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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 10.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189706100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970610
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-10
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meldeten sich noch viele Theilnehmer au« dem östlichen Sachsen, besonder» au« der Bautzner Gegend an. Da« Erzgebirge ist bi« jetzt verhältnißmäßig schwack vertreten, bester die nördliche Niederung Sachsen«. — Leipzig. Wa» der Mensch nicht alle» verliert! Man sollte e» gar nicht glauben, wenn man die bunte Samm lung von Gegenständen ansieht, die auf dem Au«stellung«platze verloren wurden und von ehrlichen Findern auf dem Fund bureau abgegeben sind. 184 verschiedene Sachen lagern dort und harren der Abholung. Darunter befinden sich Schirme, Schlüssel, Handschuhe, Brieftaschen, kämme, Stöcke, Dauer karten, Handtaschen, Damengürtel, Armbänder, Broschen, Notizbücher, Klemmer, Messer >c. :c., Portemonnaie« («Heil weise mit großen Geldbeträgen), Hüte (sogar ein Cylindcrhut) und — drei Trauringe. — Zwickau. Die Königliche Kreishauptmannschaft Zwickau hat neuerdings die AmlShauptmannschaften ihre« Bezirke« angewiesen, in Zukunft bei Genehmigung außer gewöhnlicher Tanzmusiken allenthalben einen strengeren Standpunkt al» bisher einzunehmen, und von der Ermächtig ung, öffentliche Tanzmusiken an anderen al» den regulativ mäßigen Tagen zu gestalten, nur den allcrsparsamsten Gebrauch zu machen. — Oel«nitz i. V. Der von der hiesigen Königlichen Amt«hauptmannschaft aufgestellten und dem Bezirkstage vor gelegten Uebersicht über den Krcuzottcrnsang in ihrem Verwaltungsbezirke ist zu entnehmen, daß in den diese Statistik umfassenden acht Jahren 1889 bi« 1896 inSgcsammt 22,464 Kreuzottern cingesangen und getödtet und gegen die übliche Fangprämie abgelicsert worden sind. Die letztere erforderte einen Geldaufwand von zusammen 5472,°» M. Anfänglich wurde für jede« Stück 50 Pf., dann 30 Pf., später nur 20 Pf. bezahlt, und in einer im Dezember v. I. abgehaltenen Bc- zirkSauSschußsitzung beschloß man, von 1897 ab die Krcuzotter- fangprämie auf 15 Pf. pro Stück herabzusetzen. Die von Wald umgebenen Dörfer de« oberen Vogtlandc« liefern die meisten Kreuzottern ein; so brachte z. B. in einem Jahre Eichigt 181, Landwüst 207, Untcrtriebel 131, Gunzen 143 zc. Eine nachhaltige Abnahme ist trotz der eifrigen Vertilgung der Kreuzottern nicht zu bemerken; unter den 93 Ortschaften, welche im Bezirke der König!. AmtShauptmannschast OelSnitz liegen, befinden sich überhaupt nur einige Dörfer, in denen in den letzten acht Jahren keine Kreuzotter getödtet worden ist. — Ann aber g. Die Stadtgemeinde beabsichtigte, auf dem Pöhlberge einen Aussichtsthurm mit Restauration einzurichtcn. Die Kosten waren auf 40,000 M. veranschlagt, doch wurde diese Summe bei weitem überschritten. Die Kosten belaufen sich jetzt schon auf 55,000 Mark, und im Laufe der nächsten Zeit dürsten noch mehr Nachsorderungen kommen, wa« nicht zu verwundern ist, da man z. B. beim Dache wesentliche Theile in Anschlag zu bringen vergesse» halte. — Crimmitschau. Von der Stadtpolizeibehörde Hier selbst ist gegen den jüdischen Inhaber eine« Herrengardcrobc- geschäft«, der sich erst am 14. April d. I. dort niedergelassen hat, wegen erlittener Bestrafung auf Grund de« Freizügigkeits gesetze« vom 1. November 1867 und aus Grund de« sächsischen Gesetze« vom 15. April 1886 die Ausweisung verfügt und ihm eine Frist bis zum 17. Juni d. I. gesetzt. Der AuS- gewiesene hatte bei der König!. Kreishauptmannschaft Zwickau gegen die Verfügung Beschwerde erhoben, die aber zurückge wiesen wurde, da die Ausweisung gerechtfertigt und geboten sei. — Schneeberg. Die diesjährige Abgeordneten- und Hauptveriammlung de« ErzgebirgSvercin« soll den 8. und 9. August in Altenberg abgehalten werden. Den Vortrag hält Herr Apotheker lti. Holfcrt au» Allenberg über die Flora de« östlichen Erzgebirge». Die BerathungSgegen- stänre für die Abgeordnetenversammlung betreffen: 1. Gesuch de» Zweigvereins Neustädte! um Gewährung einer Unter stützung in Höhe von 750 Mark zu Erbauung eine» massiven Thurme» nebst Schutzhauses auf dem GleeSbcrge bei Schnee berg - Neustädte!. Zur Begründung diese» Gesuche» wird hervorgehoben, daß der GleeSberg wegen der von ihm au» sich bietenden Aussicht ganz entschieden Berücksichtigung ver dient. Die Kosten de» Baue» sind mit 6800 Mark veran schlagt. Vorhanden sind gegen 3000 Mark ; bi» zum Beginn de» Baue» hofft der Zweigverein noch weitere 1000 Mark zu sammeln, auch die gleiche Summe von der Stadt Neu städte! zu erhalten. Zu decken wären dann noch etwa 2000 Mark. Sobald die erbetenen Unterstützungen gesichert find, wird der Bau sofort beginnen. Der Baugrund für den AuSsichtSthurm, Eigenthum de» Herrn Or. Schwabe in Leipzig, geht in da« Eigenthum der Stadt Neustädte! durch grund buchliche Verschreibung über, desgleichen der Platz für die Unterstandshütte. Ein weiterer Vergnügungsplatz ist durch Pachtkonlrakt dem Vereine gesichert; auch die Zugangswege stehen dem Vereine stet« offen. 2. Beschlußfassung über den Anbau de« Unterkunfl«hauseS auf dem Fichtelberge. Ei wurde diese Angelegenheit auf Beschluß der vorjährigen Abgeordneten versammlung bi« zur Vollendung der Eisenbahn nach Ober wiesenthal vertagt. 3. Berichterstattung ter Leipziger Plakat- Kommission über ihre Thätigkeit und Erfolge bezüglich eine» künstlerisch hergestellten großen Plakats mit landschaftlichen Bildern au« dem Erzgebirge. Beschlußfassung über Bewilligung einer etwa nöthig werdenden Unterstützung au« der Hauptkasse zur Herausgabe de« genannten Plakat«. Al« Beihilfe zum Plakat beantragt der Gesammtvorstand die Bewilligung eine« Bctrage« von höchsten» 800 Mark, je nach dem Fehlbeträge bei Abschluß der Rechnung über die Sammlungen. 4. Bericht der Kommission über ihre Arbeit und Erfolge zur Herbei führung einer einheitlichen Wegcbezcichnung im Gebiete de« Erzgebirge«. 5. Vorschläge de« Gesammtvorstande« in Bezug der Errichtung eine« massiven Au«sicht«lhurme» auf der Morgenteite bei Schwarzenberg. — Scheibenberg. Auf recht eigenthümliche Weise ist ein hiesiger Einwohner um die Sehkraft eine« Auge« gekommen. Derselbe spielte mit seinem 2'/, Jahre alten Kinde und hob dasselbe öfter« an den Armen empor. Hierbei strampelte da« Kind so heftig mit seinen mit Schuhen be kleideten Füßchen, daß e« mit denselben dem Auge de« Vater« zu nahe kam und e« leider zerstörte. — Radeburg, 7. Juni. Auf der Schmalspurbahn Radebeul-Radeburg sind gestern, am ersten Pfingstseiertage, die Vormittag« 10 Uhr 3 Minuten von Radebeul und Vor mittag» 10 Uhr 30 Minuten von Radeburg abgehenden Personenzüge zwischen Eunert»walde und Bärnsdorf zu- sammengcfahren. Hierbei sind die Maschinen beschädigt worden und 13 Personenwagen entgleist. Drei Reisende und der Locomotivsührer de« einen Zuge» erlitten Verletzungen, glücklicherweise nur leichter Ar». Mit dem Nachmittag» 5 Uhr 11 Minuten von Radebeul abgehenden Zuge konnte der Ver kehr zwischen Radebeul und Moritzburg Eisenberg wieder aus genommen werden. — Wilkau, 8. Juni. Auf Anordnung der Kgl. KreiS- hauptmannschaft zu Zwickau ist Herr Gemeindevorstand Klein- Hempel hier mit ver interimistischen Verwaltung der Ge- meindevorstand«geschäftc von Niederhaßlau bi« zur Besetzung dieser Stelle beauftragt worden. Herr Assistent Hallbauer von der Königl. Amt«hauptmannschaft aber bleibt Gemeinde ältester von Niederhaßlau. — Raschau. Der Privatu« Juliu« Rockstroh von hier, 66 Jahre alt, hat sich am Sonnabend vorletzter Woche von hier entfernt und ist bisher über seinen Verbleib nicht» bekannt. E» ist möglich, daß dem Mann ein Unglück zuge stoßen ist. Etwaige Auskunft über den Vermißten bittet man an den Gcmeindcvorstand hierselbst zu richten. — Adorf i. B., 4. Juni. Der im hiesigen OrtStheil Bethanien wohnhafte Handelsmann Hupfer hat, nachdem er schon vorher sich sehr erregt gezeigt, am Donnerstag kurz nach Mittag den zu seinem HauSgrundstück gehörigen Schuppen angebrannt, hat sich dann im Wohnhaus versteckt gehalten und gab, al« man ihn sand, mit einem Revolver vier Schüsse auf sich ab, wovon der eine in den Mund ging. Hupfer wurde noch lebend in« hiesige Krankenhau« gebracht. Der Schuppen ist völlig niedergebrannt. Da« angrenzende Wohn hau« wurde gerettet. 2. Bezirkstag der Königlichen Ämtshauptmannschaft Schwarzenberg am 4. Juni 1897. 1) Der Hauebrltplan für die BczirkSanstalt Grünhain auf da« Jahr >897/98 wird eingehend berathen und wegen nachträglieb nöthig gewordener Mehrausgaben dem Bezirks ausschuß zur Feststellung überwiesen Auch wird für das laufende Jahr eine Erhöhung der Bezirkssteuer zur Deckung des durch den zurückgegangcnen Personalbestand der Anstalt Grünhain wesentlich verursachten Mehrbedarf» beschlossen. 2) An Stelle de« verzogenen Bürgermeister Nestler wird Herr Bürgermeister Klinger in Grünhain zum stellvertretenden Vorstand der BezirkSanstalt und zum Mitglied der Ersatz kommission für den Aushebungsbezirk Schwarzenberg ge wählt. 3) Die Wahl der Vertrauensmänner für die Ausschüsse zur Wahl der Schöffen und Geschworenen erfolgt nach den Vorschlägen der Amtshauptmannschaft. 4) Auf Antrag de» Vertreters der Stadt Eibenstock erklärt der Bezirkstag die Herstellung einer Muldenllbcrbrückung am Bahnhof Eibenstock für Wünschenswerth. 5) Der in Zwickau zu gründenden Filiale der Dresdner Diakonissenanstalt wird für da» laufende Jahr eine Bei hilfe von 150 Mk. au« Bezirksmitteln bewilligt. Innere und äußere Schönheit. Schönheit ist ein Talisman, der, wohin man kommt, die Herzen der Menschen erschließt und Liebe und freundliches Entgegenkommen gewinnt. Der Weg zum Herzen führt durch das Auge; ist dieses bestochen, so ist auch jene« leicht ge wonnen. Unwillkürlich schließen wir von dem Aeußern auf da« Innere und nehmen an, daß eine schöne Hülle auch einen schöne». Inhalt berge. Lacht Dir daher ein liebliches Antlitz aus dem Spiegel entgegen, so trachte mit aller Mühe danaL, daß Deine Seele diesem Antlitz entspreche. Müßtest Du Dich nicht beschämt fühlen, wenn die Menschen, die Dein Acußeres anzieht, 'ich enttäuscht abwenden, nachdem sie Dein Inneres kennen gelernt? Wenn sic entdecken, raß Deine sanften Züge einen heftigen, reizbaren Sinn, Deine edle Stirn Ober flächlichkeit und Gedankenleere, Dein leuchtendes Auge ein kaltes, barte« Her; verdecken? Eitel oder stolz darf man auf seine Schönheit nicht sein, aber sich ihrer dankbar freuen, da« darf man wohl. „Deine Schönheit ist ein Segen wie da« Glück, wie da« Genie." Die Schönheit der Züge, da« Ebenmaß der Gestalt sind Vorzüge, welche die Natur ohne unser Zuthun gab, schon deshalb sollte man sich hüten, ihnen zu viel Werth bcizulegcn. Nur wa« man durch eigene Kraft, Mühe und Sorgfalt errungen hat, darf einem mit stolzer Befriedigung erfüllen. Wie kommt e« aber, daß äußere und innere, Schönheit so selten Zusammengehen, daß ein schönes Innere sich viel häufiger in einer unscheinbaren, als in einer glänzenden Außenseite findet? Ist es für den, der Schönheit besitzt, denn schwerer, gut zu sein, al« für einen Anderen? Ja da« ist c«. Wenn man von Kindheit an um seiner Schönheit willen gepriesen wird und sieht, welcher Werth ihr von den meisten deigelegt wird, ist c« dann nicht natürlich, wenn man sic überschätzt? Gewohnt, daß die Herzen Dir von selbst zufliegcn, wirst Du die Liebe, die man Dir entgegen bringt, bald al« ein Recht ansehen. Da« Bewußtsein, daß Du den Leuten gefällst, wie Du bist, wird Dich abhalten, an Deiner inneren Vervollkommnung zu arbeiten. Die stete Beschäftigung mit Dir selbst wird Dich selbstsüchtig machen und unlustig, Deine Pflichten im Hause getreulich zu erfüllen, und statt zu einer Quelle der Freude wird Deine Schönheit zu einer Quelle de« Unbehagen« für Dich und Andere. Du hast Dir die Schönheit nicht gegeben, und Du vermagst sie Dir nicht für immer zu erhalten, ein paar Jahre weiter, und sie ist dahin. Versäume e» daher nicht, Dir Schätze zu erwerben für die Zeit, da die Schönheit Dich verläßt und mit ihr die Be wunderung und Huldigung aushört, mit der man Dich jetzt überschüttet. Wie einsam und öde müßte da« Leben Dir dann sein, wenn Du e« nicht verstehst. Dir um Deiner selbst willen Liebe zu erringen. Genieße Deine Schönheit, fall» die Natur Dich damit beschenkte, und laß sie Dir ein Antrieb zu allem Guten sein, ist sie Dir aber versagt geblieben, so Iraurc des halb nicht. Du kannst schön erscheinen, auch ohne e« zu sein. Oder glaubst Du, daß Dein von Liebe und Zärtlichkeit strahlende« Antlitz Deinen Eltern, Deinem Bräutigam oder Gatten nicht schön erscheint, auch wenn e« den Regeln der Schönheit nicht entspricht! Der Arme, dessen Noth Du Dich liebreich erbarmst, wird einen Engel in Dir sehen, wie auch Dein Antlitz ge bildet ist: Gotte» Augen werden sicher mit nicht geringerem Wohlgefallen auf Dir ruhen, al« aus seinen mit größerer Schönheit au«gestatteten Kindern. Die Schönheit de» Herzen«, die Tüchtigkeit de« Streben«, die wohlgcpflegtc Geistesbildung, Güte und neidlose Bescheidenheit lassen schön erscheinen, wenn nicht für Alle, so doch für die, welche mit dem Herzen zu sehen verstehen. Hast Du noch nie ein Antlitz gesehen, da« an sich unschön, Dich doch unwiderstehlich anzog, weil au» jedem seiner Züge Güte und Klugheit sprachen? Kennst Du Niemand, der Dir, al» Du ihn zum ersten Mole sähest, häß lich erschien, und der, al« Du ihn näher kennen lerntest. Dir von Tag zu Tag schöner dünkte. Eine solche Schönheit, die zuerst von unserem Herzen und dann von unserem Auge wahr genommen wird, übt eine viel dauernde und tiefere Wirkung auf un«, al« wenn sie durch unser Auge zu unserem Herzen dringt. Die sorgfältige Pflege Deiner inneren Schönheit vermag aber nicht allein Dich schön erscheinen zu lassen, sie ist auch im Stande, Dich wirklich zu verschönern. Aeußere« und Innere» eine» Menschen stehen stet» in Wechselwirkung zu einander. Wie der Zorn, der Mißmuth, die Begehrlichkeit ihre entstellende Schrift allmählich auch auf da« schönste Antlitz schreiben, so drücken auch Güte, Sanftmuth, Bescheiden heit dem Antlitz mit der Zeit ihren Stempel auf. Trachte deshalb danach. Dein Gesicht zum Spiegel Deine« Innern zu machen, wenn der Blick, Deine Züge die Schönheit Deine« Innern erkennen läßt, dann hast Du, auch ohne schön zu sein, da» höchste Ziel erreicht, da« der Schönheit gesetzt ist. Der wilde Lusch. Eine Wilddiebsgeschichte von Reinhold Gehlhar. (S. Fortsetzung). Ein Pärchen lustwandelte den Park entlang. „Beim wilden Lusch ist noch Licht." „Ja, sie wartet wohl auf ihn. Die Herrlichkeit hat nicht lange gedauert. Er treibt'« fast so wie früher." „Da« arme Weib!" „Pah — das arme Weib! Hast mal den Kleinen ge sehen, ihren Jungen? Ein Ding, wie eine Hand groß! Und der Lusch ist ein Riese! Blaue Augen hat'S und blonde Haare! Und Beide, er und sie, haben dunkle!" „Ja, die alte Miene erzählt, sic hat beim Karl Wolter- mann ein End' von einem Schleier gesehen und meint, e« wär der Frau ihrer, von der Hochzeit." „Sichst " Sie waren vorüber. — — Wie gelähmt blieb Wilhelm liegen, er stöhnte in Schmerz und Wuth. Dann sprang er auf, er taumelte. Wie ein verwundete» gereizter Raubthier, ächzend, fiebernd, stürzte er nach Haufe. Anna war zu Bett gegangen, die Wiege des Kindes hatte sic dicht neben ihr Himmelbett gezogen, die Lampe brannte. Sie hörte ihn kommen, hörte seinen schweren, stöhnenden Athein. Er ist betrunken, meinte sic und stellte sich schlafend. Er schlug die Vorhänge ihres Belle« auseinander und betrachtete sie einen Augenblick. Dann ließ er die Betl- gardinen zufallen und beugte sich über die Wiege. Durch einen Spalt in den Vorhängen beobachtete sie ihn. Sie sah, wie sein Auge wild, brennend auf dem Kinde ruhte. Sie sah, wie er mit rohem Griff da« Kind erfaßte und e« hoch emporhielt. Sie sah, wie er die Faust hob zum Schlage — sic hörte sein wüstes gellendes Auflachen — da stand sie vor ihm. Sic riß mit einem Aufschrei da« Kind au« de« Ueberraschten Hand, legte e« in da« Bett und stellte sich dann schützend davor, wie eine Löwenmutter vor ihr Junge». Mit wilden, au« dem Kopf quellenden Augen sah er sie an, sic hielt seinen Blick au«, auch ihr Auge funkelte. „Ha —" zischte er, nur mühsam die Worte bildend, „die fremde Brut in meinem Nest! Rau« mit ihr! Soll ich sie füttern? Soll ich sie warm halten? Soll ich — —? Ha! Rau« mit ihr, auf den Misthaufen, in den Torsgraben! Und Du, falsche Hexe, Du? Ein Belt, ein einziges, weiches, will ich Euch machen, im tiescn Moor — Dir und dem Püppchen da und ihm!" Er faßte sie bei den Schultern und schüttelte sie. Sie sah voll zu ihm auf. Aber ein geheime« Grauen faßte sie. Sie meinte, er habe den Verstand verloren. „Ah, das hast nicht gedacht, daß c« so herauSkommcn wird? Hab'« ja gewußt, daß der Knirp« nicht mein Jung' sein kann? Blaue Augen hat er und dunkle Haare, wie — —" „Wie mein Vater welche gehabt!" „—wie Dein Liebster welche hat — Karl Wolterman», Dein Liebster!" Er schüttelte sic noch immer in maßloser Wuth. Jetzt begriff Anna. Sie wehrte seine Hände von sich ab. Zorn sprühenden Auge«, mit geballten Händen, trat sie aus ihn zu. „Wag'« noch einmal zu sagen!" rief sie mit zuckenden Lippen. „Wag'« noch einmal, so kannst Du erfahren, wie ein Weib seine Ehre zu schützen weiß, auch gegen den eigenen Mann!" „Wie sie pfaucht, die Katze!" zischte er. „Den Schleier!" schrie er mit vor Wuth heiserer Stimme. „Wo hast den HochzeitSschleier?" „Zerrissen hab' ich ihn," antwortete sie surchtlo«. „Seine Wunde zu verbinden!" „Zerrissen! Also wahr ist'«! Wart', büßen sollst Du e«! Mit meinen Händen reiß ich Dich in Stücke!" Er griff nach ihr, sic wich ihm au«. Die dunklen Haare hatten sich bei ihrer hastigen Wendung gelöst und um wogten sie wie ein langer dichter Schleier. Ihr Auge glühte in dem todlcnbleichen Gesicht — sie sah berückend schön au«. Da erfaßte sie sein Griff grausam fest an der Kehle. Er würgte sie — aber seine Lippen tranken wilde Küsse von ihren Lippen, bedeckten ihr Gesicht mit Küssen wahnsinniger LeitzWchaft. Und seine Hände hatten immer noch ihren Hal» krampfhaft umklammert und schnürten ihre Kehle zu. Ihre Sinne drohten zu schwinden, c« wurde blutrolh vor ihren Augen, lieber ihrem Gesicht leuchteten seine Augen mit verzehrender Gluth und Wuth. Eine wahnsinnige Angst stieg in ihr auf - da stieß er sie plötzlich von sich, daß sie taumelte. — Er ging nicht schlafen diese Nacht. Ruhelos wanderte er im Wohnzimmer auf und ab. Sie hörte seinen Schritt, auch in ihr Auge kam kein Schlaf. Am nächsten Tage ließ er sein Bett im Wohnzimmer ausschlagen. Schweigend gingen die Beiden aneinander vorüber. Wilhelm sagte sich'« selbst und wußte gewiß, daß er sei nem Weibe Unrecht gethan. Aber sein starrer Sinn fand da» Wort der Abbitte nicht, und Anna, in ihrer grauenehre tief gekränkt, gewann e» nicht über sich, den ersten Schritt zur Versöhnung zu thun. Wilhelm wußte, daß er seinem Weibe Unrecht lhue — aber er verfolgte fort und fort sein Weib mit lauernden,
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