Iösstngsjord: „England sängt an einzusehen, datz eS Deutschland Man erfindet „deutschen Ariedensplan" — London in der Sackgasse Bericht unserer Berlin crSchriftlettung Beschädigung der Schlachtschiffe „Barham'' und „Nelson'' eingestanden Telegramm unseres Korrespondenten vr. Berlin, 28. Februar Ter „Taily Telegraph" hat erklärt, der Führer habe die Absicht, dem amerikanischen UnterstaatSsekrctär Eiimuer Welles einen „Friedcnsplan" zn überreichen. Tas englische Blatt welk nicht nur das, cs weis, sogar, wie dieser FriedcnSplan ausschcn wird. Wir wollen einen neuen polnischen Staat errichten, wir wollen dem Protektorat die Selbstverwaltung geben, die eS u. E. von vornherein besessen hat, die Kolonien wollen wir wiederhaben, und dann sangen wir wieder mit den nach Erfahrungen der Nachkriegszeit bei uns mit Recht so beliebten Abrüstungskonferenzen an. Ter „Taily Telegraph, der als Blatt eines Feiudlandcs erstaunlich gut über die Absichten des Füh rers Bescheid weitz, fügt noch Hinz», datz Mussolini den Friedcnsplan deö Führers-mit grösstem Wohlwollen ausgenommen habe. Der -Londoner Rundfunk weitz heute sogar noch mehr, als der „Daily Telegraph" am Tage zuvor. Nach der deutschen Rnndsunkpropaganda nach Frankreich hinein habe Mussolini erklärt, Hitler sei znm Frieden bereit, aber Da la di er sei siir die Fortsetzung dcS Krieges. Damit kommen wir znm Welc ns kern dieser Art politischer „Information". Taladier ist nicht bereits Auch der „Daily Telegraph" hat seinen Mitteilungen Mnzugefiigt, datz der „Frie- dcusplan" Adolf Hitlers sü< die Wcstmcichtc unannehm bar sei. Wir stehen also vor einem amüsanten Einfall des britischen LügenmintsteriumS. ES will der Welt dartun, datz Deutschland Anzeichen der Schwäche zeige. Die Wcstmächtc sehen das natürlich ganz genau. Sic lehnten die Angebote Deutschlands ab, da sie sicher sein könnten, wenn Deutschland schon fetzt „so weich" sei, müsse cs sich In nicht allzu langer Zett jo ober so dem Killen der Wcftmtichte fügen. Ein unglaublich törichter und, in der Nähe betrachtet, ein nachgerade verzweifelter Versuch! Der Führer hat erst am letzten Sonnabend noch einmal seine Auf fassungen zu diesem Krieg «rluutert. Er hat es sehr igriindlich und sehr Leutltch «etan. England hat Lie ¬ sen Krieg vorbereitet, da eS ein starkes, von den Ver sailler Fesseln befreites Deutschland nicht zu dulden gedenkt. Es hat mit dem Mittel der Garantie siir Polen den Krieg vom Zaune gebrochen, obgleich Deutschland immer wieder erklärt hat, datz cs gegen die Weltmächte keine Forderungen habe, von den Kolonien abgesehen, siir die eS Adolf Hitler aber stets abgelchnt Hai, einen Krieg zu führen. England hat den Krieg ge wollt, eS hat den Kamps gewählt. ,Hch bin entschlossen", so hat der Führer in München erklärt, „diesen Kamps durchzuführen." Unmittelbar nach dieser Rede ans den weder für den „Taily Telegraph", dem Blatt des englischen Antzen- ministcrS, noch siir den Londoner Rundsunk erreichbaren Schubladen der Reichskanzlei einen deutschen FricdcnS- plan hcrvorzuzichen, ist ein schlechthin verblüffendes T a I ch e n s p i c l e r k u n st st ü ck. Wir haben den Ein druck, datz man in London diese Anzeichen deutscher Schwäche auSinalt, nm die eigene Schwäche zn verbergen. Man hat die Nerven verloren. DaS hat der Ucbcrsall des MördcrschisscS „Evssack" im Iösstngsjord gezeigt. Das zeigen die sicbcrhasten Anstrengungen, den Krieg ans Kosten anderer nnd Un- beteiligter auSzuwcilcn. DaS zeigt nicht zuletzt auch die Rede Churchills vom Dienstag im Unterhaus. Man ist in London in einiger Verlegenheit. Man hat sich sestgerannt. SS ist alles ganz, ganz, ganz anders gekommen — der Führer hat diese Tinge zur all gemeinen Aufklärung in München noch einmal höchst ausschlutzreich abgehandelt —, als man es sich zu jener Zeit erträumte, da man noch in den Blütcnträumen der Einkreisung und der Blockade lebte. Nun kommt man mit einem „deutschen Friedcnsplan" heranSgerückt. W i e der Friede anölieht, sür den Deutschland den ihm von England ausgezwungciicn Kamps durchsechtcn wird, hat der Führer noch einmal klipp und klar v:rdentlichst der Terror der westlichen Plutokratien wird gebrochen, damit das Reich endlich ungestört tu seinem LebenSraum zu arbeiten vermag. einige seiner phantasievollen grotesken „Erfolgs berichte". Er stellte nämlich, ohne sie belegen zu können, die Behauptung auf, datz die Deutschen seit Ende 1939 — ans allen möfstichen Ursachen — etwa die Hälstc ihrer U-Boote verloren hätten. Er „zweifelte", datz auch nur zehn deutsche U-Boote in dieser Zeit neu in Aktion ge- treten seien. Darüber hinaus sei in den letzten beiden Tagen ein U-Boot „sicher" gesunken und zwei „sehr wahrscheinlich". * Also Churchill konnte gar nicht mehr anders als zwei wesentliche deutsche SeckricgSersolge, wenn auch sehr verspätet, zuzugcbcn. Er blieb dabei seinem Grundsatz treu, Verluste erst dann zuzugeben, wenn sic nicht mehr zu verheimlichen sind. Offensichtlich sicht Winston Churchill auch unter dem Druck der Sieges meldung des KapitänlcnlnantS Schultze, 114 ililO Brutto- rcgistcrtonncn Lurch die Einwirkung eines einzigen jener U-Boote verloren zu haben, deren Eristenz man vor kurzer Zeit glatt, wenn auch frech und voreilig bestritten und auch neuerdings wieder angczwcisclt hat. Datz Churchill durch die deutschen Schläge etwas durcheinander geraten ist, beweist auch die ihm cnt- schlüpsic Feststellung über Scapa Flow, die Englands These von der absoluten Beherrschung der Meere auch in den Augen der besten Freunde fühlbar erschüttert. Churchill mutz bekennen, datz die britische Kriegsmarine seit der Torpedierung der „Royal Oak" Scapa Flow nicht mehr benutzt, „das unsere beste strategische Basis ist und unseren Schissen eine ganze Menge unnötigen HerumdampsenS in gefährlichen Ge wässern ersparen würde". Churchill hat zu dic'er, das englische Selbstgefühl tief kränkend n Feststellung der antzerordcntlichcn Wirksamkeit dcutscber Kriegömatznahmen keinen anderen Trost gegcnüberznstlNcn als sehr zweifelhafte Andeutungen über deutsche U-Boot-Verluste und neue eindeutige Drohungen gegen die Neutrale.,. DaS ist Churchill: klein und hätzltch, wo er in die Enge ge trieben ist, jedoch frech und erpresserisch, wo es nichts Lostet. Kampf -en Zwing-Llris „Ein U-Boot unter Führung des Kapilänleutnanls HerbertSchultzc hat, von Fernsahrt zurückgekehrt, die Versenkung von 31130 Bruttorcgistertonnen ge meldet. Damit hat dieses U-Boot insgesamt 10 Schisse mit 114 510 V r u t t o r e g i st e r t o n n e n versenkt." Diese Meldung im Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht ist ein historisches Zeugnis deutschen Er folges geworden. Dokument einer deutschen U-Boot- Tat, die sich den grössten Ersvlgcn der deutschen U-Boot- Waffe im Weltkrieg würdig zur Seite stellt. Vergleicht man die VersenkungSzisiern deutscher U-Boote im Weltkrieg, und zwar zn einer Zeit, in der es die deut schen U-Boote, wie heule, säst nur mit bcwassneten oder im Geleitzug fahrenden Dampfern zu tun halten, so ergibt sich, datz damals die Kapilünlentnants Wünsche und Lotz in fünf Monaten fast 102 000 bzw. 122 000 Tonnen, Kapilänlcnlnant Rose vom Februar bis Sep tember 1917 124 000 Tonnen und Kapitänlentnant Arnold de la Pcrriere in zwei Fahrten im Miltelmcer 113 000 Tonnen versenkt hat. In die Reihe dieser Männer, vor denen damals England gezittert hat, ist jetzt Herbert Schultze getreten, nnd cs ist begreiflich, datz die Erinnerung an 1917 im Westen in diesen Wochen sehr lebendig austaucht. Es ist keine freudige Erinnerung für London und Paris, und manche Aeutzerungcn aus dem Westen glei chen sichtbar den Prahlereien eines Mannes, der seine Angst durch lautes Schreien zu übertönen versucht. Ter „Marsch nach Berlin" hat einen beson deren Klang sür aufmerksame Ohren in der Well, seit dem er aus Polcnmunde im August des vergangenen Jahres proklamiert zum Austakt der surchlbarslen Kata strophe sür seine Verkünder ward: aber cs scheint ewig Unbelehrbare zu geben. Verständlich, datz ihr Heimat gefilde vor allem das Land an der Themse ist, dieses Eldorado der Ewigblindcn, verständlich, datz zn ihnen auch der ehemalige Botschafter Chamberlains in Berlin gehört, Herr Henderson, der Freund der polnischen Berlin-Marschierer. 'Nachdem es den Polen erheblich dancbcngelungen ist mit ihrem Marsch nach Berlin, fordert Herr Henderson nun seine englischen Landsleute auk, diesen Marsch anzutretcn, weil nur der, von ihm hcitz ersehnte, Anblick von Tommys Unter den Lenden die Deutschen zugcben liebe, datz sie geschlagen seien. Wolilgesprochcn, edler Sir, aber bis jetzt haben Ihre Landsleute erst den Marsch nach Paris und zu seinen Freuden angetrctcn und haben nach immerhin sechs Monaten noch nicht einmal die Maginotlinie erreicht, die ihnen doch freundlich ossenstcht. Der Stratege Henderson hat also die Entfernungen — und nicht nur diese — gewaltig unterschätzt, und ein Marsch auf dem geduldigen Papier ist etwas anderes als ein Marsch nach Deutschland in der Wirklichkeit. Vielleicht aber will der sranzösischcBundesgenoste, ehe er der auch au ihn gerichteten Aufforderung des Herrn Henderson nachkommt, erst noch die Truppen aus dem sernen Jndochina herholen, sür die jüdische Emi granten aus Schanghai die Wacht für Frank reich in Saigon halten sollen, die neuesten Rekruten des von Chamberlain in seiner Birminghamer Rede wieder einmal verkündeten „Kreuzzuges der Weltmächte sür die Freiheit der kleinen Nationen". Warum eigent lich bemüht sich Chamberlain noch selbst in die Vcr- sammlungshallen? Warum lässt er nicht ciniach eine Platte mit seiner Krcuzzngsrcde abspielen, die er doch immer wiederholt, weil sic ihm anscheinend io gut ge fällt? So sehr gestillt, datz er nicht einmal merkt, datz diese Phrase vom Schutz der kleinen 'Nationen durch England zum ossenen Spott geworden ist nach der brutalen Verletzung der norwegischen Neutralität. Der Kreuzzug für die Kleinen ist stgar als Lüge, die er immer war, veraltet, seitdem in aller Ossenlieit der Angriff der West Mächte aus die kleinen Nationen im Norden Europa s begonnen hat. Tic Ziele dieses Angriffes sind eindeuiig. Die nor dische Neutralität im Sinne der Westmächie handhaben, lautet die Pariser Forderung an Skandinavien, und Höre Belisha, kundig der Beratungen des Kabinetts und Mann hinter den Kulissen, spricht den Westmächlen das Recht aus die H c r r s ch a s t über die nor wegischen Gewässer zu. Herrn Chamberlain stört dies weiter nicht in seinen Kreuzzugstira-en, aber ein Blatt aus der Schweiz, die „Thurgauer Zeitung", die sich bisher um estriges Verständnis sür alle Metho den der britischen Politik bemüht hat, kommt doch zn dem Schlntz, datz das Vertrauen in die Ebr 'chkcit der in Paris und London auSgcgebenen Parole, datz man sür das Recht gegen die Gewalt kämpfe, durch die Tat im Iölsingsjord und ihr Echo in der Presse des Westens einen schweren Stotz erlitten habe. Da hat man la denn in Paris die, wie man höflich schreibt, „gottesfürchtige Sprache" Chamberlains bester verstanden. Wenn auch ein Blatt schreibt, datz sie die Franzosen manchmal ans der Fassung bringe — was nur bedeutet, datz sie eben noch in die Schule dcS eng lischen Cant gehen müssen, um ein würdiges Dominion des Empire der Puritaner zn werden — so bat ein anderes zur letzten Rede Chamberlains scstgcstellt, datz man ihre Phrasen über Englands ideale Kriegs,icle durchaus in Wahrheit als die Forderung der völligen Entwassiinng Deutschlands und der Besetzung denstchcu Bodens zu Leuten habe. DaS sind die Ziele des angeb lichen Kreuzzuges siir die Freiheit, der die Freiheit der Neutralen mitzachtct und die Freiheit Deutschlands vernichten will, der nichts anderes als der brutalste Anschlag auf daö Lebens recht und den LebenSraum einer grotzcn 'Nation ist. Wenn Chamberlain von „deutschen Wicdergut- niachungSpslichten" speziell gegenüber Tschechen nnd Polen spricht, dann meint er nichts anderes als die 9'e n a i s s a n c c der Z w i n g b a st i o n e n eng lisch e r H e r r s ch a s t i m O st c n gegen das Reich, des osteuropäischen Sektors seiner „Zwing-UriS" in -er ganzen Welt, die aus dem Raub an vielen Völkern er- stanLcn sind. Wiedcrgutmachen — dieses Wort bekommt hier einen sehr aktuellen nnd wahren Klang angesichts des Raubstaates England, der viel Unrecht an den Nationen wiedcrgntznmachcn hätte, wenn er dem Rechte der Völker wirklich zum Liege verhelfen wollte. Lächer lich aber ist eS, wenn man jetzt in London nach der Rede Chamberlains von einem „deutschen Fricdcnsprogramm" faselt, in dem dann diese Chamberlainschen Forderungen als angenommen auftanchcn. Wahrscheinlich, um damit seinem Volke eine angebliche Schwäche des Gegner- vor zutäuschen und seine Augen von der inneren Unsicher heit an der Themse abzulenkev. DaS ist nicht nur rtO
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