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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 19.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189802199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18980219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18980219
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-19
- Monat1898-02
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Der Untergang des Arenzers „Maine". Die amerikanische Marine ist von einem schweren Berluste betroffen worden. Der Kreuzer .Maine', welcher seit einigen Wochen aus der Rhede von Havanna vor Anker lag, ist durch eine Explosion zerstört worden und untergegangen. Bekanntlich war der Kreuzer von der Regierung der Vereinigten Staaten nach Havanna entsendet worden, um eine Mission au«- zuüben, die jedenfalls von der offiziell kundgcgebenen Bestimmung eine» sreundnachbarlichen Besuche» in etwa» abwtch. In Madrid war man von dem vorwiegend demonstrativen Charakter der Sen dung so fest überzeugt, daß ein eigener Minifterrath der Sache näher trat und al« Gegenmaßregcl die Abordnung einer Anzahl spanischer Kriegsschiffe in die amerikanischen Gewässer beschloß, selbstverständlich auch nur zu dem offiziellen Zwecke einer freund nachbarlichen Besuchssahrt. Inzwischen ist dann die Spannung zwischen den beiden Staaten durch die Afsaire de« früheren spa nischen Gesandten in Washington, Dupuh de Lome, der beleidigende Ausdrücke über den Präsidenten Mac Kinley in einem abgefange nen Briefe gebraucht hatte, auf da» Höchste gesteigert worden und mitten in diese drangsalrvollen Verhältnisse hinein platz! nun die Zerstörung de» amerikanischen Kreuzer». Der amerikanische Generalkonsul in Havanna, Lee, telegraphirlc dem Londoner „Globe" zufolge au» Havanna, man möge in amtlichen Kreisen und auch sonst sich keine bestimmte Ansicht über die Explosion der .Maine" bilden, bi» etwa» über die Ursache der Katastrophe be kannt geworden sei. Die Au«druck»weise der Depesche Lee'» lasse erkennen, daß er, Lee, einen Verdacht hege, den er nicht in Worten au«drücken wolle. Dem .Globe" wird außerdem au» New-?)ork gemeldet, daß nach Allem, wa» bisher bekannt gewor den, die Explosion nicht in Folge einer gewöhnlichen Nachlässig keit entstanden sein könne; dieselbe sei erfolgt, nachdem jeder Theil de» Schiffe» für die Nacht inspicirt worden sei. Die .Maine" gehörte zu den neueren Schiffen der Ber. Staaten-Marine und wurde am 18. November 1890 vom Stapel gelassen. Da« Schiff hatte eine Wasserverdrängung von 6648 Ton» und 9000 Pserdekriiste, war 310 Fuß lang und 57 Fuß breit; e» hatte einen 6 bi» 11 Zoll dicken Panzer, ein geschützte» Deck und einen Panzerthurm, 4 zehnzöllige, 6 scchszöllige Hinter lader- und 16 Schnellfeuer-Geschütze, 4 Gatling-Kanoncn und 7 Torpedo». Die Mannschaft bestand au» 421 Personen. Ueber die Thatsache selbst wird folgende» berichtet! Washington, 16. Febr. Der Staatssekretär de» Marine- Departement» empfing ein Telegramm de« Kapitän« de« Kreuzer» „Maine", welche» besagt, daß der Kreuzer gestern Abend 9 Uhr 40 Min. im Hofen von Havanna infolge einer Explosion auf geflogen und vollständig zerstört worden sei. Viele Mannschaften seien verwundet, die Zahl der bei der Explosion Gctödteten und Ertrunkenen sei ober ohne Zweifel beträchtlicher al» die der Ver wundeten. Die Geretteten befänden sich an Bord eine« spanischen Kriegrschiffe» und eine» amerikanischen Dampfer». Die öffent liche Meinung müsse ihr Uriheil aussetzen und weiteren Bericht abwarten. Washington, 16. Februar. Nach einem-weiteren Tele gramm de» Kapitän» de» Kreuzer» .Maine" find 236 Mann schaften und zwei Offiziere umgekommen. — Nach der Ansicht eine« Matrosen von dem untergegangenen Kreuzer „Maine" fand die Explosion in dem zur Aufbewahrung der Schießbaumwolle für die Torpedo» benutzten Magazin statt. — Der größte Theil der Mannschaften de» Panzer« „Maine" war gerade eingeschlasen, al» die Explosion erfolgte. Da» spanische Kriegsschiff „Alfonso" kam sofort mit seinen Booten zu Hilfe und rettete Äußerst ge wandt zahlreiche mit den Wellen ringende Soldaten. Die Ex plosion versetzte die ganze Stadt Havanna in größten Schrecken; Tausende von Fenstern wurden zertrümmert, und die Bevölkerung floh entsetzt au» ihren Häusern. Da die Explosion am Hinterdeck, unterhalb de« Mannschaft»quartier», erfolgt sein soll, würde sich die Rettung der meisten Osfiziere erklären. Havanna, 16. Februar. Eine Meldung der Osfiziere de« Kreuzer« „Maine" zufolge fand die Explosion im Hauptmagazin statt. Da» Schiff wurde au» dem Wasser gehoben und brach thatsächlich in Stücke. Die Mehrzahl der Mannschaft und der Osfiziere war zur Zeit der Explosion unter Deck. Die offizielle Todtenliste verzeichnet 253 Mann und 2 Offiziere. Havanna, 17. Februar. Da« Unglück auf dem Kreuzer „Maine" wird einer Unvorsichtigkeit zugeschrieben, die beim Reinigen eine» Torpedo» begangen worden ist. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der frühere langjährige Botschafter am russischen Hofe, General v. Werder, wird sich demnächst nach Petersburg begeben, um einer Einladung de» russischen Kaiser« Folge zu leisten. Ob dieser Reise irgend eine politische Mission zu Grunde liegt, lassen wir dahingestellt sein. Jeden falls hat General v. Werder dieser Tage Audienz beim Kaiser Wilhelm gehabt. — Die „Hamb. Nachr. schreiben: „Die Nekrologe, welche die Blätter dem verstorbenen früheren österreichisch-ungari schen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Grasen Kal- noky, gewidmet haben, vervollständigen wir durch den Hinweis darauf, daß da« größte Verdienst, wa» sich dieser Minister um sein Vaterland erworben hat, zweifello» darin besteht, daß er seiner Zeit den zweiten russischen Strang, den wir bi» dahin auf un serem Bogen halten, aufgriff und auf den österreichischen spannte, al» ihn Herr v. Caprivi im Jahre 1890 abgerissen u. bei Seite geworfen halte." — Dem Reichstage sind die Berichte über die Thätigkeit der Reich«kommissarc für da« Au«wanderung»wescn während de» Jahre« 1897 zugegangen. Au« den bezüglichen Mittheilungen ergiebt sich, daß über die deutschen Häfen Bremen, Hamburg und Stettin im vorigen Jahre inSgesammt 18,801 deutsche Reichs- Angehörige auSgewandert sind, davon speziell au« Preußen 11,898 Personen. Etwa 15,000 Auswanderer halten Nordamerika, etwa lOOO Afrika zum Ziele ihrer Ausreise. Die Gcfammlziffer der Auswanderer aller Nationalitäten über Bremen wird für da« Jahr 1897 mit 46,798 Personen angegeben, d. h. um 700 Per sonen geringer al« im Jahre 1894, welche» seit sech« Jahren da bei Weitem niedrigste Kontingent von Auswanderern Bremen zuwie«. Auch die Auswanderer-Beförderung über Hamburg ist im v er stoffenen Jahr erheblich heruntergezangen, und zwar um 17,699 Köpfe, d. h. auf 35,049 Personen gegen 52,748 de» Vorjahre«. — Berlin. Der Minister für Landwirthschast hat unter Hinwei« auf die im „Reichsanzeiger" vom 4. d. M. enthaltene Bekanntmachung über den Schädling sowie aus die zur Verhütung der Einschleppung desselben unterm 5. d. M. ergangene Kaiserliche Verordnung da« Augenmerk der Behörden, LandwirlhschostSkam- mern und landwirthschaftlichen Vereine auf die von der San Jofo-Schildlau« dem heimischen Obstbau ,c. drohende Ge fahr hingelenkt und zugleich eriuchl, die betheiligten Kreise auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. Zur Verbreitung der Kennt- niß über da« Insekt, über welche« auch die Deutsche Landwirlh- schäft« Gesellschaft schon Einige» veröffentlicht hat, sind in Bälde geeignete Flugschriften >c. zu erwarten; auch wird seiner Zeit für Bertheilung von Wandtafeln mit Darstellungen de« Insekt- Sorge getragen werden. Bei Zweifeln über die Anwesenheit de« Schädling» in Pflanzungen sind u. A. da« Kaiserliche Ge< sundheil»amt, die Herren Professor Frank an der landwirthschast- lichen Hochschule in Berlin, Di. Hollrung zu Halle a. S., Oeko- nomierath Goethe in Geisenheim, Garteninspektor Ritter zu Enger», ferner da« pomologische Institut Pro«kau Auskunft zu geben in der Lage. — Bochum, 17. Februar. Aus der Zeche „Vereinigte Carolinenglück" bei Hamme fand heute früh eine Explosion schlagender Wetter statt. Bi» 11 Uhr Vormittag» wurden 37 Todte und viele Schwerverletzte heraufgeschaff«. Man befürchtet, daß die Zahl der Todten fünfzig erreichen wird. — Bi» Mittag waren 30 bei dem Grubenunglück Schwerverletzte im Krankenhaus ausgenommen. 30 bi» 40 Mann der Belegschaft, die jedenfalls verloren sind, befinden sich noch in der Grube. Die Rettungs arbeiten sind durch Nachschwaden sehr erschwert. — Oesterreich-Ungarn. Prager tschechische Quellen wollen wissen, daß für da« polnisch-tschechische Handel«- syndikat bereit» achtundzwanzig Millionen Gulden verfügbar seien. Die Tendenz de» neuen Syndikat» sei hauptsächlich gegen die Berliner und sächsische Exportindustrie gerichtet. — Frankreich. In der vorgestrigen Verhandlung de» Zola-ProzesscS war da» Auftreten de» General» Pellieux von hervorragendem Interesse. Derselbe trat der Agitation der Dreyfuspartei in äußerst energischer Weise entgegen. Zunächst analysirte der General da« vielgenannte „Bordereau" und erklärte, nur ein den: Kriegsministerium angehöriger Artillerieoffizier habe die in diesem Verzeichnis angeführten Thatsachen kennen und sich der in dem Bordereau vorkommenden technischen Ausdrücke be dienen können, da einem solchen Alle», wovon in dem Bordereau die Rede ist, bekannt sei. Der Zeuge erklärt: Wa» bleibt also von dem ganzen aufgerichteten Gebäude übrig? Nach meiner Ansicht nicht viel. Und doch hat man Osfiziere beschuldigt, den Schuldigen aus Befehl freizesprochen zu haben. Ich habe ein Soldatenherz, da» sich gegen all die Infamien, die man über uns ausgeschüttet, auflehnt, ich kann diese Infamien nicht mehr ertragen. Ich sage, daß e« ein Verbrechen ist, der Armee da» Vertrauen, da» sie zu ihren Führern hat, zu nehmen, denn wenn die Soldaten kein Vertrauen mehr zu ihnen haben, wa» sollen ihre Führer dann am Tage der Gefahr thun, der vielleicht näher ist, als man glaubt. (Sensation). Dann wird man ihre Söhne zur Schlachtbank führen, aber Zolo wird eine neue Schlacht ge winnen, er wird eine neue Debncle geschaffen haben und seinen Sieg vor Europa genießen, von dessen Karte Frankreich gestrichen ist. (Sensation). Wir wären glücklich gewesen, wenn da» Kriegs gericht Dreyfu» freizesprochen hätte, denn da» hätte bewiesen, daß e» keinen Verräther in der Armee gab, während wir trauern müssen, daß e» einen gegeben hat. Pellieux tritt hierauf unter anhaltendem Beifall zurück. — Pari», 16. Febr. Die bisher dreyfuSseindlichc Zeit ung „Journal" stellt fest, e« sei eine günstige Wendung de» Prozesse» für Zola eingctrcten; dieser habe bereit« die Revision de» DreyfuSprozesse» erreicht, denn wa» gegenwärtig im Gericht« saalc vorgehe, sei nicht mehr der Zola-Prozeß, sondern bereit« die Revision de» DreyfuS-ProzesieS. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 18. Februar. Der gestrige Tag stand für einen großen Theil unserer Bewohner unter dem Zeichen de» Ma-kenballcS der Gesellschaft „Freundschaft". Da« Fest war außerrrd-ntlich zahlreich besucht und nahm in der Thai einen wahrhaft glänzenden Verlaus. Da für heute die Zeit zu kurz, so werden wir in der nächsten Nummer unsere» Blatte» einen ausführlicheren Bericht darüber bringen. — Schönheide. Laut Bericht der am 16. d. M. abge- haltenen Generclversammlung de« hiesigen Erzgcbirg»zweig- vcrein« war der Besuch de« Prinz Georg-Thurme» auf dem Kuhberge im Jahre 1897 etwa» geringer, wa» auf die ungünstige Witterung de» vergangenen Sommer» zurückzuführen ist. Besucht wurde der Thurm von 5867 Erwachsenen, 1432 Kindern, 32 Schulklassen mit 1269 Kinder», 7 Feriencolonien mit 354 Kin dern. Verkauft wurden 6937 Postkarten, 195 Photographien. An den Thurmwart mußte eine Darauszahlung von Mk. 101,«» erfolgen. Die Bauschuld beträgt noch 1800 Mk. Die im Mai erscheinende Touristenkarte wird den Besuchern ein willkommener Wegweiser werden. Der zeitherige Vorsitzende Herr Schuldirektor Tiltel legte, da er mit anderen Arbeiten überhäuft, sein Amt freiwillig nieder. An dessen Stelle wählte man Herrn Bahn verwalter Frauenheim. Die übrigen Herren wurden wieder ge wählt und zwar al» 2. Vorsitz. Herr Gemeindcvorstand Haupt, als Cassirer Herr Kaufmann G. Baumann, al» Schriftführer Hr. Registrator Grünert, Stellvertreter Hr. Rendant Spranger. Der Ausschuß besteht au« folgenden Herren: Pastor Hartenstein, Kaufmann Leistner, Dcctor Pcnzel, Tischlermeister Poller, Kauf mann Schönfelder, Lehrer Schröter. Zum Schluß fordert Herr Pastor Hartenstein auf, dem bisherigen Bors. Herrn Dir. Tittel für seine Thätigkeit und da» warme Interesse, welche» er jederzeit dem Verein cntgegengebracht, den Dank der Versammlung durch Erheben von den Plätzen zu bekunden. Letzterer dankt für die Ehrung mit dem herzlichsten Wunsche, daß der Erzgebirg»verein ferner blühen und gedeihen möge. Glück auf! — Plauen. Ein Bubenstreich rohester Art ist in der Nacht zum Mittwoch an unserer neuen PauluSkirche verübt worden, indem man der link» neben dem Hauptportal stehenden Statue de« Apostel» Paulu« die da» Schwert haltende rechte Hand ab geschlagen hat. Um zu der Figur zu gelangen, mußte der Thäter eine Stange von etwa 7 Metern haben. Hoffentlich gelingt es, die rohen Burschen zu ermitteln. Eine exemplarische Strafe dürfte ihnen sicher sein. — Reichenbach, 16. Februar. Einem rohen Ucbcrfall sind gestern Abend auf der äußeren Zwickauerstraße zwei Domen ausgesetzt gewesen. Dieselben kamen au« der Wilhelm'schen Gärt nerei und wurden von einem Menschen verfolgt, der sich plötzlich in der Nähe von Seiler« Gärtnerei auf die eine Dame stürzte, sie zu Boden warf und nun am Halse derart würgte, daß sie nicht einmal einen Hilferuf au»stoßen konnte. Zum Glück kam ein Herr de» Wege», vor dem der Wegelagerer die Flucht ergriff. Nicht ganz mit Unrecht bringt man den Vorgang wohl mit dem Wolldiebstahl in einer Fabrik zusammen und nimmt an, daß der Angreifer einer der Diebe sei, der sich für da« Mißlingen de« diebischen Plane» habe rächen wollen und an eine falsche Adresse gerathen ist. — Chemnitz, 16. Febr. Bei dem Abend» 6 Uhr 40 Min. von Aue nach Chemnitz verkehrenden Güterzuge hatte gestern der seit Kurzem in Chemnitz ftationirte Schaffner Hetze da» Unglück, während der Au«fahrt im Bahnhof Thalhelm vom Wagen herab- Gedcnkta.qc zum Sli jährige» Slegierungs-IuSiläum König Aköertr von Sachten. 19. Februar. 1867. Besuch König Wilhelms von Preußen und des Kronprinzen in Dresden. 20. Februar. 1877. v Marie Simon, bekannte Samariterin bei den Sächsischen Truppen, während der Feldchge 186« und I87V/7I. 21. Februar. 1868. Abreise des königlichen Besuches aus Dresden. zusallen und überfahren zu werden. Hetze wurde sofort ge- tSdtet. — Großenhain, 15. Februar. Hier wurde eine Han delsschule für Mädchen errichtet; sie steht unter Leitung der seit Jahren erfolgreich wirkenden Handelsschule und bildet den erweiterten Ausbau eine« hier früher bestandenen privaten Unter nehmen», da« infolge Ableben» seine« Leiter« eingegangen ist. Die Handelsschule für Mädchen will ihren Zöglinginnen nicht nur die für den kaufmännischen Beruf erforderliche Vorbildung geben, sondern denselben zugleich Ersatz für den Besuch einer höheren Töchterschule bieten. — Borna, 15. Februar. Nach Mittheilungen eine» deut schen Scemannc» an seine hier lebenden Eltern sind in Kiaot- schau die Eßwaaren sehr billig. Für ein Li bezahlt man nach deutschem Gelde 2 Pf., für ein Huhn 20 Pf., für eine Ente 30 Pf. und für einen Hasen 50 Pf. — Weinböhla, 15. Februar. Seit 9. Januar d. I. ist hier ein noch nicht 14 Jahre alte» Mädchen, Elsa Marie Hille, spurlo» verschwunden. Da» für sein Alter körper lich sehr entwickelte Kind sollte für seine Mutter an jenem Tage Abend» '/,8 Uhr bei einem dortigen Kaufmann Maaren holen, ist aber von diesem Gange nicht heimgekehrt und alle Nachforschungen nach der Vermißten sind bisher ergebnißlo» geblieben. Elsa Hille ist geboren am 6. Mai 1884, hellblond, hat schwarze Augen, ist gesund und kräftig und war bekleidet mit grauem Jacket, gr. Kleid, gr. Falbelrock, roth und schwarz gestreiftem Unterrock und schwarzen Strümpfen. Die liefbelrübte Mutter, grau Hille, Niederauer straße 9g in Weinböhla, bittet, etwaige Nachrichten über ihr Kind ihr zukommen zu lassen. — Kirchberg. Ein hies. Verein halte Ende vergangener Woche ein Hcrrencssen in seiner Mitte veranstaltet. Al» man zum fröhlichen Mahle schreiten wollte, wurden die Mitglieder zum Erstaunen aller in eine Nebenstube gerufen. Und wa» fanden sie hier? — ihre im Festgewande erschienenen Frauen. Diese Frauenlist soll da» Mahl dann ungemein heiter gestaltet haben. — Für die von der „Deutschen Wacht" gerügte angebliche Doppelsprachigkeit auf einer sächsischen Staatsbahn strecke in Böhmen geben die „Dr. N." folgende Erklärung: Bekanntlich hat die sächsische Staal»bahn Strecken im Betriebe, die aus österreichischen Gebieten liegen. Die Verkehrsstellen jener Strecken haben bei Güterabfertigungen Frachtbriefe zu verwenden, die mit österreichischen Stempeln versehen sind. Die Stempel werden nicht in Gestalt von Marken aufgeklebt, sondern werden gleich bei der Herstellung der Frachtbriefe eingedruckt. Da e« sich bei den Frachtbriefen sonach um österreichische Stcmpelpapiere handelt, kann die sächsische Staatsbahn deren Herstellung nicht selbst besorgen lassen, sie muß die Frachtbriefe vielmehr au« Wien von der österreichischen Regierung beziehen. E» sind bisher be stellt worden und werden bestellt nur deutsche Frachtbriefe. Die Gesammtlieferung au» Wien kommt nicht in da» Lager nach Dresden, sondern bleibt auf österreichischem Gebiete, in Boden bach, von wo die Frachtbriefe je nach Bedarf an die österreichi schen, in sächsischer Verwaltung stehenden Stationen abgegeben werden. In einer der letzten au» Wien bezogenen Sendungen hat sich — auf welche Weise, ist noch nicht aufgeklärt — auch ein Packet befunden, da» Frachtbriefe enthielt, die mit Ausdruck in deutscher und in tschechischer Sprache versehen waren. Der Inhalt diese« Packet», Cilgutfrachtbriese, nicht die viel häufiger gebrauchten Güterfrachtbriese enthaltend, ist rein au» Versehen nicht zurückgcschickt, sondern an Stationen der Zittau-Reichenberger Linie abgegeben und von diesen mit zum Verkaufe gebracht worden. — Zweifellos werden die betr. sächsischen Beamten darüber wachen, daß ein solche» Versehen nicht wieder vorkommt. Ein echter Sohn des Erzgebirges: Herm. Kleinhempel, Grenzaufseher in Hammer-Unterwiesenthal. Lehrer E. Ott in Falkenstein i. B. (Schluß.) An einem sehr heißen Tag kommt Kleinhempel auf einen freien Hau. Einem alten 70jährigen Waldarbeiter au« Ober wiesenthal floß vom kahlen Schädel der Schweiß; die Hände zitterten; seine schwache Kraft vermag den Stock nicht zu spalten. Gerührt tritt Kleinhempel hinzu. Den kräftigen Streichen weichc der Stock. Mit dem Hebebaum wird er vollend» au»gewuchtek. Grenzausseher und Waldarbeiter liegen „geprellt" am Boden. „Und ich könnt das Glück genießen, Daß ich diesem armen Mann Einen Liebesdienst gethan." In da- armselige, dürftige Leben diese- Waldarbeiters er halten wir Einblick, wenn der Dichter den Alten sagen läßt: „Ga, in Jhrn Gliedern stackt Schu nuch Kraft un Saft. Kanne wühl en Stock auSreißen, Hamm wos BesserS a ze beißen, Laben nett vun treig'n Brut, Sei nug gung — un Ham ka Ruth. Bi schu alt, Herr, bi ra siebzig. Ho tan Othen mch. Wellt, der liebe Gott er nehm mich Nu ze siech de Höh. Ho tan Menschen, kane Kinner, Un de Zeit werd immer schlimmer ; Ach! schu lang starb mir mei Fra, Bi a mutterseel'n alla! Bi zerlumpt an ganzen Leib, Ho nischt azezieh. Scham mich wahrlich fer de Leut, Möcht kan Schriet waggieh. Bi su blank, wie do döS Stöckel, Ho net amol a Kerchn-Röckel, Will a Predig iich ahorch'n. Muß iichS erst beim Nachbar borgn. Un a Tischel, un an Stuhl, Un a Bibel auS der Schul. X Ka im Winter iich nett fort, Tröst iich mich an Gotteswort!" u. s. w. Kleinhempel meint dazu: „War t nicht draußen in dem Wald, Saht nicht diese Nothaestalt. Habt wohl auch nicht solch Erbarmen, Kennt die Noth nicht solcher Armen." Bei« Holz« hört man oft ein Platzen im Ofen, al» zer spränge etwa«. Kleinhempel knüpft daran di« Gedanken:
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