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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 15.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189906157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1899
- Monat1899-06
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- Monat1899-06
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zu Gehör gebrach! wurden und bei weichen man Gelegenheit hatte, einen schönen, klangvollen und auShaltendcn l. Tenor sowie einen überaus ansprechenden und umfangreichen II. Baß zu be wundern, haben wohl hinsichtlich de« Vortrage« al« auch der Composilion am besten gefallen »Da« stille Thal", »Dorfreigen", „Untcr'm Lindenbaum" und die mit Frische und Schncidigkeit gesungene Zugabe „Lustige Musikanten". Daß die „Stimmgabel" auch auf dem Gebiete der gegenwärtig in den Mannergesangver einen obligatorisch gewordenen humoristischen GesangSaufführungcn nicht unbewandert ist, bewies sie durch den überaus gelungenen Vortrag eine« „köstlichen" Duette« und einer mit „Kalauern" und anderen „kitzlichen Stellen" gespickten humoristischen Scene, welche die Zuhörer ungemein amllsirte. Möchte sich recht bald wieder einmal Gelegenheit bieten, die Leistungen diese« strebsamen und tüchtigen, unter bewährter Leitung vorwärt« strebenden Gesang vereine« zu hören, dem wir au« Dank für den gebotenen Genuß ein Vivat, creseut, lloreat zurufen. Lclir. — Carl«feld. Sonntag, den ll. Juni hielt der Männer- Gesangverein „Stimmgabel" von Eibenstock im neuerbautcn, schönen und sehr geräumigen Saale de« Grünlcr'schen Gasthofe« zu Carlrseld ein GesangSconcert ab. Da« Programm bot reiche Abwechslung zwischen Chorliedern, Quartett«, Duett» und Solo«. Die Aufführung begann mit: „Abendlied" v. Abt. Hieraus folgten 3 Lieder fröhlichen Charakter«: „Neuer Frühling" von Petschke, „Sommermorgen" v. Hauptmann und „Wohin mit der Freud!" v. Silcher. Sie bilden so recht den sprachlichen Ausdruck der Gefühle, die uns gerade in der jetzigen Jahreszeit beseelen in unserer herrlichen GcbirgSnatur. Hierauf folgten mehrere Lieder ernsteren Charakter«, wie: „Lang, lang ist'« her" von Schneider, „Der Lindenbaum" v. Schubert, „Die Abendfcicr" v. Kreutzer, »Die trockene Blume" v. Schubert und „Da« stille Thal". Mit dem heiteren Männerchore „Dorfreigen" von Marx schloß der I. Theil de« Concert«. — Der II. Theil desselben brachte außer einigen Chorgcsängen mit verschiedenem Inhalte: „Der Käfer und die Blumen" v. Veit, „Unterm Lindenbaum" und „Einkehr" von Sturm auch Vortragsstücke zur Ausführung, die da« dankbare Publikum in die denkbar freudigste Stimmung versetzten. Zu diesen letzteren gehörten da« humoristische Duett: »Die Ein quartierung" u. die humoristische Scene: „Eine Generalprobe zum Sängcrfeste". Reicher Beifall lohnte den Gesangverein für seine wohlgclungene Aufführung. Herzlichen Dank dem Dirigenten Herrn Cantor Viertel, der sich der Blühe unterzog, mit seinem gut geschulten Männcrgesangvereine der Einwohnerschaft von Carls- feld einen genußreichen Abend zu verschaffen. Herzlichen Dank aber auch dem Mannergesangvereine „Stimmgabel" zu Eibenstock dafür, daß er den Reinertrag de« Concert« dem hiesigen Frauen vereine zur Verfügung stellte. — Chemnitz, 10. Juni. Ein schwerer Unfall mit tödt- lichcm Ausgange ereignete sich auf dem Bahnkörper der Leipziger Linie, unweit des Bahnwärterhäuschens am Fischwege. Der daselbst am Bahnbau beschäftigte 31 Jahre alte Handarbeiter Jakob Flach, welcher verhcirathet und in Furth wohnhaft war, wollte einen kleinen Waldbrand, der durch Funken der dort be findlichen Baulokomotivc entstanden war, löschen. Hierbei wollte er die Gleise überschreiten, auf welchen in demselben Augenblick der Leipziger Personenzug, dessen Nahen er in seinem Eifer nicht bemerkt hatte, gefahren kam. Der Unglückliche wurde von der Maschine des Zuge« erfaßt und es wurde ihm hierbei die Schädel decke vollständig zertrümmert, so daß der Tod sofort eintrat. — Chemnitz, 12. Juni. Auf ein stark besetztes Coupe des Schnellzuges, welcher 7 Uhr 44 Min. von hier nach Leipzig abzeht, wurde kurz nach dem Verlassen de« Bahnhöfe«, etwa 100 Schritte hinter der Fabrik von Schönherr ein Schuß abgefeucrt. Da« linke Fenster de« Wagen« war halb, geöffnet, die Kugel, offenbar von einem Tcschin hcrrührcnd, kam durch diese Oeffnung, pfiff an den Köpfen der Insassen vorüber und drang durch da« gegen überstehende Fenster, welches mehrere Sprünge erhielt und die AuSgangsöffnung deutlich zeigte. Es wird sich schwerlich feststellen lassen, ob Ruchlosigkeit oder Fahrlässigkeit vorliegt. — Freiberg, II. Juni. Studenten der Bergakademie richteten an die sächsische Regierung eine Eingabe, die österreichisch- slavischen Studenten vom Besuche der Bergakademie auszuschließen. Die Eingabe wurde damit begründet, daß in den letzten Semestern durch mehrere österreichische Höhrer tschechischer Nationalität eine Provokation der deutschen Studentenschaft versucht worden sei, welche die Ruhe der Schule und deren Rus ernstlich gefährde. — Meißen, 11. Juni. Die Dummen werden nicht alle! Von einem hiesigen Handwerksmeister erfährt da« „Meißner Amtsbl." folgendes Vorkommniß. Mehrere junge Leute, welche bei ihm als Gehilfen arbeiten, hegten, wie so viele junge Leute, den sehnlichsten Wunsch, bald einen Bart zu bekommen. Der Zufall spielte ihnen nun ein geschriebene«, vielleicht humoristisch gemeinter Rezept in die Hand, aus welchem folgende« »approbirte« Haarwuchsmittel" angegeben war: „Man fange sich zwei Frösche, tödte diese Thiere und grabe die lobten Körper drei Tage und drei Nächte in die Erde. Nehme nach dieser Zeit die Körper wieder heraus und mische unter diese Masse etwa« Salz und gestoßenen weißen Pfeffer, ein wenig Oel au« einer Zinnlampe und 16 Tropfen Heringslauge. Mit diesem „Fett" bestreiche man die Stellen, auf welchen Haare wachsen sollen, drei Mal täglich." Diesen unglaublichen Unsinn haben die jungen Leute für Ernst genommen, haben diese« Präparat auch vorschriftsmäßig zubereitet und trotz de« ekelhaften Gerüche« thatsächlich die Oberlippe damit eingeriebcn. Einer der Gehilfen hörte baldigst mit der „appetit lichen" Einreibung auf, seine beiden Collegen aber setzten sie so lange fort, bi« die Oberlippe anschwoll und wund wurde. Da sich dann auch gefährliche Pusteln zeigten, so wurde e« den bart- wüthigen Jünglingen doch Angst und sic suchten deshalb ärztliche Hilfe. Sie hatten in ihrer Dummheit eine Blutvergiftung her vorgerufen, die ziemlich gefährlich war. Haare waren aber keine gewachsen! — Reichenbach i. V., 13. Juni. Eine große Feuers brunst hat in den ersten Morgenstunden de« heutigen Dienstag« die große, drei Etagen hohe Streichgarnspinnerei der Firma C. F. Eckhardt, Stadtrath Chr. Popp gehörig, in Trümmer gelegt. Die im anstoßenden Wohnhaus wohnenden Familien mußten schleunigst ihr Leben in Sicherheit bringen und zwei aus Bodenkammern schlafende Dienstmädchen ließen laute Hilferufe hören, konnten aber da« brennende Gebäude noch rechtzeitig verlassen, während von der beweglichen Habe saft nicht« gerettet wurde. In der 4. Morgenstunde waren bereit« sämmtlichc Säle ausgebrannt und die Maschinen krachend in Schult gesunken. Die Feuerwehr hatte ihre Hauptthätigkeit daraus zu richten, einen neuen Anbau mit mechanischer Weberei zu schützen, was aber auch nur Ihcil- weisc gelang, da sich die Flammen von dem alten in» neue Ge bäude mit riesiger Schnelligkeit fortpflanzten. Auch eine in der niedcrgebranntcn Fabrik unlergcbrachte Anstalt für Wollrcinigung ist mit vernichtet worden. Al« Entstehung-Ursache kann nur Brandstiftung in Betracht kommen. — Aue, 10. Juni. In dem zwischen hier und Lauter gc- legcncn, der Stadtgemeinde Zwickau gehörigen Burkharrt«walde entstand gestern Nachmittag ein Waldbrand. Durch da» rasche Eingreifen von herbeigceilten Leuten konnte dem Brand, der einen ungefähr zehn Jahre alten Fichtcnbestand ergriffen hatte, trotz de« herrschenden Winde« bald Einhalt gethan werden. In Berns bach und Lauter wurden wegen de« Brande« die Feuerwehren alarmirt. Die Entstchung«ursachc ist noch unbekannt. — Ebmath. In der Nacht zum Donnerstag gelang e« den beiden in Ebmath stationirtcn Grenzaufsehern Schwatlo und Lehmann, eine über die Grenze geschmuggelte Kuh zwischen Ebmath und Tiefenbrunn zu beschlagnahmen. — Die tiefsten Brunnen in Sachsen. Man schreibt au« Schellcnberg in Sachsen: Im Schlosse Augustusburg, welches in den Jahren 1568—1572 vom Kurfürst August erbaut worden ist und an dessen Fuße da« von herrlichem Nadel- und Buchen wald umgebene ca. 2000 Einwohner zahlende, im Sommer von zahlreichen lüft- und erholungsbedürftigen Kurgästen gern besuchte Städtchen Schellenberg liegt, befindet sich im Schloßhof ein 170 Meter tiefer Felscnbrunncn mit einem Wasserstand von ca. 50 Meiern. Aus der Leuchtenburg (Bergschloßl in Sachsen-Alten burg befindet sich ein Brunnen von ca. 104 Metern in der Tiefe. Der Brunnen de« Schlosse« zu Gnandstein bei Leipzig hat 200 Meter Tiefe. Der Brunnen aus der Festung Königstein hat 187 Meter Tiefe init ca. 17 Meter Wasscrstand. Da» erforderliche Wasser für die Bewohner und für die Militär-Kommando« wird durch Dampfbetrieb gehoben. Die Festung selbst liegt 250 Meter über dem Elbspiegcl, an der Einmündung der Biela (113 Bieter ü. M.). Schließlich sei noch der Stolpner Schloßbrunnen erwähnt, welcher eine Tiefe von 82 Metern hat, aber nur einen geringen Wasserstand besitzt. Akut und Eisen in der bayrischen Meinpfakz. Ium SO. Jahrestage der Gefechte bei Kirchheimbolanden und bei Ludwigs hafen am 14. und 1ö. Juni 1849. Von vr. H. Rinteln. Der Monat Mai de« Jahre« 1849 zeigt uns die Rhein pfalz in voller Gährung und wa» diese Gährung bedeutete und schließlich bezweckte, zeigte sich klar, al» die provisorische Regier ung, welche ihren Sitz zu Kaiserslautern aufgeschlagen hatte, mit dem nahen, ebenfalls im Aufruhr befindlichen Badenlande zu einer badisch-pfälzischen — Republik zusammenzugehen, sich anschickle. Die Vereinigung beider Staaten zum Zwecke gegen seitiger Unterstützung beim AuSbruche ihres Kampfe« für die republikanische Freiheit war jedoch so besorgnißerregend und konnte von so verderblichen Folgen für die Sicherheit ganz Deutschlands und seiner staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung werden, daß die Fürsten dieser Länder energische Maßregeln zu treffen sich gezwungen sahen, um den bedrohten Gegenden den Frieden ent weder zu erhalten, wo der Zunder der Empörung noch nicht ge zündet hatte, oder wiedcrzugeben, wo bereit« die Lohe de» Auf ruhrs cmporschlug. So erließ König Max v. Bayern am 10. Juni 1849 folgende Proklamation: .Pfälzer!" „Mit tiefem Kummer sieht sich Euer König gezwungen, die Gewalt der Waffen gegen eine Provinz aufzurufen, welche seinem Herzen stet« theuer gewesen ist und dem Königshause in glücklicheren Tagen unverkennbare Beweise ihrer Liebe und Anhänglichkeit gegeben hat! Da« Unglück, welche» mit Eurem gesetzwidrigen Handeln über Euer schöne« Land hcrcingebrochen ist, bildet einen beklageniwerthen Gegensatz zu den Segnungen der gesetzlichen Regierung, unter welcher Glück und Wohlstand im Volke sich immer lebendiger entwickelt hatten! Pfälzer! Ihr müßt erkennen, daß Ihr da» Opfer einer schweren Täuschung geworden seid! Ich weiß, daß die große Zahl der Gutgesinnten mit Sehnsucht den Tag der wieder kehrenden Ordnung erwartet! Dieser Tag ist Euch nabe! Pfälzer! An Euch ist e«, zum Ziele de« Frieden« mitzuwirken! Ich erwarte, daß Ihr dem Rufe Eure« König« folgen und dazu beitragen werdet, die staatliche Ordnung wieder zu befestigen! Glaubt mir, Pfälzer, daß Ich, von inniger Liebe für da« gesammte deutsche Vaterland durchdrungen, Meine heiligste Ausgabe darin finde, auf dauerhafte Weise die Wohlfahrt, Einigkeit und Größe Deutschland« und da» Glück der Meiner Leitung andcrtrauten Volkrstämme zu begründen! Vertraut dem Worte Eure« König«! Er sieht in Euch, mit Ausnahme weniger Verführer, keine Feinde, sondern Irrende! Die Feinde werden der verdienten Strafe verfallen! Den Irrenden wird er zu verzeihen wissen! München, den 10. Juni 49. Max." Dagegen erließ der Oberkommandant der Pfälzer VolkSwchr noch am selbigen Tage folgenden Ausruf: „Pfälzer!" „Der Krieg ist nur noch eine Frage der Zeit! Unsere Feinde werden aber nicht den Muth haben, unsre Grenze zu überschreiten, wenn Ihr zeigt, daß Ihr ihnen Mann gegen Mann cntgegentretct! Darum wird hiermit der Landsturm aufgeboten! und folgende« angeordnel: 1) Am 11. Juni um 6 Uhr Morgen« soll in allen Orten Sturm geläutet werden und bedeutet da« erste Mal, daß da« Vaterland in Gefahr ist, zum zweiten Mal, daß ein Jeder aus dem Posten zu sein hat! 2) Die Bewohner sollen sich mit Piken, Sensen, Dreschflegel, Heugabeln usw. bewaffnen, ausslellen und unverzüglich ihre Führer wählen! 3) Auf den Thürmen und Dächern sollen überall Wachen ausgestellt werden! 4) Für den Signaldienst des Nacht« hobt Ihr Feuerbrände, Alarmpfähle, Strohbündel mit Theer be gossen, an Stangen ausgestellt, bereit zu halten! 5) Sollen alle wichtigen Engpässe besetzt werden! Pfälzer! Da» Vaterland ist in Gefahr! Rettet e«I Kaiserslautern, den 10. Juni 1849. General Sznayda." Eine ähnliche Proklamation erließ am 12. Juni die provi sorische Regierung zu Kaiserslautern. E« war also jede Hoff nung eine« friedlichen Ausgleich» zwischen den Aufständischen und den Gutgesinnten und dem Könige ausgeschlossen. Die Ge walt der Waffen sollte und mußte entscheiden. Die Pfalz war zur Zeit von bayerischen Truppen so gut wie entblößt. Der Aufruhr war so schnell entstanden, hatte so schnell große Dimensionen angenommen, daß e« unmöglich war, zur rechten Zeit ausreichende Truppenmassen über den Rhein zu werfen, da diese erst au« ibren Garnisonen gesammelt werden mußten. Da« Frankfurter Parlament erließ daher an Preußen die Aufforderung, mit einem Korp« au« der Rheinprovinz der Reichsarmee, die in der Nähe Frankfurt« vcrtheilt war, zu Hülfe zu eilen und unverzüglich die pfälzische Grenze zu überschreiten. Die ReichSarmee unter Oberst Peucker aber sollte bald darauf in dem fast gleichzeitig ausbrechendcn Revolution-kriege im nörd lichen Baden Verwendung finden. Gerüstet und schlagfertig, wie sie war, rückte die preußische Armee unter dem Oberbefehle de« Prinzen von Preußen, späteren Kaiser Wilhelm l., ohne Weitere« vor, nachdem zuvor der Be fehl dazu von Berlin au« eingetroffen war. Am 12. Juni be fand man sich unmittelbar der Pfälzer Grenze gegenüber und General Hirschfeld, der Kommandeur de« linken Flügel«, der sich der Grenze am nächsten befand, erließ bei seinem Ueberschreiten derselben folgende Proklamation: „Bewohner von Rheinbahern!" »Aus Befehl meine« König«, veranlaßt durch die Auf forderung der Centralgewalt, die bundesmäßige Hilfe zu leisten, betrete ich mit meinen Truppen, Euren deutschen Brüdern, heute Euren Boden, um Euch den Frieden wiederzubringen! Den wohlgesinnten Bürgern verspreche ich Schutz und erwarte von ihnen kräftige Unterstützung bei Handhabung der Gesetze und Herstellung der Ordnung! Die Aufrührer aber, die Euch in Unglück und Verderben gestürzt haben, Werve ich mit starker Hand niederwerfen, wo ich sie finde! Hauptquartier Baumholder, den 12. Juni 1849. Der kommandirendc General (gez.) v. Hirschfeld." So begann am 13. Juni auf der ganzen Operationslinie auf dem linken Rheinufer der Angriff auf die Pfalz von Seiten der Preußen. Der rechte Flügel drang von Westen her gegen Homburg vor. Da« Cenlrum von Norden her folgte der Straße, die sich an dem Laurerbache gegen Kaiserslautern hinzieht. Auf dem linken Flügel rückten zwei verschiedene Colonnen gegen Süden vor; die eine von Alzey, die andere von Worms. Am Morgen erschien die erstgenannte Truppenabtheilung vor Homburg, welches nach kurzem Widerstand aus Seiten der Pfälzer, die unter ihrem Kommandanten Schimmelpfennig fochten, von den Preußen be setzt wurde. Diese schlugen den Weg nach Landstuhl ein und rückten dann der 2. preußischen Abthcilung nach Kaiserslautern nach. Da» Centrum der Preußen drang bei Lauterecken über die Grenze. Der Weg dieser Colonnc führte durch da» schmale Lauterthal nach Kaiserslautern, dem Sitze der provisorischen Regierung. Man hatte erwartet, in dem schmalen, oft von Bergen schluchtartig eingeengten Thal energischen Widerstand zu finden, doch Niemand stellte sich den Vordringenden entgegen und noch am Abend de» 13. zog sich die provisorische Regierung au« Kaiserslautern nach Neustadt an der Hardt zurück. Die auf dem linken Flügel opcrirende Abthcilung rückte am 14. bis nach Kirchheimbolanden vor. Beim Herannahen der Preußen wurde auf Befehl de» Kommandeurs der Frei- schaaren, l)r. Zitz, Sturm geläutet, auch waren die Landleule nochmal« angewiesen worden, sich aus diese« Zeichen schleunigst im Orte zu sammeln. Doch erschienen nur Wenige. Die Reservedivision unter dem preußischen General von Brun fand die Schützen der Freischaaren im Orte ausgestellt, welche die Avantgarde der Division mit einigen wohlgezielten Büchsenschüssen empfingen und sich dann auf die Hügel hinter dem Orte zurück zogen, ohne Schaden anzurichten oder den Schützen de« preuß ischen Füsilierbataillon« Stand zu halten. Die nachrückenden Colonnen fanden keinen Feind im Orte vor, erhielten aber au» dem Schlosse plötzlich eine Salve, welche 3 Mann leicht verwundete. Da« Feuer wurde von den Preußen erwidert und nachdem einige Karlälschcnschüffe abgegeben waren, zogen sich die Insurgenten zurück und ließen 20 Todle, sämmtlich in blauer Blouse, auf dem Platze zurück. Am 15. zogen die Preußen in Kaiserslautern ein und hielten einen Tag Rast. Am 16. begaben sie sich wieder auf den Marsch und zwar östlich gegen die Rhcinebene. Die 2. Abthcil ung de» linken Flügel«, die zur Vereinigung mit der Armee auf dem reckten Rheinufer bestimmt war, rückte von Worms auf dem linken Rheinufcr aufwärts nach Frankenthal, welche» am 14. nach kurzem Gefechte genommen wurde. Man besetzte Oggers heim und erstürmte am 15. die Rheinpassage von Ludwigs hafen gegenüber Mannheim. Um 5 Uhr Morgens wandle sich die Division Hanneken von Worm« nach Oggersheim. Um Ludwig-Hasen zu rekognoS- ziren, wurde unter Führung de« Majors Künzel von dort, theil- weise auch schon von Frankenthal au«, daß erste Bataillon 28. Infanterieregiment« entsandt, ferner 2 Feldgeschütze unter Lieut. Decker, 30 Jäger und eine Schwadron Husaren. Der eigentliche Angriff geschah folgendermaßen: Auf der Hauptchaussce von Oggerth nach Ludwigshafen ging recht« die erste Compagnie vor, link« die zweite, dazwischen die Jäger; mehr dem Rheine zu, von Friesenheim kommend, die 3. Compagnie in Reserve, die beiden Geschütze nebst der 4. Com pagnie und der Schwadron Husaren. An den Rohrbacher Höhen stieß man auf die ersten Freischaaren, welche nach einigen Schüssen au« ihrer Stellung vertrieben wurden. Weiter vergehend besetzte die 2. Compagnie den Bahnhof, während die 1. Compagnie sich der Straße gegenüber, welche zur Rheinbrücke führte, fortbc- wegte. Die Insurgenten hatten in Ludwigshafen drei vorzüglich gute Barrikaden au» Baumwollenballen und dahinter liegenden Eichcnbohlen errichtet und zwar am Nord- und Westausgang und an der Rheinbrücke. Auf der Mannheimer Seite standen 15 Geschütze, welche die Rheinbrücke und den Bahnhof wirksam beschießen konnten. Die anmarschirenden Preußen erhielten von der äußersten Barrikade und den vorderen Häusern her ein hef tige» Feuer, welche» jedoch glücklicherweise zu hoch ging, so daß die Kugeln zumeist wirkungslos über die Köpfe der Angreifer hinwegsausten. An den beiden Barrikaden am »deutschen Hause" wurden von den Insurgenten Sturmkolonnen vorgezogcn, welche jedoch, auf eine Salve der preußischen Geschütze hin, die Flucht ergriffen. Nur drangen die 1. und 2. Compagnie, welche am nächsten waren, hervor und nahmen in einem Anlauf die äußere Barrikade und die ersten, danebenstehendcn Häuser. Die 2. Compagnie gelangte zuerst an die Rheinbrücke und erstürmte auch dort glücklich die Barrikade. Nachdem die 3. Compagnie den Bahnhof wieder genommen, besetzte sie diesen und die Lagerhäuser am Rhein, um in Verbindung mit den Jägern da« Geschützfcner der Insurgenten zu schwächen, da» für die preußischen Geschütze gesährlich zu werden begann. Die preußischen Geschütze halten sich ebenfalls am Bahnhof aufgestellt, um die über die Brücke sich zurückziehenden Insurgenten zu beschießen, waren aber genöthigt, zur Erreichung diese« Zweck« die vorhandenen Deckungen un benutzt zu lasten und blieben so dem Feuer der Aufständischen ausgesetzt. Gegen Abend befand sich schließlich die ganze Stadt im Besitz der Preußen, welche in den Straßen, welche durch den Feuerschein der brennenden Barrikaden und Häuser taghell be leuchtet waren, bivouakirten. Die Insurgenten unterhielten aber die ganze Nacht hindurch ein schwache« Feuer von der Mann heimer Seite her und versuchten die Brücke zu sprengen, wurden aber durch die Wachsamkeit der Truppen daran gehindert. Die Einnahme von Ludwigshafen bezeichnete da« Ende de« Pfälzer Ausstande«, dem noch im selben Monat da« Ende der Badenser Erhebung mit gleichem Resultat folgen sollte.
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