Dresdner neueste Nachrichten : 13.02.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-194102131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19410213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19410213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1941
- Monat1941-02
- Tag1941-02-13
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- Dresdner neueste Nachrichten : 13.02.1941
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Dresdner Neueste Nachrichten mit Handels- und Industrie-Zeitung >' Donnerstages. Februqr 1941 49. Jahrgang Nr. 31 »„a-epeel«: »ei stUer ZufliNuug <a« Hou« etaschl. rr-«-»»»» monoN. 2.-NM. p. . «V..- pS «n,ei,enpr«Ise: «wndprel,: die Ispottige mm-Zette im »n,et,enteil 14Np,^ pMezu, 2,-TtM. l-inschließl »4.SS Nps. pofigedülsten) HIeeru Z«Itpf. »rsteNg-ld. tztztzßff «,eNen,»such« und psivai« Jamilienan,eigen 11 Apf., di»rsmm beeile mm-Zeile im Hoidmonail. 1.-ZtM.kdeeuzdandsendung!InlandrZA»f.,«u«land1.-RM.wSchentl. GGGGtz »Z^pPtzGtz V vUV* TAGGV ^^tzGVTOIGU »^I^UTTHtztzTA rezlteii 1,10 ZtM. Nachlaß nach Molstaffei I oder Mengenslafiei v. »neigebill» aloieleeet«: au-erhalb <Srvß-vre«den« 1«A»t. in Sroß-Vresden l« R,f. . , jür Ziiseranjei^n X> Rps. oueschi. Porto. Zur Ze» isi Llnzeigenpre!«lisle Nr. 10 gülii» Verlag und Schrifileltung: Vre-de» «, rerdluandstra-e 4 * pofiansl-rifi: Vresden«1, Postfach * Femruf: orttvettedr Samlyeluummer 2E, -eruvettedr Nvsi«relegramme: Neueste Dresden«Postscheck: Dresden 2060 Richweelangtr Einsendungen an dl« Schristleltung ohne Rdckpoes» «erden weder zurückgesandt noch ausbewahrt. - 2m -alle höherer Gewalt »der retriedSstdrung Haden unsre Seziehee keinen Anspruch aus Nachlieferung ober Erstattung de« entsprechenden Entgelt« Großer englischer Truppentransporter versenkt Vr. Dietrich über den neuen eigenverantwortlichen Journalismus - Englische Kirche zieht Riesengewinne aus Slums und Kneipen Britische Blitzlichter „Nur* 80 Prozent Dividende Eine schlimme Neuigkeit für die Herren Aktionäre der Aschantt-Goldfelder-Gesellschast: die Erwartungen, die man in die Dividende dieser Gesellschaft knüpfte, sind enttäuscht worden. Statt der erhofften 85 Prozent Dividend« zahlt die Gesellschaft, wie „Financial News* mitteilt, „nur* 80 Prozenti Eine andere Seite dieses „sozialen* Englands zeigt sich in einem Gerichtsver fahren, das gegen einen schottischen Multimillionär durchgesührt worden ist. Der Millionär hatte, entgegen den strengen gesetzlichen Vorschriften, Wertpapiere im Betrage von (in deutsches Geld umgerechnet) rund 85 000 Mark ohne Genehmigung der zuständigen Be- Vörden nach Newyork geschmuggelt, um sie dort sicher anzulearn. Das Gericht überzeugte sich auch von der Schuld des Angeklagten und verurteilte den Millionär zu der harten Geldstrafe von — 10 Pfund Sterling, also kaum mehr als 100 Mark. Clemenceau im Kleinformat Der unter dem Namen „Lassandra* im Londoner „Daily Mirror* hetzende Schreiberling hält es sür an- gebracht, das berüchtigt« Wort des alten „Tigers* Cle- mencean von -en 20 Millionen Deutschen, die zu viel auf der Welt seien, in anderer Form wieder aufzu- frischen. Er „witzelt*, aus den Ueberschriften in den englischen Zeitungen „zn viel« Deutsche in Italien* sollte man richtiger die Lyorte „in Italien* streichen. Wir werden uns auch diesen an sich belanglosen „Cas- saubra-Rus" merken — als Zeichen der wahnwitzigen Verblendung einer dem sicheren Untergang entgegen gehenden verrotteten Welt. , . Hdch»»«,sch»»» , Sin Schlaglicht ans Sie mangelhafte sahrtechnlsche AuSbildnng englischer Soldaten in der Armer, die den Vorsprung der deutschen Wehrmacht vergeblich ein- zuholcn sucht, wirft ein Geständnis, das der britische KrtegSministcr abgegeben hat. Wie erst jetzt vorliegende englische Zeitungen ^richten» hat KrigSminister Mar- gesson zugeben müssen, daß während der letzten beiden Monate -eS Jahres 1040 im Durchschnitt nicht weniger als 300 militärische Fahrzeuge Tag für Tag bei Ver- kehrSunsällen beschädigt worden sind. Insgesamt sind allo in -en Monaten November und Dezember rund 18000 Militärfahrzeuge verunglückt. Explosion in englischer Munitionsfabrik Prtvattelegramm -er DNN. L) Stockholm, 13. Februar In einer staatlichen Munitionsfabrik im Nordwesten Englands hat sich eine Explosion ereignet, bet der nach einer amtlichen Mitteilung eine Anzahl von Arbei - ter »verletzt wurde, darunter vier lebensgefährlich. Eine Untersuchung über die Ursache des Unglücks ist ringeleitet. Normales Leben tn Genua Umfassender Einsatz bei den Aufräumungsarbeiten Telegramm unseres Korrespondenten 'S? Rom, 13. Februar In Genua wird nach dem britischen Uebersall alles daran gesetzt, die entstandenen Schäden sofort zu besei tigen. In vorbildlicher Weile hat sich eine Armee von freiwilligen Helfern gebildet, die, zusammen mit den Soldaten, Feuerwehrleuten und Arbeitern, Hand anlcgen. Gleich nach dem englischen Bombarde ment waren Hilfsleistungen größten Umfanges organi siert worden, um die Opsrr aus den Trümmerhaufen zu befreien. Dabei hat sich auch besonders der zivile Luftschutz hervorgetan. Die über hundert zer störten Häuser, die von den englischen Schiffs- M „Orford" 20043 ML. verloren Das Geheimnis um den vernichteten britischen Hilfskreuzer „Iorafer" gelüstet X Newyork, 1«. Febrnar Rewyorker Mariuekreise» znsolge wurde -er britisch« Dampfer »Orford* sSO 013 BRT.) durch feind liche Aktion versenkt. Der Dampser, der als Truppe«- trantporter im Dienst stand, «urde 1038 erbaut. Er »ar in Vftasten eingesetzt. Wie Associated Preß weiter meldet, ist den gleichen Kreisen zufolge der englische Küstenfrachter „San Carlos* s23S5 BRT.) versenkt worden. Welter ist Associated Preß zufolge der englische Hilfskreuzer „Forafer", dessen Verlust die britische Admiralität im Dezember bekannt gab, von Newyorker Schiffahrtskreisen alt der 18 402 BRT. große Passagierdampfer „Montrose* der Canadian- Pactfic-Ltnte identifiziert worden. Um den Verlust dieses großen und schnellen Schisses zu verschleiern, hatte ihm die britische Admiralität also einen neuen Namen -»gelegt. Nach einem Eigenbericht von „Stockholms Tibningen* ans London beurteilt man dort die Lage der britischen Schiffahrt insofern besonders ernst, als neben de» deutschen U-Booten auch die deutschen Fern kampf-Flugzeug« «tnen erheblichen Borsprung hätten und e» den Engländer bisher nicht gelungen sei. eine Methode zu entwickeln, die diesen Borsprung ein holen könnt«. Sechs Londoner Bezirke vor Mnanzruln Zahlreiche englische Gemeinden in verzweifelter Lage X Stockholm, 13. Februar Neben zahlreiche» «»bereu Gemeinden, namentlich in den englischen Süsteugobtete«, stehe« auch sechs Londoner BezirkSvenvattungen, «Lmltch Paddington, Lhelser, Marvlebona, Westminster, Holborn« und Hampstead» deren zahlrelche militärisch« Objekte beson ders von de, deutsche»-Äistwasse tu «itleideuschast gezogen worden streb, vor de« sinanziell«» Zusammen bruch. Wie die englischen Heilungen berichten, sind diese BrzirkSverwaltuugen infolge der Evakuierung und „in folge anderer Ursachen* (lj wirtschaftlich derartig ge schädigt worden, dab ste ihre Verpflichtungen ohne Regierungöhilfe nicht erfüllen köynen. Vor allem sind alle Gteue^rabaaben in dtesen Gebieten kata strophal.zurück gegangen. Eine Abordnung der BezirkSlverwaltungen . ist kürzlich vom britischen Gesnndbeiismtntster tinpfaygen worben und bat ihm ihr« verzweifelt« »itpntton geschildert. MeMmÄ*Mt schwarz Steigende Gchiffsverluste erwartet — Der Alpdruck der deutschen Fernbomber ' Von unserer Berliner Schrlftl ei tung vr. Berlin, 13. Februar Mit Lügen allein geht'S nicht. Man muß von Zelt zu Zeit der Oefscnllichkeit auch einmal die Wahrheit sagen. Das ist englischer Brauch. Die Wahrheit freilich nicht völlig offen und unverblümt, man sagt ste nur in wohlabgewogenen Dosen. Einiges Wahres muß im mer noch im Hintergrund gehalten werden. Der Schock für die überraschten Pfahlbürger könnte sonst zu hart werden. Eine der schwersten Sorgen der eng lischen Negierung und der englischen Allgemeinheit ist die Auswirkung des deutschen Handelskrie ges, der Antwort auf die britische Blockade. Die „Times* beschäftigten sich ausführlich mit dieser Frage. Sie schreibt dazu: „Woche um Woche veröffentlicht die Admiralität Zahle» Uber den HandelSschtssSraum, der zerstört wor den ist. Der Feind macht heute bet seinen Angriffen auf die Schisfahrt mehr und mehr Gebrauch von Langstreckenslug>zeugen, und er scheint sür deren Einsatz eine Technik ausgebaut zu haben, die ev ihm ermöglicht, in viel größeren Entfernungen vom Vereinigten Königreich als früher großen Schaben an zurichten. Die Verfügung über das besetzte Frankreich ist natürlich ein Hauplsaktor in dieser Entwicklung. Erst vor zwei Tagen behauptete brr deutsche Rundfunk einen Luftangriff auf einen Geleitzug westlich der portugie sischen Küste. ES muß dazu noch in Betracht gezogen werden, daß die Zahlen von heute nicht mit denen von 1017/18 verglichen werden können, denn schon der Ge samtbetrag des verfügbaren Schiffsraums ist heute kleiner als er damals war. Die Strecken für die im Handelsverkehr und für Kriegszwecke verwendete» Schiff« sind länger, und eS kann wohl sein, baß die militärischen Ervebitionen in Uebersee mehr Schiffs raum verschlingen. Diese Einzelheiten sind nur den- jentgen genau bekannt deren Pflicht eS ist, die Leitung der Geschäfte zu besorgen. Aber alle Anzeichen scheinen darauf hinzudeutrn, daß wir heute tn der Schiff fahrt weniger Spielraum haben als tm letzten Krieg. Der SchtsfahrtSmtntster hat unS letzte Woche darauf hingewiesen, daß wir für das kom- meude Jahr mit Handelsschifssverlusten rechnen müssen, die größer sind als di« Neubauten. Jedenfalls müssen wir darauf vorbereitet sein, baß dieBersenkungS- kurve-mit dem LSngerwerben be» Tage und dem Ab flauen -er Winterstürm« wteder ansteigi* ES ist, wie man steht, ein sehr weitgehende- Geständ nis, das die „Times* macht, und dabet ist besonders interessant der Mangel an jeglicher Illusion für die Zu- kunft, die man nach der Erklärung des Führers in hoff- nungSlosem Schwarz steht. Abberufung betzrmnänischen Gesandten in London X Bukarest, 13. Februar Die rumänische Presse verössentltcht eine amtlich« Mitteilung, nach der di« rumänische Regierung ihre Gesandtschaft au» London abbernsen hat. granatcn getroffen wurden, haben die Moral der Genu esen nicht herabdrücken können, und nachdem die Ver kehrsmittel wieder in Gang gebracht werden konnten, geht das Leben der Stadt seinen normalen Laus. An gehörige der Schwarzhemden waren noch während des Bombardements herbeigeeilt, um den Verwundeten zu Hilse zu komdien. Die Wiederaufbauarbciten werden sofort beginnen. Oie Achse wir- Taten sprechen lassen Nom zu britischen llebertreibvngen X Rom, 13. Februar Zu den «nstreugungeu, dl« England gegen di« italienische» Krauten unternimmt, schreibt AppeliuS im „Popolo «Italia*, di« britisch« Agitation versuche natürlich, di« bisher erzielte» Ersolge auszubauschen, um aus di« megtralen und die Bölter seines eigenen ImperiumSDjudruck ,« machen. Die Achs« schweig« und marte rDhig ab, Um daun Taten sprechen zu laste». Italien untevschähe nicht die Erfolge de» Feinde». Außer Len militärischen Zielen, die sür di«-Gesamt bilanz des Krieges «inen relativen Wert besäßen, habe aber England vor allem zwei Hauptziel« im Auge ge habt: die deutsch-italienische Solidarität zu zerschlagen und die innere italienische Front zu zermürbe». ,An beiden Fällen hat England nichts erreicht* Die deutsch- italienische Massenbrüderfchast habe sich al» eine hundertprozentige Wassenbrttderschaft bewährt. Die Haltung der ttaltenischen Städte und d«r italienischen Landbevölkerung mache jede englisch, Illusion »üschanden. Wenn da und dort etwa Brsortz- niS zum Alpdruck komme, so handele es sich >nn etie Erscheinung der BaterlandSltebe. D-r Endsieg gehviw -der Achse, denn «r sei -der Sieg der -.ienschhett. üeutec-ief Lxeueer beim ^lurkau/en. Durcd /ai-blo« Ltrei/en bat er eiod -«tarnt. »«„Auati^cherl Sie innere Krise Zrankreichs Bon unserem Korrespondenten lH Genf, 13. Februar Einer der klügsten Beobachter hat Frankreich einmal als das Land der „ruinroliio ciouca" bezeichnet. Diele „sonst« Anarchie", die dem Franzosen ein un- bekümmertes, sorgloses und bequemes Leben gestattete, beruhte Im Grunde darauf, -aß der einzelne alles, die Gesamtheit nichts galt. ES gab keine staatlichen Be hörden, an die man nicht durch einen Settenctngang heran konnte, kein Gesetz, das sich nicht in der einen oder der andere» Weise umgehe» lieb. Ich werde das schon arrangieren", gehörte zu den ständigen Rede wendungen jedes Abgeordneten und jedes Rechts anwalts. Als der eigentliche LebenSkilnsller wurde derjenige betrachtet, der sich mit Anstand an allen Hemmnissen vorbeizuschlängcln wußte. Mit ein paar Franken „für einen Kaffee" gelangte man auf jeden gesperrten Bahn steig. Der Hauswart, der einige Scheine „pour la donno douelio" (sür die gute Nachrede) erhalten hatte, gab der Polizei jede gewünschte Schilderung seines Mieters und unterrichtete dielen unter der Sand über jede polizeiliche Nachfrage. Wer einen Abgeordneten oder einen Senator kannte, brauchte kein Strafmandat zu fürchten. Wer bei dem Iustizminister ein und aus ging, konnte jeden Pro zeß niederschlagen lassen. Und erst die SteucrnI Ach, eS gab in Frankreich weniger Einkommensteucrzahler als Automobilbesitzer ... Auf -lese Anarchie haben -le Ereignisse -eS Jahres 1930 «in furchtbares Licht geworfen. Jeder Franzose weiß beute, was eS bedeutet, wenn einige Abgeordnete, di, von parlamentarischen ZusallSmehrheiteu zu Mini- st«r» gemacht sind, über Krieg und Frieden bestimmen sollen, wenn anonyme Gruppen, die im Dunkel bleiben, ihnen die eigentlichen Entscheidungen vorschreibrn kön- nen, wenn der Ministerpräsident einer fremden Macht hörig ist, wenn der Finanzministcr gegen die Landes währung spekuliert, wenn -er Lustfahrtminister in die eigene Tasche wirtschaftet und wenn Polizei und Justiz mit Hingabe darüber wachen, daß sie hierbei nicht etwa von unberufener Seite gestört werden. Mit dieser Erkenntnis ist dieAnarchle jedoch nicht beseitigt, sondern zunächst noch größer geworden. Wir denken hierbei nicht an Bemühungen des Mar schalls Petatn, der im Kabinett, in den Präfekturen, in -en Gemeindeverwaltungen schon kräftige, wenn auch nicht überall ausreichende AuSkehr gehalten hat, sonder» an -ie Gcmütslage großer Bevölkerungstelle in Stadt und Land. ES scheint vielen heute so zu gehen, daß sie mit der Erkenntnis, wie ihnen unter -er dritten Repu blik mitgespiclt worden ist, von der Vorstellung befallen worden sind, -aß eS im öffentlichen Leben überhaupt nicht anders sein könne. Die Skcpsiö, -ie dem Fran zosen gegenüber -en öffentlichen Gewalten ohnehin sehr nah« liegt, scheint neuerdings vielfach in einen mora- lischen NihtliSmuszu entarten. „Wenn alles schiebt und betrügt, so wollen wir zu eigenem Nutz und From- men wenigstens mitschicben . . ." Wer sich die ersten Jahre ins Gedächtnis zuriickrust, die in Deutschland auf -en Weltkrieg folgten, dem wird diese Erscheinung nicht ganz unvorstellbar sein. Die guten und gesunden Elemente sind weitgehend entmutigt, die übrigen sind in ihrer Erwerbsgter entfesselt. „In keinem Augenblick ist -er Wunsch, in einigen Monaten ein Vermögen zu machen, bet gewissen Inöividuen krasser in Erscheinung getreten", schreibt IacqueS be Leödain in der „Illu- stratton*. „Die Moral hat nie einen solchen Ties- stand erlebt wie heute in gewissen Händler kreisen, denen es nur noch darauf ankommt, in aller Ekle große Summen zusammenzurasfen, gleichgültig, welches Unglück sie damit über andere herauf beschwören* Diese Erwerbsgter hat zu Erscheinungen geführt, welche -le Lebensmittelversorgung ernstlich beeinträchtigen. In vielen Pariser Geschäften ist eS Gitte geworden, Laß der „gute Kunde* hinten herum eingelassen wird, während die übrigen draußen auf dein Bürgersteig stundenlang Schlange stehen. Die BorzugSkarten, die für Gebrechliche, Mütter zahl reicher Kinder und andere ausgegeben sind, gehen an einem Vormittag oft in sieben bis acht verschiedene Hände, nm ihrem jeweiligen Besitzer das Anstehen zn ersparen. In den Pariser Markthallen hat sich nach der Schilderung der Pariser Tageszeitungen der „Ein käufer sür Restaurants* den Rang eine» neuen Be rufsstandes erobert. Da er höhere Angebote machen kann, ist auch ihm natürlich der Weg hinten herum offen. Er kauft Fletsch, Fisch, Gemüse mit sorgsälttger Auswahl, während vor den Hallentoren Kleinhändler auAeben und abwarten müssen, ob und was für sie 'tttzkig bleibt. Zu einer wahren Groteske scheinen sich die Pariser Vororteverhältntffe entwickelt zu haben. Wenn ein Lastwagenführer mit seiner kostbaren Ware aus der Provinz hier eintrisft, lädt er zunächst einmal die gute Hälste — oft auf eigene Rechnung — 1» groben Lagerschuppen ab, di« hier zu diesem Zwecke errichtet worben sind. Die Polizetbeamten sehen nichts, oder wenn einer von ihnen einmal daraus besteht, baß Lies« LrbcnSmitteltranSporte tn die Pariser Markthallen wettergelettet werden, wird wenige Straßen weiter die Ladung erneut beruntergeworfen. Hier ist die „s ch w a r, e B ö r s e*, wo jeder, der da» Doppelt« bis zum Dreißtgfachen -eS offiziellen Preises anlegen will, noch kaufen kann, was sein Her, begehrt. Es bedarf keiner Erwähnung, -ab btese Mißstände -t« bedürftige Bevölkerung, vor allem die zahlreichen Ar beitslosen empören, wobei ste e» als besonders bitter empfinden, baß die polizeiliche Ueberwachung wieder einmal so weitgehend versagt. M» Erklärung muss lejder angenommen werben, -ab «io« größere Ln-ahe
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