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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 16.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189712162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18971216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18971216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1897
- Monat1897-12
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Beilage zu Nr. 148 des „Amts- und AnzeigeblatteS". Eibenstolk, den 16. Dezember 1897. Wergiev! Eine Weihnacht^ Erzählung von Robert BarniS. (Schluß.) Die Glocken vom nahen Kirchthurm schlugen zum ersten Mal seierllch zusammen, und ein harmonische» Geläute ver kündete den Beginn de« heiligen Abend«. Wie eine heilige Mahnung klang e« über die Stadt und »Friede und Ver gebung" kündeten die ehernen Glockenzungen. ,O«kar legte die Hand auf« Herz, um e« zu beschwich tigen, und trat festen Schritte« über die Schwelle. Er erstieg eine Treppe und zog die Glocke an der Thür der Wohnung feine« Pflegevater». Ein Dienstmädchen öffnete. „Ist Herr Schönau zu sprechen?" fragte O«kar mit unsicherer Stimme. „Bitte, treten Sie ein; Herr Schönau befindet sich in dem Wohnzimmer. Ich werde Sie melden. Dars ich um Ihren werthen Namen bitten?" entgegnete da« Mädchen. „ES ist wohl nicht nöthig," antwortete O«kar, „ich bin für Herrn Schönau kein Fremder." Da« Dienstmädchen machte zögernd Platz und Oskar klopfte an die ihm wohlbekannte Thür. „Herein", erscholl eine männliche Stimme, an welcher Oskar seinen Pflegevater erkannte. O«kar öffnete und blieb auf der Schwelle stehen. Mit lhränenumflorten Augen erblickte er den alten Mann, der in einem Lehnstuhl am Fenster saß. Wie hatte er gealtert, und wie war sein Haar gebleicht, seit Oskar ihn zum letzten Male mit seinem Pflegebruder vor einem Jahre gesehen. E« war damal« auch am Heiligabend, al« Beide eingetretcn waren; freudestrahlend war ihnen der Vater enigegengeeilt. — Heute sah man einen vom Kummer gebrochenen Mann, der um seinen einzigen Sohn trauerte. Der schmerzliche Anblick hatte O«kar tief erschüttert. „Mein Vater!" rief er, „mein Vater — vergieb!" Den starren Blick aus den Sprecher gerichtet, hatte sich der alte Herr erhoben, ohne jedoch ein Wort hervorbringcn zu können. „Mein Vater, ein unglückseliger Zufall — bei meiner Seligkeit! — hat eine Schuld auf mich geladen, die ich schwer büße, die mich namenlo« unglücklich macht. — Ich raubte Ihren Sohn —" „Halten Sie ein!" stieß der alte Mann mit zitternder Stimme hervor. „Ich soll Ihnen verzeihen? ich, der ich nur einen einzigen Sohn Halle, der mein Stolz, meine Freude war, der meinen Namen trug ? — Nein, ich kann e« nicht! — Wie können Sie e« wagen, noch einmal vor meine Augen zu treten, Sie, an dessen Händen Blut klebt?" „Mein Vater, ich habe Ihren Sohn wie einen Bruder geliebt; — e« war Ihr Sohn, der mich haßte, grundlos haßte, obwohl ich ihm nie etwa« zu Leide gethan. Sein Jähzorn, seine grundlose Eifersucht —" „Schweigen Sie!" herrschte ihn der alte Herr zornig an: „noch im Tode verleumden Sie ihn!" Traurig senkte O«Iar da« Haupt. „Ich verleumde ihn nicht; ich bereue meine That." „E« ist zu spät! — Sie, den ich fast wie den eigenen Sohn liebte, den ich au« Mitleid und Menschenliebe in mein Hau» nahm — erschlugen mir dafür zum Lohn mein einzige« Kind. — Gehen Sie, ich darf Sie nicht Wiedersehen!" „Wenn ich so schuldig wäre, daß ich keine Verzeihung erhoffte, würde ich nicht vor Ihnen zu erscheinen wagen. — Ich habe Sie schwer betrübt, aber — trägt Ihr Sohn nicht einen Theil der Schuld, die ich nun allein büße? — Wenn sein Schläger mich getroffen hätte, würden Sie Ihrem Sohne nicht auch verziehen haben?" Betroffen sah ihn der alle Herr an. .E« steht Ihnen nicht zu, mich an meinem Unglück wie ein Richter zu inquiriren; — wenn mein Sohn im Jähzorn Ihr Leben durch eine solche That bedrohte, so wäre e« an Ihnen gewesen, der Gefahr auszuweichen, der Sie ihn kann ten, und dessen ruhige Ueberlegung die« Unglück hätte ver hüten können. — So aber sind Sie nur allein der Schuldige." „Und darum flehe ich Sic noch einmal an: Vergeben Sie mir meine Schuld, stoßen Sie mich heute, am Vorabend der Geburt unsere» Heilande«, nicht von sich!" „Mag Ihnen Gott vergeben! — Ich kann e« nicht — meine Liebe ist mit meinem einzigen Sohn zu Grabe getragen! Ich kenne keinen andern Sohn!" „So lassen Sic mich denn ungetröstet von sich gehen! — Ach, Sie bedürfen ja auch de« Tröste«, den ich Ihnen durch meine Reue zu geben bereit war. — Leben Sie wohl; ich darf mich Ihren Sohn nicht mehr nennen, obwohl ich Sie wie meinen Vater liebe!" Tief gebeugt wandle er sich zur Thür. Da öffneten sich die Flügelthüren zum -Nebenzimmer. Luise, im Träuergewande, trat hastig bi« in die Mitte de« Zimmer». „O«kar, Herr Thorwald!" rief sie erregt, „bleiben Sie, gehen Sic nicht so fort!" Sie war auf ihn zugeeilt und faßte seine beiden Hände. „O, Fräulein Luise, so müssen wir un« Wiedersehen!" rief er verzweiflungsvoll. „Onkel," wandte sie sich zu dem alten Herrn, „laß' ihn nicht ohne Deine Verzeihung von Dir. — Wenn er gefehlt hat, so ist seine Reue aufrichtig — rette ihn vor der Ver zweiflung." Schönau schüttelte den Kops und wie« mit der Hand nach der Thür. „Haben Sic tausend Dank für Ihr gute« Herz, mein Fräulein, aber ich darf nicht länger bleiben. Ihre Verzeih ung kann ich al« einen kleinen Trost mit mir nehmen. — Gott behüte Sie!" Nach diesen Worten schritt O«kar schnell zur Thür hinau». Wie ein Trunkener wankte er die Treppe hinab aus die Straße, wo soeben die letzten Glvckenlöne verhallten — sie hatten umsonst ein Menschenherz gemahnt zur Liebe und Ver gebung. Wohin sollte er sich wenden? Wo sollte er Ruhe und Frieden suchen sür sein arme«, gequälte« Herz? Unwillkürlich lenkte er seine Schritte nach der Wohnung seine« väterlichen Freunde«, de« alten Pastor Lange. Vielleicht, daß ihm dieser einen Weg zeigen würde, der ihn wieder auf die Bahn de« Glücke« und der Zufriedenheit führen könne, von welcher da« Schicksal ihn unerbittlich gedrängt hatte. Bald hatte er die Wohnung de« Geistlichen erreicht. Er fand den ehrwürdigen Herrn in seinem Studierzimmer mit den letzten Vorbereitungen zu der kirchlichen Feier de« Heiligabend« beschäftigt. Mit sehr ernsten aber doch herzlichen Worten hieß ihn der Pastor willkommen. Er erfuhr von O«kar die Begeben heiten de« heutigen Tage« und er sah den Seelenschmerz de« jungen Manner. „Die Liebe Gotte« ist groß, mein Sohn," sagte der freundliche Seelenhirt, „und er vergiebt Denen, die eine That bereuen, welche sie im Zorn begingen. Verzweifeln Sic nicht, ich will c« versuchen, da« Herz meine« alten Freunde« zu rühren, der nun ganz allein in der Welt dasteht; wir wollen hoffen, daß e» mir gelingt, ihn mit dem Schicksal, da» ihn betroffen, zu versöhnen. — Ich muß jetzt zur Kirche — auch Sie, mein Sohn, werden dort Trost sür Ihr wunde« Herz finden — gehen Sie mit mir. — Dort hoffe ich auch Ihren Pflegevater und seine Nichte zu finden, denn sie besuchen stet« die Kirche und der heutige Abend ist ihnen eine besonder» liebe Erinnerung." Im Hellen Kerzenschein erstrahlte die Kirche. Eine dicht gedrängte Schaar war zur Andacht versammelt, Klein und Groß, Reich und Arm. — Unter ihnen in der ersten Reihe saß auch der Fabrikbesitzer Schönau mit seiner Nichte. Al« die letzten Akkorde der Orgel verklungen, sahen Aller Augen freudig auf, um von der Kanzel herab die frohe Bot schaft zu vernehmen: „Euch ist heute der Heiland geboren!" — Der ehrwürdige Pastor hielt eine ergreifende Predigt. Er sprach von dem Sohne Gotte«, der in die Welt gekommen sei zur Vergebung der Sünden; der da sagte: „Vergebet, so wird Euch wieder vergeben!" — Da« heilige Christfest sei ein Fest der Liebe und der Versöhnung. Wie viel Thräncn würden getrocknet, wenn jeder gläubige Christ eingedenk sei der Barmherzigkeit, die er dem Geringsten und Aermsten schuldig sei. — Und al« er zum Schluß da« Vaterunser sprach und zu der Bitte kam: „Und vergieb un« uns're Schuld, wie auch wir vergeben unfern Schuldiger»", da schmolz da« starre Ei« um da« Herz de« alten Schönau, die Thränen rollten ihm über die gefurchten Wangen, — er hatte dem vergeben, der ihm seinen einzigen Sohn geraubt, dem, welchen er noch immer wegen seine« guten Herzen» liebte. Ai« nun der Lobzcsang: „Ehre sei Golt in der Höhe", von Hellen Kindcrstimmen gesungen, begleitet von den Posau nen und der Orgel, wie Cngel«melodien durch die Kirche brauste, war ein Menschenherz zum ersten Mal nach langer Zeit wieder froh in dem Gedanken: „Ich will vergeben!" Die Andacht war beendet und die Helle Weihnachts freude strahlte auf allen Gesichtern, al« sich da« Gotle«hau« leerte. An einen Pfeiler gelehnt, seitwärts vom Au-gang der Kirche, in der Nähe de« Altar«, stand O«kar in Gedanken verloren; auch er hatte einigen Trost geschöpft au« den Worten de« Pastor«. Zum ersten Mal nach langer, trüber Zeit fühlte er sein Gewissen erleichtert und die Hoffnung stieg wieder in ihm auf, daß e« dem menschenfreundlichen Pastor gelingen werde, seinen Pflegevater versöhnlich zu stimmen. Seine Au gen füllten sich mit Thränen und wie durch einen Schleier sah er die Vorübergehenden an. Da trat der Fabrikbesitzer Schönau, geführt von seiner Nichte, au« dem Kirchstuhl. Da» Auge de« alten Herrn irrte suchend durch die Kirche. Ihm war'«, al» müsse der, welcher durch die versöhnenden Worte de» Pastors zu seinem Herzen gesprochen, nahe sein. Da traf sein Blick O«kar. Mit auSgebreiteten Armen eilte er auf ihn zu. „Mein Sohn! Mein Sohn!" ries er mit bewegter Stimme und schloß ihn in seine Arme. „Vater, vergieb mir!" Schönau küßte seinen Pflegesohn auf den Mund. „Ich habe vergeben," sagte er mit zitternder Stimme. „Der Name de« Herrn sei gelobt!" ertönte dicht neben ihnen die Stimme de« Pastor« Lange. Mit herzlichem Händedruck besiegelten an diesem geweihten Orte die drei Männer den Bund der Liebe. O«kar machte sich sanft frei und wandte sich zu Luise, welche über die ergreifende Szene Thränen der Rührung vergoß. „Auch Ihre Verzeihung darf ich erhoffen, mein Fräulein, da ich Ihr edle« Herz in so trüber Stunde kennen gelernt, al« Sie meine Fürsprecherin bei Ihrem Onkel wurden," sagte er weich. „Ich habe immer für Sie gebetet," erwiderte sie unter Thräncn, „und nun wird alle«, alle« Unglück enden." „So kommen Sie, meine Freunde," mahnte der Pastor, „wir wollen an dem heutigen Abend vereint da« Fest der Wiedergeburt feiern, — denn auch Ihnen, mein alter Freund, ward heute ein Sohn geboren, der gekommen ist, die Thränen zu trocknen, die Gott un« geschickt, um unser Herz zu läutern." Froh bewegt verließen sie die Kirche und traten auf die erleuchtete Straße; der Pastor verabschiedete sich mit dem Versprechen, bald nachzukommen in da« Hau« seine» alten Freunde«. Wie hell und freundlich flimmerten über ihnen die Sterne, al« sic der Wohnung zugingen; wie glücklich erschienen ihnen alle Menschen, jetzt, da sie die Ruhe und den Frieden wieder gefunden hatten. Durch die Fenster der Häuser erstrahlten die Lichter de» Weihnacht«baume«, der in der Hütte der Armen wie im Palast der Reichen gleich freundlich brannte und um den sich jauchzende Kinder bewegten, zufrieden mit dem, wa« liebende Hände für sie bescheert. Noch spät am Abend, nachdem der Pastor seine Freunde aufgesucht, saßen alle Vier vereint um den Weihnachl«baum, den Luise« treue Hand geschmückt; sie erinnerten sich der ver gangenen trüben Zeit und sprachen von der Zukunst, seelen volle Blicke und warmen Händedruck wechselten Luise und O«kar und wie einen vorgeahnten Scelenbund bestätigend, erinnerte der frohe Pastor seinen alten Freund an da« Dichterwort: .Nicht siebenmal vergieb, Nein, siebenzig mal sieben: DaS ist dem Vater lieb!" 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