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Der sächsische Erzähler : 24.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-186902244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-18690224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-18690224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1869
- Monat1869-02
- Tag1869-02-24
- Monat1869-02
- Jahr1869
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 24.02.1869
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Allgemeinen Mit dem Frieden Europas bestellt ist. Kaum ist die griechisch-türkische Differenz auf einig? Zeit gestillt, so bricht der Krankheitsstoff Europas in Belgien wieder aus und solche Erscheinungen nehmen sofort den allerschlimmsten Charakter an, weil die Sreitendcn sofort von ihren Waffen Ge brauch machen können. Man droht jetzt nicht dem Gegner mit einer Tracht Prügel, sondern gleich mit Messerstichen und so lange wir so colossal stehende Heere erhalten müssen, wird die Versuchung, einmal zu probiren, was sie eigentlich leisten, bei der kleinsten Kleinigkeit ungemein stark. Wie jetzt die Sachen liegen, so scheint eö, muß entweder das jetzige bel gische Ministerium den Platz räumen und einem franzosenfreundlichen Ministerium Platz machen (und schon schicken sich die in Belgien so allmächtigen Ultramontanen an, mit Frankreich gemeinsame Sache zu machen, um den Minister krere Orban zu stürzen) oder aber, es tritt eine solche Erkältung der Be ziehungen zwischen Paris und Brüssel ein, daß die selbe nur als eine Vorstufe zur directen Feindschaft zu betrachten ist. Aber ist denn der griechisch-türkische Streit ge schlichtet? Die ehrenwerthe Conferenz hat zwar, nachdem das Schreiben der griechischen Regierung vorgetragen war, in welchem sie ihre Unterwerfung unter den Willen der Conferenz anzeigt, ihre Mission für beendet erklärt und sich aufgelöst, weil nunmehr die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwi schen der Türkei und Griechenland ohne Weiteres vor sich gehen könne. Die Pforte sowohl wie Grie chenland werden an ihren Höfen andere Persönlich keiten beglaubigen, als vor Ausbruch der Differenz anwesend waren, und der Vorsitzende der Pariser Conferenz, Herr von Lavaletre, hat den Termin fest gestellt, an welchem die neuen Gesandten von Con- stantinopcl und Athen aus auf ihre Posten abreisen sollen; aber die Erklärung des neuen griechischen Premiers, daß Griechenland für den Augenblick nach geben mußte, ohne indeß auf seine kriegerischen Pläne für die Zukunft zu verzichten, beweist hinlänglich, auf wie schwache Füße der Friede dort ge stellt ist. Inzwischen hat die Pforte ihren ersten Staatsmann durch den Tod verloren. Fuad Pascha, welcher die Ränke Rußlands in- und auswendig kannte und der zugleich insofern für die Zukunft der Pforte am besten zu sorgen wußte, als er allezeit bestrebt war, europäische Cultur in der Türkei ein zuführen, ist in Nizza an der Schwindsucht ver storben. Sein Nachfolger im Amte gilt als ein fanatischer Alttürke, welcher aller zeitgemäßer Refor men erbitterter Gegner ist. In dem Lande der Kastanien dauert der Zwischen zustand bis znr Begründung einer festen Staatsform unverändert fort. Die Cortes haben sich definitiv constituirt, der Triumvir, Marschall Serrano, wollte die Regierung niederlegen, erhielt aber von den Cortes ein Vertrauens-Votum mit dem Ersuchen, sein Mi nisterium neu zu bilden. Dieses Ministerium besteht nunmehr aus den sämmtlichen Mitgliedern der frühe ren Regierung. Seltsamer Weise richten sich die Blicke der Spanier jetzt auf den Vater des Königs von Portugal, den König Ferdinand, als ans den Lanbidäten, welcher die meistert Aussichten auf die spanische Kchne hätte. Dies nimmt umsomehr Wun der, als König Ferdinand gleich zum Beginn der Revolution ganz entschieden betonte, daß er sich als weinbergbesitzender und cultivirender Privatmann viel glücklicher fühle, als wie unter einer Kynigskroue und dem Purpurmantel. In Paris trifft die Regierung Anstalten, um die kaum gewährten geringen Freiheiten, wie die des Versammlungsrechts, wieder zu nehmen. Allerdings sind Mißbräuche mit den Volksversammlungen vor gekommen, indem auf die frechste Weise die Grund säulen eines jeden geordneten Staatswesens, wie die Ehe, das Eigenthum, die Verfassung u. s. w., ge höhnt, erschüttert und untergraben worden sind und Reden gehalten wurden, die an die verrufensten Jacobiner-Convente unter der Schreckenszeit der Re volution erinnerten. Indeß beschuldigt man nicht ohne Grund die Regierung, derartige Ausschreitungen gern zu sehen, ja wohl gar durch bezahlte Agenten hervorzurufen, um die erschreckten Bürger in die gußeisernen Arme des Militär-Despotismus zu treiben und einen Vorwand zu haben, das junge Grün der französischen Freiheit unter den eisigen Frost einer büreaukratischen Gewalt zu begraben. Die Regierung hofft auf diese Weise bei den Wahlen selbst in Paris einige Wahlbezirke abzujagen. Das neu zusammengetretene englische Parlament hat seine Thätigkeit mit einer Adresse begonnen, welche die Umschreibung der Thronrede der Königin ist. Da diese königliche Rede das feste Vertrauen auf Erhaltung des Friedens ausspricht, und für England die Nothwendigkeit betont, zunächst die friedlichen Reformen im Innern zu beenden, namentlich die Kirchenfrage zu erledigen, so hofft man auch auf dem Continente ziemlich allgemein, daß die kriegerischen Gelüste der waffenstarrenden Corsaren- durch die Stimme besonnener Mäßigung, die jenseits des Canals erhoben wird, noch gedämpft werden können. In Oesterreich fesseln die Verhandlungen des Reichsraths das Interesse auf's Neue. Man berieth das Budget des Unterrichts-Ministeriums. Die von dem Berichterstatter beantragte Resolution, die Re gierung solle in Fällen verfassuugsfcindlicher Agi tationen oder gesetzwidriger Renitenz gegen die Clerusmitglieder mit der Verminderung, Sperrung oder Entziehung der aus dem Religionsfond oder den Staatsvorschüssen fließenden Personal-Einkünste vorgehen, erhält Stimmengleichheit und wurde infolge des Votums des Vorsitzenden abgelehnt. Die Ma jorität machte geltend, daß die Regierung eine Aus füllung der Gesetzlücken zur Beseitigung der Renitenz zusicherte. Eine weitere Resolution, die Regierung solle dem Bischof von Linz die Güter Garsten und Gleink gegen Anweisung einer Normal-Dotation ab nehmen,.wird angenommen, nachdem der Untexrichtö- minister v. Hasner erklärt hat, daß die Regierung bereits Schritte eingeleitet hat, den Bischof von Linz auf die normalmäßige Dotation zu reduciren. Die^ Resolution, ReligionS-FondS-Güter, die anderen, geist lichen Würdenträgern zum Genüsse eingeräninj wuHNll: seien, vom nächsten Jahre angefangen, im BuPget- in Evidenz zu stellen, wird angenommen.
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